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der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1909.
Dresden.
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1910.
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS Im-
Herausgegeben
v/on dem Redaktionskomitee.
in Dresden.
Jahrgang 1909.
Januar bis Juni.
Mit 2 Tafeln und 8 Abbildungen im Text.
Dresden.
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1909.
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Redaktionskomitee für 1909.
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr» Förster.
Mitglieder: Prof. Dr, E. Lohrmann, Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer
Dr. P. Wagner, Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. A. Lottermoser und
Prof. Dr. A. Witting.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
Verzeichnis der Mitglieder S, V. — Ernst Fürchtegott Zschau f S. XV.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3. — Ernst Hackel- Stiftung S. 3. — Escherich, K.:
Aus dem Leben der Termiten S. 3. — Lohrmann, E.: Geweihbildung in der Familie
der Hirsche, neue Literatur S. 3. — Schorler, B.: Neue Literatur S. 3,. — Stadel-
mann, H.: Lichtversuche am Chamäleon S. 4. — Viehmeyer, H.: Über Raupen
und Ameisen S. 3; gegenwärtiger Stand der Tierpsychologie S. 4. — Besichtigung
der Eiersammlung des Lehrers B. Hantzsch im Heimatkundlichen Schul-
museum S. 4.
II. Sektion für Botanik S. 4. — Drude, 0.: Chlorophyll und Assimilationsprozefs
unter dem Einflufs der Sonnenbestrahlung und des Himmelslichtes, mit Bemerk, von
R. Jahr, Literaturbesprechungen S. 5; Vorlage von Bildern von Alpenpflanzen am
natürlichen Standorte S. 4. — Neger, F.: Scheuchzeria- Früchte im Flachmoor bei
Okrilla S. 4; Mutation parasitischer Pilze S. 5. — Scheidhauer, R.: Literatur-
besprechung S. 4. — Schorler, B.: Bereicherungen der Flora Saxonica 1906—1908
S. 4; neue Literatur S. 5. — Stiefelhagen, H.: Ergebnisse einer botanischen
Sammelreise in die Seealpen S. 4.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 6. — Engelhardt, H.: E. F. Zschau f
S. 6. — März, Chr.: Eiszeiten und Moränen in der sächsischen Oberlausitz S. 6.
— Schönfeld, G.: Neuer Stegocephalen-Fund aus dem sächsischen Rotliegenden, ent-
wicklungsgeschichtliche Stellung der Stegocephalen S. 6. — Stutzer, 0.: Sommer-
aufenthalt in Alaska und Yukon 1908 S. 6. - Wagner, P.: Neue Literatur S. 6.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen S. 6. — Bruhrn, A.: Gefäfse aus einem
Hügelgrabe bei Merseburg S. 7. — Deichmüller, J.: La Tene- Funde von Cröbern
bei Leipzig S. 7; vorgeschichtliche Votive und Weihegaben S. 8; neue Literatur S. 7.
— Döring, H.: Steinzeitliche Besiedelung der Gegend um Leipzig, mit Bemerk, von
J. Deichmüller S. 6; Steinäxte von Wachau S. 7; neue Literatur S. 6. — Göhler, P.:
Votive und Weihegaben des katholischen Volkes als urgeschichtliche Zeugnisse und
Reste S. 7, mit Bemerk, von 0. Jäkel S. 8. — Klähr, M.: La Tene-Funde der
Leipziger Gegend, neue Literatur S. 7.
V. Sektion für Physik und Chemie S. 8. — Beythien, A.: Die chemischen Grund-
lagen einer rationellen Ernährung S. 9. — Förster, Fr.: Zwei elektrochemische Vor-
lesungsexperimente S. 9. — Friese, W. : Der Staub- und Rufsgehalt der Dresdner
Luft S. 8.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik S. 9. — Heger, R.; Zür Kon-
struktion der rationalen Kurven 3. Ordnung S. 9. — Krause, M.: Näherungsweise
Integration totaler Differentialgleichungen S. 12. — Müller, F.: Gedächtnisrede an
Hermann Grafsmann S. 10. — Neovius, E. R.: Minimalflächenstücke, dere^i Be-
grenzung von drei geradlinigen Teilen gebildet wird S. 12. — Schreiber, Ai: Be-
dingungsgleichungen für Rückwärtsschnitte S. 11. — Weinmeister, Ph.: Ableitung
der Formel für den Mantel des schief abgeschnittenen Umdrehungskegels &. 10;
Rollenverwandtschaft zwischen Parabel und Kettenlinie S. 12. — Witting, A. : V Vor-
richtung zum Zeichnen von Ellipsen S. 12. 1
Inhalt des Jahrganges 1909.
Verzeichnis der Mitglieder S. V. — Ernst Fürchtegott Zschau f S. XV.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3 und 21. — Ernst Hackel- Stiftung S. 3. — Es eher ich, K.:
Aus dem Leben der Termiten S. 3; Beziehungen zwischen Ameisen nnd Pflanzen S. 21;
neue Literatur S. 22. — Lohrmann, E.: Geweihbildung in der Familie der Hirsche
S. 3; die Familie der Hirsche S. 21; neue Literatur S. 3. — Neger, F. : Neue Be-
obachtungen an körnersammelnden Ameisen S. 21. — Schorler, B.: Neue Literatur
S. 3. — Stadelmann, H.: Lichtversuche am Chamäleon S. 4. — Viehmeyer. H.:
Über Raupen und Ameisen S. 3; gegenwärtiger Stand der Tierpsychologie S. 4; Ver-
gleich zwischen der Ameisen- und Menschen-Psyche S. 21. — Besichtigung der Eier-
sammlung des Lehrers B. Hantzsch im Heimatkundlichen Schulmuseum S 4.
II. Sektion für Botanik S. 4 und 22. — Drude, 0.: Chlorophyll und Assimilations-
prozefs unter dem Einflufs der Sonnenbestrahlung und des Himmelslichtes, mit Bemerk,
von R. Jahr, Literaturbesprechungen S. 5; Bilder von Alpenpflanzen am natürlichen
• Standorte ‘S. 4.. — Naumann, ArT Botanische Ergebnisse eines dreitägigen Aufent-
halts an der Franz - Schlüterhütte in den Südtiroler Kalkalpen S. 22. — Neger, F.:
Scheuchzeria - Früchte im Flachmoor bei Okrilla S. 4; Mutation parasitischer Pilze
S. 5. — Scheidhauer, R.: Literaturbesprechung S. 4. — Schorler, B. : Berei-
cherungen der Flora Saxonica 1906 — 1908 S. 4; neue Literatur S. 5 und 22. —
Stiefelhagen, H.: Ergebnisse einer botanischen Sammelreise in die Seealpen S. 4.
— Besichtigung der Ausstellung über die Dresdner Heide im Heimatkund-
lichen Schulmuseum S 22.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 6 und 23. — Engelhardt, H.:
E. F. Zschau f S. 6. — Kalkowsky, E. : Geologische Reliefs vom Vesuv und von
Santorin, neue Minerale aus Sachsen, über Pleochroismus, Versuche mit der Wünschel-
rute, neue Literatur S. 23. — März, Chr.: Eiszeiten und Moränen in der sächsischen
Oberlausitz S. 6. — Schönfeld, G.: Neuer Stegocephalen-Fund aus dem sächsischen
Rotliegenden, entwicklungsgeschichtliche Stellung der Stegocephalen S. 6. — Stutzer,
0.: Sommeraufenthalt in Alaska und Yukon 1908 S. 6. — Wagner, P. : Neue Lite-
ratur S. 6 und 23. — Ausflug nach Niederschöna S. 23.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen S. 6 und 24. — B rühm, A. : Gefäfse aus
einem Hügelgrabe bei Merseburg S. 7. — Deichmüller, J.: La Tene- Funde von
Cröbern bei Leipzig S. 7; vorgeschichtliche Votive und Weihegaben S. 8; Gründung
einer Deutschen Gesellschaft für Vorgeschichte, neue Funde aus Sachsen S. 24; neue
Literatur S. 7 und 24. — Döring, H.: Steinzeitliche Besiedelung der Gegend um
Leipzig S. 6, mit Bemerk, von J. Deichmüller , S. 7; Steinäxte von Wachau S. 7;
Literaturbesprechung S. 6 und 24. — Ebert, O. : Literaturbesprechung S 24. —
Göhler, P.: Votive und Weihegaben des katholischen Volkes als urgeschichtliche
Zeugnisse und Reste S. 7, mit Bemerk, von 0. Jäkel S. 8. — Klähr, M.: La Tene-
Funde der Leipziger Gegend, neue Literatur S. 7.
Y. Sektion für Physik und Chemie S. 8 und 25. — Beythien, A.: Die chemischen
Grundlagen einer rationellen Ernährung S. 9. — Förster, Fr.: Zwei elektrochemische '
Vorlesungsexperimente S. 9. — Friese, W. : Der Staub- und Rufsgehalt der Dresdner
Luft S. 8; Methodik der Staub- und Rufsbestimmung in der Luft S. 25. — Hall-
wachs , W. und Dember, H.: Kontakt- elektrische und lichtelektrische Arbeiten aus
dem physikalischen Institut der Technischen Hochschule S. 25. — Lottermoser, A. :
Jetziger Stand der Kolloid chemie S. 25.
VI. Sektion für reine nnd angewandte Mathematik S. 9 und 26. — Heger, R.:
Zur Konstruktion der rationalen Kurven 3. Ordnung S. 9; irrationale ebene Kurven
3. Ordnung S. 26; Wandtafeln mit Kurven 3. Ordnung S. 29. — Krause, M. :
Näherungsweise Integration totaler Differentialgleichungen S. 12. — Müller, F.: Ge-
dächtnisrede an Hermann Grafsmann S. 10. — Neovius, E. R.: Minimalflächenstücke,
deren Begrenzung von drei geradlinigen Teilen gebildet wird S. 12. — Schreiber, A :
Bedingungsgleichungen für Rückwärtsschnitte S. 11; der harmonische Analysator von
Mader S. 27; Logarithmenpapiere und deren Anwendung, Abacus zur Auflösung drei-
gliedriger kubischer Gleichungen S. 28. — Weinmeister, Ph.: Ableitung der Formel
IV
für den Mantel des schief abgeschnittenen Umdrehungskegels S. 10; Rollverwandtschaft
zwischen Parabel und Kettenlinie S. 12; graphische Bestimmung der Achsen des
schiefen elliptischen Kegels S. 26. — Witting, A.: Vorrichtung zum Zeichnen von
Ellipsen S. 12.
VII. Hauptversammlungen S. 14 und 29. — Beamte im Jahre 1910 S. 30 und 32f —
Veränderungen im Mitgliederbestände S.17, 30 und 31. — Kassenabschlufs für 1908
S. 14, 15 und 18. — Voranschlag für 1909 S. 14. — Freiwillige Beiträge zur Kasse
S. 31. — Geschenk von 500 M. zur Drucklegung eines neuen Bibliothekskatalogs S. 30.
— Bericht des Bibliothekars S. 34. — Bibliotheksangelegenheiten S. 30. — Ernst
Häckel - Stiftung S. 15. — Naturschutzpark in den Alpen S. 15. — Erhaltung der
Sternwarte im Dresdner Ausstellungspark S. 30. — Verbilligung der sächsischen
topographischen Karten S. 15. — 500jährige Jubelfeier der Universität Leipzig S. 15,
17 und 30. — Gedenkfeier des 100. Geburtstages von Charles Darwin S. 14. —
Drude, 0.: Die Theorie der Entstehung der Arten als Markstein im Lebensbilde
Darwins S. 15. — Göllnitz, 0.: Die erdmagnetische Vermessung Sachsens und
deren Ergebnisse S. 30. — Hempel, W. : Elektrische Laboratoriumsöfen S. 30. —
Kalkowsky, E.: Die geologischen Grundlagen der Entwicklungslehre S. 15. —
Lange, E.: Immunitätserscheinungen S. 16. — Meyor, E.von: Die chemische Ver-
edelung der Zellulose und ihre wirtschaftliche Bedeutung S. 15. — Schiffner, K.:
Die neueren Untersuchungen über Radioaktivität» und radioaktive Wässer Sr. 14
Schreiber, A.: Das Stereoskop und die Stereomethoden, sowie deren Anwendung
in der Phologrammetrie S. 30. — Ausflug nach Meifsen, Besichtigung der Alt-
städter Dampfmolkerei S. 16, und der Nähmaschinenfabrik von CI. Müller
in Dresden S. 29.
B. Abhandlungen.
Bachmann, E.: Die Flechten des Vogtlandes. S. 23.
Deichmüller, J.: Einige neolithische Funde aus Sachsen. Mit 2 Abbildungen. S. 112.
Drude, 0.: Die Theorie der Entstehung der Arten als Markstein im Lebensbilde
Darwins. S. 11.
Hall wachs, W., und Dember, H.: Mitteilungen über im Physikalischen Institut der
Technischen Hochschule Dresden ausgeführte Arbeiten. Mit 2 Tafeln. S. 65.
Heger, R.: Zur Konstruktion von Kurven 3. Ordnung. Mit 8 Abbildungen. S. 48.
Heger, R.: Vorführung dreier Wandtafeln für Kurven 3. Ordnung. S. 110.
Kalkowsky, E.: Geologische Grundlagen der Entwicklungslehre. S. 3.
Müller, F. : Zur Erinnerung an Hermann Grafsmann. S. 43.
Naetsch, E.: Über Lichtgrenzkurven und geodätische Linien. S. 58.
Naumann, A.: Die botanischen Ergebnisse eines dreitägigen Sammelausfluges in die
Umgebung der Franz - Schlüterhütte (D.-Oe. A -V.). S. 86.
Wanderer, K.: Der erste Fund eines Moschusochsen im Diluvium des Königreiches
Sachsen. Mit 1 Tafel und 1 Abbildung. S. 79.
Wanderer, K. : Zum Alter der Schichten an der Teplitzer Strafse in Dresden-Strehlen.
S. 114.
Weinmeister, Ph.: Graphische Bestimmung der Achsen des schiefen elliptischen
Kegels. Mit 3 Abbildungen. S. 103.
Die Verfasser sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich, eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Verzeichnis der Mitglieder
der
N aturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden
im Juni 1909.
Berichtigungen bittet man an den Sekretär der Gesellschaft,
d. Z. Hofrat Prof. Dr. J. Deicliinüller in Dresden, K. Mineral.- geologisches Museum
im Zwinger, zu richten.
.
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.
L Ehrenmitglieder.
Jahr der
Aufnahme.
1. Agassiz, Alex., Dr. phil., Kurator a. D. des Museum of Comparative Zoology in
Cambridge, Mass. 1877
2. Credner, Herrn., Dr. phil., Geh. Kat, Prof, an der Universität und Direktor
der geolog. Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen in Leipzig (1869)1895
3. Galle, J. G., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor a. D. in Potsdam . . 1866
4. Haugliton, Sam., Rev., Professor am Trinity College in Dublin ..... 1862
5. Jones, T. Rupert, Professor a. D. in Penbryn, Chesham, Bucks ..... 1878
6. Krone, Herrn., Hofrat, Professor a. D. in 'Laubegast (1852) 1908
7. Laube, Gust., Dr. phil., K. K. Hofrat, Professor an der Universität in Prag 1870
8. Ludwig, Priedr., Dr. phil., Hofrat, Professor, Oberlehrer am Gymnasium in
Greiz (1887)1895
9. Magnus, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin 1895
10. Omboni, Giov., Professor an der Universität in Padua 1868
11. Rohn, Karl, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der Universität in Leipzig (1885) 1904
12. Seydewitz, P. von, Dr. jur. et phil., Staatsminister a. D. in Dresden, Lennestr. 1 1903
13. Stäche, Guido, Dr. phil., K. K. Hofrat, Direktor a. D. der K. K. Geologischen
Reichsanstalt in Wien (1877)1894
14. Tschermak, Gust., Dr. phil., K. K. Hofrat, Professor an der Universität in Wien 1869
15. Verbeek, Rogier D. M., Dr. phil., Direktor der geologischen Landesuntersuchung
von Niederländisch-Indien in Buitenzorg 1885
16. Wiesner, Jul., Dr. phil , K.K. Hofrat, Professor an der Universität in Wien (1868) 1908
17. Wolf, Franz, Dr. phil., Professor, Realschuldirektor in Rochlitz 1895
18. Zirkel, Ferd., Dr. phil., Geh. Rat, Professor an der Universität in Leipzig . . 1895
II. Wirkliche Mitglieder.
A. In Dresden und den Vororten.
1. Baensch, Wilh., Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, Waisenhausstr. 34 1898
2. Baldauf, Rieh., Privatmann, Geinitzstr. 5 1878
3. Barthel, Theod., Kais. Telegraphensekretär, Ludwig Richterstr. 35 ... . 1901
4. Bauer, J. Adolf, Kaufmann, Falkenstr. 12 ... " 1903
5. Beck, F. Heinr., Bezirkschullehrer, Lortzingstr. 15 1896
6. Becker, Herrn., Dr. med., Oberarzt am Stadtkrankenhause, Sidonienstr. 16 . 1897
7. Beier, Herrn., Bürgerschullehrer, Schillerstr. 39 . . . 1907
8. Berger, Karl, Dr. med., Pragerstr. 44 1898
9. Bernkopf, Georg, akadem. Bildhauer, Wittenbergerstr. 43 1900
10. Besser, C. Ernst, Professor, Münchnerstr. 30 1863
11. Beythien, Adolf, Dr. phil., Direktor des städt. ehern. Untersuchungsamtes,
Carolinenstr. 8 ..... 1900
12. Biedermann, Paul, Dr. phil., Professor an der K. Tierärztlichen Hochschule
und Oberlehrer an der Annenschule, Reinickstr. 11 1898
13. Böhme, Max, Dr. phil., Oberlehrer an der III. Realschule, Feldlierrnstr. 29 . 1904
14. Böhmig, Konr. Heinr., Dr. med., Hauptstr. 36 1904
15. Bose, K. Mor. von, Dr. phil., Fabrikdirektor a. D., Löbauerstr. 22 1868
16. Bracht, Eugen, Geh. Hofrat, Professor an der K. Akademie der bildenden
Künste, Franklinstr. 11 1905
17. Brömel, Alb., Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Dreikönigschule, Puls-
nitzerstr. 10 1906
18 Bruhm, Arth., Forstassessor, Uhlandstr. 29 1907
19. Burdach, Fritz, Dr. med., Oberstabsarzt, Melanchtonstr. 5 ...... . 1902
VIII
Jahr der
Aufnahme.
20. Calberla, Heinr., Privatmann, Bürgerwiese 8 1897
21. Ciippers, Friedr., Kaufmann, Julius Ottostr. 12 1896
22. Dannenberg, Osk. Eugen, Dr. med., Christianstr. 1/3 1902
23. Deichmüller, Job., Dr. phil., Hofrat, Professor, Kustos des K. Mineral.-geolog.
Museums nebst der Präbistor. Sammlung, Bergmannstr. 18 1874
24. Dember, Harry, Dr. pbil. , Assistent an der K. Tecbniscben Hocbscbule,
Residenzstr. 9 . 1906
25. Dietz, Rud., Dr. pbil., Professor an der K. Technisch en Hochschule, Sedanstr. 14 1902
26. Döring, F. Herrn., Bezirkschuldirektor, Glacisstr. 24 1885
27. Dressier, Heinr., Professor, S.eminaroberlehrer, Würzburgerstr. 61 ... . 1893
28. Drude, Osk., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hochschule
und Direktor des K. Botanischen Gartens, Stübel- Allee 2 1879
29. Dutschmann, Georg, Bezirkschullehrer, Bernhardstr. 113 1903
30. Ebert, Gust. Rob., Dr. phil., Professor, Weinligstr. 7 1863
31. Ebert, Otto, Taubstummenoberlehrer, Falkenstr. 2 1885
32. Eiinert, Osk. Max, Vermessungsingenieur, Teutoburgstr. 8 1893
33. Eisenbaus, Theod., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Hohestr 37 b 1909
34. Engelhardt, Bas. von, Dr. phil., Kais. Russ. Staatsrat, Astronom, Liebigstr. 1 1884
35. Engelhardt, Herrn., Hofrat, Professor, Bautznerstr. 34 1865
36. Entner, Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Fürstenstr. 52 . . 1906
37. Fehrmann, Max Rieh., Bürgerschullehrer, Neubertstr. 25 1901
38. Eickel, J., Dr.phil., Prof., Oberlehrer am Wettiner Gymnasium, Anton Graffstr. 11 1894
39. Fischer, Hugo Rob., Geh. Hof rat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Schnorrstr. 57 1879
40. Flachs, Rieh., Dr. med., Oberarzt, Sidonienstr. 6 1897
41. Flatlie, Mart., Bergdirektor a. D., Richard Wagnerstr. 5 1905
42. Förster, Friedr., Dr. phil., Geh. Hof rat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Hohestr. 46 1895
43. Francke, Hugo, Dr. phil., Mineralog, Müllerbrunnenstr. 5 1889
44. Freitag, Willy, Oberlehrer an der II. Realschule, Eisenstuckstr. 26 ... . 1906
45. Freude, Aug. Bruno, Bürgers chullehrer, Seminarstr. 11 ........ 1889
46. Freyer, Karl, Bczirkschuldirektor, Herbertstr. 34 1896
47. Friedrich, Edm., Dr. med., Sanitätsrat, Lindengasse 20 1865
48. Friese, C. Walter, Dipl. -Ingenieur, Nahrungsmittelchemiker, Ostra - Allee 31 1905
49. Frölich, Gust., K. Hofbaurat, Elisenstr. 11 1888
50. Galewsky, Eug. Eman., Dr. med., Christianstr. 21 1899
51. Gebhardt, Mart., Dr. phil. , Professor, Oberlehrer am Vitzthumschen Gym-
nasium, Walpurgisstr. 11 1894
52. Geinitz, Leop., Bureauassistent an den K. Sächs. Staatsbahnen, Rabenerstr. 11 1886
53. Geissler, Gust. Alfr., Oberlehrer an der I. Realschule, Wittenbergerstr. 18 . 1904
54. Giseke, Karl, Privatmann, Franklinstr. 17 1893
55. Göllnitz, Osk., K. Obervermessungsinspektor, Gutzkowstr. 15 1908
56. Gottlöber, Mart., Bezirkschullehrer, Weinbergstr. 18 1908
57. Grahl, Hans, Apotheker, Augsburgerstr. 69 1908
58. Gravelius, Harry, Dr. phil., Astronom, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Reissigerstr. 13 1897
59. Grossmann, Alb., Dr. ing., Fabrikbesitzer, Königsbrückerstr. 22 1906
60. Grübler, Mart., Geh. Hofrat, Kais. Russ. Staatsrat, Professor an der K. Tech-
nischen Hochschule, Bernhardstr. 98 .... 1900
61. Grützner, C. Max, Professor, Realschuloberlehrer, Ermelstr. 5b 1906
62. Grüner, Harald, Bergingenieur, Werderstr. 24 1909
63. Gühne, Herrn. Bernh., Dr. phil., Professor beim K. Sächs. Kadettenkorps,
Jägerstr. 28. 1896
64. Günther, Osw., Chemiker, Frankenstr. 5 . 1899
65. Guthmann, Louis, Geh. Kommerzienrat, Fabrikbesitzer, Pragerstr. 34 . . . 1884
66. Haase, Gertr., Drs. med. Ww., Eisenstuckstr. 28 1907
67. Ilähle, Herrn., Dr. phil., Chemiker, Blasewitz, Schubertstr. 42 . . . . . 1897
68. Hänel, F. Paul, Dipl.-Chemiker, Fabrikbesitzer, Behrischstr. 30 1899
69. Hallwachs, Willi., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Münchnerstr. 2 1893
70. Hefelmann, Rud., Dr. phil., Chemiker, Schreibergasse 6 . . 1884
71. Heger, Gust. Rieh, Dr. phil., Studienrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Wiuckelmannstr. 37 1868
IX
Jahr der
Aufnahme,
72. Heinrich, Karl, Buchdruckereibesitzer, Johann Georgen-Allee 27 ... . 1898
73. Heller, Karl, Dr. phil., Professor, Kustos des K. Zoolog, und Anthrop.-ethnogr.
Museums, Franklinstr. 22 . 1900
74. Helm, Georg Ferd., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Dippoldiswaldaergasse 10 1874
75. Hempel, Hans, Dr. phil., Nahrungsmittelchemiker, I. Assistent am städtisch.
UUUJLI1# Vj 11 ICA ö UUU UAlg öCXJLLl J. U JLL^ö LA . JL W . JL
76. Hempel, Walt. Matthias, Dr. phil., Geh. Bat, Professor an der K. Tech-
nischen Hochschule, Zelleschestr. 44 1874
77. Henke, K. Bich., Dr. phil., Prof., Bektor der Annenschule, Lindenaustr. 9 . 1898
78. Herrmann, Em., Bezirkschullehrer, Döbelnerstr. 62 1905
79. Hofmann, Alex. Emil, Dr. phil., Ge]i. Hofrat, Goethestr. 5 1866
80. Hofmeier, Ernst, Privatmann, Leubnitzerstr. 32 1903
81. Hoyer, K. Ernst, Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der I. Bealschule,
Marschnerstr. 18 1897
82. Hühner, Georg, Dr. phil., Apotheker, Am Markt 3 und 4 1888
83. Hupfer, Herrn. Paul, Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der II. höh. Töchter-
schule, Gneisenaustr. 20 1907
84. Jacobi, Arn. , Dr. phil. , Professor an der K. Technischen Hochschule und
Direktor des K. Zoolog, und Anthrop.-ethnogr. Museums, Marsdorferstr. 7 1904
85. Jacoby, Julius, K. Hofjuwelier, Jüdenhof 1 1882
86. Jahr, Bich., Photochemiker, Fabrikbesitzer, Schubertstr. 15 1899
87. Jenke, Andreas, Bezirkschuloberlehrer, Zirkusstr. 10 1891
88. Jühling, Franz, Streichinstrum.- und Saitenfabrikant, Moritzstr. 2 ... . 1900
89. Ihle, Karl Herrn., Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt,
Kamenzerstr. 9 1894
90. Kadner, Paul, Dr. med., Krenkelstr. 13 . . 1906
91. Kämnitz, Max, Dipl. - Chemiker, Bautznerstr. 79 1894
92. Käseberg, Mor. Bich., Dr. phil., Institutslehrer, Gr. Plauenschestr. 9 . . . 1886
93. Kalkowsky, Ernst, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule und Direktor des K. Miner. -geolog. Museums nebst der Prähistor.
Sammlung, Bismarckplatz 11 1894
95. Kiefsling, Hugo, Dipl.-Ingenieur, Stadtvermessungsinsp., Martin Lutherstr. 3 1908
96. Klähr, Max, Oberlehrer an der I. Bealschule, Fürstenstr. 11 1899
97. Klette, Alfons, Privatmann, Besidenzstr. 18 1883
98. Knauth, Bernh., Bezirkschuloberlehrer, Dorotheenstr. 18 1909
99. Köckhardt, Walt., Oberlehrer an der Kreuzschule, Kyffhäuserstr. 23 . . . 1907
100. König, Klemens, Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt,
Stephanienstr. 95 1890
101. Kopeke, Klaus, Dr. ing., Geh. Bat, Sedanstr. 25 1877
102. Köpert, Otto Herrn., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Yitzthumschen
Gymnasium, Krenkelstr. 17 1903
103. Kotte, Erich, Dr. phil., Seminaroberlehrer, Briesnitz, Maximilianstr. 8 . . 1905
.104. Krause, Martin, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Bäcknitz, Friedrich Wilhelmstr. 82 1888
105. Kühn, Gust. Em., Dr. phil., Geh. Schulrat, Vortragender Bat im K. Ministerium
des Kultus and öffentlichen Unterrichts, Ferdinandstr. 16 1865
106. Kühnscherf, Alex., Techniker, Gr. PJauenschestr. 20 1904
107. Kühnscherf, Emil, Fabrikbesitzer, Gr. Plauenschestr. 20 1866
108. Kühnscherf, Erich, Kaufmann, Gr. Plauenschestr. 20 1904
109. Kürzel, Arth. Eduard, Privatmann, Nordstr. 25 1903
110. Küster, Max G., Dr. med., Fürstenstr. 58 1905
111. Kuntze, F. Alb. Arth., Bankier, An der Kreuzkirche 1 . . . . . • . . 1880
112. Kunz-Krause, Herrn., Dr. phil., Medizinalrat, Professor an der K. Tierärztlichen
Hochschule, Ludwig Bichterstr. 6 1901
113. Ledebur, Hans Em. Freiherr von, Friedensrichter, Uhlandstr. 6 1885
114. Lehmann, Ernst, Dr. phil., Seidnitzerplatz 7 1906
115. Lehmann, F. Georg, K. Hofbuchhändler, Handelsrichter, Schlofsstr. 32 . . 1898
116. Leuner, F. Osk., Ingenieur, Klarastr. 16 1885
117. Lewicki, Ernst, Professor an der K. Technischen Hochschule, Würz-
burgerstr. 51 1898
118. Lohmann, Hans, Dr. phil., Oberlehrer am König Georg -Gymnasium, Bern-
hardstr. 106 , . . . ? ...... . f . , , f , 1896
X
Jahr der
Aufnahme,
119. Lohrmann, Ernst, Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der II. Realschule,
Lüttichaustr. 16
120. Lottermoser, K. A. Alfred, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Wintergar tenstr. 15
121. Ludwig, J. Herrn., Bezirkschullehrer, Wintergartenstr. 66
122. Ludwig, Walt., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
Zelleschestr. 10
128. Luther, Rob., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule, Reichen-
bach str. 53
124. März, Christ., Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Dreikönigschule,
Bautznerstr. 22
125. Manliu, Jean, Professor, Nürnbergerstr. 50
126. Mann, Max Georg, Dr. med., Sanitätsrat; Ostra- Allee 7
127. Meier, E. F. Gust., Oberlehrer am Yitzthumschen Gymnasium, Dippoldis-
waldaergasse 6
128. Meigen, Friedr., Dr. phil., Oberlehrer an der II. Realschule, Nöthnitzerstr. 26
129. Meiser, Emil, Mechaniker, Kurfürsten str. 27
130. Meissner, Georg, Ingenieur, Palaisstr. 8
131. Menzel, Osk., Baumeister und Architekt, Ferdinandstr. 8
132. Menzel, Paul, Dr. med., Sanitätsrat, Mathildenstr. 46
133. Meyer, Ernst von, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Lessingstr. 6
134. Modes, Herrn., Ingenieur, Antonstr. 18
135. Möhlau, Rieh., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Semperstr. 4
136. Mollier, Rob. Rieh., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, George Bährstr. 4
137. Morgenstern, Osk. Wold., Oberlehrer an der Annenschule, Holbeinstr. 26 .
138. Moritz, P. Wald., Zahnarzt, Pragerstr. 48
139. Mühlberg, Joh., Rumän. Konsul, Kaufmann, Webergasse 32
140. Miihlfriedel, Rieh., Bezirkschuldirektor, Theresienstr. 21
141. Müller, Felix, Dr. phil., Professor, Weifser Hirsch, Bautznerstr. 84 . . .
142. Müller, G. Felix, Dipl. -Ingenieur, Bernhardstr. 115
143. Müller, Rud. Ludw., Dr. med., Blasewitz, Friedrich Auguststr. 25 ... .
144. Nägel, Adolf, Dr. ing., Prof, an der K. Techn. Hochschule, Eisenstuckstr. 17
145. Naetsch, Emil, Dr. phil., Professor an der K. Techn. Hochschule, Blasewitz,
Striesenerstr. 5
146. Naumann, K. Arno, Dr. phil., Professor, Assistent am K. Botanischen Garten
und stellvertr. Direktor an der Gartenbauschule, Borsbergstr. 26 ... .
147. Nessig, Rob., Dr. phil., Prof., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Lutherplatz 9
148. Neumann, E. Günt., Dr. phil., Seminarlehrer, Bernhardstr. 103
149. Niedner, Chr. Frz., Dr. med., Geh. Medizinalrat, Winckelmannstr. 33 . .
150. Oeder, Reinhard, Dr. phil., Zahnarzt, Marschallstr. 28
151. Ostermaier, Josef, Kaufmann, Blasewitz, Barteldesplatz 4
152. Pander, John, Eisenbahndirektor a. D., Wintergartenstr. 9
153. Pattenhausen, Beruh., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule und Direktor des K. Mathem.-physikal. Salons, Reichenbachstr. 53 .
154. Paul, M. O., Dr. phil., Seminaroberlehrer, Pestalozzistr. 15
155. Pazsclike, Otto, Dr. phil., Privatmann, Forststr. 29
156. Pestei, Rieh. Mart., Mechaniker und Optiker, Hauptstr. 1
157. Peuckert, F. Adolf, Oberlehrer an der Dorotheenschule, Seilergasse 2 . .
158. Pfitzner, Paul, Dr.phil., Professor, Oberlehrer an der Kreuzschule, Bettinastr. 12
159. Pötschke, F. Jul., Techniker, Gärtnergasse 5
160. Preller, Bernh., Realschullehrer, Schmiedegäfschen 2
161. Presspricli, Gust., Stadtbaumeister, Schumannstr. 6
162. Putscher, J. Wilh., Privatmann, Reichsstr. 26
163. Rahenhorst, G. Ludw., Privatmann, Stolpenerstr. 8
164. Range, E. Alb., Oberbaurat, Blumenstr. 1 . .
165. Rebenstorff, Herrn. Alb., Professor beimK. Sächs. Kadettenkorps, Glacisstr.3
166. Reichardt, Alex. Wilibald, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Wettiner
Gymnasium, Chemnitzerstr. 35 . .
167. Renk, Friedr., Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule und Direktor der Zentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege,
Münchner Platz 16
1892
1898
1897
1909
1908
1907
1909
1900
1900
1901
1901
1907
1902
1894
1894
1887
1895
1897
1891
1906
1903
1898
1908
1903
1877
1909
1896
1889
1893
1907
1873
1908
1896
1905
1893
1909
1905
1899
1873
1901
1882
1908
1904
1872
1881
1898
1895
1897
1894
_XI_
Jdür der
Aufnahme.
168. Reuter, Am. Klem., Privatmann, Anton Graffstr. 22 1908
169. Richter, Emil, Privatmann, Loschwitz, Robert Diezstr 9 1908
170. Richter, F. Arth., Privatmann, Blase witz, Marschall- Allee 18 1899
171. Richter, K. Wilh., Dr. med., Hähnelstr. 1 1898
172. Richter, Konrad, Oberlehrer an der Annenschule, Räcknitz, Friedrich Wilhelm-
strafse 74 1895
173. Richter I, M. J. Em., Dr. jur., Rechtsanwalt, Waisenhausstr. 27 1901
174. Riemer, Osk., Chemiker, Braumeister, Chemnitzerstr. 58 1906
175. Rimann, Eberh., Dr. ph.il., Dipl. -Ingenieur, Assistent an der K Technischen
Hochschule, Hopfgartenstr. 8 .... 1905
176. Röhner, K. Wilh., Bezirkschullehrer, Elisenstr. 16 1898
177. Rohrs, Friedr., Lehrer an der Handelschule, Niederwaldstr. 31 1907
178. Römisch, Adolf, Amtsgerichtsrat a. D., Anton Graffstr. 21 1909
179. Rühencamp, Rob., Dr. phil., Fabrikdirektor, Blasewitz, Südstr. 17. . . . 1903
180. Salbach, Franz, Dipl.-Ingenieur, Reichenbachstr. 67 1895
181. Sauer, Kurt, Realschullehrer, Rabenerstr. 20 1908
182. Saupe, Albin, Dr. phil., Prof., Oberlehrer an der I. Realschule, Kyffhäuserstr. 17 1907
183. Schade, F. Albin, Gymnasiallehrer, Franklinstr. 16 1906
184. Schanz, Fritz, Dr. med., Sanitätsrat, Pragerstr. 36 1901
185. Scheele, Kurt, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Wettiner Gymnasium,
Blasewitzerstr. 13 1893
186. Scheidhauer, Rieh., Zivilingenieur, Reinickstr. 9 1898
187. Schiller, Karl, Privatmann, Bautznerstr. 47 1872
188. Schmidt, Herrn. G., Bezirkschullehrer, Niederwaldstr. 15 1898
189. Schneider, Bernh. Alfr., Dr. phil., Apotheker, Schandauerstr. 43 .... 1895
190. Schneider, Friedr., Realschullehrer, Teutoburgerstr. 5 1909
191. Schneider, Gust., Dr. phil., Semiaaroberlehrer, Carlowitzstr. 29 1908
192. Schöne, J. E., Dr. phil., Seminaroberlehrer, Loschwitz, Karolastr. 23 . . . 1908
193. Schönfeld, Jul. Georg, Bezirkschullehrer, Naufslitz, Annabergerstr. 2 . . . 1905
194. Schorler, Bernh., Dr. phil., Realschuloberlehrer und Kustos des Herbariums
an der K. Technischen Hochschule, Krenkelstr. 34 1887
195. Schreiber, Paul, Dr. phil., Regierungsrat, Professor, Direktor der Landes-
wetterwarte, Gr. Meifsnerstr. 15 1888
196. Schulze, Georg, Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Dreikönigschule,
Markgraf enstr. 34 1891
197. Schulze, Jul. Ferd., Privatmann, Liebigstr. 2 1882
198. Scliunke, Th. Huldreich, Dr. phil., Professor, Seminaroberlehrer, Blasewitz,
Waldparkstr. 2 1877
199. Schwede, Rud., Dr. phil., Apotheker, Gutzkowstr. 28 1901
200. Schweissinger, Otto, Dr. phil., Apotheker, Medizinalrat, Dippoldiswaldaerplatz 3 1890
201. Schwotzer, Mor., Bürgerschullehrer, Kl. Plauenschestr. 12 1891
202. Seyde, F. Ernst, Kaufmann, Strehlenerstr. 29 ... 1891
203. Seyler, Heinr., Dr. phil., Chemiker, Hohestr. 50 1905
204. Simon, H. Jos., Dr. phil., Assistent an der K. Pflanzenphysiologischen Ver-
suchstation, Reifsigerstr. 15 1904
205. Sporbert, Erich, Gymnasiallehrer, Bankstr. 5 1908
206. Stadelmann, Heinr., Dr. med., Niirnbergerstr. 45 1905
207. Stauss, Walt., Dr. phil., Chemiker der städtischen Gaswerke, Pillnitzerstr. 57 1885
208. Stein, Max, Kaufmann, Bischofsweg 100 1909
209. Stiefelhagen, Hans, Bezirkschullehrer, Albrechtstr. 3 1897
210. Stresemann, Rieh. Theod., Dr. phil., Apotheker, Residenzstr. 42 1897
211. Struve, Alex., Dr. phil., Fabrikbesitzer, Struvestr. 8 1898
212. Täger, E. H., Geh. Forstrat, Kaitzerstr. 64 1908
213. Tedesco, Adolf, Fabrikdirektor a. D., Blasewitz, Forsthausstr. 4 1903
214. Tempel, Paul, Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt, Mark-
grafenstr. 37 1891
215. Teucher, O. Alfr., Oberlehrer am König Georg- Gymnasium, Barbarossastr. 17 1907
216. Thallwitz, Joh., Dr. phil., Prof., Oberlehrer an der Annenschule, Mathildenstr. 6 1888
217. Thiele, Herrn., Dr. phil., Chemiker, Privatdozent an der K. Technischen Hoch-
schule, Winckelmannstr. 27 1895
218. Thiele, Karl, Apotheker, Leipzigerstr. 82 1900
219. Thümer, Ant. Jul., privat. Institutsdirektor, Blasewitz, Residenzstr. 12 . . 1872
220. Toepler, Aug., Dr. phil. et med., Geh. Rat, Professor a. D., Reichenbachstr. 9 1877
221. Toepler, Max, Dr. phil., Professor an der K. Techn. Hochschule, Uhlandstr.40 1896
XII
Jahr der
Aufnahme.
222. Tschaplowitz, Friedr., Dr. phil., Privatmann, Pfotenhauerstr. 51 .... . 1906
223. Ulbricht, F. Rieh., Dr. phil., Geh. Banrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Hettnerstr. 3 1885
224. Yiehmeyer, Hugo, Bezirkschullehrer, Reissigerstr. 21 1898
225. Yieth, Joh. von, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt,
Arndtstr. 9 1884
226. Yogel, G. Klemens, Bezirkschullehrer, Lindenaustr. 25 1894
227. Yoigt, Alban, Privatmann, Münchnerstr. 34 1909
228. Yorländer, Herrn., Privatmann, Parkstr. 2 1872
229. Wagner, A. Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Eisenacherstr. 13 1897
230. Wagner, M. Joh., Dr. phil., Bürgerschullehrer, Burgsdorffstr. 13 1903
231. Walther, Reinhold Freiherr von, Dr. phil., Professor an der K. Technischen
Hochschule, Münchnerstr. 15 1895
232. Weber, Friedr. Aug., Institutsoberlehrer, Zirkusstr. 34 1865
233. Weber, Rieh., Dr. phil., Nahrungsmittelchemiker, Loschwitz, Leonhardistr. 5 1893
234. Weigel, Joh., Kaufmann, Marienstr. 12 1894
235. Werner, Friedr., Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Johannstädter
Ufer 12 1902
236. Werther, Joh., Dr. med., Oberarzt am Stadtkrankenhause, Eisenstuckstr. 44 1896
237. Wiechel, Hugo, Oberbaurat, Bismarckplatz 14 1880
238. Winzer, Hugo, Dr. phil., Privatmann, Mockritzerstr. 6 1903
239. Wirth, Herrn., Dr. phil., Prof., Oberlehrer an der I. Realschule, Borsbergstr. 19 1907
240. Witting, Alex., Dr. phil., Prof., Oberlehrer an der Kreuzschule, Waterloostr. 13 1886
241. Wobst, Karl, Professor, Oberlehrer a. D., Ammonstr. 78 1868
242. Wolf, Theod., Dr. phil., Privatgelehrter, Hohestr. 62 1891
243. Zielke, Otto, Apotheker, Altmarkt 10 1899
244. Zinimermann, Rieh., Dr. phil., Chemiker, Altenbergerstr. 3 1908
245. Zipfel, E. Aug., Bezirkschuldirektor, Zöllnerstr. 7 1876
246. Zschuppe, F. Aug., Oberlandmesser, Holbeinstr. 15 1879
B. Aufserhall) Dresden.
247. Arldt, Th., Dr. phil., Realschuloberlehrer in Radeberg, Badstr. 8 1906
248. Beck, Ant. Rieh., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt .... 1896
249. Boxberg, Georg von, K. Kammerherr, Rittergutsbesitzer auf Rehnsdorf . . 1883
250. Brand, Willy, akadem. Bildhauer, Tolkewitz, Dresdnerstr. 31 1908
251. Carlowitz, Karl von, K. Kammerherr, Majoratsherr auf Liebstadt .... 1885
252. Dietel, E., Hauptmann und Batteriechef im K. Sachs. Feldartillerieregiment
Nr. 28 in Pirna 1902
253. Döring, Horst von, K. Oberförster in Klotzsche - Königswald , Gartenstr. 6 1905
254. Engelhardt, Rud., Dr. phil., Dipl. - Chemiker in Oberlöfsnitz, Reichsstr. 19 . 1896
255. Escherich, K., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1907
256. Fritzsche, Felix, Privatmann in Niederlöfsnitz, Wilhelmstr. 2 1890
257. Gebier, Walter, Fabrikbesitzer in Pirna, Mühlenstr. 10-12 1904
258. Hentschel, L. W., Dr. phil., Chemiker, Löfsnitzgrund 1902
259. Hoffmann-Lincke, Max, Privatmann in Radebeul, Leipzigerstr. 17 ... . 1902
260. Jentsch, Joh. Aug., emer. Lehrer in Klotzsche, Königsbrückerstr. 86 . . . 1885
261. Jentzsch, Albin, Dr. phil., Fabrikbesitzer in Radebeul, Goethestr. 34 . . 1896
262. Kesselineyer, Charles, Privatmann in Bowdon, Cheshire 1863
263. Mammen, F., Dr. phil., Forstassessor, Privatdozent an der K. Forstakademie
in Tharandt 1902
264. Neger, Frz. Willi., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt 1905
265. Sanner, Hugo, Bergrat, Radebeul, Wasastr. 68 1908
266. Schreiber, Albert, Dr. ing., K. Bauamtmann in Niedersedlitz 1907
267. Seidel, T. J. Rud., Kunst- und Handelsgärtner in Grüngräbchen .... 1899
268. Siegert, Theod., Bergrat, Professor, Radebeul, Gabelsbergerstr. 1 . . . . 1895
269. Thiermann, Rud., Forstassessor, Assistent an der K. Forstakademie in
Tharandt 1906
270. Yater, Heinrich, Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt 1882
271. Wanderer, Karl, Dr. phil., Direktorialassistent am K. Miner.- geolog. Museum
nebst der Prähistor. Sammlung, Tolkewitz, Dresdnerstr. 31 ..... . 1906
272. Weinmeister, Joh. Philipp, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Forst-
akademie jn Tharandt . ............ 1900
XIII
Jahr der
Aufnahme.
273. Wislicenus, Adolf, Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt 1899
274. Zetzsche, Frz., N ahrungsmittelchemiker, Assistent an der Techn. Prüfung-
stelle der K. S. Zoll- und Steuerdirektion, Kötzschenbroda, Schützenstr. 19 1906
III. Korrespondierende Mitglieder.
1. Albert!, Osk. von, Regierungsrat, Badedirektor in Elster 1890
2. Altenkirch, Gust. Mor., Dr. phil., Realschullehrer in 0 schätz ...... 1892
3. Amthor, K. E. A., Dr. phil., in Hannover 1877
4. Ancona, Cesare de, Dr., Professor am R. Instituto di studi superiori in Florenz 1863
5. Ardissone, Frz., Dr. phil, Professor an der Ackerbauschule in Mailand . . 1880
6. Artzt, Ant., Vermessungsingenieur in Plauen i. V. . 1883
7. Ascherson, Paul, Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Prof, an der Universität in Berlin 1870
8. Bachmann, Ew., Dr. phil., Prof., Konrektor der Realschule in Plauen i. V. . . 1883
9. Baltzer, Armin, Dr. phil., Professor an der Universität in Bern 1883
10. Barth, Rieh., Dr. phil., Institutsoberlehrer in Leipzig . 1903
11. Beck, K. R., Dr. phil, Oberbergrat, Prof, an der K. Bergakademie in Freiberg 1908
12. Bernhard!, Joh., Landbauinspektor in Altenburg . 1891
13. Bibliothek, Königliche, in Berlin . 1882
14. Blaschka, Rud., naturwissensch. Modelleur in Hosterwitz ....... 1880
15. Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Marinelaboratorium in Kiel . . . 1890
16. Bureau, Ed., Dr., Professor am naturhistor. Museum in Paris 1868
17. Capelle, G., Apotheker in Springe 1903
18. Carstens, K. Dietr., Ingenieur in Varel . 1874
19. Conwentz, Hugo Wilh., Dr. phil., Professor, Direktor des Westpreuss. Pro-
vinzialmuseums in Danzig 1886
20. Danzig, Emil, Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Realschule in Rochlitz 1883
21. Dathe, Ernst, Dr. phil., Geh. Bergrat, K. Preufs. Landesgeolog in Berlin . 1880
22. Dittmarsch, Alfr. Ludw., Bergschuldirektor in Zwickau 1870
23. Doss, Bruno, Dr. phil., Professor am Kais. Polytechnikum in Riga .... 1888
24. Dzieduszycki, Wladimir Graf, in Lemberg 1852
25. Eisei, Rob., Privatus in Gera 1857
26. Flohr, Konrad, Amtsgerichtsrat in Leipzig 1879
27. French, C., Esqu., Governement Entomologist in Melbourne 1877
28. Friederich, A., Dr. med., Sanitätsrat in Wernigerode 1881
29. Friedrich, Osk., Dr. phil., Professor, Konrektor des Gymnasiums in Zittau . 1872
30. Fritsch, Ant., Dr. med., Professor, Direktor a. D. des böhm. Landesmus. in Prag 1867
31. Gaudry, Alb., Dr., Membre de lTnstitut, Prof, am naturhist. Mus. in Paris 1868
32. Geheeb, Adelb., Apotheker in Freiburg i. Br 1877
33. Geinitz, Frz. Eug., Dr. phil., Professor an der Universität in Rostock . . . 1877
34. Gonnermann, Max, Dr. phil., Apotheker und Chemiker in Rostock . . . 1865
35. Groth, Paul, Dr. phil., Geh. Rat, Professor an der Universität in München . 1865
36. Haupt, Hugo, Dr. phil., Chemiker in Bautzen 1902
37. Heim, Alb., Dr. phil., Professor an der Universität und am Polytechnikum in Zürich 1872
38. Heine, Ferd., K. Domänenpächter und Klostergutsbesitzer auf Hadmersleben 1863
39. Hennig, Georg Rieh., Dr. phil., Professor am Kais. Polytechnikum in Riga . 1888
40. Herb, Salinendirektor in Traunstein ............... 1862
41. Herrmann, Wilh., Dr. theol. et phil., Professor an der Universität in Marburg 1862
42. Hibsch, Emanuel, Dr. phil., Prof, an der Höh. Ackerbauschule in Liebwerd 1885
43. Hilgard, W. Eug., Professor an der Universität in Berkeley, Kalifornien . . 1869
44. Hofmann, Herrn., Bürgerschullehrer in Grofsenhain 1894
45. Hottenroth, Isidor R. M., Lehrer in Gersdorf 1903
46. HuH, Ed., Dr., Professor in London 1870
47. Issel, Arth., Dr., Professor an der Universität in Genua . 1874
48. Jentzscb, Alfr., Dr. phil, Geh. Bergrat, Prof., K. Preufs. Landesgeolog in Berlin 1871
49. Kesselmeyer, Wilh., in Manchester 1863
50. Kirbach , Fr. Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der Realschule in Meifsen . . 1894
51. Klein, Herrn., Herausgeber der „Gaea“ in Köln 1865
52. Köhler, Ernst, Dr. phil., Seminaroberlehrer a. D. in Schneeberg 1858
53. König von Warthausen, W. R. Freiherr von, Kammerherr auf Warthausen . 1855
54. Krebs, Wilh., Privatgelehrter in Altona 1885
55. Krieger, W., Lehrer in Königstein . .... , f . , ...... . 1888
XIV
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. Jahr der
Aufnahme,
Krutzsch, Herrn., K. Oberforstmeister in Auerbach 1894
Kyber, Arth., Chemiker in Riga 1870
Lanzi, Matthaeus, Dr. med., in Rom 1880
Lefevre, Theod., Dr., in Brüssel 1876
Leonliardt, Otto Emil, Seminaroberlehrer in Nossen 1890
Liittke, Joh., Dr. phil., Fabrikbesitzer in Hamburg 1884
Mann, Otto, Dr. phil., Kais. Regierungsgeolog in Viktoria, Kamerun . . . 1903
Mehnert, Ernst, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Pirna 1882
Menzel, Karl, Geh. Bergrat, Bergamtsrat a. D. in Ereiberg 1869
Möller, Valerian von, Kais. Russ. Staatsrat, Oberberghauptmann in Petersburg 1869
Müller, Herrn. Otto, K. Oberförster in Unterwiesenthal 1896
Müller, K. Alb., Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Realschule in Pirna 1888
Muhle, Willy, Dr. phil., Realschuloberlehrer in Kamenz 1905
Naschold, Heinr., Dr. phil., Fabrikbesitzer in Aussig. ........ 1866
Naumann, Emst, Dr. phil., Greolog in Berlin 1898
Naumann, Herrn., Professor an der Realschule in Bautzen 1884
Nohhe, Eriedr., Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof, an derK. Forstakademie in Tharandt 1864
Oshorne, Wilh., Privatmann in München 1876
Osborne, Wilh., Dr. phil., Chemiker in München 1898
Papperitz, Erw., Dr. phil., Oberbergrat, Prof, an der K. Bergakad in Freiberg 1886
Peschei, Ernst, Lehrer in Nünchritz 1899
Petrascheck, Wilh., Dr. phil., K. K. Sektionsgeolog in Wien 1900
Pigorini, L., Dr., Professor an der Universität und Direktor des Kirche-
rianischen Museums in Rom 1876
Prasse, Ernst Alfr., Betriebsingenieur a. D. in Leipzig 1866
Rathsburg, A., Dr. phil., Oberlehrer in Chemnitz 1906
Rehmann, Antoni, Dr., Professor an der Universität in Lemberg .... 1869
Reiche, Karl, Dr. phil., in Santiago, Chile . 1886
Reidemeister, K., Dr. phil., Fabrikdirektor in Schönebeck 1884
Schimpfky, Paul Rieh., Lehrer in Lommatzsch 1894
Schlaginhaufen, Otto, Dr. phil., wissenschaftl. Hilfsarbeiter am K. Zoolog, und
Anthrop.-ethnogr. Museum in Dresden, z. Z. in Simpsonhafen, D. Neuguinea 1907
Schnorr, Veit Hans, Professor und Konrektor a. D. in Zwickau .... 1867
Scott, Dr. phil., Direktor der Meteorological Office in London 1862
Seidel, Osk. Mor., Seminaroberlehrer in Zschopau 1883
Seidel, Heinr. Bernh., Seminaroberlehrer in Zschopau 1872
Seidlitz, Georg von, Dr. phil., in Ludwigsort bei Königsberg i. Pr. . . . 1868
Sieber, Georg, Privatus in Niederlöfsnitz 1879
Stephani, Franz, Kaufmann in Leipzig 1893
Sterzei, Joh. Traug., Dr. phil., Professor, Direktor der städt. naturwiss.
Sammlung in Chemnitz 1876
Steuer, Alex., Dr. phil., Bergrat, Grofsherzogl. Hess. Landesgeolog inDarmstadt 1888
Stevenson, John J., Professor an der University of the City in New -York 1892
Temple, Rud., Direktor des Landesversicherungamts in Budapest .... 1869
Thümer, K. A., Dr. med. in Karlshorst bei Berlin 1904
Ulrich, George, Dr. phil., Prof, an der Universität in Dunedin, Neu-Seeland 1876
Umlauf, Karl, Dr. phil., Professor in Hamburg. . 1897
Vetters, K., Dr. phil., Prof, an den Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz 1884
Voigt, Bernh., Steuerrat, Bezirksteuerinspektor a. D. in Oberloschwitz . . 1867
V oretzsch, Max, Dr. phil. , Prof, am Herzog!. Ernst-Realgymnasium in Altenburg 1893
Weinland, Dav. Friedr., Dr., in Hohen Wittlingen bei Urach 1861
Weise, Aug., Buchhalter in Ebersbach 1881
Welemensky, Jak., Dr. med. in Prag 1882
White, Charles, Dr., Kurator am National -Museum in Washington . . . 1893
Wicke, Fritz, Dr. phil., Realschullehrer in Chemnitz 1905
Worgitzky, E. Grg., Dr. phil., Oberlehrer in Frankfurt a. M. . . * . . . 1894
Ernst Fürchtegott Zschau.
In Plauen -Dresden, wohin er sich nach langem arbeitsreichen Leben
im hohen Alter zurückgezogen hatte, um während seiner letzten Jahre
dem nach diesem Orte benannten Grunde, welchem er einen grofsen Teil
seiner Zeit und Kraft gewidmet, nahe sein zu können, verschied am 29. April
dieses Jahres unser Ehrenmitglied E. F. Zschau. Den Jüngeren unter
uns nur dem Namen nach bekannt, steht er den Alteren noch frisch im
Gedächtnis da als Forscher, Lehrer und Charakter.
Geboren wurde er am 8. November 1828 in dem nördlich von Leisnig
gelegenen Dorfe Zschoppau, wo sein Vater ein Gärtnergütchen besafs.
Hier verbrachte er unter der Obhut der um ihn besorgten Eltern die ersten
Lebensjahre in der Einfachheit und Freiheit, wie sie das Land bietet, be-
suchte später auch die Schule des Ortes, welche in ihrer Einrichtung und
Leistungsfähigkeit weit abstand von den Schulen der Jetztzeit. Gar bald
erkannte man sein frisches Auffassungsvermögen wie seinen eifrigen Lern-
trieb, denen jedoch unter obwaltenden Verhältnissen nicht genügende
Förderung zuteil wurde, weshalb ihn die Eltern mit dem 9. Jahre zum
Grofsvater, dem Kirchschullehrer von Colm, brachten. Dieser nahm sich
seiner weiteren elementaren Ausbildung mit Eifer an und der Enkel ver-
galt die treue Tat durch immer wachsende Strebsamkeit. Das stille bäuer-
liche Hinleben gefiel ihm bald nicht mehr, Sehnsucht nach Befriedigung
seines Wissensdurstes erfafste ihn und so entstand der Wunsch, auf einer
höheren Schule weiter arbeiten zu können. Das freilich war leichter ge-
dacht als getan. Woher sollten die Mittel kommen? Nur einen Teil der-
selben vermochten die Eltern zu bestreiten, im übrigen mufste man sich
auf Gott und gute Menschen, besonders auch auf die Selbsthilfe unseres
Zschau verlassen. Doch mit der ihm eigenen Energie setzte er seinen
Willen durch und bezog, 14 Jahre alt, die damalige technische Bildungs-
anstalt zu Dresden, die wir als Keim der heutigen Technischen Hochschule,
welche sich infolge der grofsartigen Entwickelung des technischen Wissens
und Könnens wie der Bedürfnisse der Zeit organisch aus ihr gestaltet
hat, ansehen müssen. Hier war Zschau in seinem Elemente. Die Vorträge
und Übungen seiner Lehrer Seebeck, von dem er stets mit Begeisterung
sprach, und des damals jugendlichen H. B. Geinitz, dem er bis zu dessen
Tode treu zugetan war, fesselten ihn am meisten und liefsen in ihm den
Entschlufs reifen, Lehrer zu werden. Nach Vollendung seiner Studien trat
er als solcher zunächst in das Institut seines Onkels Kallunsky ein,
Michaeli 1846 aber in das des bekannten Pädagogen Blochmann, der seine
XVI
Liebe zu Schule und Erziehung im unmittelbaren Umgänge mit Pestalozzi
genährt hatte. Ostern 1854 erkrankte er schwer am Typhus, was zur
Folge hatte, dafs er zwei lange schwere Jahre ohne feste Stellung war.
In dieser Zeit unterrichtete er in verschiedenen Anstalten, z. B. in dem
Freimaurerinstitut für Knaben, in dem von Käufer, von Dzondi u. a., hielt
auch vor einem Lehrerkreise Vorlesungen über Mineralogie. Eine feste
Anstellung als Oberlehrer ward ihm darauf wieder im Jahre 1857 an der
Öffentlichen Handelslehranstalt der Dresdner Kaufmannschaft, der er bis
zu seiner Pensionierung im Jahre 1891, nachdem er mit dem Titel „Pro-
fessor“ ausgezeichnet worden war, treu blieb. In allen diesen Stellungen
zeigte er, dafs er von der Natur zum Lehrer bestimmt sei und leistete
Bedeutendes. Einfachheit und Anschaulichkeit strebte er in erster Linie
an; Wortgeklingel war ihm zuwider; immer galt ihm die Sache allein.
Er hatte sich seine eigene Methode herausgebildet, unbekümmert um die
Regeln, welche andere festgestellt, wobei er freilich in der Unterschätzung
derselben manchmal zu weit ging. Selbständigkeit, bisweilen starre, war
ihm eben eigen.
In den von Amts- und Familienpflichten freien Stunden gab er sich
seiner Lieblingswissenschaft, der Mineralogie hin. Seine ersten Sammel-
studien vollzog er an den Geschieben und Gerollen der Weifseritz, bald
aber richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Steinbrüche des Plauen-
schen Grundes, zu denen er während langer Jahre fast Tag für Tag
wanderte, da suchend und forschend, die Arbeiter zum Sehen und Sammeln
anleitend. Bald war er in diesem Gebiete der Herrscher, dem kein Vor-
kommnis verborgen blieb; bald arbeitete er sich zu einem Kenner der im
Syenit auftretenden überaus zahlreichen Mineralien empor, wie es vordem
und nachdem keinen besseren gegeben hat. Seine Tätigkeit blieb nicht
verborgen, sein Ruf drang rasch über Dresdens und Sachsens Grenzen
hinaus und brachte ihm ihn ehrende Verbindungen mit Männern der
Wissenschaft in der Nähe und Ferne, wie zahlreiche Besuche von solchen,
die seine Schätze kennen lernen wollten. Wer ihn freilich dabei nur als
Mineralienhändler behandelte — einen regen Vertrieb von Steinen aller
Herren Länder hatte er eingerichtet — , den wufste er kurz und bisweilen
schroff abzufertigen mit dem Worte, dafs bei ihm nichts zu finden, noch
weniger zu lernen sei. Da half kein Bitten; die Kästen blieben ver-
schlossen. Ihm selbst aber brachte dies Auftreten bei manchem den Ruf
eines unnahbaren Mannes ein.
Während der Ferien durchwanderte er alljährlich die verschiedensten
Gegenden des Erzgebirges, in denen er auf Schächten den Steigern und
Beamten, in Steinbrüchen den Betriebsleitern und Arbeitern nur zu be-
kannt wurde, überall von dem Gefundenen das Beste erwerbend. So blieb
er frei von Einseitigkeit. Ganz besonders zog es ihn nach Norwegen. Im
Jahre 1851 trat er seine erste Reise dahin an, die ihn u. a. mit Forch-
hammer, von dem er stets mit grofser Liebe sprach, zusammenbrachte.
Sechs andere folgten im Laufe der Zeit, die eine in Gesellschaft von
Professor Scheerer in Freiberg. Reiche Schätze brachte er heim für sich
und für andere, u. a. das eine Mal für die Universitätsammlung zu Strafs-
burg, der damals unser ehemaliges Mitglied Professor Groth Vorstand, ein
andermal für die Universität München, die ihn dafür mit der Überweisung
einer Medaille ehrte. Einmal jedoch war sein Mühen umsonst gewesen,
da das Schiff, dem er zwei Kisten übergeben, unterging, während er.
XYII
durch einen Zufall gezwungen, mit einem anderen zu fahren, mit dem
Leben davon kam. Dies hatte auf seine Gattin einen tiefen Eindruck ge-
macht. Als er beschlossen, noch einmal, des letzte Mal, den Norden auf-
zusuchen, wollte sie ihn nicht allein reisen lassen, sondern ihm den Sohn,
der damals Heeresdienst leistete, als Begleiter zuweisen. Ein Gesuch um Be-
urlaubung desselben für diesen Zweck wurde von den militärischen Behörden
abgewiesen, aber vom König, dem sie darauf ihre Bitte vorgetragen, bewilligt.
Auch Tirol und Salzburg hat er für seine Zwecke besucht. Gern erzählte
er von all diesen Reisen und einmal machte er uns den Vorschlag, mit
ihm in die Alpen zu gehen, ein gemeinschaftliches Standquartier einzunehmen,
von dem aus die Geologen, Mineralogen, Zoologen und Botaniker am Morgen
vereinzelt nach den für ihre Zwecke geeigneten Lokalitäten ausziehen
möchten, um, am Abend zurückgekehrt, Rechenschaft über ihr Beobachten
und Sammeln abzulegen. Leider ist der mit viel Beifall aufgenommene
Vorschlag nicht ausgeführt worden.
Von all diesen Fahrten und Reisen hat die Isis nennenswerten Nutzen
gehabt. Das Beste vom Besten legte er ihr vor, und wie oft das geschah,
erzählen ihre Berichte. Während er bemüht war, die Fesseln seines Pakets
zu lösen und die Mineralstücke von ihren Hüllen zu befreien, sprach er
einleitende Worte, in denen er bat, nicht viel erwarten zu wollen; dann
aber erfolgte seine stets willkommen geheifsene Erläuterung, nicht von
oben herab und über die Köpfe hinweg, sondern in entwickelnd elemen-
tarer Weise, wie sie vorher in seinem Geiste erwachsen war. Auch hier
zeigte er den trefflichen Lehrer. Wie sehr man ihn und seine Belehrungen
schätzte, ersieht man daraus, dafs man ihn während vieler Jahre meist neben
Geinitz zum Vorsitzenden der Sektion für Mineralogie und Geologie ernannte.
Ihren Dank trug die Gesellschaft ab, indem sie ihn im Jahre 1908, nachdem
er 59 Jahre Mitglied derselben gewesen, zu ihrem Ehrenmitgliede ernannte.
Leider hat er sich über seine Forschungen fast gar nicht schriftlich
verbreitet. Wie oft habe ich ihn gebeten, eine Arbeit, in der er sein
reiches Wissen von den Mineralien des Plauenschen Grundes zusammen-
fassen möge, zu veröffentlichen. Stets verwies er auf späterhin; das
Späterhin kam aber nie, und so ist uns leider eine Quelle reicher Erfahrung
verschlossen geblieben. Von seinen Veröffentlichungen seien genannt:
Einige Bemerkungen über den Basalt. (Progr. d. Blochmannschen Erziehungsanstalt 1849.)
Über die Mineralien des Syenits im Plauenschen Grunde bei Dresden. (Allg. naturh.
Zeitung 1856/57.)
Ueber einen Monazit aus Norwegen. (Allg. naturh. Zeitung 1857.)
Bemerkungen über ein neues Vorkommen des Orthits im Plauenschen Grunde bei
Dresden mit besonderer Hinsicht auf die Orthit-Fundstätten auf Hitteroe in Nor-
wegen. (N. Jahrb. f. Min. 1852.)
Bemerkungen über das Vorkommen der phosphorsauren Yttererde in den Gang-artigen
Graniten des Norits auf Hitteroe in Norwegen. (N. Jahrb. f. Min. 1855.)
Avanturinfeldspath und Orthoklasfeldspathe Norwegens. (Sitzungsber. d. Isis 1869.)
Kupfervorkommen im Syenite des Plauenschen Grundes. (Sitzungsber. d. Isis 1883.)
Analcim im Syenite des Plauenschen Grundes. (Sitzungsber. d. Isis 1883.)
Bemerkungen über den Quarz im Syenite des Plauenschen Grundes. (Festschrift d. Isis
zur Feier ihres 50jährigen Bestehens 1885.)
Bemerkungen über den Quarz im Syenite des Plauenschen Grundes. (Abh. d. Isis 1892.)
Die Zeolithe im Syenitgebiete des Plauenschen Grundes bei Dresden. (Abh. d. Isis 1893.)
Ein Titanit- Abkömmling im Syenite des Plauenschen Grundes bei Dresden. (Abh. d. Isis 1893.)
XVIII
Es gehörte längeres Bekanntsein mit ihm dazu, ihn richtig einzuschätzen.
Wer den stillen, gegen Fremde verschlossenen Mann auf der Strafse mit
zum Boden gesenkten Augen, unbekümmert um das, was um ihn vorging,
langsamen aber festen Schrittes dahinschreiten sah, ahnte den Reichtum
nicht, den seine Seele barg. Wen er länger beobachtet und schätzen ge-
lernt, den liefs er tiefe Blicke in sein Inneres tun, dem gab er kund, was
ihn bewegte, freilich bisweilen in einer ihm eigenen, andere befremdenden
Weise. Seine tief religiöse und durch und durch sittliche Natur ent-
rollte sich dann. Gottesfurcht, Wahrheitsliebe, Hochschätzung alles
Guten und Schönen, besonders tiefer Natursinn und erquickende Freude
an der Natur traten zutage. Es erscheint so, als habe ihm mit pro-
phetischem Blicke in die Zukunft der Vater die Namen Ernst Eürchtegott
gegeben. Besonders dankbar war er für das, was seiner Entwicklung das
Studium der Naturwissenschaften geboten; den Afterglauben von der All-
macht der Sprachen teilte er nicht und herbe Worte entflossen seinem
Munde, wenn er Überschwängliche im philologischen Lager behaupten
hörte, dafs ideales Denken und ideale Gesinnung nur durch das Studium
der griechischen Sprache erweckt werden könnten. Feind war er aller
konventionellen Rechtgeberei. Bisweilen behauptete er, um die Selbständig-
keit im Denken einzelner zu prüfen, das Gegenteil von dem, was er für
wahr hielt, und helle Freude brachte ihm dann eine lebhafte Opposition.
Feind war er auch dem Herumwerfen mit gelehrten Brocken, das einen
Schein der Gelehrsamkeit erwecken sollte, wie dem Mifsbrauch von Fremd-
wörtern, denn deutsch dachte er und deutsch wollte er auch sprechen.
Nachtragend konnte er nicht sein. Zum Beweise nur ein Stückchen. Ich
hatte an einem Sonntage mit Schülern eine Exkursion in sein Reich unter-
nommen, wobei einer derselben auf dem Strohdache einer Arbeiterhütte
Stücke Syenits, übersäet von grofsen und selten schönen Titaniten, ent-
deckte. Soviel ich nur fortzuschleppen vermochte, nahm ich mit heim, in
der festen Meinung, dafs sich solche Gelegenheit wohl nie wieder bieten
würde, die anderen den anderen überlassend. Als nun später gelegentlich
einer in Dresden tagenden Geologenversammlung eine Exkursion in Zschaus
Gebiet unternommen worden war und nach gröfseren Titaniten Verlangen
laut wurde, erzählte er, wie er an einem Sonnabend, weil schon über-
mäfsig bepackt, den Arbeitern Befehl gegeben, die ob ihrer Schönheit von
ihm bewunderten Stücke zu verbergen, damit er sie am Montage abholen
könne, und wie er erschienen, — sei alles verschwunden gewesen. Als ich
nun gestand, dafs ich der Dieb sei, traf mich nur ein durchbohrender
Blick und rasch warf er mir entgegen: „Wenn sie nur in die rechten
Hände gekommen sind!“ Was hätte wohl ein anderer in gleicher Lage
getan? Er liefs es dabei bewenden. Auf unser Verhältnis zu einander
warf meine Sünde nicht den geringsten Schatten. Noch sei hervorgehoben,
dafs er verschiedenen höheren Schulen Suiten von Vorkommnissen aus dem
Plauenschen Grunde in uneigennützigster Weise als Geschenk überwies,
damit reifere Schüler derselben eine Ahnung von dem bekämen, was die
nächste Nähe ihnen böte. Sehr einfach war seine Lebensweise; äufsere
Ehren liefsen ihn kalt; von Familie, Natur und Wissenschaft beglückt
schritt er durchs Leben als ein Original, wie er oft genannt wurde, jedoch
frei von aller Karikatur.
Hatte er lange Zeit als ein Bild der körperlichen Gesundheit vor uns
gestanden, so ergriff uns vor neun Jahren die Nachricht schmerzlich, dafs
XIX
er plötzlich schwer erkrankt sei. Bei seiner Übersiedelung nach Plauen
mufste er in der Chaise in das neue Heim getragen werden. Dort er-
fafste die Beine eine gewaltige Schwäche, weshalb er fortan nach seinen
geliebten Brüchen im Grunde von seinen Töchtern, deren unermüdliche
Sorge um ihn er nicht genug zu rühmen wufste, im Fahrstuhl gebracht
werden mufste. Dazu gesellte sich eine immer weiterschreitende Schwer-
hörigkeit, die aber in den letzten Wochen seines Lebens auffallenderweise
völlig wich. Sein Geist blieb dagegen frisch bis ans Ende und das Inter-
esse an der Welt im allgemeinen wie am Leben in unserer Isis, der er im
letzten Jahrzehnt fernzubleiben gezwungen war, erlosch in ihm nicht. Doch
endlich kam der Tod auch an ihn heran. Sanft und schmerzlos ist er
eingeschlummert. Sein Begräbnis bei hellem Sonnenschein versammelte noch
einmal eine grofse Zahl seiner Freunde, Kollegen und Schüler um ihn.
Schätze hat er nicht hinterlassen, wohl aber einen Schatz, seine grofs-
artige Sammlung der Mineralien des Plauenschen Grundes, von der wir
hoffen, dafs sie unzersplittert in unser Mineralogisches Museum überführt
werden könne als ein grofsartiges Denkmal, das er sich selbst geschaffen.
Er ruhe in Frieden! H. Engelhardt.
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1909,
I. Sektion für Zoologie.
Erste Sitzung am 14. Januar 1909. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
E. Lohr mann. — Anwesend 49 Mitglieder.
Kustos Dr. B. Schorler legt vor:
Hentschel, E. : Das Leben des Süfswassers. München 1909.
Lehrer H. Viehmeyer trägt vor über Raupen und Ameisen.
Der Vortragende berichtet über die verschiedenartigen Beziehungen, welche zwischen
Raupen und Ameisen Vorkommen, und behandelt besonders ausführlich und auf Grund
eigner Untersuchungen die Verhältnisse bei den Raupen der Lycaeniden. Die Zahl der
myrmekophilen Raupen dieser Familie ist anscheinend sehr grofs. An Schnitten durch
den Raupenkörper wird die Anatomie der Sekretions- und Duftorgane erläutert und
gezeigt, dafs die Raupen der südafrikanischen Gattung Phasis in dieser Beziehung
wesentlich von dem bekannten Typus abweichen. Ihre mit Haarpinseln ausgestatteten
Exsudatgruben erinnern auffällig an ähnliche Gebilde bei den echten Gästen der Ameisen,
sodafs die Vermutung nahe gelegt wird, dafs diese Raupen zu den eigentlichen Sym-
philen gehören. Zum Schlüsse macht der Vortragende eine Lycaenidenpuppe aus Manila
bekannt, die sich durch eine grofse, zu einem Becken erweiterte Exsudatöffnung aus-
zeichnet. An Literatur wird vorgelegt:
Hagmann, G. : Beobachtungen über einen myrmekophilen Schmetterling
am Amazonenstrom. Biolog. Centralbl. 1907 ;
Thomann, H. : Schmetterlinge und Ameisen. Naturf. Ges. Graubündens
1900, 1908.
Der Vorsitzende spricht über die Geweihbildung in der Familie
der Hirsche.
Zweite Sitzung am 11. März 1909. Vorsitzender: Lehrer H. Vieh-
meyer. — Anwesend 78 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt vor:
Escherich, K.: Die Termiten oder weifsen Ameisen. Braunschweig 1909.
Darauf hält Prof. Dr. K. Escherich Vortrag über das gleiche Thema,
indem er die hervorstechendsten Züge aus dem Leben der Termiten
schildert und die Anschaulichkeit durch eine grofse Menge von Lichtbildern
unterstützt.
Dritte Sitzung am 13. Mai 1909. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
E. Lohr mann. — - Anwesend 54 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende gibt bekannt, dafs die Sammlung für die Ernst
Häckel-Stiftung zum weiteren Ausbau des phylogenetischen Museums in
Jena 85 Mark ergeben hat.
4
Dr. med. H. Stadelmann berichtet über seine Lichtversuche am
Chamäleon.
Es werden dargestellt die Wirkungen von rotem, gelbem, grünem, blauem und
violettem Licht auf die Hautfarbe und den allgemeinen Körperzustand dieser Tiere.
Lehrer H. Viehmeyer hält Vortrag über den gegenwärtigen Stand
der Tierpsychologie.
Unter Vorlage der wichtigsten älteren und neueren tierpsychologischen Literatur
berichtet der Vortragende über die verschiedenen Auffassungen der Tierseele. Er kritisiert
die einzelnen Richtungen im Anschlufs an Wundt und kommt zu folgendem Ergebnis:
Tierseele und Menschenseele sind qualitativ gleich, sie sind Stufen ein und derselben
Entwicklung, also nur graduell verschieden. Charakteristisch für die Tierseele ist das
Vorherrschen der Instinkte und das Fehlen der abstrakten Denkformen.
Am 19. Juni 1909 besichtigten 8 Mitglieder die Eiersammlung des
Lehrers B. Hantzsch im Heimatkundlichen Schulmuseum, wobei Herr
Hantzsch selbst die nötigen Erklärungen gibt.
Die Sammlung enthält etwa 800 Arten, unter Bevorzugung der europäischen, die
meisten in einer gröfseren Anzahl, sodafs die Schwankungen innerhalb derselben Art
sehr deutlich zum Ausdruck kommen.
II. Sektion für Botanik.
Erste Sitzung am 21. Januar 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 50 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt 35 von J. Ostermaier in Postkartenform her-
gestellte, ausgezeichnete Bilder von Alpenpflanzen am natürlichen
Standorte vor.
Kustos Dr. B. Schorler spricht über Bereicherungen der Flora
Saxonica in den Jahren 1906 — 1908. (Vergl. Abhandlung VIII des
Jahrganges 1908.)
Im Anschlufs hieran erwähnt Prof. Dr. F. Neger einen Fund von
Scheuche eria- Früchten in einem Flachmoor bei Okrilla.
Lehrer H. Stiefelhagen hält einen Vortrag über die Ergebnisse
einer botanischen Sammelreise in die Seealpen, unter Vorlage
reichhaltigen Herbarmaterials.
Dasselbe wird auf iy2 Woche im Herbarsaal ausgelegt, um den Floristen ein ein-
gehenderes Studium der interessanten Pflanzensammlung zu ermöglichen.
Zweite Sitzung am 18. März 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 50 Mitglieder und Gäste.
Ingenieur R. Scheidhauer berichtet über R. H. France: „Das Leben
der Pflanze“, Abt. II: Floristische Lebensbilder, Bd. 1, Algen, Pilze und
Moose. Stuttgart 1908.
Das Buch wendet sich weniger an den Fachmann, als an den gebildeten Liebhaber
der Botanik.
5
Prof. Dr. F. Neger behandelt die Mutation parasitischer Pilze.
An vielen Beispielen ist beobachtet worden, dafs Formen, die sonst nicht zu unter-
scheiden sind, sich gleichen Wirtspflanzen gegenüber verschieden verhalten. Diese Er-
scheinung ist in einzelnen Fällen auch künstlich hervorgerufen worden. Für Pleophagie,
die Fähigkeit, sehr viele Wirte zu befallen, liegen eine Reihe von Beispielen vor. Bei
Verschlagung in andere Erdteile wurde Erweiterung des Kreises der Wirtspflanzen beob-
achtet. Eine andere interessante Erscheinung ist die Einengung des Entwicklungs-
ganges durch Ausschaltung der Uredoform bei Rostpilzen. Zuletzt wird der Eichen-
mehltaupilz erwähnt, der 1907 zum ersten Mal in Frankreich beobachtet wurde und sich
seitdem weit über Europa verbreitet hat.
Kustos Dr. B. Schorler legt vor:
Wiesner, J.: Biologie der Pflanzen. Wien 1902;
Ludwig, F. : Biologie der Pflanzen. Stuttgart 1895;
Migula, W.: Pflanzen -Biologie. Leipzig 1908;
Wagner, M.: Biologie unserer einheimischen Phanerogamen. Leipzig 1908;
Sohns, Fr.: Unsere Pflanzen. Namenserklärung und Stellung im Volks-
aberglauben. 4. Aufl. Leipzig 1907.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude bespricht die von Dr. B. Schorler
bearbeitete neue Auflage von 0. Wünsche: ,,Die verbreitetsten Pflanzen
von Deutschland“. 5. Aufl. Leipzig -Berlin 1909;
ferner Rutger Sernander: „Monographie der europäischen Myrme-
kochoren.“ Upsala- Stockholm 1906.
Unter dem Namen Myrmekochoren werden Pflanzen verstanden, die unter Mit-
wirkung von Ameisen verbreitet werden, - — eine Tatsache, die gröfsere Verbreitung und
Bedeutung hat, als man bisher annahm;
sowie eine von Dr. R. Pohle bearbeitete Lieferung der „Vegetations-
bilder aus dem nördlichen Rufsland“ von Karsten und Schenk.
Zur Erläuterung sind eine Reihe von Herbariumtafeln ausgelegt, die Dr. R. Pohle
früher hier selbst zusammengestellt hat. Eine Anzahl seiner Vegetationsbilder wird
als Lichtbilder vorgeführt.
Vorgelegt wird noch, unter Hervorhebung einiger Probestellen:
Warburg, 0., und von Someren-Brand, J. E.: Kulturpflanzen der Welt-
wirtschaft. Leipzig 1909.
Dritte Sitzung am 10. Juni 1909 (im Kgl. Botanischen Garten).
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 48 Mitglieder
und Gäste.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über das Chlorophyll und
den Assimilationsprozefs unter dem Einflufs der Sonnen-
bestrahlung und des Himmelslichtes.
Photochemiker R. Jahr knüpft daran einige vergleichende Betrachtungen
über diese Ergebnisse der Botanik und solche der Photochemie.
An den Vortrag schliefst sich ein Rundgang durch den Botanischen
Garten.
6
III. Sektion für Mineralogie nnd Geologie.
Erste Sitzung am 4. Februar 1909. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 46 Mitglieder.
Lehrer G. Schön fei d berichtet über einen neuen Stegocephalen-
Fund aus dem sächsischen Rotliegenden und die entwicklungs-
geschichtliche Stellung der Stegocephalen.
Im Anschlüsse daran weist der Vorsitzende auf die neuen Arbeiten
von Versluys- Giefsen über die Entwicklungsgeschichte der Sala-
mander hin.
Referat in der Naturwiss. Wochenschrift 1909, Nr. 3.
Zweite Sitzung am 1. April 1909. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — - Anwesend 50 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt vor:
Berg, A.: Einführung in die Beschäftigung mit der Geologie. Ein Weg-
weiser für Freunde der geologischen Wissenschaft und Heimatkunde.
Jena 1909;
Wanderer, K.: Die wichtigsten Tierversteinerungen aus der Kreide des
Königreichs Sachsen. Mit 12 Taf. und 11 Textfig. Jena 1909;
März, Chr.: Das Diluvium der sächsischen Oberlausitz. Jahresber. der
Drei-König-Schule Dresden 1909.
Hierauf hält Oberlehrer Dr. Chr. März einen Vortrag über Eiszeiten
und Moränen in der sächsischen Oberlausitz.
Dritte Sitzung am 17. Juni 1909. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 31 Mitglieder und Gäste.
Hofrat Prof. H. Engelhardt widmet dem verstorbenen Ehrenmitgliede
der Isis Prof. E. F. Zschau in Dresden einen Nachruf. (Vergl. S. XV.)
Privatdozent Dr. O. Stutz er- Freiberg spricht unter Vorführung von
Lichtbildern über seinen Sommeraufenthalt mit der kanadischen geo-
logischen Landesanstalt in Alaska und Yukon 1908.
Vergl. des Vortragenden Bericht im „Globus“ 1909, Bd. 95, Nr. 18 und 19.
IY. Sektion für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 18. Februar 1909. Vorsitzender: Hofrat Prof.
Dr. J. Deichmüller. Anwesend 45 Mitglieder und Gäste.
Schuldirektor H. Döring spricht über die steinzeitliche Besiede-
lung der Gegend um Leipzig, unter Hinweis auf die neueste, über
diesen Gegenstand erschienene Schrift von
Näbe, M.: Die steinzeitliche Besiedelung der Leipziger Gegend unter be-
besonderer Berücksichtigung der Wohnplatzfunde. Veröffentl. städt,
Mus. f. Völkerkunde Leipzig, Heft 3, 1908.
7
Im Anschlufs hieran erläutert der Vorsitzende seine von der M. Nahes
abweichende Ansicht über das Alter der keramischen Gruppen der
jüngeren Steinzeit.
Oberlehrer M. Klahr berichtet über die La Tene-Funcle der Leip-
ziger Gegend, unter Zugrundelegung der Arbeit von
Jakob, K.: Die La Tene-Funde der Leipziger Gegend, ein Beitrag zur
vorgeschichtlichen Eisenzeit der Leipziger Tieflandsbucht. Jahrb. städt.
Mus. f. Völkerkunde Leipzig, Bd. II, 1907.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller legt eine Anzahl prächtiger La Tene-
Funde aus dem Gräberfelde von Cröbern bei Leipzig vor, welche in
neuerer Zeit von der K. Prähistorischen Sammlung in Dresden erworben
worden sind.
Zweite Sitzung am 22. April 1909. Vorsitzender: Hofrat Prof. Dr.
J. Deichmüller. — Anwesend 51 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt folgende Bücher vor:
Eichhorn, G.: Die paläolithischen Funde von Taubach in den Museen zu
Jena und Weimar. Festschrift zum 350jähr. Jubil. d. Univers. Jena.
Jena 1909 ;
Bericht über die Prähistoriker -Versammlung am 23. — 31. Juli 1907 zur
Eröffnung des anthropologischen Museums in Cöln. Cöln 1908,
sowie einige der Bibliothek der K. Prähistorischen Sammlung vor
kurzem geschenkte Originalzeichnungen zu dem Werke von
Bär, J. K. : Die Gräber der Liven. Dresden 1850.
Durch Forstassessor A. Bruhm kommen zur Vorlage mehrere Ge-
fäfse des Lausitzer Typus aus einem Hügelgrabe der Gegend von
Merseburg,
durch Schuldirektor H. Döring zwei durchlochte Äxte aus Feld-
spatamphibolit, bez. Diabas aus der Flur Wachau bei Radeberg.
Pfarrer P. Göhler hält einen Vortrag über Votive und Weihe-
gaben des katholischen Volkes als urgeschichtliche Zeugnisse
und Reste.
In den katholischen Kirchen und Kapellen aller Länder sieht man oft in der Nähe
von Altären oder bei Bildsäulen und Statuen Votive und Weihegaben aufgehängt und
angebracht. Dieselben sind gestiftet, um die Gottheit günstig zu stimmen zur Ge-
währung eines Anliegens oder um den Dank für erhörte Bitte auszudrücken. So
fremdartig oft diese Gaben und Bilder („ex voto“) erscheinen, findet doch der Forscher
Linien, die auf sehr alte, heidnische, prähistorische Zeiten zurückführen. Nach dem
Vorgänge Tredes (Das Heidentum in der römischen Kirche), Höflers u. a. hat besonders
Prof. Dr. Rieh. Andree - München, unterstützt durch die Forschungen und Sammlungen
seiner Frau, Marie Andree-Eyfsn, unter Zuhilfenahme von Volkskunde, Religionspsycho-
logie und vergleichender Religionsgeschichte dies Gebiet bearbeitet. Schon die Stätten,
an denen diese Wallfahrtsorte auf Höhen oder an Stelle alter Tempel erbaut sind, weisen
oft auf vorgeschichtliche Zeiten hin. Besonders lehrreich ist hierfür auch die Quellen-
forschung: gerade an und auch in den Quellen sind oft vorgeschichtliche Funde gemacht
worden, die als Weihegegenstände bezeichnet werden müssen. Die Funde von Tier-
und Men sehen votiven in der Attis zu Olympia,, in verschiedenen ehemaligen Asklepios-
heiligtümem u. a. m. erinnern sehr lebhaft an das Darbringen von Opfern solcher Figuren
in der Gegenwart. Viel Kopfzerbrechen haben die kettenumspannten Leonhardskirchen
gemacht; eine sehr einleuchtende Erklärung für dieselben hat R. Andree in seiner Schrift:
„Votive und Weihegaben des katholischen Volkes“ gegeben und gezeigt, wie weit zurück
auch die Hufeisenvotive gehen. Der Vortragende weilt besopders lange bei den Votiven,
8
welche menschliche Körperteile: Augen, Ohren, Lungen, Füfse, Arme, Beine, Herzen usw.
darstellen, welche ebenfalls vorgeschichtliche Vorbilder haben.
Als Material kommt gegenwärtig hauptsächlich Wachs, auch wohl Silber, bis zu
Holz und Papier herab vor, früher Eisen (St. Leonhard!), in prähistorischer Zeit Bronze,
Stein (Amulette!), aus etrurischen Gräbern Terrakotta in Betracht. Die Formen der
heutigen Votive weisen ebenfalls auf sehr alte Muster hin und sind zumeist stilisiert;
gerade bei den Formen der Menschen- und Tiergestalten, sowie der einzelnen Glieder
wird der Zusammenhang mit prähistorischen Fundgegenständen sehr deutlich. Besonders
ist interessant, wie engbegrenzt das Krötenvotiv bei Frauenleiden vorkommt (anscheinend
nur im bajuvarischen und alemannischen Stamme), und wie es südlicher von der Stachel-
kugel abgelöst ist. Der Hinweis auf die Schiffsvotive, gewidmete Kindersärge mit den
Anfangsbuchstaben, geweihte Kleidungsstücke, Zöpfe (Haaropfer) liefs wieder völker-
psychologische und religionsgeschichtliche Zusammenhänge ahnen.
Eine Anzahl Votive aus Wachs und Eisen, welche die uralten prähistorischen
Formen auf weisen, dienen zur Veranschaulichung des Gesagten.
Hofrat Prof. Dr. J. Deich müller ergänzt diese Ausführungen durch
Mitteilungen über Votive und Weihegaben aus vorgeschichtlicher
Zeit.
Die Sitte, Votive darzubringen, reicht bis in die jüngere Steinzeit zurück; zu den
ältesten derartigen Funden dürften rohe Darstellungen des Menschen aus Bernstein ge-
hören. Von Quellenfunden werden die reichhaltigen Depots von Bronzegegenständen in
der jetzt versiegten Riesenquelle bei Dux und in der Mähe einer der Quellen von Pyrmont
erwähnt.
Prof. Dr. 0. Jäkel - Greifswald erläutert noch weiter die Bedeutung
des Krötenmotivs.
Y. Sektion für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 7. Januar 1909. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Lotter-
moser. — Anwesend 110 Mitglieder und Gäste.
Dr. W. Friese spricht über den Staub- und Rufsgehalt der
Dresdner Luft.
Durch die kolorimetrische Methode der Rufsbestimmung in der Luft nachRubner,
verbessert von Renk, fand letzterer, dafs in Dresden im Winter stets mehr Rufs in der
Luft suspendiert ist als im Sommer, ferner am Vormittage stets mehr als am Nach-
mittage, wobei auch die Sonntage keine Ausnahme machen, ein Hauptbeweis dafür, dafs
es nicht ausschliefslich die Industrie ist, die unsere Luft mit Rufs erfüllt, sondern haupt-
sächlich die Hausfeuerungen. Ferner ergab sich, dafs der Rufsgehalt der Aufsenluft immer
mit dem der Zimmerluft übereinstimmt.
Weitere Versuche im hygienischen Institute ergaben, dafs Rufs- und Staubgehalt
der Luft fast nie parallel gehen, und dafs der Staubgehalt der Luft über Dresden
schwankt, je nach der Lage und Höhe des Untersuchungspunktes und nach der Wind-
richtung und Witterung. Auch die sich freiwillig aus der Luft innerhalb von 24 Stunden
absetzenden Staubmengen stimmen im Freien und im Zimmer ziemlich überein.
Aus Regen- und Schneeschmelzwasser gewonnene feste Bestandteile unserer Luft
zeigten, dafs in letzterem zumeist mehr suspendierte und gelöste Stoffe enthalten sind
als in ersterem, so dafs also Schneefälle besser die Luft von Staub und Rufs zu befreien
vermögen als Regen.
In den meisten, an verschiedenen Orten Dresdens gesammelten Staubarten konnte
stets ein geringer Kupfergehalt nachgewiesen werden, der offenbar einesteils aus den
Kohlen, die mehr oder weniger reich an kupferhaltigen Pyriten sind, stammt, andernteils
vielleicht durch mechanische Abscheuerung der Leitungsdrähte der Strafsenbahn in die
Luft gelangt.
9
Zweite Sitzung am 4. März 1909. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Lotter-
moser. — Anwesend ca. 80 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster führt zwei elektrochemische
Vorlesungsexperimente vor.
Obgleich das Aluminium ein unedles Metall ist, ist es doch sehr widerstandsfähig
gegen oxydierende Einflüsse. Das kommt daher, dafs es sich mit einer kaum wahr-
nehmbaren dünnen Oxydschicht bedeckt, die einen schützenden Überzug bildet. Auch
bei anodischer Polarisation entsteht sofort eine Schicht von Oxyd oder basischem Salz,
welche einen hohen Übergangswiderstand bildet. Diese Eigenschaft wird bekanntlich
benutzt, um Wechselstrom in Gleichstrom umzuwandeln.
Der Vortragende führt dann ein durch Werner von Bolten wieder bekannter
gewordenes, interessantes Experiment vor, welches nur durch die erwähnte Eigenschaft
des Aluminiums möglich ist: Ein Stück Aluminiumdraht wird elektrisch erhitzt, er über-
zieht sich mit Oxyd, in dieser höchst festen Oxydhaut schmilzt das Metall, und der
Draht kann als stromdurchflossener Leiter durch einen Elektromagneten in Bewegung
versetzt werden.
Das zweite Experiment besteht in der Vorführung des Castnerschen Quecksilber-
verfahrens der Alkalichloridelektrolyse in einem für Experimentierzwecke von Le Blanc
konstruierten gläsernen Apparate. Dieser besitzt drei Abteilungen, die durch Glas-
scheidewände von einander getrennt sind, die nicht ganz den Boden erreichen. Der
Boden ist mit Quecksilber bedeckt, welches die Scheidewände verschliefst. Durch
schaukelnde Bewegung des Apparates fliefst das Quecksilber hin und her. In der einen,
mittleren Abteilung, wo eine Graphitanode in die Alkalichloridlösung taucht, wird Chlor
am Graphit gebildet, welches abgeleitet und verwertet wird. In den beiden anderen
Abteilungen werden Eisenelektroden zu Kathoden gemacht. So fungiert das Quecksilber
als Mittelleiter, ist der Kohle gegenüber Kathode und nimmt Natrium oder Kalium als
Amalgam auf. In den beiden anderen Abteilungen dagegen ist das Quecksilber den
Eisenkathoden gegenüber Anode, so dafs das Amalgam unter Alkalibildung und Wasser-
stoffentwicklung zersetzt wird.
Auf einige Bemerkungen von Prof. Dr. H. R ebenstorff antwortet
der Vortragende mit kurzen Worten.
Dritte Sitzung am 6. Mai 1909. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Lotter-
moser. — Anwesend 56 Mitglieder und Gäste.
Direktor Dr. A. Beythien hält einen Vortrag über die chemischen
Grundlagen einer rationellen Ernährung.
Der Vortragende gibt zunächst die Zahlen für den täglichen Eiweifs-, den Kohle-
hydrat- und den Fettbedarf eines erwachsenen Menschen. Dann verbreitet er sich über
den Gehalt der wichtigsten Nahrungsmittel an diesen Stoffen. Endlich zieht er den
Preis der einzelnen Nahrungsmittel und die Menge und den Preis der in ihnen ent-
haltenen Ernährungsbestandteile in Vergleich und kommt zu dem Resultate, dafs als Volks-
ernährung vor allem preiswert und dem Bedarf des Menschen an den verschiedenen
Ernährungsbestandteilen am besten angepafst Fische (in erster Linie der Hering) und
Magerkäse neben Kohlehydraten zu empfehlen sind.
Zum Schlufs geht der Vortragende noch auf die Eigenschaften verschiedener Genufs-
mittel und ihre Einwirkung auf den menschlichen Organismus ein.
An den V ortrag schliefst sich eine äufserst rege Diskussion an.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Erste Sitzung am 11. Februar 1909. Vorsitzender: Prof. Dr. A.
Witting. — Anwesend 11 Mitglieder.
Studienrat Prof. Dr. R. Heger spricht zur Konstruktion der ratio-
nalen Kurven 3. Ordnung. (Vergl. Abhandlung V.)
10
Geh. Hofrat Prof. Dr. Ph. Weinmeister spricht über die Ableitung
der Formel für den Mantel des schief abgeschnittenen Um-
drehungskegels.
Projiziert man die in der Grundfläche des Kegels entstehende Schnittellipse mit den
Achsen 2 a und 2 b auf eine durch die Spitze 0 gehende Ebene, die zur Achse des Um-
drehungskegels senkrecht steht, so entsteht in dieser eine Ellipse mit den Achsen 2 a'
und 2 fr, deren Fläche sich darstellen läfst als Projektion des Kegelmantels M in ihre
Ebene, also ist
... tc a' b , sin a
(1) M=— — - — tz ab
sin
sin 4> ’
wenn 2 der Öffnungswinkel des Umdrehungskegels und a der Winkel ist, den die Um-
drehungsachse mit der Grundfläche bildet. Derjenige Achsenschnitt 0 AB des Kegels,
welcher senkrecht zur Grundfläche steht, ist ein Dreieck, dessen eine Seite AB — 2a
ist, während die beiden anderen Seiten mit Zt und Z?, d. i. die längste und die kürzeste
Mantellinie des Kegels, bezeichnet werden sollen. Die Seite 2 a dieses Dreiecks zerfällt
durch die Kegelachse 0 0' in die beiden Abschnitte A 0' = ix und 0' B = i2. Da aber
sm a
so hat man
Weil ferner
ist, so wird
(2)
sin 4»
li = b = l/W-2 und a =
V Mo 2
Vl-Vü-Vg-V!;
M=tz
2
b.
Denkt man sich nun, um b auszudrücken, in den Kegel eine Kugel eingeschrieben,
so wird diese die Grundfläche in einem Brennpunkte F der Ellipse berühren. Der
Achsenscbnitt des Kegels schneidet die Kugel in dem dem Dreieck 0 AB eingeschrie-
benen Kreise, der insbesondere AB in F berührt. Nun ist einerseits, weil ^ der halbe
Winkel des Dreiecks 0 AB in 0 ist, nach einer bekannten Formel der Trigonometrie
sin 4»
-V^
BF
U ’
andererseits, weil F Brennpunkt der Ellipse mit den Halbachsen a, b ist,
AF FB = &2,
mithin
V'.
(3) b = \/ i, i2 sin 4*
Also wird
(4)
Setzt man im speziellen Falle =
und
l sin 4» = r,
so ergibt sich die bekannte Formel für den Mantel des geraden Kreiskegels
(5) M= iz Ir.
Der Vortragende bemerkt zum Schlüsse, dafs aus Gleichung (4) die Formel für die
Oberfläche des Hufes hergeleitet werden kann.
Zweite Sitzung am 15. April 1909. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Witting.
— Anwesend 16 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. F. Müller nimmt das Wort zur Gedächtnisrede an
Hermann Grafsmann. (Vergl. Abhandlung IV.)
11
Bauamtmann Dr. A. Schreiber spricht über Bedingungsgleichungen
für Rückwärtsschnitte.
Gegeben sind 4 Punkte A1} A2, ASl A4. Den Strahlen von einem beliebigen
Punkte C nach jenen 4 Punkten mögen in bezug auf irgend ein Koordinatensystem die
Richtungswinkel aM, a0 2, u03, a04 zukommen; die Längen der 4 Strahlen seien nacheinander
durch rlt r2 , r3, r4 ausgedrückt. Von den 6 Winkeln zwischen den 4 Strahlen reichen
zwei aus, um die Lage von G gegen At, A2} As, A4 vollständig zu bestimmen. Demnach
bestehen 4 Bedingungsgleichungen, von denen 8 Winkelbedingungen sind, die man leicht
anschreiben kann. Es ist z. B.
^34 = ^4-21*3,
wo 5t34 den Winkel zwischen den Strahlen CAS und GA4 bedeutet usw. Die letzte
Bedingungsgleichung ist eine Seitenbedingung, mit deren Aufstellung sich bereits
C. F. Gauss beschäftigt hat. Die Gleichung findet sich ohne Ableitung in seinem Nach-
lasse. (Gesammelte Werke, Bd. VIII, S. 319.)
Der Vortragende zeigt, wie man solche Bedingungsgleichungen in eleganter Weise
auf vektoranalytischem Wege herleiten kann, und führt zu diesem Zwecke zunächst eine
Vektorgleichung vor, die sich auf das Pothenotsche (Snelliussche) Problem in seiner
einfachsten Form bezieht. Werden hier die Winkel auf C zwischen CA1 und GA2,
zwischen CA2 und Ci3, zwischen C As und G At nacheinander mit 9t3, 5R, be-
zeichnet, so kann man fragen, wie verschiebt sich der Punkt C, wenn sich diese Winkel
um differentiale Gröfsen ändern, wobei selbstverständlich
dU||H-^2 + d3l8 = 0
sein mufs. Ist dQ der differentiale Vektor der Punktverschiebung in (7, so gilt, wie
der Vortragende zeigt, die Gleichung
(1)
— - — = + + — '<* si8.
^2^*3 ^ 7*1 11 T t) Z T 3
Darin sind 9^, 9£2, 91 3 Einheitsvektoren, deren Richtung dieselbe ist, wie die der
Strahlen CA4, GA2, CAS, und X ist zur Abkürzung gesetzt für
X = rt sin 5R -f- r 2 sin 2l2 -j- r3 sin $3.
Die Gleichung (1) wird illusorisch, wenn X = 0 ist. In diesem Falle liegen aber
C, Av A2, Ab auf einem Kreise.
Wenn nun 4 Strahlen vorliegen, so kann man sich eine beliebige Verschiebung des
Punktes G vorstellen und die Gleichung viermal ansetzen, weil man unter den 4 Strahlen
viermal eine Auswahl zu je dreien treffen kann. Man erhält also mit leicht verständ-
lichen Bezeichungen
r2 r3 r4 ^
«-««)
7 1
n rA
~zr d («04 — «03) "i" ~zf d («o
*2 1 3
+ ~ d («0
• «04) Jr'^d Ks — «02)
«01) + “ d (u03 — a01)
^‘124 j O %
m.
— \r~zr d 3 — ~rr d («04 — «02) + ~^r d («01 — «04) +
X 9?
d S = d (ao 3 — «02) 4- ~^r d («01 — «03) + — ^(a0
r, r9r.
%
To
4“ ~ d ( «02 «Ol)
• a01).
1 '2#3 '1 ' 2
Addiert man die 4 Gleichungen, nachdem man vorher die erste und dritte mit — 1
multipliziert hat, so kommt die gesuchte Bedingungsgleichung in der Form
(2) v4 X 2 3 4 "j- t2 X 4 3 4 ^3 2 4 ^*4 X j 2 3 — 0-
Dabei ist z. B., wie oben
X234 = ^2 sin («04 — «03) + h sm (a02 — ao4) + r4 sin (a03 — aj.
Zum Zwecke der Ausgleichung von Rückwärtsschnitten mit überschüssigen ge-
messenen Richtungen oder Winkeln braucht man aber eine Bedingungsgleichung, welche
die Differentiale der Richtungswinkel oder der Winkel zwischen den Strahlen CAU GA2
usw. enthält.
Durch eine anderweite Zusammenfassung der obigen 4 Gleichungen gelangt man
nun zu der Gleichung
12
dS
U r •» rs
^234 [9^1 ^4] G 3 4 [3^2 ^4] + ^124 [9^3 *R
_ ( m. *Ü.l
= Sft4
[SR, SR4K , , . [SR, SR4] 7 ; , . [SR3 SRJ a ,
V~~r d (a03 — «02) + " d («01 — a03) + d (a02
'1 y4 ?2 94
r- rA
+ ™ -r~ d («01 - «03) + ^7^ d («04 — «02) + d («o4 — «01) }
' 1 ‘ 9 M 'S '9*3 7
Da auf jeder Seite ein Vektor als Faktor steht, und da der Vektor d 3 ganz be-
liebig gerichtet sein soll, so müssen die in den geschweiften Klammern stehenden Skalare
auf jeder Seite für sich verschwinden. Hiermit ergibt sich zunächst links eine neue
Form der Bedingungsgleichung (ohne Differentiale)
(3) X 2 3 4 sin («04 — «01) — X j 3 4 sin («04 - «03) + X 1 2 4 sin («04 — «u3) = 0.
Durch passende Vertauschung der Indices bekommt man noch drei andere Be-
dingungsgleichuugen der Form (3)
Setzt man aber den Skalar auf der rechten Seite gleich Null, so ergibt sich nach
einigen Umformungen die gesuchte Bedingungsgleichung mit Differentialen in der Form
(4) «j d «01 -)- «2 d «02 + «3 d «03 + «4 d «04 = 0,
worin gesetzt ist
«1 — ri ^234) «2 = ^2 ^134?
«3 — ^*3^1241 «4 — ^4^123?
und dabei ist nach (2)
«1 H- «2 «3 “I“ «4 — 0*
Für Ausgleichung nach Winkeln würde die Bedingungsgleichung lauten
«2 d 3l12 + «3 d 9f13 + «4 d 5l14 = 0.
Eine eingehendere Darstellung befindet sich in einem demnächst erscheinenden
Aufsatz im Archiv für Mathematik und Physik, Band XV.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Ph. Weinmeister spricht über eine gewisse
Roll Verwandtschaft zwischen Parabel und Kettenlinie.
Wird eine Parabel auf einer Geraden abgerollt, so durchläuft ihr Brennpunkt eine
Kettenlinie und ihre Direktrix hüllt eine symmetrisch zur Bahn gelegene Kettenlinie
ein. Wird andererseits eine Kettenlinie auf einer Geraden abgerollt, so hüllt jede mit
ihr starr verbundene Gerade eine Parabelevolute ein. Der Vortragende gibt für beide
Sätze einfache synthetische Beweise. Den letzten Satz hat Giard gefunden und Ribaucour
bewiesen und zwar mit Hilfe einer nach Savary benannten, aber von Euler herrührenden
Formel. Der Vortragende bespricht noch den Ribaucourschen Beweis.
Zum Schlüsse macht der Vorsitzende auf eine einfache zum Zeich-
nen von Ellipsen dienende Vorrichtung aufmerksam, die neuerdings
zu billigem Preise im Handel erschienen ist. Die Vorrichtung beruht auf
dem Prinzip des gewöhnlichen Ellipsenzirkels.
Dritte Sitzung am 10. Juni 1909. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Wittin g.
— Anwesend 13 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Krause spricht über näherungsweise Inte-
gration totaler Differentialgleichungen.
Der Vortragende gibt einen Überblick über die Rungesche Methode für die an-
genäherte Auflösung von totalen Differentialgleichungen erster Ordnung und ersten
Grades nebst geometrischer Deutung derselben.
Senator Prof. Dr. E. R. Neovius-Helsingfors spricht über Minimal -
flächenstücke, deren Begrenzung von drei geradlinigen Teilen
gebildet wird.*)
*) Siehe Acta Soc. Scient. Fennica, Tom. XIV, Helsingfors 1891.
13
In seiner Abhandlung ..Über die Fläche vom kleinsten Inhalt bei gegebener Be-
grenzung“ hat Riemann die Aufgabe behandelt, ein Minimalflächenstück analytisch zu
bestimmen, dessen Begrenzung aus drei einander kreuzenden geraden Linien besteht,
und stellt für den Fall, dafs die Geraden den Koordinatenaxen parallel laufen, die fertigen
Ausdrücke für die rechtwinkligen Koordinaten eines Punktes der Fläche auf.
Der Vortragende teilt mit, dafs er für den erwähnten speziellen Fall die Aufgabe
mit einfachen Hilfsmitteln gelöst hat, und dafs er die verschiedenartigen Gestalten, welche
die durch die Formeln dargestellten Minimalflächenstücke dadurch annehmen können,
dafs sowohl die Abstände zwischen den begrenzenden Geraden als auch die Vorzeichen
dieser Abstände variiert werden, einem genauen Studium unterworfen hat, und zeigt durch
eine gröfsere Anzahl von Modellen, welcher Reichtum von Gestalten hierbei auftritt.
Zu einer vollständigen Übersicht aller in Betracht zu ziehenden Fälle gelangt Vor-
tragender durch die Bemerkuug, dafs die Ausdrücke für die kürzesten Abstände A, B
und G zwischen den begrenzenden Geraden in die Form eines Produktes von zwei Faktoren
ersten Grades dreier von einander unabhängiger Parameter j?, q , r gesetzt werden können.
A = k [4 p2 — (p -|- q + r)2] = tc (ßp + q + r) (p — q — r),
oder A = A2 . A1 und analog damit
B = B2 . Bt, C = C2 . Cx.
Betrachtet man also die Parameter als die homogenen Koordinaten eines Punktes in
einer Ebene (p, g, r), so wird durch die sechs Geraden Ax = 0, A2 = 0 usw. die ganze
Ebene derart in 16 Gebiete eingeteilt, dafs innerhalb jedes einzelnen derselben die Vor-
zeichen der Abstände bei festgestellter Verknüpfung der Enden der drei begrenzenden
Geraden durch die ins Unendliche verlaufenden Sektoren des Flächenstückes sich nicht
ändern, während beim Überschreiten einer Trennungslinie zweier benachbarter Gebiete
einer der Abstände sein Vorzeichen wechselt.
Für jedes einzelne dieser Gebiete, sowie für die Trennungslinien und die Eckpunkte
derselben wird die Gestalt der entsprechenden Flächen durch Modelle zur Anschauung
gebracht.
Wird einer der Abstände dadurch gleich Null, dafs der Punkt (p, q , r) sich einer
der Geraden Ax, Bx oder Cx nähert, so nähert sich der betreffende, sich ins Unendliche
erstreckende Sektor einem ebenen Flächenstücke von der Gestalt der Fläche einer Viertel-
ebene, welches sich schliefslich von dem Minimalflächenstücke trennt, während dagegen
eine Annäherung des Punktes (p, q , r) an eine der Geraden A2, B2 oder C2 damit gleich-
bedeutend ist, dafs das Minimalflächenstück sich selbst zu durchschneiden anfängt. Be-
trachtet man z. B. das Gebiet in Form eines Fünfeckes, welches von Strecken der Geraden
Cx Ax B2 A2 Bx begrenzt wird, so entsprechen den drei Ecken Bx A2, Bt A2 und B2 Ax
drei verschiedene Minimalflächenstücke mit derselben Begrenzung, gebildet von drei
Geraden, von welchen zwei von der dritten geschnitten werden. Durch dieselbe Be-
grenzung geht noch ein viertes Minimalflächenstück, die gewöhnliche Schraubenfläche
und aufserdem eine Minimalfläche, welche eine sogenannte Doppelfläche ist. Von sämt-
lichen fünf Flächenstücken werden Modelle vorgezeigt.
Der Vortragende geht hiernach über zur Beantwortung der Frage, ob unter Bei-
behaltung der Verknüpfung der ins Unendliche reichenden Enden der begrenzenden
Geraden ein Minimalflächenstück eindeutig bestimmt ist, wenn die Verhältnisse der Ab-
stände A: B : C=a:b : c gegeben sind.
Da die Ausdrücke für die Abstände Funktionen zweiten Grades der Parameter
jo, q , r sind, so bezeichnet A : B — a:b die Gleichung eines durch die vier Schnittpunkte
der Geraden Ax, A2, Bx , B2 gehenden Kegelschnittes, welcher, wenn die Abstände
A und B dasselbe Vorzeichen haben, eine Hyperbel, im entgegengesetzten Falle eine
Ellipse ist. Eine analoge Bedeutung haben die Gleichungen B : G=b : c und A : G = a : c.
Die drei Kegelschnitte haben vier Schnittpunkte mit einander gemein. Die Beantwortung
der aufgestellten Frage ist somit zurückgeführt auf die Entscheidung, ob ein oder
mehrere dieser Schnittpunkte in dasselbe Gebiet, oder auch in verschiedene Gebiete mit
derselben Zeichenkombination der Abstände fallen können. Es zeigt sich nun, dafs nur
für die Zeichenkombination ( ) das Minimalflächenstück durch die Abstände ein-
deutig bestimmt ist, während für die übrigen Zeichenkombinationen einem gegebenen
Wertverhältnisse der Abstände ein, zwei oder drei verschiedene Minimalflächenstücke ent-
sprechen können. Von solchen von einander verschiedenen Flächen, die durch dieselbe
Begrenzung hindurchgehen können, werden Modelle vorgelegt.
Auf den betrachteten Minimalflächenstücken kann im Innern ein singulärer Punkt
von der Beschaffenheit, dafs durch denselben drei Asymptotenlinien hindurchgehen, auf-
treten; oier auch hat die Fläche zwei entweder auf derselben oder auf zwei verschiedenen
der begrenzenden Geraden gelegene sogenannte Rückkehrpunkte der Normale. Die
14
hierbei eintretenden Übergangsfälle werden durch Zeichnungen erläutert, und ebenfalls
wird gezeigt, wie man imstande ist, über das Eintreten der verschiedenen Möglichkeiten
betreffend die Lage dieser singulären Punkte einfach zu entscheiden.
Über die Herstellung der Modelle teilt der Vortragende folgendes mit :
Die Drahtgestelle zu den Plächenstücken sind aus 0,8 mm dicken, stark geglühten
Klaviersaiten hergestellt. Nach einem von Professor H. A. Schwarz angegebenen Ver-
fahren wird das Minimalflächenstück aus Gelatine derart hergestellt, dafs man das
Gestell in eine Lösung von einem Gewichtsteil Gelatine in 5 bis 6 Gewichtsteilen Wasser
bei einer Temperatur von 35 bis 45° C. taucht und recht langsam ohne Schütterung
heraushebt. Nachdem die so erhaltenen Lamellen etwa 24 Stunden in der Kälte erstarrt
sind, werden dieselben in eine Lösung von Wachs, Canadabalsam und Harz bei einer
Temperatur von 74 bis 75° C. getaucht. Zu dieser Lösung verwende man 48% reines,
weiches Wachs, 48% Canadabalsam und 4% Harz, welches bei 72° schmilzt (die Her-
stellung dieses Harzes ist recht mühsam).*) Diese Mischung erwärmt man in einem
Sandbade 8 bis 10 Stunden bei einer Temperatur von 95° C. Der Überzug, den die
Gelatinlamellen so erhalten haben, wird nach dem Verlaufe von ca. 10 Tagen hart,
und jetzt werden die Lamellen noch einmal in eine Gelatinlösung (1 : 10 bis 12) bei
einer Temperatur von 45 bis 50° C. getaucht. Werden die so erhaltenen Lamellen nach
etwa einer Stunde einem gelinden Dampf bade von nicht über 40° ausgesetzt, so werden
die Lamellen durchsichtig und sehen beinahe wie bläuliches Glas aus. Lamellen, die
über acht Monate alt sind, zeigen noch gar keine Veränderungen und werden wohl Jahre
lang halten.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 28. Januar 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Förster. — Anwesend 113 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. K. Schiffner-Freiberg spricht über die neueren Unter-
suchungen über Radioaktivität und radioaktive Wässer.
Zweite (aufserordentliche) Sitzung am 18. Februar 1909. Vor-
sitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster. — Anwesend 45 Mitglieder
und Gäste.
Hofrat Prof. H. Engelhardt, der Vorsitzende des Verwaltungsrates,
gibt den Kassenabschlufs für 1908 (siehe S. 18) bekannt; als Rechnungs-
prüfer werden Lehrer M. Gottlöber und Lehrer E. Herrmann gewählt.
Derselbe legt weiter den Voranschlag für 1909 vor, der genehmigt
wird.
Dritte Sitzung am 25. Februar 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. Fr. Förster. — Anwesend ca. 300 Mitglieder und Gäste.
Die in der Aula der K. Technischen Hochschule stattfindende
Gedenkfeier des 100. Geburtstages von Charles Darwin,
zu der Einladungen an das Kultusministerium, an die Professoren der
K. Technischen Hochschule und an die Mitglieder des Vereins für Erdkunde
und des Lehrervereins für Naturkunde ergangen waren, eröffnet
*) Sil van us P. Thompson (Phil. Mag. 1878, Vol. V, 5. Serie, S. 269) hat zur Her-
stellung von Lamellen eine Lösung von 46% Harz und 54% Canadabalsam bei einer
Temperatur von 93 bis 95° angewendet. Bessere Resultate hat E. Stenius (Ueber
Minimalflächenstücke, deren Begrenzung von zwei Geraden und einer Ebene gebildet
wird, pag. 71. Helsingfors 1892) erreicht, indem er das Harz mit Wachs ersetzte und
in diese Lösung die Gelatinlamellen tauchte.
15
Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster mit einer Begrüfsung der zahlreich
erschienenen Gäste und mit einem kurzen Hinweis auf die Bedeutung der
Feier.
Hierauf nimmt Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky das Wort zu
einem Vorträge über die geologischen Grundlagen der Entwick-
lungslehre. (Vergl. Abhandlung I.)
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude spricht anschliefsend über die
Theorie der Entstehung der Arten als Markstein im Lebensbilde
Darwins. (Vergl. Abhandlung II.)
Vierte Sitzung am 25. März 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Förster. — Anwesend 79 Mitglieder und Gäste.
Hofrat Prof. H. Engelhardt teilt mit, dafs die Rechnungsprüfer den
Kassenabschlufs für 19 08 geprüft und richtig befunden haben. Der
Kassierer wird entlastet.
Oberlehrer Dr. E. Lohrmann verliest einen Aufruf zu einer Samm-
lung, deren Ertrag als Ehrengabe für Ernst Häckel dem von dem-
selben gegründeten phylogenetischen Museum in Jena zufliefsen soll.
Mitgeteilt wird weiter ein Aufruf zu Beiträgen für Schaffung eines
Naturschutzparks im Alpengebiet.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. von Meyer hält einen Vortrag über die
chemische Veredelung der Zellulose und ihre wirtschaftliche
Bedeutung.
An den Vortrag schliefst sich eine kurze Aussprache an.
Fünfte Sitzung am 29. April 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Förster. — Anwesend 59 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende berichtet über eine aus Anlafs der 500jährigen
Jubelfeier der Universität Leipzig geplante Kundgebung.
Mitglieder der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ und des Vereins für
Erdkunde in Dresden, wie des Vereins Deutscher Chemiker (Bezirk Sachsen-Thüringen)
haben die Frage angeregt, ob und in welcher Weise die naturwissenschaftlichen und
verwandten Vereine Sachsens der Universität Leipzig zur Jubelfeier ihres 500jährigen
Bestehens ihre Glückwünsche .darbringen könnten.
In Aussicht wurde die Überreichung einer künstlerisch gestalteten Glückwunsch-
adresse genommen, an der sich zu beteiligen diejenigen Gesellschaften aufgefordert
werden sollen, welche von ihrer Tätigkeit in wissenschaftlichen Veröffentlichungen Zeug-
nis geben.
Auf die durch Geh. Hofrat Prof. Dr. E. von Meyer im Aufträge des
Ausschusses an unsere Gesellschaft „Isis“ ergangene Einladung beschliefst
die Hauptversammlung einstimmig, sich an dieser Kundgebung zu be-
teiligen.
Auf die Eingabe an das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen
Unterrichts vom 20. Dezember 1908, die Verbilligung der vom K. Finanz-
ministerium herausgegebenen Karten betreffend (vergl. Sitzungs-
berichte 1908, S. 27), ist nachstehender Bescheid eingegangen:
16
Dresden, den 31. März 1909.
Das Finanzministerium hat sich auf Antrag des Unterzeichneten Ministeriums bereit
erklärt, Umdrucke der Mefstischblätter im Mafsstahe 1:25000 hersteilen zu lassen und
sie zum Preise von 50 Pfg. für das einzelne Blatt an Schulen, Lehrervereine, geo-
graphische und naturwissenschaftliche Vereine abzugeben, wenn zu erwarten stehe, dafs
die herzustellenden Sektionen mindestens in einer Anzahl von je 300 Stück innerhalb
2 — 3 Jahren abgesetzt werden würden. Dem Finanzministerium ist es daher zunächst
erwünscht, einen Überblick darüber zu erlangen, wie grofs der erstmalige Bedarf an
solchen Umdrucken sein würde.
Die Adressaten werden deshalb hiermit veranlafst, diesen erstmaligen Bedarf fest-
zustellen und ihn — getrennt nach den einzelnen Sektionen der topographischen Karte —
unter Beachtung des nachstehenden Musters
spätestens bis zum 10. Mai dieses Jahres
hierher anzuzeigen, hierbei auch anzugeben, wie hoch sich voraussichtlich der künftige
Jahresbedarf stellen wird.
Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts,
(gez.) Dr. Beck.
Zur Erläuterung bemerkt Oberlehrer Dr. P. Wagner, dafs von der
topographischen Karte in 1 : 25000 zwei Ausgaben vorhanden sind: eine
ältere, auf Grund der alten Meilenkarten hergestellte, die manche Un-
genauigkeiten aufweist, und eine Neuaufnahme, von der bisher nur das
östliche Sachsen bis zur Elbe fertiggestellt ist.
In der Debatte wird der Wunsch geäufsert, das Ministerium um Ver-
längerung der Zeichnungsfrist und um eine Bekanntgabe der erschienenen
Sektionen der Neuaufnahme zu ersuchen, ferner in den Isis -Sitzungen
alljährlich zweimal Zeichnungslisten aufzulegen und auf dieselbe in den
Ankündigungen der Sitzungen im Dresdner Anzeiger aufmerksam zu machen.
Hierauf hält Privatdozent Dr. L. Lange einen durch Demonstrationen
und Experimente veranschaulichten Vortrag über Immunitätserschei-
nungen, an den sich eine kurze Aussprache anschliefst.
Sechste Sitzung und Ausflug nach Meifsen am 20. Mai 1909. —
Zahl der Teilnehmer 44.
Auf dem Wege von der Dampfschiff haltestelle Sörnewitz nach der Bosel werden
zunächst die am Fufse derselben gelegenen Granitbrüche besucht. Auf der Boselspitze
macht Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude auf die dortige interessante Pflanzenwelt aufmerk-
sam und berichtet über die vom Bunde „Heimatschutz“ getroffenen Mafsregeln zur
Sicherung derselben; Oberlehrer Dr. P. Wagner erläutert die Entstehung der Eibaue
in der Umgebung der Bosel und Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller die Bedeutung des
die Boselspitze abschliefsenden vorgeschichtlichen Walles.
Nach einer in der „Deutschen Bosel“ unter Vorsitz von Geh. Hofrat Prof. Dr.
Fr. Förster abgehaltenen geschäftlichen Hauptversammlung wandern die Teil-
nehmer über Niederspaar und Siebeneichen mit seinem herrlichen Park nach Meifsen,
wo sie im Burgkeller ein gemeinsames Mittagsmahl mit Mitgliedern der Meifsner „Isis“
vereinigt.
Der Nachmittag wird von einzelnen Teilnehmern zur Besichtigung der Stadt
Meifsen, von anderen zu einem Besuche der unterhalb der Stadt gelegenen Steinbrüche
an der Knorre benutzt.
Siebente Sitzung am 26. Juni 1909. Vorsitzender: Geb. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Förster. — Anwesend 39 Mitglieder und Gäste.
Die Versammlung ist einer Besichtigung der „Dresdner Milch-
versorgungsanstalt Altstädter Dampfmolkerei“ in Dresden-Plauen,
Würzburgerstr. 9, gewidmet, deren vortreffliche, nach den neuesten Er-
17
fahrungen auf dem Gebiete des Molkereiwesens hergestellte Einrichtungen
von Herrn P. Reh, dem Direktor der Anstalt, und einem Beamten der-
selben den Besuchern eingehend erläutert werden.
Hieran schliefst sich im „Plauenschen Lagerkeller“ eine kurze geschäft-
liche Hauptversammlung, in der der Vorsitzende mitteilt, dafs die
von den naturwissenschaftlichen und verwandten Gesellschaften Sachsens
beschlossene Adresse zur 500jährigen Jubelfeier der Universität
Leipzig am 29. Juli d. J. gelegentlich der Festsitzung im Leipziger
Theater durch Geh. Hofrat Prof. Dr. E. von Meyer überreicht werden wird.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 1. Februar 1909 starb Apothekenbesitzer Karl Stephan in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1904.
Am 22. März 1909 starb Hofrat Dr. med. Friedrich von Mangoldt,
Oberarzt am Karolahaus in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1903.
Am 29. April 1909 verschied der Senior der Isis-Mitglieder, Professor
Fürchtegott Z sch au, Oberlehrer a. D. an der Öffentlichen Handelslehr-
anstalt in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1849, Ehrenmitglied seit 1908.
Nachruf s. S. XV dieses Heftes.
Am 24. Mai 1909 starb Kommissionsrat Adolf Schöpf, Betriebs-
direktor des Zoologischen Gartens in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1897.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder :
Elsenhans, Theodor, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hoch-
schule in Dresden, am 26. Juni 1909;
Grüner, Harald, Bergingenieur in Dresden, am 29. April 1909;
Hempel, Hans, Dr. phil., Nahrungsmittelchemiker in Dresden, am 26. Juni
1909;
Knauth, Bernhardt, Bezirkschuloberlehrer in Dresden, am 20. Mai 1909;
Ludwig, Walter, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule
in Dresden, am 26. Juni 1909;
Manliu, Jean, Professor in Dresden, am 18. Februar 1909;
Nägel, Adolf, Dr. ing., Professor an der K. Technischen Hochschule in
Dresden, am 25. März 1909;
Paul, M. O., Dr. phil., Seminaroberlehrer in Dresden, am 18. Februar 1909;
Römisch, Adolf, Amtsgerichtsrat a. D. in Dresden, am 25. März 1909;
Schneider, Friedrich, Realschullehrer in Dresden, i , 1Anrv
Stein, Max, Kaufmann in Dresden, } aln 39 ' APnl 1909;
Voigt, Alban, Privatmann in Dresden, am 26. Juni 1909.
Aus den korrespondierenden Mitgliedern in die wirklichen
ist übergetreten:
Rimann, Eberhard, Dr. phil., Diplomingenieur, Assistent an der K. Tech-
nischen Hochschule in Dresden.
Aus den wirklichen Mitgliedern in die korrespondierenden
ist übergetreten :
Krutzsch, Herrn., K. Oberforstmeister in Auerbach i. V.
Kassenabschlufs der Naturwiss. Gesellschaft ISIS vom Jahre 1908.
Einnahme. Ausgabe.
18
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Dresden, am 17. Februar 1909. Hofbuchhändler Georg Lehmann, z. Z. Kassierer der Isis.
Sitzungsberichte
♦ * <* * *
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1909.
3
I. Sektion für Zoologie.
Yierte (aufserordentliche) Sitzung am 10. Juli 1909. Vorsitzender .
Prof. Dr. E. Lohrmann.
Nachmittags Y24 Uhr versammelten sich 22 Mitglieder und Gäste im
zoologischen Institut der K. Forstakademie zu Tharandt.
Nach einer Begrüfsung durch Prof. Dr. K. Es che rieh hält Prof. Dr.
E. Lohrmann einen Vortrag über die Familie der Hirsche, wobei
zahlreiche Stücke aus der Sammlung der Forstakademie vorgezeigt werden.
Die Familie der Hirsche ist über ganz Amerika, Asien, Europa und den Nordrand
von Afrika verbreitet. In seinem Werke „The deer of all lands“ unterscheidet Lydekker
57 lebende Arten in 11 Gattungen, wozu noch 17 ausgestorbene Arten und 3 Gattungen
kommen. Dabei sind nur die sicher bekannten Arten gerechnet und der Artbegriö nicht
sehr eng gefafst. Die geographische Verteilung der Arten ist derart, dafs die unvoll-
kommeneren im südöstlichen Asien und in Südamerika Vorkommen, während in Europa
Reste derartiger Formen aus den tertiären Ablagerungen bekannt geworden sind. Diese
Verteilung stimmt in den Hauptzügen zu der von Simroth vertretenen Pendulations-
theorie.
Nach dem Vortrag macht die Mehrzahl der Erschienenen einen Spazier-
gang nach der Edlen Krone.
Fünfte Sitzung am 4. November 1909. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Lohr mann. — Anwesend 62 'Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. E. Neger berichtet über neue Beobachtungen an körner-
sammelnden Ameisen.
Der Vortragende hat in Dalmatien, besonders auf der Insel Arbe, eingehende Beob-
achtungen über diesen Gegenstand angestellt. Die Arbeiterinnen der Art Messor bar-
barus sammeln grofse Mengen kleiner Früchte und Samen, auch Schneckenhäuschen in
ihre feuchten Baue. Hier findet die Keimung der Samen statt, was aber nicht als ein
Mälzprozefs zu erklären ist, vielmehr wird durch das Keimen nur das Abschälen der
Samenschale erleichtert. Schalen sowohl als Körner werden dann wieder vor den Bau
gebracht zum Abtrocknen in der Sonne; dann werden die Körner wieder in den Bau
getragen, wo sie zerkleinert werden zu einer äufserst feinen krümeligen Masse, die dann
wieder vor dem Bau getrocknet wird. Diese Krümel sind von früheren Beobachtern für
Erde gehalten worden. Aus ihnen konnte der Vortragende einen Schimmelpilz, Aspergillus
niger , züchten, und er vermutet, dafs die Krümel als Nährboden für das Mycel dieses
Pilzes hergerichtet werden, und dafs der Pilz dann den Ameisen zur Nahrung dient.
Lehrer H. Viehmeyer zieht darauf einen Vergleich zwischen der
Ameisen- und Menschen-Psyche.
Prof. Dr. K. Escherich spricht über die Beziehungen zwischen
Ameisen und Pflanzen im allgemeinen.
22
Gegenüber der von den Botanikern ausgearbeiteten Ansicht, dafs die sogenannten
Ameisenpflanzen durch ihre Gäste Schutz gegen schädliche Insekten erhalten und ihnen
dafür Wohnung und Nahrung gewähren, ist von Zoologen neuerdings durch Beobachtungen
festgestellt worden, dafs dies durchaus nicht in dem angenommenen Mafse stattfindet;
einige gehen sogar, so weit, einen derartigen Schutz vollständig zu leugnen, was aber
jedenfalls als eine Übertreibung ins Gegenteil zu betrachten ist.
Vorgelegt werden dabei folgende Arbeiten:
Kohl, H.: Die Ameisenpflanzen des tropischen Afrika mit besonderer Be-
rücksichtigung ihrer biologischen Verhältnisse. Natur u. Offenbarung,
Bd. 55, 1909;
Nieuwenhuis, M. u. von Üxküll- Güldenbr an dt: Extraflorale Zucker-
ausscheidungen und Ameisenschutz. Annales du jardin botan. de Buiten-
zorg, ser. 2, tome 6, 1907;
Jhering, H. von: Die Cecropien und ihre Schutzameisen. Englers botan.
Jahrb., Bd. 39, 1907;
Sjöstedt, Y. : Akaziengallen und Ameisen. Wissenschaftl. Ergebnisse der
schwed. zoolog. Expedition nach dem Kilimandjaro, dem Meru usw.
1905—1906. Upsala 1908.
II. Sektion für Botanik.
Vierte Sitzung am 11. November 1909. Vorsitzender: Kustos Dr.
B. Schorler. — Anwesend 55 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende bespricht folgende Werke, die vorgelegt werden:
Hegi, G.: Jllustrierte Flora von Mittel-Europa. Bd. I: Pteridophyta, Gym-
nospermae u. Monocotyledones I. Teil; Bd. II: Monocotyledones II. Teil.
München 1907—1909;
Clarke, Oh. B.: Jllustrations of Cyperaceae. London 1909;
Lin dm an, C. A. M. : Karl von Linne als botanischer Forscher und Schrift-
steller. Jena 1908;
Lotsy, J. P. : Progressus rei botanicae, Bd. II. Jena 1908.
Prof. Dr. A. Naumann hält einen Vortrag über die botanischen
Ergebnisse eines dreitägigen Aufenthalts an der Franz Schlüter-
Hütte in den Südtiroler Kalkalpen. (Vergl. Abhandlung IX.)
Es werden die alpinen Vegetationsformationen geschildert an der Hand eines für
diesen Zweck hergestellten Formationsherbariums, das aus 20 Tafeln besteht, und einer
Anzahl farbiger Projektionsbilder, welche von dem Exkursionsteilnehmer, Herrn J. Oster-
maier, hergestellt wurden.
Fünfte (aufserordentliche) Sitzung am 16. Dezember 1909 (im
Heimatkundlichen Schulmuseum). Vorsitzender:) Kustos Dr. B. Schorler.
— Anwesend 17 Mitglieder.
Der Dresdner Lehrerverein hat in diesem Jahre in den Räumen des
Schulmuseums eine Ausstellung über die Dresdner Heide veran-
staltet, die nicht nur den gegenwärtigen Zustand der Heide, ihre Boden-
beschaffenheit, Pflanzen- und Tierwelt, sondern auch ihre Geschichte und
Vorgeschichte zur Anschauung für weite Kreise bringen soll.
Unter Führung von Ingenieur B,. Scheidhauer, der dabei mitgewirkt und die
hauptsächlichsten Moose der Dresdner Heide in schönen Tafeln zusammengestellt hat,
23
besichtigt die Sektion für Botanik eingehend die Ausstellung. Sie erregt bei allen Teil-
nehmern reges Interesse und findet wegen ihrer Vielseitigkeit und übersichtlichen An-
ordnung ungeteilten Beifall. Man ist sich darüber einig, dafs eine solche Ausstellung
Liebe zur heimatlichen Natur wecken und naturwissenschaftliche Kenntnisse in weite
Kreise tragen wird.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Ausflug nach Niederschöna am 29. August 1909. — Zahl der Teil-
nehmer 12.
Von Klingenberg- Colmnitz aus wird zunächst im Tharandter Wald ein Sandstein-
aufschlufs mit Exogyra und Serpula besucht und dann nach .Niederschöna gewandert.
Hier werden in allen Steinbrüchen die Crednerienschichten des Cenomansandsteins nach
Kesten von Laubhölzern abgesucht.
Nach dem Mittagsmahl regt Oberlehrer Dr. P. Wagner in einer kurzen Besprechung
an, die Isis möge — ähnlich wie auf floristischem Gebiete — auch für paläontologische
Funde aus Sachsen eine Sammelstelle für die Einzelbeobachtungen einrichten. Der Plan
soll in einer späteren Sitzung ausführlicher begründet werden.
Nachmittags schliefst eine Wanderung durch den Wald über Grüllenburg nach
Klingenberg-Colmnitz den Ausflug ab.
Vierte Sitzung am 18. November 1909. Vorsitzender: Oberlehrer
Dr. P. Wagner. — Anwesend 67 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende bespricht einige Neuerscheinungen:
Stromer von Reichenbach, E.: Lehrbuch der Paläozoologie I. Leip-
zig 1909;
Kays er, E.: Lehrbuch der allgemeinen Geologie. 3. Aufl. Stuttgart 1909;
Beier, H.: Geologische Karte von Sachsen und Nordböhmen. Dresden 1909.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky legt zwei geologische Reliefs
vom Vesuv und von Santorin, hergestellt von Aureli-ftom, vor und
bespricht
Stübel, A. -Bergt, W.: Der Vesuv, eine vulkanologische Studie für jeder-
mann. Leipzig 1909.
Derselbe demonstriert ferner einige neue Minerale aus Sachsen:
Ottrelith von Rabenstein bei Chemnitz, Mangangranaten aus dem Phytlit
und Glimmerschiefer der Umgebung des Granulitgebirges, Andalusit mit
Korund aus dem Granulitgebirge und Dumortierit von Penig.
Daran knüpfen sich allgemeine Erörterungen über den Pleochroismus.
Schliefslich berichtet
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky noch über die Versuche mit
>* -der Wünschelrute, die unter Kontrolle verschiedener Gelehrter von den
Herren von Uslar, von Bülow und Voll in der Dresdner Gegend aus-
geführt worden sind.
Der Vortragende stellt fest, dafs alle drei Herren einige Kohlenausbisse und die
Grenze zwischen Kohlenformation und sibirischen Tonschiefern im Döhlener Becken mit
grofser Genauigkeit gefunden haben, und dafs das in seinen Ursachen noch völlig un-
geklärte Phänomen einer genauen Prüfung durch naturwissenschaftliche und insbesondere
medizinische Sachverständige wert und bedürftig sei.
24
IY. Sektion für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 9. Dezember 1909. Vorsitzender: Hofrat Prof.
Dr. J. Deichmüller. — Anwesend 30 Mitglieder.
Der Vorsitzende bespricht eine Arbeit von H. Schmidt: „Die vor-
geschichtlichen Rundwälle in der Amtshauptmannschaft Löbau i. S.u (Jahres-
hefte der Ges. für Anthrop. und Urgeschichte der Oberlausitz, Bd. II,
Heft 3/4. Görlitz 1909.)
Zahlreiche Veröffentlichungen über die vorgeschichtlichen Wälle und mannigfaltige
Hypothesen über den Zweck zeugen für das rege Interesse, welches diesen Bauwerken
von den Altertumsforschern geschenkt worden ist. Abweichend von der üblichen
Gruppierung in Schlacken-, Stein- und Erdwälle teilt sie der Verfasser nach den Funden
in denselben in Yorslawische, slawische und mittelalterliche Wälle ein Der einzige
vorslawische Wall der Amtshauptmannschaft Löbau, der auf dem Löbauer Berg, ist
nach seiner Ansicht durch Ablesen der Steine von dem bewohnten Innenraum und Auf-
schichten derselben am Rande entstanden und hat als Einfriedigung, nicht als Schutz-
wehr ge^en Überfälle gedient. Die Verschlackung einzelner Teile des Walles führt er
auf zufällige Entstehung, hauptsächlich durch Herdfeuer, zurück. Die Mehrzahl der
Wälle des behandelten Gebietes gehören der slawischen Zeit an. Auf herrschenden,
zum Teil schwer zugänglichen Punkten aus Lehm oder Erde errichtet und auf der
Aufsenseite durch Steinbelag befestigt, dienten sie vor allem dem Schutze der in die
Innenböschung eingebauten Wohnungen. Einzelne sind stellenweise verschlackt oder
• geglüht. Diese Erscheinung wird als eine absichtlichem einem tiefen . Graben in der
Längsaxe des Walles erzeugte angesehen und bezw^kte da§ Trockenlegen des Erd-,
reichs hinter und über den Wohnräumen. Zu den mittelalterlichen Wällen gehören *
die beiden auf dem Hochstein bei Kleindehsa, die im Gegensatz zu den slawischen aus
freistehenden, ungemörtelten Mauern aus flachen, geschlagenen Steinen bestehen, an
deren Innenseiten Hütten angebaut waren. Einen besonderen Wert erhält die vor-
liegende Arbeit durch die eingehende, durch Grundrisse und Durchschnittszeichnungen
und Abbildungen von Fundstücken erläuterte Beschreibung der einzelnen Wälle. Zum
Schlufs berichtigt der Verfasser verschiedene Irrtümer über angeblich vorgeschichtliche
und andere Altertümer der Amtshauptmannschaft Löbau.
Derselbe legt weiter vor:
Weber, Fr.: Die vorgeschichtlichen Denkmale des Königreichs Bayern,
I. Bd.: Oberbayern. Mit 5 Übersichtskarten. München 1909,
und berichtet über die Gründung einer Deutschen Gesellschaft
für Vorgeschichte.
Direktor H. Döring bespricht eingehend die neue „Prähistorische
Zeitschrift“, herausgeg. von C. Schuchardt, K. Schumacher und H. Seger,
Bd. I, Heft 1. Berlin 1909, „und .
Oberlehrer 0. Ebert das kurz vorher erschienene Organ der Deutschen
Gesellschaft für Vorgeschichte: „Mannus, Zeitschrift für Vorge-
schichte“, herausgeg. von G. Kossinna, Bd. I, Heft 1/2. Würzburg 1909.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller berichtet kurz über die abschliefsenden^.
Ergebnisse seiner Ausgrabungen auf dem Gräberfelde der früh-
römischen Kaiserzeit bei Piskowitz-Prositz und •
legt einige von Lehrer J. Hottenroth-Gersdorf eingesandte und zum
Teil der K. Prähistorischen Sammlung geschenkte, interessante neue Funde
aus Sachsen vor:
Aus einer Herdgrube der jüngeren Steinzeit in Flur Birmenitz bei Lommatzsch
stammt der Torso einer in sehr realistischer Weise dargestellten weiblichen Figur aus
Ton und ein Rohstück von Amphibolschiefer mit langem, tiefem Sägeschnitt, von Jessen
bei Lommatzsch ein durchlochtes Gerät aus Hornblendeschiefer in der Form einer
Kreuzhaue. (Vergl. Abhandlung XII.)
25
Y. Sektion für Physik und Chemie.
Vierte (aufserordentliche) Sitzung am 8. Juli 1909. Vorsitzender:
Prof. Dr. A. Lottermoser. — Anwesend 75 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. W. Hallwachs und Dr. H. Dem her erstatten
einen Bericht über kontakt-elektrische und licht-elektrische Ar-
beiten aus dem physikalischen Institut der K. Technischen
Hochschule. (Vergl. Abhandlung VII.)
Fünfte Sitzung am 7. Oktober 1909. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Lottermoser. — Anwesend 39 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende berichtet über den j etzigen Stand der Kolloid-
ehern i e.
Nack einer kurzen Einleitung über die Gasgesetze, die Avogadrosche Hypothese
und die kinetische Gastheorie und ihre Übertragbarkeit auf Lösungen, wird zunächst
gezeigt, dafs zwischen den Eigenschaften von Gasen, Lösungen und Suspensionen keine
sprunghaften Änderungen zu bemerken sind. Die Untersuchungen Svedbergs und
Perr ins haben streng bewiesen, dafs alle denselben Gesetzmäfsigkeiten gehorchen, so
dafs nunmehr auch die kinetische Gastheorie und die Molekulartheorie auf sicherer
experimenteller Grundlage stehen. *
Die Ladung der Hydrosolteilchen kommt nach den. neuesten Forschungen durch
Jonenadsorption zustande und steht in engster Beziehung zum Verhalten der Hydrosole
Elektrolyten gegenüber und zur Einwirkung verschiedener Hydrosole aufeinander. Es
werden auch hier die neuesten Forschungsergebnisse mitgeteilt. Ferner wird die Methode
der Ultrafiltration, die Anwendung der Zentrifuge für die Untersuchung von Hydrosolen,
die Einwirkung grofser Temperaturänderungen, namentlich starker Abkühlung (Aus-
frieren) besprochen. Endlich wird über die neueren Bestrebungen berichtet, den kri-
stallinischen als den allgemeinen Zustand der Materie hinzustellen, insonderheit die
Hydrosole als heterogene Gebilde mit einer kristallinischen, festen Phase aufzufassen.
An der Diskussion beteiligen sich Geb. Hofrat Prof. Dr. E. von Meyer,
Privatdozent Dr. H. Thiele und der Vortragende.
Sechste Sitzung am 2. Dezember 1909. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Lottermoser. — Anwesend 51 Mitglieder und Gäste.
Dr. W. Friese spricht über die Methodik der Staub- und Hufs-
bestimmung in der Luft.
Nach einer kurzen Rekapitulation des an gleicher Stelle im Januar 1909 über
den Staub- und Rufsgehalt der Stadtluft gehaltenen Vortrags, wird zunächst an der
Hand einiger durch das Kaiserl. Gesundheitsamt in Berlin herausgegebenen Tabellen ge-
zeigt, wie in den letzten Jahrzehnten ein Rückgang der Tuberkulosesterblichkeit im
Deutschen Reich zu verzeichnen ist, dafs aber im Gegensatz hierzu sich ein Anwachsen
der Sterblichkeit an akuten Krankheiten ‘der Atmungsorgane bemerkbar gemacht hat.
Nicht zum wenigsten ist diese letzte -Tatsache der Rauch*- und Rufsplage, namentlich
in den Grofsstädten, zuzuschreiben. Deshalb mufs es eine Hauptaufgabe der modernen
Hygiene sein, sich mit diesem Kapitel eingehend zu befassen und zunächst nach brauch-
baren Methoden an möglichst vielen Orten des Reiches VYerte über den Gehalt der Luft
an Staub und namentlich an Rufs zu sammeln, mit deren Hilfe dann eine sachgemäfse
Rauchbekämpfung in die Wege geleitet werden kann.
Nunmehr werden die bis jetzt angewendeten Methoden der Staub- und Rufs-
bestimmung in der Luft erläutert. Hieraus ergibt sich eine bedingte Brauchbarkeit der
quantitativen Staubbestimmungsart nach Liefmannn und eine unbedingte Zuverlässigkeit
der kolorimetriscken Rufsbestimmungsmetbode nach Rubner und Renk. Die letztere ist
26
so empfindlich, dafs es damit noch möglich ist, die Schwankungen des Rufsgehaltes eines
Zimmers je nach Lage der Untersuchungsstelle in demselben, also ob am Boden oder an
der Decke usw. einwandfrei zu ermitteln.
Weiter wird über verschiedene Versuche berichtet, um diese kolorimetrisch-ver-
gleichende Methode zu einer quantitativen zu verwerten. Da diese Untersuchungen zur
Zeit noch nicht abgeschlossen sind, konnten sie nicht eingehend behandelt werden. Jeden-
falls läfst sich aber mit Bestimmtheit sagen, dafs die Renksche Untersuchungsmethode
(siehe „Arbeiten aus den Hygienischen Instituten zu Dresden“ 1907, Heft 1) recht wohl
geeignet ist, sich auch in dieser Hinsicht verwenden zu lassen.
Nach Verlesung der Resolutionen, welche auf dem XIV. internationalen Kongrefs
für Hygiene und Demographie zu Berlin 1907 zur Rauchbekämpfung in den Städten
aufgestellt wurden (siehe Berichte dieses Kongresses), wurde auf die Notwendigkeit der
Gründung einer Zentralstelle zur Unterdrückung der Rauch- und Rufsplage im Deutschen
Reiche nach einem Vorschläge von Ascher auf dem diesjährigen Kongrefs in Zürich
hingewiesen.
Wenn dieses Ziel erreicht ist, dann wird wohl auch ein Absinken der Sterblichkeit
an akuten Erkrankungen der Atmungsorgane zu verzeichnen sein, ähnlich wie durch
die Erfolge der Bakteriologie in jüngster Zeit die Sterblichkeit an Tuberkulose ganz
bedeutend zurückgegangen ist
An der Diskussion beteiligen sich Geb. Hofrat Prof. H. Fischer,
Priv. M. Hoffmann-Lincke, Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalk.owsky und der
Vortragende.
Yl. Sektion für Teine und angewandte Mathematik.
Vierte Sitzung am 14. Oktober 1909. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Witting. — Anwesend 14 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Ph. Weinmeister spricht über graphische
Bestimmung der Achsen des schiefen elliptischen Kegels. (Vergl.
Abhandlung X.)
Studienrat Prof. Dr. R. Heger macht Mitteilungen über irrationale
ebene Kurven 3. Ordnung.
I. In einer 1847 veröffentlichten Abhandlung gibt 0. Hesse einen Satz über Kurven
3. Ordnung, in dem sich eine irrige Abzählung vorfindet ; Cremona hat diesen Satz in
seine „ebenen Kurven“ aufgenommen, aber ohne die Abzählung; Dur ege gibt ihn
in seinen „ebenen Kurven 3. Ordnung“, mit der unrichtigen Abzählung.
In bezug auf ein Dreieck Ax A2 A31 in dem A3 ein realer Wendepunkt, A8 Ax die
zugehörige Wendetangente ist und A3 Ä2 die Kurve in A2 berührt, hat man bekanntlich
xx : x2 :x s=px sin3 am X : p2 sin am X :p3 cos X A am X, wobei pxp 2p3 und der Modul k die
besondere Natur der Kurve bezeichnen.
Wenn die drei Punkte \x X2 X3 der C3 auf einer Geraden* liegen, so ist bekanntlich
• X, — [— Xg — |— X3 — 0, d. i. — m • 2 K. — j— fl • 2 K' ?,
* * wob$i m und n ganze Zahlen sind und K und K ' die übliche Bedeutung haben. Ebenso
ist für (»-Punkte eines Kegelschnitts, bezw. für 9 Punkte einer andern Kurve 3. Ordnung
X1*G*_ ■ ■ - 0, bez\V Xf— j— • • • — Xg 0.
Die Punkte, in denen die C3 von einem Kegelschnitte sechspunktig berührt wird, sind
die Wurzeln der Kongruenz 6X~0; unter ihnen befinden sich die 9 Wendepunkte, die
der Kongruenz 3X^ 0 genügen; es gibt daher 27 eigentliche, eine C3 sechspunktig be-
rührende Kegelschnitte. Ihre 27 Berührungspunkte sind die Berührungspunkte der die
Wendepunkte enthaltenden Kurventangenten. Werden K:3 mit a und K'i: 3 mit ß
bezeichnet, sö ordnen sich die 27 Punkte in drei Gruppen zu je 9, je nachdem die Punkte
sich von den Wendepunkten um 3 a, 3 ß oder 3a + 3ß unterscheiden. Bezeichnet man
mit mn den Puukt ma-j- nß, so erhält man für die Wendepunkte ( W ) und die drei
Gruppen (I, II, III) zugeordneter Berührungspunkte die Übersicht
27
w
I
LE
III
00
30
03
33
02
32
05
35
04
34
01
31
20
50
23
53
22
52
25
55
24
54
21
51
40
10
43
13
42
12
45
15
44
14
41
11
Hesse behauptet, dafs unter den 84 Kombinationen 6. Klasse, ohne Wiederholung, der
Punkte einer Gruppe, I, II oder III, 66 sein sollen, die auf einem Kegelschnitte liegen.
Die Punkte einer Gruppe unterscheiden sich von den in derselben Zeile stehenden
(zugehörigen) Wendepunkten um 3 a, 3 ß, bezw. 3 a -p 3 ß ; die Summe von 6 Punkten
einer Gruppe ist demnach der Summe der zugehörigen Wendepunkte kongruent, und
diese Bemerkung gilt auch noch, wenn von den 6 Punkten nicht alle verschieden sind.
Sollen 6 verschiedene Punkte einer Gruppe auf einem Kegelschnitte liegen, so müssen
daher die entsprechenden 6 verschiedenen Wendepunkte die Summe kongruent Null
haben. Da nun die Summe aller 9 Wendepunkte kongruent Null ist — in Überein-
stimmung damit, dafs die Wendepunkte auf der Hesseschen Kurve liegen — so ist die
Summe von 6 verschiedenen W nur dann Null, wenn die übrigen drei auf einer Geraden
liegen; damit ist bewiesen, dafs es in jeder Gruppe nur 12 mal vorkommt,
dafs 6 verschiedene Punkte auf einem Kegelschnitte liegen.
Der Hessesche Satz läfst eine Ergänzung zu. Bei den Kombinationen 6. Klasse
dersflK, bei denen ein W zweimal auftritt, während die übrigen von diesem und unter-
einander verschieden sind, ergibt sich die Summe Null nur dann, wenn die fünf W auf
zwei Geraden liegen, die den wiederholten W gemein haben. Da dies 66 — 12 = 54 mal
vorkommt, so folgt: Unter den Punkten jeder Gruppe I, II oder III kommt es
54 mal vor, dafs ein Kegelschnitt, der 4 Punkte der Gruppe enthält, die
Kurve in einem fünften Punkte derselben Gruppe berührt. Durch die vier
Punkte, in denen ein solcher Kegelschnitt die C3 schneidet, gehen noch drei Kegel-
0r schnitte, die die Cs berühren; auch deren Berührungspunkte gehören der Sechs-
i ^^ilungsgruppe des Punktes Null, d. i. der Gruppe 6X 0 an; z. B. die Kegel-
schnitte, die durch
30, 34, 10, 14
gehen und die C3 berühren, haben die Berührungspunkte
2X = 4a + 4ß,
woraus folgt
X -ze 22, 52, 25, 55.
* * Für drei Wendepunkte, die auf einer Geraden liegen, und einen beliebigen anderen
dreimal gezählten Wendepunkt sind die beiden Zeigersummen ebenfalls kongruent 0
(mod 6). ln jeder Gruppe kommt es daher 72 mal vor, dafs ein Kegelschnitt
in einem Gliede der Gruppe die C3 dreipunktig berührt und drei andere
Glieder derselben Gruppe enthält. Wenn man zu drei Wendepunkten, die auf
einer* Geraden liegen, einen dieser Wendepunkte dreifach hinzufügt, so kommt man auch
auf durch 6 teilbare Zeigersummen. Die Glieder einer jeden Gruppe, deren zu-
gehörige Wendepunkte auf einer Geraden liegen, bestimmen daher drei
Kegelschnitte, die in einem Gliede die C3 vierpunktig berühren und durch
die beiden anderen hindurchgehen.
Fünfte Sitzung am 9. Dezember 1909. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Witting. — Anwesend 17 Mitglieder und Gäste.
Bauamtmann Dr. A. Schreiber führt den neuen harmonischen
Analysator von Mader vor.
Es handelt sich um die Bestimmung der Koeffizienten An und Bn (Amplitudeu) in
der Entwicklung einer beliebigen (willkürlichen) periodischen Funktion f(x) mit der
Periode o nach der sogen. Fourierschen Beihe ;
28
f{cc) = ~ A0 -[- Ax cos x • — -f- A2 cos 2.« • — -j-
a ct
IT> ' ^ I X> • o 2 TC
4- -üi sm ai h B9 sm 2a? H >
1 a a
wobei sich bekanntlich die An und Bn in folgender Weise als bestimmte Integrale dar-
stellen lassen:
a a
A n —
aj y COä (B x-2i)dx Bn = Ij y siu (» * • -£)
d x .
0 0
Bei dem vorliegenden Analysator wird eine kreisrunde Scheibe mit vertikaler Dreh-
achse durch einen Mechanismus derart in fortschreitende und drehende Bewegungen ver-
setzt, dafs ein Punkt P der Scheibe, während der Fahrstift des Analysators die Kurve
befährt und, am Ende der Perioie angelangt, auf der Basis a geradlinig bis zum Anfang
der Kurve zurückgeführt wird, eine geschlossene Kurve beschreibt, deren Inhalt, ab-
gesehen von einem konstanten Faktor, der gleich 100 gemacht wird, den Koeffizienten
An darstellt. Ein anderer Punkt Q derselben Scheibe gibt in derselben Weise den
Koeffizienten Bn. ln den Punkt P wird der Fahrstift eines gewöhnlichen Planimeters
eingesetzt, so dafs es nur nötig ist, vor und nach dem Umfahren der zu analysierenden
Kurve das Planimeter abzulesen. Dem Instrumente sind Scheiben für die 1. bis 11.
harmonische Schwingung beigegeben. Ein wesentlicher Vorteil des Instrumentes beruht
darin, dafs es für jede beliebige Basis zwischen « = 20 und 360 mm eingestellt werden
kann. Das Instrument ist sehr leicht zu handhaben, derart, dafs eine gezeichnet vor-
liegende Funktion samt Aufstellung und Adjustierung des Instrumentes bei einiger
Übung etwa in einer Stunde bis zur 4. oder 5. Schwingung analysiert werden kann.* Der
Koeffizient — A0 wird natürlich ermittelt, indem man die vorgelegte Kurve direkt 'mit
&
dem Planimeter umfährt und die erhaltene Fläche durch a teilt.
Der Analysator wird von der Firma Gebr. Stärzl, München, Amalien str. 28 zum
Preise von 120 Mk. geliefert. D R G. M. Ausführliche Darstellung der Theorie und
des Gebrauchs vergl. 0. Mader: Ein einfacher harmonischer Analysator mit beliebiger
Basis... Elektrotechn. Zeitschr. 1909, Heft 36.
Über ältere Instrumente zur harmonischen Analyse vergl. den Aufsatz won;
0. Henrici im Katalog mathem. und mathem. -physikalischer Modelle, Apparate un#1*
Instrumente der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. München 1892, S. 125; ebenda-
selbst S. 213 ff.
Der Vortragende teilt einige Versuchsreihen mit, die gewonnen worden sind
durch harmonische Analyse einer aus geraden Linien zusammengesetzten Funktion (von
A , . ci a . . a a a . . 3 3
x = 0 bis — y = 0, von x = — bis — i y = x — — , von & = — bis x — y — x — ^ a>
wobei es dann durch Integration möglich ist. "
die Koeffizienten An und Pu analytisch und numerisch (a = 200 mm) zu ermitteln. Der
Funktionsverlauf zeigt dann für x = ^ eine Unstetigkeit ^Sprung von auf —
Die Vergleichung der berechneten’ Koeffizienten mit den durch das Instrument mechanisch
ermittelten zeigte, dafs die gröfsten Fehler nur 4 0,3 mm sind. An Unstetigkeitsßtellen
wird die dort vorhandene Ordinate filier die zu = gehörende Ordinate zw^olien
~ ^ befahren, als wäre sie ein Teil der Kurve.
Bauamtmann Dr. A. Schreiber spricht ferner über Logarithmen-
papiere und deren Anwendung, sowie über einen Abacus zur Auf-
lösung dreigliedriger kubischer Gleichungen.
Diese Papiere sind erst kürzlich von der Firma Schleicher & Schüll, Düren
1. Rheinland, in den Handel gebracht worden Die erste Sorte ist in der einen Richtung
linear, d. li. wie gewöhnliches Millimeterpapier, in der anderen Richtung wie eine sogen.
Gunterskala (Skala des Rechenschiebers), d. h. logarithmisch geteilt. Die Kurve
y = aekx,
schliefslich von x = a bis
4
2
ö y = o),
y —
und
29
(e Basis der nat. Logarithmen, a und k Konstante) stellt sich auf diesem Papier als
gerade Linie dar. Der Vortragende deutet eine Reihe von mathematischen, physikalischen
und technischen Anwendungen an.
Die zweite Sorte der Logarithmenpapiere ist in beiden Achsenrichtungen logarith-
inisch geteilt. Eine auf solchem Papier gezeichnete Gerade stellt die Kurve
Xm yn = C
dar, wo m, n und C Konstante sind ; eine Schar paralleler Geraden gibt eine Isoplethen-
dar Stellung für die Funktion
z = Ä . xm y™ ,
wo A, in imd n Konstante sind. So ist es leicht, sich einen Abacus für graphische
Multiplikation und Division herzustellen, der die Gleichung
z = xy
vertritt. Die Schar der hier auftretenden Hyperbeln erscheint auf dem Logarithmen -
papier als eine Schar von parallelen Geraden, die auf den Achsen des Logarithmenpapiers
(gezählt von dem mit 1 bezifferten Punkte) gleiche Abschnitte hervorbringen. Die Haupt-
anwendung finden diese Papiere in der Nomographie (Lehre von den Isoplethendar-
stellungen).
Der Vortragende legt schliefslich einen auf logarithmischein Papier der zweiten
Sorte entworfenen Abacus zur Auflösung kubischer Gleichungen vor, der auf dem be-
kannten Satze beruht, dafs die Abszissen der Schnittpunkte zweier Kurven mit den
Gleichungen
y = %?- y=px
Wurzeln der kubischen Gleichung
xz — px-\-q — Q (p >> 0, #^0)
sind. Die Wurzeln der Gleichung
xz -\-px — cf = 0
ergeben sich aus den beiden Kurven
y — q — xs, y=px (p >» 0, q >- 0).
Der Abacus besteht daher aus zwei einzelnen Teilen und läfst sich infolge der Eigen-
schaften des Logarithmenpapiers sehr leicht zeichnen und auf geringen Raum ein-
schränken. Die Gleichung
xz-{-px-\-q = 0 (p > 0, q > 0)
kann auf dem Abacus nicht dargestellt werden. Ihre einzige reelle und negative Wurzel
findet man aber, indem man die positive Wurzel der Gleichung
xz -\-px — q = 0
aufsucht. In dieser Weise fiudet man auch in anderen Fällen die negativen reellen
Wurzeln irgend einer vorgelegten kubischen Gleichung. Durch Wurzelvergröfserung
oder Verkleinerung kann man jede reelle Wurzel einer beliebig vorgelegten kubischen
Gleichung auf den Abacus bringen.
Vergl. hierzu A. Schreiber: Über Logarithmenpapiere. Zentralblatt der Bau-
verwaltung, 1909, Nr. 88, S. 574.
Studienrat Prof. Dr. R. Heger führt Wandtafeln mit Kurven
3. Ordnung vor und gibt eingehende Erläuterungen dazu. (Vergl. Ab-
handlung XI.)
VII. Hauptversammlungen.
Am 29. September 1909 fand an Stelle der Hauptversammlung eine
Besichtigung der Nähmaschinenfabrik von Clemens Müller in
Dresden-N., Grofsenhainerstrafse 1/5, unter Führung der Direktoren der
Fabrik statt, an der 28 Mitglieder und Gäste teilnahmen.
30
Achte Sitzung am 28. Oktober 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. Fr. Förster. — Anwesend 59 Mitglieder und Gäste.
Ausgelegt sind die Photographien der Adresse, welche der Uni-
versität Leipzig zur 500jährigen Jubelfeier von den naturwissen-
schaftlichen und verwandten Gesellschaften Sachsens überreicht worden ist.
Hofrat Prof. H. Engelhardt und Bibliothekar A. Richter berichten
über die Fortschritte der Katalogisierung der Gesellschafts-
bibliothe k.
Prof. Dr. A. Wittin g veranlafst eine kurze Aussprache über die Be-
teiligung der Isis an den Bestrebungen, welche auf die Erhaltung der
jetzt im Ausstellungspark erbauten Sternwarte für Dresden ge-
richtet sind.
Bauamtman'n Dr. A. Schreiber hält einen Lichtbildervortrag über
das Stereoskop und die Stereomethoden, sowie deren Anwendung
in der Photogrammetrie.
Neunte Sitzung am 25. November 1909. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. Fr. Förster. — Anwesend 93 Mitglieder und Gäste.
Hofrat Prof. H. Engelhardt gibt bekannt, dafs der Gesellschaft von
einem ungenannten Mitgliede ein Beitrag von 500 Mk. zur Drucklegung
eines neuen Bibliothekskataloges geschenkt worden sind.
Hierauf wird die Wahl der Beamten für 1910 vorgenommen.
(Vergl. die Zusammenstellung auf S. 32.)
Geh. Rat Prof. Dr. W. Hempel hält einen Experimentalvortrag über
elektrische Laboratoriumsöfen.
Zehnte Sitzung am 16. Dezember 1909. Vorsitzender: Hofrat Prof.
H. Engelhardt. — Anwesend 47 Mitglieder.
Auf Antrag der Sektion für prähistorische Forschungen wird be-
schlossen, die beiden neu erschienenen Zeitschriften für Vorgeschichte:
Prähistorische Zeitschrift, herausgeg. von 0. Schuchhardt, K. Schu-
mncher und H. Seger, und
Mannus, Zeitschrift für Vorgeschichte. Organ der Deutschen Ges. für
Vorgesch., herausgeg. von G. Kossinna,
für die Gesellschaftsbibliothek zu abonnieren.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller teilt mit, dafs die gegenwärtige Zahl
der wirklichen Mitglieder 279 beträgt und damit der Höchstbestand an
wirklichen Mitgliedern seit Gründung der Gesellschaft (278 im Jahre 1873)
überschritten worden ist.
Baurat 0. Göllnitz spricht unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder
über die erdmagnetische Vermessung Sachsens und deren Er-
gebnisse.
Vergl. Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen,
Jhrg. 1909, A, S. 3 ff. Mit 4 Tafeln.
31
Yeräiiderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 27. November 1908 starb in Paris Dr. Albert Gaudry, früher
Professor der Paläontologie am Musee d’liistoire naturelle, Membre de
^Institut, korrespondierendes JVIitglied der Isis seit 1868.
Am 13. September 1909 starb Adelbert Geheeb, privatisierender
Apotheker in Freiburg i. Br., korrespondierendes Mitglied seit 1877.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Guthmann, Louis, Kaufmann in Dresden, am 25. November 1909;
Heinich, Rud., Dr. phil., Gymnasiallehrer in Dresden, am 16. De-
zember 1909;
Lange, Ernst, Dr. phil., Geh. Schulrat, vortrag. Rat im Kultusministerium
in Dresden, am 28. Oktober 1909;
Langenhan, J., Dr. jur., Rechtsanwalt in Dresden,! \rnvpmnpr ,q0q
Riehmer, Ernst, Organist in Leuben b. Dr., J a
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse
zahlten: Dr Amthor, Hannover, 3Mk.; Prof. Dr. Bachmann, Plauen i. V.,
3 Mk.; Oberbergrat Prof. Dr. Beck, Freiberg, 3 Mk.; K. Bibliothek,
Berlin, 3 Mk. ; naturwissensch. Modelleur Blaschka, Hosterwitz, 3 Mk. ;
Apotheker Capelle, Springe, 3 Mk.; Privatmann Eisei, Gera, 3 Mk.;
Chemiker Dr. Haupt, Bautzen, 3 Mk. ; Prof. Dr. Hibsch, Liebwerd, 2 Mk.
89 Pf.; Bürgerschullehrer Hofmann, Grofsenhain, 3Mk.; Lehrer Hotten-
roth, Gersdorf, 3 Mk.; Prof. Dr. Müller, Pirna, 3 Mk.; Prof. Naumann,
Bautzen, 3 Mk. 5 Pf.; Sektionsgeolog Dr. Petrascheck, Wien, 3 Mk. 5 Pf.;
Oberlehrer Dr. Raths bürg, Chemnitz, 6 Mk.; Oberlehrer Seidel I,
Zschopau, 4 Mk.; Prof. Dr. Sterz el, Chemnitz, 3 Mk. 5 Pf.; Dr. med.
Th ümer, Karlshorst, 3 Mk.; Prof. Dr. Umlauf, Hamburg, 6 Mk. 5 Pf. —
In Summa 64 Mk. 9 Pf.
G. Lehmann,
Kassierer der „Isis“.
32
Beamte der Isis im Jahre 1910.
Vorstand.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Direktorium.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Als Sektionsvorstände:
Prof. Dr. E. Lohr mann,
Prof. Dr. F. Neger,
Oberlehrer Dr. P. Wagner,
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller,
Prof. H. Rebenstorff,
Prof. Dr. A. Witting.
Erster Sekretär: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Sekretär: Direktor A. Thiimer.
Verwaltungsrat.
Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Mitglieder: Geh. Hofrat Prof. H. Fischer,
Bankier A. Kuntze,
Geh. Kommerzienrat L. Guthmann,
Privatmann W. Putscher,
Fabrikbesitzer E. Kühnscherf,
Zivilingenieur R. Scheid hau er.
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Bibliothekar: Privatmann A. Richter.
Sekretär: Direktor A. Thümer.
Sektionsbeamte.
I. Sektion für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. E. Lohrmann.
Stellvertreter: Lehrer H. Viehmeyer.
Protokollant: Lehrer G. Dutschmann.
Stellvertreter: Lehrer G. Schönfeld.
II. Sektion für Botanik.
Vorstand: Prof. Dr. F. Neger.
Stellvertreter: Kustos Dr. B. Schorler.
Protokollant: Prof. Dr. A. Saupe.
Stellvertreter: Lehrer E. Herrmann.
33
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Oberlehrer Dr. P. Wagner.
Stellvertreter: Dr. K. Wanderer.
Protokollant: Dr. E. Ri mann.
Stellvertreter: Oberlehrer A. Geifsler.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Direktor H. Döring.
Protokollant: Oberlehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Oberlehrer M. Klahr.
V. Sektion für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. H. Rebenstorff.
Stellvertreter: Direktor Dr. A. Beythien.
Protokollant: Privatdozent Dr. H. Thiele.
Stellvertreter: Fabrikbesitzer R. Jahr.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. A. Witting.
Stellvertreter: Prof. Dr. E. Naetsch.
Protokollant: Bauamtmann Dr. A. Schreiber.
Stellvertreter: Gymnasiallehrer E. Sporbert.
Redaktionskomitee.
Besteht aus den Mitgliedern des Direktoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Sekretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1909 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
(Die tauschende Gesellschaft ist verzeichnet, auch wenn im laufenden Jahre keine
Schriften eingegangen sind.)
I. Europa.
1. Deutschland.
Altenburg : Natur forschende Gesellschaft des Osterlandes.
Annaberg- Buchholz: Verein für Naturkunde.
Augsburg: Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. —
38. Bericht. [Aa 18.]
Bamberg: Naturforschende Gesellschaft.
Bautzen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg.
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 60, Heft 4;
Bd. 61, Heft 1 — 3; Monatsberichte 1908, Nr. 8 — 12; 1909, Nr. 1 — 7.
[Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Zeitschrift für Ethnologie, 40. Jahrg., Heft 6; 41. Jahrg., Heft 1—5.
[G 55.]
Bonn: Natur historischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verliandl., 65. Jahrg. ; 66. Jahrg.,
1. Hälfte. [Aa 93.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Sitzungs-
ber., 1908; 1909, 1. Hälfte. [Aa 322.]
Braunschiveig : Verein für Naturwissenschaft.
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XIX, Heft 3
nebst Beilage. [Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 86. Jahresber.
[Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Danzig: Naturforschende Gesellschaft.
lerzogl. geologische Landes-
Fa 8.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und Gross
anstalt. — Notizbl., 4. Folge, 29. Heft.
Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landesteile. — Schriften, XII. Heft. [Aa 174.]
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber. 1908 — 1909.
[Aa 47.]
Dresden: K. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“.
— Sitzungsber. und Abhandl., Jahrg. 10—1*3. [Ca 26.] — Verzeichnis
der Bibliothek. [Je 122.]
Dresden: Verein für Erdkunde. — Mitteil., Heft 8 u. 9, und Mitglieder-
verzeichnis 1909. [Fa 6.]
Dresden: K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Archiv für Sächs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XXX. [G 75.]
35
Dresden : Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mitteil.,
1908—1909. [Ha 9.]
Dresden : K. Mineralogisch -geologisches Museum.
Dresden : K. Zoologisches und Anthrop.- ethnogr. Museum.
Dresden : K. Oeffentliche Bibliothek.
Dresden : K. Tierärztliche Hochschule. - — Bericht für das Jahr 1908, n. F.,
III. [Ha 26 b.] — Bericht über das Veterinär wesen in Sachsen, 53. Jahrg.
[Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische Technische Hochschule. — Bericht für das Studien-
jahr 1907 — 1908 und 1908—1909; Verzeichnis der Vorlesungen und
Uebungen samt Stunden- und Studienplänen, S.-S. 1909, W.-S. 1909
bis 1910. [Je 63.] — Personalverz. Nr. XXXIX — XL. [Je 63b.]
Dresden'. K. Sächs. Landeswetterwarte. — Deutsches meteorolog. Jahrbuch
für 1904, II. Hälfte, und 1905, I. Hälfte. [Ec 57.] — Dekaden Monats-
berichte, Jahrgang XI. [Ec 57 c.]
Dürkheim : Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
Mitteil. LXV, Nr. 24. JAa56.]
Düsseldorf : Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld : Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber., 12. Heft. [Aa 235. J
Emden\ Naturforschende Gesellschaft. — 93. Jahresber. [Aa-48.]
Emden : Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher,
XXXIV. Heft. [Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch -medizinische Sozietät. — Sitzungsberichte, 39. u.
40. Bd. [Aa 212.] — Festschrift zur Feier des lOOiährigen Bestehens.
[Aa 21.2 b.]
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1909. [Aa 9 a.]
Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresbericht für 1907 — 1908.
[Eb 35.] — Der Neubau und seine Eröffnungsfeier 1908. [Eb 35b.]
Frankfurt a. O.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt.
Freiberg: K. Sächsische Bergakademie. — Programm für das 143. Studien-
jahr. [Aa 323.]
Freiburg i. Br.: Badischer Landesverein für Naturkunde. — Mitte^.,
Nr. 226 — 244. [Aa 346.] — Mitteil, des badischen botanischen Vereins,
Nr. 51 — 225 und 4 Beilagen. [Ca 31.]
Fulda: Verein für Naturkunde. — IX. Bericht. [Aa 22b.]
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — 3. u. 4.
Bericht der medizinischen Abteil.; Bericht der naturwissensch. Abt.
Bd. 2. [Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft. — AbUandlungen' Bd. 2*6. [Aa 3.]
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Codex diplo-
maticus Lusatiae superioris, Bd. 81, Heft 5; Neues Lausitzisches
Magazin, Bd. 85. [Aa 64.] — W. Scheibe: Die baugeschichtliche Ent-
wicklung von Kamenz. [G 158.] — R. Doehler: Geschichte der Ritter-
güter und Dörfer Lomnitz und Bohra. [G 159.] — W. Steitz: Friedrich
von Uechtritz als dramatischer Dichter. [Ja 102.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
— Jahreshefte, Bd. II, Heft 3—4. [G 113.]
36
Greifswald'. Naturwissenschaftlicher Verein für Neu- Vorpommern und Rügen.
— Mitteil., 40. Jahrg. [Aa 68.]
Greifsivald : Geographische Gesellschaft. — XI. Jahresbericht. [Fa 20.]
Greiz : Verein der Naturfreunde.
Guben : Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mitteil., X. Bd., Heft 5 — 8. [G 102.]
Güstroiv : Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, Jahrg. 62, Abt. II mit Anhang, u. Jahrg. 63, Abt. I. [Aa 14.]
Halle a. S.: Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische Deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XLV. [Aa 62.]
Halle a. S.: Sachs. -Thüring. Verein für Erdkunde. — Mitteil., 32. Jahrgang.
[Fa 16.]
Hamburg: Wissenschaftliche Anstalten. — Jahrbuch, XXV. Jahrg. mit
Beiheft 1—7. [Aa 276.1
Hamburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., III. Folge,
16. Heft. [Aa 293 b.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau: Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde.
J£^wnover:,-NaturhistoHsche Gesellschaft.
Hannover :r Geographische Gesellschaft. — 4. u. 5. Nachtrag zum Kataloge
der Stadtbibliothek, 1906. [Fa 18.]
Heidelberg: Naturhistorisch -medizinischer Verein. — Verhandl., Bd. VIII,
Heft 5; Bd. IX; Bd. X, Heft 1—2. [Aa 90.]
Hof: Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde.
— - V. Bericht. [Aa 325.]
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd. 21. [Aa 88.]
Karlsruhe: Badischer zoologischer Verein. — Mitteilungen, Nr. 18. [Ba 27.]
Kassel: Verein für Naturkunde. — Abhandl. u. Bericht Nr. LII. [Aa 242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschrift,
Bd. 43. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein.
Köln : • Redaktion der Gaea.
Königsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
% 49. Jahrg. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr.: Altertums -Gesellschaft Prussia.
Krefeld: Verein für Naturkunde. — Mitteilungen 1909. [Aa 329.]
Landshut : Naturwissenschaftlicher Verein.
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft. — Sitzungsberichte, 34. u. 35. Jahr-
gang. [Aa 202.]
Leipzig: K. Sächsische' Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-phys. Klasse, LX. Bd., Heft 6 — 8; LX1. Bd.,
Heft 1 — 3/ {Aa 296.] *
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Erläuterungen
zu Sektion Rosswein-Nossen (Bl. 63), 2. Aufl., und zu Sektion Franken-
berg-Hainichen (Bl. 78), 2. Aufl. [De 146.]
Leipzig: Städtisches Museum für Völkerkunde. — Jahrb., Bd. 2. [G 155.]
Lübeck: Geographische Gesellschaft und naturhistorisches Museum. —
Mitteil., 2. Reihe, Heft 22 u. 23. [Aa 279b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
37
Magdeburg : Museum für Natur- uncl Heimatkunde. — Abhandl. u. Berichte,
Band I, Heft 4. [Aa 342.]
Mainz: Bömisch -germanisches Centralmuseum. — Mainzer Zeitschrift,
Jahrg. 1907. [G 145a.] — Röm.-germ. Korrespondenzbl., 1. Jhrg. [G153.]
Mannheim : Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften.
— Sitzungsber., Jahrg. 1908. [Aa 266.]
Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
München: Bayerische botanische Gesellschaft zur Erforschung der hei-
mischen Flora. — Mitteil., Bd. II, Nr. 9 — 13; Berichte, Bd. XII, Heft 1.
[Ca 29.]
München: Deutscher und Oesterreichischer Alpenverein. — Mitteil., Jahrg.
1909. [Fa 28.] — Zeitschrift, Bd. XXXIX. [Fa 28b.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst. —
36. u. 37. Jahresbericht. [Aa 231.]
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“. — 34. Bericht.
[Aa 28.]
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft.
Offenbach: Verein für Naturkunde. — 43. — 50. Bericht nebst Ergänzung.
[Aa 27.]
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau : Naturwissenschaftlicher Verein.
Posen: Deutsche Gesellschaft für Kunst u. Wissenschaft. — Zeitschr. der
naturwissenschaftl. Abteilg., XV. Jahrg.] Heft 3 — 5; XVI. Jahrg., Heft 1
bis 5. [Aa 316.]
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Reaensburq: K. Bayer, botanische Gesellschaft. — Denkschriften, n. F.,
LV. Bd. [Cb 42.]
Reichenbach i. V.\ Verein für Natur- u. Altertumskunde. — VI. Bericht.
[Aa 29.]
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein.
Stettin: Ornithologischer Verein.
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 64, mit 2 Beilagen. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertums verein.
Tharandt: Redaktion der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen, Bd. LX1X, Heft 5—6; Bd. LXX; Bd. LXXI.
[Ha 20.]
Thorn: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mitteil.,
16. Heft. [Aa 145.J
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen. — Jahresber., n. F., I.
[Aa 262.]
Tübingen: Universität. — Württembergische Jahrbücher für Statistik
und Landeskunde, Jahrg. 1908, Heft II; Jahrg. 1909, Heft I. [Aa 335.]
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben. —
Mitteil., Heft 13—16. [G 58.]
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mitteil.^ n. F., Heft 24 u. 25.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
38
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 62.
[Aa 43.]
Würzburg : Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — Sitzungsberichte,
Jahrg. 1907 und Jahrg. 1908, Nr. 1 — 6. [Aa 85.]
Zerbst : Naturwissenschaftlicher Verein.
Zwickau : Verein für Naturkunde.
2. Österreich-Ungarn.
Aussig : Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz : Gewerbelehrlingsschule. — XXXIII. Jahresbericht. [Je 105.]
Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XLVI. [Aa 87.]
Brünn: Lehrerverein, Klub für Naturkunde. — IX. Bericht. [Aa 330.]
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — FöldtaniKözlöny, XXXVIII.
köt., 11. — 12. füz.; XXXIX. köt., 1. — 5. füz. [Da 25.]
Budapest: K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und:Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mitteilungen,
Jahrg. 1908. [Aa 72.]
Hermannstadt: Siebenhür gisch er Verein für Naturwissenschaften. — Ver-
handl. u. Mitteil., Jahrg. LVilL [Aa 94.]
Iglo: Ungarischer Karpathen -Verein. — Jahrb., Jahrg. XXXVI. [Aa 198.]
Innsbruck: Naturwissenschaftlich -medizinischer Verein.
Klagenfurt: Naturhistorisches Landesmuseum für Kärnten. — Jahrbuch,
Heft 28. [Aa 42.] — Carinthia II, Mitteil., Jahrg. 98, Nr. 4 — 6; Jahr-
gang 99, Nr. 1 — 5. [Aa 42b.]
Laibach: Musealverein für Krain.
Linz: -Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns.
Linz: Museum Francisco -Carolinum. — 67. Bericht nebst der 61. Lief, der
Beitr. zur Landeskunde von Österreich ob der Enns. [Fa 9.]
Olmütz: Naturwissensch. Sektion des Vereins „Botanischer Garten“.
Hag: Deutscher naturwissenschaftlich -medizinischer Verein für Böhmen
„Lotos“. — Naturwissenschaft!. Zeitschr. „Lotos“, Bd. 56. [Aa 63.]
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.- naturwissensch. Kl., 1908. [Aa 269.] — Jahresber. für 1908.
[Aa 270.]
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Bericht 1908.
[Aa 272.] — Pamätky archaeologicke , dil. XXIII, ses. 4 — 6. [G 71.]
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — 59. u. 60. Bericht.
[Ja 70.]
P*ag: »Ceska Akademie Cisafe Frantiska Josefa. — Rozpravy, trida II,
roenik XVII. [Aa 313.] — Bulletin international, XII. u. XIII. annee.
[Aa 313b.] — B. Nemec: Anatomie a Fysiologie Rostlin, 1. Bd., 2. Hälfte.
[Cc 76.]
Presburg: Verein für Heil- und Naturkunde. — Verhandl., Bd. XVIII u.
XIX. [Aa 92.]
~Reichenberg : Verein der Naturfreunde. — Mitteilungen, Jahrg. 39. [Aa 70.]
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde.
Temesvar : Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XXXII. evol., füz. 3 — 4; XXXIII. evol., füz. 1.
[Aa 216.]
39
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Komitates.
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest : Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1908. [Aa 11.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XLIX. [Aa 82.]
Wien: K. k. naturhist. Hofmuseum. — Annalen, Bd.XXII, Nr. 2—4; Bd.XXLlI,
Nr. 1—2. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft.
Wien: K. k. geologische Beichsanstalt. — Verhandl., 1908, Nr. 15 — 18;
1909, Nr. 1 — 9. [Da 16.] — Jahrbuch, Bd. LVIII, Heft 4; Bd. L1X,
Heft 1 — 2. [Da 4.] — Abhandl., Bd. XXI, Heft 1. [Da 1.]
Wien: K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft — Verhandl., Bd. LVIII.
[Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität.
Wien: K. k. Zentral- Anstalt für Meteorologie und Geodynamik. — Jahr-
bücher, Jahrg. 1907. — Offizielle Publikation Nr. III u. Nr. IV; all-
gemeiner Bericht und Chronik der 1906 und 1907 in Oesterreich
beobachteten Erdbeben. [Ec 82.]
3. Rumänien.
Bukarest: Observatoire astronomique et meteorologique de Roumanie. —
Buletinul lunar, anul XVII und XVIII. [Ec 75 b.J
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft.
Basel: Natur forschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XX, Heft 1 u. 2.
[Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mitteil., Nr. 1665—1700. [Aa 254.]
Bern: Schweizerische botanische Gesellschaft.
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der
91. Jahresversamml. [Aa 255.]
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubiindens. — 51. Jahresber. [Aa51,]
Frauenfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freiburg : Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. — Bulletin, vol. XVI.
[Aa264.] — Memoires: Botanik, Bd. III, Heft 1; Chemie, Bd. III, Heft 2;
Geologie u. Geographie, Bd. VI; Bakteriolgie, Bd. I, Heft 1. [Aa 264b.]
St. Gallen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — Jahrbuch für 1907.
[Aa 23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 5. ser.,
vol. XLIV, no. 164; vol. XLV, no. 165- 166. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe Neuchäteloise des Sciences naturelles. — Bulletin, tome
XXXV. [Aa 247. J
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitteil.,
Bd. XI, Heft 9 u. 10. [Bk 222.]
Sion : La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles.
Winterthur: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — Mitteil., Heft 7. [Aa331.]
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Viertel] ahrsschr., Jahrg. 53;
Jahrg. 54, Heft 1 — 2. [Aa 96.1
40
5. Frankreich.
Amiens : Societe Linneenne du nord de la France.
Bordeaux : Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires, ser, 6,
tome IV, cah. 1 u. 2. [Aa 253.] — Proces-verbaux, annee 1907 — 1908.
[Aa 253b.] — Observations pluviometriques et thermometriques 1904
bis 1905; Bulletin de la Commission meteorologique du departement
de la Gironde 1907, II. partie. [Ec 106.]
Cherbourg: Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. —
Memoires, tome XXXVI. [Aa 137.]
Dijon : Academie des Sciences, arts et belles lettres.
Le Mans : Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe.
Lyon : Societe Linneenne.
Lyon: Societe d’agriculture, Sciences et industrie. — Annales 1907. [Aa 133.]
Lyon: Academie des Sciences, belles -lettres et arts.
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXX11I. [Ba 24.]
Ä Toulouse: Societe Frangaise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel: Societe royale zoologique et malacologique de Belgique. — Annales,
tome XLIII. [Bi l.j
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 52. [Bk 13.]
— Memoires, tome XVII. [Bk 13b.]
Brüssel: Societe Beige de geologie, de paleontologie et d’hydrologie. —
Proces-verbaux, tome XXII, Aug. — Dez.; tomeXXHI, Jan. — Jun. [Da34.]
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome 45.
[Ca 16.] — Essai de geographie botanique des districts littoraux et
alluviaux de la Belgique par J. Massart. [Cd 134.]
Gembloux: Institut chimique et bacteriologique.
Lüttich: Societe geologique de Belgique. — Annales, tome XXX, livr. 4;
tome XXXIII, livr. 4; tome XXXV, livr. 3— 4; tome XXXVI, livr. 1.
[Da 22.]
7. Holland.
Cent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Groningen \ Natuurkundig Genootschap. — Verslag 108. [Je 80.]
Hartem: Musee Teyler. — Archives, ser. II, vol. XI, p. 3. [Aa 217.] —
Catalogue du cabinet numismatique, 2. Ausg. [Je 123.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises des
Sciences exactes et naturelles, ser. II, tome XIV. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg: Institut grand-ducal.
Luxemburg: Gesellschaft Luxemburger Naturfreunde. — Monatsberichte,
I. u. II. Jahrg. [Aa 347.]
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1908; Index 1808 — 1907. [Aal99.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. IV, vol. XX,
u.ser. V, vol.I. [Aal49.] — ßollettino, 1909, 2. ser., fase. 5 — 9. [Aal49b.]
Florenz : Societa entomologica Italiana. — Bullettino, anno XL, trimestre
I— II. [Bk 193.]
41
Mailand : Societä Italiana di scienze naturali.
Mailand'. R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
yoI. XLI, fase. 17 — 20; vol. XLII, fase. 1 — 15. [Aa 161.]
Modena : Societä dei naturalisti e materaatici. — Atti, ser. IV, vol. VII — X.
[Aa 148.]
Padua : Accademia scientifica Veneto-Trentino-Istriana.
Palermo'. Societä di scienze naturali ed econoraicbe. — Giornale, vol. XXVI.
[Aa 334.]
Parma: Redaktion des Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
anno XXXIV, no. 9 — 12; anno XXXV, no. 1 — 4. [G 54.]
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol. XVIII,
no. 1— 4; Memorie, vol. XXIV. [Aa 209.]
Rom: Accademia dei Lincei. — Atti, Rendiconti, vol. XII, 2. sein., fase.
11 — 12; Rendic. sol. d. 6. giugno 1909; Rendic., vol. XVII I, 1. sem.;
2. sem., fase. 1 — 10. [Aa 226.]
Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bolletino bimensuale, vol. XXVII,
no. 7 — 12; vol. XXVIII, no. 1 — 6, 10 — 12; Bolletino meteorologico e
geodinamico delFosservatorio dei Real Collegio Carlo Alberto, Monca-
lieri, 1909, Jun. — Dez.; 1908, Jan. — Nov. [Ec 2.]
Venedig : R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d’agricoltura, scienze, lettere, arti e commercio di
Verona. — Atti e Memorie, ser. IV, vol. VIII e 2 append.; vol. IX.
[Ha 14.]
10. Grofsbritannien und Irland.
Dublin: Royal Irish academy. — Proceedings, vol. XXVII, sect. A, no. 10 — 12;
sect. B, no. 6 — 11. [Aa 343.]
Dublin: Royal geological society of Ireland.
Edinburg: Geological society. — Transactions, vol. IX, p. 3 u. 4. [Da 14.]
Edinburg: Scottish meteorological society.
Glasgow: Natural history society.
Glasgow: Geological society.
Manchester: Geological and mining society.
Newcastle-upon-Tyne: Natural history society of Northumberland, Durliam
and Newcastle-upon-Tyne.
11. Schweden.
Stockholm: Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 29.
[Bk 12.]
Stockholm: K. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. — Antik-
varisk Tidskrift för Sverige, Del. XVIII, H. 2. [G 135.] — Fornvännen
meddelanden 1907 und 1908. [G 135 c ]
Upsala: Geological Institution of the university.
12. Norwegen.
Bergen: Museum. — Aarbog 1908, 3. Heft; 1909, 1. — 2. Heft; Aarsberet-
ning 1908. [Aa 294.]
Christiania : U niversität.
Christiania: Foreningen til Norske fortidsmindesmärkers bevaring. —
Aarsberetning 1908. [G 2.]
42
Ghristiania : Redaktion des Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. — Nyt
Mag., Bind 47, Heft 1—3. [Aa 340.]
Tromsoe : Museum. — Aarshefter 29. [Aa 243.]
13. Rufsland.
Ekatharinenburg: Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles.
— Bulletin, tome XXVIII. [Aa 259.]
Helsingfors : Societas pro fauna et flora fennica. — Acta, vol. 24, 29 — 32.
[Ba 17.] — Meddelanden, Heft 33 — 35. [Ba 20.]
Kharkoff: Societe des Sciences physico-chimiques. — Travaux, tome XXXV;
Register zu XXXIV; Supplements, fase. XXI. [Aa 224.]
Kiew : Societe des naturalistes.
Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, 1907, no. 4.
[Aa 134.] ^
Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie. — Memoires, tome
XXX 11. XXXI. [Aa 256.]
Petersburg: Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, tome
XXVIII, fase. 2; tome XXIX, fase. 2; tome XXX, fase. 1. [Ca 10.]
Petersburg: Comite geologique. — Bulletins, XXVII, no. 4 — 10. [Da 23.] —
Memoires, nouv. ser., livr. 36, 43 — 50. [Da 24.]
Petersburg: Physikalisches Zentralobservatorium. — Annalen 1905. [Ec 7.]
Petersburg: Academie imperiale des Sciences. — Bulletins, Jahrg. 1908,
Nr. 18, u. Jahrg. 1909, no. 1—17. [Aa 315.]
Petersburg: Kaiserl. mineralogische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 45;
Bd. 46, Lief. 1. [Da 29.] — Materialien zur Geologie Rufslands,
Bd. XXIII, Lief. 2; Bd. XXIV. [Da 29 b.| — Travaux de la section
geologique du cabinet de Sa Majeste, vol. VII. [Da 29c.]
Riga: Naturforscher -Verein. — Korrespondenzblatt LI u. LII. [Aa 34.]
IX. A m e r i k a.
1. Nordamerika.
Albang: University of the state of New- York. — State Museum report,
no. 60, p. 1 — 3, 5; no. 61, p. 1 — 3. [xYa 119.]
Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XXIII,
no. 209 — 218. [Aa278.] — American journal of mathematics, vol. XXX,
no. 3—4; vol. XXXI, no. 1 — 3. [Ea 38.] — American Chemical journal,
vol. 40; vol. 41; vol. 42, no. 1. [Ed 60.] — Studies in histor. and
politic. science, ser. XXVI, no. 11 — 12; ser. XXVII, no. 1 — 7. [Fb 125.]
— American journal ofphilology, vol. XXIX, no. 3 — 4; vol. XXX, no. 1 — 2.
[Ja 64.]
Berkeley: University of California. — Department of geology: Bulletin,
vol. V, no. 12—17. [Da 31.] — Botany, vol. III, pag. 303- 395. [Da 31c.]
— Zoology, vol. 5, no. 2 — 3; vol. 6, no. 2. [Da 31 d.] — Phvsiology,
vol. III, pag. 87-94. [Da31e.]
Boston: American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new ser.,
vol. XLIV, no. 1 — 26; vol. LXV, no. 1—2. [Aa 170.]
43
Boston : Society of natural history. — Proceedings, vol. 34, no. 1 — 4.
[Aa 111.] — Occasional papers, vol. Y1I, no. 8 — 10. [Aa 111b.]
Buffalo : Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. IX, no. 2. [Aa 185.]
Cambridge : Museum of comparative zoology. — Bulletin, vol. LI I, no. 6-13;
vol. LIII, no. 2—4. [Ba 14.]
Chicago : Academy of Sciences. — Bulletin, no. VII, pt. 1; Natural History
survey, bulletin, vol. III, no. 1—2. [Aa 123b.]
Chicago'. Field Columbian museum. — Publications, no. 129, 133, 134.
[Äa 324.]
Bavenport'. Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. XII, pag.
95—222. [Aa 219.]
Halifax : Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and
transactions, vol. XI, p. 3 u. 4; vol. XII, p. 1. [Aa 304.]
Lawrence'. Kansas university. — Science bulletin, vol. IV, no. 7 — 20.
[Aa 328.]
Madison : Wisconsin academy of Sciences, arts and letters. — Transactions,
vol. XVI, p. 1. [Aa 206.]
Mexiko : Sociedad cientifica ,, Antonio Alzate“. — Memorias y Bevista,
tomo XXV, no. 4 — 8; tomo XXVI, no. 10 — 12; tomo XXV II, no. 1—3.
[Aa 291.]
Mihvaukee: Public museum of the city of Milwaukee.
Milwaukee: Wisconsin natural history society. — Bulletin, new ser.,
vol. VI, no. 3—4; vol. VII, no. 1-2. [Aa 233.]
Montreal: Natural history society.
Neiv-Haven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
vol. XIV, pag. 59 — 290; vol. XV. [Aa 124.]
New- York: Academy of Sciences. — Annals, vol. XVIII, p. 3. [Aa 101.]
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. LX, p. 3;
vol. LXI, p. 1. [Aa 117.]
Philadelphia: American philosophical society. — Proceedings, vol. XLVII,
no. 190; vol. XL VIII, no. 191-192. [Aa 283.]
Philadelphia: Wagner free institute of Science.
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 37. [Ba 22.]
Pochester: Academy of Science.
Pochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. XIX. [Aa 28.]
Salem: Essex Institute.
San Francisco: California academy of Sciences. — Proceedings, 4. ser.,
vol. III, pag. 41 — 48. [Aa 112.]
St. Louis: Academy of Science.
St. Louis: Missouri botanical garden. — Annual report 1908. [Ca 25.]
Topeka: Kansas academy. of Science.
Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. VIII, p. 3. [Aa 222b.]
Tufts College. — Studies, vol. 11, no. 3. [Aa 314.]
Washington: Smithsonian Institution. — Annual report 1907. [Aa 120.]
— Report of the U. S. national museum 1908. [Aa 120c.]
Washington: United States geological survey. — Annual report, no. XXIX.
[De 120.] - Bulletin, no. 341, 347, 349, 351—380, 382-385, 387,
388, 394. [De 120b.] — Professional papers, no. 58—61, 63. [De 120e.]
— Water-supply papers, no. 219 — 226, 228—231, 234. [De 120 f. | —
Mineral resources of the United-States, 1907, p. I u. II. [Db 81.]
Washington: Bureau of education.
44
2. Südamerika.
Buenos- Air es: Museo nacional. — Anales, ser. 3, tomo X. [Aa 147.]
Buenos- Aires: Sociedad cientificä Argentina. — Anales, tomo LXVI, entr.
2 — 6; tomo LXV1I; tomo LXVIII, entr. 1. [Aa 230.]
Cordoba: Academia nacional de ciencias. — Boletin, tomo XVIII, entr. 3a.
[Aa 208.]
La Plata: Museum. — Revista, tomo XII — XV. [Aa 308.] — Anales, ser. 2,
tomo I, entr. 1 — 2. [Aa 308 b.]
Montevideo : Museo nacional. — Anales, vol. VII [Flora Uruguaya, tomo IV,
entr. 1], [Aa 326.]
Rio de Janeiro : Museo nacional.
San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa Rica.
Sao Paulo : Commissao geographica e geologica de S. Paulo. — Carta topo-
graphica, folha Braganga, folha St. Bento. [Aa 305 a.] — Dados clima-
tologicos, ser. 2, no. 4 — 7. [Aa 305 b.]
Santiago de Chile : Deutscher wissenschaftlicher Verein.
III. Asien.
Batavia : K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 68. [Aa 250.]
Calcutta : Geologica! survey of India. — Memoirs, vol. XXXIV, p. 4; vol.
XXXVII, p. 1-3. [Da 8.] — Records, vol. XXXVII, p. 2-4; vo!
XXXVIII, p. 1—2. [Da 11.] — Palaeontologia Indica, new ser., vol. II,
no. 4 — 5; vol. III, no. 3; vol, VI, no. 1. [Da 9.] — Annual report of
the board of scientific advise for India, 1906—1907, 1907 — 1908.
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IV« Australien.
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Arldt , Th.: Die Ausbreitung der terricolen Oligochäten im Laufe der erd-
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Arldt , Th.: Wirkung des Insellebens auf einige Tiergruppen. Sep. 1908.
[Bb 68g.]
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45
Arldt, Th.: Die Simrothsclie Pendulationstheorie. Sep. aus dem Archiv für
Naturgeschichte. 1909. [Fb 145 g.]
Arldt, Tli.: Die Simrothsche Pendulationstheorie. Sep. aus Gerland u.
Rudolph’s Beiträgen zur Geophysik, Bd. X, Heft 2. [Fb 145h.]
Bureau, deutsches, der Internationalen Bibliographie in Berlin: Biblio-
graphie der deutschen naturwissenschaftl. Litteratur, Bd.XI, Nr. 28 — 30.
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Dathe, E.: Kugelporphyre südöstlich von Waldenburg in Schlesien. Sep.
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Dieterich, K.: Zur Pharmadiakosmie und chemischer Analyse der Hausen-
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an der K. Sachs. Tierärztlichen Hochschule zu Dresden. [Ed 90.]
Dörfler, J.\ Botaniker-Adrefsbuch, 3. Aufl., Wien, 1909. [Je 120.]
Elberfeld: Bericht über die Tätigkeit des chemischen Untersuchungsamtes
für das Jahr 1908. [Hb 140.]
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Etzoldt, Fr.: Die Erdbebenwarte. Sep. 1909. [Ec 100f.]
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Gutzmer, A.\ Bericht über die Tätigkeit des Deutschen Ausschusses für
den mathematischen und naturwissenschaftl. Unterricht im Jahre 1908.
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Herrmann, E.: Die Doppelgänger unter den Pilzen. Sep. 1908. [Cf 34.]
Herrmann, E.: Pilzkochbuch. 1909. [Hb 138.]
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Issel, A.: Liguria preistorica epilogo. Genua 1908. [G 154.]
Lima: Cuerpo de ingenieros de minas del Peru. — Boletin 63 — 74. [Aa 337.]
März, Cli .: Das Diluvium der Sächsischen Oberlausitz. Sep. 1909. [De 257.]
Monaco: Institut oceanographique. — Bulletins 126 — 153. [Aa 336.]
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46
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Neu-Mecklenburg. [Bei 36 g.]
Schlaginhaufen , 0.: Streifzüge in Neu -Mecklenburg und Fahrten nach
benachbarten Inselgruppen. Sep. 1908. [Bd 36 e.]
Schlaqinhaufen, 0.: Geographisches und Sprachliches von den Feni-Inseln.
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Schneider, 0.: Typen-Atlas, sechste farbige Ausgabe. 1909. [Fb 108.]
Schreiber, H.\ X. Jahresbericht der Moorkulturstation in Sebastiansberg.
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Mandcbourie faites en 1898 — 1906. [Ec 112.]
Stevenson, J.: The carboniferous of the Appalachion- Basin. [De 253 d.]
Stiibel, A.\ Der Vesuv, eine vulkanologische Studie für jedermann. Er-
gänzt und herausgegeben von W. Bergt. Leipzig 1909. [De 237 g.]
Swedish explorations in Spitzbergen von 1758 — 1908. Herausgegeben von
Nathurst, Hulth u. De Geer. [Fb 149.]
Aufserdem eine gröfsere Anzahl älterer naturwissenschaftlicher Werke,
Geschenk eines Mitgliedes.
C. Durch Kauf.
Abhandlungen der Senckenbergischen naturforsch. Gesellschaft, Bd. XXX,
Heft 4. [Aa 9.]
’ Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, n. F., Bd. XI. [G 1.]
Anzeiger, zoologischer, Bd. XXII, No. 14 — 26; Bd. XXXIII, No. 21 — 25;
Bd. XXXIV: Bd. XXXV, no. 1—10. [Ba 21.]
Berichte des westpreufsischen botanisch-zoologischen Vereins. — Bericht 31.
[Aa 341.]
Boelsche, W.: Charles Darwin. 2. Aufl. Leipzig 1906. [Jb 101.]
Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs, Bd. III (Molluska), Lief.
95 — 108; Suppl. (Tunicata), Lief. 81 — 87; 2. Abteil., Lief. 1 — 3; Bd. VI,
Abt. 1 (Pisces), Lief. 29 — 31. [Bb 54.]
Centralblatt, biologisches, Bd. XXXIX. [Aa 344.] (Vom Isis-Lesezirkel.)
Darwin, Ch .: Reise eines Naturforschers um die Welt. Autorisierte deutsche
Ausg. [Fb 150.]
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz: Ueber Berg und Thal, Jahrg. 1909.
[Fa 19.]
BLaeckel, E.\ Das Weltbild von Darwin und Lamarck. Festrede zum
100jährigen Geburtstag von Ch. Darwin. II. Aufl. 1909. [Ab 29b.]
Hedivigia, Bd. 47. [Ca 2.]
Heimatschutz, Sächsischer, Landesverein zur Pflege heimatlicher Natur,
Kunst und Bauweise. — Mitteilungen, Heft 4 — 8. [Fa 147.]
Jahrbuch des Schweizer Alpenklub, Jahrg. 44 und 3 Karten. [Fa 5.]
Mannus, Zeitschrift für Vorgeschichte, Bd. I, Heft 1 — 2. [G 157.]
Prähistorische Zeitschrift, Bd. I, Heft 1. [G 156.]
Prometheus, No. 1000 — 1053. [Ha 40.]
47
Suess, Ed.: Das Antlitz der Erde. III. Bd., 2. Hälfte; Namens- u. Sach-
register für sämtliche Bände. [De 161.]
Wochenschrift, naturwissenschaftl., Bd. XXIV. [Aa 311.] (Vom Isis -Lese-
zirkel.)
Zeitschrift, allgemeine, für Entomologie, Bd. V. [Bk 245.]
Zeitschrift für die Naturwissenschaften, Bd. 81. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 26. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Jahrg. XXV; Jahrg. XXVI,
No. 1. [Ee 16.]
Zeitschrift, Oesterreichische botanische, Jahrg. 59. [Ca 8.]
Zeitung, botanische, Jahrg. 67. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 23. Dezember 1909.
A. Dichter,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
„Isis“ ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grofse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
Abhandlungen
der
4
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1909.
I. Geologische Grundlagen der Entwicklungslehre.
Von Prof. Dr. Ernst Kalkowsky.
In der Welt ist alles in Bewegung und in ewigem Wechsel. Wir er-
forschen die Entstehung der Sonnen, und wir erkennen die Trümmer zer-
fallener Himmelskörper in den Meteoriten wieder, die auf die Erde nieder-
fallen. Wir sehen auf unserer Erde Lebewesen zu einem kurzen Dasein
erwachen und wir sehen sie wieder vergehen, Wesen hinab bis zu den
winzigsten Gebilden. Dafs die Welt auch aufserhalb uns selbst in der
Zeit besteht, erkennen wir an dem ewigen Wechsel in der Vergangenheit.
Leichter ist es für den Menschen, durch einen Blick zum bestirnten
Himmel, dem Erhabensten, was wir sehen können, sich eine immer mehr
vertief bare Vorstellung zu erwerben von der Gröfse der Welt nach räum-
lichen Mafsen; viel schwerer ist es, hinabzutauchen in die Vergangenheit
zum Versuch, sich auch eine Vorstellung von der Gröfse der Zeit zu er-
werben. Wenn auch die uns erkennbaren Möglichkeiten des Werdens der
Welten geeignet sind, uns neben der Erkenntnis der Gröfse des Raumes
auch die der Zeit zu vermitteln, so nehmen solche Vorstellungen doch
immer wieder ihren Anfang in den Beobachtungen an unserer Mutter Erde;
aber es bleibt uns recht schwer, uns vorzustellen, wie lange auch nur die
Erde ihre Bahn um die Sonne und mit ihr im Weltenraume verfolgt. In
wenigen Tagen vermögen wir jetzt eine Strecke Weges zurückzulegen, die
das Millionenfache unserer Leibeslänge ist; aber was ist auch nur eine
Million Tage? Seit der Gründung Roms ist eine Million Tage noch nicht
vergangen. Der Musiker kann ein kurzes Zeitmafs gleichmäfsig innehalten,
aber wer vermag es, auch wenn er wohlbewandert ist in der Geschichte
einiger Völker, die man mit arger Selbstüberhebung die Weltgeschichte
zu nennen beliebt, sich vorzustellen, auszufüllen in gleichem Mafse die Zeit
von einer Million Jahre. Mit Gewalt müssen wir uns immer erst dazu
zwingen, bei jeder Betrachtung über das Alter, die Vergangenheit unserer
Erde, daran zu denken, dafs sie besteht seit vielen Millionen von Jahren.
Lange, lange vor dem Menschen grünt und blüht es auf unserer Erde, lebt
und liebt eine Schar von Wesen auf ihr: sie kommen und gehen, sie
werden geboren und sterben, und wir erhalten Kunde von alledem durch
die Spuren ihrer Körper, die in den kalten, unansehnlichen Steinen er-
halten sind.
Vergleichen wir unsere Erde mit anderen Himmelskörpern, so können
wir wohl zu dem Schlüsse kommen, dafs es eine Zeit gegeben haben
möchte, in der auf der Erde lebende Wesen noch nicht vorhanden waren.
Das Leben soll auf der Erde einstmals begonnen haben, nachdem die
4
Erde als solche schon längst bestanden hatte, zusammengesetzt an ihrer
Oberfläche aus Kristallen. Lebewesen sind aber anders aufgebaut aus
Grundstoffen als die toten Kristalle unserer Gesteine; Kristalle sind oder
könnten wohl aufgebaut sein durch einfache Aneinanderlagerung gleich-
artiger Teilchen, sie leben nicht und sie können nicht sterben; sie können
zerstört werden durch Kräfte, die von aufsen auf sie einwirken, ihre Zu-
sammensetzung kann aufgelöst werden durch fremde Eingriffe in ihr Dasein,
nicht dadurch, dafs sie altern wie jedes lebende Wesen. Die Kluft, die
den leblosen Kristall von den niedrigsten lebenden Wesen trennt, ist un-
überbrückbar — so sagt man. Kristalle sollen auf der Erde viel eher
vorhanden gewesen sein als Lebewesen; gewifs kann aus Kristallen ein
Lebewesen nicht entstehen, ein Übergang ist unmöglich, aber umgekehrt
können Kristalle sich aufbauen aus den Resten organischer Körper.
Wir können aber unsere Phantasie schweifen lassen, auch als beob-
achtende und aus Beobachtungen schliefsende echte und ihrer Forschung
getreue Naturforscher, und uns vorstellen, entweder dafs Leben vorhanden
gewesen sei gleich zu Anfang der Entstehung der Erde, oder dafs es von
anderswoher auf sie gekommen sei. Der Zukunft ist es vielleicht noch
Vorbehalten, solche Erwägungen in einen logisch unangreifbaren Zusammen-
hang zu bringen. Ob das Leben auf der Erde überhaupt begonnen hat,
ob wir von einer Entstehung des Lebens zu sprechen berechtigt sind, das
wissen wir nicht: ob wir es nicht werden wissen können, das ist eine
andere Sache, denn ein Ignorabimus erkennen wir als grundsätzlich be-
rechtigt nicht an.
Wenn wir also diese Frage zurzeit überhaupt ganz aus dem Spiele
lassen müssen, so könnte man doch gerade den Geologen fragen, der die
Geschichte aller Veränderungen auf der Erdoberfläche insbesondere zur
Aufgabe seiner Forschung hat, wie haben denn die ältesten erkennbaren,
oder auch nur erschliefsbaren Lebewesen auf der Erde ausgesehen? Die
Geologen bleiben die Antwort auf diese Frage schuldig. Und das geht
so zu. Es ist ein alter und vielgebrauchter, aber auch höchst zutreffender
Vergleich, wenn wir von dem grofsen Geschichtsbuche der Erde sprechen,
das uns in den Schichten von Gesteinen vorliegt, die sich nacheinander
im Wasser abgelagert haben. Schlagen wir dieses Buch auf, so finden wir
an seinem Anfänge nur Blätter mit völlig verwischten Schriftzügen; es hat
augenscheinlich auf den Blättern ein Bericht gestanden, seinen Inhalt
können wir nicht erkennen, denn Buchstaben oder Bilder sind nicht mehr
zu finden, nur noch Druckerschwärze ist vorhanden. Und das ist gar nicht
mehr bildlich gesprochen, sondern wirklich dem Worte gemäfs. Schwarzer
Kohlenstoff in nicht kristallinischer Form ist es, der uns hauptsächlich
Kunde davon gibt, dafs Wesen auf der Erde gelebt haben noch vor anderen,
früher als andere, von denen uns deutliche Reste erhalten vorliegen.
Das Buch, in dem die Geologen lesen, ist im Laufe der uns wie un-
endlich erscheinenden Zeit arg dick geworden; immer lagen die ersten
Blätter zu unterst und ihre Schriftzüge wurden allmählich immer unklarer.
Die Gesteine, die wir als die ältesten nachweisbaren bezeichnen müssen,
haben bald nach ihrer Ablagerung oder im Laufe der Zeit eine solche
Veränderung erlitten, dafs der Kristall zerstört und verdrängt hat die
organische Form. Wir können es wagen, den Nachweis zu führen, dafs
die ältesten uns zugänglichen Gesteine einst Absätze im Meere und vul-
kanische Laven waren, wie sie sich noch heute bilden; wir können das
5
Bestehen von Leben auf der Erde zur Zeit ihrer ersten Ablagerung noch
als einen ganz leisen Hauch spüren, aber einzelne Formen oder Gestaltungen
können wir nicht mehr erkennen. Es erscheint auch ganz ausgeschlossen,
dafs wir irgendwo auf der Erde in noch unerforschten Gegenden eine
Stelle finden werden, wo wir in der Erkenntnis des Lebens durch unmittel-
bare Beobachtung weiter in die Vergangenheit werden Vordringen können.
Trotzdem aber mufs es als völlig sicher bezeichnet werden, dafs organische,
lebende Gebilde eine ungezählte Reihe von Millionen von Jahren auf der
Erde vorhanden gewesen sind, ehe diejenigen lebten, von denen uns Reste
erhalten sind.
In den Bergen ist der Geologe so glücklich, mehr zu sehen und zu
empfinden, als landschaftliche Schönheit, als Formen und Farben; die
Steine erzählen ihm lange Geschichten von dem, was einst war, und nur
demjenigen, der flüchtig und ohne genügende Vorbereitung in dem grofsen
Buche der Erdgeschichte blättert, kommt es so vor, als erschiene plötzlich
ein Blatt, auf dem in klarer Schrift ein Bericht erhalten ist über Tiere
und Pflanzen: das sind aber sicherlich nicht die ersten, die auf der Erde
gelebt haben, sondern nur die ersten, von denen wir handgreifliche Kunde
haben. Diese Unterscheidung ist im höchsten Grade bedeutungsvoll und
früher sehr oft nicht genügend berücksichtigt worden. Wenn zum Beispiel
früher geradezu gelehrt wurde, dafs die ersten luftatmenden Tiere in der
Zeit der Ablagerung der Steinkohlen gelebt hätten, so bezeugen uns heute
Skorpione und Netzflügler nicht nur, dafs schon in dem Zeitalter des Ober-
silurs, Millionen von Jahren früher, auch aufserhalb des Meeres Tiere
lebten, sondern auch, dafs schon damals trockenes Land ein mannigfaltiges
Pflanzenkleid trug, obwohl uns davon nichts erhalten ist.
Es braucht uns deshalb durchaus nicht in besonderes Erstaunen zu
versetzen, dafs die ältesten uns bekannten Tiere und Pflanzen im grofsen
und ganzen schon so aussahen, wie die Wesen unserer Tage. Das was
wir Stämme des Tier- und Pflanzenreiches nennen, die Urformen des Auf-
baues ihrer Körper, das tritt uns sogleich schon abgeschlossen, als etwas
Fertiges und Gegebenes, entgegen. Wir kennen nur einige wenige Formen,
bei denen wir unsicher sind, zu welchem Stamme sie gehören, allein das
liegt doch wahrscheinlich nur an ihrem Erhaltungszustände, und sie sind
für weitere Betrachtungen recht bedeutungslos.
Die ältesten deutlichen Tiere und Pflanzen gehören also zwar schon
den noch jetzt lebenden grofsen Abteilungen der lebenden Wesen an, es
sind das aber doch Gebilde, die trotz aller Ähnlichkeit in den allgemeinen
Grundzügen ihres Baues in ihrer besonderen Form und Gestalt und in
manchen Fällen offenbar auch in einzelnen ihrer Organe ganz verschieden
sind von allen jetzt lebenden. Unsere besondere Aufmerksamkeit erregt
es sogar, wenn darunter auch einige Vorkommen, deren Nachkommen noch
heute fast unverändert leben. So gräbt der arme Strandbewohner der
japanischen Inseln im Sande nach einem kleinen wurmartig gestalteten
Tiere, einer Lingula, die in fast genau derselben Gestalt ihrer beiden die
Atmungsorgane schützenden Schalen zu den ältesten uns bekannten Ver-
steinerungen gehört. Sonst eben sind die Meerestiere jener Zeit ganz
andere als die heutzutage lebenden; die Formen sind andere, die herrschen-
den Klassen sind andere. Wir nennen ihre Zeit die paläozoische Ära, weil
uns diese Lebewesen fremdartig und altertümlich erscheinen, genau in
6
demselben Sinne, in dem wir die Zeiten unserer eigenen Vorfahren alt-
vaterisch nennen.
Blättern wir in unserem Geschichtsbuche weiter, steigen wir hinauf
in der Reihe der Schichten von Gesteinen, die sich einst auf dem Boden
der Meere ablagerten, so kommen wir in die sogenannte mesozoische Ära,
in das Mittelalter der Erdgeschichte. Damals war nichts mehr von jenen
altertümlichsten Formen im Meere vorhanden, andere Geschlechter sind
es, die herrschen, andere gröfsere Tiere sind vorhanden, denen sie zur
Nahrung dienen. Und gerade diese grofsen Tiere, Wirbeltiere, Saurier
von bizarren Formen und zum Teil gewaltiger Gröfse sind es aus dieser
Zeit, die uns so erstaunlich Vorkommen, weil wir sie unseren heutigen
Säugetieren gegenüberstellen, ja unversehens uns selbst.
Die Säugetiere aber sind es und die Blütenpflanzen, die in den oberen
Schichtensystemen der Erde reichlich und in grofser Formenmannigfaltig-
keit auftretend die neue Zeit, die känozoische Ära, charakterisieren.
•Berücksichtigen wir nun auf einer Wanderung durch die Zeiten, die
Ären der Erdgeschichte, möglichst alles, gehen wir langsam und sozusagen
schrittweise weiter, dann erkennen wir mit dem allergröfsten Erstaunen,
dafs sich Tier- und Pflanzenwelt unaufhörlich im Laufe der Zeit, von einer
Schicht zur anderen, ändert, und nicht lange bleibt uns ein noch viel
merkwürdigeres Verhältnis verborgen: niemals kehrt eine besondere Form,
die eine Zeitlang gelebt hat und dann ausgestorben ist, noch einmal wieder.
Neue und wieder neue Gestalten treten im Laufe der Zeit auf, aber niemals,
durchaus niemals kehrt wieder von organischen Gebilden, was einmal zu
sein aufgehört hat.
Das ganze Gebäude unserer Kenntnis von der Geschichte der Erde
beruht auf der einfachen Tatsache, beruht ganz wesentlich darauf, dafs
wir die Zeit mit grofsem Mafsstabe messen und bestimmen können nach
den einzelnen jeweilig vorhanden gewesenen Formen der Tiere und Pflanzen.
Diese Erkenntnis bildet überhaupt den Anfang einer wissenschaftlichen
Lehre von der Vergangenheit der Erde, eines Teiles der Geologie. In der
beständig vor sich gehenden Veränderung der Lebewesen ohne alle Wieder-
holungen haben wir sogar den einzigen sicheren Leitfaden, wenn es sich
darum handelt, die Gesteinsschichten in weit voneinander entfernten Ge-
bieten ihrem Alter nach miteinander zu vergleichen.
,, Medaillen der Schöpfung“ wurden deshalb die versteinerten Reste
der Tiere und Pflanzen genannt; wenn aber der menschliche Geist sich
vermessen kann, den grofsen Gedanken der Schöpfung noch einmal zu
denken, wie der Dichter gesagt hat, dann kommt er ganz langsam zu der
Auffassung, dafs es doch höchst auffällig ist, dafs diese Schöpfung, das
Auftreten neuer und immer wieder neuer Formen, in einer ganz fest-
bestimmten Richtung verläuft, nachdem er schon erkannt hat, dafs eine
Schöpfung nicht einmal, auch nicht mehrmals eingetreten ist, sondern dafs
sie vielmehr fortdauernd und ohne alle Unterbrechung vor sich gegangen
ist. Gewifs, lückenhaft ist unsere Kenntnis und sie wird es bleiben für
die einfache Beobachtung auf begrenztem Raum, allein in allem, was uns
von Fossilien, von Versteinerungen vorliegt, finden wir doch nur, dafs in
der Aufeinanderfolge der verschiedenen Formen im grofsen und ganzen
einfache Reihen vorliegen, die sich durch Abstammung, durch Herkunft
von einem Vorfahren, am einfachsten erklären lassen. Die Natur macht
1
keine Sprünge, so lautet ein alter Lehrsatz: an die Stelle der Medaillen
der Schöpfung setzen wir den Ausdruck Medaillen der Entwicklung; denn
fortdauernde, ununterbrochene Schöpfung ist gleichbedeutend mit Ent-
wicklung.
Die Geologen und Paläontologen sind es gewesen, denen sich zuerst
der Zusammenhang der Fauna und Flora einer Zeit mit denen der vorher-
gehenden und denen der nachfolgenden darbot. Gleich bei der ersten
Ausbildung der Lehre von den sogenannten geologischen Formationen galt,
man kann sagen ohne alles Besinnen und ohne Nachdenken über die Ur-
sachen der Erscheinung, der Satz, dafs die Formen in den unmittelbar
aufeinander folgenden Schichten einander recht ähnlich sind, dafs sie, das
Wort einfach auf die Form bezogen, miteinander verwandt sind, und dafs
sie ferner um so verschiedener sind, je mehr Schichten zwischen den
beiden untersuchten liegen. Daran hat auch alle jüngere Forschung durch-
aus nichts geändert, und wir sind durch tausendfältige Erfahrung so sicher,
dafs wir mit aller einem Menschen überhaupt möglichen Gewifsheit be-
haupten dürfen, an dieser geologischen Grundlage der Lehre von der Ent-
wicklung der lebenden Wesen zu anderen Formen im Laufe der Zeit kann
nicht gerührt und gerüttelt werden.
Die Geschlechter von Tieren und Pflanzen, die zeitlich aufeinander
folgen, verändern sich oft in der bestimmten Richtung, dafs höher organi-
sierte Formen die jüngeren sind; höher organisiert aber sind die Formen,
die mehr besondere Organe für besondere Leistungen haben und die besser
ausgestaltet sind für die Erhaltung ihres Lebens und ihrer Nachkommen-
schaft.
Am leichtesten ist diese Regel zu erkennen an der Reihenfolge der
Klassen und Ordnungen der Wirbeltiere. Auch wenn wir uns immer be-
wufst bleiben, dafs alle unsere Kenntnis auf Grund einfacher Beobachtung
gerade von den früheren Wirbeltieren besonders lückenhaft ist und bleiben
wird, so mufs es doch unser Erstaunen in hohem Grade erregen, dafs
gerade die am niedrigsten stehenden Wirbeltiere, die Fische, die ältesten
sind, selbst wenn wir nur sagen wollen, die ältesten, die wir bisher kennen,
nicht die ältesten, die gelebt haben könnten. Und wie in unseren zoo-
logischen Systemen, so folgen im geologischen System, nach der Zeit ihres
Auftretens, auf die Fische die Amphibien, auf diese die Reptilien, dann
erst die Vögel, und zuletzt treten die Säugetiere hervor, dann endlich, end-
lich auch der Mensch.
Tiere und Pflanzen sind abhängig von ihrer Umgebung, von dem
Gebiet, der Stelle der Erde, wo sie leben. Rosen blühen nicht am Nord-
pol und der Elefant lebt nicht im Meere. Es ist nun aber auch gerade
eine Aufgabe des Geologen, zu erkennen und zu verfolgen einen Wechsel
von Land und Meer im Lauf der Zeiten, er ist Chidher, der ewig junge,
der morgenländischen Sage, der zwar nicht erlebt, wohl aber nacherlebt
alle die Veränderungen, die an der leblosen und scheinbar so starren Erd-
kruste vorgekommen sind. Diese Erkenntnisse aber befähigen ihn, die
Erscheinung zu erklären, dafs in den aufeinander folgenden Schichten der
Erde sich auch unvermittelte Sprünge in der Entwicklungsgeschichte der
organischen Welt einstellen, einzustellen scheinen; diese Sprünge sind nur
vorhanden an je einer besonderen, einzelnen Stelle der Erde, zum Beispiel
weil dort alle Reste zerstört worden sind, oder weil sich dort in einer
Zeit überhaupt keine Ablagerungen gebildet haben.
8
Unser Geschichtsbuch behandelt eben nicht auf jeder Seite die ganze
Erde, sondern nur bald einen, bald einen anderen Teil, weil Land und
Meer ihre Stellen gewechselt haben. Damit mufste auch jeweilig die Ver-
breitung einzelner Klassen oder Familien der Tier- und Pflanzenwelt ver-
ändert werden. Die Bewegungen in der Erdkruste, die eine veränderte
Verteilung der Wasserhülle zur Folge hatten, zwangen die lebenden Wesen
zu Ortsveränderungen und warfen damit auch gelegentlich die Bewohner
verschiedener Gebiete zusammen und durcheinander. Tiere und Pflanzen
brauchen Nahrung, mit einer neuen Vergesellschaftung aber verändern sich
auch die Bedingungen für ihre Ernährung. Sie fangen an zu wandern,
wenn sie durch Nahrungsmangel infolge geologischer Vorgänge dazu ge-
zwungen werden.
Damit gibt gerade die Geologie auch zugleich und zuerst eine der
Ursachen an, die eine beständige Änderung der Fauna und Flora bewirkten.
Es müssen durch geologische Vorgänge die Lebensbedingungen der Lebe-
wesen geändert werden, und von den Lebensbedingungen hängt auch die
Form ab, die Dauer nicht nur des Einzelwesens, sondern auch die des
Geschlechts. Nicht nur das Einzelwesen stirbt, auch die Art stirbt.
Man wolle jedoch nicht einwenden, dafs die Geologen eine Verände-
rung der Lebensbedingungen nur erschliefsen, nein, wir können sie auch
unmittelbar erkennen. Jetzt starren zum Beispiel die polaren Gebiete von
ewigem Eise bedeckt, dort spielt das dem Leben feindliche Eis die Rolle
eines Gesteins, es bildet den Boden des Landes, das keine Pflanzen zu
tragen imstande ist. Steinkohlenlager im hohen Norden lehren uns dagegen,
dafs dort einstmals auch eine üppige Vegetation gedieh, von der wieder
eine reiche Tierwelt ernährt werden konnte. Aber das nicht allein. Jetzt
ist das Wasser in allen unseren Weltmeeren in der Tiefe kalt, hinab bis
zu nahe an 0 Grad; allein wenn an den Polen keine Eismassen vorhanden
waren, dann gab es keine kalte Unterströmung von dort zu den äqua-
torialen Gebieten, und das Meereswasser war warm von der Oberfläche
bis zum Grunde. Wärme ist eine der gewaltigsten Mächte für das Leben.
Wir selbst leiden von der Kälte, wie wir unter zu grofser Hitze leiden.
Das Leiden geht über in Erlöschen für ganze Geschlechter im Laufe geo-
logischer Zeiträume, und war Kälte in der Tiefe der Grofsmeere bedeutungs-
los für die im flachen Wasser in der Nähe der Küsten lebenden Tiere,
konnten Landtiere der Kälte durch Auswanderung entfliehen, so war doch
das Leben im ganzen, der Haushalt der Natur, beeinflufst durch wechselnde
Zeiten mit Kälte und Wärme. Der Zeiten einer gröfseren Verbreitung
des Eises auf der Erde weist die Geologie mehrere nach.
Alle Schrecken auf der Erde, Vulkanausbrüche und Erdbeben, Sint-
fluten und wandernde Berge, Sandstürme und sengende Sonnenglut, giftige
Gase und an Salz überreiche Wasser treten immer nur stellenweise auf
oder vorübergehend, und wir kennen keine Erscheinungen aus dem Gebiet
rein geologischer Forschung, die das Leben der Art vernichten können,
aufser den erwähnten grofsen Erscheinungen des langsamen Klimawechsels
und des langsamen Wechsels in der Gestaltung der Erdoberfläche. Allein
der Geolog, der die beständige Veränderung aller Lebewesen verfolgt, der
hat sich doch auch geübt, bei allen Veränderungen auf der Erde daran
zu denken, dafs sie eine lange Zeit in Anspruch genommen haben. Das
gilt wie für Vorgänge im Reich der Steine, so offenbar ebenso im Reiche
des Lebens. Gewifs, der einzelne Kristall, das Sandkorn stirbt nicht, aber
9
es wird zerstückelt und zerrieben: wir können nachweisen, dafs vor nicht
langer Zeit die Elbe nicht in ihrem heutigen Tale flofs, sondern oben über
den Gipfelflächen des Liliensteins und des Pfaffensteins, vor nicht langer
Zeit — nicht am Mafsstabe des Menschenlebens gemessen, sondern am
Mafsstabe des Alters der Erde. Wenn wir die Veränderung, die all-
mähliche Vertiefung der Täler doch nicht blofs erschliefsen, sondern in
manchen Fällen auch unmittelbar beobachten können, sollen wir es dann
nicht ebenso für möglich halten, dafs sich im Laufe der Zeit, im Verlauf
sehr, sehr langer Zeiträume auch die Lebewesen verändern, von denen
das einzelne zwar stirbt, die aber fortbestehen in ihrem Geschlecht, in
ihrer Art und so fortdauernd die Einwirkung von Umwandlungen der Erd-
oberfläche erleiden?
Mögen nun solche Gedanken auch soeben eingekleidet sein in die Form,
die ihnen ein heute lebender Geolog geben kann, so sind sie doch schon
Gemeingut der Wissenschaft seit einem Jahrhundert. Die Geologen, die
Naturforscher, die ihre Arbeit möglichst mit gleicher Liebe den leblosen
Steinen wie den fühlenden Lebewesen zuwenden müssen, sind es gewesen,
die zuerst nachdrücklich darauf hingewiesen haben, dafs Tiere und Pflanzen
im Laufe der Zeit sich beständig verändern, dafs sie niemals ganz aus-
gestorben sind und einer neuen Schöpfung den Platz überlassen haben,
dafs also eine Abstammung unter ihnen in gerade Linie bestehen ge-
blieben ist, dafs sie sich entwickelt haben zu neuen und immer wieder
neuen Formen. Alle Ursachen einer solchen Entwicklung zu erforschen,
das ist nicht Aufgabe der Geologie.
Die Lehren von der Entwicklung lebender Wesen der Art nach, die
Lehre von der Abstammung einer erwachsenen Form von einer anders
gestalteten, nimmt heute eine bedeutsame Stellung ein in der Naturforschung;
sie hat rückwirkenden Einflufs auf die Geologie, und zwar nicht blofs auf
den Teil, der als historische Geologie oder Formationslehre bezeichnet
wird und es eben mit den ausgestorbenen Geschlechtern von Tieren und
Pflanzen zu tun hat, sondern auch auf die allgemeine Geologie, die doch
in erster Linie mit der anorganischen, leblosen Natur zu schaffen hat. Die
Ergebnisse der Biologie veranlassen den Geologen darüber nachzudenken,
ob nun nicht die so vielfach betonte lückenhafte Überlieferung in unserem
steinernen Buche der Entwicklungsgeschichte der Erde nur angeblich vor-
handen ist, nur darauf beruht, dafs wir dieses Buch doch noch nicht gut
zu lesen verstehen. Schon lange sprechen Geologen von diesem Buch, wir
wollen jetzt besser sagen, dafs uns schon eine ganze Reihe von Büchern
vorliegt, nachdem sich die Forschung von Mitteleuropa aus weiter über
die Erde verbreitet hat. Noch wird der Geolog meist in Verlegenheit
geraten, wenn von ihm verlangt wird, er solle eine lückenlose Reihe von
Formen vorlegen, die sich augenscheinlich, schon auf Grund ihrer äufseren
Gestalt, auseinander bei gradliniger Abstammung entwickelt haben. Wir
beginnen jetzt erst zu suchen nach der Fortsetzung einer Erzählung in
einem anderen Bande, weil sie in dem uns in den Schichten Mitteleuropas
vorliegenden abgebrochen ist. Immer wieder von neuem und besser erkennt
jedes Geschlecht von Naturforschern die Gröfse unserer Aufgabe; wir sagen
bescheiden zugleich, stolz und vertrauensvoll ,,ignoramus non ignorabimus“,
wir wissen wenig, aber wir werden mehr lernen. Der einzelne kommt mit
seinem Wissen und Können nicht in Betracht, um die ganze Menschheit
handelt es sich. Wir streben erst mühsam dem Ziele zu, zu erkennen:
10
„Wie alles sich zum Ganzen webt,
Eins in dem andern wirkt und lebt!“
Der einzelne kommt nicht in Betracht. Und doch! Ein einzelner
war es, der als junger Gelehrter auszog in ferne Länder, ausgerüstet mit
dem Wissen seiner Zeit, mit voller Kenntnis der Ergebnisse gerade der
Geologie, und dem erfolgreichen Bemühen ergeben, durch Beobachtungen
unsere Kenntnisse über Vulkane und Koralleninseln, über Vorgänge in der
leblosen Natur und ihre Verbindung mit der Welt der Lebewesen zu ver-
mehren, der heimgekehrt in reifem Alter, als Biologe in regem Verkehr
stand mit den Geologen seines Landes.
Das was die Geologen erkannt hatten, lag vor, lag handgreiflich da,
sich aufdrängend einem vorurteilsfreien Forscher: die Welt der lebenden
Wesen verändert sich beständig und stetig, die Ursachen der Veränderung
sind schwer zu übersehen, die Geologie beantwortet darauf hinzielende
Fragen nur im allgemeinen: es fragt sich also, ob die Biologie, die Lehre
vom Leben, nicht die Lehre von der Erde, die Geologie, ergänzen, ihr zu
Hilfe kommen oder gar zu Ergebnissen kommen kann über die unmittel-
bare Beobachtung hinaus. Die Grundlagen der Entwicklungslehre waren
von der Geologie unantastbar gegeben, es mufsten Gelehrte auftreten,
die die Lehren von der Erde und vom Leben zur Erklärung des Beob-
achteten zu verbinden vermochten.
Der Mann, der sich diesen Aufgaben zuerst in umfassender Weise
zugewendet hat, der einen mächtigen Anstofs gab durch Erschliefsung
neuer Wege der Forschung auf der Grundlage des schon Errungenen, der
gezügelte Phantasie in den Dienst nüchterner Beobachtung stellte, das war
Charles Darwin.
II. Die Theorie der Entstehung der Arten als Markstein
im Lehenshilde Darwins.
Yon Prof. Dr. Oscar Drude.
In einem der glänzenden Säle des Naturhistorischen Museums zu
New-York, welches vielleicht mehr als irgend ein anderes der Welt. den
Zustand der heutigen Forschung zu einem Allgemeingut lernfreudiger
Menschheit macht, steht hochaufgerichtet wie eine von Titanen herein-
gewälzte Wurfscheibe der Querschnitt vom Holzstamm eines Mammuth-
baumes, der Sequoia gigantea. In seinem Umfange weiter spannend als
ein mächtiges Schwungrad ist dies Naturdenkmal eines Baumes, der um
das Jahr 550 p. Chr. in der Sierra Nevada von Kalifornien keimte, dazu
ausersehen worden, zugleich ein Denkmal zu bieten für die führenden
Geister in der Geschichte der Naturforschung, die in den mehr als 13
seitdem verstrichenen Jahrhunderten fortschreitend hohe Ziele verfolgt und
neue Forschungsrichtungen auf eigene Erkenntnis gegründet haben. Nahe
des Baumes tausendstem Jahresringe prangt der Name von Copernicus,
66 Jahre später folgt Keppler, im Jahre 1682 Newton, und zwischen
diesen beiden ist mit dem Jahre 1619 Harveys Entdeckung der Blut-
zirkulation als erste hochbedeutende physiologische Tat gegenüber der
Voreingenommenheit alter medizinischer Ideen verzeichnet. Wir finden die
Namen von Linnee, Cuvier, Lyell, von Baer, die Begründer der
Zelltheorie der organischen Welt Schleiden und Schwann; dann steht
Charles Darwin auf dem im Jahre 1859 gewachsenen Holzringe mit
seinem Buche: ,,Die Entstehung der Arten durch natürliche Zucht-
wahl“, und die ausführliche für die Besucher gedruckte Erklärung fügt
hinzu, dafs dieses Buch nach allgemeinem Urteil mehr Einflufs
auf die Gedankenrichtung des Menschen gehabt habe, als irgend
ein anderes während des verflossenen Jahrhunderts.
An dieses Buch,*) das ich als den Markstein in Darwins wissenschaft-
lichem Leben bezeichne, wollen wir daher die Betrachtungen anknüpfen,
die zum Ruhme seines glänzenden Namens und zur Beleuchtung des durch
ihn erzielten Fortschrittes in der organischen Naturforschung heute diesen
hervorragenden Platz verdienen.
*) Es ist dasselbe jetzt in einer neuen, nur 1 Mark kostenden Volksausgabe er-
schienen, bearbeitet von Dr. H. Schmidt-Jena nach der Übersetzung von J. V. Carus und
der letzten englischen Ausgabe. — Das englische Original : Origin of Species by means
of Natural Selection, kostet 6 S. und in der Volksausgabe 2 S. 6 d. bei John Murray,
Albemarie Street, London 1907. Es sollte dieses berühmte Buch in seiner Originalaus-
gabe, und nicht in den vielen darüber gemachten Behandlungen anderer gelesen werden.
12
In fünfjähriger, ganz allein der Herausgabe dieses Werkes gewidmeter
Arbeit batte Darwin in seinem vom Geräusch der grofsen Welt und von jeder
Berufspflicht gleich zurückgezogenen Leben alles das zusammengetragen,
was er auf seiner grofsen Reise und später als Beweismittel der Veränder-
lichkeit der Arten und ihres fortschreitenden Umbildungsganges erkannt
hatte. Ein Manuskript vom dreifachen Umfange des 1859 gedruckten
Buches lag lange vorher schon in seinen Händen; unbefriedigt und zweifelnd
liefs er es liegen. Da kam im Sommer 1858 eine kleine Abhandlung von
Wallace über denselben Gegenstand, für die Linneeische Gesellschaft in
London bestimmt, an ihn, der nun auf Wunsch seiner Freunde Lyell und
Hooker gleichfalls seine Theorie in einer kurzen Abhandlung an dieselbe
Gesellschaft einsendete. Darwin erzählt selbst,*) dafs damals ihre gemein-
samen Erzeugnisse sehr wenig Aufmerksamkeit erregt hätten; nur eine
einzige Kritik darüber von einem Dubliner Professor sei ihm erinnerlich,
und dessen Ausspruch sei gewesen, dafs alles, was neu in den beiden
Abhandlungen wäre, falsch, und dafs das Richtige alt sei.
Hierin fand später Darwin einen Beweis, wie notwendig es sei, jede
neue Ansicht in ziemlicher Ausführlichkeit mitzuteilen, um die öffentliche
Aufmerksamkeit zu erregen. Und dies geschah 13 Monate später: im
November 1859 wurde die „Entstehung der Arten“ als selbständiger,
sehr inhaltsreich überarbeiteter Band herausgegeben; die erste kleine Auf-
lage von 1250 Exemplaren war sofort verkauft und ebenso bald darnach
die zweite Ausgabe von 3000 Exemplaren. Bald folgten andere Ausgaben
und Übersetzungen, nach und nach in fast allen europäischen Sprachen,
auch in das Japan esische: der Kampf um den „Darwinismus“ hatte
begonnen 1
Ein geistreicher Gelehrter jener Zeit, Alph. de Candolle, schildert
sehr anschaulich den damaligen Eindruck des Darwinschen Buches,**) das
einige Naturforscher sogleich als Morgenröte eines neuen Tages begrüfsten,
während andere zunächst von Staunen und oft von Unwillen überwältigt
waren. Aber ehe die Kritik die richtigen Gegenzüge auf so ganz un-
gewohnten Bahnen gefunden hatte, folgten die Fortsetzungen derselben
Gedankengänge in neuen Büchern, voll von bisher niemals so dargestellten
Tatsachen und originellen Ansichten. Es war wie die Invasion einer sieg-
reichen Armee! Überall begann man sich mit „Darwinismus“ zu be-
schäftigen, mit diesem eigenartigen Komplex von Ideengängen auf Grund-
lage vielseitiger Beoachtungen, den man bei der Neuheit in seinem Auf-
treten sehr richtig nach dem Urheber selbst so benannte. Die hart-
näckigsten Gegner mufsten immerfort seine Anhänger zu Worte kommen
lassen, und die öffentliche Meinung bildete sich ein, dafs überhaupt alles
in Darwins Schriften neu und noch nie zuvor bekannt gewesen sei.
Man hat diesen Ungeheuern und ganz ungewohnten Erfolg eines
einzelnen Buches damit erklären wollen, dafs die darin ausgesprochenen
Anschauungen „in der Luft gelegen hätten“. Darwin selbst bestreitet
dies und, wie ich glaube, mit Recht: er weist darauf hin, dafs er selbst
die bereits früher von anderen ausgesprochenen Ideen über Veränderung
der Arten nicht für sich brauchbar gefunden hätte, und dafs alle, mit
*) Leben und Briefe von Charles Darwin, I, S. 76. Stuttgart 1887.
**) Darwin considere an point de vue des causes de son succes et de l’importance
de ses travaux. Geneve 1882.
13
denen er vor 1858 über sein geplantes Buch gesprochen hätte, immer
gegenteiliger Meinung gewesen seien.*) „Es ist mir (vorher) niemals vor-
gekommen, sagt Darwin selbst, auch nur auf einen einzigen Naturforscher
zu stofsen, welcher an der Beständigkeit der Arten zu zweifeln geschienen
hätte. Selbst Lyell und Ilooker, obschon sie mir mit Interesse zuhörten,
schienen niemals mit mir übereinzustimmen. Ich habe ein oder zwei Mal
versucht, tüchtigen Männern zu erklären, was ich unter natürlicher Zucht-
wahl verstände, doch entschieden ohne Erfolg. Eins war meiner Meinung
nach vollkommen richtig, dafs nämlich unzählige gut beobachtete Tatsachen
in den Geistern der Naturforscher aufgespeichert waren, bereit, sofort die
richtige Stelle angewiesen zu erhalten, sobald irgend eine zu ihrer Auf-
nahme aufgestellte Theorie hinreichend erklärt sein werde.“ — Der Erfolg
läfst sich aber nur durch ein ausgedehntes Studium der mafsgebenden
Werke und Lehrbücher vor 1858, sowohl nach ihrem Inhalt als besonders
auch nach ihrer Methode richtig verstehen und lag demnach in zwei sich
gegenseitig ergänzenden Gründen.
Der eine war der, dafs die auf die Spezies und ihre höheren Gruppen-
bildungen gestützte natürliche Systematik, das Hauptarbeitsgebiet der
damaligen Zeit, in ihrem theoretischen Ausbau sich in sich selbst verrannt
hatte und nur durch die Deszendenztheorie Befreiung von einem unerträg-
lichen Zwange finden konnte. Man hat nachträglich die Vorläufer Darwins,
hauptsächlich Lamarcks Schriften, ausgegraben; aber diese waren ja ganz
ohne wirklichen Einflufs geblieben.
Noch stand man allgemein unter dem Einflufs des von Linnee so stark
in seiner „Philosophia botanica“ ausgesprochenen Dogmas von der Un-
veränderlichkeit der Arten; die Charaktere dieser Spezies aufzuspüren galt
daher als Grundlage und Ziel an sich. Durch den bedeutenden Einflufs
von August Pyrame de Can dolle, den Vater des oben erwähnten
Freundes von Darwin, war die in der Theorie elementaire de la Botanique
im Jahre 1819 von neuem als richtig hingestellte Unveränderlichkeit weiter
in der Herrschaft erhalten.
„Seit Jahrhunderten“, so schrieb P. de Candolle,**) „überzeugen uns
alle gut beobachteten Tatsachen von der Richtigkeit der Theorie unver-
änderlicher Arten, und wenn einige Parteigänger für die entgegengesetzte
Meinung zugeben, dafs sich die Veränderungen erst im Laufe von Jahr-
hunderten zeigen können, so dürfen einige zweifelhafte Beobachtungen an
einer kleinen Zahl von Pflanzen nicht die Theorie der Spezies zerstören.“
— Man sieht also, es gab wohl Parteigänger für die Transmutation der
Arten, aber sie kamen nicht zu Gehör. Statt dessen quälte man sich mit
nicht endender Mühe damit herum, zu entscheiden, was denn eigentlich
in der „natürlichen Systematik“ als wirklich von der Natur geschaffene,
also natürliche Einheiten zu betrachten wäre, ob neben den als sich in
sich selbst fortpflanzend erkannten Individuen-Reihen auch die Spezies mit
ihren Varietäten, ob auch die Genera, und auch die höheren Gruppen-
bildungen, also Familien und Klassen. Immer von neuem wurden die
Meinungen solcher Schriftsteller, welche sich mit dieser Frage beschäftigt
hatten, untereinander verglichen und abgewogen, also nach P. de Candolle
besonders von Lindley, Schleiden und Fries. Die Erörterungen darüber
*) Vergl. Leben und Briefe, I, S. 78.
**) 1. c. S. 195.
14
zeigen deutlich, dafs man mit allen den geäufserten Meinungen doch nicht
vom Flecke kam, und dafs jeder Versuch, irgend eine Grenze zu ziehen
zwischen den „wirklich natürlichen“ Einheiten und den mehr von künstlich
zusammenfügenden Gründen geschaffenen, als unbefriedigend angesehen
werden mufste und daher zu neuen Versuchen über eine Entscheidung auf-
forderte, die dann doch nicht eintraf.
Es ist sehr interessant, dafs gerade im Jahre 1858 eine sehr gelehrte
„Theoria Systematis Plantarum“ von Agardh in Lund erschien, in der alle
diese Fragen nach der damals neuesten Literatur sehr gründlich und
kenntnisreich behandelt waren ; als Motto ist dem lateinisch geschriebenen
Werke der Ausdruck Linnees vorgesetzt: „Natur ae opus semper est Species
et Genus. Generum genus est Ordo, Ordinum autem genus Classis est.“
Es ist nicht leicht mehr für uns, die wir uns jetzt schon in eine ganz
andere Anschauungsweise hineingelebt haben, mit Interesse den damals
von Agardh für seine Zeit wirklich sehr gut geäufserten Betrachtungen für
und wider zu folgen. Aber in solche Quellen hineinzuschauen müfste allen
denen empfohlen werden, die den durch die Annahme von Darwins Mu-
tationstheorie erfolgten gewaltigen Umschwung und Fortschritt am Zeit-
geiste selbst spüren wollen, da doch die eigentliche Klassifikation, Auf-
suchen der natürlichen Verwandtschaft und Abtrennung von Gattungen,
Arten und Varietäten praktisch nach Darwins Buch nicht anders ge-
worden ist, als es etwa in der Periode vom älteren Jussieu 1789 bis zum
Jahre 1859 betrieben worden war.
Der Hauptvorzug lag also in der Anschauungsweise und Forschungs-
methode. Das war gerade das Ausgezeichnete und den durchschlagenden
Erfolg von Darwins Theorie Versprechende, dafs diese sich auf den
Grund und Boden einer ganz neuen, so ganz unbefangenen Beobachtung
und Darstellungsweise stellte, aber einer Darstellung, in der man das
Leben der organisierten Lebewelt pulsieren fühlte. Wie immer das ge-
schickte und innerlich berechtigte Zusammenfassen grofser Grundgedanken
aus verschiedenen Wissenschaftszweigen zu einheitlichen Schlufsfolgerungen
vom gröfsten Erfolge ist, so war es hier der Fall: aus den Anregungen der
Geologie und Paläontologie hatte Darwin sein Arbeitsgebiet auf die lebende
Tier- und Pflanzenwelt übertragen; nicht in Herbarien hatte er die Spezies-
frage als solche drückend empfunden, sondern als Sammler auf fernen
ozeanischen Inseln mit der Wirkung eines Klimas, welches auf eine Eigen-
entwicklung hinzudrängen schien.
So dürfen wir voraussetzen, dafs der merkwürdige und von vornherein
gar nicht auf einen gelehrten Naturforscher hinzielende Lern- und Lebens-
gang von Darwin für seine späteren Erfolge gerade die günstigste Vor-
bedeutung bildete. — -
Wohl ziemt es sich heute bei der Gedenkfeier dieses merkwürdigen
Denkers und Forschers, das wichtigste aus seinem Leben mitzuteilen, so
viel auch schon in diesen Tagen darüber gesprochen und in Zeitungen
gedruckt sein mag.
Als Sohn eines sehr klugen, mit scharfer Beobachtungsgabe begnadeten
Arztes wuchs er in behaglichem Hause und Wohlstände heran, ohne sich
auf der Schule irgendwie besonders auszuzeichnen. Er beklagt selbst
später seine Unfähigkeit, Sprachen zu beherrschen, und bei seinen Literatur-
studien in gereiften Jahren bereitete ihm z. B. das Deutsche so viel Mühe,
dafs er unsere Sprache und stilvolle Schreibweise nicht gerade liebens-
15
würdig zu bezeichnen pflegte. Als er, 13 Jahre alt, eine Tour zu Pferde
durch Wales machte, erfüllten ihn die landschaftlichen Bilder und Beize
mit höchstem Entzücken und riefen den Wunsch in ihm wach, dereinst die
grofse Welt zu sehen. Die Jagd auf Vögel, das Sammeln von Mineralien,
chemische Versuche mit seinem älteren Bruder wiesen wohl auf natur-
wissenschaftliche Passionen hin, brachten ihm aber nicht so sehr Lob, als
vielmehr den Tadel ein, dafs er seine Zeit mit so nutzlosen Sachen ver-
schwende.
Mit 16 Jahren wurde er nach Edinburg in das College geschickt, um
dort ein medizinisches Studium einzuleiten; aber die langweiligen Vor-
lesungen zogen ihn nicht an, und er versäumte auch, sich Kenntnisse in
der vergleichenden Anatomie zu erwerben, die er später schwer entbehrte.
Angeregt durch guten Verkehr machte er wohl einige gute zoologische
Beobachtungen und Ausarbeitungen, fafste aber zugleich eine heftige Ab-
neigung gegen die schlecht vorgetragene Geologie, die ihn später zuerst
zum richtigen Forscher stempeln sollte.
So war es ganz natürlich, dafs er auf Wunsch seines Vaters sein
Studium wechselte und Geistlicher zu werden beschlofs. Zu diesem Zweck
bezog er 19 Jahr alt die Universität Cambridge, verschwendete — wie er
es selbst in der Skizze seines Lebens bezeichnet — seine Zeit mit nutz-
losen akademischen Studien ohne inneren Drang, und bestand recht gut
sein erstes theologisches Examen. Die Freiheit, auch andere Vorlesungen
zu hören, führte ihn zu Henslo w, dem damaligen ersten Professor der
Naturgeschichte in Cambridge, der ihn sehr begeisterte, zu botanischen
Exkursionen mitnahm, sein Auge und sein physiologisches Wissen übte,
ihn auch zum Betreiben der Geologie zurückführte. Er las Humboldts
Reisebeschreibung, wurde von dem brennenden Wunsche erfafst, Teneriffa
bald selbst zu besuchen, und bereitete sich auf so veränderte Neigungen
durch kleine geologische Aufnahmen in Wales vor. Und nun, da er anfing,
auch zum Geistlichen sich untauglich zu machen, kam der glückliche
Wendepunkt seines Lebens: er wurde auf eine wissenschaftliche Expedition
mitgenommen, auf eine fünfjährige Weltumseglung. Darwin bezeichnet
diese grofse Weltreise selbst als die erste wirkliche Erziehung seines
Geistes, da sie ihn dazu führte, mehreren Zweigen der Naturgeschichte ein-
gehende Aufmerksamkeit zu widmen. „Ich bin sicher“, fügt er hinzu,
„dafs diese Dressur es war, welche mich dazu befähigt hat, das
in der Wissenschaft zu leisten, was ich etwa geleistet habe“. —
Dieser Wendepunkt trat ein in den Herbstferien des Jahres 1831, als
Darwin also 22*/2 Jahr alt war. Der Kapitän Fitzroy bereitete sich
auf eine Expedition zu vergleichenden Längenmessungen vor und wünschte
einen jungen Naturforscher von Talent und guten Sitten als Genossen in
seiner eigenen Kabine aufzunehmen. Henslow wurde gefragt, und es
spricht sehr für den vortrefflichen Eindruck, den Darwin auf ihn ge-
macht haben mufste, dafs er ihn allein zu solcher verantwortungsvollen
Aufgabe empfahl. Die nicht grofse Kriegsbrigg, der „Beagle“, lag schon
bereit. Darwin hatte zwei Monate Zeit für seine eigenen Vorbereitungen,
und der Beagle, zweimal durch Stürme am Auslaufen verhindert, verliefs
endlich England am 27. Dezember 1831.
Fünf Weihnachten verlebte Darwin auf diesem Schiffe: das erste
unmittelbar vor der Ausfahrt, das zweite nahe dem Kap Horn, das dritte
an der Ostküste Patagoniens, das vierte in einem wilden Hafen an der
*
16
Halbinsel von Tres Montes in Valdiyien, das fünfte in Neuseeland — das
sechste nach glücklicher Rückkehr von der Küste Brasiliens in das Eltern-
haus (Oktober 1836).
Wenn Darwin von der geistigen Zucht, die diese Reise an ihm aus-
übte, spricht, so darf ein Umstand, ein geistiger Begleiter nicht vergessen
werden, der in Gestalt eines reformatorischen Buches ihm kurz vor der
Abfahrt von Henslow empfohlen wurde: dies waren Lyells ,,Principles of
Geology“. Als Geolog hat Darwin seine eigene Laufbahn begonnen und
seine Kräfte gestählt; die schöpferischen Ideen Lyells zeigte ihm das hohe
Ziel eigener Forschertätigkeit und regten ihn zu allgemeinen Ausblicken
auf die organische Welt durch das Band der Paläontologie an. Mit Lyell
blieb er sein Lebenlang innig verbunden und schrieb auf den Empfang
von der Nachricht von dessen Tode am 23. Februar 1875:
„Ich vergesse niemals, dafs ich beinahe alles, was ich in der Wissen-
schaft geleistet habe, dem Studium seiner grofsen Werke verdanke.“
Der Wunsch, die Absicht, gleichfalls etwas Ordentliches auf dieser Welt-
umseglung zu leisten, durchdrang ihn mehr und mehr, schärfte sein Nach-
denken; und so haben auch seine Worte auf ihn selbst Bezug, die er am
Schlufs seines überaus anregenden Reisewerkes über den Wert solcher
Naturforscher-Expeditionen ausspricht: *)
„Das während solcher Zeit genossene Vergnügen wiegt die Übel-
stände nicht auf. Es ist nötig, nach irgend welcher Ernte, wie fern
dieselbe auch sein mag, blicken zu können, wo man gewisse Früchte
ernten, irgend etwas Gutes bewirken kann“.
Und den Hauptteil des reichen Erntekranzes, den Darwin aus den Früchten
seiner Reise für sich wand und dann den Zeitgenossen darbot, den finden
wir in dem 1859 erschienenen Buche, das uns zum Mittelpunkt seiner
Leistungen in der Verknüpfun g der Geologie mit der Lebewelt dient.
Denn das war doch wohl der eigentliche Hauptsinn des Buches über
die „Entstehung der Arten“, auszudehnen auf die Welt der Organismen,
was in der Geologie zum herrschenden Prinzip erklärt und als richtig be-
funden war. In der geologischen Entwicklung der Erde soll die Ver-
gangenheit durch die Gegenwart erklärt werden, wenn nicht gute Gründe
für das Gegenteil nachgewiesen werden können. W arum denn nun die in
den geologischen Schichten eingeschlossenen Versteinerungen, die Zeugen
einer längst verschwundenen Lebewelt, anders beurteilen als die Entwick-
lung der toten Steine selbst? Mufste nicht alles dazu einladen, nun auch
diese fossilen Schöpfungen mit der heutigen Lebewelt in unmittelbaren
Zusammenhang zu bringen, d. h. die heutige Lebewelt als Nachkommen-
schaft jener ausgestorbenen Zeugen geologischer Vergangenheit hinzustellen?
Bis dahin hatte das Niemand auszuführen gewagt, auch Lyell selbst
nicht. Die Überzeugung von der Richtigkeit dieser Folgerung drängte sich
Darwin während seiner Weltreise an einigen dafür besonders geeigneten
Stellen mit überwältigender Kraft auf, und ich glaube sagen zu dürfen:
Darwin hat die Antwort auf die brennende Frage der Herkunft der heutigen
Organisation in ihren Grundzügen sich selbst bereit gestellt, ehe er die
wissenschaftlichen Schwierigkeiten der ganzen Fragestellung überschaute
— eben weil er damals durchaus noch nicht ein vertieftes Studium von
*) Reise eines Naturforschers um die Welt, 2. deutsche Ausgabe 1899, S. 551.
17
zoologischer und botanischer Systematik mit all ihrem gelehrten Apparat
betrieben hatte. Und so erleichterte ihm seine Unbefangenheit darin später
seine eigene Beweisführung im Ersinnen vollständig selbständiger Wege,
die er mit eigenen Beobachtungen so scharfsinnig ebnete und mit so
starkem Rüstzeug versah, dafs ihm seine Gegner, die auf solche Beweis-
führung gar nicht gefafst sein konnten, darin gar nicht zu folgen ver-
mochten und, von der Wucht der logischen Schlüsse überwältigt, einer
nach dem andern sich zu ihm bekannten oder einer jüngeren, rasch für
Darwin eintretenden Gelehrten-Generation Platz machten.
Die Galäpagos-Inseln, jene merkwürdige, unbesiedelt-öde Gruppe
von zehn kleinen vulkanischen Inseln, 150 Meilen westlich der Küste von
Ecuador im Stillen Ozean, brachten hauptsächlich viel wertvolle Anregungen.
Kein Säugetier aufser einer Maus bewohnt sie, aber eigentümliche Vögel,
riesige Schildkröten und Eidechsen in friedlichem Zusammensein, in welches
nur der Mensch störend eingreift. Zwei Arten Eidechsen von der Länge
einer Elle, oder sogar mehr als 1 m, und mit breitem Maul, ernähren sich
dort von Seegräsern und Kakteen; die Schildkröten haben, Tausende an
Zahl, breite Wege vom Strande bis zu den Bergquellen im Innern zwischen
schwarzem Geröll und ärmlichem Gestrüpp ausgetreten und wandern auf
diesen Tag und Nacht. — „Wenn der Geolog dies hört — sagt Darwin
in seinem Reisewerk*) — so wendet er sich wahrscheinlich in seiner Er-
innerung zurück zu den mesozoischen Perioden, wo Eidechsen, einige
pflanzenfressend, manche fleischfressend, und von Dimensionen, die sie nur
mit unsern heutigen Walfischen vergleichen lassen, auf dem Lande und
im Meere schwärmten.“ Der Verwandtschaft nach sind fast alle Tiere und
Pflanzen dieses Archipels amerikanisch, aber eine überraschend grofse Zahl
besteht aus Arten, die nirgends auf der Welt als eben auf diesen kleinen
Inseln leben. „Warum sind — so fährt Darwin fort — auf diesem
kleinen Stückchen Land, welche aus basaltischer Lava bestehen und daher
in ihrem geologischen Charakter vom amerikanischen Kontinent verschieden
sind und die auch ein eigentümliches Klima besitzen, — warum sind hier
alle diese Tiere und Pflanzen nach amerikanischen Organisationstypen er-
schaffen? Und warum tragen die Cap Verdeschen Inseln, die den Galäpagos-
Inseln so ähnlich sich verhalten, durchaus nur afrikanischen Charakter?“
Und nun ist noch der allermerkwürdigste Zug der, dafs auf den
zehn einzelnen Inseln unter sich etwas verschiedene Schildkröten, ver-
schiedene Arten von Vögeln, verschiedene Pflanzenarten leben, wenn
auch alle einander nahe verwandt und oft sehr ähnlich. . . .“ Das ist es,
was mich mit Verwunderung erfüllt, dafs mehrere der Inseln gerade ihre
besonderen eigenen Spezies besitzen, während doch alle dieselben Lebens-
gewohnheiten haben und offenbar im Naturhaushalt des Archipels ganz
die gleichen Stellen ausfüllen.“ Nur sind die Inseln alle durch sehr starke
Meeresströmungen voneinander getrennt gehalten. . . . „Überblickt man die
hier mitgeteilten Tatsachen, so ist man über den Betrag an schöpferischer
Kraft, wenn ein derartiger Ausdruck gestattet ist, erstaunt, der sich auf
diesen kleinen, felsig-nackten Eilanden entfaltet hat, und noch mehr
über deren verschiedenartige Wirkung auf so nahe bei einander gelegenen
Punkten.“
Diese „schöpferische Kraft“ bildete denn später den Gegenstand seiner
*) 1. c. S. 425.
18
reiflichsten Überlegung, und er fand die Lösung darin, dafs er Neu-
schöpfung durch Entwicklung ersetzte: die Einzelinseln der Gala-
pagos- Gruppe haben im langen Lauf der Jahrtausende die zu ihnen ge-
langten amerikanischen Typen zu selbständigen Arten entwickelt.
Wenn ihm so seine .Reiseerfahrungen die wundervollsten Probleme
durch die Beziehungen der heutigen Lebewelt zur geographischen Ver-
teilung und zur geologischen Vergangenheit boten, so mufste er doch,
nach England zuriickgekehrt, vornehmlich das Studium der Spezies
und ihrer Veränderungsmöglichkeiten aufnehmen; und indem er
sich dabei die Erfahrungen der Tier- und Pflanzenzucht zu eigen machte,
begründete er seine Theorie auf die erbliche Veränderlichkeit aller Eigen-
schaften und auf eine einseitige Auslese, welche der Mensch in seiner
zielbewufsten Absicht, die Natur aber aus sich selbst unter den best-
ausgerüsteten in der Überzahl neu entstandener Keime im Kampfe um
das Dasein vornehmen soll. Dies ist sein berühmtes Selektionsprinzip,
das Prinzip der natürlichen Auslese oder Zuchtwahl. „Die neue
Spezies ist das Resultat einer auswählenden Wirkung der äufseren Lebens-
bedingungen auf die von den Individuen dargebotenen Abweichungen von
ihrem spezifischen Typus.“*)
Über die Allgemeingültigkeit und den Wert dieses von Darwin als
Erklärungsgrund seiner Mutationstheorie ersonnenen Prinzipes hat man
viel gestritten; sicher scheint, dafs es in vielen Fällen ausschlaggebend
ist, aber ebenso, dafs es längst nicht allein die Veränderung der Arten
beherrscht.
Darwin selbst hat das auch nie behauptet, hat im Gegenteil Schon
in der Einleitung zur ersten Ausgabe seiner „Veränderung der Arten“ aus-
gesprochen, er sei überzeugt, dafs die natürliche Zuchtwahl das haupt-
sächlichste, wenn auch nicht das einzige Mittel zur Abänderung der Arten
gewesen sei. Unsere kritisch angelegte Zeit handelt wohl auch nicht im
Sinne einer ganz gerechten Würdigung wirklichen Verdienstes, wenn sie
auf die Vorläufer Darwins eingehend deren Rolle, besonders die von Lamarck,
in ein zu helles Licht stellt; sie übten ja auf Darwin selbst nur einen
mehr widersprechenden Einflufs und hatten trotz der richtigen Empfindung
und Ausdrucksweise in manchen Dingen doch durchaus keine mit über-
zeugender Gewalt sich selbst Sieg verschaffende Theorie aufgestellt. Sie
haben eigentlich erst ihren Einflufs durch Darwin selbst nachträglich
zurückerhalten.
Noch mehr mufs man sich darüber wundern, dafs man in neuerer
Zeit zuweilen das Wesen des „Darwinismus“ nur allein in dieses Prinzip
der natürlichen Zuchtwahl im Kampf um den Raum hat legen wollen, als
könnte man dadurch den Ruhm, das wissenschaftliche Verdienst dieses
nach Erforschung der Hauptsache in ihrem ganzen Umfange trachtenden
Mannes schmälern.
Darwinismus bedeutet weit mehr, und schnell hat sich im ersten
Jahrzehnt nach dem Erscheinen seines berühmten Buches dies Wort bei
Gegnern wie Anhängern eingebürgert. Es bedeutet die ganze neuere Biologie
in der Richtung auf die mit den Stammbäumen der Tiere und Pflanzen
zusammenhängenden Untersuchungen über Variation und Erblichkeit, über
Anpassungsfähigkeit an äufsere Bedingungen, über steigende und fallende
*) Leben und Briefe von Oh. Darwin, II, S. 190.
19
Fruchtbarkeit in sexuellen Fragen, über die mannigfaltigen Erhaltungs-
mittel und oft so merkwürdigen gegenseitigen Beziehungen im Kampf um
den Raum. Für alle diese wichtigen Fragen hat Darwin in seinem Haupt-
buche, wie in den später auf dasselbe folgenden wesentlichen Ergänzungen
durch eine Fülle anderer Werke, die Wege der heutigen Forschung eröffnet
und ebenso viele Vorbilder als weitere Anregungen gegeben. Darin zeigt
sich gerade seine Gröfse: selbst unermüdlich und bis zur Erschöpfung
seiner Kräfte tätig, eröffnete er als Erster bisher unbetretene Gebiete, zog
alte Werke von bedeutsamem biologischen Hintergrund aus dem Dunkel
ihrer Vergessenheit, und schuf, selbst nie durch Vorlesungen oder Labo-
ratoriumstätigkeit belehrend, sich doch durch die Anregung seiner Schriften
eine ganze Generation von seiner Belehrung folgenden Schülern. Daher
der eingangs erwähnte Ausspruch, dafs sein Buch über die „Entstehung
der Arten“ nach allgemeinem Urteil mehr Einflufs auf die Gedanken-
richtung des Menschen ausgeübt habe, als irgend ein anderes während des
verflossenen Jahrhunderts.
Wenn sich also die heutige Forschung kräftig weiter entwickelt hat,
so ist das ganz im Sinne der Anschauungen Darwins geschehen, dem selbst-
verständlich viele Erfahrungen abgingen, die inzwischen von Jüngeren
gemacht worden sind. Die Begeisterung, mit der Männer wie Anton
Kerner, damals noch in Innsbruck, und Moriz Wagner auf Darwins
Theorie eingingen, sie mit ihren geistigen Machtmitteln lebendig erfafsten
und weiterführten, zeigt die tiefe Anregung, welche sie aus ihr geschöpft
hatten. Das wäre doch schlimm, wenn die Schar so vieler auf den richtigen
Weg gewiesener Forscher nicht sehr viel wesentliche Dinge schon jetzt
hinzuzufügen gehabt hätte! Wenn z. B. jetzt die Hugo de Vriessche sprung-
weise Mutation der Arten soviel von sich reden macht: was hätte Darwin
wohl darum gegeben, wäre ihm selbst die Einsicht vergönnt gewesen, dafs
eine Möglichkeit zu einem Artsprunge wie bei Oenothera Lamarckiana
erfahrungsgemäfs festgestellt ist! Wie viel dreister hätte er dann selbst
noch die Umformung mancher seiner’ nur auf Annahmen begründeter Sätze
in die Hand nehmen können!
Das aber pflegt einem einzelnen Menschen selten vergönnt zu sein,
die ihm entsprungenen weittragenden Anregungen bis in ferne, vielleicht
von ihm ersehnte Möglichkeiten wirklich ausgebaut zu sehen; das ist Sache
der nachfolgenden Generationen, die sich aber eins fühlen müssen mit
dem Genius ihrer Vorgänger. —
In rascher Folge arbeitete Darwin nach dem Jahre 1859 die Konse-
quenzen seiner Theorie von der Entstehung der Arten aus und überraschte
durch die Mannigfaltigkeit seiner schöpferisch eigenartigen Tätigkeit. Der
Mensch wurde nach seiner körperlichen wie geistigen Entwicklung in den
allgemeinen Entwicklungsgang der Organismen auf unserer Erde mit hinein-
gezogen und stieg damit von dem ihm in der Schöpfungsgeschichte der
Bibel angewiesenen Platze einer ursprünglich sündenreinen Hoheit herab,
um dafür die Krone der höchsten Entwicklungsfähigkeit wieder einzu-
tauschen.
Diese wichtigen Dinge sind so bekannt, wie Darwins Theorie der
Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. Nur das Eine möchte
ich hinzufügen: der Mensch mit seinem Werdegang auf der Erde ist
Gegenstand naturforschender Betrachtung; dafs wir unsere eigene Ver-
gangenheit kennen lernen, entspricht dem Ziel unseres Strebens, auch wenn
20
die Resultate unserer Forschung alten, als heilig erachteten Traditionen
widersprechen. Deshalb hat sich auch Darwin nie gescheut, solche Re-
sultate und Folgerungen auszusprechen, soweit sie berechtigt waren.
Aber er war zugleich ein Muster von Zurückhaltung in den Dingen,
die nicht Gegenstand der Naturforschung sind, und die, wenn auch der
Naturforscher anders und freier darüber denken mag als ein Gelehrter,
dem dieser einschneidende Bildungsgang nicht zu Teil geworden ist, doch
immer Gegenstand der ethischen Seite und der religiösen Eigenentwicklung
der Menschheit bleiben. Nie würde Darwin es sich verziehen haben, auf
solchem Gebiete die Gefühle anders Denkender zu verletzen, und welche
Folgerungen er auf philosophischem Gebiete auch für sich gezogen haben
mag, in seinen wissenschaftlichen Werken blieb er nur der besonnene
Naturforscher und wollte er nur der Forschung dienen. Dabei unterliefs
er es nicht, in seinem Reisewerke da, wo er von den fernen Inseln der
Südsee spricht, mit Stolz und Genugtuung auf den veredelnden Einflufs
des durch die britischen Missionare hierher verpflanzten Christentums in
starken Worten hinzuweisen*).
Daran sollte auch heute erinnert werden, wo der Kampf der Geister
wieder mächtig wie vor 50 Jahren hin und her wogt, damals in der Er-
schütterung alter Anschauungen durch eine neue Biologie, heute besonders
im Widerstreit philosophischer Abstraktionen, die, auch wenn sie in der
Naturforschung wurzeln, doch häufig die Grenzen unserer Erkenntnis nur
zu kühn überfliegen und daher berechtigte Zweifel bezüglich der Sicherheit
ihrer Fundamente übrig lassen. Und das zu sagen erscheint noch der
Mühe wert, dafs, wo etwa Zweifel auch beim Studium von Darwins Werken
im Leser auftauchen, sie ihn an und für sich dadurch auffordern zu eigener
Arbeit, zu Versuch und Gegenversuch, zum Erschliefsen ganz neuer und
schwieriger Gebiete, mit einem Worte: zur Forschung!
Und aus dieser in weiten Kreisen durch Darwin entzündeten Liebe
zur Forschung in neuen Bahnen ist herausgekommen, dafs schon bei seinem
Tode im Jahre 1882 Alph. de Candolle in einem herrlichen Nachrufe
sagen konnte, die Veränderung der Arten könne jetzt nur irrtümlich noch
als Hypothese bezeichnet werden, sie sei im Gegenteil eine wohl bewiesene
Tatsache. Die Hypothesen bezögen sich nur auf die schwer zu verstehenden
Modalitäten, wie die Veränderungen der Form stattfanden und wie sie sich
verbreitet haben. So hatte De Candolle schon damals eine Antwort auf
solche Anschauungen erteilt, wie wir sie in der Bezeichnung „vom Sterbe-
lager des Darwinismus“ erst noch neuerdings hier in Dresden wieder auf-
tauchen sahen.
Nein: der Darwinismus, hervorgegangen aus der unermüdlichen
Hingabe eines durch glückliche Fügung erst in reiferen Jahren an seinen
eigentlichen Beruf herangetretenen Mannes, steht in voller Kraft und kann
nicht aufhören, jemals fruchtbar weiter zu wirken. Wir feiern heute zu-
gleich mit dem 100. Geburtstage von Darwin auch das erste Halbjahr-
hundert seit dem Beginn einer neuen Epoche in der organischen Natur-
forschung, wie sie mit dem Erscheinen des Werkes über die Entstehung
der Arten im November 1859 anhub.
Dankbar gedenken wir heute ihres edlen Verfassers und wollen den
ihm geweihten Lorbeer durchflechten mit den zarten Blüten, die sein
*) Reise eines Naturforschers, 2, Ausgabe 1899, S, 451 — 452, 549—550, 556 u. a,
21
liebreiches Gemüt auf dem Pfade seines Lebens ausstreute. Denn er war
grofs als Forscher und Denker, wie als Mensch.
Das Familienleben, das er bald nach seiner Heimkehr als 30jähriger
Mann durch eine glückliche Heirat begründete, wurde später, als er sich
mit 33 Jahren in ein idyllisch gelegenes Landhaus in Down zurückgezogen
hatte, die Stütze seines ferneren, unaufhörlich durch grofse Kränklichkeit
getrübten Lebens und bot ihm, allein im Kreise seiner Frau und seiner
zärtlich geliebten Kinder, eine nie versiegende Quelle der Erholung zwischen
den mit regem Geist neu ersonnenen und mit hingebendem Fleifs, so gut
er vermochte, ausgeführten Untersuchungen.
Die schönen Werke, die daraus hervorgingen, — ich erinnere nur
kurz an die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl,
an die Lebensweise der kletternden Pflanzen, die Insekten fressenden
Pflanzen, an die Wirkungen der Kreuz- und Selbstbefruchtung im Pflanzen-
reich und an die Befruchtungseinrichtungen bei den Orchideen — diese
schönen Werke bezeichnet Darwin als die Meilensteine in seinem ge-
räuschlos hingebrachten Leben, das mit der Aufsenwelt fast nur durch
eine enorme Gelehrten-Korrespondenz in Verbindung stand.
Der kühne Weltreisende, der als Geolog seinen Hammer funken-
sprühend auf die Gesteine der fernsten ozeanischen Inseln hatte nieder-
sausen lassen, mufste seiner späteren Kränklichkeit wegen auf die Freude
solcher Naturgenüsse verzichten und machte mit 33 Jahren Alter seinen
letzten anstrengenden Ausflug nach dem nördlichen Wales, So mufste er
von der Erinnerung an die Bilder seiner Weltumseglung zehren, an die
Schönheiten der tropischen Natur, die sich für ihn zum letzten Male in
Bahia zu einer vollkommenen Szene vereinten, und die er sich damals
vornahm, festzuhalten, wie ein in der Kindheit gehörtes Märchen mit dem
Reiz ihrer unauslöschlich schönen Bilder.
Im Alter von 67 Jahren, also sechs Jahre vor seinem Tode, schrieb
Darwin für seine Frau und Kinder eine kurze, höchst anziehende Selbst-
biographie nieder mit der Schilderung seines eigenen Werdeganges, mit
der rührend einfachen Bescheidenheit und Zartheit, die ihn beseelten. Er
spricht von den Plänen für seine letzten Jahre, für die er ein Hinreichen
seiner Kräfte erhoffe; dann sei er bereit, sich vom Herrn der Welten ab-
rufen zu lassen. Er spricht dankbar von seinen glücklichen Erfolgen und
fügt hinzu:
„Mein Fleifs im Beobachten und im Sammeln von Tatsachen ist so
grofs gewesen, wie er nur hat sein können. Was aber von weit gröfserer
Bedeutung ist: meine Liebe zur Naturforschung ist beständig und heifs
gewesen
Es ist daher mein Erfolg als der eines Mannes der Wissenschaft,
wie gering oder grofs derselbe auch gewesen sein mag, soweit ich es
zu beurteilen vermag, hauptsächlich bestimmt worden durch Liebe zur
Wissenschaft, — uneingeschränkte Geduld, lange Zeit über irgend einen
Gegenstand nachzudenken, — Fleifs beim Beobachten und Sammeln von
Tatsachen, — und ein ordentliches Mafs von Erfindungsgabe sowohl wie
von gesundem Menschenverstände. Bei so mäfsigen Fähigkeiten, wie ich
sie besitze, ist es wahrhaft überraschend, dafs ich die Meinungen wissen-
schaftlicher Männer über einige bedeutungsvolle Punkte in beträcht-
lichem Mafse beeinflufst habe,“
22
Wir, die erste herrschende Generation nach des grofsen Darwin Tode
im Jahre 1882, wir haben erkannt, wie der Einflufs dieses Naturforschers
sich auf uns, auf unsere Arbeiten und auf unsere Anschauungen frucht-
bar übertrug. Wir fühlen uns stark auf den frei vor uns liegenden Bahnen,
in denen nun die Entwicklungsgeschichte der Erde und ihrer Lebewelt der
Leitstern ist. Wir kennen aber auch die Schwierigkeiten, die in den ge-
heimnisvollsten Tiefen des Lebens und seiner Entstehung der Forschung
entgegenstehen, und hegen daher den Wunsch, dafs in den neu heran-
wachsenden Generationen Männer erstehen wie Darwin, strebsam, fleifsig,
besonnen und mafsvoll, deren Taten und Werke sich würdig diesem grofsen
Meister anschliefsen, und die, von seinem Geiste beseelt, in sich selbst den
Beruf fühlen, seine Nachfolger zu sein!
III. Die Flechten des Vogtlandes.
Von Prof. Dr. E. Baehmann, Plauen i. V.
Durch langjährige Untersuchungen der Beziehungen der Flechten zu
ihrer Unterlage bin ich genötigt worden, das dazu nötige Material selbst
zu sammeln und zu bestimmen. Nachdem ich mit dieser Arbeit einmal
begonnen hatte, habe ich sie über den Rahmen jener Untersuchungen
hinaus fortgesetzt, um nebenbei eine Zusammenstellung der im Vogtland
vorkommenden Arten und ihrer Formen zu erhalten. Dabei bin ich von
einigen Herren unterstützt worden, deren Namen dankend zu erwähnen sind,
von Herrn Bürgerschullehrer Spin dl er hier und von Herrn Gärtner Stolle.
Da ein blofses, mehr oder weniger rastloses Durchwandern des Ge-
bietes bei der Unscheinbarkeit vieler Krustenflechten, denen ich mich mit
Vorliebe zugewendet habe, wenig Erfolg gehabt hätte, habe ich die Sommer-
ferien sammelnd und mikroskopierend an verschiedenen, weit auseinander
gelegenen, der Bodenbeschaffenheit nach ungleichartigen Orten des Vogt-
landes verbracht. Dies sind Ebmath (1893 — 95), Hammerbrücke
(1896, 1897), Schönberg bei Brambach (1898, 1900, 1901, 1903 und 1905),
Brambach (1902). Von Hammerbrücke, später auch wiederholt von
Plauen aus, ist der als Flechtenstandort besonders interessante Wendel-
stein bei Falkenstein abgesucht worden. Eine ähnliche Ergiebigkeit
dürfte auch der „Hohe Stein“ bei Erlbach besitzen, an dem ich nur
zweimal je einige Stunden sammeln konnte. Darum gibt das folgende
Verzeichnis nicht eine Übersicht dessen, was das ganze Vogtland an
Flechtenarten besitzen kann und voraussichtlich besitzt, sondern der an
den vier Hauptpunkten Plauen, Ebmath, Hammerbrücke und Schönherg
gemachten Funde. Anderseits überschreitet es die politischen Grenzen
des Vogtlandes, indem auch die Funde mit aufgenommen worden sind,
die in der weiteren Umgebung Schönbergs, nämlich in Nordböhmen um
Haslau, ferner die, welche bei Schlofs Burgk (Reufs ä. L.) gemacht
worden sind. Letzteres habe ich mit aufgenommen, weil es durch seine,
die Steilhänge des Saaletals bedeckenden alten Eichen, Eschen, Buchen usw.
mancherlei an Flechten zu bieten versprach, was in dem an zusammen-
hängendem, hochstämmigem Laubwald sehr armen sächsischen Vogtland
nicht zu finden gewesen ist. Wenn trotzdem die Ausbeute geringer war,
als ich gehofft hatte, so erklärt sich das daraus, dafs ich dort nur wenige
Tage gesammelt habe.
Bei der Bestimmung der Funde haben mir die Lichenes Monacenses
exsicc. von Arnold, sowie viele von demselben schenkweise erhaltene
24
Exemplare als Vergleichsmaterial grofse Dienste getan. Als Bestimmungs-
werke benutzte ich den Text zu der genannten Sammlung, von älteren
systematischen Werken das von Stein, Ko erber, Th. Fries, unter den
neueren die von Hue, Olivier, A. Zahlbruckner. In zweifelhaften
Fällen habe ich durch Arnold, später durch Herrn Dr. A. Zahlbruckner
in Wien, für Cladonien durch Herrn H. Sandstede in Zwischenahn wert-
volle Aufschlüsse erhalten, für die ich den genannten Herren zu grofsem
Danke verpflichtet bin.
Das Sammelgebiet umfafst kein eigentliches Gebirge, sondern nur
Hügelland von etwa 800 bis 940 m Höhe. Es ist sehr arm an Kalk ; wo
dieser auftritt, wird er zur Gewinnung von Mörtel abgebaut, falls er sich
einigermafsen dazu eignet: alles Gründe, die es erklären, dafs die Flechten-
flora verhältnismäfsig arm an Arten ist. Dessenungeachtet ist es gelungen,
eine Anzahl Spezies und Formen zu entdecken, die in Rabenhorsts
Kryptogamenflora von Sachsen, der Oberlausitz, Thüringen und Nord-
böhmen, II. Abteilung: Die Flechten. Leipzig 1870, noch nicht aufgeführt
sind. Sie sind durch gesperrten Druck ausgezeichnet. Das Vogtland wird
in dem genannten Werk nur an ganz wenig Stellen erwähnt, denn von
den vielen Mitarbeitern Rabenhorsts hat nicht ein einziger in dem süd-
westlichen Teile des Königreichs Sachsen gesammelt. Nur Rabenhorst
selbst hat gelegentlich eines Badeaufenthaltes in Elster dessen Umgebung
auch mit auf Flechten abgesucht und die beobachteten Standorte bei den
betreffenden Arten angeführt. Zu ihnen gehört die seltene und charakte-
ristische Rinodina polyspora Th. Fr. Ungeachtet eifrigsten Suchens ist
es mir nicht gelungen, sie an dem angegebenen Fundorte oder sonstwo im
Vogtlande wieder aufzufinden. Möglich, dafs sie, wie manche andere seltene
Flechte, verschwunden ist, seit Rauch und Rufs mit dem gewaltigen in-
dustriellen Aufschwung des Landes ihre schädigenden Einflüsse auf diese
langlebigen Pflänzchen mehr und mehr geltend gemacht haben. Sicher
hat Parmelia caperata (L.) Ach. dieses Schicksal gehabt: von den beiden
in unmittelbarer Nachbarschaft Plauens gelegenen Standorten, Syratal und
Chrieschwitz, ist sie durch Parmelia physodes (L.) Ach., P. saxatilis (L.) Fr.
und andere weniger empfindliche Spezies verdrängt worden. Heppia
Guepinii (Delise) Nyl., die ich 1886 noch reichlich und in schönen Exem-
plaren im Steinicht gefunden habe, ist gegenwärtig bis auf kümmerliche
Reste verschwunden, nicht etwa durch die Sammelwut von Flechten-
sammlern. Denn aufser mir dürfte kaum jemand den Standort kennen,
und ich habe ihm nur zweimal kleine Proben entnommen, eine für meine
eigene Sammlung, die andere fast zwanzig Jahre später für die der Tech-
nischen Hochschule in Dresden.
Die Arten aber, welche die kohlenstaubreiche Atmosphäre des Vogt-
landes ertragen, nehmen in ihr, was sich beim Bestimmen oft recht un-
angenehm bemerkbar maeht, eine dunklere Färbung an, als die Bestimmungs-
werke angeben oder die Münchener Belegexemplare besitzen. Arnold,
dem ich im Okober 1890 eine Anzahl Flechten zur Bestimmung über-
schickt hatte, begleitete deren Rücksendung mit der Bemerkung, die
Plauenschen Flechten erinnerten ihn in ihrem Aussehen auffällig an die
in seinem Besitz befindlichen englischen, und riet mir, die für Sammel-
zwecke bestimmten Exemplare Standorten zu entnehmen, die wenigstens
eine Stunde von Plauen entfernt wären. Das Auffallendste daran ist, dafs
sich seine Bemerkung speziell auf die Varietät conglobata Flk. von Lecanora
25
polytropa (Ehrh.) Schaer bezog — und die hatte ich auf der Topasbreccie
des Schneckensteins, der mitten im Walde und über 20 km Luft-
linie von Flauen entfernt liegt, gesammelt. Allerdings ist die nächste
lebhaft betriebene Fabrik in Tannenbergstal nur 21/2 km von dem Fund-
orte entfernt. Flechten wie Biator a lucida (Ach.) Fr. sind eigentlich nur
an den Apothezien zu erkennen, ihr Thallus ist im Vogtlande grauschwarz
und zeigt nichts von dem hellen Gelb der Alpenexemplare, das ich aber
an einem Exemplare von Burgk gleich leuchtend gefunden habe. Die
charakteristische Färbung der Apothezien tritt erst hervor, nachdem sie
in Wasser mit einer weichen Bürste gereinigt worden sind.
Geologisch sind die Sammelgebiete sehr verschieden: Der Untergrund
von Plauen und Umgebung wird besonders von Diabasgesteinen, cambrischen,
silurischen und devonischen Schiefern, sowie etwas Kalk gebildet. Triebtal
und Steinicht, ersteres bei Jocketa, letzteres zwischen Rentzschmühle und
Elsterberg, werden von etwa 70 m hohen Steilhängen aus harter Diabas-
breccie eingefafst, Blöcke aus demselben Material liegen in den Flufsbetten
und sind gleich jenen von mancher seltenen Krustenflechte bedeckt.
Phyllit, Kontaktschiefer und in einiger Entfernung der Granit des Eiben-
stocker Massivs stehen um Hammerbrücke an, um Schönberg aber haupt-
sächlich Ausläufer des Fichtelgebirgsgranits. Bei Haslau und Rommersreut
in Nordböhmen sind ihm Gneifsschollen, kristallinischer Kalk und eine
grofse Quarzfelsader eingelagert. Am einförmigsten ist die Bodenbeschaffen-
heit um Ebmath: Phyllite und cambrische Schiefer bedecken weite Flächen;
nach Westen, hinter Tiefenbrunn wird sie der von Plauen recht ähnlich.
— Eine Sonderstellung nehmen der Wendelstein bei Falkenstein und der
Hohe Stein bei Erlbach ein: beide bestehen aus grauwackeartigem Quarzit
und verdanken es der aufserordentlichen Härte dieses Materials, dafs sie
sich haushoch und in steilen Abhängen über ihre aus gleichaltrigen, aber
weichen Schiefern bestehende Umgebung erheben.
Die vulkanischen Gesteine, Granit und Diabas, habe ich reicher mit
Arten besetzt gefunden als die Schiefer, am reichsten aber den Quarzit-
zug, der unter dem Namen der ,, Lochsteine“ bei Falkenstein beginnt, über
eine Stunde lang in der Richtung Nord-Süd hinzieht, weiterhin „Wendel-
stein“ heifst und im letzten Abschnitt „Affensteine“ genannt wird. Hier,
wo im Moos und Heidekraut auch Lycopodium Selago L. ein verborgenes
Dasein führt, treten die drei vogtländischen Gyrophora- Spezies, Parmelia
prolixa Nyl. und P. glomellifera Nyl. auf. Parmelia encausta Ach. und
P. stygia (L.) Ach. bilden mehr als handtellergrofse Thalli, die bei letzterer
nicht selten fruktifizieren. Noch mehr aber wird der Gebirgscharakter
der genannten Fels- und Blockmassen durch Lecidea speirea Ach., L. lactea
Nyl., die charakteristische L. tenebrosa (Fw.) und den Flechtenschmarotzer
Phaeospora rimosicola Zopf zum Ausdruck gebracht. — Der Hohe Stein
überragt den Wendelstein um etwa 40 m, besitzt jedoch in horizontaler
Richtung eine weit geringere Ausdehnung, und dies, vielleicht auch noch
die gröfsere Entfernung vom Erzgebirge dürften die Gründe dafür sein,
dafs er manche der dem Wendelsteinzug eigenen Arten, z. B. eine Gyro-
phora- Spezies, die angeführten Lecidea - Arten, vielleicht auch Parmelia
prolixa und glomellifera vermissen läfst. Dafür wachsen an seinem Nord-
abhang schöne kräftige Exemplare von Cladonia sylvatica (L.) Hoffm.
f. condensata (Floerk), in den Spalten des Gesteins Alectoria bicolor Ehrh.
und Sphaerophorus frägilis L. Letztere, sowie die ihr verwandte Sph.
26
coralloides Pers. bedecken eine grofse Fläche an der Hinterseite des „Siegel-
felsens“, einer kleinen Quarzitmasse, die sich an der Strafse zwischen
Grünbach und Hammerbrücke fast turmartig über ihre Umgebung erhebt
und etwa 700 m Meereshöhe erreicht. Dagegen finden sich auf dem
Quarzit von Jöfsnitz mit 400 m Meereshöhe nur die gewöhnlichen Flechten
der Umgebung Plauens, eine Bestätigung der längst bekannten Tatsache,
dafs die Artenzahl einer Flechtenflora von der Ebene nach dem Berglande
zunimmt.
Welcher Einflufs aber dem Substrat zukommt, das zeigen im Vogt-
lande besonders deutlich der Schneckenstein und die Rommersreuter
Schweiz. Jener, eine Breccie aus Quarz, Topas und Turmalin, erreicht
890 m Meereshöhe und ist trotzdem lichenologisch ganz arm. Seine einzige
Besonderheit ist Lecanora polytropa (Ehrh.) Schaer. var. conglobata (Flk.),
eine durch den bedeutenden Quarzgehalt der Unterlage bedingte dürftige
Wuchsform der Stammart. Die sogenannte Rommersreuter Schweiz ist
ein mehr als kilometerlanger Quarzgang nördlich von dem böhmischen
Städtchen Haslau, westlich von Rommersreut, erhebt sich mit scharfem
Grat und zackigen Spitzen haushoch über den Granit und Gneifs ihrer
Umgebung und steigt bis 672 m Meereshöhe an. Trotzdem besitzt sie von
den Gebirgsfiechten des Wendelsteinzugs und des Hohen Steins nur Gyro-
phora polyphylla (L.), die aber anderthalbe Stunde davon entfernt und
100 m tiefer am Fufse des Kapellenberges auf Granitblöcken auch vor-
kommt. — Die erste Besiedelung dieses harten, zur Beschotterung von
Strafsen gut verwendbaren Materials geht vornehmlich von Lecidea plana
Lahm., L. erratica Kbr. und Acarospora fuscata (Schrad.) aus; die
schwarzen Apothezien der beiden ersten sitzen über den feinsten Gesteins-
rissen, fast ohne Thallus, zu schmalen, schwarzen Linien aneinander ge-
reiht, zwischen denen die rifsfreien Stellen des Quarzes mit milchweifser
Farbe hervorblitzen. In etwas tieferen und weiteren Rissen sitzen winzige
Schollen der genannten Acarospora. Später werden kleine Flächenstücke
des Gesteins von Rhizocarpon geographicum DC., Lecanora sordida (Pers.),
L. sulphurea (Hoffm.), Aspicilia cinerea (L.) und A. gibbosa (Ach.) bewachsen,
schliefslich findet man, besonders an der Westseite des Höhenzugs, ganze
Felswände in der Ausdehnung von mehreren Quadratmetern mit einem
gleichmäfsigen Überzug von Parmelia olivacea (L.) Nyl., P saxatilis (L.),
dazwischen auch etwas P. conspersa Ach. bedeckt.
Pflanzengeographisch gehört das Gebiet in die dritte von den fünf
Regionen, in welche Deutschland von Drude*) eingeteilt wird, geht aber
nach Südosten in die vierte über. Nach demselben Autor besitzen einzelne
Gaue der ersten und zweiten Region 250 bis höchstens 400 Arten, im
Vogtland aber sind nur 278 nachgewiesen- worden. Von diesen sind etwa
185 Krustenflechten, der Rest verteilt sich zu fast gleichen Teilen auf
Blatt- und Strauchflechten. Das ist für jene ein ungünstiges Verhältnis,
wenn man bedenkt, dafs in Sydows Flechtenflora von Deutschland auf
173 Strauch- plus Blattflechten 823 Krustenflechten kommen, und dabei
weist das Vogtland gerade unter diesen eine ganze Anzahl Spezies auf,
die in Rabenhorsts Flora noch nicht aufgeführt sind. Diese Armut an
Arten erklärt sich einerseits aus der Unvollständigkeit der Erforschung,
aus dem Mangel an Kalkgebirge und an alten Laubwäldern, anderseits
*) Drude, 0.: Deutschlands Pflanzengeographie, Bd. 1. Stuttgart 1896.
27
aus der Kleinheit des Gebiets. Nach Steins*) Einteilung von Schlesien
würde es hauptsächlich der Hügelregion (— 500 m) angehören, aber in
die Bergregion (— 1100 m) übergehen. Jene besitzt in der ganzen, gut
durchforschten Provinz Schlesien 281 Arten, darunter 115 ihr ausschliefs-
lich eigene, während die Bergregion unter 405 Spezies 82 ihr allein ge-
hörige aufweist. Hiermit verglichen würde man von einer auffallenden
Artenarmut des Vogtlandes nicht sprechen können, besonders da noch
mancher Zuwachs zu dem vorläufig abgeschlossenen Verzeichnis zu er-
warten ist. Zu demselben Ergebnis führt der Vergleich mit Ehingen a. D.
in Württemberg, wo Bieber**) 212 Arten nachgewiesen hat, wogegen
Arnold***) mit seinen Helfern, wohlgeschulten Flechtensammlern, in der
Umgebung von München gegen 500 Arten gefunden hat. Aber mehr noch
als durch die grofse Zahl der Spezies erhebt sich seine Zusammenstellung
dadurch zu einer nachahmenswerten Musterleistung, dafs sie die Verteilung
der Münchener Flechten über die verschiedensten Unterlagen und ihr Vor-
kommen in den mancherlei Pflanzenformationen bis ins Einzelnste durch-
geführt enthält und so eine äufserst wertvolle Grundlage für die geo-
graphische Verteilung der Flechten in Deutschland geschaffen hat. Eine
ähnliche Übersicht der vogtländischen Flechten sei einer späteren Ver-
öffentlichung Vorbehalten.
Pyrenocarpeae*
Verrucariaceae.
1. Verrucaria calciseda D. C. An Kalkfelsen im Elstertal bei Plauen,
Kulmberg bei Oberlosa; an den Kalkschmitzen des Grünsteins von
Reusa — gemein.
2. V. rupestris Schrad. An Blöcken einer Mauer an der alten Reusaer
Strafse; an Kalkschmitzen des Grünsteins bei Reusa.
8. V. dolos a Hepp. Tonschieferplatten im Seifenbächlein oberhalb Ober-
Gettengrün.
4. V. laevata Kbr. Diabasblöcke des Elsterbettes im Steinicht; Triebtal
bei Jocketa.
5. V. anceps Kph. Kalkblöcke im Burgstall bei Haslau (Böhmen); Kalk-
schmitzen im Grünstein bei Reusa.
6. V. Floerkeana nob. (V. papillosa Flrk.). An Grünsteinblöcken im
Triebtal bei Jocketa, am Chrieschwitzer Bach, Nähe des Restaurants
„Waldfrieden“.
7. V. hydrela Ach. Granit- und Gneifsgeschiebe im Rommersreuter Bach
(Böhmen).
8. V. chlorotica Ach. Grünsteinblöcke im Triebtal bei Jocketa und im
Elstertal, Steinicht.
9. V. aethiohola Wahlenb. Granitgeschiebe im Rommersreuter Bach
(Böhmen).
10. V. aquatilis Mudd. An Grünstein im Chrieschwitzer Bach nahe dem
Restaurant „Waldfrieden“; Rodersdorf: Geschiebe im Bach nahe
beim „Wunderbaum“; Steinicht: Grünsteinblock im Ruppertsgrüner
Grund bei seiner Einmündung in das Elstertal.
*) Stein, B.: Kryptogamenflora von Schlesien, Bd. II: Flechten. Breslau 1879.
**) Rieb er, X.: Zur Flechtenflora der Umgebung von Ehingen a. D. Wissensch.
Beilage z. Jahresber. des K. Gymnas. in Ehingen. Stuttgart 1901.
***) Arnold, Fr.: Zur Lichenenflora von München. München 1891 — 1901.
28
11. Verrucaria nigrescens Pers. An Felsen, Blöcken, umherliegenden Steinen
aller Art gemein.
12. Thelidium parvulum Arn. Granitblock auf der Höhe des Kapellen-
bergs bei Schönberg, eine über handgrofse Fläche bedeckend. Thallus
fast gänzlich fehlend.
13. Staurothele clopima (Wahlbg.) Th. Fr. Überschwemmte Grünsteinblöcke
im Triebtal bei Jocketa; Bärenloh bei Adorf [Rabenhorst].
Dermatocarpaceae.
14. Dermatocarpon rufescens (Ach.) A. Zahlbr. Verwitterter Tonschiefer
am Weg von Schleiz nach Möschlitz; Diabasbreccie zwischen Pirk
und Rosental [Spindler].
15. D. hepaticum (Ach.) A. Zahlbr. Felsspalten des Steinichts; Triebtal
bei Jocketa [Stolle],
16. D. miniatum (L.) Mann. An trockenen Felsen und Felsblöcken ver-
breitet: Trieb- und Elstertal bei Jocketa, Steinicht, Weischlitz, Pirk,
Burgk. An sonnigen Stellen reichlich fruktifizierend, an schattigen
meist nur Pykniden bildend, var. complicatum (Sw.). Steinicht.
17. D. fluviatile (Weis) Th. Fr. Felsblöcke im Triebtale bei Jocketa und
im Steinicht, zeitweise von Wasser bespült, stets tiefere Stellen
einnehmend als D. miniatum.
Pyrenulaceae.
18. Arthopyrenia punctiformis (Ach.) Arn. An Acer und Ainus im Steinicht.
19. A. cerasi (Schrad.). An wilder Kirsche bei Possig und Schönberg.
20. Porina lectissima (Fr.) A. Zahlbr. Elstertal, unterhalb Rentzsch-
mühle, an Diabasfelsen; Bretschneiderfelsen im Triebtal.
21. Pyrenula nitida Ach. An Corylus , Fagus , Ainus verbreitet.
Glymnocarpeae.
Coniocarpineae : I. Caliciaceae.
22. Calicium pusillum Fl. Völlig übereinstimmend mit dem von Arnold
in seinen Lieh. Monac. unter Nr. 58 herausgegebenen Exemplar.
Fichtenstumpf bei Schönberg.
23. C. chlor inum (Ach.) Kbr. Steriler, weit ausgebreiteter Überzug (Lepra-
form) auf Felsen bei Schönberg, Lochsteine bei Falkenstein.
24. Coniocybe furfuracea Ach. Auf Moos, Erde, Wurzeln, Steinen im
Triebtal, Syratal, bei Schönberg.
II. Cypheliaceae.
25. Cyphelium trichiale Kbr. = Chaenotheca trichialis (Ach.) Th. Fr. f.
candelaris Schaer. Auf Eichen in Burgk.
26. C. aciculare Sm. Auf Eichen in Burgk.
III. Sphaerophoraceae.
27. Sphaerophorus fragilis L. Siegelfelsen bei Grünbach; Hoher Stein bei
Erlbach.
28. Sph. coralloides Pers. Siegelfelsen bei Grünbach.
Graphidineae : I. Arthoniaceae.
29. Arthonia radiata Pers. An Fraxinus bei Pirk, an Acer im Trieb tal.
30. A. sorbina Kbr. An Sorbus in Burgk.
31. Coniangium f ns cum Mass. Auf Kalk, Kulmberg bei Oberlosa.
29
II. Graphidaceae.
32. Xylographa parallela (Ach.) Fr. Baumstumpf im Steinicht, rechtes
Elsterufer.
33. Opegrapha lithyrga Ach. An Grünsteinblöcken im Steinicht.
34. 0. atra Pers. An Eschen in Pirk.
35. 0. varia Pers. An Eiche, Burgk; an Kiefern im Steinicht; an Birke
auf dem Tenneraberg. f . pidicaris Fr. An Eiche in Burgk.
36. 0. herpetica Ach. An Carpinus Betulus in Burgk. Spermatien gerade,
4 — 5 g lang.
37. 0. ruf es eens Pers. An Carpinus Betulus in Burgk. Spermatien ge-
bogen, 5 g lang; an Ainus bei Säuerlingsmühle, Voitersreut (Böhmen).
38. Graphis scripta Ach. An Buchen, Erlen, Eschen sehr verbreitet.
f. recta Humb. An Ahorn im Steinicht.
Cyclocarpineae: I. Diploschistaceae.
39. Diploschistes scruposus (L.) Norm. Auf Felsen gemein.
40. D. bryophilus (Ehrh.) Zahlbr. Über Moosen im Steinicht, hinter
Chrieschwitz, bei Kossengrün im Triebtal.
II. Gyalectaceae.
41. Microphiale diluta (Pers.) A. Zahlbr. An einem Baumstumpf zwischen
Steinicht und Elsterberg, rechtes Elsterufer.
III. Lecideaceae.
42. Lecidea fumosa (Hoffm.) Ach. Auf Granit bei Schönberg.
43. L. grisella Flk. Auf Grünstein bei Plauen; auf Granit bei Hammer-
brücke und Schönberg; viel verbreiteter als vorige Art.
44. L. convexa Fr. Auf Quarzit des Wendelsteins bei Falkenstein.
45. L. speirea Ach. Auf Quarzit des Wendelsteins bei Falkenstein; sehr
selten an Grünstein im Steinicht.
46. L. confluens Fr. Auf Quarzit des Wendelsteins bei Falkenstein.
47. L. erratica Kbr. Auf Quarzitblöcken bei Rommersreut (Böhmen).
48. L. platycarpa Ach. Auf Felsen aller Art (Kalk ausgenommen) verbreitet.
f. steriza Ach. Auf Granit bei Schönberg.
f. flavicunda Ach. Auf Granit des Tierbergs bei Hammerbrücke;
Schönberg.
49. L. einer eoatra Ach. Granit bei Schönberg.
50. L. albocaerulescens (Wulf.) Schaer. Granit bei Hammerbrücke und bei
Schönberg.
51. L. crustulata (Ach.) Kbr. Auf Felsen und Steinen aller Art (aus-
genommen Kalk) gemein.
f. soredizoides Nyl. Granit bei Schönberg und Hammerbrücke (be-
stimmt durch Arnold).
f. ochrochlora Ach. An einer Feldmauer bei Schönberg.
52. L. silvicola Fw. Granit des Tierbergs bei Hammerbrücke; Granit bei
Schönberg.
53. L. lithophila (Ach.) Th. Fr. Granit bei Hammerbrücke und Schön-
berg, ziemlich verbreitet.
f \ p alles eens Stein. Schönberg, auf Granitblöcken.
30
54. Lecidea plana Lahm.
f. typica Lahm. Granit bei Hammerbrücke und Schönberg; Topas-
breccie des Schneckensteins; Quarzitschiefer des Wendelsteins, ver-
breitet.
f. elevata Lahm. Quarzit des Wendelsteins.
55. L. lactea Nyl. Quarzit des Wendelsteins.
56. L. elabens Fr. Schindeln der Scheune der Scheidemühle bei Schön-
berg; Kiefern bei Fröbersgrün.
57. L. turgidula (Fr.) f. pityopliüa Smrft. Schindeln der Scheune der
Scheidemühle bei Schönberg.
58. L. latypaea Ach. Tonschiefer an der alten Olsnitzer Strafse in halber
Höhe des Kemmlers; Granit bei Schönberg.
59. L. tenebrosa (Fw.). Quarzit des Wendelsteins bei Falkenstein; Granit
bei Schönberg am Fufsweg nach Voitersreut (nur sehr spärlich);
Hoher Stein bei Erlbach.
60. L. enteroleuca Ach. = goniophila (Flk.) Kbr. Auf Kalk: Kulmberg
bei Oberlosa, Burgstall bei Haslau (Böhmen), Reusa; auf Granit:
Schönberg; auf Grünstein: im Triebtal.
f. p ungens (Kbr.) Grünsteinblöcke am Kemmler, Fufsweg nach
Reinsdorf; Granit bei Schönberg, Fufsweg nach Voitersreut.
61. L. parasema Ach. Sehr verbreitet im ganzen Gebiet.
62. L. olivacea Hoffm. An Fraxinus in Burgk, vereinzelt.
63. L. lucida (Ach.) Fr. Ziegelstein bei der Bahnmühle, Syrau; Grünstein
im Triebtal; Tonschiefer bei Burgk (Röhrensteig).
64. L. granulosa (Ehrh.) Schaer. Auf torfiger Erde, Moosen, Baumstümpfen
durch das Gebiet sehr häufig.
65. L. flexuosa Fr. Hammerbrücke, Schönberg: an Baumstümpfen.
66. L. vir ides eens (Schrad.) Fr. Kapellenberg bei Schönberg, auf mooriger
Erde.
67. L. coarctata Ach. An allerlei Felsarten verbreitet.
f. elachista (Ach.) Th. Fr. Auf Grünstein im Syratal; auf Granit bei
Schönberg.
f. terrestris Fw. Auf verwittertem Granit bei Schönberg, nahe dem
„grofsen Teich“.
f. cotaria (Ach.) Auf Granit bei Schönberg. Die jungen Apothezien
entstehen zuweilen unter dem Hypothezium der vorjährigen, durch-
brechen diese und drängen sie schliefslich, sich ausbreitend, ganz
bei Seite.
68. L. rivulosa Ach. f. corticola Fr. Wachholderstumpf bei Hammerbrücke.
69. L. symmictella Arn. Hirnschnitt eines Kiefernstumpfes bei Ebmath.
70. L . gelatinosa (Flk.) Stein. Auf Tonschiefer bei Pirk.
71. L. sanguineoatr a (Wulf?) Lönnroth. Auf Diabasbreccie im Syratal.
72. L. leucophaea (Flk.) Th. Fr. Auf Granit bei Schönberg.
73. L. fuscorubens Nyl. Auf Granit bei Schönberg.
74. L. uliginosa (Ach.) Fr. Auf moorigem Boden, vermoderten Baum-
stümpfen usw. im Gebiet gemein.
f. argillacea Krmphb. Auf sandigem Boden: Weg von Schönberg nach
Bärenteich.
75. L. fuliginea (Ach.) Fr. Fichtenstumpf bei Ebmath; Holzgeländer bei
Heidenreich; morsches Holz am grofsen Teich bei Schönberg; Baum-
stumpf im Steinicht, rechtes Ufer.
31
76. Lecidea lurida (Sw.) Ach. In Spalten der Grünsteinfelsen im Steinicht.
77. L. ostregta (Hoffm.) Am Fufs alter Kiefern durch das Gebiet verbreitet.
78. Catülaria lenticularis (Ach.) Th. Fr. Auf Kalk bei Reusa.
79. C. prasina (Fr.) Th. Fr. Hirnschnitt eines Fichtenstumpfes bei Ebmath.
80. C. micrococca (Kbr.) Th. Fr. Morscher Baumstumpf im Steinicht,
rechtes Ufer der Elster.
81. C. synothea (Ach.) Th. Fr. Schindeln der Scheune der Scheidemühle
bei Schönberg; Baumstumpf im Steinicht, rechtes Ufer.
82. C. glomerella Nyl. Schindeln der Scheune der Scheidemühle bei
Schönberg.
83. C. sabulosa Mass. Auf abgestorbenen Moosen bei Schönberg.
84. Bacidia alhescens (Hepp.) Zwackh. Holzstamm zwischen Zwoschwitz
und Schnekengrün; im Steinicht, rechtes Ufer; Fichtenstumpf hinter
Reinsdorf.
85. B. inundata (E. Fr.) Kbr. Auf Grünstein und einmal auf einem Erlen-
stumpf im Triebtal; auf Granit im Rommersreuter Bach (Böhmen).
86. B. muscorum (Sw.) Arn. Auf Moos bei Schönberg.
87. B. Beckhausii Kbr. Lärchen am Tenneraberg bei Plauen; wilde Rose
bei Schönberg; entrindeter Fichtenstumpf hinter Reinsdorf'. Epi-
thecium olivengrün, im Alter bräunlich, durch K intensiver grün
gefärbt, nicht violett, wie die von Arnold in seinen Lieh. Monac.
exsicc. unter Nr. 410 herausgegebenen Exemplare, sonst aber mit
diesen völlig übereinstimmend. Sieht man die von Arnold an-
gegebene Violettfärbung als mafsgebend an, so müfsten die vogt-
ländischen Exemplare als Abart von Beckhausii aufgestellt werden.
88. B. Naegelii (Hepp.) Anzi. Auf Erlenrinde bei Strafsberg.
89. B. sphaeroides (Dicks.) A. Zahlbr. Auf Moos bei Reusa.
90. B. sabuletorum (Schreb.) Th. Fr. = B. hypnophila (Ach.) Th. Fr. Auf
Moos bei Weischlitz; bei Reusa.
91. B. microcarpa Th. Fr. = B. obscurata ß microcarpa Th. Fr. Auf
Moos im Steinicht.
92. Scoliciosporum umbrinum (Ach.) == Bacidia umbrina (Ach.) Br.
et Rostr. Auf Grünsteinblöcken bei Chrieschwitz; auf Tonschiefer
bei Pöhl und im Ruppertsgrüner Tal; auf Grünstein im Steinicht.
93. Toninia caeruleonigricans (Lightf.) Th. Fr. Kalkfelsen am Elsterufer
hinter Zöbischs Fabrik, Kulmberg bei Oberlosa.
94. Rhizocarpon badioatrum (Flk.) Th. Fr. Auf Grünsteinblöcken im
Steinicht; auf Granit bei Schönberg.
95. R. geographicum (L.) DC. Auf allerlei Felsarten (Kalk ausgenommen)
gemein.
f. contiguum Fr. Auf Grünsteinblöcken im Steinicht.
f. lecanorium (Flk.) Auf Quarz im Steinicht.
96. R. Montagnei (Fw.) Kbr. Auf Grünstein: Weg vom Kemmler nach
Oberlosa.
97. R. grau de (Floerk.) Arn. Auf Grünsteinblöcken im Zwoschwitztal.
98. R. distinctum Th. Fr. Auf Felsarten aller Art (ausgenommen Kalk)
verbreitet (Triebtal, Syratal, Elstertal, Schönberg, Hammerbrücke).
99. R. obscuratum (Schaer.) Kbr. Auf Grünstein im Triebtal; auf Granit
bei Schönberg.
100. R. lavatum (Ach.) Arn. Auf Grünsteinblöcken im Triebtal.
101. R. concentricum (Dav.) Beitram. Auf Tonschiefer bei Pirk.
*
32
IV Cladoniaceae.
102. Baeomyces byssoides (L.) Schaer. Auf Fels, Erde, Wurzeln durch
das Gebiet sehr verbreitet.
f. sessile (Nyl.) Ivst. Auf Erde bei Schönberg.
103. B. placophyllus Wnbg. Auf Erde zwischen Frosch und Elster-
quelle (Böhmen) leg. Spindler.
104. B. roseus Pers. Auf sandigem Boden hei Syrau, Mehlteuer, Ebmath,
Schönberg.
105. Cladonia rangiferina (L.) Web. Durch das Gebiet gemein, nie frukti-
fizierend, mit Soralen bei Alt-Jocketa.
106. CI. sylvatica (L.) Hoffm.
a) sylvestris Oed. Durch das Gebiet verbreitet.
f. condensata (Floerk). Hoher Stein bei Erlbach [Spindler].
m. pumila (Ach.) Wain. Ebenda.
107. CI. Papillaria (Ehrh.) Hoffm. Auf Erde, zwischen Steinen: Hoher
Stein bei Erlbach. Hundshübel bei Hundsgrün [Spindler].
108. CI. Floerkeana (Fr.) Sommerf. Zwischen Moos auf dem Dach der
Ossermühle bei Schönberg.
109. CI. bacillaris Nyl. Dach der Ossermühle bei Schönberg; auf Fichten-
wurzeln bei Syrau.
110. CI. macilenta (Hoffm.) Nyl. Allgemein verbreitet in den Fichten-
wäldern von Schönberg, Mehlteuer, Hammerbrücke,
f. styracella (Ach.) Wain. Schönberg. f. polydactyla (Flk.). Zwosch-
witztal bei Plauen.
111. CI. digitata (L ) Hoffm. Friedrichsmühle bei Morgenröte: am Mühl-
graben in feuchtem Moos.
a) monstrosa (Ach.) Wain. Nicht selten am Grunde von Fichten
bei Schönberg, Neuengrün.
monstrosa ad f. brachytes Wain. Auf Waldboden bei der
Säuerlingsmiilile bei Voitersreut (Böhmen).
112. CI. coccifera (L.) Willd. Verbreitet in den Wäldern von Schönberg,
Mehlteuer, Ebmath, Hammerbrücke,
f. pleurota Schaer. Waldboden bei Syrau.
113. CI. deformis (L.) Hoffm. Schönberg, südlich der Hahnenpfalz, auf
sandigem Boden.
114. CI. uncialis (L.) Web., Hoffm. Auf sandigem Boden im Syrauer Wald,
bei Ebmath; Hoher Stein bei Erlbach.
115. CI. furcata (Huds.) Schrad. Im ganzen Gebiet sehr verbreitet.
var. racemosa (Hoffm.) Floerk. Typische Form selten: unter Fichten
am Waldrande bei Pirk, Hammerbrücke.
1. furcatosubulata (Hoffm.) fehlt.
2. corymbosa (Ach.) Nyl. häufig, z. B. Felsblöcke am Eingang
zum Zwoschwitztal; Steinicht; Waldrand bei Haselbrunn. —
Syratal und Strafse zwischen Syrau und Elsterberg am Wald-
rand [Stolle].
var. pinnata (Floerk.).
1. foliolosa Del. Waldboden bei Pfaffenmühle, Liebau, Alt-
Jocketa, Syrau, Kauschwitz; eine der häufigsten Formen in
schattigen Wäldern. Hierher gehört auch f. dichotoma Fl. Mit
33
Arnold, Icon. Clad. Nr. 1315 völlig übereinstimmend. Ziegelei
in der Nähe des Glockenbergs bei Plauen [Stolle].
2. truncata (Floerk.) nicht gefunden.
var. scabriuscula (Del.) Coem.
1. surrecta (Floerk.) Wain. Steinicht, linkes Elsterufer; Wald-
rand am Weg vom Forsthaus nach der Holzmühle (mit Ori-
ginalexemplaren Sandstedes völlig übereinstimmend).
2. adspersa Floerk. Am Kapellenberg bei Schönberg.
var. palamaea (Ach.) Nyl. Sehr verbreitet auf sonnigen Felsen
durch das ganze Gebiet, besonders m. recurva Floerk. Zwischen
Echo und Holzmühle, am Waldrand; Wendelstein bei Falken-
stein; sonnige Hänge bei Pirk [Stolle] ; Syratal usw.
m. subulata Floerk. Schönberg, Fufsweg nach Steinsgrün.
116. Cladonia rangiformis Hoffm. Strafse von Syrau nach Elsterberg, am
Waldrande [Stolle].
117. CI. squamosa (Scop.) Hoffm. Im ganzen Gebiet sehr verbreitet.
a) f. denticollis (Hoffm.) Floerk. Schönberg: am Weg nach Hohen-
dorf; Syratal an feuchten Stellen,
m. squamosissima Floerk. Kienmühle bei Schwand [Spindler] ;
Syrauer Wald [Stolle], Mehlteuer, in feuchtem Moos,
m. asperella Floerk. Waldboden um Jocketa, Plauen, Schönberg:
an trockneren Stellen als vorige. Mit der nächsten die ver-
breitetste Form um Schönberg:
asperella ad denticollis (Hoff.) Floerk. Seltener bei Plauen
und J ocketa.
ß) f. muricella (Del.). Auf Steinblöcken im Zwoschwitztal, am
rechten Abhang des Syratals auf felsigem Boden.
denticollis ad muricella (Del.). Syratal, an gleichem Orte.
denticollis ad phyllocoma Rabenh. Wald zwischen Syrau
und Elstertal [Stolle].
asperella ad multibrachiata Floerk. Syratal, Eingang zum
Zwoschwitztal, auf feuchtem Boden. Beim Siegelfelsen zwischen
Grünbach und Hammerbrücke [Stolle].
Typische multibrachiata Floerk. habe ich noch nicht gefunden, aber
ohne Zweifel findet sie sich an torfigen Stellen.
118. CI. cenotea (Ach.) Schaer. Friedrichsmühle bei Morgenröte ; Schön-
berg: Weg vom Kirchhof nach Steingrün; Syratal : rechtes Ufer,
hinter der Brücke.
119. CI. caespiticia (Pers.) Floerk. An sonnigen Felsen bei Pirk [Stolle].
120. CI. cariosa (Ach.) Sreng. i. pruniformis Norm. Auf trockenen Felsen
bei Pirk [Stolle] ; Alt- Jocketa, auf den Höhen nach dem Triebtal zu.
121. CI. gracilis (L.) Willd. Durch das ganze Gebiet in lichten Fichten-
wäldern verbreitet.
a) chordalis (Floerk.) Schaer. Die verbreitetste Form auf sandigem
Boden um Plauen, Hammerbrücke, Ebmath, Schönberg.
chordalis ad ecmocyna Ach. Auf Waldboden zwischen Tausch-
witz und Theuma.
ß) aspera Flk. Schönberg, am Kapellenberg: Wegböschungen.
122. CI. cornuta (L.) Schaer. Schönberg, am Weg nach Hohendorf: an
einem Baumstumpf; Syratal [Stolle].
123. CI. Botrytes Hoffm. Bad Elster [Rabenhorst].
34
124. Cladonia degenerans (Flk.) Spreng. Durch das Gebiet sehr verbreitet,
a) euphorea (Ach.) Floerk. Schönberg: in den Wäldern am Kapellen-
berg, um die Hahnenpfalz, hei Hohendorf und nach Brambach
zu; Plauen: bei der Zadera, zwischen Echo und Holzmühle.
ß) cladomorpha (Ach.) Wain. Syratal, rechtes Ufer: auf bemoostem
Boden; Schönberg: in einem Hohlweg nach Hohendorf zu.
y) phyllophora (Ehrh.) Flot. Auf Waldboden zwischen Schönberg und
Hohendorf, südlich von der Hahnenpfalz; bei Fröbersgrün und
an Felsabhängen bei Pirk [Stolle].
125. CI. verticillata Hoffm. Am Waldrand zwischen Schönberg und Bram-
bach: sandiger Boden.
126. CI. pyxidata (L.) Fr. Durch das Gebiet verbreitet.
ä) neglecta (Floerk.) Mass. Auf Felsen bei Pirk [Stolle].
ß) chlorophaea Floerk. Waldrand beim Echo bei Plauen. Schönberg:
auf sandigem Boden zwischen Heide häufig.
f .prolifera Arn. Waldrand zwischen Forsthaus und Holzmühle
bei Plauen.
y) pocillmn (Ach.) Floerk. Auf moosbewachsenen, sonnigen Felsen
und Felsblöcken um Plauen verbreitet.
127. CI. fimbriata (L.) Fr. Durch das Gebiet sehr verbreitet.
a) simplex (Weis) Flot. Auf moosfreiem, nadelbedecktem Wald-
boden, an Waldrändern, in Lichtungen um Plauen, Mehlteuer,
Schönberg, Ebmath.
f. prolifera (Betz.) Wain. Morgenröte, Hammerbrücke.
ß) cornutoradiata Coem. Unter Heide im Stadtwald beim Essig-
steig (Plauen); Schönberg, Weg nach Werdengrün.
f. radiata (Schreb.) Coem. Waldrand beim Echo (Plauen); bei
Morgenröte [Stolle].
f. capreolata (Floerk.) Flot, Waldrand zwischen Echo und Holzmühle,
y) nemoxyna (Ach.) Coem. Im Kemnitztal [Spindler].
128. CI. coniocraea (Floerk.) An einem Baumstumpf zwischen Bartmühle
und Liebau.
129. CI. foliacea (Huds.) Schaer. Auf kurzrasigen Felsen nicht selten.
a) alcicornis (Lightf.) Schaer. Um Plauen, Schönberg, Pirk häufiger
als die Stammform.
f. phyllophora (Hoffm.) Malbr. Alt-Jocketa; die Höhen nach dem
Triebtal zu.
130. Stereocaulon tomentosum E. Fr. Schönberg: auf verwittertem Granit
südlich von der Hahnenpfalz; bewaldete Abhänge an der Strafse
von Markneukirchen nach Adorf; Hohlweg zwischen Tauschwitz
und Theuma; Diabasbreccie beim Westbahnhof, Plauen [Spindler].
131. St. condensatum. Schönberg: Weg nach Bärenteich; Strafse zwischen
Steingrün und Rommersreut (Böhmen); immer auf Erde.
132. St. nanum Ach. An Felsen bei Möschwitz, im Syratal, Triebtal, bei
Jocketa, im Steinicht nicht selten [Stolle].
V. Gyrophoraceae.
133. Gyrophora hirsuta (Ach.) Fw. Auf Quarzit des Wendelsteins hei
Falkenstein und des Hohen Steins bei Erlbach.
a) grisea Tb. Fr. Ebenda.
ß) vestita Th. Fr. Wendelstein.
35
134. Gyrophora polyphylla (L ) Körb. Auf Granitfelsen und -blocken um
Schönberg; auf Quarzfels bei Rommersreut (Böhmen) sehr häufig;
auf Quarzit des Wendelsteins und Hohen Steins.
135. G. hyperborea (Hoffm.) Mudd. Wendelstein bei Falk enstein.
136. Umhilicaria pustulata (L.) Hoffm. Auf einem Grünsteinfelsen in der
Nähe der Plauenschen Kaserne.
VI. Acarosporeae.
137. Biatorella pruinosa (Sm.) Mudd. Tonschiefer am Wege zwischen
Chrieschwitz und Möschwitz.
138. B. clavus (DC.) Th. Fr. Auf Granit bei Schönberg; auf Grünstein um
Plauen nicht häufig.
139. B. simplex (Dav.) Br. et Rostr. Auf Quarzitschiefer des Hohen Steins
bei Erlbach.
140. Acarospora fuscata (Schrad.) Arn. Auf Granit bei Schönberg nicht
selten; auf Turmalinbreccie des Schneckensteins bei Auerbach.
141. A. dis er et a (Ach.) Th. Fr. Auf Granit bei Schönberg häufig, des-
gleichen auf Tonschiefern um Plauen.
f. foveolata Kbr. Auf Tonschiefer bei Tauschwitz; auf Grünstein-
blöcken im Steinicht.
f. belonioides Nyl. Auf Granit bei Ottengrün (Böhmen); auf
Tonschiefer bei Stoekigt.
VII. Collemaceae.
142. Collema flaccidum Ach. Kienmühle bei Schwand (mit Apoth.) [Spin dl er];
Triebtal; Kemnitztal [Spindler].
143. C. furvum Ach. An den Kalkfelsen des Elstertales bei Plauen.
144. C. granosum (Scop.) Schaer. Kalkbruch hinter Zöbischs Fabrik bei
Plauen.
145. C. multifidum (Scop.) Schaer. Kalkführende Grünsteinfelsen im
Steinicht und vor dem Tunneleingang bei Elsterberg.
146. G. polycarpon (Schaer.) Kph. Auf Grünstein bei Elsterberg.
147. Leptogium atrocaeruleum (Haller) Kph. f. pulvinatum Ach. Zwischen
Moospolstern bei Chrieschwitz, Elsterberg, Schönberg. Burgstall
bei Haslau (Böhmen).
148. L. sinuatmn Huds. Weg in einem verlassenen Steinbruch beim Weifsen
Stein, Plauen [Spindler].
VIII. Heppiaceae.
149. PLeppia Guepinii(De\.) Nyl. Auf Grünsteinfelsen im Steinicht. Elstertal
bei Jocketa [Rabenhorst].
IX. Pannariaceae.
150. Flacynthium nigrum (Huds.) S. Gray. Kalkfelsen hinter Zöbischs
Fabrik; Kulmberg hinter Öberlosa.
151. Parmeliella microphylla (Swartz) Müll. Arg. Auf Granit bei Schön-
berg und Brambach; auf Tonschiefer bei Pirk; auf Grünsteinbreccie
im Syratal und Triebtal zwischen Magwitz und Rosental: immer
an stark beschatteten Felsen.
152. Pannaria brunnea (Sw.) Nyl. Tenneraberg: auf Erde in der Lärchenallee.
36
X. Peltigeraceae.
153. Peltigera horizontalis (L.) Hoffm. Triebtal, Elstertal: auf bemoosten
Felsen und Baumstämmen.
154. P. canina (L.) Hoffm. Im ganzen Gebiete sehr verbreitet.
155. P ruf es eens ( Sm.) Hoffm. Auf Granit bei Schönberg; auf Tonschiefer
des Ruderitzberges; auf Grünstein bei Pöhl. Bei Pirk [Stolle].
Steinicht, rechtes Ufer, am Felsen.
156. P. aphthosa (L.) Ach. Auf Erde an Waldrändern zwischen Mefsbach
und Rosental.
157. P. malacea (Ach.) E. Fr. An einer Feldmauer zwischen Moosen bei
Ottengrün (Böhmen).
158. P spuria (Ach.) DC. Auf Erde bei Alt-Jocketa; beim Bahnhof Schöneck
[Spindler].
XI. Pertusariaceae.
159. Pertusaria coronata Ach. Auf Rofskastanie bei Mühltroff [Spindler].
160. P corallina (L.) Ach. Auf Granit bei Mechelgrün, um Schönberg ver-
breitet; auf Quarzit: Hoher Stein bei Erlbach.
161. P. communis DC. An Rinden von allerlei Laubbäumen weit verbreitet.
162. P amara Ach. An Fichten, Eichen, Apfelbäumen um Plauen, bei
Liebau, Schönberg, Hammerbrücke, Burgk,
f. saxicola Nyl. Auf Tonschiefer bei Plauen.
163. P. lejoplaca (Ach.) Schaer. An alten Buchen bei Schönberg.
164. Variolaria globulifera Turn. An Pappeln bei Mühltroff [Stolle].
165. V. lactea Wulf. f. cinirascens Nyl. Auf Grünsteinbreccie im Triebtal,
bei Cossengrün, im Steinicht.
XII. Lecanoraceae.
166. Lecanora aquatica (Fr.) Kbr. Auf Grünsteinblöcken im Triebtal; auf
Granit im Rommersreuter Bach (Böhmen). Bei Schönheide [Raben-
horst].
167. L. calcarea (L.) Sommerf. Auf Kalk des „Weifsen Steins“ bei Plauen;
auf kalkführendem Diabas bei Reusa und Chrieschwitz,
var. contorta (Hoffm.) Kbr. Reusa.
var. Hoffmanni (Ach.). Auf Grünstein am Eriesenbach bei Chriesch-
witz.
168. L. cinerea Ach. Auf Grünstein im Steinicht, Triebtal; auf Granit bei
Voitersreut und Ottengrün (Böhmen).
169. L. gibbosa (Ach.) Nyl. An allerlei E eisarten (ausgenommen Kalk) weit
verbreitet; auf Granit bei Schönberg quadratfufsgrofse Thalli bildend.
f. porinoidea Fw. Auf Grünsteinblöcken im Triebtal.
170. L. silvatica Zwackh. Auf Grünstein im Triebtal ; auf Granit bei
Schönberg; auf Tonschiefer zwischen Tauschwitz und Theuma.
171. L. sordida (Pers.) Th. Fr. An allerlei Felsarten (ausgenommen Kalk)
sehr häufig und fast immer reichlich fruktifizierend, oft handgrofse
Flächen überziehend.
f. rugosa Ach. Auf Grünsteinbreccie im Syratal.
172. L. cenisia Ach. AufTopasbreccie des Schneckensteins bei Hammerbrücke.
173. L. atra (Huds.) Ach. Auf allerlei Felsarten (ausgenommen Kalk) ver-
breitet, immer nur kleine Thalli bildend.
37
174. Lecanora sulphurea (Hoffm.) Ach. Durch das Gebiet auf Felsarten
(aufser Kalk) verbreitet.
175. L. dispersa (Pers.) Ach. Auf Kalk: „Weifser Stein“ bei Plauen, Kulm-
berg bei Oberlosa. — Grenzsteine bei Burgk.
176. L. subfusca (L.) Ach. Im ganzen Gebiete gemein.
var. allopliana Ach. Kirschbäume bei Haselrain,
var. campestris Ach. Auf Granit bei Schönberg, Weg nach Bären-
teich.
var. coilocarpa Ach. Auf Grünstein im Syratal.
f . pinastri Schaer. Auf Fichtenrinde, Tenneraberg.
177. L. pallida (Schreb.) Schaer. Pappeln am Weg nach dem Tannenhof;
Rofskastanien am Huthaus auf dem Eisenberg; Sorbus bei Kotten-
haide.
178. L. carpinea (L.) Wain. Häufiger als vorige Art, an Rinden ver-
schiedener Laubbäume durch das Gebiet verbreitet.
179. L. Hagenii Ach. An Eiche und Weide bei Plauen; an Buche bei
Schön berg.
var. umbrina (Ehrh.) Mass. Junge Fichtenzweige vom Tenneraberg
bei Plauen, vom Kapellenberg bei Schönberg; entrindeter Fichten-
stumpf hinter Reinsdorf.
180. L. polytropa (Ehrh.) Schaer. Auf Topasbreccie des Schneckensteins
bei Hammerbrücke.
var. vidgaris Fw. Auf Granit bei Bärenteich.
var. conglobata (Flk.). Auf Topasbreccie des Schneckensteins bei
Hammerbrücke.
var. illusoria Ach. Auf Felsen und Lesesteinen sehr verbreitet
im ganzen Gebiet.
181. L. varia Ach. Auf Holzplanken und -brettern durch das ganze Ge-
biet verbreitet.
i.pallescens Schrnk. An den Planken eines Holzsteges bei Syrau.
182. L. subravida Nyl. Fichtenstumpf im „Spalteschädel“ bei Ebmath;
Baumstumpf im Kemnitztal.
183. L. metaboloides Nyl. An jungen Fichtenzweigen bei Schönberg.
Spermatien 1 p dick, 6—7 p lang, gerade.
184. L. eff us a (Pers.) Ach. An entrindeten Stellen einiger Kirschbäume
in Schönberg; Baumstumpf im Steinicht, rechtes Ufer. Spermatien
sichelförmig.
185. L. piniper da Kbr. Baumstumpf am Weg von Zwoschwitz nach
Schneckengrün.
186. L. symmictera Nyl. Baumstumpf bei Hammerbrücke; Kiefern bei
Holzmühle, Plauen.
f. saepincola Ach. Baumstumpf im Steinicht, rechtes Ufer.
187. L. badia (Pers.) Ach. Auf Tonschiefer bei Hammerbrücke; auf Granit
bei Bergen und Schönberg; auf Quarzit des Wendelsteins und des
Hohen Steins.
188. L. subintricata (Nyl.) Th. Fr. Baumstumpf im Steinicht. Sper-
matien gerade, meist 3 —4 p lang.
189. L, albellula Nyl. (Fr.). An einem vertrockneten Wachholderstumpf
im Syratal; auf Eichenrinde bei Burgk. Neu für Deutschland.
190. L. lentigera (Web.) Ach. Jocketa, an der Elsterbrücke [Stolle]. Fehlt
nach Rabenhorst in Sachsen!
38
191. Lecanora radiosa Schaer. Auf Granit zwischen Grofsenteich und
Säuerlingsmühle bei Schönberg.
192. L. demissa Zahlbr. ( Parmelia demissa Stein). . Auf Grünsteinfelsen
im Steinicht. — Bei Jocketa [Stolle]. Nach Babenhorst bei Halle
und im Elstertal gefunden.
193. L. murale (Schreb.) Arn. Auf allerlei Felsarten durch das Gebiet
verbreitet.
194. Ochrolechia pallescens (L.) Kbr. An Sorbus bei Karlsfeld [Stolle],
195. Icmadophila ericetorum (L.) A. Zahlbr. Friedrichsmühle bei Morgen-
röte. Schönberg, südlich von der Hahnenpfalz an morschen Baum-
stümpfen.
196. Lecania cyrtella (Ach.) Sydow. An einem Pappelzweig bei Schönberg.
197. L. erysibe (Ach.) Th. Fr. Auf Kalk des Weifsen Steins an der Elster
bei Plauen.
198. Candelariella vitellina (Fhrh.) Müll. Arg. An Holzplanken und -pfosten
bei Plauen; auf Granit bei Schönberg usw. sehr verbreitet.
XI 11. Parmeliaceae.
199. Candelaria concolor (Dicks.) Wain. Pflaumenbäume bei der Holz-
mühle; Ebereschen bei Ebmath. Bei Karlsfeld an Strafsenbäumen
[Stolle].
200. Parmeliopsis ambigua (Ach). Nyl. An entrindeten Baumwurzeln und
-Stämmen bei Ebmath, Schönberg, Bärendorf (hier mit Apothezien);
auf Granit bei Schönberg und Hammerbrücke.
201. Parmelia tubidosa Bitt. An Fichten auf dem Tenneraberg; auf Grün-
stein in der Nähe von Reifsig bei Plauen; Wendelstein bei Falkenstein.
202. P. physodes (L.) Ach. Gemein an Zweigen, Stämmen, Wurzeln, Felsen
durch das ganze Gebiet; (mit kleinen Apothezien) bei Krebes [Spindler] ;
bei Pirk [Stolle].
203. P. vittata (Ach.) An einer Eberesche bei Schönberg.
204. P. encausta (Ach.) Auf Quarzit des Wendelsteins und des Hohen
Steins.
205. P. stygia (L.) Ach. ln fruchtenden Exemplaren auf dem Quarzit des
Wendelsteins, des Affensteins bei Grünbach und des Hohen Steins.
206. P. conspersa (Ehrh.) Ach. An allerlei Felsarten (ausgenommen Kalk)
durch das ganze Gebiet verbreitet, oft fruchtend, Apothezien nicht
selten von Pfenniggröfse.
207. P. acetabulum (Neck) Duby. Wegbäume bei Oberlosa, am Kemmler
bei. Plauen: stets ohne Apothezien. Desgleichen bei Schönberg,
Schleiz, Heinrichsruh, Burgk, Mühltroff, meist reichlich fruchtend.
208. P. olivacea (L.) Nyl. Auf Grünstein und Tonschiefer bei Plauen; auf
Granit bei Hammerbrücke und Schönberg; auf verschiedenen Laub-
bäumen der genannten Orte.
209. P. fuliginosa (Fr.) Nyl. An Grünstem im Syratal; auf Granit bei
Schönberg; auf Erlenrinde bei Strafsberg; an Kirschbäumen bei
Haselrain.
210. P. verruculifera Nyl. An Kirschbäumen bei Haselrain.
211. P. aspidota Ach. An Buchen zwischen Erlbach und dem Hohen Stein.
212. P. exasperata (Ach.) Nyl. An wilden Birnbäumen im Syratal bei
Zwoschwitz; an Pappeln beim Kemmler.
213. P. prolixa (Ach.) Nyl. Auf Quarzit des Wendelsteins.
89
214. Parmelia glomellife r a Nyl. Ebenda. Der braune Farbstoff der Rinde
wird von Salpetersäure blaugrün gefärbt!
215. P. sorediata (Ach.) Th. Fr. Auf Grünstein im Trieb- und Syratal, im
Steinicht; auf Granit bei Schönberg und Hammerbrücke, nicht
selten. Von Rabenhorst in Sachsen nur bei Leisnig gefunden.
216. P. saxatilis (L.) Ach. An Bäumen und Felsen durch das Gebiet sehr
verbreitet, fruchtend gefunden im Syratal, bei Jocketa, Schönberg,
Hammerbrücke, Fröbersgrün [Stolle].
var. sulcata (Tayl.). Pappeln am Kemmler bei Plauen; Ebereschen
zwischen Muldenberg und Schöneck.
217. P. omphälodes (L.) Ach. Auf Quarzjt des Hohen Steins bei Erlbach.
var. panniformis Ach. Auf Quarzit des Wendelsteins [Stolle].
218. P. tiliacea (Hoffm.) Ach. Auf Schindeln in Zwoschwitz. Pappeln am
Kemmler ; Kirschbäume bei Schönberg, hier kleine Apothezien
tragend; Wegbäume bei Reinsdorf, 1883 mit Apothezien gesammelt.
219. P. caperata (L.) Ach. An Grünstein im Syratal, an einer Erle am
Friesenbach bei Chrieschwitz: an beiden Standorten seit Jahren
verschwunden. Jetzt nur noch zu finden an Felswänden im Trieb-
und Elster tal.
220. P. perlata (L.) Ach. Schindeln eines Stalles in Eichigt bei Ebmath.
An Fichten und Buchen bei • Ebmath.
221. Cetraria glauca (L.) Ach. An Stämmen und Zweigen verschiedener
Bäume, an bearbeitetem Holz, an Steinen bei Ebmath, Schönberg,
Hammerbrücke häufig.
var. fallax Ach. Pfosten am forstlichen Pflanzgarten in Schönberg;
an Fichtenzweigen bei Hammerbrücke und Mehlteuer.
222. C. pinastri (Scop.) Fr. An Fichtenwurzeln, -Stämmen und -zweigen
bei Hammerbrücke, Ebmath, Schönberg häufig; geht auch auf Granit
über (Schönberg). Nie fruchtend gefunden.
228. C. saepincola (Ehrh.) Ach. An Fichten bei Schönberg; an Buchen
im Burgstall bei Haslau und vor dem Hohen Stein. Auf Granit
bei der Säuerlingsmühle bei Voitersreut (Böhmen).
224. C. aleurites (Ach.) Th. Fr. Schindeldach der Ossermiihle bei Schön-
berg. Buchen unterhalb des Hohen Steins.
225. C. islandica (L.) Ach. Durch das Gebiet sehr verbreitet; bei Schön-
berg mit Apothezien, verkümmerte Exemplare mit S oralen bei Alt-
Jocketa und Schönberg.
var. crispa Ach. Auf sandigem Boden bei Ebmath und Haselrain.
226. C. aculeata (Schreb.) Fr. Durch das Gebiet verbreitet, sehr häufig
in sandigen Gebieten, wie bei Mehlteuer, Ebmath.
XIV. Usneaceae.
227. Evernia divaricata (L.) Ach. Zwischen Frössen und Gfell von W enck
(nach Raben hörst) gefunden, im sächsischen Vogtland vergeblich
gesucht.
228. E. prunastri (L.) Ach. Durch das Gebiet verbreitet, aber viel seltener als
229. E. furfuracea (L.) Mann. Auf den verschiedensten Baum- und Strauch-
arten, auf bearbeitetem Holz. Auch auf Granit im ganzen Gebiet
gemein.
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230. Pseudevernia olivetorina Zopf. An Pfosten des forstlichen Pflanz-
gartens in Schönberg drei Thalli gefunden (Bestimmung durch Zopf
bestätigt).
231. Alectoria jubata (L.) Nyl. An Fichten besonders der Waldränder; an
Wegbäumen; an Planken und Brettern durch das Gebiet verbreitet,
wie auch:
232. A. cana Ach.
233. A. bicolor Ehrh. Am Siegelfelsen bei Grünbach [Stolle]; am Hohen
Stein bei Erlbach.
234. Ramalina calicaris (L.) Fr. An Buchen zwischen Ebmath und Posseck;
an verschiedenen Bäumen bei Burgk.
235. R. farinacea Ach. An Wegbäumen bei Schleiz [Spindler], Schönberg,
Ebmath, Hammerbrücke.
236. R. fraxinea Ach. Durch das ganze Gebiet verbreitet, viel häufiger
als vorige.
var. ampliata Schaer. An Pappeln bei Oberlosa; an Weiden bei
Schwand.
var. fastigiata Ach. An Pappeln beim Kemmler; an Ahorn und Esche
bei Schönberg.
237. R. pollinaria Ach. An Felsarten wie Grünstein (Syratal) und Granit
(Schönberg, Hammerbrücke) viel häufiger als auf bearbeitetem Holz.
Durch das Gebiet verbreitet.
238. Usnea hirta (L.) Hoffm. Durch das Gebiet verbreitet, an Wald-,
Wegbäumen und bearbeitetem Holz; noch nicht fruchtend gefunden.
Etwa ebenso häufig, wie
239. U. dasypoga (Ach.) Nyl. an gleichen Orten, aber mehrmals mit Apo-
thezien angetroffen. An einer Buche zwischen Ebmath und Posseck
einen fast 30 cm langen Thallus mit grofsen Apothezien gesammelt,
var. plicata (Hoffm.) Hue. Nur ein Exemplar an einer Eberesche bei
Schönberg gesehen.
240. U. florida (L.) Hoffm. An allerlei Bäumen durch das Gebiet ver-
breitet, aber nicht so häufig wie die beiden ersten Arten.
XV. Caloplacaceae.
241. Blastenia ferruginea (Huds.) Arn. An Zitterpappeln am Essigsteig
bei Plauen, hinter dem Kirchhof bei Schönberg.
242. B. caesiorufa Ach. Auf Grünstein im Syratal und Steinicht.
243. Caloplaca variabilis (Pers.) Th. Fr. Auf Kalk bei Reusa, Kulm b erg
bei Oberlosa; auf Zement -Dachplatten der Riedelschen Gärtnerei,
Plauen.
244. C. cerina (Ehrh.) A. Zahlbr. = C. pyracea (Ach.) Th. Fr. Auf Kalk :
Kulmberg bei Oberlosa.
245. C. gilva (Hoffm.) A. Zahlbr. = C. cerina (Ach.) Th. Fr. An Ebereschen
bei Plauen, Schönberg, Hammerbrücke,
f. stillicidiorum Horn. Über Moosen bei Reusa.
246. C. citrina (Hoffm.) Th. Fr. Auf Mörtel einer Mauer in Neuen dorf.
247. C. epixantha Ach. Auf Zement- Dachplatten eines Schuppens der
Riedelschen Gärtnerei, Plauen.
248. C. luteoalba (Turn.) Th. Fr. An kalkhaltigem Grünstein am Friesen-
bach bei Chrieschwitz.
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249. Caloplaca elegans (Link.) Th. Fr, An einer Granit- Wegsäule bei
Hammerbrücke.
250. C. murorum (Hoffm.) Th. Fr. Auf Kalkfelsen im Gebiet gemein ; an
Granitmauern bei Scbönberg, nicht blofs die verbindenden Mörtel-
streifen, sondern auch den nackten Granit reichlich überziehend.
251. C. candicans (Flagey) A. Zahlbr. An kalkhaltigem Grünstein im
Steinicht.
XVI. Theloschistaceae.
252. Xanthoria parietina (L.) Th. Fr. Gemein im ganzen Gebiet; auf
Felsen immer dunkler gefärbt als an Rinden.
f. polycarpa Ehrh. An Pappeln längs der alten Oelsnitzer Strafse
beim Kemmler, am grofsen Teich bei Schönberg,
f. phlogina Ach. Ebenda, an alten Weiden im Elstertal bei Plauen
im Steinicht. (Völlig übereinstimmend mit dem von Arnold, Lieh.
Monac. Nr. 15 herausgegebenen Exemplar.)
253. X. lychnea (Ach.) Th. Fr. An Wegbäumen bei Ebmath, Plauen,
Hammerbrücke, Schönberg, aber viel seltener als vorige,
f. ulophylla Wahr. An Grünsteinfelsen bei Strafsberg und im Steinicht.
(Nach einer Bestimmung Arnolds. Mit den von Arnold, Lieh.
Monac. Nr. 148 und 265 herausgegebenen Exemplaren überein-
stimmend; Substrat: Ziegel.)
XVII. Buelliaceae.
254. Buellia lep tocline (Fw.) Kbr. An Grünstein im Syratal.
255. B. aethalea (Ach.) Th. Fr. Auf Granit zwischen Ottengrün und
Rommersreut; auf Quarzfels in der Rommersreuter Schweiz (Böhmen).
256. B. s cabrosa (Ach.) Kbr. Auf dem Thallus von Baeomyces roseus im
Strafsengraben zwischen Rommersreut und Stein grün (Böhmen). An
der Kreuzung der alten und neuen Strafse von Schönberg nach
Brambach.
257. B. myriocarpa (DC.) Mudd. An allerlei Rinden, besonders von Laub-
bäumen im ganzen Gebiet sehr verbreitet; an einem entrindeten
Baumstumpf im Steinicht, rechtes Ufer,
258. B. stigmatea Ach. An Tonschiefer bei Reusa; bei Möschwitz und im
Steinicht, rechtes Elsterufer.
259. B. atroalba (Hoffm.) Th. Fr. Linde auf dem Burgstein bei Krebes.
Schönau bei Markneukirchen [Rabenhorst].
260. Binodina milvina (Wahlenb.) Th. Fr. Auf Grünstein im Triebtal.
261. B. confragosa (Ach.) Arn. Auf Diabas-Lesesteinen am Gipfel des
Kemmlers bei Plauen; im Steinicht, rechtes Elsterufer.
262. B. calcarea Hepp. Auf Kalk: Weifser Stein im Elstertal bei Plauen.
263. B. Bischoffii (Hepp.) Kbr. Auf Kalk: Kulmberg bei Oberlosa.
264. B. polyspora Th. Fr. Von Rabenhorst an jungen Pappeln zwischen
Adorf und Elster, an Hainbuchen bei der Lochmühle gefunden.
265. B. discolor (Hepp.) Kbr. Auf Diabas zwischen Rosental und Mag-
witz. Mit den charakteristischen Mischoblastiasporen.
XVIII. Physciaceae.
266. Phy seiet stellaris (L.) Nyl. An allerlei Laubbäumen im Gebiet ver-
breitet, selten an Lärchen, ganz selten an Fichtenzweigen,
f. rosulata Ach. Auf Granit bei Schönberg.
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267. Physcia aipolia (Ach.) Ny]. Pappeln am Weg zum Kemmler; Weiden
bei Leubnitz; Ebereschen bei Hammerbrücke, Schönberg, Ebmath.
268. Ph. tenella (Scop.) Ny]. An Weiden bei Reifsig; Wegbäume bei Reins-
dorf; Pappeln am Weg zum Kemmler; an Ebereschen bei Schön-
berg. Auf Tonschiefer bei den Th Ösehäusern; auf Granit bei Schön-
berg.
269. Ph. dimidiata Arn. An einer Pappel am Weg von Plauen nach dem
Kemmler; auf einer Rofskastanie bei Rodersdorf [Spindler],
270. Ph. caesia (Hoffm.) Nyl. Haselrain: an Kirschbäumen. Schönberg:
auf Granit (mit Apothezien).
271. Ph. dubia Floerk. Auf Tonschiefer im Elstertal zwischen W eischlitz
und Pirk.
272. Ph. albinea (Ach.) Nyl. Auf Grünstein um Plauen; auf Tonschiefer
bei W eischlitz, Pirk, Schwand; auf Granit bei Schönberg; verbreiteter
als Ph. caesia .
273. Ph. orbicularis (Necker.) Th. Fr. Pappeln am Weg zum Kemmler.
Dachziegel der Schäferei in Schönberg, eines Hauses in Ottengrün
(Böhmen). Kalkfelsen des Kulmberges bei Oberlosa.
f. cycloselis (Ach.) Auf Grünstein im Steinicht.
f. sciastrella Nyl. Auf Kalk des Weifsen Steins im Elstertal bei
Plauen.
274. Ph. lithotea Nyl. Auf Kalk: Kulmberg bei Oberlosa.
275. Ph. adglutinata (Elk.) Nyl. An einer Buche zwischen Erlbach und
Hohem Stein.
276. Ph. pidverulenta (Hoffm.) Nyl. Pappeln am Weg zum Kemmler;
Ebereschen bei Morgenröte, zwischen Muldenberg und Schöneck;
Weiden bei Reifsig; Wegbäume bei Langenbuch [Spindler].
277. Ph. pityrea Nyl. An einer Esche bei Schönberg.
278. Anaptychia ciliaris (L.) Mass. An Pappeln am Weg zum Kemmler;
Wegbäume bei Morgenröte.
Fl echten- Schmarotz er.
Tichothecium pygmaeum Krb. Auf Lecanora polytropa: alte Oelsnitzer
Strafse, Gipfel des Kemmlers; auf Phizocarpon geographicum DC. :
Wendelstein bei Falkenstein.
jP haeospora rimosicola Zopf. Auf Phizocarpon badioatrum (Fl.)
Th. Fr. des Wendelsteins bei Falkenstein. Stimmt in allen Punkten
mit der von W. Zopf (Untersuch, üb. d. durch parasit. Pilze hervor-
gerufenen Krankheiten der Flechten. Ac. Leop. Halle 1897/98) be-
schriebenen und abgebildeten Pflanze überein. Bisher nur aus
dem Groedener Tale, aus den Dolomiten [Arnold] und aus England
[Leighton] bekannt.
IV. Zur Erinnerung- an Hermann (Jrafsniann. )
Von Prof. Dr. Felix Müller.
Das Interesse an der historischen Entwickelung der mathematischen
Wissenschaften hat in den letzten Dezennien in erfreulichster Weise zu-
genommen. Mit ihm ist auch die Zahl der Fachgenossen gewachsen, die
in pietätvoller Weise gern derjenigen Männer gedenken, die unsere Wissen-
schaft gefördert haben. Deshalb durfte ich als Motto für mein „Gedenk-
tagebuch“ getrost die Worte setzen: „Mathematico nulla dies nisi festiva“.
Der 15. April aber ist für uns ein ganz besonderer Festtag. Vor zwei
Jahren feierten wir den 200. Geburtstag Leonhard Eulers; heute feiern
wir den 100. Geburtstag von Hermann Grafsmann, dem Schöpfer der
Ausdehnungslehre. Ich will versuchen, mit ein paar Worten das Leben
und das Wirken des grofsen Mathematikers und bedeutenden Sprachforschers
Hermann Grafsmann zu schildern. Als Quelle habe ich hauptsächlich
Victor Schlegels „Biographie Grafsmanns“. Leipzig 1878, und dessen
Aufsatz: „Die Grafsmannsche Ausdehnungslehre“, Ztschr. f. Math. u. Phys.
41, 1896, benutzt.
Hermann Günther Grafsmann wurde am 15. April 1809 zu Stettin
geboren. Sein Vater Justus Günther Grafsmann war seit 1806
Professor der Mathematik und Subrektor am städtischen Marienstifts-
Gymnasium zu Stettin. Er hat mehrere Lehrbücher der Raumlehre und
der sphärischen Trigonometrie geschrieben, für deren Brauchbarkeit ver-
schiedene Auflagen sprechen. Der Sohn Hermann Grafsmann ging,
nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt absolviert hatte, im Herbst
1827 nach Berlin, um Theologie und Philologie zu studieren. Neander,
Schleiermacher und Boeckh waren hier seine einflufsreichsten Lehrer.
1831 trat er in das Schulseminar zu Stettin und absolvierte im Winter-
semester 1833/4 das erste theologische Examen. Angeregt durch die Lehr-
bücher seines Vaters suchte er daneben seine Kenntnisse in der Mathe-
mathik zu erweitern. Mathematische Vorlesungen hat er nicht gehört.
Durch eine im November 1831 abgelegte Prüfung pro facultate docendi
erhielt er die Befähigung, aufser in den philologischen Fächern, in der
Mathematik in den mittleren Klassen zu unterrichten. Im Oktober 1834
wurde er Lehrer der Mathematik an der Berliner Gewerbeschule (Friedrich-
Werderschen Realschule) und zwei Jahre später Lehrer der Mathematik
und Physik an der Ottoschule zu Stettin, einer Realschule. Im Juli 1839
*) Vortrag in der mathematischen Sektion der naturwissensch. Ges. Isis in Dresden
am 15. April 1909.
44
bestand er zu Stettin die zweite theologische Prüfung. Erst im Mai 1840
erhielt er durch eine Nachprüfung in Berlin die Facultas für alle Klassen
in Mathematik und Physik. Seine schon am 20. April 1839 eingereichte
umfangreiche Prüfungsarbeit enthält aufserordentlich einfache Rechnungen
aus der Theorie der Ebbe und Flut. Sie bilden den Keim für Unter-
suchungen auf dem Gebiete der Mechanik, denen die elementaren Begriffe
und Methoden der Ausdehnungslehre ihre Ausbildung verdanken. Michaelis
1842 kam Gr als mann an das Gymnasium zu Stettin, nach einem halben
Jahre an die Friedrich- Wilhelm-Realschule daselbst, und nach dem Tode
seines Vaters im Jahre 1852 wurde er als Nachfolger desselben zum Pro-
fessor der Mathematik und Physik an das städtische Marienstifts- Gym-
nasium berufen.
In einem Programm dieser Schule vom Jahre 1854 begründete
Hermann Grafsmann die Theorie der Vokaltöne, die aber gänzlich un-
bekannt blieb, wohl weil sie an so entlegener Stelle vergraben war und
1859 von Helmholtz wieder gefunden werden mufste. Ein von Grafs-
mann verfafstes Lehrbuch der Mathematik für höhere Lehranstalten be-
steht aus zwei Bänden: Arithmetik 1861 und Trigonometrie 1865. In der
Arithmetik zeigt Grafsmann die Anwendung der Prinzipien der allgemeinen
Formenlehre auf einfache, durch Setzung eines und desselben Objektes
entstandene Gröfsen. Ein zweites Programm des Gymnasiums vom Jahre
1867 enthält eine zusammenhängende Darstellung der mechanischen Grund-
gesetze unter dem Titel: „Grundrifs der Mechanik für den Unterricht in
Prima“. Zehn Jahre später versuchte Grafsmann in einem Aufsatze der
Mathematischen Annalen die wichtigsten Begriffe einer Mechanik nach den
Prinzipien der Ausdehnungslehre darzustellen. Von den eigenen Geschicken
der grofsen wissenschaftlichen Werke, durch welche die Ausdehnungslehre
als neuer Zweig der Mathematik begründet wurde, werden wir noch im
folgenden zu reden haben. Niedergedrückt durch den mangelnden Erfolg
seines Hauptwerkes, entschlofs sich Grafsmann, sich von der mathe-
matischen Arbeit ganz zurückzuziehen. Er suchte ein neues Arbeitsfeld in
den Sanskritstudien. Durch Aufstellung eines für die Lauterscheinungen
in den indogermanischen Sprachen grundlegenden Gesetzes fand er hier
sogleich die gebührende rückhaltlose Anerkennung, die seinem mathe-
matischen Werke lange Zeit vorenthalten wurde. Seine sprachlichen
Hauptwerke sind sein Wörterbuch zur Rigveda Samhita und seine darauf
beruhende Übersetzung dieser alten Hymnensammlung. Hermann Grafs-
mann starb am 26. September 1877 zu Stettin. Kurz vor seinem Tode
hatte er die Freude, noch selbst die Vorrede schreiben zu dürfen zu einem
Neudruck seines W erkes : „Die lineale Ausdehnungslehre “. Dieser Neu-
druck erschien zu Leipzig im Jahre 1878.
Es sei mir gestattet, nach diesen biographischen Notizen, mit wenigen
Worten der grofsen Schöpfung Hermann Grafsmann s und der Werke,
in denen sie enthalten ist, zu gedenken. Eine eingehende Würdigung der
Verdienste Grafsmanns und eine Darstellung der Prinzipien der Ausdeh-
nungslehre würde über den Rahmen einer kurzen Gedächtnisrede weit
hinausgehen.
Der Gedanke, der Gröfsenlehre eine reine Formenlehre vorangehen
zu lassen, aus deren Gesichtspunkte man die Gröfsenlehre betrachtete,
wTar vor Grafsmann ausschliefslich zum Beweise längst bekannter Sätze
verwendet worden. Erst Grafsm ann erfafste diesen Gedanken mit wahr-
45
haft philosophischem Geiste und begründete auf ihn eine neue Wissen-
schaft, die Ausdehnungslehre, welche sich ganz allgemein mit abstrakten,
extensiven, stetigen Gröfsen und deren rein formalen Verknüpfungen be-
schäftigt. Als konkrete Bilder dieser abstrakten Gröfsen erschienen die
räumlichen Gebilde, Strecken, Flächen, Körperräume. Die rein formalen
Verknüpfungen, die man arithmetische Operationen zu nennen pflegt, finden
dadurch ihr reales, aber abstraktes Substrat und, geometrisch veranschau-
licht, ihre konkrete reale Bedeutung. Das Werk, in welchem Grafsmann
die Ideen seiner neuen Wissenschaft zum ersten Male entwickelte, hatte
den Titel: ,,Die lineare Ausdehnungslehre, ein neuer Zweig der Mathe-
matik, dargestellt und durch Anwendungen auf die Statik, Mechanik, die
Lehre vom Magnetismus und die Krystallonomie erläutert.“ Der 280 Seiten
starke Band erschien im Jahre 1844 im Verlage von Otto Wiegand in
Leipzig.
Drei Jahre später gab die Jab lonowsky sehe Gesellschaft eine von
ihr gekrönte Preisschrift Grafsmanns heraus: ,, Geometrische Analyse,
geknüpft an die von Leibniz erfundene geometrische Charakteristik“.
Bekanntlich hatte Leibniz in einem Briefe vom 8. September 1679 an
Huygens den Gedanken ausgesprochen, es fehle uns eine rein geometrische
oder lineare Analyse, welche direkt den situs ausdrückt, wie die Algebra
die longitudo. Grafsmann wies in seiner Preisschrift nach, dafs seine
neue Disziplin die Verwirklichung der von Leibniz geforderten Analyse
sei. Die Preisschrift enthält Anwendungen auf Geometrie und Mechanik.
Grafsmann vertiefte die formale Algebra in ungeahnter Weise be-
sonders dadurch, dafs er das Wesen der Additions- und Multiplikations-
Operationen in viel allgemeinerer Weise erfassen lehrte. Die wichtigsten
Grundlagen für seine Reformen bilden zwei Multiplikations- Operationen,
welche Grafsmann als „äufsere Multiplikation“ und ,, innere Multiplikation“
der Elemente ev e2, ... . bezeichnet. Das ,, äufsere Produkt“ zweier Strecken
e1 e2 z. B. ist nach seiner geometrischen Analyse (1847) seinem numerischen
Werte nach s1 s2 sin(a, e2), wenn s1 s2 die absoluten Längen der beiden
Strecken bezeichnen; ihr „inneres Produkt“ ist e1s2 cos(e1e2). Das Grund-
gesetz der „äufseren Multiplikation“ ist (e1 e2) = — (e2 e±), woraus sogleich
(et e2) = 0 folgt; die Grundgesetze der „inneren Multiplikation“ sind (ej^)
= 0, (eJ&j) — 1. Diesen unscheinbaren Anfängen entspringt ein ungeahnter
Reichtum methodischer Hilfsmittel. Den Namen „Ausdehnungslehre“ hatte
Grafsmann anfänglich mit Rücksicht auf seine „äufsere Multiplikation“
gewählt. Für eine Erweiterung auf alle anderen Systeme, die auf geo-
metrische Einheiten aufgebaut sind, ist besonders charakteristisch die Ab-
handlung: „Der Ort der Hamiltonschen Quaternionen in der Ausdehnungs-
lehre“. Math. Ann. 12, vom Jahre 1877. Während Grafsmann mit n Ein-
heiten ev e2, ... en operiert, hatte Hamilton deren nur drei i,j, k mit Multi-
plikationsregeln: ij = k= — j i , j k = i = — kj, k i =j = i k. Es mufs
hervorgehoben werden, dafs die Ausbildung der Quaternionentheorie das
Verständnis der Grafsmannschen Methoden wesentlich befördert hat.
In den Jahren 1846 bis 1856 folgten nun mehrere Aufsätze Grafs-
manns im Journal für Mathematik, Bd. 31 bis 52, in denen neue Ent-
deckungen in der Kurven- und Flächentheorie unter Anwendung der neuen
Analyse hergeleitet wurden. Die bedeutendsten derselben enthalten die
nach Grafsmann benannte Erzeugung algebraischer Kurven 3. und 4. Ord-
nung und aller algebraischen Flächen durch Bewegung gerader Linien.
46
Diese schönen Resultate waren aber auch das Einzige, was damals
von der Wissenschaft adoptiert wurde; um die Methoden, durchweiche
Grafsmann dazu gelangt war, bekümmerte sich niemand. „Die lineale
Ausdehnungslehre“ von 1844, das Fundamentalwerk Grafsmanns, blieb
lange Zeit vollständig unverstanden und unbeobachtet.
Hermann Hankel schreibt den Grund dafür, dafs die Untersuchungen
Grafsmanns nicht die verdiente Anerkennung gefunden haben, hauptsäch-
lich dem Umstande zu, dafs ihr Verfasser allen Sätzen sogleich die all-
gemeinste Form in bezug auf n Dimensionen gegeben hat. Dadurch wurde
die Übersichtlichkeit sowie das Verständnis ungemein erschwert. Victor
Schlegel, ein begeisterter Anhänger Grafsmanns, berichtet uns in seinem
Buche: „Hermann Grafsmann. Sein Leben und seine Werke.“ Leipzig
1878, ausführlich über die erste Periode der Geschichte der Ausdehnungs-
lehre. Von ihm erfahren wir, dafs selbst Möbius, der Verfasser des bary-
zentrischen Kalküls, der den Ideen der Grafsmannschen Untersuchungen
weitaus am nächsten stand, beim Studium des Werkes von 1844 erlahmte.
Immerhin gönnten Möbius und Grunert dem Werke eine freundliche
Aufnahme und waren unter allen derzeitigen Mathematikern rühmliche
Ausnahmen. Die herablassende und selbstgefällige Aufserung des Olympiers
Gaufs über das Werk des unbedeutenden Lehrers war für die damalige
Aufnahme im allgemeinen charakteristisch.
Gleichsam als zweiter Band des Werkes von 1844 erschien im Jahre
1862 ein neues Werk: „Die Ausdehnungslehre, vollständig und in strenger
Form bearbeitet“. Die Darstellung in dem früheren Werke hatte durch
ihr rein philosophisches, wenngleich durchaus sachgemäfses Gewand viele
Leser abgeschreckt; auch hatte die Operation mit Gröfsen, die von den
in der Arithmetik gebräuchlichen durchaus verschieden waren, etwas Un-
gewohntes. ln dem neuen Bande war der Inhalt des früheren Teiles nach
mehr euklidischer Methode .umgearbeitet. Die Fortsetzung der Theorie
bestand darin, dafs der Analysis der Verschiebungen eine Analysis der
drehenden Bewegungen hinzugefügt wurde. Hier wurden die räumlichen
Gebilde durch komplexe Zahlen dargestellt, deren Einheiten die den geo-
metrischen Operationen entsprechenden Verknüpfungsgesetze zeigen.
Leider war der Erfolg des zweiten Teiles womöglich noch geringer
als der des Werkes von 1844, das der Verleger des minimalen Absatzes
wegen einstampfen liefs. Die Ausdehnungslehre war — wenigstens in
Deutschland — verschollen und vergessen. In dieser Zeit war es, wo
Hermann Grafsmann, niedergeschmettert durch die Wahrheit des
Spruches: „Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande“, sich einem
neuen Arbeitsfelde, der Sprachvergleichung, zuwandte.
Aber das trostreiche Wort des Dichters:
„Dem ernsten Fleifs, dem ungeteilten Streben
Wird doch einmal der rechte Lohn gegeben“
sollte sich auch an der Arbeit Grafsmanns bewahrheiten. Erfüllen sollten
sich die prophetischen Worte, mit denen Grafsmann die Vorrede seines
Werkes vom Jahre 1862 schlofs: „Ich bin der festen Zuversicht, dafs die
Arbeit, welche ich auf die hier vorgetragene Wissenschaft verwandt habe,
nicht verloren sein werde.“
Nachdem das Werk aus eigener Kraft seinen Eroberungszug durch
das Ausland vollendet, wie ihn uns Victor Schlegel eingehend schildert,
47
errang es sich endlich auch in Deutschland allgemeinere Aufmerksamkeit
neben den Leistungen anderer mathematischer Schulen. Seitdem ist die
Zahl der Arbeiten aus den verschiedensten Gebieten der reinen und der an-
gewandten Mathematik, deren Verfasser sich der Grafsmannschen Methode
bedienen, beträchtlich gewachsen ; in allen Kulturländern erschienen gröfsere
und kleinere Lehrbücher der Ausdehnungslehre. Wir erwähnten schon
oben, dafs kurz nach Grafsmanns Tode im Jahre 1878 ein Neudruck des
Werkes von 1844 veröffentlicht wurde. Zum 50jährigen Jubiläum seiner
ersten Veröffentlichung erschien im Jahre 1894 zu Leipzig der erste Band
der „Gesammelten mathematischen und physikalischen Werke Hermann
Grafsmanns; auf Veranlassung der mathematisch-physischen Klasse der
Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, unter Mitwirkung
anderer Mathematiker herausgegeben von Fr ie d rieh Engel.“ Dieses von
deutschen Gelehrten inaugurierte Werk wird dem Auslande zeigen, dafs
der Prophet doch, wenn auch nachträglich, in unserem Vaterlande etwas
gilt. Uns aber mufs an dem heutigen Festtage die, wenn auch verspätete
Anerkennung der hervorragenden Verdienste des Stettiner Gymnasiallehrers
mit besonderer Freude erfüllen.
*
V. Zur Konstruktion tou Kurven 3. Ordnung.
Von Prof. Dr. R. Heger.
Mit 8 Abbildungen.
Fig. 1.
Fig 2.
1. Für die den Namen Ophiuride führende Kurve 3. Ordnung kennt
man die Konstruktion*): Bewegt sich der Scheitel Q eines rechten Winkels
auf einer Geraden (7(Fig.l), geht ein Schen-
kel dabei beständig durch einen Punkt A ,
und fällt man auf den anderen Schenkel
von einem Punkte 0 der Geraden G ein
Lot, das diesen Schenkel in P trifft, so ist
der Ort von P eine bestimmte zirkulare
Kurve 3. Ordnung, die 0 zum Doppelpunkte
hat, deren reale Asymptote parallel zu G
ist, und deren beide Doppelpunktstangenten
die Richtungen von A A! und OA haben.
Maclaurins T risektrix, die ebenfalls
rational zirkular 3. Ordnung ist, erhält man
auf folgendem Wege**): Ist auf einer Gera-
den OD = 3 D A (Fig. 2), ist ferner die
Gerade G des Punktes D senkrecht zu OA ,
und bewegt sich der Scheitel Q eines rechten
Winkels entlang der Gleitlinie 6r, während
ein Schenkel beständig durch A geht, so
ist der Ort des Fufspunktes P des von 0
auf den anderen Schenkel des rechten
Winkels gefällten Lotes eine bestimmte
zirkulare Kurve 3. Ordnung.
Stellt man die beiden Erzeugungen neben
einander, so ist ihre nahe Übereinstimmung
nicht zu verkennen; es drängt sich die Frage
auf, oh diese einfachen Konstruktionen nur
ganz vereinzelt sind, oder ob sie als be-
sondere Fälle einer allgemeineren Konstruk-
tion gelten können.
Wenn der Scheitel Q eines beständigen
Winkels AQP=a (Fig. 3) auf der Linie y=c
*) Gr. L oria: Spezielle algebraische und transzendente Kurven, deutsch von Sch ütte.
Teubner 1892, S. 48.
**) Gr. Loria a. a. 0. S. 81.
49
gleitet und ein Schenkel den festen Punkt A (a,b) enthält, so hat, wenn
die veränderliche Abszisse des Q mit m bezeichnet wird, QA die Richtungs-
konstante (b — c) : (a — m) ; daher kommt QP die Richtungskonstante zu
b — c + (a — m) tan a
a — m — (b — c) tan
die Gleichung von QP ist
(1)
Die Gerade
(2)
y
b — c + (a
a — ■ m — (b — c) tan a
OP hat die Gleichung
b — c
y = — — - x.
ci — m
m) tan a ,
- [x — m).
Die Gleichung des Ortes von P ergibt sich, wenn man m aus (1) und (2)
entfernt. Man erhält zunächst
y—c
und hieraus
y + x tan a
x — - y tan a
x — a +
( b — c)x
y
)■
(3) y (x* + ?/2) + {b — -c) x2 — (a — b cot a)xy — (c + a cot a) y2 — 0.
Der Ort ist daher eine zirkulare Kurve 8. Ordnung, deren reale
Asymptote die Gleichung y + b — c = 0 hat, und deren Doppel-
punktstangenten sind
(b — c) x2 — (a — b cot a) x y — (c + a cot a) y2 = 0.
Je nach der Wahl von a, b , c, a kann der Doppelpunkt eigentlich,
Rückkehrpunkt oder vereinzelt sein.
Eine zirkulare Kurve 3. Ordnung, deren reale Asymptote der Abszissen-
achse im Abstande d parallel ist, hat die Gleichung
(4) y (#2 + y2) — d x2 + AI x y + N y2 = 0.
Vergleicht man dies mit (3), so erhält man
d — c — &, M = — a -\~b cot «, N = — c — a cot a.
Ersetzt man in N die Gröfse c durch b d und entfernt dann a aus M
und N. so ergibt sich
a 2 + b2 + Ma + (d + N) b = 0.
Fig. 4.
Hieraus erkennt man: Jede zirkulare rationale
kann auf einfach unendlich viele Weisen durch die
gegebene Erzeugung entstehen; die Gleitlinien haben
t ung der realen Asymptote und die
Punkte A liegen auf dem Kreise AT, der
den Doppelpunkt 0 und den Punkt — Af,
— (d + N) zu Gegenpunkten hat.
Für den erzeugenden Winkel a ergibt sich
, b
tan a = — — — •
a + M
Ist B der Gegenpunkt von 0 (Fig.4) im Kreise
K , so ist 0 B! = — M und daher
teaAB'A' = — —■
a+ M
Kurve 3. Ordnung
oben an-
die Rich-
Dieser Winkel ist somit der erzeugende.
50
Schneidet man den Schenkel QP durch einen Nullstrahl 0 77, der
mit PQ den beständigen Winkel ß bildet, so ist 0 77 gegen OP um den
beständigen Winkel 77 0 P= a — ß geneigt, und das Verhältnis 0 77 : OP
hat die beständige Gröfse sin a : sin ß. Folglich ist der Ort F des Punktes 77
dem Orte C von P ähnlich. Dreht man die Kurve r rückwärts um 0 um
den Winkel a — ß, so kommt dadurch r mit C in Perspektive Lage;
dabei komme A nach A0 (Fig. 5). Ver-
Fig. 5. jungt man OA0 im Verhältnisse sin ß : sin «,
so überzeugt man sich leicht, dafs man
dadurch zu dem Punkte A± des Kreises K
kommt. Denn da
A 0AX = cc — ß = A B'AV
so folgt, dafs A1 B' A! — ß ist, dafs also,
wie verlangt,
AOx : 0 A = sin ß : sin a.
Auch wenn die Gleitlinie G nicht
die Richtung der realen Asymptote
hat, liegen also die Punkte A auf
dem Kreise K.
Während die Gleitlinien, die mit der realen Asymptote gleichgerichtet
sind, von ihren Drehpunkten die beständige Entfernung d haben, gilt dies
von den anders gerichteten Gleitlinien nicht, sondern eine solche hat von
ihrem Drehpunkte den Abstand d sin ß : sin a.
2. Wenn das Büschel der Strahlen O 77 nicht mit dem Büschel
A Q kongruent, aber doch noch projektiv ist, so ist der Ort der
Punkte 77 im allgemeinen eine nicht zirkulare rationale Kurve
3. Ordnung, deren Gleichung sich ergibt, wenn man aus der Gleichung
(1) y = Xx
des Strahls 0 P, aus der Gleichung
(2) ^ ~ 1 — I tan ^
der Geraden Q P, aus der Gleichung
(3) T] = n J
des Strahls 0 77, aus der Verwandtschaftsgleichung
(4) Xy-\-eXpfy-\-g=0
und aus der Gleichung des Ortes von P
(5) — ä x* + Mx y + Ny2 = 0
die Gröfsen x, y, X und y entfernt. Aus (1), (2) und (5) erhält man
(X — X2 tan «) rj — (X2 + X tan «) J + (d — MX — NX2) tan a = 0.
Ersetzt man nach (3) und (4)
ri + e$
so ergibt sich
(f V + 9 f) [y + e J + (f t] + g S) tan «] rj
— (frl + 9 %)[frl+ 9 £ — 0? + e ?) tan <x] £
+ {d (ij + e £)- + M (f tj + g £) (rj + e £) — N(fr] + g £)2} tan a = 0.
51
Da hierin nur Glieder dritter und zweiter Ordnung in den Koordinaten
Vorkommen, stellt diese Gleichung eine rationale Kurve 3. Ordnung mit
dem Doppelpunkte 0 dar.
Man kann auf diese Weise jede rationale Kurve 3. Ordnung erzeugen;
dabei können die Richtung der Gleitlinie und der erzeugende Winkel a
beliebig gewählt werden; alles übrige ist dann dreideutig bestimmt.
Eine rationale Cs ist durch den Doppelpunkt 0, die Doppelpunkts-
strahlen Tx T2 Ps, auf denen die drei unendlich fernen Punkte liegen, die
beiden Doppelpunktstangenten P4 Tb und einen Punkt P6 bestimmt. Von
den Doppelpunktstrahlen T± T2 P3 entspricht einer, etwa Tv dem Strahle
S± des Büschels A, der die Richtung der Gleitlinie G hat. Die Drei-
deutigkeit der Bestimmung liegt darin, dafs man jede der Geraden T± T2 Ts
nach Belieben dem Strahle S± entsprechen lassen kann. Hat man den
erzeugenden Winkel a beliebig gewählt, so müssen S2 und Ss mit den
entsprechenden T2 und Ts den Winkel a bilden. Ferner müssen die
Doppelpunktstangenten P4 und Tb den Strahlen S, und S* entsprechen,
/\ / N
für die AQ^O = A Qb0 = a ist. Nimmt man an Stelle des noch un-
bekannten Punktes A einen beliebigen Punkt 5t an, zieht ©1 in der ver-
langten Richtung der Gleitlinie, ferner ©2 und ©3 so, dafs sie mit T2 und Ts
den beliebig gewählten Winkel a bilden, dazu (S4, 0>5 und (&ß so, dafs
©! ©2 ©3 ©4 ©5 ©6 X Tt T, T% T, I\ Tv
wobei unter Tß der Strahl 0 P6 gemeint sein soll, durchschneidet ©4 ©5 ©6
mit einer Parallelen (3 zu ©1 in 04 05 06, zieht die Geraden 04 0 und 05 0,
die mit ©4 und @5 den Winkel a bilden, sowie durch ihren Schnittpunkt 0
%ß || P6, und bestimmt auf $£6 so, dafs 51 06 = <x (oder bzw. 180° — «),
so geht die mit den deutschen Buchstaben Gezeichnete Figur in die der
entsprechenden lateinischen durch Perspektive ähnliche Abbildung über, die
durch die beiden Paare entsprechender Punkte 0 und 0, sowie ^ß6 und P6
bestimmt ist. Das Bild von 51 ergibt den Drehpunkt A, das von 04O5
die Gleitlinie G.
3. Auf Seite 48 (Fig. 3) entspricht in den beiden Parallelstrahlen-
büscheln 0 und A der Strahl 0 A sich selbst, der zugehörige Kurven-
punkt ist daher der Schnittpunkt von 0 A mit der
Gleitlinie G. Hieraus folgt: Bewegt sich ein
rechtwinkliges Dreieck PAG so, dafs die
Hypotenuse PA einen festen Punkt 0 eines
festen Kreises K enthält, die Ecke A den
Kreis K beschreibt, und die Kathete AG
ihre Gröfse und Richtung beständig beibe-
hält, so beschreibt Peine bestimmte zirku-
lare rationale C3, die 0 zum Doppelpunkte
und deren reale Asymptote die Richtung der
Katheten PC hat. Je nach der Länge der Ka-
thete AG im Verhältnisse zum Durchmesser von
K usw. ist 0 ein eigentlicher Doppelpunkt, ein
vereinzelter Punkt oder ein Rückkehrpunkt.
Ist der Ort von A nicht ein Kreis, sondern ein anderer Kegelschnitt,
so ist die erzeugte Kurve nicht eine zirkulare, sondern eine gewöhnliche
rationale Kurve 3. Ordnung. Denn ist 0 der Nullpunkt, hat der Kegel-
schnitt die Gleichung
Fig. 6.
52
fi £ 2 -j- 2b £ ^ + c rj 2 -|- 2 d £ + 2 e rj — 0,
und ist HG7 rechtwinklig zur Abszissenachse und beständig gleich so er-
gibt sich die Gleichung der erzeugten Kurve, wenn man in der des Kegel-
schnitts die Ersetzung macht
c. (y + l) x . 7
£= „ ■. v = y + h
man erhält "
(2/ + 0 (<* x y + c y2) + %y (ß x + e y) — o.
4. Nimmt man zwei auf parallelen Trägern G und inliegende
ähnliche Punktreihen Qu und Ru von zwei festen Punkten A und
B aus auf, und zieht durch Qu und Ru Gerade, die mit A Qu bezw.
B Ru die beständigen Winkel a und ß bilden, so ist der Ort der
Schnittpunkte je zweier solcher durch entsprechende Punkte
gezogener Geraden eine bestimmte rationale Cs.
Haben G und H von einer zu ihnen gleichgerichteten Abszissenachse die
Abstände c und cv kommen ferner A und B die Koordinaten a, b bezw. av b1
so
Fig. 7.
und Q und R die Abszissen m und m± zu,
haben PQ und PR (Fig. 7) die Gleichungen
b — c A- (a — m) tan a .
J a — m — (b — c) tan a '
^ 1 a1 — m1 — (b1 — Cj) tan ß 1
Beseitigt man die Nenner, so ergeben sich
zwei Gleichungen von der Form
MxA~Ny-\-P = 0,
Mix + N1y + P1 = 0,
wobei M , N, P, Mil N±, P± Funktionen
von m bezw. m1 sind und zwar M, N, Mv N± lineare, P und P± quadratische.
Ersetzt man in der zweiten Gleichung nach der Voraussetzung
m1 — em A~ f,
worin e und f gegebene Zahlen sind, und berechnet dann x und y, so
ergeben sie sich als gebrochene rationale Funktionen von m, deren Zähler
vom dritten, die Nenner aber vom zweiten Grade sind. Hieraus erkennt
man, dafs die erzeugte Kurve rational 3. Ordnung ist.
5. Statt, wie in Nr. 2, das Büschel 0 abzuändern, kann man dies
mit den Strahlen $Ptun; zunächstetwain der Weise, dafs man QP nicht
Fig. 8.
unter einem beständigen AVinkel gegen Q A
zieht, sondern unter einem Winkel, der A"QA
gleicht. Man gelangt dabei zu dem Satze:
Ist A" (Fig. 8) das Richtbild eines
Punktes A auf einer Geraden G, wird
diese von einem Strahle AQ des Punk-
tes A in Q getroffen, macht man ferner
P Q A = AQ A”, und zieht durch einen
festen Punkt 0 eine Parallele OP zu AQ,
so istderOrtvonPeine zirkulare ratio-
nale (?3, deren reale Asymptote dieRich-
tung G hat; jede zirkulare rationale C3
kann aufdiesemWege erzeugt wer den, und zwar nur auf eine Weise.
53
Nimmt man Oals Nullpunkt, gibt man der Abszissenachse die Richtung 6r,
und sind a und b die Koordinaten von A, m und c die von Q , so ist
nach der Voraussetzung
2 (b — c)(a — m)
tan P Q A" = tan 2 A QA
Die Gleichung von Q P ist daher
(i) y
die von 0 P ist
= 2 (b—c) (a ..v
(a — m )I 2 — (b — c)2 '
(a — m)2 — (b
■ m)
cf
m);
'(*>
Aus (2) ergibt sich
b — c
y = a-
a — m
m
(b — c)
Setzt man dies in (1) ein, so erhält man die Ortsgleichung
(3) (; x 2 + y2) y + (2 b — c) x2 — 2a xy — c y2 = 0.
Vergleicht man dies mit Nr. 1(4), so folgt
c — 2 b = d, a = - - y ilf, c = — N,
folglich b = — y (N d).
Wie man sieht, enthält die Kurve den Punkt 0, c, sowie den Schnittpunkt
von G und 0 A. Beschreibt man um A einen Kreis K durch A", und
legt an ihn Tangenten von 0 aus, so bestimmen diese auf G die Sonder-
lagen Q± und Q2 von Q, bei denen P mit 0 zusammen fällt; die Geraden
A Q1 und A Q2 geben daher die Richtungen der Doppelpunktstangenten an.
6. Wenn 0 P nicht die Richtung von A Q hat, sondern mit AQ den
Winkel a bildet, so hat 0 P die Gleichung
b — c + (a — m) tan a
a — m — ( b — c) tan a
( b — c) (x A-y tan d)
(1) y=
und hieraus folgt
(2) a — m =
y — x tan a
Setzt man m aus (2) in Nr. 5 (1) ein, so ergibt sich
(x + y tan af 1 x. -f- y tan a
x tan a)2
x ,
(y — e)
x — a -f
(b — c) (x-\~ y tan «)|
y — x tan oc
I (y — x tan ay J y — x tan a
Nach Potenzen der Koordinaten geordnet, ergibt dies
2 tan a . xs — (1 — tan2 a)x2 y — 2 tan a . x y2 — (1 — tan2 a) y 3
— (2b — c — c tan2 a + 2 a tan a) x2 2 {a — a tan2 a — (b 4- c) tan a) xy
+ {c — c tan2 a-\-2a tan a — 2 (b — c) tan2 a] y2 = 0.
Wenn cc von Null verschieden ist, stellt diese Gleichung keine zirkulare
C3 dar. Für a — 45° erhält man z. B. die Glieder 3. Ordnung
2 x(x2 — y2) ;
die drei Asymptoten sind in diesem Falle real und haben die Richtung
der x~ Achse und der Geraden, die die Winkel der Achsen hälften; die
vollständige Kurvengleichung ist in diesem Falle
2 x (x2 —y2) — 2 (b — c -f- a) x2 — 2 (b + c) x y + 2 (a — b c)y2 = 0.
54
7. Wenn man zwischen den Richtungskonstanten von A Q und Q P
die Beziehung annimmt
(1)
tan P Q A "
p -j- q tan AQA" p(a — m)-\- q(b — c)
r + s tan A Q A" ~~ r (a — m) + s (b — c)
so hat PQ die Richtung des Strahles eines zum Büschel A projektiven
Büschels, der A P entspricht. Nimmt man 0 P parallel A Q , so hat man
m aus den beiden Gleichungen
y — ^ x, oder a — m = (b — c) • —
J a — m v J y
und
p(a — m) + q (b — c)
(x — m)
r(a — m) -f- s (b — c)
zu entfernen. Man erhält
r(y — c)Sy+s(y — c) = (^ + q^(x-a +
oder, besser geordnet,
(2) y {s y2 + (r — q) xy — p x2} + p (b — c) x2 — {r c — ap
— (sc — qa)y2 = 0.
(b — c) x>
V >
q(b — c)}xy
Der Ort von Pist daher auch in diesem Falle eine rationale, im allgemeinen
nicht zirkulare (73; eine Asymptote hat die Richtung der Abszissenachse,
die Richtungen der andern hängen von den Koeffizienten 5, r, q und p ab.
Soll (2) mit
(3) y (L y1 + M x y — N x2) + Px2 — Qxy — Ply2 — 0
übereinstimmen, so müssen für ein bestimmtes k die Gleichungen gelten
(4) s — kL , r — q = kM , p — kN , p (b — c) — kP,
rc — pa + q(b — c) = kQ, sc- — qa = k R.
Hieraus folgt
(5) b— c = — *
(6) rc — kNa — (k M — r) ~ = q Q,
(7) (kM—r)a + kLc = kB.
Entfernt man hieraus r, so ergibt sich
— Na1 ßT a Q a + M (c + a -f- (L c — P) (c = 0.
Ersetzt man hier c durch b nach (5), so erhält man
— N2 a2 — (MP+ QN—MNb)a + (LNb — LP—NE)b = 0,
oder
(8) — N2a2 + MNabp LNb2 — (MP+ QN)a — (LP+ NE)b = 0.
Eine gegebene rationale C3 läfst also unzählig viele verschiedene Er-
zeugungen auf diesem Wege zu; die zugehörigen Punkte A liegen auf dem
Kegelschnitte (8); die Geraden G sind einer Asymptote der C3 parallel und
haben vom zugehörigen A den beständigen Abstand b — c = P : N. Hat
man A gemäfs (8) gewählt, so ergibt sich
55
a M + cL — R
?
a
1 c L — R
k ^ a
8. Gleitet der Scheitel P eines beständigen Winkels a entlang einer
zirkularen rationalen Kurve 3. Ordnung, während ein Schenkel den Doppel-
punkt 0 enthält, so werden die anderen Schenkel von den dem Winkel a
zugehörigen Gleitlinien in Punktreihen geschnitten, die zu dem Büschel der
Strahlen OP projektiv sind.
Man kann nun ganz allgemein nach den Geraden fragen, die die be-
zeichneten Geraden in Punkten schneiden, die den OP projektiv ent-
sprechen. Setzt man die Kurvengleichun g in der Form voraus
y (x2 -f- y2) — d x2 + M x y + Ny2 = 0,
so enthält die Kurve für jedes X den Punkt
d — MX — NX*
y_\x,X— +
Die Gerade PQ hat die Gleichung
. X 4- tan a
x>-Xx = T=jÄ^-a
(£ — *)
oder
p (1 — X tan a) -|- (1 -f- X2) tan a • x — (X -f- tan «) £ = 0.
Ersetzt man hierin den obigen Wert für x, so folgt
X (1 — X tan a) p -f- (d — MX — NX2) tan a — {X2 + X tan a) £ === 0,
oder, nach X geordnet,
(p tan a + N tan a -f £) X2 + (M tan a — p -f" y tan a) X — d tan a — 0.
Soll hierdurch eine projektive Beziehung ausgedrückt werden, so mufs
diese quadratische Funktion von X in zwei rationale lineare Faktoren zer-
fallen, deren einer £ und p nicht enthält, und weggelassen werden kann.
Im einfachsten Falle ist dies der Faktor X -f- tan «, er teilt die quadratische
Form unter der Bedingung
(1 + tan2 a) p + N tan2 a — M tan a — d = 0;
die projektive Beziehung folgt aus
X (p tan a N tan « + £) — d = 0.
Nimmt man dagegen allgemeiner X + u als abzuscheidenden Faktor, so
ergibt sich als Bedingung für die Teilbarkeit eine lineare Gleichung, die
neben p auch £ enthält. Man erkennt hieraus, dafs für jedes a und jedes u
eine bestimmte Gerade vorhanden ist, auf die die Cs durch die angegebene
Konstruktion in einer projektiven Reihe abgebildet wird.
9, Schneidet man eine rationale zirkulare Cs durch eine
Strahleninvolution, deren Träger der Doppelpunkt O ist, und
zieht durch jeden Punkt P der Kurve eine Gerade PQ, die mit
OP den beständigen Winkel a bildet, so schneiden sich je zwei
Gerade PQ und Pf Q', deren zugehörige Doppelpunktstrahlen
OP und OP' ein Paar der Involution bilden, in Punkten einer
bestimmten Geraden.
56
Liegen P und P' auf den Geraden
y — 2 x, bezw. y —
so haben die Geraden PQ und P' Q' die Gleichungen
-d + MX + NV
(1 — 2 tan a) rj — (2 -f- tan a) £
(1 — 2' tan cc) rj — (2' -f- tan a) £
tan
— d + MP +NX
2'
'2
tan a.
Hieraus folgt
2?
sin 2 1
22' = — d + d tan a . (2 -)- 2') — (N -f- M tan a) 2 2',
j-^L_ 2 ; ' —
sin 2 a
22' = ^ tan a -|- d (2 -f- 2') — ( M — N tan a) 2 2'.
Fügt man hierzu noch die Involutionsgleichung
0 = H + P.(2 + 2')+ (722',
so folgt als Bedingungsgleichung, für £, rj
— ^ J tan «, — jV — M tan a
— d tan a , — cZ, Af — N tan a
2 g
sin 2«
3»?
sin 2«
-B,
(7
also die Gleichung einer bestimmten Geraden.
10. Jede irrationale Kurve 3. Ordnung, die eine reale und
zwei irreale Asymptoten hat, kann durch affine Abbildung in
eine zirkulare Kurve verwandelt und dadurch ihre Kon struktion
wesentlich erleichtert werden.
Nach der Voraussetzung haben die kubischen Glieder der Kurven-
gleichung einen realen und zwei irreale lineare Faktoren. Sind die letzteren
ax*-{-%ßxy-\-y .?2,
so kann man sie durch Drehung der Koordinaten um den Nullpunkt in
die Hauptachsenform
+ ßi y*
verwandeln; hieraus geht durch affine Veränderung der Ordinaten und
Beibehaltung der Abszissen (oder umgekehrt) die zirkulare Form
J(x* + y*)
hervor.
Die entsprechende Konstruktion macht davon Gebrauch, dafs die
Strahlenpaare irgend eines Punktes, die nach den unendlich fernen Punkten
der Glieder eines Kegelschnittbüschels gehen, eine quadratische Involu-
tion bilden, die mit dem Büschel projektiv ist.
Aus gegebenen neun Punkten der gesuchten C3 stelle man in be-
kannter Weise ein Kegelschnittbüschel A und das dazu projektive Strahl-
biischel 31 her, die zusammen die Cs erzeugen. Hierauf stelle man die qua-
dratische Involution J der durch irgend einen Punkt P gehenden Parallelen
57
der Asymptoten der Glieder des Büschels her, sowie in P das Strahlen-
büschel 33, dessen Glieder denen des 3t parallel sind. Durch P lege man
einen Kreis Z\ seine Schnittpunktpaare mit den Paaren von J liegen auf
den Gliedern eines Büschels (£, das mit J und daher auch mit 33 pro-
jektiv ist. Die Büschel 33 und © erzeugen einen Kegelschnitt X, der P
enthält und daher Z noch in drei Punkten schneidet.
Die Geraden des P nach diesen Schnittpunkten gehen durch die
unendlich fernen Punkte der C3.
Hat man durch graphische Näherung den einen realen Schnittpunkt
von K und Z ermittelt, so kann man in bekannter Weise die Gerade H
herstellen, die die beiden anderen (irrealen) Schnittpunkte enthält.
Dreht man die Gerade H um irgend einen ihrer Punkte, und nimmt
die Schnittpunktpaare, die dabei mit X bezw. Z entstehen, von P aus
durch Strahlenpaare auf, so erhält man zwei mit dem Büschel H pro-
jektive Involutionen und Die irrealen Schnitte von X und Z er-
scheinen daher als Schnitte von X oder Z mit dem (irrealen) gemeinsamen
Paare zweier projektiver Strahleninvolutionen des Punktes P.
Die Kegelschnitte L' und M\ die durch drei beliebig angenommene
Punkte Q P 8 gehen, und deren unendlich ferne Punktpaare auf zwei Paaren
von Q' liegen, haben noch einen vierten gemeinsamen Punkt T\ der leicht
gefunden wird; die Glieder des Büschels Q R 8 T’ haben ihre unendlich
fernen Punktpaare auf den Strahlenpaaren der Involution
Ebenso ergibt sich zu. Q R 8 noch ein vierter Träger T" für das
Kegelschnittbüschel, dessen Glieder ihre unendlich fernen Punktpaare auf
den Gliedern von haben. Der beiden Büscheln gemeinsame Kegelschnitt
Q R S T' T" hat daher seine unendlich fernen Punkte auf dem gemein-
samen Gliede von und diese sind die noch fehlenden irrealen un-
endlich fernen Punkte der Cs.
Verwandelt man durch Affinität den Kegelschnitt (Ellipse) Q R 8 T’ Tn
in einen Kreis, so geht dabei die Cs in eine zirkulare Kurve C's über.
YI. Über Lichtgrenzkurven und geodätische Linien.*)
Von Prof. Dr. E. Naetsch.
Wenn eine gesetzmäfsig gestaltete krumme Fläche mittels paralleler
Lichtstrahlen — also von einer unendlich fernen Lichtquelle aus — be-
leuchtet wird, so ergibt sich als Grenze zwischen dem beleuchteten und
dem unbeleuchteten Teil der Fläche eine Kurve, welche sich geometrisch
folgendermafsen charakterisieren läfst: Die Tangentialebenen, welche unsere
Fläche in den Punkten dieser Kurve berühren, sind einer gegebenen festen
Richtung parallel; oder: die Flächennormalen, welche zu den Punkten
dieser Kurve gehören, stehen auf einer gegebenen festen Richtung senk-
recht; oder: die Developpable, welche unserer Fläche längs dieser Kurve
umbeschrieben werden kann, ist eine Zylinderfläche; oder auch: das
sphärische Bild dieser Kurve ist ein Hauptkreis der Bildkugel. Eine Kurve
von dieser Beschaffenheit wollen wir eine Lichtgrenzkurve unserer
krummen Fläche nennen.
Um zu erfahren, wie viele Lichtgrenzkurven auf einer gegebenen
krummen Fläche vorhanden sind, bedenken wir, dafs sich für jede mög-
liche Lichtstrahlrichtung eine bestimmte Lichtgrenzkurve ergibt und dafs
zu zwei verschiedenen Lichtstrahlrichtungen im allgemeinen**) auch zwei
verschiedene Lichtgrenzkurven gehören. Die Anzahl der fraglichen Kurven
wird hiernach mit der Anzahl der im Raume möglichen Richtungen über-
einstimmen, d. h. also auf einer gegebenen krummen Fläche wird es im
allgemeinen oo2 Lichtgrenzkurven geben. Analytisch mufs sich die Schar
dieser oo2 Kurven charakterisieren lassen durch eine gewöhnliche Differential-
gleichung II. Ordnung oder durch eine endliche Gleichung mit zwei will-
kürlichen Konstanten.
Ein bemerkenswerter Umstand bietet sich dar, wenn es sich um eine
Kugeloberfläche handelt. Jede Lichtgrenzkurve einer solchen Fläche ist
ja ein Hauptkreis und mithin zugleich eine geodätische Linie der Fläche;
und umgekehrt ist jede geodätische Linie ebenfalls ein Hauptkreis und
mithin zugleich eine Lichtgrenzkurve. Auf einer Kugeloberfläche ist also
die Schar der oo2 Lichtgrenzkurven identisch mit der Schar der oo2 geo-
dätischen Linien.
*) Nach einem in der mathematischen Sektion der naturwissenschaftlichen Gesell-
schaft Isis gehaltenen Vortrag.
**) Eine Ausnahme findet statt, wenn die betreffende Fläche abwickelbar ist. Von
diesem Fall wird im folgenden noch die Rede sein.
59
Es dürfte nicht ohne Interesse sein, festzustellen, ob die Kugelober-
flächen die einzigen Flächen sind, welche diese Eigenschaft besitzen. Zu
diesem Zweck fragen wir:
Wie mufs eine krumme Fläche beschaffen sein, wenn die
Schar ihrer oo2 Lichtgrenzkurven identisch sein soll mit der
Schar ihrer oo2 geodätischen Linien?*)
Bei Beantwortung dieser Frage können wir von vornherein die ab-
wickelbaren Flächen ausscheiden, denn man überzeugt sich leicht, dafs
auf einer abwickelbaren Fläche zwar jede Lichtgrenzkurve eine geodätische
Linie ist (nämlich eine Gerade oder ein System von mehreren Geraden),
aber nicht jede geodätische Linie eine Lichtgrenzkurve werden kann; denn
die geodätischen Linien einer abwickelbaren Fläche sind im allgemeinen
krumme Linien, und die längs einer krummen Linie um die Fläche be-
schriebene Developpable ist identisch mit der Fläche selbst.
Infolge des Ausscheidens der abwickelbaren Flächen kann die gestellte
Frage folgendermafsen analytisch eingekleidet werden:
Wie mufs die Funktion f (x, y) beschaffen sein, wenn die
Gleichung
z = ffay)
eine nicht abwickelbare Fläche darstellen soll, auf welcher die
Lichtgrenzkurven identisch sind mit den geodätischen Linien?
Es entsteht also das Problem, eine unbekannte Funktion zweier
Variabein zu ermitteln, welche gewisse Bedingungen zu erfüllen hat. Im
folgenden wird sich herausstellen, dafs die verlangte Funktion einem
System von vier partiellen Differentialgleichungen III. Ordnung Genüge zu
leisten hat, welches sich aber reduzieren läfst auf ein System von zwei
partiellen Differentialgleichungen II. Ordnung; ersteres System ist be-
schränkt integrabel, letzteres ist unbeschränkt integrabel. Daher gibt es
schliefslich oo4 gemeinsame Lösungen aller dieser Differentialgleichungen
und mithin auch oo4 Flächen von der gewünschten Beschaffenheit; wir
werden sehen, dafs dies genau die oo4 Kugeloberflächen des Raumes sind.
1.
Um das Problem in Angriff nehmen zu können, denken wir uns die
gewünschte Fläche auf ein rechtwinkliges Koordinatensystem (x, y, z) be-
zogen und durch eine Gleichung von der Form
(1) z = f(x, y)
dargestellt; geben sodann für diese Fläche einerseits die Differential-
gleichung ihrer oo2 Lichtgrenzkurven, andererseits die Differentialgleichung
ihrer oo2 geodätischen Linien an — in beiden Fällen handelt es sich um
gewöhnliche Differentialgleichungen II. Ordnung zwischen den zwei Veränder-
lichen x und y\ und stellen schliefslich die Bedingungen dafür auf, dafs
diese beiden Differentialgleichungen miteinander identisch werden sollen.
Es werden sich vier Bedingungsgleichungen ergeben, welche die partiellen
Ableitungen der Funktion f(x, y) — bis zur III. Ordnung einschliefslich —
enthalten, welche also ein System von vier partiellen Differentialgleichungen
III. Ordnung mit der unbekannten Funktion f(x, y) bilden.
*) Die sphärischen Bilder der geodätischen Linien einer solchen Fläche sind offen-
bar identisch mit den geodätischen Linien der Bildkugel.
60
Der Bequemlichkeit halber wollen wir die partiellen Ableitungen der
Funktion f(x, y) abgekürzt bezeichnen; nämlich
die Ableitungen I. Ordnung durch p,
II.
05
r, s, t\
55 55 III. 55 55 ^5 ßl 7 5
Es finde nun eine Parallelbeleuchtung der Fläche statt, und zwar
seien A : B : C die Richtungskoeffizienten für die Lichtstrahlrichtung. Dann
mufs längs der Lichtgrenzkurve, weil die Richtungskoeffizienten der Flächen-
normale bekanntlich p : q: — 1 sind, die Gleichung
A . p + B . q — C = 0
bestehen; diese ist, wenn die Fläche, also auch die Funktion f(x, y), als
gegeben angesehen wird, eine Relation zwischen x und y und kann als die
Gleichung der betreffenden Lichtgrenzkurve (eigentlich der at?/- Projektion
dieser Kurve) angesehen werden. Will man alle Lichtgrenzkurven der
Fläche haben, so braucht man blofs A, B , C als willkürliche Konstanten
anzusehen; dann enthält die vorige Gleichung aufser x und y noch zwei
A B
wesentliche Parameter — nämlich und ^ — und stellt mithin die
sämtlichen oo2 Lichtgrenzkurzen unserer Fläche dar; sie ist die endliche
Gleichung dieser Kurven. Aus ihr mufs sich die Differentialgleichung der
Lichtgrenzkurven ergeben durch zweimaliges Differenzieren nach x und
nachherige Elimination der beiden Parameter. Nun findet man durch die
Differentiation der obigen Gleichung zunächst die beiden Formeln
Ä ■ (r + s y') + B . (s + ty') = 0,
Ä.(a + 2 ßy' -f- yy '2 + sy") + B . (ß + 2yy' + <V2 + ty") = 0,
und durch die Elimination der Parameter schliefslich die Relation
welche sich
Jb
<b
— 1,
auch
r + sy\ a 2ßy' + yy'2 + sy"
s + ty', ß + 2yy' + dy'* + ty"
0 , 0
=r= 0,
(2) (rt — s2) . y" = ccs — ßr -f (ati- 1- ßs — 2/r) . y' + {%ßt — ys — Sr) . y'2
+ (yt — ds).y's
schreiben läfst, als die gewünschte Differentialgleichung der Lichtgrenz-
kurven unserer Fläche (1).
Andererseits kann, wie als bekannt vorausgesetzt werden möge, die
Differentialgleichung der geodätischen Linien dieser Fläche
(1 -| -p' + g3) . y" = (r + 2 sy’ 4- ty'2) . (— q +py'),
oder
(3) (1 +P 2 + g2) -y" = — rq + (rp — 2 sq) . y’ 4- (2 sp —tq).y'3 + tp. y's
geschrieben werden.
Wie man sieht, haben beide Differentialgleichungen dieselbe Form;
die eine wie die andere bringt zum Ausdruck, dafs yn eine ganz rationale
Funktion dritten Grades von y' ist, deren Koeffizienten von x und y ab-
hängen.*)
*) Die Division der Gleichung (2) durch den Faktor rt — s2 und die Division der
Gleichung (3) durch den Faktor 1 -f-p2 + (f ist sicher gestattet, da diese beiden Faktoren
für eine nichtabwickelbare Fläche keinesfalls identisch verschwinden können.
61
Damit nun, wie wir verlangen, auf der Fläche (1) die Schar der oo2
Lichtgrenzkurven identisch werde mit der Schar der oo2 geodätischen
Linien, ist offenbar notwendig und hinreichend, dafs die beiden Differential-
gleichungen (2) und (3) identisch übereinstimmen; und dies ist, wie man
sich leicht überzeugt, nur dann, aber auch stets dann der Fall, wenn die
Koeffizienten der einen Gleichung den entsprechenden Koeffizienten der
andern Gleichung beziehungsweise gleich sind. Es ergeben sich somit die
vier Bedingungsgleichungen
as — ßr — rq at-\- ßs — 2 yr rp — 2sq
rt — s2 1 V + qv H. — 62 1 -\-p~ pv
2 ßt — ys — ^ r — tq yt — Ss tp
rt — s2 i + p2 + qv r t —~s* i -f^2 + q2'
dieselben sind, wie vorausgesagt wurde, in der Tat vier partielle Differential-
gleichungen III. Ordnung mit der unbekannten Funktion f(x, y). Für die
weitere Behandlung ist es zweckmäfsig, diese Gleichungen nach a , ß, y, 6
aufzulösen, sie also in der Form
(4)
3 r2p + 3 rsq
T+FTF’
3 rsp -f- {rt -j- 2 s2) q
-1 + p2 + q2 5
(rt -\- 2 s2)p -f- Sstq
i o i o 5
+p + r
3sf^ + 3fg
r|isn
zu schreiben.
Das Ergebnis der bisherigen Überlegungen kann in dem Satze aus-
gesprochen werden:
Damit die Gleichung (1) eine nicht abwickelbare Fläche dar-
stelle, auf welcher die Lichtgrenzkurven identisch sind mit den
geodätischen Linien, ist notwendig und hinreichend, dafs die
Funktion f (x, y) eine gemeinschaftliche Lösung der vier par-
tiellen Differentialgleichungen III. Ordnung (4) ist.
2.
Wenn vier partielle Differentialgleichungen III. Ordnung von der Form
« **= A (x, y, z, p, q, r, s, t),
ß = B (x, y, z, p, q, r, s, %
y = T (x, y , g, p, q, r, s, t\
6 = J (x, y , e, p, q, r, s, t),
in denen J, B , E, J Funktionen der beigefügten Argumente bedeuten, eine
gemeinschaftliche Lösung f(x, y) besitzen sollen, so mufs letztere, weil
allgemein
dß da dy d ß dS dy
d x d y* dx d y' dx dy
ist, jedenfalls auch den Relationen
(6) ^ B dÄ ^ dr dB ^ dJ dr ^
dx dy ’ dx dy ’ dx dy
62
Genüge leisten, in denen zur Abkürzung
dn
dx
an Stelle von
+, ^ + r *L> +siü + A*4i+B*n + r*o
und
d(
dz
an Stelle von
dp d q
d r
d s
d t
d_n
dp
H)
dq
ttt + 1 tt + s ~äzt + * 3~r + B + r x: + J
dn
d r
H)
d s
du
d t
d y
dn+qdu
dy ^ 1 de
geschrieben ist.
Nun sind zwei Fälle denkbar:
Der erste Fall liegt vor, wenn die Relationen (6) blofse Identitäten
sind. Dann besitzen die vier partiellen Differentialgleichungen (5) oo6 gemein-
schaftliche Lösungen,*) deren Ermittelung übrigens die Integration eines
zweigliedrigen Jacobischen Systems in acht Veränderlichen erfordert. Von
den gegebenen Gleichungen (5) sagt man in diesem Falle, sie bilden ein
unbeschränkt integrables System partieller Differentialglei-
chungen III. Ordnung.
Der zweite Fall liegt vor, wenn die Gleichungen (6) keine blofsen
Identitäten sind, sondern vielmehr — da sie alsdann xyzpqrst ent-
halten werden — partielle Differentialgleichungen II. Ordnung. Dann mufs
jede gemeinschaftliche Lösung der Gleichungen (5) auch diesen Differential-
gleichungen II. Ordnung Genüge leisten. Wenn es in diesem Fall über-
haupt eine gemeinschaftliche Lösung gibt, so ist die Anzahl der etwa in
ihr enthaltenen willkürlichen Konstanten geringer als im ersten Fall. Man
wird alsdann das System (5) passend als beschränkt integrabel be-
zeichnen.
3.
Um nun die vier partiellen Differentialgleichungen III. Ordnung (4),
auf welche unser geometrisches Problem geführt hat, nach den soeben
entwickelten Gesichtspunkten zu untersuchen, bezeichnen wir die rechten
Seiten dieser Gleichungen der Reihe nach mit A, B , F, J und finden dann
nach einigen Rechnungen
dB d A _ 2 (rt — s2)
d x d y ~ (l p2 g2)2
dr dB
rt — s2
d x
dJ
d x
d y
dT
dy
(1 +** + «?
2 (rt — s2)
r.(l+2a)~Ml+y)
»•(1+ä2)— t-PQ.
(1 +P* +
das System (4) ist also jedenfalls nicht unbeschränkt integrabel. Vielmehr
mufs jede etwa vorhandene gemeinschaftliche Lösung der obigen Differential-
gleichungen auch noch denjenigen Relationen Genüge leisten, welche sich
durch Nullsetzen der soeben gefundenen drei Ausdrücke ergeben; und
diese drei Relationen reduzieren sich, da durch den Faktor rt — s 2 divi-
diert werden darf, schliefslich auf die beiden von einander unabhängigen
Gleichungen
*) D. h. natürlich eine gemeinschaftliche Lösung f(x, y: ct] c2, c3, c4, c5, c6), welche
aufeer x und y noch sechs wesentliche Konstanten enthält, die in den Differentialglei-
chungen (5) nicht Vorkommen dürfen.
63
(7)
1+f
s, t
1 + Q'
s,
pq pq
also auf ein System von zwei partiellen Differentialgleichungen II. Ord-
nung. Umgekehrt leistet jede gemeinschaftliche Lösung der beiden Diffe-
rentialgleichungen (7) auch den ursprünglichen vier Differentialgleichungen
(4) Genüge; denn aus den Gleichungen (7) ergeben sich durch Differen-
tiation nach x und y die Formeln
/Q\ o 1 + r 2 o 1 “f“ 3j92 2 l-j-Bg'2 9 r, Ql + g2
(8) « == 3 — ' ^ . s2, ß= - :‘2 M • s2, Y= — • s * d = 3 1 *
p2q
pq° pa q pp
und wenn man r, £, «, /?, y, d aus den Formeln (7) und (8) in die Glei-
chungen (4) substituiert, so verwandeln sich die letzteren in Identitäten.
Hiernach ist die Aufgabe, alle gemeinschaftlichen Lösungen
der vier partiellen Differentialgleichungen III. Ordnung (4) zu er-
mitteln, zurückgeführt auf das einfachere Problem, alle ge-
meinschaftlichen Lösungen der zwei partiellen Differential-
gleichungen II. Ordnung (7) zu finden.
Die Differentialgleichungen (7) ihrerseits, die sich übrigens auch
r s t
T+F
oder
>2 1 + 2'
r:s:t = ( 1 + p*) : pq:(l + g2)
schreiben lassen, können geometrisch gedeutet werden; sie sagen aus, dafs
auf der Fläche (1) in jedem Punkte die beiden Hauptkrümmungsrichtungen
unbestimmt sind, dafs also die Fläche aus lauter Punkten sphärischer
Krümmung (Nabelpunkten) besteht. Diese Eigenschaft aber kommt be-
kanntlich nur den Kugeloberflächen zu*), welche hiernach als die einzigen
(nicht abwickelbaren) Integralflächen der Differentialgleichungen (7) ■ — und
also auch der Differentialgleichungen (4) — zu gelten haben.
Somit gelangen wir zu dem Schlufsergebnis:
Die einzigen Flächen, auf denen die Lichtgrenzkurven
identisch sind mit den geodätischen Linien, sind die oo4 Kugel-
oberflächen des Raumes.
Anmerkung. Das System der beiden partiellen Differentialgleichungen
(7)
1+ +
pq
s, t =
1 + 1
pq
kann natürlich, auch ohne dafs der in der vorigen Eufsnote erwähnte Kunstgriff
benutzt wird, lediglich auf Grund der allgemeinen Theorie der Systeme von
partiellen Differentialgleichungen II. Ordnung behandelt werden.**) Man mufs
in diesem Falle zunächst die erste Gleichung des Systems (7) nach z/, die zweite
nach x differenzieren und die beiden entstehenden Relationen nach ß und y auf-
lösen ; dann ergeben sich die zwei Gleichungen
*) Ein einfacher Beweis hierfür, bei welchem direkt von den Differentialgleichungen
(7) ausgegangen und die Integration derselben mit Hilfe eines eleganten Kunstgriffs
vollzogen wird, findet sich bei J. Knoblauch: Einleitung in die Theorie der krummen
Flächen, § 17.
**) Betreffs der hier in Frage kommenden Sätze vergleiche die Abhandlung von
L. Bianchi: Sülle soluzioni comuni a due equazioni a derivate parziali del 2° ordine
con due variabili (Atti della Reale Accademia dei Lincei, Seria IVa, Vol. II), insbesondere
S. 221—222 des angeführten Bandes.
64
(9) ß = — • s2, y = — —2 — • s'
w p2q pq2
also zwei partielle Differentialgleichungen III. Ordnung. Nun hat jede Lösung
des Systems (7) offenbar auch den beiden Gleichungen (9) Genüge zu leisten; mithin
d y d ß
auch noch der wegen — = — aus diesen beiden Gleichungen folgenden Relation
1 +3g2
TJ/l+^q_ s,\ 7/M_3^_52\
V pq ) \ p q )
pq / \ p q
in welcher U und V zwei durch die Formeln
U((P)-:
V(0>)
d Q)
d x
da*
+ p
d 0
d z
P
pq
. d 0 . d 0
d~y +q-~d~z+S'J^
d<D , d<t> , 14-3»2
\~ S • A 2 S
dp dq p2 q
1 + q2 d (&
1 + 3 i
Ö 0
~57
Ö 0
d s
eine blofse
pq d q p q2
definierte Operationssymbole sind. Diese Relation aber ist
Identität, wie sich beim Ausrechnen zeigt. Hieraus folgt bereits, dafs unser
System (7) unbeschränkt integrabel ist, dafs also die beiden Gleichungen, aus
denen es besteht, eine gemeinschaftliche Lösung mit vier willkürlichen Kon-
stanten besitzen müssen. Um diese Lösung zu finden, hat man die beiden linearen
partiellen Differentialgleichungen
(10) ü(0) = O, V(0) = O
aufzustellen, in denen 0 eine unbekannte Funktion der sechs Variabein x, y, z ,
p , q, s bedeutet; diese beiden Gleichungen bilden, wie sich leicht nachweisen läfst,
ein zweigliedriges Jacobisches System*) und haben infolgedessen vier von einander
unabhängige gemeinschaftliche Lösungen ; solche Lösungen sind, wie man sofort
verifizieren kann, die vier Funktionen
„ P22 „ Ptf , i Pi JPsVl +p*-\-<F
s ’ V s ’ + s ’ s
Nun hat man diese vier Lösungen des Jacobischen Systems (10) ebensovielen will-
kürlichen Konstanten ct, c2, c3, c4, gleichzusetzen, also die vier Relationen
p2 q pq2 , p q ^ p q\ 1 p2
—— — ci? y
o
(11)
X
z + v*
s
+ q 2
' 3 1
zu bilden, und die letzteren nach z, p, q , s aufzulösen; dabei ergeben sich die
Gleichungen
z = CS + VV— Cc—Ci )2 - ( y—c2y , p = ~ ^
(12)
— (y — e2)
v<
-{x-CiY — {y
--(* — ci)(y— ca)
q Vc42 — (» — cif — (y — «2)2 s [Vc42 — (* — hf — (v — «s)2]3
Die erste dieser Gleichungen ist alsdann die verlangte allgemeinste Integral-
gleichung des Systems (7), und diese Gleichung enthält in der Tat vier willkür-
liche Konstanten. Geometrisch gedeutet aber stellt sie offenbar genau die oo4
Kugeloberflächen des Raumes dar.
*) Vergl. etwa Goursat-Bourlet: Legons sur lintegration des equations aux
derivees partielles du premier ordre, § 26.
TU. Mitteilungen über im Physikalischen Institut
der Technischen Hochschule Dresden ausgeführte
Arbeiten. *)
Mit 2 Tafeln.
A. Bericht von W. Hallwachs.
§ 1. Über eine die Variationen des Kontaktpotentials betreffende
Arbeit von H. Beil.
Bei seinen Arbeiten über Kontaktpotential -Differenzen stiefs Herr
Pellat auf einen „Einflufs eines Metalls auf die Oberfläche eines andern,
welches in geringem Abstand ihm gegenübersteht“.**) Er fand, dafs das
Kontaktpotential einer Platte durch Gegenüberstellung einer anderen vom
selben oder anderen Metall verändert wurde und stellte quantitative Ver-
schiedenheit des Einflusses fest je nach der Art des gegenüberstehenden
Metalles.
Eine Reihe von Beobachtungen über Veränderungen des Kontakt-
potentials sind ferner von einer grofsen Anzahl von Beobachtern gelegent-
lich festgestellt worden, ohne dafs eine Erklärung dafür gegeben worden
wäre. Dahin gehören aufser älteren Beobachtungen (Hankel, Gerl and,
R. Kohlrausch) einige Bestimmungen, welche ich gelegentlich einer früheren
Arbeit über die Bestimmung der Kontaktpotential -Differenzen mit dem
Quadrantelektrometer***) ausführte. Ferner fand ich gelegentlich licht-
elektrischer Arbeiten eine Art von Gefäfseinflufs auf das Kontaktpotential f ),
der sich aber von dem lichtelektrischen unterschied und beim Aufenthalt
in einem Gefäfs stets positiver Werden, beim Aufenthalt in freier Luft im
allgemeinen negativer, zuweilen auch positiver Werden lieferte. Es war
die Frage, ob für die erwähnten Änderungen eine Erklärung aufzufinden
und eventuell die Beobachtungen von Pellat, die ja auch eine Art von
Gefäfseinflufs darstellen, auf eine gemeinsame Ursache mit denselben
zurückzuführen wären.
Mit der Untersuchung dieser Verhältnisse liefs sich leicht die Bear-
beitung der Frage, ob Jonenadsorption bei der Variation der Kontakt-
*) Vorgetragen in der physikalisch -chemischen Sektion der naturwissenschaftlichen
Gesellschaft Isis in Dresden am 8. Juli 1909.
**) H. Pellat, C. R. 94, 1882, p. 1247 ff.
***) W. Hallwachs, Ann. der Physik 29, 1886, S. 10.
f) W. Hallwachs, Ber. d. sächs. Ges. der W., Band 58, 1906, S. 356; auch Ann.
d. Physik 23, 1907, S. 477.
66
potentiale Einflufs hat, sowie die Überprüfung der Versuche des Herrn
Aigner*) verbinden, welcher einen Einflufs des Lichtes auf die Kontakt-
potentiale gefunden haben wollte, was für die Erklärung der lichtelek-
trischen Ermüdung von Wichtigkeit hätte sein können.
Die erwähnten Variationen treten besonders stark am Zink hervor,
so dafs dieser Körper das geeignetste Material zur Feststellung ihrer Ur-
sachen bildet. Zugleich verspricht die Beherrschung dieser verhältnis-
mäfsig grofsen Variationen die Möglichkeit einer schärferen quantitativen
Abschätzung der Wirkung von elektrischen Doppelschichten als Neben-
ursache der lichtelektrischen Ermüdung.
Über die vorerwähnten Fragen hat Herr H. Beil unter meiner Leitung
eine Untersuchung angestellt. Dieselbe führte zu folgenden Resultaten:
1. Das Kontaktpotential frisch geputzter Zinkplatten nimmt im all-
gemeinen mit der Zeit ab. Diese Abnahme ist für eine im Zimmer liegende
Platte von der Gröfsenordnung von etwa 0,2 Volt in der ersten halben
Stunde und erreicht nach etwa drei Stunden einen Wert bis zu 0,45 Volt.
2. Gefäfseinflufs: Im Innern eines Gefäfses ist die Abnahme ver-
mindert und zwar umsomehr, je kleiner das Gefäfs ist. ln sehr kleinen
Gefäfsen wird eine früher aufserhalb derselben eingetretene derartige Ab-
nahme wieder rückgängig und zwar unter geeigneten Bedingungen bis zum
Anfangswert.
3. Die unter 1. angeführte Abnahme wird einer Wirkung des Wasser-
dampfes, der Gefäfseinflufs der Verminderung dieser Wirkung infolge der
geringeren Luftbewegung in Gefäfsen verdankt. Diese Erklärung liefs sich
durch Versuche über die Wirkung von Wasserdampf unter Vergleich ver-
schiedener Konzentrationen, durch vergleichende Beobachtungen in gerührter
und ruhiger Luft, sowie durch solche mit einem kleinen Gefäfs im Innern
eines gröfseren bei verschiedener Konzentration des Wasserdampfes als
richtig beweisen.
4. Die schon vor langer Zeit von Pellat beobachtete und auf eine
Ausstrahlung der Metalle zurückgeführte Beeinflussung des Kontaktpoten-
tials durch nahe gegenübergestellte Platten liefs sich als ein spezieller Fall
des unter 2. und 3. aufgeführten Gefälseinflusses erweisen. Nach Bekannt-
sein der Wirkung des Wasserdampfes liefsen sich die Versuche über die
Pellatsche Erscheinung einwandfreier einrichten und so die Unabhängig-
keit von der Substanz der gegenüberstehenden Platten feststellen.
5. Da aus den geschilderten Versuchen folgt, dafs Vermehrung des
Wasserdampfes ein Hindernis für die Ausbildung hoher Kontaktpotential-
Differenzen ist, läfst sich die vielfach vorgetragene Ansicht, dafs jene auf
der Wirkung einer Wasserhaut beruhten, nicht länger halten.
6. Für weitere Arbeiten über die Art der Wirkung des Wasserdampfes
ist zu berücksichtigen, dafs die Wirkung desselben bei Einbringen in einen
trockenen Raum wieder rückgängig wird, was ausschliefst, dafs eine
chemische Veränderung des Metalls die Ursache bildet. Da auch das
Einbringen der Platte in ein Gefäfs, welches Luft von gleichem Feuchtig-
keitsgehalt enthält wie diejenige aufserhalb des Gefäfses, in welchem die
vorherige Abnahme des Kontaktpotentials stattfand, letzteres wieder an-
steigen läfst, so kann der Wiederanstieg auch nicht auf die Verdampfung
*) Fr. Aigner, Ber. der Wiener Akad., Band 115, Nov. 1906, besonders S. 1492 fl.
(S. 8 des Separatabzuges).
67
von H20 von der Platte geschoben werden. Es müssen vielmehr noch
andere Vorgänge im Spiele sein. Da festgestellt ist (Rüssel), dafs sich an
der Oberfläche von Metallen in feuchter Luft H202 bildet, dieses im Innern
der Gefäfse aber weggeht, wie dies die photographischen Wirkungen der
Metallplatten beweisen, die mit Erfolg auf H2 02 zurückgeführt sind, so ist ins
Auge zu fassen, dafs dieser Körper im Spiele ist. Besondere Versuche
zeigten, dafs H202 das Kontaktpotential der Platten erniedrigt und zwar
um einen Betrag (0,4 Volt), welcher mit den beim Lagern der Platten nach
langer Zeit beobachteten Potentialerniedrigungen von gleicher Gröfsen-
ordnung ist.
7. Bei chemisch reinem Zink ist der Einflufs des Wassers erheblich
geringer wie bei gewöhnlichem.
8. Kohlensäure verhält sich ähnlich wie trockene Luft. Im Zusammen-
wirken mit Wasserdampf erhält man kräftige Potentialerniedrigungen bei
gewöhnlichem, nicht so bei chemisch reinem Zink. Im letzteren Falle sind
die Wirkungen ganz, im ersteren gröfstenteils rückgängig zu machen. Diese
Feststellung fand bei gröfseren C02- Konzentrationen statt. Bei den ge-
wöhnlichen Kohlensäuregehalten der Luft möchte deren Einflufs keine be-
trächtliche Rolle gegenüber dem des Wasserdampfes spielen.
9. Kupfer zeigt zwar qualitativ dieselben Erscheinungen wie Zink, aber
nur mit dem zehnten Teile der Stärke.
10. Ein elektrostatisches Feld wirkt weder in trockener, noch in feuchter
Luft auf das Kontaktpotential : Jonenadsorption spielt also beim Gefäfs-
einflufs keine Rolle.
11. Ein Lichteinflufs auf das Kontaktpotential, wie ihn Herr Aigner
gefunden zu haben glaubte, existiert innerhalb der bei den Versuchen in
diesem Gebiet gütigen Fehlergrenzen nicht.
12. Verschiedene Reinigungsverfahren der Platten liefern sehr ver-
schiedene Werte für das Kontaktpotential des Zinks, den höchsten Wert
ergab das Abreiben mit gereinigtem Glasmehl, den tiefsten, und zwar
Y2 Volt weniger wie bei Glasmehl, das Abdrehen oder Behandeln mit dem
Schaber.
§ 2. Über eine die lichtelektrische Ermüdung des Zinks betref-
fende Arbeit von E. Ullmann.
In einer nach meinen letzten Veröffentlichungen*) über die lichtelek-
trische Ermüdung erschienenen Arbeit hat Herr Aigner**) Versuche be-
schrieben, aus denen er den Schlufs zog, dafs der von mir früher gefundene
Gefäfseinflufs nicht existiere und dafs die früher durch Versuche wider-
legte Anschauung, dafs eine Ermüdung hervorrufende Lichtwirkung auf
die Platten vorhanden sei, doch zu Recht bestehe. Herr Aigner hatte mit
Zink gearbeitet, ein Körper, der zwar seiner leichteren chemischen An-
greifbarkeit durch Atmosphärilien wegen von vornherein weniger geeignet
erscheint, die tieferen Ursachen der lichtelektrischen Ermüdung aufzudecken,
wie das bei meinen früheren Versuchen verwendete Cu und Pt, dessen
diesbezügliche Untersuchung aber gerade wegen seiner grofsen Verschieden-
heit von Cu und Pt die beste Gesamtorientierung gestatten möchte. Ich
*) W. Hallwachs, Phys. Ztschr. 5, 1904, S. 489; 7, 1906, S. 766; Ber. d. K. Sachs.
Gr. d.W. 58, 1906, S. 841; Ann. d. Phys. 23, 1907, S. 459.
**) Wiener Ber. II a, 115, 1906, S. 1485,
68
regte deshalb Herrn E. Ullmann zu einer Arbeit über die lichtelektriscbe
Ermüdung des Zinks an. Dieselbe sollte auch unter Bezugnahme auf die
vorher erwähnte Arbeit des Herrn Beil die Frage nach dem etwaigen Ein-
flufs von elektrischen Doppelschichten an der Oberfläche auf die licht-
elektrische Ermüdung quantitativ weiter klären. Diese können nach meinen
früheren Untersuchungen nur als Nebenursache in Frage kommen. Beim
Kupfer war die Abschätzung der Gröfsenordnung dieser Nebenwirkung
wegen der Geringfügigkeit der erzielbaren Kontaktpotential -Variationen
unvollkommen, bei den grofsen derartigen Variationen, die bei Zink auf-
treten, standen schärfere Schlüsse in Aussicht. Herr Ullmann verknüpfte
mit diesen Untersuchungen solche über die lichtelektrische Empfindlichkeit
des Zinks in verschiedenen Gasen und fand viel erheblichere Unterschiede,
als man sie früher angenommen hatte.
Die Ergebnisse der Arbeit waren kurz zusammen gefafst die folgenden:
1. Das Resultat neuerer Versuche des Herrn Aigner, bei Zn- Platten
bilde Belichtung eine Ursache der lichtelektrischen Ermüdung, trifft nicht
zu, beruht vielmehr auf unvollständiger Versuchsanordnung. Nach deren
Verbesserung findet sich, dafs Zn keine Ausnahme für die von Herrn
Hall wachs festgestellte Unabhängigkeit jener Ermüdung von der Belichtung
liefert. Lichtwirkung kommt nur sekundär in Betracht, insofern bei grofser
ultravioletter Lichtstärke in der umgebenden Luft Ozon gebildet wird,
welches dann seinerseits Ermüdungswirkungen ausüben kann.
2. Das Resultat des Herrn Aigner, die lichtelektrische Ermüdung weise
bei Zn keinen Gefäfseinflufs auf, trifft nicht zu, beruht vielmehr auf der
Wahl von Formen der zu vergleichenden Gefäfse, welche keinen merk-
lichen Unterschied im Gefäfseinflufs veranlassen können. Stärkere Varia-
tion der Gefäfsgröfsen stellte den Gefäfseinflufs auch bei Zn einwand-
frei fest.
3. In Luft befindliches Zn erleidet im Gegensatz zu Cu durch die
Einwirkung der Luftfeuchtigkeit stärkere lichtelektrische Ermüdung, bei
welcher indes der Luftsauerstoff nicht mitwirkt, da sowohl in feuchtem
Wasserstoff die gleiche Ermüdung auftritt, als auch feuchter Sauerstoff
keine Vermehrung derselben liefert. Die durch Wasserdampf bewirkte
Ermüdung wird in trockener Luft oder Wasserstoff wieder gröfstenteils
rückgängig, welcher Umstand einige Eventualitäten für die ermüdende
Wirkung des Wasserdampfes ausschliefst, insbesondere die, dafs die letz-
tere auf einer chemischen Veränderung des Metalls beruht. Es liegt die
begründete Vermutung vor, dafs Wasserstoffsuperoxydbildung mit im
Spiele ist*).
4. Die im Cu gefundene bedeutende Ermüdungswirkung des Ozons
tritt auch bei Zn auf. Pumpt man darauf das Ozon weg, so steigt die
Empfindlichkeit wieder an, z. B. von den im Ozon eintretenden 18% der
Anfangsempfindlichkeit in Luft auf 75 % der Empfindlichkeit in letzterer
unter Berücksichtigung der auch in Luft inzwischen eintretenden Ermüdung.
Analoges tritt bei ozonisiertem Sauerstoff ein. Dafs die Ermüdung im
Ozon nicht diesem, sondern gleichzeitig etwa gebildeten Stickstoffoxyden
verdankt wird, wurde durch diesbezügliche Versuche ausgeschlossen.
*) S. § 1 unter 6. Dafs Cu durch Wasserdampf keine dem Zn vergleichbare Ermü-
dung erleidet, stimmt damit, dafs Cu auch photographisch unwirksam ist, kein H2 02 bildet
69
5. Das Resultat des Vergleichs der lichtelektrischen Empfindlichkeit
in verschiedenen Gasen hängt sehr stark von der Schnelligkeit im Um-
füllen der Gase ab. Obwohl dabei dreimal ausgepumpt wurde, liefs sich
die Umfüllzeit unter Anwendung geeigneter Reservoire auf drei Minuten
herabdrücken. Die Gröfse der Anfangswerte der lichtelektrischen Empfind-
lichkeit in verschiedenen Gasen hatte dann eine nach den bisherigen Ver-
suchen nicht zu erwartende Verschiedenheit. Den kleinsten Wert erhält
man mit trockenem Wasserstoff, den gröfsten, das 17fache von dem in
Wasserstoff, bei feuchter Kohlensäure, trockene Luft ergab etwa das drei-
fache, feuchte Luft das achtfache von Wasserstoff. Vorheriges Verweilen
in den feuchten Gasen drückt die nachher zu erhaltende lichtelektrische
Empfindlichkeit in den trockenen Gasen nicht herab, erhöht sie eher etwas,
bei C02 indes schwächt es um 30 — 40 °/0.
6. Änderungen des Kontaktpotentials, die beim Zink bedeutende Werte,
bis zu 0,5 Volt, erreichen, haben keinen oder nur sehr geringen Einflufs
auf die lichtelektrische Empfindlichkeit, eine Zurückführung der lichtelek-
trischen Ermüdung auf dieselben ist nicht möglich.
7. Die Reinigung der Zn -Oberflächen durch Schaben ist derjenigen
durch Abschmirgeln vorzuziehen, da sie erstens höhere Konstanz der
lichtelektrischen Anfangsempfindlichkeit und zweitens geringere Ermüdung
liefert.
Überblickt man die Ergebnisse der vorstehenden Arbeit, so zeigt sich,
dafs sie das durch meine früheren Versuche am Cu, CuO und Pt ge-
wonnene Bild der lichtelektrischen Ermüdung bestätigen und ergänzen.
Eine Hauptursache starker, lichtelektrischer Ermüdung bildet das Ozon,
heim Zn auch der auf Cu und Pt nur sehr wenig wirksame Wasserdampf.
In beiden Fällen besteht die nächste Wirkung der Agentien nicht in der
Erzeugung von weniger lichtelektrisch empfindlichen, chemischen Metall-
verbindungen, vielmehr aller Wahrscheinlichkeit nach in ihrer Absorption
durch das Metall*), sei es direkt, sei es nach einer vorausgegangenen Zer-
setzung. Wasserdampf wird eventuell dabei zunächst in H202 verwandelt.
Die eingedrungene Substanz wirkt auf die Elektronen, bremst und ab-
sorbiert dieselben oder dämpft vielleicht auch ihre Schwingungen im Metall.
Belichtung veranlafst keine, oder schärfer gesprochen primär keine Er-
müdung, nur kann jene, indem sie bei grofser Lichtstärke gelegentlich das
Medium verändert, z. B. Ozon bildet, sekundär wirksam werden. Auch die
Variationen der Kontaktpotentiale, wie sie durch manche Agentien, z. B.
Wasserdampf, Ozon oder durch Änderung der Reinigungsmethode der
Oberflächen hervorgerufen werden, spielen bei der Ermüdung eine sehr
geringe Rolle. Da einerseits das Licht Ermüdung gar nicht hervorruft
und deshalb von ihm eventuell hervorgerufene elektrische Doppelschichten
diese nicht erklären können, andererseits aber auch Änderungen von
Doppelschichten, wie sie in den Variationen der Kontaktpotentiale zu
Tage treten, beinahe gar keinen Einflufs auf die lichtelektrische Empfind-
lichkeit haben, kann Ausbildung elektrischer Doppelschichten für die Er-
*) Eine Konsequenz dieser Auffassung würde sein, dafs im Helium wegen
seiner minimalen Absorption durch Metalle die lichtelektrische Empfindlichkeit besonders
grofs sein müfste. Dies bestätigen Versuche von Herrn Dember (Änn. d. Phys. 20, 1906,
S. 389), welcher in Helium etwa die 25 fache Empfindlichkeit wie in Wasserstoff findet.
70
klärung der lichtelektrischen Ermüdung nicht bezw. nur ganz nebensächlich
herangezogen werden. In einem Gefäfs ist die lichtelektrische Ermüdung
gegenüber dem freien Raume beträchtlich vermindert (Gefäfseinflufs), unter
geeigneten Umständen steigt sogar die lichtelektrische Empfindlichkeit
zunächst im Gefäfs an, um aber nach einiger Zeit nach Passierung eines
Maximums einer sehr langsamen, weiteren Ermüdung Platz zu machen.
Letztere beruht nach meinen früheren Versuchen auf Gasabsorption der
Platten. Die anfängliche Verminderung der Ermüdung bez. das Ansteigen
der Empfindlichkeit haben ihre Ursache im Mangel an Ermüdungs- Agens
im Gefäfs unter Mitwirkung der wegen des Fehlens der Gasbewegung
verringerten Zufuhr desselben zur Platte,*) sowie im Weggehen eines Teiles
der bereits ad- und absorbierten Substanzen. Das letztere wirkt auf Ver-
mehrung der Empfindlichkeit hin und kann nur dann zustande kommen,
wenn diese Substanzen im Gasraume genügend fehlen, wie das bei Ver-
suchen in Gefäfsen für Ozon und das eventuell wirkende H202 der Fall
ist. Der Sinn der Empfindlichkeitsänderung im Gefäfs hängt davon ab,
ob die gleichzeitig stattfindenden Ermüdungs- oder Erholungsprozesse
kräftiger wirken. Herrn Ullmanns Versuche bei verschiedenen Gasen
deuten darauf hin, dafs das Licht aufser auf die Platte auch auf die durch
gegenseitige Kräfte zerfallbereite Gas-Metallschicht wirkt. Nähere Unter-
suchung möchte auch die Aufklärung der Kontaktpotentiale fördern.
§ 3. Orientierung im Ultraviolett mittelst Photographie
auf Entwicklungspapier.
Das Auswählen einer bestimmten Lichtsorte des Ultravioletts, welches
sich für viele Zwecke, bei mir für lichtelektrische Arbeiten, erforderlich
macht, verlangt im allgemeinen ein ziemlich zeitraubendes Verfahren. Man
mufs ein Spektrometer aufstellen, den Raum verdunkeln können und
scharfe Winkelmessungen ausführen, eventuell ein Okularrohr mit Kamera
anwenden und dergl. mehr. Hat man nun vielleicht diese Mefsvorrichtungen
noch in eine bereits früher entstandene Versuchsanordnung einzubauen, bei
welcher der Verlauf der Strahlen nicht horizontal gemacht werden kann,
so mufs das Spektrometer noch geneigt aufgestellt werden, was die Auf-
gabe noch viel zeitraubender macht. In vielen Fällen kann das Entwerfen
des Spektrums auf einem Uranglas helfen, auch hier mufs der Raum ver-
dunkelbar sein und überdies ist die Identifizierung der Fluoreszenzlinien
mit denen der veröffentlichten Photographien meistens recht umständlich,
indem die grofse Empfindlichkeit der photographischen Platten Bilder
liefern, bei denen die Stärke der Linien in anderem Verhältnis steht wie
auf dem Glas, viele Linien, die auf letzterem kaum oder gar nicht zu
sehen sind, machen in der Photographie einen ganz kräftigen Eindruck.
Diese Schwierigkeiten lassen sich durch Aufnahme des ultravioletten
Spektrums auf Entwicklungspapier beseitigen. Letzteres ist für sichtbares
Licht im Verhältnis zum ultravioletten ganz unempfindlich. Während man
bei einer Hg -Lampe bei meiner Versuchsanordnung die Linien 365, 313,
*) Vergl. Versuche von H. Beil über die durch Rühren des Gases bewirkte Ver-
minderung1 des Gefäfseinflusses beim Kontaktpotential. Vergl. auch W. Friese: Bei-
träge zur Kenntnis des Staubes in der Stadtluft, Diss. Dresden 1909, insbesondere Ab-
schnitt 6, wo gezeigt wird, dafs die Innenflächen der Scheiben eines Kastenfensters nur
2 — 3°/0 von dem Staub anlagern, den die Aufsenflächen annehmen u. dergl.
71
254 bereits nach einer Sekunde Exposition erhielt, trat 406 erst nach
30 Sekunden, 436 erst nach 240 Sekunden hervor. Dieser Umstand bringt
es mit sich, dafs das Photographieren nicht im dunklen ausgeführt zu
werden braucht, sondern auch in einem mäfsig erhellten Räume vor sich
gehen kann. Die Kamera reduziert sich auf ein Brett mit einem den Ab-
messungen des Spektrums entsprechenden Spalt und einen dahinter an-
gebrachten Schieber, welcher zur Ausführung mehrerer Aufnahmen nach-
einander mit einer Streckenverschiebung (einige Nägel, zwei Ohrenschrauben
und ein Stift) versehen ist. Eine Serie von solchen Aufnahmen des Spektrums
der Quarz-Hg-Lampe zeigt Tafel II. Die Expositionsdauern betragen 1, 2, 4, 8,
16, 32, 64, 128, 256 Sekunden. Eine solche Serienaufnahme vermittelt auch
einfach den Vergleich des auf dem Uranglas sichtbaren Spektrums ent-
sprechend etwa der Aufnahme 4 und dem, was man auf der photographischen
Platte sieht. Letztere läfst sich mit der Aufnahme 8 leicht identifizieren.
Ein verschieblicher Spalt, an die Stelle des durch die Photographie be-
stimmten Ortes der betreffenden Lichtsorte gebracht, gestattet letztere
auszublenden; ob dies scharf gelungen ist, läfst sich durch eine Aufnahme
auf einem Streifchen hinter den Spalt gebrachten Entwicklungspapieres
kontrollieren. Andere Spektren, welche am gleichen Orte aufgenommen
werden, können mit dem Spektrum der Hg-Lampe unter Vermittlung von
quadriertem Pauspapier verglichen und so bezüglich ihrer Wellenlängen
ebenfalls einfach identifiziert werden.*)
§4. Bogenspektren für den Unterricht.
Farbige Spektraltafeln existieren nur für die mittelst des Bunsen-
brenners erzeugten Spektren. In der Vorlesung entwirft man nun z. B.
bei dem Versuch mit der Umkehrung der Natriumlinien Bogenspektren
und die Zuhörer wollen dann öfters nicht recht glauben, dafs das dann
auftretende Spektrum mit vielen Linien ein Natriumspektrum sei und dergl.
mehr. Ich habe deshalb von meinen Mitarbeitern, Herrn Prof. Dr. Toepler
und Herrn Dr. Wigand, bunte, mit einem geradsichtigen Prisma entwor-
fene Spektren von Na, Li und Ba im Mafsstabe von 100X25 cm2 nach-
bilden lassen**). Die beigedruckte Tafel I gibt eine Dreifarbenphotographie
dieser Spektren. Die im Bunsenbrenner sichtbaren Linien sind etwas länger
gezeichnet. Die Farben wurden durch Vergleich von Spektralfarbenpapier
mit dem direkt projizierten Bogenspektrum ausgewählt und aufgeklebt, wo-
durch bei den Originalen eine sehr frische Farbenwirkung erzielt worden ist.
§ 5. Abhängigkeit der spezifischen lichtelektrischen Empfind-
lichkeit des Kaliums von der Wellenlänge.
Im Anschlufs an Versuche von Elster und Geitel***) hat man vielfach
angenommen, dafs die spezifische lichtelektrische Empfindlichkeit gewisser
*) Die Tafel ist leider weit hinter dem Original zurückgeblieben; so sieht man im
letzten Spektrum statt der schönen Aufeinanderfolge der Linien des Originals ein allge-
meines Schwarz. Indes gelingt es noch, die angeschriebenen Wellenlängen auf die weiter
oben stehenden Spektren zu beziehen. Die Zahlen 221 und 224 sind etwa 1 mm nach
links zu rücken, statt 280 mufs es 281 heifsen.
**) Nachbildungen des Originals, die drei Spektren zusammen auf einem 120X150 cm2
Bogen, können zum Preise von 6 M. bezogen werden. Bestellungen sind zu richten an
Herrn Mechaniker Berg, Dresden -A. , Physikalisches Institut der Technischen Hoch-
schule, Bismarckplatz.
***) J. Elster und H. Gr eitel, Wied. Ann. 1894, 52, S. 433.
72
Metalle im Gebiet der sichtbaren Strahlen ein Maximum besitzt. Herr
Braun*) fand dies z. B. für Ka bei 440 Nun zeigen alle Körper,
welche im ultravioletten Licht untersucht worden sind, dafs in diesem die
stärkste lichtelektrische Wirkung stattfindet, Wirkungen im sichtbaren
Gebiet entweder überhaupt nicht Vorkommen oder doch schwach sind
gegenüber denjenigen im Ultravioletten. Ka ist niemals im Ultraviolett
untersucht worden, da man es bisher stets in Glasgefäfsen eingeschlossen
hatte. Es erschien mir wahrscheinlich, dafs auf diese Unvollständigkeit
der Untersuchung das Maximum zurückzuführen sei und dafs die Er-
streckung der Beobachtung ins Ultraviolett das Maximum beseitigen würde.
Der Besitz einer Ka-Zelle mit Quarzfenster, welche Herr Dr. Dember die
Freundlichkeit hatte, mir für einen anderen Zweck herzustellen, gab mir
daher die Anregung, ihre lichtelektrische Empfindlichkeit für eine Anzahl
Linien der Hg -Lampe zu untersuchen und eine thermoelektrische Aus-
messung der Energie der betreffenden Linien zuzufügen, so dafs man die
spezifische lichtelektrische Empfindlichkeit, d. h. die lichtelektrische Em-
pfindlichkeit bezogen auf gleiche einstrahlende Energiemengen, ermitteln
konnte.
Das Resultat dieser Untersuchung gibt die folgende Tabelle. Die
oberste Reihe enthält die benutzten Wellenlängen, die zweite die licht-
elektrische Empfindlichkeit bezogen auf diejenige für die Linie 436 als
Einheit, die dritte die mit der Thermosäule ermittelte Energie der einzelnen
Linien, die vierte den Quotient der beiden vorigen, d. h. die spezifische
lichtelektrische Empfindlichkeit.
Wellenlängen
578
546
436
406
365
313
254
217
Lichtelektrische Empfind-
lichkeit
0,032
0,083
1,00
0,79
2,18
3,01
1,98
3,90
Energie
0,99
1,42
0,84
0,56
1,00
0,76
0,33
0,46
spez. lichtelektrische Em-
pfindlichkeit ....
0,032
0,058
1,18
1,42
2,18
3,98
6,0
8,5
Hierbei sind die Energiemessungen und die lichtelektrischen Messungen
mit wesentlich derselben Versuchsanordnung bestimmt worden.
Es zeigt sich, dafs bei der Ausdehnung der Untersuchung ins Ultra-
violett hinein von einem im Sichtbaren liegenden Maximum nichts mehr
zu sehen ist, dafs vielmehr auch für Ka die spezifische lichtelektrische
Empfindlichkeit im Ultraviolett durchaus am gröfsten ist. Mit dem Weg-
falle der Ausnahmestellung des Ka fallen auch die Konsequenzen weg,
welche inan an das vermeintliche Maximum im sichtbaren Teil des Spektrums
geknüpft hat.
*) J. Braun, Diss. Bonn, 1906.
73
B. Bericht von H. Dember.
Über die Erzeugung positiver Strahlen durch ultraviolettes Licht.
Die von Herrn Goldstein*) entdeckten Kanalstrahlen der Glimment-
ladung sind nach den Ablenkungsmessungen von Herrn Wien**) positiv ge-
ladene Teilchen, über deren Ürsprungswert verschiedene Annahmen be-
stehen***). Da diese Kanalstrahlen sich nicht im äufsersten heute erreich-
baren Vakuum erzeugen lassen, so ist wegen der Anwesenheit der Gas-
reste eine Entscheidung darüber schwer, ob sie durch Stossionisation ent-
standen sind oder auch zum Teil dem Metall der Kathode entstammen.
Die folgenden Versuche sind zum Zwecke angestellt, den Ursprungs-
ort der lichtelektrischen Kanalstrahlen f) zu bestimmen. Die lichtelek-
trische Wirkung findet auch im äufsersten Vakuum statt, daher war zu
erwarten, dafs bei abnehmendem Gasdruck die durch Stossionisation ent-
standenen, positiven, lichtelektrischen Strahlen sich von denen trennen
liefsen, die etwa aus dem Metall der Kathode ausgelöst worden waren und
daher vom Gasinhalt des Rohres sich unabhängig zeigen mufsten. Aufser-
dem mufste sich ein Einflufs der Stossionisation auch zeigen, wenn die
lichtelektrischen Elektronen über ihre Grenzgeschwindigkeit (lonisierungs-
spannung) beschleunigt wurden. Als lichtelektrisch empfindliche Kathoden
wurden geschabte Gold-, Kupfer-, Zink- und Magnesiumplatten im Luft-
und im Wasserstoffvakuum benutzt, die mit wenigen 0,75 — 1mm weiten
Bohrungen versehen waren. Sie standen unter Einschaltung eines empfind-
lichen Galvanometers mit der Erde in Verbindung, das gegenüberstehende
Platinnetz konnte auf ein Potential von 0—440 Volt geladen werden.
Hinter der durchlöcherten Kathode wurden die positiven Strahlen mit
einer Metallplatte in einem Faradayschen Zylinder aufgefangen und durch
die Aufladung eines sehr empfindlichen Quadrantelektrometers gemessen
oder mit Hilfe der an einem Bronson -Widerstand hervorgerufenen Potential-
differenz berechnet.
Messungen bei höheren Drucken (0,0022 und 0,0008 mm) ergaben bei
einer Potentialdifferenz von 0 bis 5 Volt zwischen Platte und Netz ein
starkes Ansteigen des positiven Stromes. Zwischen 6 und 8 Volt ist der
Verlauf der diese Messungen darstellenden Kurven nur wenig gegen die
Abszissenaxe (Potentialdifferenz auf der Abszisse, positive Strömung auf
der Ordinate) geneigt, um dann bei höheren Potentialen schnell anzusteigen.
Der Wendepunkt dieser Kurven liegt bei 7 Volt und seine Lage ist unab-
hängig vom Gasdruck.
Weiter zeigt der Verlauf dieser Kurven, dafs zwei Arten von positiven
lichtelektrischen Strahlen vorhanden sind, wovon die zwischen 0 und 5 Volt
entstandenen vom Gasinhalt unabhängig sind, d. h. nicht durch Stossioni-
sation entstanden sein können. Aus der Furikenspannung (32700
läfst sich eine untere Grenze für die Grenzgeschwindigkeit zu 1,9 Volt be-
rechnen, wenn man für die Elektronen einen 4 V 2 so grofsen Wert für
*) E. Goldstein, Berl. Ber. 39, 1886, S. 691.
**) W. Wien, Wied. Ann. 65, 1898, S. 440.
***) Ausführliche Literaturangab en siehe bei P. Ewers, Jahrbuch der Radioaktivität
und Elektronik ITT, 1906, S. 291.
f) H. Dember, Ann, d. Phys. 26, 1908, S. 403,
74
die freie Weglänge annimmt, als sie Gasmolekeln unter gleichen Um-
ständen zukommt*).
Der niedrigste Wert, den ich in der Literatur für die Ionisierungs-
spannung finden konnte, ist 2,5 Volt**). Es lassen sich aber schon bei
einer die Elektronen beschleunigenden Potentialdifferenz von 0,2 Volt
deutlich positive Strahlen nachweisen. Durch weitgehendes Evakuieren
nach dem Dewarschen Verfahren, nachdem mit einer Toepler-Hagenschen
Quecksilberpumpe vorgearbeitet war, wurden Drucke von 9 — 11 . IO-6 mm
Quecksilberdruck erreicht und mit einem Mc-Leodschen Manometer von
540,7 cm3 Quecksilbergefäfsinhalt zuverlässig gemessen. Dabei zeigte sich,
dafs der durch Stossionisation bedingte Teil des positiven Stromes sich
fast vollständig zurückdrängen liefs.
Frühere Versuche***) und eine Beobachtung von Rubens und Laden-
burg j), sowie das Auftreten dieser vom Gasinhalt unabhängigen positiven
Strahlung, machen es wahrscheinlich, dafs unter der Einwirkung des Lichtes
auch positiv geladene Metallionen die bestrahlte Platte verlassen.
Die Versuchsanordnung gestattet, die Geschwindigkeit der positiven
Strahlen zu messen. Da die Strahlen unter verschiedenen Winkeln und
aus verschiedenen Tiefen des Metalls herauskommen, verlassen sie dieses
mit Geschwindigkeiten , die von 0 an ansteigen werden. Sogleich nach
dem Verlassen des Metalls unterliegen sie der Kraft des äufseren Feldes,
beschreiben eine mehr oder weniger steile Parabel und werden nach ge-
ringer Flughöhe wieder auf die Platte zurückgeworfen. Wenn nur wenige
Gasreste von der Kathode vorhanden sind, so erreichen sie die Oberfläche
mit derselben Geschwindigkeit, mit der sie aus ihr herausgeflogen sind.
Denjenigen positiven Teilchen, die aus der näheren Umgebung einer Durch-
bohrung ausgelöst sind und unter einem steilen Winkel aufgeflogen waren,
gelingt es, die Kanäle zu durchsetzen und ihre Ladungen auf der Auffange-
platte im Faradayschen Zylinder abzugeben.
Die Potentialdifferenz zwischen Platte und Netz, der es gelingt, die
positiven Strahlen in ihrer Flugrichtung umzukehren, ist in Volt ausgedrückt,
ein Mafs für die Geschwindigkeit, mit der sie das lichtelektrisch empfind-
liche Metall verlassen haben. Eine weitere Diskussion der Kurven ergibt
das Resultat, dafs die gröfsere Menge der vom Gase unabhängigen posi-
tiven Strahlen — der inneren positiven Strahlen — aus Teilchen besteht,
die mit Geschwindigkeiten von 0 bis etwa 4 Volt das Metall unter der
Einwirkung des ultravioletten Lichtes verlassen.
Die positive Strömung der lichtelektrischen Entladung bei Drucken
oberhalb etwa 2/1000 mm Quecksilberdruck und Potentialdifferenzen, die
7 bis 8 Volt überschreiten, besteht zum gröfsten Teil aus positiven Ionen,
die im Gase durch die Zusammenstöfse der Elektronen mit den Gasmolekeln
erzeugt worden sind. Messungen in Luft und Wasserstoff ergaben, dafs
bei Drucken unterhalb 2/1000 mm und wenn die Entfernung der Anode von
der empfindlichen Metallplatte nur gering ist, die Gasreste nur eine ver-
schwindende Rolle spielen.
*) J. C. Maxwell, Phil. Mag. (4) 19, 1860, p. 29.
**) H.A. Wilson, Phil. Trans., A. 197, 1901, p. 415.
***) P. Lenard u. M. Wolf, Ann. d. Phys. 37, 1889, S. 443; R. v. Helmholtz u.
P. Richarz, Wied. Ann. 40, 1890, S. 187; vergl. auch J. Stark, Phys. Zeitschr. 9,
1908, S. 894.
f) H. Rubens u. E. Ladenburg, Ber. d. Dtschn. Physik. Ges. 5, 1907, S. 749.
75
Ergebnisse:
Die Versuche zeigen, dafs beim lichtelektrischen Phänomen nicht nur
Elektronen und negative Träger auftreten, sondern auch positive Strahlen.
Und zwar sind zwei Arten positiver Strahlen zu unterscheiden.
1. Die inneren positiven Strahlen, die soweit das jetzt vorhandene
Versuchsmaterial zu urteilen gestattet, aus Metallionen bestehen,
die eine gewisse Menge der Energie des auffallenden Lichtes ab-
sorbierend, das Metall mit Geschwindigkeiten verlassen, die zwischen
0 und 5 Volt liegen.
2. Es entstehen durch den Zusammenstofs der von einer Potential-
differenz von mehr als 7 Volt (8 Volt = lonisierungsspannung)
beschleunigten lichtelektrischen Kathodenstrahlen mit den Gas-
resten positive Träger — die äufseren positiven Strahlen — für
welche analoge Existenzbedingungen gelten, wie für die negativen
Träger der lichtelektrischen Entladung. Es läfst sich an ihnen
das Stoletow-Righische*) Maximum ihrer Zahl bei einem be-
stimmten Druck nachweisen.
Die lichtelektrische Erregung wurde bisher angesehen als hervor-
gerufen durch die den ausgelösten Kathodenstrahlen äquivalenten positiven
Ladungen, die auf dem Metall Zurückbleiben. Der Nachweis der inneren
positiven Strahlen des lichtelektrischen Phänomens gestattet einen etwas
weiteren Blick in den Mechanismus dieses Vorganges.
Bestrahlt man eine isoliert aufgestellte Metallplatte mit Strahlen wirk-
samen Lichtes, so werden sowohl Elektronen als auch positive Ladungen
aus dem Metall herausbefördert. Es verlassen mehr Elektronen das Metall
als positive Strahlen, infolge davon lädt die Platte sich positiv auf. Die
positive Ladung der Platte bremst die Geschwindigkeit der herausfliegenden
Elektronen. Die negative Strömung, die von der Platte weggeht, nimmt
hierdurch ab und wird schliefslich gleich der durch das positive Potential
beschleunigten positiven, so dafs der Gesamtwert der negativen und posi-
tiven Ladungen, die auch noch nach Erreichung des Endpotentials von der
Kathode Weggehen, gleich Null wird.
Aufs er halb der bestrahlten Platte können durch den Zusammenprall
dieser Ladungen verschiedenen Vorzeichens neutrale Atome entstehen, die
z. B. bei der Glimmentladung in Geifslerschen Röhren eine lichtelektrische
Wirkung durch das Licht der Entladung selbst erleiden. Auf solche Weise
läfst sich vielleicht eine Erklärung für den von Herrn Wien gefundenen
„ Dissoziationsprozefs zwischen Atomen und Elektronen“ im Kanalstrahl-
strom geben. Mau hat es demnach bei den leuchtenden Entladungen nicht
nur mit einer Ionisation der neutralen Gasmolekeln durch Stossionisation
zu tun, sondern es tritt dazu noch die ionisierende Wirkung des Lichtes,
also eine elektromagnetische Ionisation.
Dresden, Physikalisches Institut, Juli 1909.
*) A. Stoletow, Compt. Rend. 107, 1888, p. 91; A. Righi, Atti della Reale Acad.
dei Lincei (2) 6, 1890, p. 81; A. Stoletow, Jouro. de Phys. (2) 9, 1890, p. 468.
Abliandl. d. Isis in Dresden, 1909.
Taf. 1.
ßömmlfer & Jonas, Dresden.
221
Abhandl. d. Isis in Dresden, 1909.
Taf. II.
Quecksilberlampe; Entwicklungspapier.
ßelichtzeit
(Sec.)
1
LICHTDRUCK VON RÖMMIER * JONAS, ORiSDEI
VII. Hauptversammlungen S. 14. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 17. —
Kassenabschlufs für 1908 S. 14, 15 und 18. — Voranschlag für 1909 S. 14. — Ernst
Hackel -Stiftung S. 15. — Naturschutzpark in den Alpen $. 15. — Verbilligung der
sächsischen topographischen Karten S. 15. — 500jährige Jubelfeier der Universität
Leipzig S. 15 und 17. — Gedenkfeier des 100. Geburtstages von Charles Darwin S. 14.
— Drude, 0.: Die Theorie der Entstehung der Arten als Markstein im Lebensbilde
Darwins S. 15. — Kalkowsky, E.: Die geologischen Grundlagen der Entwicklungs-
lehre S. 15. — Länge, L.: Immunitätserscheinungen S. 16. — ■ Meyer, E. von: Die
chemische Veredelung der Zellulose und ihre wirtschaftliche Bedeutung S. 15. — ■
Schiffner, K : Die neueren Untersuchungen über Radioaktivität und radioaktive
Wässer S. 14. — Ausflug nach Meifsen, Besichtigung der Altstädter Dampf-
molkerei S. 16.
B. Abhandlungen.
Bachmann, E.: Die Flechten des Vogtlandes. S. 23.
Drude, 0.: Die Theorie der Entstehung der Arten als Markstein im Lebensbilde
Darwins. S. 11.
Hallwachs, W., und Dember, H.: Mitteilungen über im Physikalischen Institut der
Technischen Hochschule Dresden ausgeführte Arbeiten. Mit 2 Tafeln S. 65.
Heger, R.: Zur Konstruktion von Kurven 3. Ordnung. Mit 8 Abbildungen. S. 48.
Kalkowsky, E.: Geologische Grundlagen der Entwicklungslehre. S. 3.
Müller, F. : Zur Erinnerung an Hermann Grafsmann. S. 43.
Naetsch, E.: Uber Lichtgrenzkurven und geodätische Linien. S. 58.
Oie Verfasser sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich, eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1909.
September. 30. Hauptversammlung.
Oktober. 7. Physik und Chemie. 14. Mathematik. 21. Prähistorische Forschungen,
28. Hauptversammlung.
November. 4. Zoologie, 11. Botanik. 18. Mineralogie und Geologie. 25. Haupt-
versammlung.
Dezember. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
16. Hauptversammlung.
v
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdachsche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 ........ 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. . . . . 3 M. — Pf.
Schneider, 0.: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntnis der
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1868 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, der Jahrgang . . . 3 1. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember 3M. — Pf.
Sitzungsberichte Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . . . 4M., — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte Jahrgang 1880. Juli-Dezember . . 4 . 31. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1908, der Jahrgang . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1909, Januar-Juni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proz. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der Sitzungsberichte
werden von dem ersten Sekretär der Gesellschaft, d. Z. Hofrat
Prof. Dr. Deichmiiller, Dresden -A., Zwingergebäude, K. Mineral.-
geolog. Museum, entgegengenommen.
\ Die regelmäfsige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereins-
kasse oder gegen Austausch mit anderen Schriften, worüber
in den Sitzungsberichten quittiert wird.
Druck von Wilhelm Baenscb in Dresden.
ickt
li
Naturwissensehaftliehen Gesellschaft
1 ISIS
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1909.
.1 ut 1 i bis Dezember.
Mit 1 Tafel und 6 Abbildungen im Text.
Redaktionskomitee für 1909.
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster.
Mitglieder: Prof. Dr. E. Lohrmann, Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer
Dr. P. Wagner, Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. A. Lottermoser und
Prof. Dr. A. Witting.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Sitzungskalender für 1910.
Januar. 13. Zoologie. .20. Botanik. 27. Hauptversammlung.
Februar. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Mathematik. 17. Physik und Chemie.
24. Hauptversammlung.
März. 3. Prähistorische Forschungen. 10. Zoologie. 17. Botanik. 31. Hauptver-
sammlung.
April. 7. Mineralogie und Geologie. 14. Mathematik. 21. ^Physik und Chemie.
28. Hauptversammlung.
Mai. 5. Exkursion. 12. Botanik. 26. Hauptversammlung.
Juni. 2. Mineralogie und Geologie. 9. Prähistorische Forschungen. — Mi "hematik.
16. Physik und Chemie. 23. Zoologie. 30. Hauptversammlung.
September. 29. Hauptversammlung.
Oktober. 6. Zoologie. 13. Prähistorische Forschungen. — Mathematik. 20. Botanik.
27. Hauptversammlung.
November, 3. Mineralogie und Geologie. 10. Physik und Chemie. 17. Zoologie.
24. Hauptversammlung.
Dezember. 1. Botanik. 8. Mathematik. 15. Prähistorische Forschungen. 22. Haupt-
versammlung.
l
Abhandlungen
der
N aturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in 13 resden.
1909.
YIII. Der erste Fund eines Moschusochsen im Diluvium
des Königreiches Sachsen.*)
Von Dr. K. Wanderer.
Mit 1 Tafel und 1 Abbildung.
Das K. Mineralogisch-geologische Museum zu Dresden erwarb kürzlich
das Schädelfragment eines fossilen Moschusochsen aus dem Diluvium von
Prohlis bei Dresden (Katalog 1909, Nr. 17). Hat sich auch dieser hoch-
nordische Wiederkäuer im Laufe des vorigen Jahrhunderts bis heute in
weitester geographischer Verbreitung, von Yukon in Alaska**) über Sibirien
bis nach Südfrankreich, und in nicht unbeträchtlicher Zahl fossil nach-
weisen lassen — in Deutschland allein kennen wir 28 Fundorte mit 18
mehr oder weniger vollständigen Schädeln — so besitzt das Stück aus
Prohlis zunächst wenigstens lokale Bedeutung als erster sicherer Fund
dieser Art im Königreich Sachsen.
Die diluviale Fauna Sachsens ist damit um eine Tierform bereichert
worden, die heute wohl als der bemerkenswerteste Wiederkäuer der
arktischen Tierwelt betrachtet werden mufs und der als typischer Tundren-
und Barrengrounds- Bewohner für Rückschlüsse auf landschaftliche und
klimatische Verhältnisse zu gewissen Zeiten der Diluvialperiode in Sachsen
wesentlich greifbarere Anhaltspunkte geben könnte als die bisher bei uns
gefundenen Arten: Ren, Mammuth und wollhaariges Rhinozeros. Denn
ersteres steht als Tundren-, Steppen- und Waldtier auf einer viel weniger
scharf umgrenzten Vergleichsbasis, für uie Biologie der letztgenannten
ausgesterbenen Arten aber fehlen unmittelbare rezente Analogien. Dabei
sei hier noch erinnert, dafs in unseren Diluvialablagerungen das Vor-
kommen der tiergeographisch besonders wichtigen subarktischen Steppen-
nager, der Lemminge, bisher noch nicht festgestellt ist.
Fundort und Begleitfauna.
Der Fundort des Stückes ist das durch zahlreiche frühere Diluvial-
funde bekannte Dorf Prohlis südöstlich von Dresden und zwar die an der
*) Eine im Zoologischen Institut der Universitas. pzig aufbewahrte, von H. Pohlig
(Sitzuugsber. d. niederrhein. Ges. f. Natur- u. Heilkunde 1888, B. 45, S. 19) beschriebene
rechte Schädelhälfte, angeblich aus dem Diluvium von öckern bei Leipzig, kann hierbei
nicht in Betracht kommen, da der Fundort nicht authentisch ist.
**) Gidley, J. W. : Descriptions of two new species of Pleistocene Buminants of
the genera Ovibos and Boötherium usw. Proceedings U. S. Nat. Museum 1908. B. 34. S. 881 .
80
Ostseite der Strafse Leubnitz -Lockwitz gelegene Ziegelei von Pahlisch,
nördlich des Weges Torna-Reick.
Die hier erschlossenen Diluvialschichten zeigen folgendes Profil*) nach
den Aufnahmen der geologischen Landesanstalt:
Z*u oberst
dal — Tallehm: ein roter bis rotbrauner feinsandiger Lehm ohne
deutliche Schichtung.
Es folgt eine dünne, durch kohlige Substanzen tiefdunkel gefärbte
Lehmschicht, die den Tallehm trennt von
d4, dem ungeschichteten, lichten Gehängelehm; dieser wird unter-
lagert von
d4s, einem gelben, horizontal geschichteten Löfssand, dem „Seif“.
Das Liegende wird in der Grube von jungdiluvialen Lockwitz-
schottern gebildet, die ausschliefslich einheimisches Gesteins-
material führen.
In dieser Schicht wurde der Schädel gefunden.
Leider bestehen über die aus der Ziegelei von Pahlisch sowie den
benachbarten Gruben stammenden Aufsammlungen früheren Datums weder
Fundprotokolle noch nähere Angaben über die jeweiligen Fundschichten.
Immerhin läfst sich aber aus den Berichten von H. B. Geinitz**), Wegener***)
und den Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte des Königreiches
Sachsen, Sektion Dresden, mit Sicherheit feststellen, dafs die dort er-
wähnten Funde mit dem Ovibos nicht das Lager teilten, sondern aus
dem „Löfs oder löfsartigen Lehm“, d. h. aus den im Profil unter d4 oder
d4s bezeichneten Schichten stammten. Es kommen also die von H. B. Geinitz
aus Prohlis zitierten Arten Elephas primigenius , Rhinozeros tichorhinus,
Equus caballus , Cervus tarandus und Bison priscus als Begleitfauna
unseres Moschusochsen in vorliegenden Fall einstweilen nicht in Frage.
Dagegen erhielt ich im Juli d. J. von dem Bruchmeister der Ziegelei einen
stark abgerollten, wurzellosen oberen pm3 von Rhinozeros (Coelodonta)
antiquitatis Blum., der nach Aussage des Finders ebenfalls aus den Lock-
witzschottern stammt; gröfsere und kleinere einheimische Gerolle in den
Höhlungen des Zahnes, vor allem aber die vollkommene Übereinstimmung
im Erhaltungszustand schliefsen jeden Zweifel an dieser Angabe aus.
Es dürfen also Ovibos und Rhinozeros als aus den gleichen Schichten
stammend angenommen werden.
Erhaltungszustand.
Der "Erhaltungszustand läfst es ausgeschlossen erscheinen, dafs das
Stück an seinem Fundort in situ eingebettet wurde. Abgesehen davon, dafs
keinerlei zugehörige weitere Skelettelemente in dem Aufschlufs entdeckt
werden konnten, zeigt der Schädel typische Korrosionserscheinungen, die
auf einen mehr oder weniger weiten Transport hinweisen: alle am Schädel*
stärker vorspringenden Teile, wie die Hornzapfen, die Griffelbeine, die
*) Erläuterungen zur geolog. Spezialkarte d. Königr. Sachsen, Sektion Dresden,
S. 62 u. f., Profiltafel Fig. 5.
**) Geinitz, H. B.: Isis-Dresden, Sitzungsber. 1883, S. 84, und Abhandl. 1883, S. 99.
***) Wegener, J. F. W.: Ebenda, Sitzungsber. 1877, S. 17, 18.
*
81
Orbitalröhren, ebenso die Flügelbeine sind abgebrochen und tragen Ab-
rollungsmerkmale an ihren Basalstümpfen, die sich schon durch hellere
Färbung von den mit einem dunkelbraunen, patinaartigen Überzug ver-
sehenen unverletzten Knochenflächen abheben. Die gleichen Verhältnisse
kehren bei dem vorher erwähnten Rhinozeroszahn wieder.
Die Partien distal der Frontalien fehlen vollständig, also auch die
wegen etwaiger Tränengruben systematisch wichtigen Lakrimalien, so dafs
nur die kranialen, die Gehirnkapsel bildenden Knochenelemente erhalten
sind. Die Schädelnähte sind zumeist noch nicht verwachsen; ein Teil
derselben ist offenbar durch spätere Sprengung künstlich erweitert, was
sich schon daraus erhellt, dafs einige klaffende Sprünge annähernd dem
Verlauf der bereits obliterierten Suturen folgen. Das ausgebrochene Basi-
sphenoid gestattet einen bequemen Einblick in die Gehirnhöhle, in der an
der oberen Occipitalregion eine tiefe querlaufende Rinne auffällt.
Bemerkt sei hier noch, dafs der Schädel aus Prohlis keinerlei Spuren
palaeolithischer Bearbeitung aufweist, wrie sie der Fund von Moselweifs
bei Koblenz nach Schaafhausens Beschreibung unzweifelhaft zeigt.*)
Geschlecht und Alter.
Bei dem stark ausgeprägten Geschlechts- und Altersdimorphismus der
Ovibovinae, .der bei fossilen Formen zur Aufstellung von besonderen Arten
Veranlassung geben könnte, ist es für jeden neuen Fund von Wichtigkeit,
das Geschlecht und möglichst auch das Alter des Individuums, soweit
dies geht, festzustellen. Die durch die Ansatzflächen der Nackenmusku-
latur stark modellierte Occipitalregion, die schmäle mediane Rinne zwischen
den Hornbasen, die mit 6,5 mm noch in die von Gottsche**) aufgestellte
cT Variationsbreite fällt, das starke Übergreifen der Hornbasen auf die
Parietalien, endlich die wesentlich gröfsere Ausdehnung der Hornbasen in
sagittaler «,1s in transversaler Richtung, — das alles sind Markmale, die
unzweideutig auf ein männliches Individuum hinweisen. Da sämtliche
bisher in Deutschland gefundene Schädelreste von Ovibos möschatus, viel-
leicht mit nur einer Ausnahme, männlichen Tieren zugerechnet werden
müssen, wird die merkwürdige Erscheinung dieses auffallenden Geschlechts-
verhältnisses der Funde durch den Prohliser Moschusochsen noch ver-
schärft.
Bei Altersangaben kann es sich für uns natürlich nur um die Frage
handeln, ob hier ein jugendliches, ein ausgewachsenes oder ein excessiv
altes Tier vorliegt; um so mehr als weder Gröfse und Gestalt der Horn-
zapfen noch Grad der Abkauung der Zähne, sondern lediglich die Art der
Obliteration der Schädelnähte Anhaltspunkte hierfür liefern können. Ver-
gleiche mit einem vollkommen ausgewachsenen, starken Bullen aus Grön-
land, im Besitz des Dresdener Zoologischen Museums, ergeben, dafs nach
seinen Ausmafsen der Schädel von Prohlis zwar einem ausgewachsenen Tiere
angehörte, das indessen, wie die noch deutlich verfolgbare Naht zwischen
den Frontalien zeigt, kein besonders hohes Alter erreicht haben kann.
*) Schaafhausen, H.: Korresp. Blatt d. deutsch. Ges. f. Anthropologie usw. 1879,
S. 125.
**) Gottsche, C.: Notiz über einen neuen Fund von Ovibos. Verhandl. d. Vereins
f. naturw. Unterhalt, z. Hamburg 1877, Bd. 4, S. 235.
82
Bevor wir unter Zugrun Jeleguug der letzten Untersuchungen von W. Stau-
dinger*) und vor allem von R. Kowarzik**) auf die spezielle Zugehörig-
keit des Prohliser Fundes eingehen, seien zunächst dessen wichtigsten
Mafse angegeben, wobei auf eine Vergleichung derselben mit denen älterer
Funde wegen deren meist wenig genauen Mefsmethoden um so eher ver-
zichtet werden konnte, als dies in einer demnächst erscheinenden Mono-
graphie des Moschusochsen auf Grund exakter Nachmessungen von Herrn
R. Kowarzik erfolgen dürfte.
Mafse am Hinterhaupt:
Gröfste Hinterhauptshöhe (gemessen vom tiefsten Punkt der Kon-
dylen zur Ebene des Schädeldaches) 140 mm
Abstand vom Opistion zur Ebene des Schädeldaches 109 „
Abstand vom Opistion zum höchsten Punkt der Lamboidnaht . 91
Gröfste Breite des Hinterhauptes (einschliefslich der Mastoideen,
im unteren Drittel der Hinterhauptshöhe gemessen) . . ca. 165
Kleinste Breite des Hinterhauptes (in Höhe der Lamboidnaht
gemessen) ca. 125
Höhe des Foramen magnum 30
Breite des Foramen magnum 38
Mafse am Schädeldach:
Länge der Hornbasen
Kleinste Breite der Medianrinne am Hornbasenrand
Höhe der Hornbasen über der Fronto-Parietalebene
Umfang der Hornzapfen an der Basis
Stirnbreite hinter den Orbitaltuben
Mafee an der Schädelbasis:
Breite des Basioccipitale an der Einschnürung hinter den proxi
malen Knorren . . . •
Breite desselben über den proximalen Knorren
Breite desselben über den distalen Knorren
Vergleich mit anderen Funden.
Die unter den Gattungsnamen Bootherium, Symbos, Scaphoceras und
Liops bisher beschriebenen Ovibovinen aus dem Pleistocän von Nord-
amerika***) können mangels jeglicher Analogie mit dem vorliegenden Stück
unberücksichtigt bleiben.
Unter den weiteren Funden sind es drei ausgewachsene männliche
Schädel, je einer von Trimingham (Norfolk f), von Frankenhausen (Thü-
*) Staudinger ,W. : Praeovibos priscus usw. Centralblatt f. Mineralogie 1908, S. 481.
**) Kowarzik, R. : I. Der Moschusochs u. seine Rassen. Zoolog. Anzeiger 1908,
Bd. 33, S. 816. — II. Der Moschusochs im Diluvium Europas u. Asiens. Zoolog. Anzeiger
1908, Bd. 33, S. 857. — III. Der Moschusochs im Diluvium von Europa und Asien.
Verhandl. d. naturf. Vereins in Brünn 1908, Bd. 47, S. 44.
***) Yergl. die Literaturorte bei Staudinger und bei Gidley 1. c.
f) Dawkins, W. B.: Quartely Journal 1883, Bd. 34, S. 575.
57 „
66 „
■56 „
• • 141 „
• * b,5 55
ca. 18 „
ca. 4C0 „
. . 145 „
83
ringen*) und Bielscliowitz (Schlesien**), die eine Sonderstellung den
übrigen Formen gegenüber einnehmen und für die Staudinger die neue
Gattung und Art Praeovibos priscus*) aufgestellt hat, während Ko-
warzik für sie aus phylogenetischen Gründen den alten Rütimeyerschen
Namen Ovibos fossilis (Rütimeyer) emend. Kowarzik angewendet wissen
will***).
Charakteristische Merkmale für diese Gruppe sind ungemein lange
Orbitaltuben mit beulenförmig verdickten Rändern, hoch aufgewölbte Horn-
zapfen mit kurzen Basen, die auch bei ausgewachsenen männlichen Tieren
eine sehr breite Medianrinne freilassen. Mit den erstgenannten Merkmalen
gestattet der Erhaltungszustand des Prohliser Fundes keinen Vergleich,
während er, wie wir weiter unten sehen werden, bezüglich der Hornbasen
Abweichungen zeigt, die eine Zugehörigkeit zu Ovibos fossilis Kowarz. nicht
in Frage kommen lassen.
Es bleiben somit nur die die Mehrzahl aller bisherigen Ovibovinen-
Funde bildenden, unter mancherlei Synonymiken gehenden Formen, die
Staudinger in der oben angeführten Arbeit als Ovibos moschatus Zimmer-
mann s. 1. zusammenfafst.
In zwei vorläufigen Mitteilungen zu einer demnächst erscheinenden
Monographie des Moschusochsen gibt R. Kowarzik die wesentlichsten Re-
sultate seiner Untersuchungen, die diesen schon biologisch so bemerkens-
werten Wiederkäuer auch systematisch und stammesgeschichtlich ungemein
interessant erscheinen lassen.
Kowarzik zeigt nämlich, dafs die bisher aufgestellten lebenden Arten,
denen er noch zwei neue beigesellt, sich in zwei Hauptgruppen teilen
lassen: eine Ost- und eine Westgruppe, die sich durch systematisch tief-
greifende Unterschiede schroff gegenüberstehen. Die geographische Grenz-
linie zwischen beiden bildet die Wasserscheide des Atlantischen Ozeans
und des nördlichen Eismeeres.
Für den Prohliser Fund sowie für alle oben erwähnten Formen
im allgemeinen kommt dabei ausschliefslich die Westgruppe mit deren
einzigem Vertreter Ovibos moschatus mackenzianus Kowarzik in Betracht.
Kowarzik sieht nämlich in dieser heute noch im Gebiet des Mackenzie
River lebenden Art den im Laufe des Postglacials und Alluviums aus
Europa nach Asien zurück- und über die Beringstrafse nach dem Nord-
westen von Nordamerika eingewanderten Moschusochsen unserer Diluvial-
ablagerungen, den erst die erwähnte Wasserscheide an weiterem Vor-
dringen verhinderte.
Sehen wir hier von den somatischen Unterschieden ab, so sind es
folgende osteologische Merkmale, die die Wesjgruppe charakterisieren:
1. annähernd quadratischer Umrifs des Basioccipitale; 2. niedere aber
•lange Hornbasen, die um so länger sind, je näher die Formen zeitlich an
den rezenten Ovibos moschatus mackenzianus reichen; 3T stark an den
Schädel angeprefste Hornzapfen und Scheiden; 4. deutliche Tränengruben;
5. schwache Krümmung der Zahnreihen; 6. grofser Abstand zwischen der
Fossa sphaenomaxillaris und dem hintersten Molar.
*) Staudinger, W.: 1. c.
**) Michael, R.: Zeitschrift d. deutsch, geolog. Gesellsch. 1902, Bd. 54, Verh. S. 12.
***) Kowarzik, R.: II. u. III. 1. c.
84
Die unter 3 — 6 angeführten Merkmale entziehen sich bei dem Prohliser
Schädel der vergleichenden Kontrolle. Bei dem Basioccipitale ergeben
schon die angeführten Mafse über den
vorderen und hinteren Knorren, dafs die
Verjüngung nach vorn verhältnismäfsig ge-
ring ist, woraus für dieses Element eine
annähernd quadratische Form resultiert
(s. nebenstehende Abbildung). Bei einem
Vergleich mit einem rezenten Schädel der
Ostgruppe, bei dem die entsprechenden
Mafse 67 bez. 49 mm betragen, tritt der
Unterschied noch deutlicher hervor; aufser-
dem fehlen hier die Einschnürungen am
Basioccipitale hinter den proximalen Knor-
ren vollkommen.
Die Hornbasenlänge am Schädel von
Prohlis steht mit 141 mm allerdings weit
hinter dem extremsten, von Kowarzik an
einem rezenten Schädel genommenen Mafs
von 235 mm zurück. Diese weite Differenz
wird indessen durch dreiundzwanzig Fossil-
funde bis zu einer Basenlänge von 157 mm
herab lückenlos ausgefüllt. Die nächst
V2 natürliche Grölse kleinere bisher festgestellte Basenlänge
zeigt der Fund von Trimingham, also be-
reits eine Form von Ovibos fossilis Kowarz. ( Praeovibos priscus Staud.),
so dafs wenigstens bezüglich dieses Merkmales die Zugehörigkeit des Proh-
liser Fundes zu der genannten geologisch älteren Ovibovinen-Form in Frage
zu kommen scheint.
Dabei ist indessen zu berücksichtigen, dafs bei dem Prohliser Schädel,
wenn er auch einem erwachsenen Tier zuzuschreiben ist, das Wachstum
der Hörner keineswegs abgeschlossen war; aufserdem greifen schon jetzt
die Hornbasen so vollkommen über die Parietalien, dafs die Hornbasen un-
mittelbar über dem Hinterhaupt beginnen und auf der Frontopartialebene
nur eine schmale mediane Rinne freilassen. Bei 0. fossilis Kowarz. liegen
die Verhältnisse anders: hier wird die hintere Parietalregion von den
Hornbasen nicht überwuchert und diese selbst stehen auf dem Schädeldach
in weitem Abstand voneinander.
* Immerhin ist es bemerkenswert, dafs unser Fund von 0. m. macken-
zianus in der Variationsbreite der Hornbasenlänge, diesem entwicklungs-
geschichtlich wichtigen«? Merkmal, das bisherige Minimum darstellt und
sich hierin dem Ovibos fossilis Kowarz. nähert, wenn er auch nach seinen
sonstigen Befanden zweifellos mit Ovibos moschatus mackenzianns Kowarz.
zu identifizieren ist, dem übrigens auch Gidleys*) Ovibos yukonensis synonym
gesetzt werden mufs.
Der vorstehende Befund läfst sich in folgender Übersicht zusammen-
fassen:
Der in der Ziegelei Pahlisch in Prohlis bei Dresden in
jungdiluvialen Lockwitzschottern zusammen mit Rhinozeros
f) Gidley, J. W.: 1. c.
85
antiquitatis Blum, gefundene kraniale Schädelteil eines
Moschusochsen befand sich auf sekundärem Lager. Er
stammt von einem zwar ausgewachsenen, aber nicht sehr
alten männlichen Tier, das zu Ovibos moschatus macken -
zianus Kowarzik ( Ovibos moschatus Zimmermann s. 1.) gehört.
<#
Zum Schlufs möchte ich noch Herrn Prof. Dr. Jacobi für freundliche
Überlassung rezenten Vergleichsmaterials und zoologischer Literatur auch
an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aussprechen, ebenso Herrn
Hofrat Prof. 'Dr. Deichmüller für die sorgfältige Ausführung der Photo-
graphien.
Tafelerklärung.
Ovibos moschatus mackenzianus Kowarzik aus den jungdiluvialen
Lockwitzschottern von Prohlis bei Dresden.
| 1/2 natürlicher Gröfse.
Fig. 1 Stirnansicht.
„ 2 Hinterhauptsansicht.
IX. Die botanischen Ergebnisse
eines dreitägigen Sammelausfluges in die Umgebung
der Franz-Schlüterhiitte (D.-Oe. A.-V.)
Von Prof. Dr. A. Naumann
Villnös, eine Haltestelle der Brennerbalm zwischen Brixen und Klausen
in 600 in Höhe, war der Ausgangspunkt dieser kurzen Sammelreise.
Unser Isismitglied Joseph Ostermaier, der Hüttenwart, war mir ein lieber
sammeleifriger und pflanzenkundiger Begleiter.
Von der Haltestelle aus beginnt eine gute Fahrstrafse in das liebliche
Villnöstal. Dasselbe führt ostwärts hinein in die grofsartige Zinnenwelt
der Südtiroler Dolomiten. Es endigt zwischen dem Felsgewirr der wild-
zerklüfteten Geifslerspitzen und dem kuppenförmigen Massiv des Peitler-
kofels (2877 m), dem „am weitesten nach Norden vorgeschobenen“ Gipfel
der Südtiroler Kalkalpen.
Hier liegt inmitten blumenreicher, grüner Matten, umringt von er-
habenen zackenreichen Berghäuptern, stillfriedlich die Franz-Schlüterhiitte
bei 2300 m Höhe. Unterhalb des Kreuzkofeljoches in windgeschützter,
aussichtsreicher Lage, bietet sie ein behagliches, praktisches und mit
schlichter Gediegenheit ausgestattetes Unterkommen und eine gute Ver-
pflegung durch den Hüttenwirt Seraphim Santer.
An dem Anfahrtstage, dem 18. August, wollten wir als erste Zwischen-
station das inmitten des Tales freundlich gelegene St. Peter-Villnös er-
reichen. Hierzu genügen, selbst wenn man, wie ich, eifrige Notizen macht,
etwa 3 Stunden.
Dabei wandert man den Villnösbach aufwärts, durch ein anfangs tief
eingeschnittenes, später sich erweiterndes Tal und steigt bis zu etwa
1200 m empor.
Wir begegnen einer reizenden, mit südlichen Elementen durchsetzten
Felsflora, welche je nach demJrockn eren oder feuchteren Substrat aufser-
ordentlich abwechselunfsr^ich *änmutet.
Ich gebe hier einfach meine Wandernotizen wieder, welche wohl un-
mittelbarer wirken als eine formationsmäfsige Anordnung. Die Grauerle
begleitet den Bach, die trockneren Hänge starren von Prunus spinosa,
und in dem von Gebüsch durchsetzten lockeren Mengwald fallen als süd-
liche Formen auf: die Hopfenbuche ( Ostrya carpinifolia ), die Mannaesche
(. Fraxinus Ornus ), die Weichsel ( Prunus Mahaleb), die mit roten Frucht-
trauben behangenen Berberitzen und der Blasenstrauch (Colutea arborescens),
vielfach umsponnen von Clematis Vitalba. Die Felsflora ist entzückend:
Melica ciliata , Anthericum remosum , Allium' fallax, Diantlius Silvester ,
87
Ästragalus Onobrychis , Sedum rupestre , Saxifraga Aizoon , Laserpitium
prutenicum , Erica carnea , Calamintha officinalis und alpina , Teucrium
montanum , ödster alpinus und Amellus , Carlina vulgaris , Hieracium stati-
cifolium; an feuchten und schattigen Stellen: Moehringia muscosa, Epi-
lobium JDodonaei , Circaea alpina, Veronica urticifolia , Selaginella Helvetica.
Bei etwa 800 m erblickt man die Raschütz-Alp, die Scheidemauer
zwischen Villnös- und Grödner Tal. Hier sind nach Mitteilung meines
Begleiters die Wiesen im Frühjahr übersät mit Crocus albifiorus und
die Felsen geschmückt mit blühender Pulsatilla montana, von welcher
jetzt nur noch die Blattrosette erkennbar ist.
Dafür zeigten sich an den Kalkfelsen die Blüten von : Potentilla
rupestris, Ononis natrix , Vicia tenuifolia, Sedum album und dasyphyllum,
Sempervivum tectorum , Vincetoxicum officinale , Thymus- Polster, Veronica
spicata , Digitalis ambigua , Lactuca perennis, Allium oleraceum\ es wehen
die Federgrannen von Stipa pennata und in den Felsritzen wuchern As-
plenium trichomanes, septentrionale und Puta muraria.
Vor Pardell (etwa 900 m) tritt schattigkühler, feuchtmoosiger Nadel-
wald heran -mit Lathyrus Silvester, Vicia silvatica, Pirola secunda und
Parnassia palustris, daneben blüht in Moospolstern Silene quadrifda',
und zierliche Farne ( Polypodiun vulgare, Phegopteris Dryopteris, Cysto-
pteris fragtlis) bilden eine angenehme Wald- und Felszierde.
Die wenigen Häuser von Pardell sind an allen Fenstern wunderbar
geschmückt mit Hängenelken, Epheupelargonien und Petunien. Es ist ein
farbenfreudiges Bild, welches auf ein heiteres, sinniges Gemüt der Bewohner
schliefsen läfst.
Im Hintergründe gegen Osten grüfst der weifsgebänderte Rueffenberg
herüber und läfst die Gebirgsschönheit ahnen, der wir entgegenwandern.
Im Gebüsch rankt, zum ersten Male auf unserem Wege, die Alpenrebe
{Atragene alpina) mit grofsen blauglockigen Blüten, und reiches Blätterwerk
deutet auf die im Frühjahr erblühenden Hepatica, Corydalis digitata und
Pulmonaria mollis. Auf der Wiese zeigen sich vereinzelte Trupps von
Cirsium Erisithales.
Auf den Höhen erscheinen frischgrüne Lärcheninseln im dunklen
Fichtenwald und ein freundliches Kirchlein zeigt uns das Ziel des heutigen
Tages, das einfach gemütliche St. Peter. Das gastliche Kabiswirtshaus
nimmt uns auf und läfst uns einen stillfriedlichen Abend geniefsen. Nach
einem starken Gewitter sturm* über Nacht blaut ein herrlicher Morgen
und wir wandern frohgemut hinein in den reizvollen Voralpenwald, auf.» •*
Schritt und Tritt begrüfst von einem neuen lieblichen Kind der Alpenflora.
Wuchskräftige Fichten, durchsetzt von Lärchen, nehmen uns auf und
zeigen uns auf moosigem Grunde: Pinguicula alpina , Silene quadrifida,
Tofieldia calyculata, Epipactis latifolium; hie und da blüht ein Horst von
Melandryum rubrum oder eine einsame Campanula barbatal Am Forsthaus
ragt der letzte Bergahorn empor, ein stattlicher Veteran. Bald erscheint
die Kirche von St. Johann, 1352 m. Hinter dem Ort beginnt ein Stück
Lärchen wald. Sein Boden ist bewachsen von Erica carnea , dazwischen
breiten sich ganze Rasen von Pirola secunda aus. PLomogyne alpina und
Bellidiastrum zeigen sich häufiger, und schon blüht hie und da am Wege,
wenn auch nicht in der Farbenglut der Höhen, ein Alpenrosenstrauch
{Rhododendron hirsutum ), durchrankt von blauglockiger Alpenrebe, ein
88
entzückendes Bild! Vom Villnösbach grüfst eine Hochstaudenvegetation
herauf, die späterhin immer fesselnder wird.
Neben uns zeigen sich immer häufiger Sträucher der Voralpen-Region:
vereinzelte Ainus viridis , eine Rosa alpina mit später Blüte und Lonicera
alpigena mit ihrem dunkelgrünen Laub, dazwischen erblühen Rubus saxatilis ,
Saxifraga rotundifolia , Gentiana asclepiadea und Valeriana saxatilis.
Kleine Trupps von Equisetum variegatum auf kiesigen Feuchtstellen wechseln
mit Majanthenum bifolium und Melampyrum silvaticum. An lichteren
Stellen, welche herabgestürzte Felsblöcke geschaffen haben, leuchten die
roten Köpfe von Scabiosa lucida , an cpielligem Ort die gelbroten Blüten-
polster von Saxifraga aizoides , vom kalkigen Block das Zitronengelb des
zweiblütigen Veilchens (Viola biflora). An sandig -kiesigen Stellen hält
sich der zähe Ubiquist Calluna vulgaris.
Von etwa 1500 m an wird der Wald schütterer; Zungen frischgrüner
Gebirgswiesen greifen tief hinein, und bei etwa 1600 m erscheinen die
ersten Vorposten der Arven, noch nicht in kraftvoller Schönheit, aber
umringt von lieblichen Begleitern: braunblättrige Alpenrose (Rhododendron
ferrugineum) und blaugrüner Zwergwachholder (Juniperus nana), Campa-
mUa Scheuchzeri und Phyteuma orbiculare , Polygonum viviparum und
Potentilla aurea.
Nicht weit vom Pfade hat eine Triftwiese ihren bunten Teppich
gewebt*) aus Rumex arifolius , Trollius europaeus , Geranium silvaticum ,
Potentilla aurea , Trifolium medium , Helianthemum alpestre , Gentiana
obtusifolia , Campamäa barbata , Horminum pyrenaicum (Charakterpflanze
der südlichen Kalkalpen!), Crepis aurea , Leontodon hispidus. An torfig-
moosigen Stellen finden sich Molinia- Horste, Arnica montana , Trifolium
badium und Vaccinium uliginosum.
Am Zenonbach, bei . etwa 1700 m, ward Frühstücksrast gehalten.
In der Nähe befanden sich Saliceta aus Salix nigricans Fries, S. Wald-
steiniana W., S. phylicifolia L. und retusa var. major Host nebst vier
noch unklaren Formen.
Längs des Baches ist eine Hochstaudenflur von grofser Reichhaltigkeit
entwickelt, welche sich beim Aufstieg immer mehr in kurzrasige Alpen-,
matten verliert. Thalictrum aquilegifolium , Aconitum Lycoctonum und
Napellus , Aquilegia atrata , Imperatoria Ostruthium , Pimpinella magna
var. rubra , Phyteuma Halleri , Knautia silvatica , Valeriana Tripteris ,
Senecio cordifolius, Solidago alpestris , Adenostyles alpina , Carduus
defloratus , Veratrum album bildeten die wechselnden Haupterscheinungen
dieser Formation^ dazwischen blühten: Ranuculus montanus, Arabis alpina ,
Geum rivale , Saxifraga rotundifolia, Bartsia alpina, Pedicularis verticillata
[nach Ostermaier (1. c.) auch: tuberosa und elongata ], Phyteuma orbiculare.
Nun löst sich der Wald mehr und mehr in kleinere Trupps von
Fichten und Lärchen auf; prächtige Arvengestalten rücken in die felsigeren
Matten und die Blockhalden ein. Kurz vor den Gampenwiesen (1950 m)
begegnen wir noch Sorbus Cliamaemespilus , Lonicera coerulea und Ribes
petraeum.
*) In dem Jahresbericht 1903 des Vereins zum Schutz und zur Pflege der Alpenflora
veröffentlichte mein Begleiter Joseph Ostermaier in Dresden -Blasewitz: „Pflanzen-
vorkommnisse in der Umgebung der Franz - Schlüterhütte im Villnöstal (Südtirol)“.
Darunter finden sich: Lilium Martagon und bulbiferum, sowie Gymnadenia albida und
conopea , die sicher dem geschilderten Wiesenbestand beizufügen sind.
89
Nun haben wir auch die ,, Kampfregion“ des Bauinlebens hinter uns:
vereinzelte wetterzerzauste Arven, weifsgebleichte Arvenleichen, krüppel-
hafte Lärchenreste - — aber kein Krummholzgürtel umschliefst nach oben
den niedergekämpften Hochwald und auch die Alpenrosen -Sträucher
breiten sich nicht in geschlossenen Beständen aus, sondern wachsen ver-
streut zwischen den von den Geifslerspitzen abgestürzten Blöcken.
Die ,, alpine“ Region setzt hier ohne Strauchgürtel ein; herrlich
blumenreiche, echt alpine Matten treten sofort die Herrschaft an und
umrahmen die bei 2300 m erreichte Franz-Schlüterhütte.
Was wir hier innerhalb zweier Tage am Kreuzkofeljoch, Zendleser-
kofel, Sobutsch, Peitlerkofel und am dritten Tage beim Übergang über
die Wasserscharte zur Regensburger Hütte gesammelt haben, sei in
folgendem formationsgemäfs zusammengestellt.
Um diese Zusammenstellung pflanzengeographisch wertvoller zu ge-
stalten, habe ich durch geeignete Zeichen und Abkürzungen folgende
Daten hinzugefügt: • *
1. Die Regionshöhen, in welche die Hauptverbreitung der Art
fällt. Ein ausnahmsweises Hinauf- und Hinabsteigen findet bei vielen
statt, bleibt aber hier unberücksichtigt.
Es bedeutet:
e = Ebene; be = Bergregion; va = Voralpenregion (bis etwa
1 900 m) ;
ua = unteralpine Region (infraalpine Region Drudes), Region der
Alpensträucher (sehr lückenhaft ausgebildet und durch eine
Blockhalden-Eormation ersetzt, bis 2200 m);
ma = mittelalpine Region (Region zusammenhängender Matten,
bis 2500 m);
ua und ma ineinander übergehend!
oa = oberalpine Region (bis 2900, subnivale Region), Region der
Gesteinsfluren: Fels und Schotter, aufserdem Pionierrasen
(Grasbänder) und dauernde Schneeflecke.
Die Nivalregion (Pencks Schnee- und Eisgebirge) gelangt in diesem
Exkursionsgebiet nicht zur Entwickelung. Trotzdem zeigt ein Vorgesetzter
* diejenigen Pflanzen an, welche bis in jene 'Region Vordringen können*),
f = praealpin (im Sinne Drudes).
2. Durch Sperrdruck sind diejenigen Pflanzen hervorgehoben, welche
durch die ganze Alpenkette verbreitet sind.
3. Bei Pflanzen, welche nur auf gewisse Alpengebiete beschränkt
sind, bedeutet:
Ca! Kalk; U! Urgestein.
C = Zentralalpen, W = Westalpen, O = Ostalpen, S = Südalpen,
N = Nordalpen.
Beispiel: Ca! N, S — nördliche und südliche Kalkalpen.
4. Nach dem verdienstvollen Vorgehen von Marie Ch. Jerosch in
„Geschichte und Herkunft der schweizerischen Alpenflora“, Leipzig 1903,
habe ich die geographische Verbreitung der erwähnten Pflanzen berück-
sichtigt und durch folgende Abkürzungen gekennzeichnet.
*) Vergl. Heer, O.: Über die nivale Flora der Schweiz, und Schröter, C.: Das
Pflanzenleben der Alpen, S. 612 u. 613.
90
1. Arten der Ebene.
u = Ubiquisten.
II. Arten, welche in Nord-Asien und Arktis fehlen.
an — alpin-nordeuropäisches (skandinavisches) Element,
mea = mitteleuropäisch-alpines Element (auf Alpen und mittel-
europäischen Hochgebirgen);
a = alpines Element (auf Alpen und benachbarten Mittel-
gebirgen);
mi = Mittelmeer- Element (auf Apennin und Balkan*) inkl.
Transsilvanien).
III. Arten, welche in der Arktis Vorkommen.
aa = arktisch-altaisches Element (also auch im Altai).
ak = arktisches Element (in der Arktis, nicht im Altai).
* 9
IV. Arten im Altai (nicht in der Arktis).
at = altaisches Element (mit Steppenelementen vom niederen
Altai).
Mit den bishergenannten Abkürzungen versehen mögen nun die ge-
sammelten Pflanzen, in Formationen geordnet, folgen:
A. Voralpen-Formationen.
Die Gehölzformationen der voralpinen Region habe ich in dem Ein-
gänge dieser Mitteilungen geschildert.
Es waren die von Engl er in seinem Schriftchen: „Die Pflanzen-
Formationen und die pflanzengeographische Gliederung der Alpenkette“,
1901, charakterisierten Formationen des Voralpen waldes, des Lärchen-
waldes und der Arve. Die Formation des Sevenstrauches (Juniperus
Sabina ) habe ich nicht gesehen, ist aber nach Ostermaiers Mitteilungen (1. c.)
im östlichen Teil des Gebietes im Campiltal vorhanden. Die Formation
der „subalpinen Weiden“ war in den vom Zenonbache durchflossenen
Mulden recht gut entwickelt, erschien mir aber zu wenig ausgedehnt und
zu wenig charaktervoll, um den Begriff einer „Formation“ zu verdienen.
Die voralpine Hochstaudenflur, eine reizvolle Formation, hat von mir
bereits die gebührende Würdigung gefunden (S. 88). Sie tritt besonders längs
der Bachläufe auf und reicht über die Waldgrenze weit in die alpinen
Grasfluren hinein, ärmer an voralpinen, aber reicher an alpinen Elementen
werdend.
Dort, wo der Boden nicht so tiefgründig, trockner und vertorft ist,
treten mattenähnliche Grasfluren auf, die sich zungenartig in den Vor-
alpenwald* erstrecken, nach der Baumgrenze zu einen breiteren Raum
gewinnen und der eigentlichen alpinen Milchkrautweide ähnlich werden.
•*) Ich glaubte dieses Element hier um so eher einfügen zu müssen, als gerade die
Südtiroler Dolomiten nach der Eiszeit eine Wiederbesiedelung von den Illyrischen Alpen
über die Julischen und Karnischen Alpen erfahren haben dürften. Gleichzeitig liegt
eine Besiedelung längs des Südrandes der Alpen vom ligurischen Apennin aus im Ge-
biete der Möglichkeit. Die Nähe des Tauern-Gebietes bringt selbstverständlich in die
Dolomiten auch Pflanzenelemente der Zentralalpen. Dieselben haben sich besonders auf
dem feuchtkühlen Urgestein erhalten, welches auch das Peitlermassiv in Form von
Gneis, Ton- und Glimmerschiefer umgibt (vergl. Zwergstrauch-Formation).
91
Hier lösen sich dann die geschlossen stehenden Lärchen und#Fichten
in einzelne Bauminseln auf, und dazwischen findet sich eine Halde
gröfserer und kleinerer Blöcke, welche auf ihrem Steinrücken einer
sonnigen, xerophytischen Vegetation Platz gewähren, zwischen sich aber
schatten- und feuchtigkeitsliebende Pflanzen, besonders auch die Rhodo-
dendron aufnehmen.
Diese Grenzformation zwischen subalpinem und alpinem Charakter
ersetzt hier den eigentlichen Krummholz- und Alpenrosen -Gürtel.
Dort, wo gewachsener Fels zu Tage tritt, und Steilhänge und Schmal-
bänder vorhanden sind, kommt eine der Englerschen Sesleria- Forma-
tion entsprechende Genossenschaft zur Ausbildung."
In folgendem seien die Pflanzen-Elemente einiger der genannten For.-
mationen aufgeführt.
1. Voralpine Grasfluren.
u
Agrostis vulgaris With.
e-va
aa
Phleum alpinum L.
va-ma
aa
*Poa alpina L.
va-ma
mea
Calamagrostis Halleriana (var .mutica Koch).
be-va
u
Briza media L.
e-ua
u
Carex pallescens L. •
e-va
u
Tofieldia calyculata Wahlenbg.
be-va
u
Orchis latifolia L.
e-va
u
Gymnadenia odoratissima Rieh.
be-ua
u
G. conopea R. Br.
be-ua
an
Thesium alpinum L.
be-ua
a
Silene ( inflata var.) alpina Thom.
be-ua
a
S. nutans var. livida Willd.
be-ua S, 0
auch Dal
aa
Trollius europaeus L.
be-ua
u
Anthyllis vulneraria (var. alpestris Hegetschw.).
be-ua
mea
Trifolium badium Schreb.
va-ua
mea
Polygala alpestris Rchb.
va
at
* Gentiana verna L.*)
ua-va
mea
G. obtusifolia Hoppe
be-va
mea
Betonica Alopecurus L.
be-va C, 0
mea
Campanula pusilla Hnke.
ua
aa
C. Scheuchzeri Vill.
ua-ma
u
Pliyteuma orbiculare L.
ua-ma
mea
Pli . Halleri All.
va-ua
ak
Galium silvestre var. austriacum Jacq.
be-va 0
a
Bellidiastrum Michelii Cass.**)
be-ua
u
Leucanthemum vulgare (v. heterophyllum Willd,). be-va
cl .
Centaurea jacea var. nigrescens Willd.
be-va Ca! S
Crepis parviflora Schleich.
be C, 0
u
Leontodon hispidus L.
e-ma
u
Achillea millef olium (var. s. alpestris Koch).’
e-va
mea
Homogyne alpina Cass.
va
*) Nach Schröter aber auch Skandinavien und Nordasien
**) An felsigeren Stellen.
92
mea JPieracium v illos um L. (var. calvifolium).
mea *H. alpinum L.
mea H. staticifolium Vill.
u Botrychium Lunaria L.
u Aspidium Lonchitis Sw.
va-ma
ua-va
va ligur.
Apennin
va
va
Feuchte, quellige Stellen (Übergang zur Hochstauden- Flur),
a Car ex claviformis Hoppe ( glauca nahestehend), va 0
an C. Davalliana Smith e-va
aa C. capillaris L. * va-ma
ak Juncus adpinus Vill. be-va
aa Thalidrum alpinum L. va-ma W, 0
aa Epilobium alsinefolium Vill. be-ma
u Chaerophyllum hirsutum L. be-va
aa Primula farinosah. be-va
aa Bartschia alpina L. va
mea Senecio cordifolius Gouan = S. alpinus Scop. be-va
Von Ostermaier (1. c.) sind aufgefunden und gehören wohl hierher:
mea
*Agrostis alpina Scop.
va-ma
an
Alchemilla alpina L.
va
mea
Crepis incarnata Wulf.
va
aa
Erigeron alpinus L.
va
mea
Gentiana utriculosa L.
va
aa
Polygonun viviparum L.
va-ma
mea
Willemetia stipitata Jacq.
va-ua C, 0
2. Voralpine Geröll- und Blockhalde.
Vergl. S. 91.
1) fj. und
aa * Juniperus nana W.
mea Rhododendron hirsutum L.
mea Rh. ferrugineum L.
aa Ar cto staphylo s alpina Spr.
aa A. uva ursi Spr.
u *Yaccinium uliginosum L.
a Daphne striata Tratt.
mi f Polygala Chamaebuxus L.
rni f Globularia cordifolia L.
mea Rosa alpina L.
(mea) Sorbus aucuparia var. alpestris
aa * Salix reticulata L.
mi f Erica carnea L.*)
2) %:
aa Car ex nigra All.
mea Atragene alpina L.
va-ua
va-ua C, 0
va-ua C
va-ua
be-ua
e-oa
va-ua W, 0
be-ua Balk.-
Apenn.
be-ua Balk.-
ligur. Ap.
be-ua
be-va
ua-oa
va
ua
va-ua disjunkt
*) Nach Jeroscli mea; nach Christ wahrscheinlich „afrikanischen“ Ursprungs.
93
an Draba aizoides L,
mea \Biscutella laevigata L.
mi f Kerner a saxatilis Rchb.
mi f Erysimum Cheiranthus Pers.
ak * * Saxifraga Aizoon var. brevifolia Sternb.
mea S. atropurpurea Sternb.
u Antennaria dioica L.
ak Woodsia glabella Hitcb.*)
mea Cystopteris alpina Wulf,
u Asplenium viride Huds.
An feuchten, schattigen Stellen:
mea *Cardamine resedifolia L.
ak Selaginella spinulosa A. Br.
ak Saxifraga atrorubeus Bertol.
va-ea
va-ua Mittel-
meergeb,
va-ua Balkan,
Ital.
va S, 0
ua-oa
va 0
be-ma
va-ua 0
va-ua
be
va-oa
va
va? 0
Von Ostermaier (1. c.) angegeben und wohl hierher gehörig:
mea Arabis pumila Jacq.
mi Saponaria ocimoides L.
mea *Sempervivum montanum L.
va-ua
ua
va-oa
Anhang: 2a. Voralpine Steilwände
Diese interessante Genossenschaft
spätere Blaugras -Formation ergänzen,
mi -\Silene Saxifraga L.
mi f Potentilla caulescens L.
mi?f Rhamnus pumila L.**)
mi Calamintha alpina Lam.
mi fTeucrium montanum L.
an Euphrasia salisburgensis Funk,
a Phyteuma comosum L.***)
mea Artemisia nitida Bertol.
mea Senecio abrotanifolius L.
im Langental bei Wolkenstein,
soll die vorhergehende und die
he Ca! S
Balkan,
Apennin
be-vaCa! N, S
Balk.Jt.,
NAfr.
be-vaCa! N, S
Apenn.
be-vaN-Afr.
Or.
be-va Balkan
va Ca! N, S
be Ca! S
va Ca! S
va-maC, 0 >
3. Voralpine Hochstaudenflur (zu S. 88).
mea Ranuncu lus montanus Willd. * be-maBalk.,
Kauk.
*) In den Dolomiten isoliert! Sonstige Verbreitung: Spitzbergen, subarkt. Europa,
Perm, Nordasien, kaltes Nordamerika.
**) Nach Christ: „Pflanzenleben der Schweiz“ ist diese Pflanze ein endemisch-alpines,
weit nach Westen und Süden ausstrahlendes Element. Sie steigt nach Schröter (S. 203)
hoch in die Alpenregion.
***) Von Ostermaier (1. c.) angegeben am Rueffenberg- Caserill.
94
u
Aconitum Napellus (var. Tauricum ) L.
be-ma
mea
Geum montanum L.
va-ma Balk.
u
Geranium silv aticum L.
be-va
aa
Fedicularis verticillata L.
va-oa Balk.,
Kauk.
mea
Gentiana punctata L.
va-ua 0, Balk.
a
Cirsium spinosissimum Scop.
va-ma
u
Arnica montana L.
be-va
u
Crepis paludosa Much.
be-va
4. Voralpine bis alpine Blaugras- Halde (Sesleria- Formation).
an -\8esleria coerulea L.
mi *Festuca violacea Gaudin.
aa Carex ferruginea Scop.
aa Hedy sarum obscurum L.
u jHippocrepis comosa L.
aa Astragalus alpinus L.
mi Onobrychis montana DC.
mi f Leontodon incanus Schrk.
aa Aster alpinus L.
be-oaCa! N, S
va-oa Balk.,
Ital.,
Kl. -Asien
va-ma
ua-ma
be-ma
va-ma Südost-
Europ.
be-ma
va Cal N, S
va-ma
B. Alpine Formationen.
Schon ein Blick auf die baumlose alpine Region der Dolomiten läfst
erkennen, welche Formationen hier zu erwarten sind.
Überall grüne Matten, die sich an den Felszinnen hoch emporziehen.
Dazwischen breite Schuttströme, mit Pionierrasen und Kräuterinseln besetzt.
Hie und da deutet ein Braungrün in flachen Mulden auf artenarme Grün-
moore, aus denen eine trübe Lache emporblinkt. An den im Schatten
gelegenen, spät auftauenden Nordhängen flacher Sättel verrät ein braun-
stichiges Dunkelgrün die Zwergstrauchformation. Und über dem allen ragen,
in der Beleuchtung zauberhaft wechselnd, die nackten Felsen, nur spärlich
von vegetationsgrünen Simsen unterbrochen.
5. Alpine Grasmatte.
Dieselbe deckt sich zum Teil mit Englers Milchkrautweide und herrscht
in der unteren und mittelalpinen Region.
aa
Poa alpina L. (ß frigida)
be-ua
aa
Festuca rubra L.
e-ma
aa
Carex atrata L.
ua
an
Nigritella nigra Rchb.
ua (
N. nigra var. flava*)
mea
Anemone baldensis L.
ua-ma
mea
Geum montanum L.
ua
*) Von mir nur ein einziges prachtvoll hellgelbes Exemplar aufgefunden. Dieser
Fund deckt sich wohl mit der oberhalb Sitten, ferner bei Göschenen, Zermatt, Avers
beobachteten var. flava Jaccard.
95
mi
Trifolium noricum Wulf.
ua-oa Ca! S, 0
Südöstl.
Europa
mea
Athamanta cretensis L.
ma
a
*Gentiana nivalis L.
ua-oa
a (mi?)
G.%a caujlis L.
ua CalKarp.
Balk., App.
a (mi?)
G. CXusii Perr. Song.
ua Schiefer!
Karp., Balk.
a (mi?)
Primula longiflora L. ■
ua-ma disjunkt
W, 0
Karp., Balk.
mea
Pedicularis rostrata L. = Jacquini Koch.
ua 0!
mea
P. rosea Wulf.
ua-ma disi unkt
W, 0
a
Euphrasia picta Wimmer
ua
£L
Phinanthus aristatus Celak.
= angustifolius Gmel.
ua U!
aa
*Veronica alpina L.
ua-oa
aa
V. fructicans Jacq.
ua-oa
mea
Horminum pyrenaicum L.
be-va disjunkt
C, 0
mea
Scabiosa lucida Vill.
ua-ma
aa
Saussurea alpina DC.
ua-oa
aa
Erigeron neglectus Kern.
ua-ma
mi
Achillea Clavennae L.
ua Ca! N, S
Balk.
mea
Crepis aurea Cass.
ua
mi
Scorzonera aristata Ramb.
va-maO,Balk.,
Ital.
a
Hypochoeris uniflora Vill.
va-ma
mea
Hieracium villosum L.
va-oa
mea
H. glaciale Lachen.
ua-ma 0
Hierher auch die von Ostermaier angegebenen:
mea
Hieracium Schraderi Schleich.
ma
und
0, Tirol
Tauern
a
II. Hoppeanum Schult.
ma
C,0
mea
Pedicularis tuberosa L.
ua
mea
P. recutita L.
P. erubescens Kern. (= rostrata x tuberosa).
ua
mea
Ranunculus Thora L.
ua
C, 0
a
R. Phtora Crtz.
ua
0
6. Alpine Lachen und Moore.
Diese Formation tritt in dem höheren Teil der Kalkalpen sehr zurück
und findet sich nahe der Franz-Schlüterhütte besonders in muldenförmigen
Vertiefungen an den Osthängen des Peitlerkofels.
Nach Eriophorum Scheuchten und Trichophorum alpinum wurde ver-
geblich gesucht, während letzteres auf der benachbarten Seiser-Alp häufig ist.
*
96
aa
Carex capillaris L.
va-oa
u
C. Oederi Ehrh.
va-ua
ak
Scirpus caespitosus L.
be-ma
aa
Junens triglumis L.
ua-oa
ak
Kobresia caricina W.
ua-ma
7. Zwergstrauch -Formation
(Englers Formation der Zwergazalea und Mutternwiese).
Sie ist besonders entwickelt auf einer Urgesteinschicht (Tonschiefer)
in der Nähe des Kreuzkofeljoches (2400 m). Ein feuchter, kalter Unter-
grund , einesteils durch die wasserhaltenden Schieferfugen, anderenteils
durch späte Schneeschmelze, läfst eine reiche Humusschicht aus Horst-
und Polsterbildnern zu.
Die Feuchtigkeit findet Ableitung in eine flache Mulde, die sich gegen
die Hütte hinzieht und gibt dort Gelegenheit zur Entwickelung einer
alpinen Schneetälchen- und Hochstaudenflur.
1. Holzgewächse:
aa Loiseleuria procumbens Desv. ma
aa Dryas octopetala L. ma
at * Salix retnsa L. ma
aa *S. herbacea L. ua-oa
aa *S. reticulata L. ua-oa
mea Veronica fruticulosa L. ua
2. Grasartige:
at *Avena versicolor Vill. ma
mea *Sesleria disticha Pers. ma C
aa *Juncus trifidus L. ma
mea *J. Jacquinii L. oa
aa *Luzula spadicea DC. ma
aa L. spicata DC. ma
3. Kräuter:
ak *Pot entilla aurea L. ua
mea Anemone alpina var. sulfurea L. va-ua
a Alsine Ger ar di Wahlbg. (alpine Form der vernd) ua Ca! N, S
ak Arenaria ciliata L. ma Ca!
mea Ligusticum Mutellina (L.) Crtz. ua
mea ’* Primula minima L. ua-oa 0
mea * Phyteuma hemisphaerium L. ma
ak *Gnaphalium carpaticum Wahlbg. ma-oa
an Campanula barbata L. va-ma
aa *0. Scheuchzeri Vill. ma
mea *Veronica bellidioides L, ua-oa
ma * Senecio incanus L. oa
a Achillea oxyloba F. Schult. ma 0
Hierher wohl auch die von Ostermaier (1. c.) angegebenen, auf Ur-
gestein (U!) vorkommenden:
97
ak
Gnaphalium norvegicum Gunn.
va-ua
a
* Phyteuma humile Schleich.
ma W, 0
mea
Soldanella pusilla Baumg. #
ua
a
Sempervivum Wiäfeni Hoppe
ua-ma W, 0
an
* Anemone vernalis L.
ua-oa
aa
Astragalus alpinus L.
ua-ma*)
aa
Phaca frigida L.
ua
8.
Alpine bis hochalpine Seggenmatten und begraste Felsbänder
(Englers Seggenformationen und Borstgras -Wiese z. T.).
Sie finden sich an den steileren Hängen zwischen
2400 und 2700 m.
mea
Carex firma Host
ua-oa Ca!
ak
Chamaeorchis alpina Rieh.
va-ua
a
Tofieldia calycidata var. glacialis Rchb.
ua-ma
mea
Oxytropis montana DC.
ua-ma Ca! S
an
Helianthemum alpestre Rchb.
be-maCa! N, S
Karp , ßalk.,
Kl.-As.
mea
*Androsace obtusif olia All.
ua-oa
a
Gentiana imbricata Fröl.
ua-oa 0
mea
G. prostrata Hke.
ua-oa 0
a
G. nana Wulf.**)
ua-oa 0
aa
*6r. tenella Rottb.
ua-oa
mea
Armer ia alpina W.
be-maCa! S
a
Valeriana saxatilis L.
va-ua C, 0
mi
Calamintha alpina Lam.
be-maN, Afr.
Or.
a
Paeder ota Bonarota L.
be-ma
a
Phyteuma Sieberi Spreng.
va-maCa! S,0
Dolomiten
mea
Senecio Doronicum L.
ua-ma
mea
Centaurea plumosa Lam.***) ■= nervüsa W.
ua-va
at
*Leont.op odium alpinum L.
ma-oaCa! N, S
Hierher wohl auch die von Ostermaier (1. c.) angegebenen:
mea
Phyteuma pauciflorum L.
va-oa
aa
Androsace chamaejasme Host
va-ma
aa *Potentilla Crantzii G. Beck
9. Alpine Gesteinsfluren.
Gräser :
ma-oa
aa
Ply na spie ata Schrad.
ma
a
Sesleria sphaerocephala And.
ma Ca! S
a
*$. ovata Kern.
ma C, 0
mea
*Agrostis rupestris All.
ma
aa
Poa alpina L.
ma
*) Nach Schröter (1. c. S. 372) von Salzburg westwärts!
**) Nach Wettstein auch Himalaya- Tibet.
***) Schwerpunkt im S. Osten.
98
2. Kräuter:
a) Felspflanzen.
1. Flachpolster.
aa
*Silene acaulis* L.
ma-oa
2.. Kugelpolster.
-
mea
*Cherleria sedoides L.
ma-oa
mea
Saxifraga caesia L.
ua-ma 0!
Apenn.
3. Rosettenpflanzen.
mea
* Draba tomxntosa Wahlbg.
ma C, 0
a
D. Sauteri Hoppe
ma 0, ende-
misch
mea
* S'empervivum arachnoideum L.
C,S
a
Potentüla nitida L.
ma-oaCa! S
a Kernera alpina Prantl. — Rliizobotrya alpina Tausch ua-m Dolo-
miten!
b) Schotterpflanzen.
1. Schuttstrecker.
Diese arbeiten sich durch den lockeren Schutt mittels Streckens
aufrechter Organe.
aa *Oxyria digyna Hill. va-oa
mea Sedum atratum L. ua-ma
2. Schuttwanderer.
Sie senden aus dem Wurzelhals Triebe über die Schuttdecke und
bilden dort Blätter und Blüten.
mea *Thlaspi rotundifolium Gaud. ma-oa
at? Moehringia polygono'ides Mert. et Koch ma
3. Schuttdecker.
Sie bilden niedere Rasen aus niederliegenden, wurzelnden Zweigen, die
blütentragenden Zweige kurz aufrecht (Rasen -Inseln).
aa * Saxifraga oppositifolia L. ua-oa
mea G-ypsophila repens L. va-ma
4. Schuttüberkriecher.
Sie liegen mit schlaffen, beblätterten Achsen
bilden Übergänge zu den Schuttstreckern,
ak *Arabis alpina L.
mea *Linaria alpina L.
an * Cerastium uniflorum Murith.
subacaule f. glandulifera.
auf dem Schutt und
va-oa
va-oa
ma
5. Schuttstauer.
Sie bilden Horste, welche den beweglichen Felsdetritus stauen,
a ■* Hutchinsia brevicaulis R. Br. oa W, 0
an *ZT. alpina Glaab. ma
99
mea
*Saxifraga aphylla Sternb.
ma C, 0
an
*S, androsacea L.
va-oa
mea
S. muscoides Wulf.
va-ma
a
S. sedoides L.
ua-ma 0
mea
mea
mea
*Alsine recurva ? Wahlb.
*Papaver pyrenaicum Heg. et Heer
Crepis Jacquini Tausch
Dolomiten
va-ma 0
at
Saussurea discolor DC.
ma Ca! S
mea
Leontodon Taraxaci Loisel.
va-oa
Hierher wohl auch die von Ostermaier angegebene Rosettenpflanze:
alt * Praha carinthiaca Hoppe ma
Formation der Schneetälchen und Schmelzwässer.
Diese Formation ist abhängig von einer gewissen spätsommerlichen
Feuchtigkeit. Sie findet sich überall da, wo an Nordhängen oder in
schattigen Runsen sich Schneemassen bis zum Sommer erhalten konnten
und ist deshalb in der oberalpinen Region in der Nähe abschmelzender
Schneeflächen, in der mittel- und unteralpinen auf schattigen, flachmuldigen
Matten der Nordhänge zu finden,
mea Ranunculus alpestris L. ua-ma
mea R. pyrenaeus L. ua-ma
mea Arabis pumila Jacq. va-ua
mea A. coerulea Hke. ua-oa
aa Viola biflora L. be-oa
aa Epilobium alsinefolium Vill. be-ua
a '*G entiana bavarica var. imbricata Schl. ua-oa
at Veronica aphylla L. ua-oa
aa *V. alpin a L. ua-oa
aa Pedicularis verticillata L. ua-ao
ak * Leontodon pyrenaicus Gouan ua-oa
aa Homogyne discolor Cass. ua 0
ak *Gnaphalium supinum L. ua-oa
aa *Erigeron uniflorus L. ua-oa
Hierher auch die von Ostermaier (1. c.) angegebenen:
aa *Saxifraga androsacea L. va-oa
mea Soldanella alpina L. va-ma
Als Anhang möge hier noch folgen, nicht als Formation (subnivaler
Fels), sondern infolge des Interesses, welches jeder Hochgipfelflora entgegen-
zubringen ist:
Gipfelflora des Peitlerkofels (2877 m)
a Sesleria sphaerocephala Ard.
mea * Car ex curvula All.
mea *C.firma Host
a * Salix retusa var. serpyllifolia Scop.
ak * Silene . acanlis L.
a *Cerastium uniflorum Murr.
ma-oaCa! S
ma-oa
ma-oaCa!
ma-oa
ma-oa
ua-oa
100
a Draba Sauteri Hoppe
mea *Cherleria sedoides L.
a Papaver pyrenaicum Heg. und Her.
mea *Hutchinsia brevicaulis Hoppe
a *Potentilla nitida L.
mea * Saxifraga aphylla Sternbg.
oa 0
endemisch!
ua-oa
ua-oa Ca! C, S
ma-oa
ua-oa Ca! S
ua-oa C, 0
Am Schlufs kann ich mir nicht versagen, eine übersichtliche Zusammen-
stellung der Gesamtresultate zu geben und daraus einige wohl zulässige
Schlüsse zu ziehen.
In Anteil -Prozenten.
Formationen
Gesamt-
Arten
Ubiquisten
mitteleurop.-
alpin
alpine
Elemente
alpin-
nordeurop.
arktisch-
altaisch
arktisch
altaisch
Mittelmeer-
Elemente
durch die
Alpenkette
östl. und
sftdl. Alpen
nival
praealpin
Grasfluren (mittelfeucht).
ö
Grasflur
44
33
31
12
3
14
3
1
2
84
16
9
-J|
©
Hochstaudenflur .
9
40
40
10
■—
10
—
.;-|||
88
22
—
-g
.2
Grasmatte ....
33
E$SS
42
22
3
21
3
10
67
33
7
—
S <
Seggenmatte . . .
21
—
38
29
5
13
5
5
5
62
38
20
—
Gesteinsfluren (trocken).
Blaugrashalde . .
9
11
—
—
11
45
' — .
33
22
78
H
30
’Ph
Ü *
Blockhalde h . . .
30
10
36
4
3
17
13
—
17
71
29
17
20
Steilwände ....
9
—
22
11
11
—
—
—
56
100
—
11
40
Ö
Gesteinsfluren . .
34
48
20
9
15
6 ,
6
%
70
30
56
M
5]
| Gipfelflora ....
12
—
42
50
—
•— :
8
—
—
67
33
75
Feuchte und kühle Formationen.
feucht
voralpin
Grasflur (Grünmoor)
10
10
10
10
10
30
10
—
Pk
80
20
—
-M
Lachen und Moore .
5
20
. —
Ha
40
40
-J|
—
100
—
—
—
3-|
Z wergstrauchform.
32
— -
31
13
6
31
13
6
90
10
56
—
:pf ft (
^ o3
Schneetälchen . .
16
—
32
12
—
38
12
6
g-
100
43
101
Ich bin mir beim Ableiten der Resultate aus dieser Zusammenstellung
wohl bewufst, dafs diese floristische Studie bei der Kürze der Sammelzeit,
bei der Kleinheit des Gebietes, bei der vorgeschrittenen Jahreszeit (Fehlen
der Frühjahrspflanzen), vor allem auch bei der bedingten Berücksichtigung
der teils abgeblühten Gräser und Seggen, nur lückenhaft sein kann.
Trotzdem erscheinen mir einige Resultate nicht ohne Wert und eröffnen
einige Gesichtspunkte für die Abgrenzung der Formationen nach
geographischen Elementen.
Eine Pflanze wird im allgemeinen möglichst diejenige
Formation besiedeln, deren oekologische Faktoren ihrem geo-
graphischen Verbreitungsareal nahe kommen.
Es müssen sich deshalb interessante Beziehungen zwischen Formation
und Areal auffinden lassen.
Bei den von M. Jerosch berücksichtigten 420 Phanerogamen der
schweizerischen Flora fanden sich folgende Prozentzahlen für die einzelnen
geographischen Elemente:
Ubiquisten 7,4%, mitteleuropäisch -alpin 37,6 %, Alpenelement
15,4%, alpin -nordeuropäisches Element 4,3 %, arktisch- altaisches
Element 22,5%, arktisches Element 8,2 %, altaisches Element 4,8 %.
Daraus ergibt sich für die Betrachtung unserer Resultate, dafs das
mitteleuropäisch-alpine Element, als das häufigste, auch bei unserem
Gebiete den gröfsten Raum einnehmen wird und für unsere Betrachtungen
von wenig Belang ist.
Die angeführten Formationen: Hochstaudenflur, Blaugrashalde, sub-
alpine Steilwände und Lachen und Moore sind so lückenhaft, dafs bei
ihnen auf die gewonnenen Zahlen nur geringes Gewicht zu legen ist; trotz-
dem sind auch diese Zahlen nicht ohne Bedeutung.
Unter diesen Gesichtspunkten dürfen wir (für unser Exkursionsgebiet)
folgende Sätze ableiten:
1. Das Ubiquisten-Element findet sich nur in den voralpinen
Formationen.
2. Das alpine Element häuft sich in den alpinen Formationen
und erscheint am reichsten in den hochalpinen Seggenmatten
und der Gipfelflora.
3. Das arktisch-altaische Element häuft sich in den mittel-
feuchten Grasfluren, tritt zurück an den sonnigen Felsen und
erreicht die höchsten Zahlen in den feucht- kühlen Forma-
tionen.
4. Für das arktische Element gelten, wenn auch nicht so aus-
gesprochen, ähnliche Verhältnisse.
5. Das Altai-Element tritt in den voralpinen Formationen sehr zurück.
6. Das Mittelmeer-Element ist in den feucht-kühlen Formationen
nicht vertreten, es erreicht seine höchste Entwickelung in den
voralpinen Gesteinsfluren, ist noch vorhanden in den alpinen
Grasmatten und fehlt gänzlich auf den alpinen Felsfluren.
Damit hängt logisch zusammen die Verteilung östlicher und südlicher
Alpenpflanzen in den Formationen:
7. Die Pflanzen mit süd- und ostalpiner Verbreitung sind in
den feucht-kühlen Formationen selten und häufen sich in den
voralpinen Gesteinsfluren und alpinen Matten.
102
8. Die voralpinen Formationen und die alpine Grasmatte
senden nur wenig Arten in die Nivalregion. Dagegen sind
die alpine Gesteinsflur, sowie die kühlen Formationen am
Aufbau der Nivalflora besonders beteiligt.
9. Die „präalpinen“ Elemente sind beschränkt auf die vor-
alpinen Gesteinsfluren.
Ich glaube, mit den hier niedergelegten Schlüssen nicht zu weit
gegangen zu sein und möchte nur wünschen, dafs ich noch reichlicheres
Material hätte verarbeiten können.
Bei Zusammenstellung dieser Arbeit ist mir so recht zum Bewufstsein
gekommen, welch grofse Lücken in der Durchforschung der Alpenflora
noch bestehen, zumal in der „formationsgemäfsen“ Darstellung der-
selben*). Besonders fühlbare Lücken zeigt trotz der häufigen Besteigungen
die hochalpine Flora — und gerade die Pflanzen dieser Region er-
scheinen mir von hoher Bedeutung für die Wiederbesiedelung der Alpen
nach dem Schwinden der eiszeitlichen Vergletscherungen. Darf man doch
annehmen, dafs die noch heute bis in die Nivalregion vordringenden Ge-
wächse befähigt waren, an eisfreien Graten und schneefreien Steilhängen
der vernichtenden Wirkung der Eiszeit zu trotzen. Sie werden hier
Refugien im Kleinen gebildet haben, wie sie die warmen Hänge der Süd-
und Ostalpen und der Gran Paradiso dereinst im Grofsen zeigten.
Alle diejenigen, welche, mit Mut, Ausdauer und Kraft ausgerüstet, einen
„Viertausender“ nicht scheuen, können an der botanischen Durchforschung
der Nivalregion mitarbeiten. Dies sei besonders den Mitgliedern alpiner
Vereine zugerufen! Wie schnell ist vom Felsgrat, von steiler Wand, vom
Moränenschotter ein Pflänzlein gelöst und in der Joppentasche geborgen;
wie leicht ist diese Beute als „Muster ohne Wert“-Packet mit Angabe des
Ortes und der ungefähren Höhenlage einem Kundigen zugesendet!
Möchte dieser Ruf bei allen bergfrohen Mitgliedern auch unseres
Vereines nicht unbeachtet verhallen!
*) Vorbildlich erscheint mir in letzterer Beziehung für eng umschriebene Gebiete
G. Beck: Flora vom Herrnstein in Niederösterreich.
X. Graphische Bestimmung der Achsen
des schielen elliptischen Kegels.
Von J. Ph. Weinmeister.
Mit 3 Abbildungen.
Im folgenden soll die Aufgabe der Achsenbestimmung zunächst
analytisch gelöst und dann das Ergebnis geometrisch gedeutet werden.
Die Basisellipse (Mittelpunkt 0) habe die Halbachsen a , &, die auf das
Achsensystem der Ellipse bezogenen Koordinaten des Höhenfufspunktes
H seien p, q (beide positiv); endlich sei die Höhe 8 II = h. Sind nun
Pv P2, P3 die gesuchten Spurpunkte der Kegelachsen in der Basisebene, so
hat das Dreieck P1 P2 P3 den Punkt H zum Höhenschnittpunkt, und es ist das
Produkt aus den Abschnitten einer jeden Höhe = li2. Man kann daher
auch sagen, dafs P1 P2 P3 ein Polardreieck des Kreises um H mit dem
Radius hi sei. Da es aber aufserdem ein Polardreieck der Basisellipse
ist, so kann man die Aufgabe in folgender Fassung auf die Ebene über-
tragen :
Es soll das gemeinsame Polardreieck der Kurven mit den
Gleichungen
(x — pf -j- (y — q )2 -\- h2 = 0 un d x2b 2 + y2a2 — a2b2 '= 0
gesucht werden.
Die Koordinaten des einen Punktes P seien x\ y\ Dann müssen
folgende Gleichungen identisch sein:
(1)
* (*' — p) + y W — i) =p%' + iy' —f — r — w
xxf b 2 + yyf a1 = a2b 2,
oder die Werte x\ yf müssen folgende Gleichungen befriedigen:
x — p y — q px - f- qy — p2 — q2 — h2
xb2 ya2 a2b2
Eliminiert man y , so erhält man für x die kubische Gleichung:
/ox x3e2p — x2 \a2e 2 + p2 (a2 + e2) -f- q2 (b2 -f- e2) h2e 2]
^ + oca2p ( a 2 + e2 + p2 -f- q2 + h2) — alp2 == 0.
Dies wäre die analytische Lösung der Aufgabe. Um nun die
Punkte Pj P2 P3 durch Zeichnung zu erhalten, suchen wir zwei Kegel-
schnitte, die sie als Kurvenpunkte enthalten. Da sich nun aber zwei
Kegelschnitte in vier Punkten schneiden, so mufs sich aufser den gesuchten
104
Punkten noch ein vierter und zwar falscher Schnittpunkt F ergeben. Die
Kegelschnittsgleichungen entnehmen wir aus (2) in der Form
= xye 2 -f- xb2q — yct2p — 0
(4) $2 = (x — p) a 2 — x (px + qy — p2 — q2 — li2) == 0
==• (y — q.) b2 - y {px + qy — p 2 — - h*) = 0.
Diese Kurven sind offenbar Hyperbeln und zwar sind
die Koordinaten des Mittelpunktes M von
a2 b2
(5)
Multiplizieren wir die Gleichungen (4) mit den unbestimmten Parametern
«, ß, y, so erhalten wir in
(6) a ^ -f- ß «g)2 -j- y — 0
die Gleichung eines Netzes von Kegelschnitten, die sämtlich durch die
Punkte P gehen. Von diesen kann man zwei beliebig wählen. Es empfiehlt
sich zunächst = 0 zu nehmen wegen der Einfachheit der Gleichung
und der Abwesenheit der Gröfse h. Als zweiten Kegelschnitt wählen wir
den Kreis ^ = 0. Für denselben ist:
<?>
Man erhält:
: e‘
ß = 1 : p y—l \ q.
(8)
® = ar 2 + i/2 x ■ ~ ( p 2 + q- + e‘) + yM (r + «* — «2)
rfo»+b*-h*d-.+^iw
\J3 q)
0.
Variiert /&, so beschreibt ^ = 0 ein Kreisbüschel mit der gemeinsamen
OC XI
Sekante — -4- — == 0. Diese Gerade schneidet die Hyperbel ©1 = 0 im
. p q
Koordinatenanfang und im Punkte x—p
a2 4- b2
y — — q
a2 -p b2
e* "
Diese Werte befriedigen aufserdem = 0, aber nicht «£)2 = 0 und — - 0.
Daher ist dieser Punkt der falsche Schnittpunkt F.
a 2 + b2
(1 —
^2 * ^2
(9) Koordinaten des Punktes F: x=p — 4^ — , y —
Fi g. 1.
105
Zeichnung.
Der Punkt F. H' sei der Spiegelpunkt von H in Beziehung auf
die sc- Achse. Dann liegt F auf OH', und zwar ist
OF : OH' = a2 -f b2:a2 — b2.
Die Hyperbel H± — 0. Aus (5) und (9) ergibt sich, dafs ihr Mittel-
punkt M die Verbindungslinie HF halbiert. Die Asymptoten sind den
Koordinatenachsen parallel. Weiter geht die Hyperbel durch die Punkte
H und 0. Es sei bemerkt, dafs sich dies von vornherein ergibt. Ist
nämlich h = 0, so entartet der Kegel, und es fällt seine Spitze S mit H
zusammen. Ist andererseits 7/ = oo, so entartet dieser schiefe elliptische
Kegel zu einem geraden elliptischen Zylinder, und es liegt die Projektion
von S in 0.
Das Kreisbüschel' U = 0 bei variierendem h.
Die gemeinsame Sekante ist OH'. Auf ihr liegt der Schnittpunkt F.
Für den anderen Schnittpunkt G ergibt sich aus dem Absolutglied der
Kreisgleichung OG • OF ~ a2 -(- b2. Auch ist OG-OH' = e2.
Koordinaten des Schnittpunktes G:
(10)
x =■ p
p2 + q 1
y= — Q
a2 — b 2
p2 -f- q2
Man kann das Büschel auch noch auf andere Art bestimmen. Für
li— 0 ergibt sich die eine Kegelachse als das in H auf die Ebene er-
richtete Lot. Die beiden anderen sind die auf einander senkrechten
Harmonikalen des Punktes H. Man erhält sie bekanntlich, indem man
die Winkel der Brennstrahlen dieses Punktes halbiert. Schneidet man
dieselben durch die Polare von H, so erhält man das *Polardreieck für
den Fall h = 0. Der ihm umgeschriebene Kreis ergibt das Büschel.
Der Kreis ^ = 0.
Sucht man die Potenz des Punktes M für diesen Kreis, so erhält
+ 7i2) = — {MW + W) — — MS\
M liegt also innerhalb des Kreises. Man trage auf MH von M aus
die Länge MS2 : MF ab und erhält so den zweiten Schnittpunkt des
Kreises mit FM.
man
q2 aA i_p2b
Die reziproke Polare der Hyperbel = 0 für die Ellipse ist
ein Kegelschnitt, dem sämtliche Polardreiecke, die man durch Variieren
von li erhält, anbeschrieben sind. Da die Hyperbel durch 0 geht, mufs
dieser Kegelschnitt eine Parabel sein. Sie mufs aufserdem die Achsen
berühren, also geht ihre Direktrix durch 0 und ebenso durch H. Der
Brennpunkt liegt auf allen den Dreiecken umgeschriebenen Kreisen, also
ist er einer der Schnittpunkte des Büschels. Er ist Punkt G.
Man setze in die linke Seite der Gleichung (3) im Hinblick auf die
Punkte 0, H, M für x die Werte ein: 0, p*p -f- oo, so erhält man der
Reihe nach — a4 p2, -)- h2p2 b2, — a4 b2 p2 q2 : e4, + oo.
Hiernach liegen die Punkte P1 und P2 auf dem Hyperbelast durch
0 und H, und zwar liegt P1 zwischen 0 und H, P2 auf der Verlängerung
des Bogens OH über H hinaus. P3 gehört dem anderen Hyperbelast an.
106
Ferner mufs von den drei Punkten einer im Innern der Ellipse liegen,
die beiden anderen liegen aufserhalb.
Ihre Koordinaten seien xv yx ; x2, y2 \ a?8, ys. Dann gelten die Gleichungen
xi x2 | Vi V-2 i x2 xs | y 2 y% i xs x± ■ i y& y^ i
a2 "t" b2 a2 “D h2 a2 ^ b2
Hieraus ergibt sich:
Xl) (X2 ~~ Xl) ^
2/2 2/3 a2
Da nun a3>aq, x2> x1, ?/2>0, 2/3 < 0,
so ist
yl_
b2
d. h. der Punkt P1 liegt innerhalb der Ellipse.
Wir unterscheiden nun zwei Fälle.
0,
I. P sei innerhalb der Ellipse gegeben (Fig. 2).
Die Polare von P für die gegebene Ellipse schneide die Hyperbel
= 0 in den Punkten 2 und 3, und zwar gehöre 2 dem Ast durch P ,
3 dem anderen Ast an. Dann sind P, 2 und 3 die Anfangslagen der
Punkte Px, P2, P3, d. h. für den Fall h = 0. Wächst nun h bis in das
Unendliche, so durchläuft P1 den Bogen von P bis 0, während sich P2
und P3 im entgegengesetzten Sinn auf ihren Ästen in das Unendliche
bewegen.
II. H sei aufserhalb der Ellipse gegeben (Fig. 3).
Die Polare von H schneide die Hyperbel im Punkt 1* innerhalb der
Ellipse und im Punkt 3 aufserhalb. Dann sind 1, P, 3 die Anfangslagen
der Punkte Pv P2, P3. Wächst nun wieder h bis in das Unendliche, so
durchläuft P, den Bogen 1,0; P2 und P3 bewegen sich im entgegen-
gesetzten Sinn von P, bezw. 3 aus*auf ihren Ästen in das Unendliche.
Der besondere Fall q = 0, d. h. es liege P auf der Haupt-
achse der Ellipse. Alsdann zerfällt |q = 0 in seine Asymptoten:
y — 0 und x —pa2 : e2. Dieser Wert von x mufs eine Wurzel der Gleichung (3)
sein. In der Tat verwandelt sich diese für q — 0 in:
(x —p °^j • [x2 — ~ (p2 + a2 -f- h2) -f- = 0.
Die hieraus fliefsende quadratische Gleichung läfst sich auch in
folgender Form schreiben:
107
(11) (a + x)2 : (a — xf = (a + pf + : (a — Pf + ^2.
Die Gleichung für y erhält man aus der Gleichung (3) durch Ver-
tauschung der Werte x, p, a bezw. mit y, q , b. Sie lautet:
_ ytqe* _ y* W (&■ - e*) + (a2 - e2) - e2 (b2 + 7*2)]
^ + yb2q (p2 + q2 + b2 — e2 + h2) — Wq2 = 0.
Setzt man in dieser Gleichung q = 0, so werden alle Glieder zu Null,
mit Ausnahme des Koeffizienten von y2. Wir setzen ausdrücklich fest:
p2 (a2 — e2) ^ e2 (b2 h2). Es wird dann eine Wurzel der Gleichung (12)
unendlich grofs, die beiden anderen werden Null.
In der Tat ist in diesem Fall die Ebene durch S und die Ellip’Sen-
hauptachse eine Symmetrie -Ebene des Kegels. Wir erhalten die eine
Achse als Lot in S auf die Ebene (x=pa2:e2, y = oo). Die beiden
.anderen Achsen liegen in dieser Symmetrie-Ebene und halbieren die
Winkel der Kegelachsen. Dies stimmt überein mit der Gleichung (11).
Endlich sei q — 0 und p2 (a2 — e2)=e2 (b2 + h2).
Dann wird Gleichung (12) identisch, man erhält unendlich viele Achsen,
der gegebene Kegel ist ein Umdrehungskegel. Um für diesen Fall den
•Grt des Punktes S in der Symmetrie -Ebene zu erhalten, setze man in der
zweiten Bedingungsgleichung
01 p = x und h = y.
Die Ortsgleichung für S *vlrd
x2 y2 _
d. i. eine Hyperbel, die die Ellipsenbrennpunkte zu Scheiteln und die
Ellipsenscheitel zu Brennpunkten hat, ein aus der Dandelinsclien Theorie
wohlbekannter Satz. *
Es sei noch kurz auf die übliche Konstruktion der gemeinsamen
Polaren* zweier Kegelschnitte hingewiesen, wenn diese weder vier reelle
Punkte, noch vier reelle Tan'genten gemeinsam haben.
Sind zwei Kegelschnitte K± und K2 gegeben, so kann man jedem
Punkt P der Ebene ein^n Punkt Q eindeutig zuordnen, indem man fest-
setzt, dafs PQ von K± harmonisch geteilt werde, und auch von K2. Man •
findet hiernach Q , indem man die beiden Polaren von P zum Durchschnitt
bringt. Nun durchlaufe P die Gerade P, deren Pol für Kx mit A1 und
für K2 mit A2 bezeichnet 'gein^möge. Alsdann beschreiben die Polaren
von P zwei projektive Strahlbüschel mit den Scheiteln A1 und A2; der
Ort des Punkts Q ist somit ein Kegelschnitt durch A1 und A2. Es sei
weiter 0 die eine Ecke des beiden Kegelschnitten gemeinsamen Polar-
dreieckes und es schneide seine Gegenseite die Gerade L in dem Punkt P.
Gelangt nun P beim Durchlaufen der Geraden L nach P, so sind seine
Polaren A±0 und A20 , also liegt der Punkt Q in 0, wenn P in P liegt,
d. h. der L zugeordnete Kegelschnitt geht durch die eine Ecke des
gemeinsamen Polardreieckes; natürlich geht er dann auch durch die beiden
anderen Ecken. Sonach entspricht allen Geraden der Ebene ein Netz von
Kegelschnitten, das dem gemeinsamen Polardreieck der beiden gegebenen
Kegelschnitte umgeschrieben ist.
Sind also zwei Kegelschnitte gegeben, und soll deren gemeinsames
Polardreieck bestimmt werden, so nehme man zwei beliebige — oder besser
zwei zweckentsprechende — Gerade und bestimme deren zugeordnete
108
Kegelschnitte. Von deren vier Schnittpunkten entspricht der eine dem
Schnittpunkte der beiden Geraden, die übrigen drei sind die Ecken des
gesuchten gemeinsamen Polardreieckes.
Wir wollen nun dies synthetische Ergebnis auf unsere analytische
Lösung übertragen.
Wir wählen die Gleichungen der beiden Polaren (1). Darnach entspricht
jedem Punkt x\ y ' ein Punkt x, y. Letzteren lassen wir die Gerade
xu + yv = w durchlaufen. Dann erhalten wir für den Ort des Punktes xf, y'
die Gleichung:
x—p y — q px -\- qy — p2 — q2 — Ji2
xb 2 ya 2 a2b2 —0
U V w
oder tQjiu — b 2 fQ2v -j- = 0.
Hiernach entspricht der Hyperbel «gq die Gerade w = 0, d. h. die
unendlich ferne Gerade, der Hyperbel «£)2 die Gerade y = 0 (die Ellipsen-
hauptachse) und der Hyperbel die Gerade x = 0 (die Ellipsenneben-
achse). Welche Gerade entspricht nun dem Kreis? Dann ist nach (7)
w = (— 4- : e2 v — — — u = - es ist also die Gerade
\p q) pb~ _ qa 2
^ = Dies ist aber die Polare des Punktes x — 6 — ^
qa J pb 1 pqe * p2 -\- q2
0 G~
y— g— — 2 (10), also entspricht dem Kreis die Ellipsenpolare des
P “r Q.
Punktes G.
Geschichtliches.
' Während man früher in der Geometrie nur den Kreiskegel behandelte,
ist es das Verdienst von Desargues gewesen, zuerst auf den allgemeinen
Kegel zweiten Grades hingewiesen zu haben. Hiermit lag zugleich die
Aufgabe vor, diesen Kegel in einem Kreis zu schneiden, oder, was ziemlich
auf dasselbe herauskommt, seine Achsen zu bestimmen. Man verkannte
• nicht die Schwierigkeit dieses Problems, und somit gelangte dasselbe zu
einer gewissen Berühmtheit. Es wurde zuerst von Descartes gelöst. Die
ersten synthetischen Lösungen aber gab Chasles in seinem Apergu historique,
allerdings ohne Beweis. *
Die erste Lösung von Chasles ist folgende: Man lege durch die
Hauptachse der Ellipse eine zur Ellipsenfläche senkrechte Ebene und
konstruiere in dieser die Hyperbel, die die Ellipsenbrennpunkte zu Scheiteln
und die Ellipsenscheitel zu Brennpunkten hat. Nun stimmt der Kegel,
der diese Hyperbel zur Basis und die Spitze des gegebenen Kegels zur
Spitze hat, in den Achsen mit dem letzteren überein. Zum Beweis sei
folgendes bemerkt: Es ist Chasles’ Verdienst, die Fokal eigenschaften der
Kegelschnitte auf die Flächen zweiten Grades übertragen zu haben. Hat
man z. B. von einem Punkt an zwei konfokale Kegelschnitte die beiden
Tangentenpaare gelegt, so haben die Winkel derselben die Halbierlinien
gemeinsam. Dieser Satz überträgt sich, wie folgt, auf den Raum: Legt
man von einem Punkt an zwei konfokale' Flächen zweiten Grades die
Tangentialkegel, so stimmen diese beiden in den Achsen miteinander
überein. Nun kann man die gegebene elliptische Kegelbasis und die von
109
Chasles herangezogene Hilfshyperbel als entartete konfokale Flächen zweiten
Grades auffassen. Alsdann beweist der obige Satz die Konstruktion. Auf
diesen Zusammenhang hat Pelz aufmerksam gemacht.
Bei der zweiten Konstruktion nimmt Chasles den Polarkegel des
gegebenen Kegels zu Hilfe. Dafs diese beiden Gebilde die Achsen gemeinsam
haben, ist wohl ohne Beweis unmittelbar klar.
Chasles hat also in beiden Fällen den imaginären Kreis durch einen
reellen Kegelschnitt ersetzt. Wenn nun aber dieser Kegelschnitt mit der
gegebenen Kegelbasis weder vier Punkte, noch vier Tangenten gemeinsam
hat — was dann? In diesem Fall bringen die Chaslesschen Konstruktionen
keinerlei Vorteil.
Von den weiteren Lösern sei Pelz genannt, der auf rein synthetischem
Weg von der Parabel ausgeht, deren Tangentendreiecke den Punkt H zum
gemeinsamen Höhen -Schnittpunkt haben, er geht von dieser zur gleich-
seitigen Hyperbel, als dem reziprok -polaren Kegelschnitt über und fügt
den Kreis hinzu. Die Pelzsche Darstellung ist in die darstellende Geometrie
von Peschka übergegangen, und zwar ist hierbei Peschka ein Fehler
untergelaufen. Er will nämlich zu drei Punkten eines Kreises den vierten
harmonischen dadurch finden, dafs er von einem der drei Punkte auf die
Sehne der beiden anderen das Lot fällt.
Endlich sei noch der Lösung Solins gedacht, der aus dem Kegel-
schnittsnetz den Kegelschnitt heraussucht, der der gegebenen Basisellipse
ähnlich ist und ähnlich liegt. Auf diese Weise vermag er die Konstruktion
eines besonderen Hilfskegelschnittes zu vermeiden. Diese Lösung findet
sich in der darstellenden Geometrie von Wiener vor.
XI. Vorführung dreier Wandtafeln für Kurven
3. Ordnung.
Von Prof. Dr. R. Heger.
Die Tafeln sind zum Gebrauche bei Vorlesungen bestimmt. Sie sind
auf starkes, mit schwarzem Grunde überzogenes Papier (von Berteaux,
Dresden- A. , Moritzstr.) mit weifser, bezw. roter und grüner Lackfarbe
aufgezeichnet. Man kann nach Belieben mit Talkstift oder Kreide Linien
und Buchstaben hinzufügen, sowie durch Abwaschen mit einem feuchten
Schwamme wieder entfernen.
Die erste Tafel zeigt eine einzügige C3, die durch die Schnittpunkte
von zweimal drei Geraden und einen weiteren Punkt mit Hülfe der
Rohnschen Konstruktion hergestellt ist. Durch Einträgen der dazu nötigen
Geraden (mit Kreide) wurden drei Punkte der C3 erzeugt.
Die andern beiden Tafeln dienen der Erzeugung einer Cs durch zwei
projektive Strahleninvolutionen in Sonderlage. Sind von einer C3
zwei Punkte A± und A2 gegeben, die einen gemeinsamen, gegebenen
Begleiter As haben, so ist die C8 durch vier weitere Punkte 1, 2, 3, 4
eindeutig bestimmt. Durch die Punkte 1, 2, 3, 4 und je einen der Punkte
At und A2 sind zwei Kegelschnitte K± und K2 bestimmt. Die Glieder
der Involutionen J± und J2, die von A2 und A2 getragen werden und
die C 3 erzeugen, werden von K± bezw. K2 in Punktpaaren geschnitten,
deren Gerade zwei zu J1 und J2 projektive Strahlbüschel bilden, deren
Träger B 3 und B2 auf den Geraden G1 und G2 liegen, auf denen die
Schnittpunkte von K1 bezw. K2 mit den entsprechenden Gliedern A1 A2,
A1AS bezw. A2A1, A2As von J1 und J2 enthalten sind. Die beiden
Büschel Ba und B2 sind projektiv; da die Strahlen B^l, B± 2, B1 3,
B±4: und G1 der Reihe nach den Strahlen B2 1, B2 2, B2 3, E>24 und G2
entsprechen, so erzeugen die Büschel Bt und B 2 den die Punkte 1, 2, 3, 4
und den Schnittpunkt C von Gt und G2 enthaltenden Kegelschnitt L .
Folglich sind B1 und B ^ die Punkte, die G± und G2 mit L aufser C
noch gemein haben.
Mit Hülfe der nun gefundenen Punkte B1 und B2 kann man zunächst
die Schnittpunkte von K1 mit B1 1, B^2, B x3, 1^4, sowie die von K2
mit B 2l , B2 2, B 23, B2 4 finden und damit die Glieder der Involutionen
J1 und J2 ergänzen, die 1, 2, 3 und 4 enthalten. Dadurch erhält man
zwölf weitere Punkte der Cs. Bis hierher ist die Konstruktion linear.
Die Fortsetzung kann auf organischem Wege nur durch quadratische
Konstruktionen erfolgen; zunächst bietet sich der Weg dar, dafs man
durch B 1 einen beliebigen Strahl H1 zieht, dessen Schnitt mit L ermittelt
(linear); diesen Punkt durch einen Strahl H2 des Büschels B2 aufnimmt;
111
die Schnittpunkte von H1 mit K1 ermittelt (quadratisch) und von aus
aufnimmt; die Schnittpunkte von H2 mit K2 ermittelt (quadratisch) und
von A2 aus aufnimmt; man hat damit zwei entsprechende Glieder von
Jt und J2 erhalten und in deren Schnittpunkten vier Punkte der ge-
suchten Cs gefunden.
Es lädst sich zeigen, dafs man bei der quadratischen Fortsetzung der
Konstruktion statt der Kegelschnitte K1 und K2 zwei feste Kreise Kt '
und K2 und statt des Kegelschnitts L eine Gerade L' benutzen kann.
Sind S± T \ und S±' T / die entsprechenden Glieder von Jt und J2 ,
die den Punkt 1 enthalten, so lege man durch 1 eine beliebige Gerade Q
und zeichne die den Dreiseiten 81T1Q und Txf Q umschriebenen
Kreise K / und K2.
Die beiden Strahlenbüschel B t' und B2, die mit den Involutionen J±
und J2 die Kreise K / und K2 erzeugen, sind perspektiv, weil Q selbst-
entsprechendes Glied beider Büschel ist. Die Träger B±f und B2, sowie
die Gerade 77, die an die Stelle von L tritt, können durch irgend ein
zweites und drittes Paar entsprechender Glieder der Involutionen Jt und J2
gefunden werden; z. B. werden 7?/ und B2 als Schnittpunkte von Q mit
den Geraden gefunden, die die Schnittpunkte von A1A2 und A1AS mit
bezw. von A2A± und A2AS mit K2, enthalten, und L' geht durch den
Schnitt dieser Geraden und wird durch Hinzufügung zweier^ weiterer
entsprechender Glieder der Büschel 7?/ und B2 vollständig bestimmt.
Der weitere Verlauf der Erzeugung der Cs ist nun im höchsten Grade
einfach und ergiebig: Von B±f und B2 aus nimmt man einen beliebigen
Punkt R' der Geraden 77 auf; nimmt die Schnittpunkte der Geraden J5/ R'
und des Kreises Kt' von A± aus auf; und nimmt die Schnittpunkte von
B2 R' und K2 von A2 aus auf; die vier Schnittpunkte der beiden auf-
nehmenden Strahlenpaare gehören der Cs an.
Wie man sieht, hat man nichts weiter zu tun, als zwei
Gerade durch gegebene Punkte mit zwei festen Kreisen zu durch-
schneiden und diese Schnittpunktpaare mit zwei festen Punkten
zu verbinden.
Durch sechs Gerade erhält man vier Punkte der Cs .
Diese Konstruktion ist von allen bisher bekannten wohl die einfachste
und ergiebigste. Der Rohn sehen steht sie insofern nach, als sie' zur
Erzeugung aus neun beliebig gegebenen Punkten nur durch Vermittelung *
einer kubischen Konstruktion (zur Herstellung von zwei konjugierten Polen
A1 und A2) führt, während die Rohn sehe Konstruktion durchaus linear ist;
dagegen hat die obige Konstruktion den sehr erheblichen Vorzug, dafs
sie organisch ist und nie versagt, während die Rohnsche (und die
Schroeter sehe) Konstruktion zu den unorganischen gehören, «die es nicht
gestatten, Lücken im Verlaufe der Kurve beliebig dicht mit konstruierten
Punkten auszufüllen, und die zuweilen sogar versagen, inctem sie unter
Umständen über eine beschränkte Anzahl von Punkten nicht hinausführen,
und in solchen Fällen nur durch Vorspanndienste einer organischen —
z. B. der Cha sie s sehen Konstruktion wieder flott gemachl; werden können.
Zum Schlüsse darf noch erwähnt werden, da^ die obige Konstruktion
mit Leichtigkeit acht Tangenten der C3 und deren Berührpunkte ergibt;
durch jede von B^ an K±' bezw. von B2 an K2 gezogene Tangente er-
hält man nämlich zwei durch A2 bezw. At gehende Tangenten der C3.
XII. Einige neolithische Funde aus Sachsen.
Yon Prof. Dr. J. Deichmüller.
Mit 2 Abbildungen.
Unter den zahlreichen neolithischen Fundstücken aus dem Königreich
Sachsen, die mir in letzterer Zeit zur Inventarisierung zugesendet wurden,
befinden sich einige aus der Umgebung von Lommatzsch, die durch die
Form wie durch den dargestellten Gegenstand mein besonderes Interesse
erregten und bisher innerhalb der Landesgrenzen noch nicht vorge-
kommen sind.
Fig. 1. Fig. 2.
1/g nat. Gr.
2/s nat. Gr.
Das in Fig. 1 abgebildete Steingerät wurde Ostern 1909 vom Lehrer
Isidor Hottenroth in Gersdorf, Bez. Chemnitz, auf einem Wohnplatze der
jüngeren Steinzeit westlich von Jessen gefunden. Es erinnert in seiner
äufseren Form an einen Wetzstein, ist aber durchlocht und endet beider-
seits in Schneiden, die seine Benutzung nach Art der heute gebräuch-
lichen Kreuzhauen wahrscheinlich machen. Das nicht gebogene Werkzeug
ist 15,6 cm langsam Schaftloch 2,1 x 2,6 cm dick und hat rechteckigen
Querschnitt; das kleine* nur wenig konische Schaftloch befindet sich nahe
der Mitte. Das zu dem zierlichen Gerät verwendete Gestein ist Horn-
blendeschiefer, der das Rohmaterial zu weitaus den meisten der in Sachsen
gefundenen Steingeräte geliefert hat, soweit nicht Feuerstein zur Her-
stellung benutzt worden ist.
113
In einer Herdgrube der steinzeitlichen Ansiedelung westlich von Bir-
menitz fand derselbe Herr das Bruchstück einer Menschenfigur aus Ton,
Fig. 2, zusammen mit einem 17,4 cm langen und 3,6 X 5 cm dicken, unregel-
mäfsig vierkantig -säulenförmigen Rohstück von Hornblende- Grünschiefer,
das zur Herstellung irgend eines Gerätes der Länge nach durch einen mehr
als zentimetertiefen Sägeschnitt von einem gröfseren Handstück abgetrennt
worden ist. Der erwähnte, aus rot und gelbgrau gebranntem Ton her-
gestellte, roh gearbeitete menschliche Torso ist 6,7 cm lang, an der oberen
Bruchfläche 1,9 X 3,2 cm dick und besteht aus dem unteren Teil des
Rumpfes und den beiden Oberschenkeln. Dargestellt ist eine weibliche
Figur, deren Geschlecht in stark realistischer Weise zum Ausdruck ge-
bracht ist. Ebenso deutlich ist auf der Rückenseite Fig. 2 c die After-
spalte ausgeprägt, während der Künstler die plastische Modellierung des
übrigen Körpers — die Wölbung des Bauches und der beiden, die After-
spalte ein schliefsenden grofsen Schenkelmuskel — vernachlässigt hat. Die
ganze Oberfläche ist mit Reihen runder Einstiche bedeckt, die in der
Längsrichtung des Rumpfes und der Schenkel angeordnet sind und auf
der Vorderseite in der Höhe der Hüften durch eine Querreihe dicht ge-
drängter Einstiche gürtelartig unterbrochen werden. Ob diese Eindrücke
auf dem Körper etwa Tätowierung oder die durch einen Gürtel zusammen-
gehaltene Bekleidung darstellen sollen, ob sie nur als ornamentaler Schmuck,
wie an den in derselben Siedelung vorkommenden Gefäfsen der Spiral-
mäanderkeramik, aufzufassen sind, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls
ist dieses Idol die erste plastische Menschendarstellung, die mir bisher
unter den Tausenden von Resten aus den zahlreichen neolithischen An-
siedelungen Sachsens Vorgelegen hat.
Die beiden abgebildeten Gegenstände hat der Finder, Herr Hotten-
roth, der K. Prähistorischen Sammlung in Dresden als Geschenk über-
wiesen.
XIII. Zum Alter der Schichten an der Teplitzer Strafse
in Dresden -Strehlen.
Vorläufige Mitteilung von Dr. K. Wanderer.
In seiner Abhandlung „Über die jüngsten Schichten der Kreide
Sachsens“ *) hat W. Petrascheck die Aufmerksamkeit auf Schichten unseres
Kreidesystems gelenkt, deren Fauna bis dahin unbekannt war oder doch
kaum Beachtung gefunden hatte. Ihr Alter war als oberturon (Zone
des Inoceramus Cuvieri— Scaphitenton von Zatzschke) bezeichnet
worden.
Nach dem ersten Fundort dieser Ablagerungen, einer Strafse an der
südlichen Peripherie Dresdens, mögen sie im weiteren als die Schichten
der Teplitzer Strafse geführt werden.
Seit 1906**) habe ich diese Schichten im Auge behalten und ihr
Auftreten teils in vorübergehenden (beim Kanalbau in der Reichenbach-
strafse, am K. Lehrer- Seminar), teils an dauernden Aufschlüssen in der
näheren Umgebung von Dresden wiederfinden können (in der Ziegelei der
Vereinigten Baugesellschaft in Zschertnitz, in den Ziegeleien von Richter
und von Bloch witz in Gostritz, Bossecker in Plauen und anderwärts).
Mit Hilfe eifriger einheimischer Sammler wurde dabei die Fauna
dieser Schichten an den genannten Fundorten wesentlich ergänzt, so dafs
sowohl die von Petrascheck angegebene Schichtenfolge im einzelnen, wie
auch deren stratigraphische Stellung im allgemeinen eine Berichtigung
erfahren kann.
So sei zunächst festgestellt, dafs an all den beobachteten Lokalitäten,
auch an dem Aufsclilufs der in die Teplitzer Strafse mündenden Reichenbach-
strafse, die Aufeinanderfolge der Strafen die umgekehrte ist, als sie 1. c.
angegeben wird: das Liegende stellt die ,, obere graue Mergelschicht“
Petraschecks dar, während die „untere Schicht bräunlicher Mergel“, in
der die faunistische Ähnlichkeit mit Strehlen besonders deutlich zum
Ausdruck kommt, das Hangende bildet.
Die Erscheinung, dafs gerade die auf ein „jüngeres Alter“ hin-
weisenden Scaphites Fritschi Gross, und Turritella acicularis Rss. — Formen
übrigens, deren Erhaltungszustand und Gröfse eine unzweideutige Be-
stimmung sehr erschweren — in der „oberen“ Schicht liegen, verliert
damit an stratigraphischer Bedeutung.
*) Petrascheck, W.: Abbandlg. Isis in Dresden 1904, S. 3.
**) Wanderer, K.: Sitzber. ebenda 1906, S. 18.
115
Die in dem Aufschlufs an der Teplitzer Strafse seinerzeit fehlenden
oder nur spärlich vertretenen, aber gerade für das Mittelturon (Strehlener
Horizont) typischen Arten wie Spondylus spinosus Sow. sp., Inoceramus
Brongniarti Sow., Paciiydiscus peramplus Mant. sp., finden sich unter
den neueren Aufsammlungen aus den identen Schichten nächstliegender
Fundorte in genügender Zahl; daneben aber treten in unserer Fauna Arten
auf wie Lima elongata Geinitz (non Sowerby), Brionotropis Caro-
linas d’Orb. sp.*), die besonders für das Liegende des Mittelturons bez.
das Hangende des Unterturons charakteristisch sind, keinesfalls aber das
Mittelturon überschreiten.
Der Charakter der Fauna der Schichten der Teplitzer Strafse erhält
demnach durch die Aufsammlungen neueren Datums ein wesentlich anderes
Gepräge: durch das Auftreten typischer Strehlener Leitformen
einerseits, durch das Vorkommen von Arten mehr unter- als mittel-
turonen Typus andererseits ergibt sich notwendig eine Änderung des
bisher angenommenen oberturonen Alters dieser Ablagerungen.
Eine eingehende Besprechung der neuen Aufschlüsse, in der ich auch
über das Liegende unserer Schichten Klarheit zu erbringen hoffe, sowie
eine Zusammenstellung ihrer Fauna, die bis dahin eine weitere Ergänzung
erwarten läfst, sei einer späteren Arbeit Vorbehalten. Diese vorläufige
Mitteilung soll lediglich darauf hinweisen, dafs das Alter der Schichten
der Teplitzer Strafse keinesfalls jünger als die Strehlen er Pläner-
kalke zu setzen ist und dafs ihre Gleichstellung mit den Scaphiten-
tonen von Zatzschke, wie dies bereits in der Literatur Aufnahme
gefunden**), nicht zu recht bestehen kann.
Dresden, K. Mineralogisches Museum, Januar 1910.
*) Petrascheck, W.: Die Ammoniten d. sächs. Kreideformation. Beiträge zur
Palaeontologie Österreich - Ungarns usw. 1902, Bd. XIV, S. 153 u. 156.
**) Scupin, H.: N. J. 1907, B. B. XXIV, S. 696, und Credner, H. : Geolog. TJeber-
sicktskarte des Königreichs Sachsen. Leipzig 1908.
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Fig. 2.
Abhandl. cl. Isis in Dresden, 1909,
Taf. III
J. Deichmüller phot.
Lichtdruck von Römmler & Jonas, Dresden.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdachsche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. 3 M. — Pf.
Schneider, 0.: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntnis der
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . ' . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 . . . . : 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang. . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember . . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, der Jahrgang. . . 3 1. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September .... 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember .... 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-Dezember . . . . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1909, der Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proz. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der Sitzungsberichte
werden von dem ersten Sekretär der Gesellschaft, d. Z. Hofrat
Prof. Dr. DeichmüBer, Dresden -A., Zwingergebäude, K. Mineral. -
geolog. Museum, entgegengenommen.
Slip8*’ Die regelmäfsige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereins-
kasse oder gegen Austausch mit anderen Schriften, worüber
in den Sitzungsberichten quittiert wird.
SV ' ' " . . , . • ■' • - • M
Königl. Sächs. Hofbuchhandlung
— — H. Burdach
Schlofsstrafse 32 DRESDEN Fernsprecher 152
empfiehlt sich
zur Besorgung wissenschaftlicher Literatur.
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1910.
Mit 1 Tafel und 10 Abbildungen im Text.
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♦
Dresden.
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1911.
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
1 ISIS k*
in Dresd e.n.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1910.
Januar bis Juni.
Mit 4 Abbildungen im Text.
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Dresden.
In Kommission der K. Sächs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1910.
ir
Redaktionskomitee für 1910.
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Pr. Po er st er.
Mitglieder: Prof. Dr. E. Lohrmann, Prof. Dr. P. Neger, Oberlehrer Dr. P. Wagner
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmiiller, Prof. H. Rebenstorff und Prof. Dr. A. Witting.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Inhalt
Aufruf zum Sammeln und Registrieren paläontologischer Funde aus Sachsen.
Mit 1 Abbildung. S. 17.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 8. — Escherich, K.: Unsere Spechte S. 3. — Jacobi, A. :
Der See-Elefant und die Robbenfamilie S. 3. — Lohr mann, E.: Bau der Backzähne
vom Rind S. 3. — Neger, F.: Die natürlichen Verfärbungen des Holzes S. 3. —
Schorler, B.: Neue Literatur S. 3. — Thallwitz, J.: Über giftige Tiere S. 3.
II. Sektion für Botanik S. 4. — Vertretung der Isis auf dem Botanikerkongrefs in
Brüssel S. 5. — Engelhardt, H.: Vorlagen S. 5. — Menzel, P.: Neue Literaiur
S. 4. — Neger, F.: Die Pinsapo- und Korkeichenwälder Andalusiens S. 4. —
Schorler, B.: Neue Literatur S. 4. — Stiefelhagen, H.: Reise durch Bulgarien
und die Dobrudscha S. 4. — Thallwitz, J.: Literaturbesprechung S. 4. — Wolf, Th.:
Reisen auf den Galäpagosinseln S. 5.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 5. — Wahl eines Schriftführers S. 6. —
Baldauf, R.: Geologische Wanderungen in Westgrönland S. 5. — Kalkowsky, E.:
Makroskopische Struktur bilder von Kontaktgesteinen S. 6. — Rim an n, E. : Geo-
logischer Bau des Isergebirges S. 6. — Wagner, P. : Gründung einer „Geologischen
Vereinigung“ S. 5; Einrichtung einer Zentralstelle zum Registrieren paläontologischer
Funde aus Sachsen, der Granit und seine Kontakterscheinungen S. 6; neue Literatur
S. 5 und 6. — Wanderer, K.: Schädel eines Moschusochsen aus dem Diluvium von
Prohlis S.6. — Ausflug nach Lock witz und nach dem Bahra- und Gottl eubatal S.6
IV. Sektion für prähistorische Forschungen S. 7. — Bracht, E.: Gegenwärtiger
Stand der Eolithenfrage S. 7. — Deichmiiller, J.: Steinzeitliche Siedelungen in der
Umgebung von Dresden S. 7; neue Funde aus Sachsen S. 8; Literaturbesprechung
S. 7. — Döring, H.: Urnenfund im Kaditzer Tännicht, über Burgwallschlacken,
Literaturb esprechungen S. 7. — Schreiter, R.: Vorgeschichtliche Biberfunde S. 8. —
Vogel, Kl.: Steinzeitliche Funde in der Dresdner Heide S. 7.
V. Sektion für Physik und Chemie S. 8. — Loh mann, H.: Die Einrichtungen des
König Georg-Gymnasiums für den Physikunterricht S. 9. — Neugebauer, E.: Selbst-
tätige Flüssigkeitsheber S. 9. — Rebenstorf f, H.: Über messende Versuche mit
Gasen und andere Demonstrationen S. 8. — Thiele, H.: Wirkungen ultraviolett-
reichen Lichtes S. 8.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik S. 9. — Krause, M.: Einige
kinematische Sätze von R. Müller S. 9. — Ludwig, W., Die Annäherung der Ellipse
durch ihre Scheitelkreise S. 9. — Naetsch, E.: Eine Anwendung des Eulerschen
Multiplikators in der Theorie der Minimalflächen S. 10. — Schreiber, P. : Einfaches
Verfahren zum Studium der Vorgänge in den oberen Luftschichten S. 9; neue Loga-
rithmenpapiere S. 10. — Weinmeister, Ph.: Über Ellipsenkrümmung und über die
Kardioide in der Mikroskopie S. 9; Heumansches Verfahren zur Konstruktion der
Krümmungsradien von Kegelschnitten S. 10. — Witting, A.: Verfahren zur Rekti-
fikation des Kreisbogens S. 10; die Posener Hauptversammlung des Vereins zur
Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts S. 11. — Ein-
ladung zu dem Vortrage von E. Papperitz: Die kinodiaphragmatische Projektion S. 9.
Inhalt des Jahrganges 1910.
Philipp Weimneister f S. V. — Karl Schiller + S. XIII.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3 und 25. — Brandes, Gr.: Ergebnisse neuerer Forschungen
über Elefanten S. 26. — Engelhardt, H.: Neue Literatur S. 25. — Escherich, K.:
Unsere Spechte S. 3. — Jacob i, A. : Der See-Elefant und die Robbenfamilie S. 3. —
Lohrmann, E.: Bau der Backzähne vom Rind S. 3; die Klasse der Tausendfüfsler
S. 25. — März, Ohr.: Die Elefanten und ihre Vorfahren S. 25. — Neger, F. : Die
■ natürlichen Verfärbungen des Holzes S. 3. — Schorler, B. : Neue Literatur S. 3. —
Thallwitz, J.: Über giftige Tiere S. 3; neue Literatur S. 25.
II. Sektion für Botanik S. 4 und 26. — Vertretung der Isis auf dem Botanikerkongrefs in
Brüssel S. 5. — Engelhardt, H.: Vorlagen S. 5; neue Literatur S. 26. — Menzel, P. :
Neue Literatur S. 4. — Neger, F.: Die Pinsapo- und Korkeichenwälder Andalusiens
S. 4; Reiseeindrücke in Istrien, Dalmatien und Herzegowina S. 26. — Pazschke, 0. :
Stereoskopische Aufnahme eines Hallimasch S. 26. — Scheidhauer, R.: Neuere
Anschauungen über Humussäuren und Kolloide in den Hochmooren S. 26. — Schorler,
B.: Über Eisenbakterien S. 26; neue Literatur S. 4. — Stiefelhagen, H.: Reise
durch Bulgarien und die Dobrudscha S. 4. — Thallwitz, J.: Literaturbesprechung
S. 4. — Wolf, Th.: Reisen auf den Galäpagosinseln S. 5.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 5 und 27. — Wahl eines Schriftführers
S. 6.. — Baldauf, R.: Geologische Wanderungen in Westgrönland S. 5. — Engel-
hardt, H.: Tertiäre Pflanzenreste von Flörsheim S. 27. — Kalkowsky, E.: Mikro-
skopische Strukturbilder von Kontaktgesteinen S. 6. — Rimann, E.: Geologischer
Bau des Isergebirges S. 6. — Schreiter, R. : Über Meteoriten S. 27. — Wagner, P.:
Gründung einer „Geologischen Vereinigung“ S. 5; Einrichtung einer Zentralstelle zum
Registrieren paläontologischer Funde aus Sachsen, der Granit und seine Kontakt-
erscheinungen S. 6; internationaler Geologenkongrefs in Stockholm S. 27; neue Lite-
ratur S 5, 6 und 27. — Wanderer, K.: Schädel eines Moschusochsen aus dem Dilu-
vium von Prohlis S. 6. — Ausflug nach Lockwitz und nach dem Bahra- und
Gottleubatal S. 6.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen S. 7 und 27. — Bracht, E.: Gegen-
wärtiger Stand der Eolithenfrage S. 7; die ältesten nacheiszeitlichen Steingeräte
Rügens S. 29. — Deichmüller, J. : Steinzeitliche Siedelungen in der Umgebung von
Dresden S. 7; vorgeschichtliche Funde im Meifsner Dom S. 28; Spuren neolithischen
Leichenbrands in Sachsen S. 28; neue Funde aus Sachsen S. 8 und 28; Literatur-
besprechung S. 7. — Döring, H.: Urnenfund im Kaditzer Tännicht, über. Burg wall-
schlacken S. 7; Literaturbesprechung S. 7 und 27. — Dutschmann, G. : Über Spinn-
und Webwerkzeuge S. 29. — Langenlian, J.: Wandzeichnungen aus der Höhle von
Combarelles, mit Bemerk, von H. Wiechel S. 29. — Schreiter, R.: Vorgeschicht-
liche Biberfunde S. 8. — Vogel, Kl.: Steinzeitliche Funde in der Dresdner Heide
S. 7. — Wanderer, K. : Herstellung von Feuersteingeräten S. 27.
V. Sektion für Physik und Chemie S. 8 und 29. — Beythien, A : Über Würzen
und Gewürze S. 29. — Lohmann, H. : Die Einrichtungen des König Georgs-Gym-
nasiums für den Physikunterricht S. 9... — Neugebauer, E. : Selbsttätige Flüssigkeits-
heber S. 9. — Rebenstorff, H. : Über messende Versuche mit Gasen und andere
Demonstrationen S. 8. — Thiele, H. : Wirkungen ultraviolettreichen Lichtes S. 8.
IV
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik S. 9 und 29. — Philipp Wein-
meister f S. 29. — Heger, R.: Teilungsgruppen auf Kurven 3. Ordnung S. 32. —
Krause, M.: Einige kinematische Sätze von R. Müller S. 9. — Lohmann, H.: Die
stereographische Projektion S. 30. — Ludwig, W.: Die Annäherung der Ellipse durch
ihre Scheiteikreise S. 9. — Naetsch, E.: Eine Anwendung des Eulerschen Multipli-
kators in der Theorie der Minimalflächen S. 10. — Schreiber, A. : Zur Integration
der Differentialgleichung der barometrischen Höhenmessung S. 30. — Schreiber, P.:
Einfaches Verfahren zum Studium der Vorgänge in den oberen Luftschichten S. 9;
neue Logarithmenpapiere S. 10. — Weinmeister, Ph.: Über Ellipsenkrümmung und
über die Kardioide in der Mikroskopie S. 9; Heumansches Verfahren zur Konstruktion
der Krümmungsradien von Kegelschnitten S. 10; über höhere Evoluten S. 29. —
Witting, A.: Verfahren zur Rektifikation des Kreisbogens S. 10; die Posener
Hauptversammlung des Vereins zur Förderung des mathematischen und naturwissen-
schaftlichen Unterrichts S. 11; Literaturbesprechung S. 30. — Einladung zu dem Vor-
trage von E. Papperitz: Die kinodiaphragmatische Projektion S. 9.
VII. Hauptversammlungen S. 11 und 32. — Beamte im Jahre 1911 S. 32 und 35. —
Wahl eines Verwaltungsrats-Mitgliedes S. 14. — Veränderungen im Mitgliederbestände
S. 14, 15 und 33. — Kassenabschlufs für 1909 S. 12, 13 und 16. — Voranschlag für
1910 S. 12. — Freiwillige Beiträge zur Kasse S. 34. — Bericht des Bibliothekars
S. 37. — Geschenk für die Bibliothek S. 13. — Vertretung der Isis auf dem 5. Inter-
nationalen Ornithologenkongrefs S. 13. — Aufruf zum Sammeln und Registrieren
paläontologischer Funde aus Sachsen S. 14. — Einladung zu dem Vortrage von A. Heim
über Neuseeland S. 12 — Feier des 75 jährigen Bestehens der Isis S. 13. —
Bergt, W.: Der Vesuv und seine Veränderungen S. 13.— Deichmüller, J.: Grün-
dung eines Lokalvereins , »Dresden“ der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft S. 12.
— Dember, H.: Die Anschauungen und Aufgaben der neueren Physik S. 32. —
Förster, F.: Neuerungen im Akkumulatorenwesen S. 33. — Hentschel, W.: Das
züchterische Element in den älteren Kulten, insbesondere im Dionysoskult S. 13. —
Kalkowsky, E.: Der Erdgasbrand von Neuengamme bei Hamburg S. 33. —
König, W.: Die bisherigen Erfolge auf dem Gebiete der Eiweifssynthese S. 33. —
Schanz, F. und Stockhausen, K.: Die Wirkungen der kurzwelligen Lichtstrahlen
auf das Auge S. 11. — Wislicenus, A.: Faserstruktur und Holzbildung vom Stand-
punkte der neueren Kolloidchemie S. 12. — Besichtigung der Fabrik von H. Erne-
mann, Aktien-Gesellschaft für Camera-Fabrikation S. 14, der Orienta-
lischen Tabak- und Zigarettenfabrik Yenidze S. 32.
Aufruf zum Sammeln und Registrieren paläontologischer Funde aus Sachsen.
Mit 1 Abbildung. S. 17.
B. Abhandlungen.
Bachmann, E. : Zur Flechtenflora des Frank enwaldes. S. 99.
Förster, F.: Rückblick auf die letzten 25 Jahre des Bestehens der Naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft „Isis“. S. 3.
Kalkowsky, E.: Geologie und Phantasie. S. 10.
Ludwig, W.: Über die Annäherung einer Ellipse durch ihre Scheitel-Krümmungskreise.
Mit 3 Abbildungen. S. 67.
Schreiber, P. : Beiträge zur Ermittelung der Tragkraft und Bewegung eines Frei-
ballons mit Hilfe von Logarithmenpapier. Mit 1 Tafel. S. 83.
Verhoeff, K.: Über Diplopoden: 18. (38.) Aufsatz. Die nordböhmisch-sächsische Fauna
und ihre Bedeutung für die Zoogeographie Mitteleuropas. S. 20.
Vohland, A.: Ein fossilführender Kalksinter im Gebiet der Wilden Sau. S. 120.
Weinmeister, Ph.: Über höhere Evoluten. Mit 5 Abbildungen. S. 113.
Die Verfasser sind allein v er antiv örtlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich, eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Philipp Weinmeister.
Am 27. August 1910 verstarb zu Tharandt bei Dresden eins der
eifrigsten und tätigsten Mitglieder der naturwissenschaftlichen Gesellschaft
Isis, der Geh. Hofrat Dr. phil. Johann Philipp Weinmeister, Professor
an der Forstakademie zu Tharandt. Seit dem 29. November 1900 war er
Mitglied der Isis und gehörte der mathematischen Sektion an, deren Vor-
sitzender er auch in den Jahren 1902 und 1903 war. Seit 1901 hat er
21 Vorträge in dieser Sektion gehalten, den letzten am 7. Juli 1910 in
Tharandt, wohin er die Mitglieder eingeladen hatte, damit sie nach der
wissenschaftlichen Sitzung auch noch in seiner gastlichen „Kattenburg“
gesellig beisammen bleiben könnten. Niemand unter seinen Gästen ahnte
damals, dafs der vollkommen gesunde Mann so nahe vor seinem Ende
stehe; und er ist ja auch nicht eine Stunde krank gewesen, als ihn der
Tod abrief; zurückgekehrt von einer Erholungsreise ist er an seinem
62. Geburtstage ganz plötzlich einem Gehirnschlag erlegen. Noch nicht
zehn Jahre ist er Mitglied der Isis gewesen, und man mufs es sehr be-
dauern, dafs er den Anschlufs an sie nicht schon früher gefunden hat;
er würde sonst manche kleine Frucht seiner Arbeit, die er so vielleicht
nicht für der Veröffentlichung wert hielt, dort mitgeteilt und auf Grund
des Meinungsaustausches mit Fachgenossen weiter ausgebaut haben. Auf
den Wunsch der Gesellschaft möge hiermit einiges aus dem Lebensgange
des Dahingeschiedenen mitgeteilt werden.
Johann Philipp Weinmeister wurde als Sohn eines kurhessischen Be-
amten am 27. August 1848 zu Kassel geboren. Sein Vater wurde 1849
nach Schmalkalden und 1852 nach Marburg versetzt, dort ist er bis zu
seinem 1876 erfolgten Tode im Amte geblieben. Diese Stadt ist also die
eigentliche Heimat Weinmeisters gewesen, in der er die hauptsächlichsten
Jugendjahre zugebracht hat. Nach dem Besuch einer Privatschule trat er
zu Ostern 1859 in die Quinta des dortigen Kurfürstlichen Gymnasiums
ein. Schon in den mittleren Klassen zeigte sich hier seine hervorragende
Begabung für Mathematik, die durch den Unterricht seines ausgezeichneten
Mathematiklehrers Eduard Fürstenau derartig gefördert wurde, dafs
bald in ihm der Wunsch rege ward, sich dieser Wissenschaft später ganz
zu widmen. Schon damals wurde er wiederholt, auch von Mitschülern,
um mathematischen Privatunterricht angegangen, und dies förderte nicht
nur sein eigenes Können, sondern gab ihm auch die Mittel zur bescheidenen
Befriedigung zweier Liebhabereien, denen er für sein ganzes Leben treu
geblieben ist: er kaufte sich gute Bücher und machte gelegentlich Reisen.
Unter den Büchern, die er sich anschaffte, befand sich übrigens auch das
VI
Lehrbuch der Gabelsbergerschen Stenographie von Rätzsch, und er be-
nutzte die unfreiwillige Mufse, die ihm die Erholung von einem Scharlach-
fieber auferlegte, dazu, diese Kurzschrift zu erlernen, deren er sich von
da an stets bedient hat. Zu Ostern 1868 bestand er die Reifeprüfung
mit der ersten Zensur in Mathematik und Physik. Während seiner ganzen
Schulzeit hatte sich seine geradezu einseitige Begeisterung für Mathematik
gezeigt, und diese Einseitigkeit ist ihm in gewissem Sinne auch im späterem
Leben verblieben. Nicht dafs er nicht auch an anderen Gebieten des
Lebens, der Künste und der Wissenschaften Anteil genommen hätte, so
insbesondere an der Musik, an den Schönheiten der Natur, die er gern
auf seinen Reisen bewunderte, an kirchlichen und politischen Dingen; aber
seine Arbeit, sein Streben galt immer nur seiner Wissenschaft, und das
hat mit dazu beigetragen, dafs er ein Gelehrter in seinem Fache wurde.
Gleich von Anfang an widmete er sich nun auf der alma mater
Philippina eifrig seinen Studien. Zunächst zogen ihn besonders die überaus
klaren Vorlesungen des Mathematikers Stegmann an, der auf sein Studium
vielfach bestimmend einwirkte. Ferner hörte er Vorlesungen bei den
Mathematikern v. Drach, Hefs und Feufsner, sowie bei dem Physiker
Melde. Aber er beschränkte sich nicht darauf, die Vorlesungen seiner
Lehrer zu hören und teilweise auszuarbeiten, sondern studierte auch eifrig
Lehrbücher der höheren Mathematik. So waren vier Semester vergangen,
und schon trat er dem Gedanken an die abzulegende Staatsprüfung näher,
besonders beschäftigte ihn die Frage des unumgänglich erforderlichen
Nebenfaches. Für Naturwissenschaften hatte er keine grofse Neigung,
fürchtete auch seine Kräfte zu zersplittern. Eine Zeit lang dachte er
daran, Französisch zu wählen, fand aber dann als besten Ausweg, sich
für die philosophische Propädeutik zu entscheiden, da sich ja die Prüfung
sowieso auf Philosophie zu erstrecken hatte, überdies die Philosophie
der Mathematik näher lag als jedes andere Fach. Er hatte es demnach
in der Prüfung nur mit zwei Examinatoren zu tun: mit Professor Steg-
mann, der in Mathematik und Physik prüfte, und mit Professor Weifsen-
born, der die Fächer der Philosophie und der Pädagogik vertrat; er
erreichte dadurch, dafs er seine Studien auf einen engeren Kreis be-
schränken und um so mehr vertiefen konnte. Alles schien sich somit
in erwünschter Weise zu gestalten, da brach 1870 der Krieg gegen Frank-
reich aus, und es galt auch für Weinmeister, sich dem Vaterlande zur Ver-
fügung zu stellen. Er trat beim hessischen Jägerbataillon Nr. 11 ein und
wurde zu seiner kriegsmäfsigen Ausbildung der von Marburg nach Wies-
baden verlegten Ersatzkompanie dieses Bataillons eingereiht. Im Oktober
gelangte er zum mobilen Bataillon, das damals in Sevres vor Paris lag.
Die Jäger hatten während der Belagerung die Mannschaften für einen
ständigen vorgeschobenen Oberjägerposten im Schlosse Meudon zu liefern.
Hier finden wir den bisherigen Studiosus wieder, der zu seiner Freude in
der Schlofsbibliothek auch mathematische Werke entdeckte. Wenn es der
Dienst gestattete, safs er, die Büchse im Arm, hinter einem im Parke zur
Deckung aufgestellten Pianino und studierte ein französisches Werk mathe-
matischen Inhalts.
Es war zum Abschlufs der Friedenspräliminarien gekommen, da zog
sich Weinmeister auf dem von Granaten zerrissenen Erdboden im Dienste
eine Fufsverletzung zu, die seine Aufnahme ins Lazarett und dann seine
Beurlaubung in die Heimat zur Folge hatte. Nach völliger Wiederher-
VII
Stellung tat er zunächst in Wiesbaden Dienst und beendete danach sein
Freiwilligenjahr in Marburg.
Sofort nahm er nun wieder sein Studium auf und meldete sich gegen
Ende des Jahres 1871 zur Staatsprüfung, die er am 3. Mai 1872 mit dem
von ihm erhofften Erfolge bestand. Es war gerade eine Zeit des Lehrer-
mangels, und so konnte er auf alsbaldige Anstellung rechnen; dafs er aber
eine solche nicht in Hessen, sondern in Sachsen fand, kam sehr über-
raschend. Seiner Mutter Bruder, der Kaufmann in Leipzig war, teilte ihm
nämlich mit, dafs die dortige Realschule 1. Ordnung zu möglichst baldigem
Antritt einen Mathematiklehrer suche. Er bewarb sich sofort um die
ausgeschriebene Stelle und wurde zu einer Probelektion nach Leipzig be-
rufen. Seine vielfache Übung durch Privatunterricht kam ihm hier zu
statten, er machte in der Probelektion einen guten Eindruck und wurde
gewählt, mufste allerdings noch die Form erfüllen, um Erlafs der säch-
sischen Staatsprüfung nachzusuchen. Schon am 1. Juni 1872 trat er sein
Amt an, zunächst als Hilfslehrer, im Sommer 1873 wurde er zum Ober-
lehrer befördert.
Der Unterricht in Unter- und Mittelklassen, den er vorübergehend
gleichzeitig in vier Parallelklassen zu erteilen hatte, sagte ihm allerdings
wenig zu, und da die Oberklassen nur in geringer Zahl vorhanden waren,
überdies in ihnen zwei ältere Fachkollegen und von 1873 an auch noch
ein als Direktor der Schule neu berufener Mathematiker tätig waren, so
trug er sich bei der anscheinenden Aussichtlosigkeit des Vorrückens im
Unterricht mit der Absicht, sein Amt mit einer Assistentenstelle an einem
schweizerischen Polytechnikum zu vertauschen. Aber der neue Direktor,
Professor Giesel, erkannte bald die hervorragende Tüchtigkeit seines
jungen Fachgenossen und übertrug ihm, als sich überdies die Zahl der
Oberklassen mehrte, mathematischen Ünterricht in ihnen. Bei dieser
Tätigkeit befriedigte und beglückte es ihn nun sehr, dafs es ihm gelang,
bei seinen Schülern volles. Verständnis für die Gröfse seiner Wissenschaft
zu wecken und bei vielen zu heller Begeisterung zu steigern. Hierfür
besafs er eine besondere Gabe, zu ihrer vollen Entfaltung konnte sie aber
natürlich nur dadurch kommen, dafs er an sich und an seine Schüler hohe
Anforderungen stellte, ohne jedoch dabei für letztere ein gerechtes Mafs
zu überschreiten. Die Schüler empfanden keine Überbürdung und kamen
freudig den Anforderungen ihres Lehrers nach, ja vielfach überboten sie
diese noch. Gar manchen pflanzte er eine so starke Liebe zur Mathematik
ein, dafs sie sich entschlossen, ihr Studium zu ihrem Lebensberufe zu
wählen, und eine ganze Reihe von ihnen befinden sich heute in angesehenen
Stellungen als treue Diener oder erfolgreiche Forscher dieser Wissenschaft,
von denen hier nur der Berliner Mathematiker Professor Scheffers ge-
nannt sein mag. Aber auch Schüler, die sich nach dem Verlassen der
Schule anderen Berufen zuwandten, liebten seinen Unterricht und dadurch
die in ihm gelehrte Wissenschaft, und es war ihm eine besondere Freude,
neben der möglichsten Förderung aller gelegentlich mit einzelnen besonders
Begabten zu Gebieten, die sich über das Alltägliche erhoben, emporzu-
steigen. Hier wie auch im gewöhnlichen Unterrichte legte er Gewicht
darauf, dafs seine Primaner nicht einfach das von ihm Gebotene in sich
aufnahmen, sondern an der Entwicklung der mathematischen Wahrheiten
selbst mitarbeiteten, und wiederholt hatte er die grofse Freude, dafs ein-
zelne ihn durch Selbstgefundenes überraschten, das tatsächlich neu war.
VIII
In seine Veröffentlichungen hat er denn einigemal solche Entdeckungen
seiner Schüler mit Nennung ihrer Namen aufgenommen, einmal sogar die
selbständige Arbeit eines Schülers (der sich übrigens später nicht dem
Studium der Mathematik widmete) in eine wissenschaftliche Zeitschrift
aufnehmen lassen.
Neben seinem Unterrichte war er stets auf wissenschaftliche Weiter-
bildung bedacht, wozu ihm die Universität seiner neuen Heimat Leipzig
die beste Gelegenheit bot. Die Vorlesungen des Professors Neumann
liefsen ihn erkennen, wie sehr sein Marburger Studium noch der Förderung
fähig war und bedurfte; ihm und später dem von München nach Leipzig
berufenen Professor Klein hatte er als fleifsiger Hörer viel zu danken.
Aber er forschte auch vielfach für sich allein, und das Ergebnis seiner
Arbeiten in den ersten Jahren legte er in seiner Dissertation nieder, durch
die er sich bei der philosophischen Fakultät der Universität Marburg am
26. Februar 1876 die Doktor- und Magisterwürde erwarb. Es war keine
gewöhnliche Dissertation, vielmehr stellte sie eine tatsächliche Bereicherung
der Wissenschaft dar, weshalb auch die Fakultät die Arbeit als maxime
laudabilis bezeichnete. In ihr führte der Verfasser ein neues Koordinaten-
system in die analytische Geometrie der Ebene ein, das System der
polaren Linienkoordinaten, dessen grofse Fruchtbarkeit er erkannte
und nachwies.
Die Tätigkeit an seiner Schule befestigte mehr und mehr seine An-
schauung, dafs die realistische Ausbildung der humanistischen mindestens
ebenbürtig sei; mit Begeisterung trat er daher in den Kampf ein, den die
Realschule erster Ordnung, das spätere Realgymnasium, um die Gleich-
berechtigung mit dem Gymnasium zu führen begann. Diese Anschauung
hat er auch später, als er nicht mehr an seiner Schule wirkte, wiederholt
zum Ausdrucke gebracht; auch an der Bewegung zur Neugestaltung des
mathematischen Unterrichts hat er sich tätig beteiligt und zwar besonders
durch einen längeren Aufsatz in der Zeitschrift für mathematischen und
naturwissenschaftlichen Unterricht und durch zwei Vorträge in der Gesell-
schaft Isis.
Mehr als zehn Jahre hatte er zu Leipzig gewirkt, da ward er plötzlich
zu einem anderen Amte berufen. Der damalige Vortragende Ministerialrat
für den mathematischen Unterricht der sächsischen höheren Schulen, Geh.
Rat Schlömilch, war schon Vorjahren auf Weinmeister aufmerksam ge-
worden. Dieser hatte 1868 als junger Student das Schlömilchsche Übungs-
buch der höheren Analysis, das gerade damals in erster Auflage erschienen
war, fast ganz durchgerechnet und dabei mancherlei Irrtümer entdeckt.
Ein Verzeichnis dieser hatte er dem Verfasser eingeschickt und damit den
ersten Schritt zu einer Bekanntschaft getan, die ihm später so wertvoll
werden sollte. Später hatte nun Schlömilch bei gelegentlichen Besuchen
der Leipziger Realschule den Studenten von damals auch persönlich kennen
und schätzen gelernt und wünschte ihn zu fördern. Als dann an der Forst-
akademie zu Tharandt die Stelle eines Professors für Mathematik und
Physik frei wurde und das Finanzministerium, dem die Akademie unter-
steht, beim Kultusministerium anfragte, wer sich wohl für die Stelle am
besten eigne, schlug Geh. Rat Schlömilch Weinmeister vor, und so wurde
dieser am 1. Oktober 1883 nach Tharandt berufen. Herzliche Freundschaft
seiner bisherigen Amtsgenossen und dankbare Liebe gegenwärtiger und
früherer Schüler begleiteten ihn in das liebliche Tharandt, das ihm zu
IX
einem Orte reinsten Glückes wurde, als er am 27. Dezember 1888 den
Ehebund mit Kamilla Kornagel aus Leipzig schlofs.
Hier begann nun eine Berufstätigkeit für ihn, die in mehrfacher Be-
ziehung anders geartet war als seine bisherige. Sein Lehrgebiet umfafste
Mathematik, theoretische und experimentelle Physik, alles Gegenstände,
die für junge wald- und jagdfrohe Forstleute nicht so leicht schmackhaft
gemacht werden können. Deshalb sah er sich in seinem neuen Amte, das
in vieler Hinsicht bequemer war als sein bisheriges, zunächst manchen
Schwierigkeiten gegenüber, die seine forstlichen und naturwissenschaft-
lichen Tharandter Amtsgenossen bei Ausübung der Lehrtätigkeit nicht zu
überwinden hatten. Aber die in ihm allezeit rege Begeisterung für sein
Wissensgebiet befähigte ihn, ohne Einbufse seiner Berufsfreudigkeit alle
Schwierigkeiten zu besiegen, und mancher seiner Zuhörer, der anfangs nur
dem Zwange des Lehrplanes und der Rücksicht auf die abzulegende Prüfung
gehorchte, wenn er in den frühen Morgenstunden zum mathematischen Hör-
saale wanderte, empfand bald die Einwirkung des in seinem Fach auf-
gehenden Lehrers und folgte gern seinen anregenden Vorträgen. Mit solchen
Bekehrten und den von vornherein mathematisch beanlagten Hörern dann
zu arbeiten, sie zu fördern und ihnen die Reize der höheren Mathematik
zu erschliefsen, war ihm eine grofse Freude und eine Entschädigung für
immerhin nicht ausbleibende Enttäuschungen.
ln den mathematischen Vorlesungen trug er in den ersten Jahren ana-
lytische Geometrie, später Infinitesimalrechnung vor. Den zunächst allein
angewandten geschlossenen Vortrag ersetzte er dann, um den Lehrerfolg
zu sichern, mehr und mehr durch seminaristische Übungen. Der Physik
hatte er bis zur Übersiedelung nach Tharandt unterrichtlich ganz fern
gestanden; die Einarbeitung in das neue Fach machte ihm die erste Zeit
ziemlich arbeitsreich, zumal da die von ihm bei seinem Amtsantritte Vor-
gefundene Sammlung von Apparaten ziemlich dürftig und für Abhaltung
von Experimentalvorträgen wenig geeignet war. Jetzt verfügt dank seiner
Fürsorge die Forstakademie über eine reich ausgestattete physika-
lische Sammlung, ein Beweis dafür, mit welchem Eifer und Erfolg ihr
dahingegangener Vorstand an ihrer Vervollständigung dauernd gear-
beitet hat.
Seit 1887 übernahm er auch noch die Vorlesungen über Meteorologie
und clie ziemlich zeitraubende Tätigkeit, die mit dem weiteren Ausbau und
der Überwachung des statistischen Dienstes einer Station der Landeswetter-
warte verbunden ist. Schon um sich in der leicht zu einer drückenden
Fessel werdenden Mühe fortgesetzter Ablesungen an den Beobachtungs-
instrumenten eine Erleichterung zu schaffen, liefs er sich die Anschaffung
der neuesten selbstregistrierenden Apparate angelegen sein. Gegenüber
dem Laboratoriumsgebäude, seiner vieljährigen Arbeitstätte, wurde auf
der Höhe des das Tal der wilden Weifseritz westlich begrenzenden Höhen-
zuges 1892 auf seine Anregung eine mit einem Windstärkemesser versehene
zuverlässige Windfahne unter erheblichen Kosten errichtet. Tausende von
Blicken, die jährlich von den Bewohnern Tharandts und durch das Weifseritz-
tal Wandernden empor nach Heinrichseck, dem Standorte der Windfahne,
zur Erkundung der Windrichtung gesandt werden, weisen auf die gemein-
nützige Bedeutung der zunächst wissenschaftlichen Zwecken dienenden
Schöpfung hin und lassen erwarten, dafs auch die nichtakademischen Kreise
Tharandts ihres Mitbürgers Weinmeister dauernd gedenken werden.
X
Die neue Stellung bot gar manche Vorteile. Sie liefs ihm mehr Zeit
zur eigenen Arbeit, uncl die Ruhe der Kleinstadt war dieser günstiger als
das Hasten in dem vielbewegten Leipzig. Die grofsstädtischen Anregungen
fand er im benachbarten Dresden, die schöne Umgebung von Tharandt
wiederum bot ihm genufsreiche Spaziergänge, die ihm ein tägliches Be-
dürfnis waren. Kamen aber die Ferien, so brauchte er nicht die Ruhe
einer Sommerfrische aufzusuchen, die er ja zu Hause hatte, sondern er
erfreute sich in Begleitung seiner Gattin an gröfseren Reisen, mit denen
er gewöhnlich den Besuch fachwissenschaftlicher Kongresse, besonders den
der Internationalen Mathematiker- Versammlungen und der Naturforscher-
Versammlungen, verband. Auf diesen wurde er mit angesehenen Fach-
genossen des In- und Auslandes bekannt, deren Werke er schätzen gelernt
hatte, und trug von da die Anregung zu mancher neuen Arbeit heim.
Seine stille Denkertätigkeit galt vor allem der höheren Geometrie und
der Mechanik. Auf diesen Gebieten war er ein gründlicher und deshalb
oft langsamer Arbeiter; er blieb beim Schaffen still in sich verschlossen
und sprach grundsätzlich niemandem gegenüber von einer Arbeit, ehe er
sie nicht fertig hatte. Dabei besserte und feilte er so lange an ihr, bis
er etwas Vollkommenes vor sich zu haben glaubte. Das hat zur Folge
gehabt, dafs die Zahl besonders seiner umfänglicheren Veröffentlichungen
nicht grofs geworden ist. Er war so glücklich, keinen treibenden Zwang
hinter sich zu haben, und so arbeitete er an seinen Problemen mit Liebe
und Ruhe, ohne sich zu überstürzen. Dafs er, wenn es sein mufste, auch
schnell arbeiten und doch etwas Gutes leisten konnte, hat er in Leipzig
bewiesen, als er für Ostern 1880 die Abhandlung zum Programme seiner
Schule übernommen hatte; zwar wuchs ihm der Stoff unter den Händen,
aber dennoch lieferte er pünktlich seine Arbeit ein, die nun nur so um-
fangreich ausgefallen war, dafs sie geteilt werden mufste und in zwei auf-
einander folgenden Jahresprogrammen erschien.
Die geometrische Betrachtungsweise in seinen Arbeiten war vorwiegend
synthetisch; er benutzte die analytische Geometrie nur als Pfadfinderin,
wozu sie sich ja hervorragend eignet, hielt sich aber immer die Tatsache
vor Augen, dafs man zu Ergebnissen, die man erst durch langwierige
Rechnungen erhalten hat, hinterher oft weit einfacher durch rein geo-
metrische Betrachtungen gelangt. Deshalb bemühte er sich immer, das
auf analytischem Wege gefundene Ergebnis auf die Synthese zu übertragen
und so einen zugleich anschaulichen Weg zu schaffen. Dieser gestaltete
sich dann bisweilen so einfach, dafs es möglich war, ihn sogar Schülern
höherer Lehranstalten verständlich zu machen und somit der Schulgeo-
metrie mit elementaren Mitteln auch mancherlei zugänglich zu machen,
was sonst der Hochschule Vorbehalten ist. Hatte er auch allmählich eine
grofse Virtuosität darin errungen, so machte doch naturgemäfs das Auf-
finden des synthetischen Weges oft reichlich Mühe und erforderte viel
Zeit. Und wenn er dann einen an sich schwierig erscheinenden Nachweis
in der ,, Geometrie der Unmündigen“, wie er es nannte, durchgeführt hatte,
wenn dann ein elegantes und durchsichtiges Verfahren vorlag, so ahnte
man meist nicht, wievieler Versuche und Umarbeitungen es bedurft hatte,
bis das Ziel erreicht war. Eine schöne Frucht dieser Bestrebungen aus
den ersten Tharandter Jahren war die Festschrift „Die Herzlinie, für die
Schule bearbeitet“, die er 1884 seinem geliebten Leipziger Realgymnasium
zum fünfzigjährigen Jubiläum widmete. Die Kritik rühmte dieser Arbeit
XI
Klarheit, Einfachheit und mathematische Eleganz nach und betonte mit
Recht ihren Vorzug, dafs sie nur geringe mathematische Vorkenntnisse
erfordere. Diese Schrift zeigt, wie man die Schüler in das so reizvolle
Gebiet der Kurvendiskussion auch ohne Differential- und Integralrechnung
auf leichte und angenehme Weise einführen kann.
Die Ergebnisse seiner reichen Studien in der synthetischen Behand-
lung ebener Kurven wollte er in einem Werke zusammenstellen, das sehr
elementar und einfach die wesentlichen Eigenschaften dieser Linien ent-
wickeln sollte. Jahrzehnte hat er an diesem elementaren Kurvenwerke
gearbeitet und es schliefslich im Entwürfe beendet, nach einer kurzen
Erholungsreise gedachte er vom Herbst 1910 an diesen Entwurf auszu-
arbeiten. Aber der Tod hat ihn daran gehindert, und es steht nun sehr
dahin, wann dieses sein Lebenswerk an die Öffentlichkeit gelangen kann.
Leider ist der Entwurf noch lange nicht druckfertig, und es ist für jeden
anderen recht schwer und nur in langer Arbeit möglich, die Grund-
gedanken des Verfassers durchzuführen und danach das Werk fertigzustellen.
Für seine amtliche Tätigkeit fand Weinmeister auch die Anerkennung
seines Königs: am 15. April 1899 wurde ihm das Ritterkreuz 1. Klasse
des Albrechtsordens verliehen, am 21. Mai 1908 erhielt er Titel und Rang
als Geheimer Hofrat. Im Geschäftsjahr 1906/07 war er Rektor der Forst-
akademie. Paul Weinmeister.
Veröffentlichungen.
1. Das System der polaren Linien-Koordinaten in der Ebene. Inaugural-Disser-
tation, Marburg 1876. 26 S. 8°. Abgedruckt auch in der Zeitschr. f. Matliem.
u. Physik, XXL Jahrg., 1876, S. 301 — 324.
2. Die Flächen zweiten Grades nach elementar- synthetischer Methode. Progr. d.
Realschule 1. Ordn. zu Leipzig. I. Teil 1880; II. Teil 1881. 34 und 42 S. 4°.
In der Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht:
3. Die Herzlinie, für die Schule bearbeitet. XV. Jahrg., 1884, S. 245— 270. Auch
als Festschr. z. 50jälirig. Jub. d. städt. Realgymn. zu Leipzig 1884.
4. Uber die Körper, deren Schnittflächen parallel zu einer Ebene quadratische
Funktionen ihres Abstandes sind. XVIII. Jahrg., 1887, S. 321 — 359.
5. Elementare Bestimmung der gröfsten und kleinsten Werte ganzer algebraischer
Funktionen. XXVI. Jahrg , 1895, S. 8— 13.
6. Über die Begründung des Cavalierischen Satzes. XXXII. Jahrg., 1901, S. 599
bis 606.
7. Unendlichkeitsrechnung in der Schule. XXXVIII. Jahrg., 1907, S. 1— 15.
8. Das Achsenproblem des Kegels zweiter Ordnung. XL. Jahrg., 1909, S. 481
bis 487.
In der Zeitschrift für Mathematik und Physik:
9. Notiz über Fufspunktkurven. XXVJ II. Jahrg., 1883, S. 256.
10. Eingrenzung der Zahl e auf geometrischem Wege. XXXIJ. Jahrg., 1887, S. 256.
11. Gelenkviereck und Dämmerungsdauer. 55. Bd., 1907, S. 122— 129.
Im Archiv der Mathematik und Physik:
12. Uber die Variation der Parallelprojektion einer Ellipse mit der Richtung der
projizierenden Strahlen und mit der Lage der Projektionsebene. 2. Reihe, T. X,
1891, S. 380-397.
13. Über die Inhaltsbestimmungen von Körpern, deren Schnittflächen parallel mit
einer Ebene quadratische Funktionen ihres Abstandes sind. 2. Reihe, T. XVII.
1899, S. 190— 201.
XII
In der Zeitschrift für den physikalischen und chemischen Unterricht:
14. Elementar-mathematische Bestimmung der Trägheitsmomente ebener homogener
Elächenstücke. IV. Jahrg., 1891, S. 301— 304.
Im Tharandter forstlichen Jahrbuch:
15. Die Blitzschläge in Bäume der sächsischen Staatsforstreviere während des
Jahres 1897. Bd. 48, 1897, S. 185—188.
16. Zur Theorie der reziprok-polaren Kegelschnitte. Bd. 60, 1909, 8. 287—312.
In den Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden:
17. Graphische Bestimmung der Achsen des schiefen elliptischen Kegels. Jahrg.1909,
S. 103-109.
18. Über höhere Evoluten. Jahrg. 1910, S. 113— 119.
Aufserdem mancherlei Bücherbesprechungen in mehreren Zeitschriften und zahlreiche
Aufgaben besonders in der Zeitschrift für mathematischen und naturwissenschaftlichen
Unterricht, in der Zeitschrift L’intermediaire des mathematiciens und im Archiv der
Mathematik und Physik.
f
Karl Schiller.
Der unerbittliche Tod hat vor kurzem einen Mann aus dem Leben
gerufen, dessen Streben und Arbeit lange Jahre hindurch mit unserer „Isis“
innig verknüpft war. So ziemt es sich wohl, einen Augenblick rückwärts
zu schauen, um zu sehen, wie er sich entwickelte und was er geleistet,
Karl Schiller wurde am 10. November 1840 zu Mitteloderwitz in
der sächsischen Oberlausitz als Sohn eines unbemittelten Tischlers geboren.
Schon in seinem fünften Jahre verlor er die Mutter und mit ihr die Liebe,
welche auf die Entwicklung des Kindesgemüts von gröfstem Einflufs zu
sein pflegt. Nachdem sich der Vater wieder verheiratet hatte und nach
Zittau übergesiedelt war, führte er ihn der dortigen Volkschule zu. Nach
seiner Konfirmation wurde er wohl wider seinen Willen zu einem Kauf-
mann in die Lehre getan, ging ja sein Herzenswunsch dahin, Lehrer zu
werden. Nur acht Tage hielt er in dieser aus, worauf der Vater, seinen
dringenden Bitten folgend, sich erweichen liefs, ihn dem Seminare zu Zittau,
das später mit dem zu Bautzen vereint wurde, zu übergeben. Seine Armut,
die ihm bei seinen Schulgenossen sehr bald den Namen „Peu d’argent“
einbrachte, liefs ihn während seiner Studienzeit viel Entbehrungen kosten,
hinderte ihn aber nicht, mit Bienenfleifs zu arbeiten, um reiche Kenntnisse
zu sammeln und sich mit trefflichen Fertigkeiten für seinen künftigen Beruf
auszurüsten. Endlich war sein Ziel erreicht; Ostern 1860 wurde er als
Hilfslehrer nach Cunewalde gewiesen, dem dortigen Hauptlehrer zur Seite
zu stehen, was ihm aufser Kost und Wohnung 40 Taler einbrachte. Die
jetzige Zeit vermag dies nicht zu verstehen, da die Ansprüche gestiegen
sind; wer aber selbst durch solche Verhältnisse gegangen, dem ist es be-
greiflich, wie unser von frühester Jugend an unverwöhnter Schiller sich
unter den seinigen wohl fühlen konnte. Nach bestandener Wahlfähigkeits-
prüfung galt es, nach einer ständigen Stelle Umschau zu halten. Er fand
sie weit von den Bergen der Heimat im ebenen Gelände der Lommatzscher
Pflege, in Mettel witz. Wohl betrug der Gehalt nur 150 Taler, doch fühlte
er sich dabei, wie er oftmals bekundete, wiederum glücklich, freilich immer-
hin auf bessere Zeiten hoffend. Nur das Gefühl der Einsamkeit, das ihn
hier mit festen Armen umfafste — das Schulhaus stand für sich allein
im Freien zwischen zwei Dörfern — , wollte seiner jugendlichen Natur nicht
behagen und trieb ihn in seinen Freistunden, soweit sie nicht dem Umgang
mit Menschen gewidmet waren, hinaus in die Natur, wo er auf jede Kleinig-
keit achtete und sich besonders der Erforschung der Welt phanerogamer
Pflanzen hingab. Nachdem er in dieser Stellung mehrere Jahre verbracht,
wurde er an die Stadtschule von Lommatzsch berufen und bald zum Kantor
XIV
der Stadtkirche ernannt. Während dieser Zeit lernte er seine künftige
Gattin kennen, die ihm als die Sonne seines Lebens Licht und Wärme
spenden sollte bis an seinen Tod. Ostern 1872 siedelte er nach Dresden-
Neustadt über, wo er in der Kadenschen, später Bochowschen Privat-
schule den Unterricht im Zeichnen und in den Naturwissenschaften über-
nahm und über ein Jahrzehnt lang fortführte. Sicher hätte er sich noch
länger ihm gewidmet, wäre nicht eine Störung seiner Gesundheit eingetreten,
die ihn zwang, den Lehrerberuf ganz aufzugeben.
Bald nach seiner Übersiedelung trat er unserer Gesellschaft bei, in
der er sich ganz besonders dem damaligen Oberlehrer, jetzigen Direktor
a. D. Gerstenberger, dessen Name unter den Kryptogamenkennern Sachsens
den besten Klang hat, anschlofs, damit er ihn, wie dieser es mit manchem
vor und nach ihm getan, in Algen- und Mooskunde einführe. Nachdem
Schiller den Reiz dieser Wissenschaft einmal gekostet, beseelte ihn ein
wahrer Feuereifer für dieselbe. An der Seite seines ihm zum Freunde
gewordenen Lehrers oder bei der Fülle ihm zu Gebote stehender Zeit viel
öfter allein durchstreifte er die nähere und weitere Umgebung Dresdens,
um mit Ausdauer und scharfem Blick alles zu sammeln, was sich ihm für
seine Zwecke darbot; später schlossen sich ihm unsere Mitglieder, der jetzt
in Leipzig lebende, durch sein Buch über Vogelstimmen bekannt gewordene
Oberlehrer Voigt und die hiesigen Oberlehrer Jenke und Professor Wobst
an. Zu Hause wurde dann alles gründlich durchgearbeitet, wobei das
Mikroskopieren und das Zeichnen, in dem er es zur Meisterschaft gebracht
hatte, eine Hauptrolle spielten. Erst nachdem er damit zu einem gewissen
Abschlüsse gekommen war, trat er vor die „Isis“, um sie mit seinem „Ersten
Verzeichnisse der in der Dresdner Heide bis 1883 gefundenen Laub-, Leber-
und Torfmoose“ bekannt zu machen. Von da an läfst er keine Gelegen-
heit vorübergehen, über neue Funde zu sprechen; bald stellt er vor ihm
nicht gekannte Standorte seltener Pflanzen fest, bald berichtet er über die
Wiederauffindung von Kryptogamen durch ihn, von denen angenommen
worden war, dafs sie aus der Flora Sachsens verschwunden seien. Erwähnt
sei hier nur nach mir durch Herrn Dr. Schorler freundlichst gewordenen
Mitteilungen „die der interessanten und pflanzengeographisch wichtigsten
Pflanze der Sächsischen Schweiz, des Hymenophyllum tunbridgense. Diese
seltene westliche Art, die am bezeiehneten Gebiete ihren östlichsten und
einzigen Standort in Deutschland hat, war in der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts am Felsentor des Uttewalder Grundes entdeckt, aber durch die
Habgier unverständiger Sammler sehr bald wieder ausgerottet worden.
Schiller ging nun von dem richtigen Gedanken aus, dafs dieser Standort
nicht der einzige in dem schluchtenreichen Elbsandsteingebirge sein könnte.
Und so durchforschte er Jahre lang alle Schluchten und Gründe des Ge-
birges, bis es ihm im Oktober 1885 zu seiner grofsen Freude auch gelang,
einen neuen Standort dieser Pflanze zu entdecken. Er hütete diesen wie
seinen Augapfel und verriet ihn selbst seinen besten Freunden nicht. Erst
am 30. Mai 1901 führte er die Herren Geheimrat Drude und Dr. Schorler
zu seinem Kleinod, um, wie er sich ausdrückte, die Kenntnis dieses wich-
tigsten Standortes nicht mit ins Grab zu nehmen.“ Besprechungen neuer
Literatur, Berichte über von ihm im In- und Auslande unternommene
Kryptogamenexkursionen, verbunden mit erläuternden Vorlagen, Vorträge
über Gegenstände aus dem Gebiete der Pilzwelt, in dem er wie zu Hause
war, hatten wir ihm vielfach zu danken. Aber nicht einseitig war sein
XV
Sinn auf die Pflanzenwelt gerichtet; gewisse Abteilungen der oberen und
niederen Tierwelt verfolgte er mit grofsem Interesse. Besonders waren
es neben Beobachtungen an Vögeln die an Ephemeriden, welche er in
seinem Aquarium aufgezogen hatte, und die an sächsischen Zikaden voll-
zogenen, welche lange Zeit seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen.
Daneben sei nicht vergessen, zu erwähnen, dafs er in dem langen Zeitraum
von 1889 bis 1904 das viel Kraft und Zeit beanspruchende Amt als Biblio-
thekar in höchst gewissenhafter Weise verwaltete, wofür ihm jederzeit Dank
und Anerkennung von der Gesellschaft in reichem Mafse gezollt wurde.
Immer lebte er im Ganzen und für das Ganze. Das Glück, das ihm
seine von der grofsen Masse unbeachtete und von ihr nicht verstandene
Tätigkeit gebracht, wollte er nicht in sich verschliefsen, sondern auch
anderen mitteilen. Darum scharte er eine Anzahl Lehrer von höheren
und niederen Schulen in getrennten Abteilungen um sich und unternahm
mit ihnen viele Ausflüge, auf denen er den reichen Schatz seines Wissens
und seiner Erfahrungen freigebig mitteilte. Im Winter unterrichtete er sie
weiter bei in geschlossenem Raume vollzogenen Zusammenkünften. Wo er
sonst noch etwas für Verbreitung seiner Lieblingswissenschaft tun konnte,
da tat er es; immer fand man ihn bereit, Rat zu erteilen, wenn er ge-
wünscht wurde. Niemand wird es wunderbar finden, dafs ein Mann von
solchem Wissen mit einer grofsen Zahl sächsischer Forscher in Verbindung
stand. So wirkte er segensreich und vielen Dank hat er dafür geerntet.
Grofsen Dank wird man ihm auch in Zukunft spenden, dafs er seine
prächtigen Sammlungen, die mehr als anderes von seinem vorbildlichen
eisernen Fleifse und seiner peinlichen Gewissenhaftigkeit zeugen, in un-
eigennütziger Weise einer Stätte vermacht hat, an der sie jedem Belehrung
Heischenden zugänglich bleiben sollen. Nicht bestehen sie allein aus einer
Zusammenstellung der von ihm gesammelten und bestimmten Naturpro-
dukte, sondern beigefügt sind den tausenden künstlerische getuschte oder
aquarellierte Analysen, durch die sie dem Belehrung Suchenden von be-
sonders hohem, nicht zu unterschätzendem Werte sein werden.
Das Leben unseres Schillers hätte ein durchaus glückliches sein
können, wenn es nicht bisweilen von Krankheit getrübt worden wäre. So
brachte ihm eine heftige Erkältung, die er sich auf einer Reise zugezogen
hatte, eine Nervenlähmung der rechten Seite, welche zwar allmählich schwand,
aber ihn zwang, die rechte Hand mit der linken zu vertauschen, worin er
es durch Willenszähigkeit und lang fortgesetzte Übung zu bewunderns-
werter Fähigkeit brachte. Eine zeitweilig auftretende Herzschwäche ver-
ursachte ihm manch bittere Stunde. Immer raffte er sich wieder empor,
bis endlich Paralyse des Gehirns ihm Verlust des Gedächtnisses in weit
stärkerem Mafse brachte, als es das Alter zu tun pflegt. Mit täglichen
Gedanken an den Tod die Seinen beunruhigend siechte er allmählich hin.
Noch vermochte er seinen siebzigsten Geburtstag bei vollem Bewufstsein
in ihrer Mitte zu feiern, dann aber trat Bewufstlosigkeit und ein sanfter
Tod am 12. November 1910 ein. Die Nachricht, dafs er gestorben, legte
sich erkältend auf die Herzen aller, die ihn gekannt. Dafür, dafs sein
Andenken bei ihnen nicht erlischt, hat er selbst gesorgt.
Er ruhe in Frieden!
H. Engelhardt.
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1910.
♦
I. Sektion für Zoologie.
Erste Sitzung am 13. Januar 1910. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Lohr-
mann. — Anwesend 45 Mitglieder und Gäste.
Kustos Dr. B. Schorler legt vor:
Brauer, A.: Die Süfs wasserfauna Deutschlands. Jena 1909.
Prof. Dr. A. Jacobi hält Vortrag über den See-Elefanten und die
Robbenfamilie, unter Vorlage mehrerer Schädel, wobei auf den vom
K. Zoologischen Museum neuerdings erworbenen See-Elefanten besonders
hingewiesen wird.
Zweite Sitzung am 10. März 1910. Vorsitzender: Prof. Dr. E. Lohr-
mann. — Anwesend 38 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt einige präparierte Backzähne vom Rind vor
und bespricht kurz den Bau derselben.
Prof. Dr. J. Thallwitz hält Vortrag über giftige Tiere, im Anschlufs an
Taschenberg, 0.: Die giftigen Tiere. Stuttgart 1909.
Dritte Sitzung am 25. Juni 1910 (in Gemeinschaft mit der Sektion
für Botanik) in der Forstakademie zu Tharandt. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Lohr mann. — Anwesend 33 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. K. Escherich spricht über unsere Spechte.
Der Vortragende führt die bei uns vorkommenden sechs Spechtarten vor und be-
spricht unter Verwendung des überaus reichen Materials der Akademie die Anlage der
Nisthöhlen und die Nahrung dieser Vögel, beides besonders im Hinblick auf den forst-
lichen Nutzen oder Schaden. Vortragender ist der Ansicht, dafs beide sich ziemlich die
Wage halten, dafs aber doch vielleicht der Nutzen, der darin liegt, dafs von den Spechten
verschiedene schädliche Insekten niedergehalten werden, den Schaden überwiegt.
Sodann spricht Prof. Dr. F. Neger über die natürlichen Ver-
färbungen des Holzes.
Schon die Entstehung des Kernholzes ist eine natürliche Verfärbung, die durch
den Ausschlufs von der Saftleitung bewirkt wird. Dabei werden aufser Farbstoffen meist
auch Gerbstoffe abgelagert. Das Vergrauen des Holzes an der Wetterseite, die Ver-
gilbung und Bräunung vieler Hölzer, die Vergrünung des Lindenholzes und die Rot-
färbung des Erlenholzes werden durch anorganische Einflüsse bewirkt. Dagegen erzeugen
parasitische Pilze sowohl die unschädliche Blaufäule der Nadelhölzer als auch die anderen
Fäulearten, die das Holz zugleich färben und zerstören. — An Literatur wird vorgelegt:
Schramm, W. H.: Zum Vergrauen der Hölzer. Jahresbericht der Ver-
einigung für angewandte Botanik, IV. Berlin 1907.
Nach der Sitzung unternahmen die Teilnehmer einen Spaziergang nach
Edle Krone.
4
II. Sektion für Botanik.
Erste Sitzung am 20. Januar 1910. Vorsitzender: Prof. Dr. F. Neger.
— Anwesend 53 Mitglieder und Gäste.
Kustos Dr. B. Schorler legt den XI. Band der „Vegetation der Erde“
von Engler und Drude vor, enthaltend eine Arbeit von
Adamovic, L.: Die Vegetation der Balkanländer. Leipzig 1909.
Sanitätsrat Dr. P. Menzel weist hin auf ein Werk von
Connold, E.: Plant galls of Great Britain. London 1909.
Lehrer H. Stiefelhagen hält einen Vortrag über seine Beise durch
Bulgarien und die Dobrudscha.
Der Vortragende macht zunächst an der Hand einer selbst entworfenen Wandkarte
mit dem Reisegebiet bekannt und geht dann auf die Flora desselben ein. Auf zahlreichen
Tafeln sind die gesammelten Pflanzen geographisch zusammen gestellt, darunter auch die
beiden Seltenheiten Moehringici Grisebachii Ika. und M. Jankae Griseb., deren Auf-
suchen die Reise veranlafst hat. Eingehend wird die Strandvegetation von Varna und
die Flora von Burgas, des Balkan und des Rhodopegebirges, des Vitösch bei Sofia und
des Rilo Dagh besprochen und in Vertretern gezeigt.
Zweite Sitzung am 17. März 1910. Vorsitzender: Prof. Dr. F. Neger.
— Anwesend 46 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. J. Thallwitz gibt eine kurze Besprechung von 0. Schneiders
„Typenatlas“. Sechste, farbige Ausgabe. Dresden 1909.
Oskar Schneiders Typenatlas, naturwissenschaftlich-geographischer Bilderatlas für
Schule und Haus, ist nunmehr im Verlage von Meinhold u. Söhne, Dresden, nach dem
Tode des Verfassers in 6. Auflage erschienen. Hat sich dieses Unterrichtswerk, das
16 Karten und über 550 Einzel- und Gruppenbilder aus der Völkerkunde sowie der
charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt der verschiedenen Erdteile zur Darstellung
bringt, schon in den früheren Auflagen als wertvolles Anschauungsmittel zur Belebung
des geographischen Unterrichts erwiesen, so erhöht die neue Auflage diesen Wert noch
dadurch, dafs in ihr zum ersten Male die sämtlichen Bildertafeln in farbiger Ausführung
dargeboten werden. Die farbige Wiedergabe entspricht dem' hohen Stande, welchen die
Technik des Farbendruckes heute erreicht hat Die meisten der Bilder wirken dadurch
unmittelbarer aufs Auge und lassen die Eigenart der Objekte leichter und rascher wahr-
nehmen als in den älteren Auflagen. Neben weiteren Vervollkommnungen ist noch die
Zahl der Bilder um einige vermehrt worden. Wäre es auch erwünscht, manches in
gröfserem Mafsstabe dargestellt zu sehen, so müfste das allerdings auf Kosten der Fülle
des Gebotenen geschehen. Voraussichtlich wird die neue, farbige Auflage des Typen-
atlas das Interesse der Jugend an dem darin dargestellten Lehrstoff in noch gröfserem
Mafse erwecken, wie die früheren schwarzen Ausgaben, die erfahrungsgemäfs von den
Schülern der höheren Lehranstalten gern beschafft und benutzt wurden und sich auch
aufserhalb der Schule zahlreiche Freunde erworben haben.
Prof. Dr. F. Neger hält einen durch zahlreiche Lichtbilder veran-
schaulichten Vortrag über die Pinsapo- und Korkeichenwälder
Andalusiens.
Die ursprünglichen Pinsapobestände Südspaniens bedecken zur Zeit nur noch eine
kleine Fläche in einigen Gebirgen (Sierra de las nieves ca 600 ha, Sierra de Estepona
ca 60 ha). Die spanische Staatsforstverwaltung sorgt seit einigen Jahren dafür, dafs
eine weitere Dezimierung dieser interessanten Bestände verhindert wird. (Näheres
hierüber in Naturw. Zeitschrift f. Land- und Forstwirtschaft 1907.)
Dritte Sitzung am 12. Mai 1910. Vorsitzender: Kustos Dr. B. Schorler.
— Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
5
DerV orsitzende wird zum stimmberechtigten Vertreter der Sektion
bei den Nomenklatur- Verhandlungen auf dem 1910 in Brüsseltag enden
Botanikerkongrefs ernannt.
Hofrat Prof. H. Engelhardt legt an der Mulde gesammelte Blätter
vor, die in ihrer Form aufserordentlich variieren.
Dr. Th. Wolf spricht über seine Reisen auf den Galäpagosinseln.
Der Vortragende bespricht zunächst die Erforschung durch Darwin während seines
20 tägigen Aufenthaltes auf der Inselwelt im Jahre 1835 und schildert dann auf Grund
eigener Beobachtung und Erforschung die durchaus vulkanische Natur der Eilande, die
besonders aus Palagonittuffen und Laven aufgebaut sind, und das Klima, das namentlich
von der kalten Humboldtströmung beeinflufst wird.
Die ganze Flora trägt zwar südamerikanisches Gepräge, macht aber keinen tropischen
Eindruck. Die Hälfte aller Pflanzen ist endemisch. Die Tierwelt ist noch reicher an
endemischen Arten, darunter fast alle Landvögel. Die Krone der Schöpfung bilden auf
den Galäpagosinseln die beschuppten Reptilien. Hier findet sich die einzige lebende
Meereseidechse ( AmbJyrhynchus cristatus Bell.) und insbesondere die Elefantenschildkröte
( Testudo elephantojous Harl.), der die Inseln den Namen verdanken. Insekten sind nicht
reich an Arten, Spinnen, Skorpione und Skolopendren kommen vor.
Zum Schlufs geht der Vortragende auf die schwierige Frage ein, wie die Pflanzen
und Tiere vom amerikanischen Festlande auf die aus dem Meere aufgestiegenen Inseln
gelangt sind, und welche Faktoren bei ihrer Umbildung in endemische Arten die Haupt-
rolle gespielt haben dürften.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 3. Februar 1910. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 81 Mitglieder und Graste.
Der Vorsitzende berichtet über die am 8. Januar 1910 in Frank-
furt a. M. erfolgte Gründung einer „Geologischen Vereinigung.“
Die Geologische Vereinigung will, in erster Linie durch Herausgabe der „Geo-
logischen Rundschau“, die Fortschritte der geologischen Wissenschaft verbreiten helfen,
sowie die Methodik des geologischen Unterrichts in Schulen, Museen und Hochschulen
pflegen. Vorsitzender ist Prof. E. Kayser in Marburg. Anmeldungen sind zu richten
an den 1. Schriftführer Dr. Drevermann in Frankfurt a. M., Senc.kenbergisches Museum.
Eintrittsgeld 5 M., Jahresbeitrag 10 M., wofür die „Geologische Rundschau“ in jährlich
6 Heften postfrei zugestellt wird.
Ferner legt der Vorsitzende vor:
Nordens kjöld, 0.: Die Polar weit und ihre Nachbarländer. Leipzig und
Berlin 1909.
Herr R. Baldauf hält einen Vortrag über seine geologischen
Wanderungen in Westgrönland und erläutert ihn durch Lichtbilder
und Lumiereaufnahmen.
Zweite Sitzung am 7. April 1910. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 47 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt vor:
Geologische Rundschau, Zeitschr. f. allgem. Geologie. Herausgeg. von
der Geolog. Vereinigung unter der Redaktion von G. Steinmann, W. Salomon
und 0. Wilkens. 1. Heft. Leipzig 1910.
Hierauf begründet der Vorsitzende eine bereits früher gegebene
Anregung (vergl. Sitzungsber, 1909, S. 23), die Isis möge eine Zentral-
6
stelle zum Registrieren paläontologi scher Funde aus Sachsen
einrichten.
Als Beispiel für die Notwendigkeit einer solchen berichtet er über neue Beob-
achtungen in dem Coschützer Sandsteinbruche.
Folgende Anträge des Vorsitzenden finden einstimmige Annahme:
1. Die Isis gründet eine Zentralstelle zum Registrieren paläontologischer Funde
aus Sachsen. Dr. K. Wanderer, Direktorialassistent am K. Mineralogischen Museum,
übernimmt die Bearbeitung und Prüfung der eingesandten Berichte und gibt darüber
Sammelberichte in den Abhandlungen der Isis.
2. Das nächste Isisheft soll einen Aufruf bringen, in dem die Ziele der Einrichtung
klargelegt und Winke über wirksame Mitarbeit gegeben werden.
3. Von dem Aufrufe werden Sonderabzüge auf Kosten der Isis an geeignete Personen
versandt.
Dr. K. Wanderer legt den Schädel eines Moschusochsen aus
dem Diluvium von Prohlis vor. (Vergl. Abhandlung VIII des Jahr-
ganges 1909.)
Dr. E. Rimann hält einen Vortrag über den geologischen Bau
des Isergebirges.
Dritte Sitzung am 2. Juni 1910. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 52 Mitglieder und Gäste.
Für den nach Südwestafrika abgereisten 1. Schriftführer Dr. E. Rimann
wird Dr. R. Sehr eit er gewählt.
Der Vorsitzende legt vor:
Suess, E : Das Antlitz der Erde, III. Bd., 2. Hlfte. Wien und Leipzig 1910;
Reinisch, R.: Entstehung und Bau der deutschen Mittelgebirge. Leip-
zig 1910.
Walther, J.: Vorschule der Geologie. 4. Aufl. Jena 1910.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über den Granit und seine
Kontakterscheinungen und erläutert ihn besonders durch Gesteins-
handstücke und Skizzen aus dem Elbtalschiefergebirge.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky zeigt im Anschlufs hieran eine
Anzahl mikroskopischer Strukturbilder von Kontaktgesteinen.
Ausflug am 4. Juni 1910 unter Führung von Oberlehrer Dr. P. Wagner.
— 23 Teilnehmer.
Vom Dorfe Lockwitz talaufwärts bis jenseits des Hummelsteins wird Gelegenheit
gegeben, den Dohnaer Granit und seinen Kontakthof zu studieren bis dahin, avo sich
bereits die Wirkungen des Syenits zeigen. Ein geselliges Zusammensein in Donaths
Obstweinkelterei nebst Besichtigung der Keltereianlagen beschliefst den Ausflug.
Ausflug am 16. Juni 1910 (in Gemeinschaft mit dem Verein für Erd-
kunde) unter Führung von Oberlehrer Dr. P. Wagner. — 18 Teilnehmer.
Von der Haltestelle Zehista aus geht die Wanderung durch das Bahratal nach
Friedrichswalde und über Ottendorf nach Berggiefshiibel, nach der Mittagsrast und einem
Besuch der Panoramahöhe dann an der Gottleuba abwärts über Zwiesel nach Langen-
hennersdorf.
Der Ausflug gibt Gelegenheit, einen grofsen Teil des Elbtalschiefergebirges zu
durchqueren und die Beziehungen zwischen Gesteinsbeschaffenheit und Geländeformen
zu erläutern.
7
IY. Sektion für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 3. März 1910. Vorsitzender: Hofrat Prof. Dr.
J. Deichmiiller. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Vorgelegt werden:
Mannus, Zeitschr. f. Vorgeschichte, Bd. I, Heft 8/4. YYürzburg 1910;
Prähistorische Zeitschrift, Bd. I, Heft 2. Berlin 1909.
Schuldirektor H. Döring berichtet über einen Urnenfund des älteren
Lausitzer Typus im Kaditzer Tännicht, aus dem ein vorzüglich er-
haltener Buckelnapf ausgestellt ist, und
referiert über eine Schrift von A. M ei che: „Die Oberlausitzer Grenz-
urkunde vom Jahre 1241 und die Burgwarten Ostrusna, Trebista und
Godobi.“ Dresden 1908, welche interessante Rückschlüsse auch auf die
prähistorische Zeit ermöglicht.
Lehrer Kl. Vogel spricht über steinzeitliche Funde in der
Dresdner Heide.
Aufser einer Pfeilspitze vom Heller bei Dresden und Steinäxten von Klotzsche
und von YYachau bei Seifersdorf, welche ausliegen, sind noch Steinäxte bekannt vom
Militärschiefsstand auf dem Heller, vom Bahnhof Klotzsche, aus der Kiesgrube bei
Langebrück, vom Vogelherd in der Dresdner Heide und von den Losch witzer Höhen.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller gibt eine Übersicht über die stein-
zeitlichen Siedelungen in der Umgebung von Dresden.
Zu den seit längerer Zeit bekannten steinzeitlichen Siedelungen auf dem linken
Elbufer, in der Flufsaue und auf dem südlich angrenzenden Höhenzuge, bei Cotta, Löbtau,
Mockritz, Neuostra, Strehlen, Nickern und Tolkewitz, ist jetzt eine neue Niederlassung
in der Flur Seidnitz hinzugekommen. Das rechte Elbufer scheint infolge seiner mehr
bergigen Beschaffenheit während der jüngeren Steinzeit noch nicht besiedelt gewesen
zu sein.
Hierauf hält Geh. Hofrat Prof. E. Bracht einen Vortrag über den
gegenwärtigen Stand der Eolithenfrage.
Zweite Sitzung am 9. Juni 1910. Vorsitzender: Hofrat Prof. Dr.
J. Deichmüller. — Anwesend 18 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende bespricht eine Schrift von L. Reinhardt: „Die
älteste menschliche Bevölkerung Europas zur Eiszeit und ihre Herkunft
nach den neuesten Skelettfunden.“ Frankfurt a. M. 1910.
Gipsabgüsse des Unterkiefers von Homo lieidelbergensis und des Schädels von
Homo neandertalensis liegen aus.
Schuldirektor H. Döring bespricht E. Blume: „Vor- und frühgeschicht-
liche Altertümer aus dem Gebiet der Provinz Posen“. Posen 1909, und
G. Eichhorn: „Die paläolithischen Funde von Taubach in den Museen zu
Jena und Weimar.“ Jena 1909.
Zur Erläuterung dienen Fundstücke aus den Kalktuffen von Ehringsdorf.
Derselbe spricht weiter über Burgwallschlacken.
Vorgelegt werden Schlacken von den Burg wällen auf dem Liiptilzer Spitzberg und
dem Dechantsberg westlich von Nossen, bei Altoschatz, bei Coschütz, auf dem Löbauer
Berg, dem Stromberg bei Weifsenberg, der Landskrone bei Görlitz und aus einer
schottischen Glasburg. Die Schlacken von Altoschatz, Coschütz und dem Stromberg
zeigen deutliche Abdrücke von Holzstruktur.
8
Dr. R. Schreitcr spricht über vorgeschichtliche Biberfunde,
an der Hand von
vonLinstow, 0.: Die Verbreitung’ des Bibers im Quartär. Magdeburg 1908.
Von sächsischen Biberresten aus vorgeschichtlicher Zeit sind ausgestellt ein Unter-
kiefer von Zauschwitz bei Pegau und das Bruchstück eines Schneidezahns von Dresden-
Cotta, beide aus neolithischen Siedelungen, sowie Unterkiefer von den Burgwällen bei
Coschütz und bei Leckwitz.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller berichtet über neuere Funde aus
Sachsen.
Neue steinzeitliche Niederlassungen wurden bei Ziegenhain, Leippen und Kropte-
witz entdeckt. Von Leippen stammt ein Napf, der ringsum mit Zapfen verziert ist, und
ein wohlerhaltener bombenförmiger Napf mit- Spiralornament. Eine Herdgrube ‘bei
Kroptewitz enthielt Trümmer mehrerer Kugel amphoren. Von Gärtitz liegt ein ring-
förmiger, verzierter Keulenstein aus Basalt vor, von Schweta ovale, dicke Armringe aus
Bronze mit Spuren einer Umwicklung und von Batzdorf ein prächtig verzierter Halsring
aus Bronze. An der Balmhofstrafse in Cossebaude wurde eine Herdgrube mit zwei Reib-
steinen und Trümmern von Gefäfsen des älteren Lausitzer Typus aufgeschlossen.
V. Sektion für Physik und Chemie.
Erste Sitzung am 17. Februar 1910. Vorsitzender: Prof. H. Reben-
storff. — Anwesend 53 Mitglieder und Gäste.
Prof. H. Rebenstorff hält einen Experimentalvortrag über messende
Versuche mit Gasen und andere Demonstrationen.
Der Vortragende zeigt mit Hilfe von neuen Entwicklerkölbchen und Mefszy lindern
die schnelle und genaue Abmessung der mittels Vioo Gramm- Atomgewicht Magnesium
entwickelten Wasserstoffmenge. Dieselbe befindet sich in scharfer Übereinstimmung
(Abweichungen etwa V2 °/o) mit der Gasmenge, die gleich darauf ein Magnesiumüber-
schufs aus 20 ccm Normal -Salzsäure bis zur Neutralisation freimacht. Im Anschlüsse
wird über die vereinfachte Reduktion von Gasmengen und ihre Anwendung für genaue
Unterrichtsversuche berichtet.
Sodann wird die ausgedehnte Verwendbarkeit von Gummiballons mit bequem ver-
schliefsbarem Schlauchansatz an Beispielen von Unterrichtsversuchen vorgeliihrt Die
gleichen Apparate sind auch bei Versuchen mit flüssiger Luft vorteilhaft zu benutzen.
Die Messung der 372 fachen Ausdehnung, die abgekühlter Wasserstoff beim nachträg-
lichen Erwärmen auf Zimmertemperatur zeigt, gibt eine äufserst anschauliche und auf
wenige Grade genaue Bestimmung der Temperatur der flüssigen Luft. Ist nach längerem
Eindunsten derselben fast reiner flüssiger Sauerstoff entstanden, so entströmen dem Mefs-
zylinder des Vortragenden gegen 10 ccm Wasser weniger, woraus sich die um etwa
13 Grade höhere Siedetemperatur des flüssigen Sauerstoffs ergibt.
Magnesium späne lieferten in einem weiteren Versuche reichliche Mengen an gelb-
grünem Magnesiumnitrid, die mit Wasser sehr lebhaft reagieren und Ammoniak ent-
wickeln. Zum Schlufs werden neue farbenthermoskopische Demonstrationen vorgeführt.
Zweite Sitzung am 21. April 1910. Vorsitzender: Prof. H. Reben-
storff. — Anwesend 69 Mitglieder und Gäste.
Privatdozent Dr. H. Thiele berichtet über Wirkungen ultraviolett-
reichen Lichtes, mit Demonstrationen.
Dritte Sitzung am 16. Juni 1910 im Physikzimmer des König Georg-
Gymnasiums. Vorsitzender: Prof. H. Rebenstorff. — Anwesend 38 Mit-
glieder und Gäste.
9
Ingenieur E. N eugebauer- Wiesbaden zeigt die Versuche mit seinen
selbsttätigen E lü s si gk ei ts hebern.
Prof. Dr. H. Lohmann spricht über die Einrichtungen des König
Georg-Gymnasiums für den Physikunterriebt, mit Demonstrationen.
Nach einleitenden Bemerkungen, in denen er besonders das Entgegenkommen liervor-
liebt, das ihm von seiten der städtischen Behörden und der Bauleitung bei der Errichtung
des physikalischen Institutes zuteil geworden war, führt der Vortragende die Anwesenden
durch die Bäume des König Georg -Gymnasiums, welche dem Physikunterricht, den
praktischen Schülerübungen und der Werkarbeit dienen. Hierauf gibt er an der Hand
zahlreicher Schulversuche ein Bild von den Einrichtungen und Hilfsmitteln, die dem
Institute zur Verfügung stehen.
Yl. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Erste Sitzung am 20. Januar 1910 im Hörsal der K. Sachs. Landes-
wetterwarte. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Witting. — Anwesend 21 Mit-
glieder und Gäste.
Regierungsrat Prof. Dr. P. Schreiber trägt vor über ein einfaches
Verfahren zum Studium der Vorgänge in den oberen Luft-
schichten.
Zweite Sitzung am 10. Februar 1910. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Witting. — Anwesend 16 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Krause spricht über einige kinematische
Sätze von R. Müller.
Vergl. Krause, M.: Zur Theorie der ebenen unveränderlichen Systeme.
Arch. d. Math. u. Physik, III. Reihe, XVI, Heft 1.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Pb. Weinmeister gibt Mitteilungen über
Ellipsenkrümmung und über die Kardioide in der Mikroskopie.
Der Vortragende beweist zunächst die drei Rohnschen Konstruktionen des Krüm-
mungskreises der Ellipse, indem er die Werte der Koordinaten des Krümmungsmittel-
punktes und des Krümmungshalbmessers als bekannt voraussetzt. Dann zeigt er, wie
man mit Hilfe der Parallelprojektion der Ellipse zum Kreis Konstruktion und Berech-
nung des Krümmungskreises ausführen kann, und fügt einige Sätze über das der
Ellipse eingeschriebene Dreieck hinzu, die er auf demselben Wege ableitet.
Alsdann beweist er ohne höhere Rechnung den von H. Siedentopf gefundenen und
zur Herstellung eines Kardioidenkondensors benutzten Satz über die Kardioide und den
ihrem Erzeugungskreis konzentrischen Kreis von doppeltem Halbmesser. Alle parallel
der Kardioidenachse einfallenden und von diesem Kreis und der Kardioide zurück-
geworfenen Lichtstrahlen treffen sich in der Spitze dieser Kurve.
• Der Vorsitzende überbringt eine Einladung des Dresdner Vereins
akademisch gebildeter Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an
den höheren Schulen zu dem gelegentlich seiner Hauptversammlung am
21. Februar 1910 vom Oberbergrat Prof. Dr. E. Papperitz angekündigten
Vortrage: Die kinodiaphragmatische Projektion, ein neues Lehr-
mittel in der Geometrie.
Dritte Sitzung am 14. April 1910. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Witting.
— Anwesend 14 Mitglieder.
Prof. Dr. W. Ludwig spricht über die Annäherung der Ellipse
durch ihre Scheitelkreise. (Vergl. Abhandlung IV.)
10
Geh. Hof. Prof. Dr. Ph. Weinmeister macht Mitteilungen über das
auf dem Zusammenhang der Krümmungen zweier projektiv aufeinander
bezogenen Kurven beruhende Heumansche Verfahren zur Kon-
struktion der Krümmungsradien von Kegelschnitten.
Regierungsrat Prof. Dr. P. Schreiber legt die von der Firma Karl
Schleicher & Schüll in Düren hergestellten neuen Logarithmen-
papiere vor.
Prof. Dr. A. Witting teilt ein einfaches, von d’Ocagne herrührendes
Verfahren zur Rektifikation des Kreisbogens mit.
Vierte Sitzung am 9. Juni 1910. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Witting.
— Anwesend 10 Mitglieder.
Prof. Dr. E. Naetsch spricht über eine Anwendung des Euler-
schen Multiplikators in der Theorie der Minimalflächen.
Damit die auf ein rechtwinkliges Raumkoordinatensystem bezogene Gleichung
z = f(x , y) eine Minimalfiäche darstelle, ist notwendig und hinreichend, dafs die Funktion
f{oß,y ) der partiellen Differentialgleichung II. Ordnung
(1) (1 -f #2) r — 2pqs + (1 = 0
Genüge leistet, in welcher p, q , r, s, t die partiellen Ableitungen erster und zweiter
Ordnung der Funktion f(x,y) bedeuten, also
_df_ _d£ _d*f jgj d*f _d*f
^ d x' ® dy ’ 1 d x*' 8 dx dy: d y2
ist. Diese Gleichung kann aber
^ (yT+i^i7^) + Jy (y r+FTp) = 0
geschrieben werden und läfst dann erkennen, dafs der Ausdruck
p .dy — q.dx
yi +p2 +p2
i
ein vollständiges Differential wird, dafs also der Quotient ~rnr ' -0—,— ^ einen Eulerschen
yi +p2 + s2
Multiplikator (integrierenden Faktor) der gewöhnlichen Differentialgleichung I. Ordnung
(2) p .dy — q.dx = 0
bildet. Die vollständige Integration der letzteren erfordert also, wenn die Funktion
f(x,y) der partiellen Differentialgleichung (1) Genüge leistet, blofs eine Quadratur. Nun
kann aber die Differentialgleichung (2) geometrisch gedeutet werden; sie charakterisiert
offenbar die Fallinien (Kurven stärksten Gefälles) der Fläche z = f(x,y), d. h. diejenigen
Kurven, welche die Niveaulinien dieser Fläche (die Schnittkurven der letzteren mit den
oo1 Ebenen ^ = c.onst.) rechtwinklig durchsetzen. Hiernach ergibt sich der Satz, dafs
die Fallinien einer Minimalfläche stets durch blofse Quadratur gefunden werden können.
Dieser Satz mufs natürlich auch gelten, wenn die Begriffe der Niveaulinien und
der Fallinien etwas allgemeiner gefafst werden, indem man die Schnittkurven einer ge-
gebenen Fläche mit irgendeiner Schar paralleler Ebenen als Niveaulinien und deren
orthogonale Tiajektorien als Fallinien bezeichnet. Wenn die Stellungswinkel jener Ebenen
a, ß, y genannt werden und die betreffende Fläche durch drei Gleichungen von der Form
(3) x = X (w, v), y = Y (u, v), z = Z (u, v )
dargestellt wird, in denen u und v zwei Parameter sind, so können die Niveaulinien durch
die endliche Gleichung X (u, v) . cos a 4- Y (w, v) . cos ß + Z(u, v) . cos y = const , die Fall-
linien aber durch die gewöhnliche Differentialgleichung I. Ordnung
du 4-
('
d_ü,_ d_Q\
d v ^ d u) ’
dv = 0
charakterisiert werden, in welcher e, f , g die Gaufssclien Fundamentalgröfsen I. Ordnung
sind, 12 aber zur Abkürzung für den Ausdruck X cos a + Y cos ß -f- Z cos y steht. In
11
dem besonderen Fall, wo die Gleichungen (3) eine Minimalfläche darstellen, mufs nun die
vollständige Integration der Differentialgleichung (4) durch blofse Quadratur möglich
sein; dies trifft auch in der Tat zu, denn die genannte Differentialgleichung besitzt alsdann
den Eulerschen Multiplikator
wie sich ohne Schwierigkeit zeigen läfst.
\eg — r
Prof. Dr. A. Witting berichtet über die Posener Hauptversamm-
lung des Vereins zur Förderung des mathemathischen und natur-
wissenschaftichen Unterrichts.
VH. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 27. Januar 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Fo erster. — Anwesend 79 Mitglieder und Gäste.
Sanitätsrat Dr. Fr. Schanz und Dr. ing. K. Stockhausen berichten
über die Wirkungen der kurzwelligen Lichtstrahlen auf das Auge.
Jedermann hat schon an sich selbst empfunden, dafs unsere Augen von dem Licht
unserer künstlichen Lichtquellen umsomehr belästigt werden, je intensiver sie sind. An
der Lichtstärke selbst kann dies nicht liegen, da viel helleres Tageslicht für gewöhnlich
unsere Augen nicht belästigt. Wir müssen die Ursache in der verschiedenen Zusammen-
setzung des Lichtes suchen. Das Licht unserer gebräuchlichen Lichtquellen enthält
neben den sichtbaren auch unsichtbare, sogen, ultraviolette Strahlen. Die Beleuchtungs-
industrie hat die Temperatur der Leuchtkörper immer mehr gesteigert. Dadurch wird
das Licht immer reicher an diesen unsichtbaren ultravioletten Strahlen. Diese Strahlen
wirken aber, obgleich sie nicht mehr als Licht wahrgenommen werden, auf unser Auge
und erzeugen da, wo sie intensiv einwirken, erhebliche Störungen.
Die kurzwelligsten ultravioletten Strahlen werden von den äufseren Augenteilen
absorbiert. Da diese mit einem sehr empfindlichen Nervenapparat versehen sind, ent-
stehen sofort wahrnehmbare unangenehme Empfindungen am äufseren Auge. Bei sehr
intensiver Einwirkung kann es sogar zu heftigen Entzündungen kommen. Solche werden
bei Arbeitern an Bogenlampen beobachtet. Man kennt diese Erkrankung unter dem
Namen „elektrische Ophthalmie“. Auch das Tageslicht ist unter Umständen imstande
die gleichen Entzündungen zu erzeugen. Bei Hochtouren, bei Ballonhochfahrten, bei
Reisen in arktischen Gegenden kommt es neben den Erscheinungen des Gletscherbrandes
zur Schneeblindheit. Es ist dies dieselbe Krankheit wie die elektrische Ophthalmie.
Sie wird durch dieselbe Strahlenart des Tageslichts erzeugt, das im Hochgebirge und
in den arktischen Gegenden noch reich ist an den kurzwelligsten ultravioletten Strahlen,
die in der Tiefebene bereits durch die Atmosphäre absorbiert sind.
Die relativ langwelligen ultravioletten Strahlen gelangen in das Augeninnere und
werden von der Augenlinse absorbiert. Sie sind die Ursache des Glasmacherstars. Ob
sie auch auf die Entstehung des Alterstars von Einflufs sind, bedaif noch weiterer
Prüfung. Sie erzeugen aber auch sofort wahrnehmbare Störungen dadurch, dafs sie in
der Linse und Netzhaut Fluoreszenz hervorrufen. Auch ein Teil der blauen und violetten
Strahlen ist dabei beteiligt. Durch das Fluoreszenzlicht wird das Netzhautbild ver-
schleiert und die Netzbaut rasch ermüdet. Wir merken dies am besten bei der Blendung,
sobald direktes Sonnenlicht in die Pupille gelangt. Daraus ergibt sich die Notwendig-
keit, die Augen vor den störenden Wirkungen der kurzwelligen Lichtstrahlen zu schützen.
Bei Hochtouren, Ballonhochfahrten, Reisen in arktischen Gegenden versieht man sich
mit Brillen zum Schutz gegen diese schädlichen Strahlen des Tageslichts. Jetzt haben
sich die dunkelgrauen Brillen eingebürgert, weil man empirisch herausgefunden hat,
dafs die blauen ungeeignet sind. Wer in das Hochgebirge reist, will sich an der Natur
erfreuen. Es entgeht ihm mancher Genufs durch die dunkle Brille. Aus Euphosglas
werden jetzt Schutzbrillen hergestellt, die von den sichtbaren Strahlen nur die blauen
und violetten, denen ähnliche Wirkungen zukommen wie den ultravioletten, etwas
schwächen, die ultravioletten aber vollständig absorbieren. Auf ihrer Absorption im Blau
und Violett beruht ihre gelbgrüne Farbe. Dafs diese Schutzbrillen wirklichen Schutz
bieten, hat Dr. Flemming, Assistent der Augenklinik der Charite, bei einer Ballon-
hochfahrt festgestellt, bei der er über 8000 m hoch gekommen war. Er trug eine helle
12
Euphosbrille, sein Begleiter eine dunkelgraue. Er hatte keine Beschwerden am Auge,
sein Begleiter eine schwere Ophthalmie.
Das Sonnenlicht der Tiefebene enthält aber von den ultravioletten Strahlen noch
diejenigen, die Fluoreszenz der Linse und Netzhaut erzeugen. Um uns gegen die zu
intensive Wirkung dieser Strahlen zu schützen, müssen wir die Pupille möglichst be-
schatten, damit nur diffus reflektiertes Licht in die Pupille gelangt. Durch diffuse
Reflektion verliert das Licht sehr viel ultraviolette Strahlen. Wir haben unsere Kopf-
bedeckung so eingerichtet, dafs sie die Beschattung der Pupille übernimmt, wenn die
natürliche Beschattung durch den Augenhöhlenrand und die Lidkante wegfällt. Da, wo
ein solcher Schutz nicht möglich ist, oder wo bei Einwirkung direkt gespiegelten Sonnen-
lichts die natürlichen Schutzmittel versagen, sind sicher Schutzbrillen, die diese Strahlen
abfangen, angebracht. Auf jeden Fall aber sind sie dann angezeigt, wenn die Linse
aus dem Auge entfernt oder die Pupille abnorm erweitert ist.
Das künstliche Licht ist auch reich an ultravioletten Strahlen. Das Licht der
Petroleumlampe enthält keine Strahlen, die das äufsere Auge reizen. Darum wird die
Petroleumlampe zweifellos mit Recht als Arbeitslampe allen intensiveren Lichtquellen
vorgezogen. Ihr Licht enthält aber noch die Strahlen, die Fluoreszenz der Linse und
Netzhaut erzeugen. Man sollte daher diese Lampen stets so hoch stellen, dafs die Licht-
strahlen nicht direkt in die Pupille gelangen. Durch diffuse Reflektion würde dann
dieses Licht von den ultravioletten Strahlen soweit gereinigt, dafs es die Augen am
wenigsten ermüdet. Steht die Lampe unmittelbar vor dem Arbeitsplatz, und können
die Lichtstrahlen direkt in die Pupille gelangen, so tut man gut, auch diesem Licht die
kurzwelligen Strahlen zu entziehen. In Glaszylindern, Augenschützern aus Euphos-
glas hat man hierzu ein einfaches und billiges Hilfsmittel. Das Licht der intensiveren
Lichtquellen enthält neben den Strahlen, die Fluoreszenz der Linse und der Netzhaut
erzeugen, immer auch Strahlen, die das äufsere Auge reizen. Dem Licht dieser Licht-
quellen sollte man die kurwelligen Strahlen nicht nur, wenn sie in die Pupille gelangen,
sondern schon, wenn sie auf das äufsere Auge direkt einwirken, entziehen. Man müfste
mit diesen Lichtquellen die Beleuchtung indirekt gestalten. Diese Beleuchtungsart wird
wegen des grofsen Verlustes an sichtbaren Strahlen kostspielig bleiben. Einfacher und
billiger können wir diesen Lichtquellen die kurzwelligen Strahlen entziehen, wenn wir
sie mit Glashüllen aus Euphosglas umgeben.
Der Vortrag wird durch zahlreiche Lichtbilder erläutert.
Zweite Sitzung am 24. Februar 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. Fr. Foerster. — Anwesend 69 Mitglieder und Gaste.
Eingegangen ist eine Einladung des Vereins für Erdkunde zu Dresden
zu dem am 18. März d. J. im Konzerthaus ,, Zoologischer Garten“ statt-
findenden Vortrag des Prof. Dr. A. Heim-Zürich über Neuseeland.
Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Hofrat Prof. H. Engelhardt,
berichtet über den Kassenabschlufs für 1909 (siehe S. 16). Zu Rech-
nungsprüfern werden Lehrer M. Gottlöber und Lehrer E. Herrmann
gewählt.
Der Voranschlag für 1910 wird genehmigt.
Prof. Dr. A. Wislicenus spricht über Faserstruktur und Holz-
bildung vom Standpunkte der neueren Kolloidchemie, unter Vor-
lage verschiedener Präparate.
Dritte Sitzung am 31. März 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Foerster. — Anwesend 67 Mitglieder und Gäste.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller berichtet über die Gründung eines
Lokalvereins „Dresden“ der Deutschen Anthropologischen Ge-
sellschaft und beantragt den Beitritt der Isis als Mitglied desselben.
Der Antrag wird genehmigt.
13
Der Antrag der Sektion für Zoologie auf Gewährung einer Reise-
beihilfe für einen Vertreter der Isis bei dem 1910 in Berlin tagenden
5. Internationalen Ornithologenkongrefs wird abgelehnt.
Vorgelegt wird ein vom Gebirgsverein Demitz-Thumitz- Klosterberg
herausgegebenes und der Gesellschaftsbibliothek übersandtes Scbriftchen:
„Der Klosterberg bei Demitz-Thumitz und seine Umgebung“.
Hofrat Prof. H. Engelhardt teilt mit, dafs die Rechnungsprüfer den
Kassenabschlufs für 1909 geprüft und richtig befunden haben. Der
Kassierer wird hierauf entlastet.
Dr. W. Hentschel hält einen Vortrag über das züchterische Ele-
ment in den älteren Kulten, insbesondere im Dionysoskult.
Vergl. hierzu den Aufsatz des Vortragenden über den Dionysoskult in
Nr. 17 der Mittgart-Blätter, Mitteilungen des Mittgart-Bundes.
Vierte Sitzung am 28. April 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Foerster. — Anwesend 92 Mitglieder und Gäste.
Nach einer kurzen Aussprache über den für den Himmelfahrtstag in
Aussicht genommenen Gesellschaftsausflug*) spricht
Prof. Dr. W. Bergt-Leipzig über den Vesuv und dessen Ver-
änderungen, unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder und Vorlage des
Werkes von
Stübel, Alph. : Der Versuv, eine vulkanologische Studie für jedermann.
Nach dessen Tode ergänzt und herausgegeben von W. Bergt.
Leipzig 1909.
Fünfte Sitzung am 26. Mai 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. Fr. Foerster. — Anwesend 204 Mitglieder und Gäste.
Festsitzung zur Feier des 75jährigen Bestehens der Isis.
Als Ehrengäste sind anwesend Staatsminister Exz. Dr. H. Beck, Mini-
sterialdirektor Geh. Rat Dr. F. Kretzschmar, Geh. Regierungsrat Dr.
G. Schmaltz, der Rektor magnificus der K. Technischen Hochschule Geh.
Hofrat Prof. Dr. G. Helm; als Vertreter der K. Tierärztlichen Hochschule
Obermedizinalrat Prof. Dr. H. Kunz-Krause; als Vertreter des Vereins für
Erdkunde Geh. Hofrat Prof. B. Pattenhausen und kommandierender
General Exz. H. von Broizem, des Vereins für Natur- und Heilkunde
Prof. Dr. M. Klimmer, der naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ in
Bautzen Dr. H. Stüh ler, des Dresdner Vereins akademisch gebildeter Lehrer
für Mathematik und Naturwissenschaften an den höheren Schulen Prof.
Dr. H. Lohmann und des Bezirksvereins Dresden des Lehrervereins für
Naturkunde Lehrer G. Schön feld.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Foerster hegrüfst zunächst die zahlreich
erschienenen Gäste und dankt ihnen für das Wohlwollen, welches sie der
Gesellschaft durch ihr Erscheinen bei deren Jubelfeier erwiesen haben.
In längerer Rede gibt Derselbe dann ein Bild der Entwickelung der
Isis in den letztvergangenen 25 Jahren (vergl. Abhandlung I) und über-
*) Der für den 5. Mai 1910 geplante Ausflug nach Stolpen mufste infolge ungünstiger
Witterung unterbleiben.
14
reicht am Schlufs seiner Ansprache dem langjährigen zweiten Vorsitzenden
der Gesellschaft, Hofrat Prof. H. Engelhardt, mit warmen Worten des
Dankes die Urkunde seiner Ernennung zum Ehrenmitglied.
Se. Magnif. Geh. Hofrat Prof. Dr. G. Helm begrüfst und beglückwünscht
die Isis zu ihrer Jubelfeier namens des Senats und Professorenkollegiums
der K. Technischen Hochschule und betont, dafs nicht nur der seit mehr
als drei Jahrzehnten bestehende Mietvertrag die Isis äufserlich an die Hoch-
schule geknüpft hat, sondern vor allem die auf naturwissenschaftliche
Bildung gerichteten Ziele der Gesellschaft mit den Aufgaben der Hoch-
schule zusammenstimmen.
Den Festvortrag hält Geh. Hof rat Prof. Dr. E. Kalkowsky über
Geologie und Phantasie. (Vergl. Abhandlung II.)
Nach der Sitzung vereinigen sich ca. 120 Mitglieder und Gäste bei
einem einfachen Mahle zu einer Festosiris im Kaiser Franz- Josefsaale
des Hauptbahnhofs.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Foerster eröffnet die Tafelreden mit einem
Hoch auf Ihre Majestäten den Deutschen Kaiser und den König von Sachsen;
Hofrat Prof. H. Engelhardt feiert die Isis und dankt ihr insbesondere
für die ihm erwiesene Ehrung; Sanitätsrat Dr. P. Menzel widmet sein
Glas den Vertretern hiesiger und auswärtiger Vereine.
Der Vorsitzende der Bautzner „Isis“, Dr. H. Stübler, überbringt die
Glückwünsche der Schwestergesellschaft und Prof. Dr. H. Lohmann die
des Vereins akademisch gebildeter Lehrer für Mathematik und Natur-
wissenschaften an den höheren Schulen; Lehrer G. Schönfeld beglück-
wünscht die Gesellschaft im Namen des hiesigen Lehrervereins für Natur-
kunde.
Schliefslich teilt Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller die Glückwunsch-
schreiben und Telegramme mit, die von der Meifsner „Isis“ und von zahl-
reichen auswärtigen Mitgliedern eingegangen sind.
Sechste Sitzung am 29. Juni 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. F r. Foerster.
Vor der Hauptversammlung findet eine Besichtigung der Fabrik von
Heinrich Ernemann, Aktien-Gesellschaft für Camera - Fabri-
kation in Dresden-Striesen, Schandauerstr. 48, unter Führung von Ingenieur
A. Ernemann und Dr. Aue statt, an der 41 Mitglieder und Gäste teil-
nehmen.
Hieran schliefst sich im Restaurant „ Reichsadler“ eine kurze Ge-
schäftsitzung, in der an Stelle des verstorbenen Verwaltungsrats -Mitgliedes
W. Putscher, welchem Hofrat Prof. H. Engelhardt einen ehrenden
Nachruf widmet, Sanitätsrat Dr. P. Menzel gewählt wird.
Auf Antrag der Sektion für Mineralogie und Geologie wird die Ver-
öffentlichung und Versendung eines Aufrufs zum Sammeln und Re-
gistrieren paläontologischer Funde aus Sachsen (siehe S. 17) be-
schlossen.
15
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 1. Februar 1910 starb Giovanni Omboni, Professor der Geo-
logie an der Universität zu Padua, Ehrenmitglied der Isis seit 1868.
Am 27. März 1910 starb Dr. Alexander Agassiz, Professor der Zoo-
logie und Kurator a. D. des Museum of comparative zoology in Cam-
bridge, Nordamerika, Ehrenmitglied seit 1877.
Am 23. April 1910 starb Apotheker Dr. Georg Hübner in Dresden,
wirkliches Mitglied seit 1888.
Am 3. Juni 1910 starb in Dresden J. Wilhelm Putscher, wirkliches
Mitglied seit 1872.
J. Wilhelm Putscher wurde am 9. November 1826 in Bremen geboren und ge-
nofs daselbst anfangs seine Schulbildung in der Lateinschule, später im Hause eines
Pastors, der ihn für die Natur zu interessieren verstand. Nachdem er sich dem Kauf-
mannsberufe gewidmet, verlebte er mehrere Jahre in London und Paris, bereiste dann
die Schweiz, Italien, Griechenland, Palästina, Syrien und Ägypten. 1860 kehrte er nach
Bremen zurück, übernahm das Geschäft seines Vaters, siedelte aber schon 1872 nach
Dresden über, wo er bald Mitglied unserer Isis und, in derselben durch Männer der
Wissenschaft angeregt, leidenschaftlicher Sammler vor allem von Mineralien und Conehilien
wurde. Nach und nach entstanden seine grofsartigen, wegen ihrer Vollständigkeit oft
bewunderten Sammlungen, die bisweilen bei Vorträgen in unserer Gesellschaft zu Hilfe
gezogen wurden. Zum Mitglied des Yerwaltungsrates erwählt, waltete er gewissenhaft
vom Jahre 1891 bis zu seinem Tode dieses Amtes.
Neu ernanntes Ehrenmitglied:
Engelhardt, Herrn., Hofrat, Professor in Dresden, am 26. Mai 1910.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Förster, Bruno, Dr. phil., Oberlehrer am Realgymnasium
in Blasewitz, !
Heinrich, Karl, Realschullehrer in Pirna,
Lemmes, Fritz, Eisenwerksdirektor in Kommotau,
Qu and t , J., Dr. phil., Oberlehrer am Realgymnasium in Pirna,
Reich, Otto, Dr.phil., Oberlehrer am Realgymnasium in Pirna,
Schreiter, Rud., Dr. phil., wissenschaftlicher Hilfsarbeiter
am K. Miner.-geolog. Museum in Dresden,
Steinkopff, H. Theod., Verlagsbuchhändler in Dresden,
bruar 1910.
am 31. März
1910;
am 29. Juni
1910;
am 24. Fe-
Aus den korrespondierenden in die wirklichen Mitglieder
ist übertreten:
Schlaginhaufen, Otto, Dr. phil., wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am
K. Zoolog, und Anthrop.-ethnograph. Museum in Dresden.
Aus den wirklichen in die korrespondierenden Mitglieder
sind übergetreten:
Bruhm, Arth., K. Forstassessor in Holzhau;
Heinich, Rud., Dr. phil., Oberlehrer am Realgymnasium in Pirna;
Lehmann, Ernst, Dr. phil., Privatdozent an der Universität in Kiel;
Rimann, Eberh., Dr. phil., Bergingenieur in Rehoboth, Südwestafrika;
Verhoeff, Karl, Dr. phil., Zoolog in Stuttgart-Cannstatt.
Kassenabschlufs der Naturwiss. Gesellschaft ISIS vom Jahre 1909.
Einnahme. Ausgabe.
16
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Dresden, am 24. Februar 1910. Hofbuchhändler Georg Lehmann, z. Z. Kassierer der Isis.
Aufruf
der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden zum
Sammeln und Registrieren pal äontologischer Funde
aus Sachsen.
Bereits seit Jahren veröffentlicht die Isis regelmäfsige Berichte über
Bereicherungen der Flora Saxonica, ebenso über wichtige prähistorische
Funde aus Sachsen, obgleich für letztere eine amtliche Inventarisierung
besteht. In der Erwägung, dafs „die naturwissenschaftliche Erforschung
des Vaterlandes“ statutengemäfs eine Hauptaufgabe der Isis ist, möchte sie
jetzt auch auf einem anderen Felde die Arbeiten Einzelner zusammen-
fassen, nämlich auf dem Gebiete der Paläontologie. Die grofsen als fossil-
reich bekannten künstlichen Aufschlüsse sind durch Abbau dauernden Ver-
änderungen unterworfen; Steinbrüche, Gruben, die jahrelang aufser Betrieb
waren, werden plötzlich wieder in Angriff genommen; durch Strafsen-,
Bahn-, Hausbauten usw. werden beständig neue Gelegenheiten zum Sammeln
geboten, die rasch wie sie entstanden sind, häufig wieder verschwinden.
All diese vergänglichen und veränderlichen Aufschlüsse paläontologisch
auszunützen, ist nur möglich, wenn viele orts- und sachkundige Persönlich-
keiten sich in eine dauernde Beobachtungsarbeit teilen. Es fehlt sicher
nicht an Arbeitswilligen hierzu; es bedarf nur einer Anregung und einer
Zentralstelle, um die kleinen Einzelergebnisse zu sammeln und weiter zu
verwerten. Man könnte einwenden, der natürliche Mittelpunkt hierfür sei
in der Geologischen Landesanstalt bereits vorhanden. Aber dieses Institut
besitzt weder — wie viele andere Landesanstalten — ein besonderes
Organ zur Veröffentlichung von Berichten, noch Mittel und Hilfskräfte
genug, um eine andere Arbeit, als die Herausgabe von Spezialkarten, zu
übernehmen. Und so bleiben tatsächlich eine grofse Menge von Einzel-
beobachtungen, Ergebnisse von Bohrungen, von Ausschachtungsarbeiten u. ä.
für die Wissenschaft verloren.
Deshalb wendet sich die Isis mit der Bitte um freiwillige Mitarbeit
in einem vernachlässigten Zweige vaterländischer Forschung an alle sächsi-
schen naturwissenschaftlichen Schwestergesellschaften, an die Sektionen des
Deutschen Lehrervereins für Naturkunde, an die höheren Schulen, deren
reifere Zöglinge schon recht viel schätzbares Material geliefert haben,
sowie an alle Persönlichkeiten, die aus Beruf oder Neigung dem heimat-
lichen Boden besondere Aufmerksamkeit widmen. Herr Dr. Karl Wanderer,
Direktorialassistent am K. Mineralogischen Museum zu Dresden (Zwinger),
hat sich bereit erklärt, die einzelnen Mitteilungen entgegenzunehmen, das
18
gefundene Material eventuell zu prüfen und zu bestimmen und dann in
geeigneter Weise darüber in den Abhandlungen der Isis zu berichten.
Sollen die Mitteilungen von wissenschaftlichem Werte sein, so sind
folgende Punkte zu beachten:
1. Unzweideutige Bestimmung des Fundortes, sei es durch Angaben
aus der Spezialkarte oder durch Beifügung einer topographischen Skizze.
2. Möglichst genaue Beschreibung des Aufschlusses, der Gesteins-
beschaffenheit, Schichtenfolge und -mächtigkeit, eventuell unter Beilegung
eines schematischen Profils oder einer Photographie.
3. Genaue Angabe, aus welcher Schicht jede gesammelte Versteinerung
stammt.
4. Mitteilungen über den Erhaltungszustand und die Art der Fossi-
lisierung.
5. Einsenden jeder für den Fundpunkt neuen oder zweifelhaft be-
stimmten Form zur Nachprüfung an die Zentralstelle.
Durch Beachtung obiger Grundsätze kann jeder Sammler der wissen-
schaftlichen Landeskunde einen Dienst erweisen, scheinbar geringfügig und
für das Fortschreiten der Erkenntnis belanglos, so lange die Ergebnisse
zersplittert bleiben — aber aus der Zusammenfassung vieler Einzel-
leistungen erwächst schliefslich doch ein Beitrag zur Geologie unseres
Vaterlandes, der in seinem Werte nicht zu unterschätzen ist.
Dr. Paul Wagner,
z. Z. Vorsitzender der Sektion für Mineralogie und Geologie.
Bericht Nr. 1.
Cenoman -Aufschlufs im Sandsteinbruch westlich von
Alt-Coschiitz bei Dresden.*)
Von K. Wanderer.
Lage des Bruches: Rechtwinckelig von dem den slawischen Rund-
ling Alt-Coschütz umgebenden Weg geht auf der Westseite des Dorfes bei
Sig. 212,7 ein Fahrweg in westnordwestlicher Richtung nach dem grofsen
Syenitbruch unter der Heidenschanze Sig. 224, 1. Ungefähr 200 m hinter
dem letzten Haus von Coschütz zweigt rechts vom Weg, in nordöstlicher
Richtung, eine tief eingeschnittene Fahrt in den Sandsteinbruch ab.
Literatur über den Aufschlufs: Erläut. z. Geol. Spez.-Karte d. K. Sachsen,
Sekt. Dresden, 1893, Fig. I, S. 50/51 ; Beck, R.: Geol. Wegweiser durch
d. Dresdner Elbthalgebiet usw., 1897, S. 10; Nessig, R.: Geol. Ex-
kursionen i. d. Umgebung von Dresden, 1898, S. 116/117.
In dem in NNO. -SSW. Richtung angelegten Bruch ist heute nur die
senkrecht angeschnittene Ostwand der Beobachtung zugänglich und zwar
in einer Längsausdehnung von über 80 m. Nach einer geodätischen Auf-
nahme von Hans Ziegenbalg unter Leitung des Geh. Hofrates Prof. Patten-
hausen ist die Bruchsohle unter der Wand am südlichen Eingang mit
213,5, am nördlichen Bruchende mit 207,2 bestimmt worden, der oberste
Bruchrand mit 218,4 m.
Geologisch bietet der Aufschlufs ein ausgezeichnetes Bild auskeilender
Wechsellagerung von Sandsteinen und Konglomeraten cenomanen Alters,
deren Auflagerungsfläche entsprechend den Verhältnissen der nächsten
*) Dem Bericht dienten als Unterlage die Aufnahmen und Aufsammlungen der
Herren P. Wagner, F. Dettmer und des Berichterstatters.
20
Umgebung durch den Syenit des Plauenschen Grundes gebildet wird. Der
Syenit selbst ist in dem Bruch nicht mehr aufgeschlossen, es ist darum die
Frage, ob sich zwischen diesem und dem liegenden Sandstein noch eine
andere Schicht (Grundkonglomerat) einschaltet, hier nicht zu entscheiden.
Bei einer von der horizontalen nur wenig abweichenden Lagerung
(5° OSO. nach d. Erläut. d. geol. Karte) zeigt der Bruch in seinen ver-
schiedenen Teilen folgende Profile:
Südlicher Teil: Über der Sohle des Bruches steht hier in einer
wechselnden Mächtigkeit von ca. 3 — 5 m Sandstein an, der gegen das
Hangende hin in unregelmäfsiger Oberfläche abschneidet. Durch eine
dünne, nach Norden allmählich auskeilende Konglomeratschicht von wenigen
Zentimetern und zwei in der Mitte des Bruches ebenfalls kleine Gerolle
führende Schichtflächen ist der Sandsteinkomplex in vier mehr oder weniger
deutlich sich abgrenzende Bänke gegliedert. Über den Sandstein vergl.
Nessig 1. c.
Während die unteren Bänke bisher als fossilleer betrachtet werden
müssen (Nessig gibt auf den Schichtflächen nur die problematische Spongia
Saxonica Gein. an), sind in der obersten Sandsteinbank bisher gefunden:
Inoceramus bohemicus Leonliardt. Radiolites German Gein.
Alectryonia carinata Lam. sp. Gastropodensteinkern.
Ostrea hippop odium Nilss.
Über dem Sandstein liegt, von diesem durch eine dünne Schicht mulmig-
sandigen, durch Mangan schwarz gefärbten Materials getrennt, eine
Konglomeratlage von durchschnittlich 4 m Mächtigkeit. Die zumeist kugel-,
liieren- oder linsenförmigen Gerolle, die in Gröfsen von wenigen Zenti-
metern bis zu 3/4 m auftreten , bestehen durchweg aus Syenit und sind
derart stark verwittert, dafs sie unter dem Hammerschlag meist zu Grus
zerfallen. Als Bindemittel tritt hier ein gleichfalls stark verwittertes, über-
wiegend sandiges Zement auf, das nur in den oberen Lagen an Kalkgehalt
zunimmt und damit eine höhere Festigkeit gewinnt.
An Fossilien fanden sich in den Konglomeraten und zwar nur aus
den höheren Lagen:
Cklaris (Tylocidaris) StrombecTci Desor. Nerinea sp. cf. Geinitzi Goldf.
Turbo Goupilianus d'Orb.
Im mittleren Teil des Bruches bildet eine im südlichen Teil von
der Bruchsohle verdeckte, in ihrem oberen Drittel von einem dünnen
Geröllband durchzogene, fünfte Sandsteinbank das Liegende.
Im Frühjahr 1910 waren hier in einer kleinen Grube ca. 1 m unter der
Sohle zwei dünne Sandsteinschichten angeschnitten, ganz erfüllt von den
durch Mangan schwarz gefärbten Steinkernen des Pectunculus obsoletus
Goldf. Da die Schichten, der andere Fossilien ganz zu fehlen schienen, nur
in 1 bis 2 m Horizontalausdehnungen in der Grube verfolgbar waren, mufs es
offen bleiben, ob es sich um eine durchgehende Pectunculus- Bank handelt
oder nur um eine lokal beschränkte, linsenförmige Einlagerung. Eine
verminderte Abnahme der Mächtigkeit nach den Seiten hin liefs sich nicht
beobachten.
Zwischen den Bänkchen und zum Teil auch im Hangenden fanden sich
Einlagerungen eines sehr festen Kalksandsteines, wie solche im nördlichen
Teil des Bruches anzuführen sind.
Über dem Sandstein folgt, dessen unregelmäfsiger Oberfläche sich an-
schmiegend, eine Konglomeratlage, die sich hier nach Süden auskeilend
21
zwischen die unteren Sandsteinbänke einschiebt und an ihrer Spitze durch
eine nach Norden einschliefsende, schmale Sandsteinzunge gespalten wird.
Art und Material der Gerolle sind die gleichen wie in der oberen Konglomerat-
lage im südlichen Teil des Bruches. Das Einbettungsmaterial der Gerolle
ist dagegen hier rein sandig und nur durch Eisenhydroxyd stellenweise
schwach verkittet und gefärbt. Fossilien sind in dieser Konglomeratlage
bisher nicht gefunden.
Zwischen dieser unteren Konglomeratzunge und den Konglomeraten im
Hangenden des Bruches keilen die oberen Sandsteinbänke in nördlicher
Richtung aus, ohne sich in ihrer petrographischen Beschaffenheit wesent-
lich zu ändern.
Die darüber folgenden hangenden Konglomerate unterscheiden sich
sowohl von den im gleichen Niveau befindlichen des südlichen Bruchteiles
als auch von der unteren Konglomeratzunge durch ein äufserst festes, rein
kalkiges und von Organismenresten ganz erfülltes Zement.
Im nördlichen Teil des Bruches war im Frühjahr 1910 an einer
Stelle ca. 1 m unter der Sohle versuchsweise gebrochen worden. Hierbei
stellten sich in dem sonst fossilleeren Sandstein , in verschiedener
Niveauhöhe verstreut, in Geröllform und Gröfse von 15—80 cm Einlage-
rungen eines sehr stark verfestigten Kalksandsteins ein, der erfüllt war
von in Kalkspat umgewandelten Molluskenschalen. Peripher waren diese
Einlagerungen zumeist durch eine ca 1/2 cm dicke stark verfestigte, dunkel-
gefärbte Sandsteinkruste abgegrenzt.
Es kann sich bei dieser Erscheinung nicht um ehemalige in situ lebende Faunen-
konzentrationen handeln, auch nicht um Reste älterer, bereits verfestigter Sedimente,
sondern wohl um die Reste gleichalteriger, vor völliger Verfestigung durch die Brandung
teilweise wieder zerstörter benachbarter Ablagerungen. Als solche kämen die am
Promenaden weg längs des steilen rechten Weifseritzufers anstehenden (?) Muschelfelsen
in Betracht, mit denen obige Einlagerungen petrographisch und faunistisch Analogien
zeigen.
An Fossilien liefsen sich aus den Einlagerungen bestimmen:
Exogyra columba Lam. sp. Nerinea Geinitzi Goldf.
Pectunculus obsoletus Goldf. Actaeonella conica Briart u. Cornet.
Radiolites sp. Turritella Kirsteni Gein.
Die über dem Sandstein folgenden Konglomerate erreichen im nörd-
lichen Teil des Bruches ihre Maximalmächtigkeit mit ca. 9 m, doch wird
die Gleichmäfsigkeit der Ablagerung unterbrochen durch zwei von Nord
nach Süden auskeilende Sandschichten, die sich zungenförmig in die Konglo-
merate einschieben. Im Geröll material macht sich früherem gegenüber
keinerlei Unterschied bemerkbar. Das Einbettungsmaterial ist über den
weitaus gröfsten Teil der Mächtigkeit ein feinkörniger, durch Eisenhydro-
xyd leicht verfestigter Sand; nur in den allerobersten Lagen sind die Ge-
rolle in ein Kalkzement eingebettet, das mit dem im mittleren Teil des
Bruches auftretenden völlig übereinstimmt.
Die im folgenden aufgeführten Fossilien entstammen ausnahmslos
diesem kalkigen Zwischen mittel, auf welches überhaupt die Fossilführung
beschränkt erscheint. Die Versteinerungen treten überwiegend als Schalen-
exemplare auf, der Erhaltungszustand ist nicht sehr günstig, doch liegt
dies nicht so sehr an Verstümmelungen der Gehäuse vor der Einbettung,
als an der Schwierigkeit, die Formen unversehrt aus dem harten Zement
heraus zu präparieren.
22
Bisher wurden gefunden:*)
Spongien:
Nicht näher bestimmbare Reste.
Korallen:
cf. Montlivaultia Tourtiensis Bölsche.
Placoseris Geinitzi Bölsche.
cf. Thamnastraea sp.
Echinodermen:
JDorocidaris vesiculosa Goldf. sp.
Tylocidaris StrombecTci Desor sp.
Gyphosoma cenomanense Cott. (Gei-
nitz: Elbthal J., Taf. 15, Fig. 35.)
Pseudodiadema sp. (Geinitz: Elb-
thal I., Taf. 16, Fig. 8.)
Codiopsis Doma Desm. sp.
Pygaster truncatus Ag.
Pyrina Des Moulinsi d’Arch.
Pyrina inflata d’Orb.
Brachiop öden:
Terebratula phaseolina Lam.
Rhynchonella compressa Lam. sp
Lamellibranchiaten:
Perna lanceolata Gein.
Lima sp. (neue Form für Sachsen).
Lima sp.
Lima ornata d'Orb.
Lima divaricata Duj.
Pecten acuminatus Gein.
Pccten cf. subacutus d’Orb.
Spondylus sp. indet.
Aleetryonia diluviana L. sp.
Ostrea hippopodium Miss.
Exogyra haliotoidea Sow. sp.
cf. Eriphyla striata Sow. sp.
Badiolites Saxoniae Boem. sp.
Gastropoden:
Turbo Goupilianus d’Orb.
Operculum dazu.
Trochus (Ziziphinus) Buneli d’Arch.
Nerita nodosa Gein. sp.
Nerinea sp.
4 nicht näher zu bestimmende Gastro-
poden, wohl neu für Sachsen.
Wirbeltiere:
Oxyrliina angustidens Reuss.
Coelodus complanatus Ag. sp.
Koprolithen.
*) Die hier angeführten Versteinerungen befinden sich ausnahmslos in der Samm-
lung des Herrn Friedrich Dettmer, Dresden.
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1910.
I. Sektion für Zoologie.
Yierte Sitzung am 6. Oktober 1910. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Lohrmann. — Anwesend 35 Mitglieder.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über die Klasse der Tausend-
fiifsler, wobei die fünf Ordnungen derselben in grofsen Zügen charak-
terisiert und die beiden wichtigsten derselben, die Chilopoden und Diplo-
poden etwas eingehender behandelt werden.
Fünfte Sitzung am 17. November 1910. Vorsitzender : Prof. Dr.
E. Lohrmann. — Anwesend 44 Mitglieder und Gäste.
Hofrat Prof. H. Engelhardt legt vor:
Kleinschmidt, 0.: Corvus nucifraga. Halle 1909;
Riedel, M.: Gallen und Gallwespen. Stuttgart 1910.
Prof. Dr. J. Thallwitz legt vor:
Weigold, H. : Biologische Studien an Lyncodaphniden und Chydoriden.
Leipzig 1910.
Prof. Dr. Chr. März hält einen durch Lichtbilder und Naturgegen-
stände erläuterten Vortrag über die Elefanten und ihre Vorfahren.
Sie vereinigen altertümliche Merkmale mit neueren Anpassungserscheinungen. Die
Erhöhung über dem Boden und die Möglichkeit, das Körpergewicht zu tragen, wird
erreicht durch die Länge und die senkrechte Stellung von Humerus und Femur und das
mächtige Knorpelpolster, in das die Fufsknochen eingebettet sind. Da der Hals kurz
bleibt, so entwickeln sich die zweiten Schneidezähne als Stofszähne zu Grabwerkzeugen,
und der Rüssel wird zum vorzüglichen Greiforgan. Das grofse Gewicht vorn wird aus-
geglichen durch die rückwärtige Verlagerung der Schädelknochen. Die Steigerung des
Kau Vermögens zeigt sich an den Molaren in der Zunahme der Gröfse, verbunden mit der
Abnahme ihrer Zahl. Von Formen mit 4 Stofszähnen und Molaren mit Höckern auf der
Kaufläche ( Mastodon cmgustidens ) schreitet die Entwicklung fort zu solchen mit 2 Stofs-
zähnen und Molaren mit querverlaufenden Lamellen. Je mehr die Grasnahrung über-
wiegt, desto zahlreicher und enger werden die Lamellen, desto mehr entarten die infolge
Nichtgebrauchs nach oben sich krümmenden Stofszähne.
Die Stammesentwicklung scheint im Eozän Afrikas einzusetzen, greift im Miozän
nach Europa über und bringt infolge riesiger Wanderungen nach Asien und Amerika
eine grofse Reihe von Arten hervor. Im Miozän und Pliozän entstehen aus den Masto-
donten Asiens über die Stegodonten (Dachzähner) hinweg die echten Elefanten. Diese
wandern von Asien wieder zurück nach Europa und hinüber über die Landbrücke, deren
Reste die Aleuteninseln sind, nach Amerika. In Europa reichen Elephas meridionalis
und El. antiguus ins Diluvium herein. Interessant ist die Elefantenreihe Amerikas.
Die Nachkommen von zwei Mastodonten bringen in Nordamerika zunächst die eine Reihe
hervor, die mit dem diluvialen Mastodon giganteum endet, und gleichzeitig eine formen-
reiche zweite Reihe, die mit M. Humboildti und M. andium ins neotropische Gebiet, ja
sogar bis nach Buenos -Aires vordringt. Später scheinen wieder von Asien her echte
Elefanten eingewandert zu sein. Den Abschlufs der Entwicklung in der Diluvialzeit
26
bildet das wollhaarige Mammut {El. primigenius) in Amerika, Asien und Europa. Mit
ihm verwandt sind der indische und der afrikanische Elefant.
Prof. Dr. G. Brandes fügt einige Ergebnisse neuerer Forschungen
hinzu.
Zur Erleichterung des Hebens der Beine besitzen die Elefanten elastische Bänder,
welche vom Bücken bis an die Fiifse hinabgehen. Die aufserordentlich grofsen Kau-
flächen der Backzähne sind eine Anpassung an Holznahrung, die Elefanten sind in erster
Linie Holzfresser. Die Stofszähne werden von den westafrikanischen Tieren tatsächlich
dazu benutzt, Bäume zu zerreiben und zu spalten. Das Alter ist vielfach überschätzt
worden, neunzigjährige sind schon vollständig greisenhaft. Dafs die Elefanten in Vorder-
indien sich in der Gefangenschaft in der Begel nicht fortpflanzen, hat seinen Grund
darin, dafs von den Elefantenbesitzern der Geschlechtstrieb durch Verabreichung von
Arzneien unterdrückt wird, ln Hinterindien dagegen ist die Fortpflanzung der gefangenen
Elefanten eine sehr häufige Erscheinung.
II. Sektion für Botanik.
Tierte Sitzung am 20. Oktober 1910. Vorsitzender: Prof. Dr.
F. Neger. — Anwesend 69 Mitglieder.
Der Vorsitzende spricht über Beiseeindrücke in Istrien, Dal-
matien und Herzegowina.
Der Vortragende gibt eine Schilderung der istrianischen Karstlandschaft mit ihren
Dolinen, ihren die Gipfel der Berge krönenden Städten und deren eigenartiger Bevölke-
rung, der Waldarmut und den Bestrebungen, das von der Borra beherrschte Land wieder
aufzuforsten, dann der dalmatinischen Inselwelt vom Quarnero nach Süden zu bis Lacroma
und den Bocche di Cattaro, der ursprünglichen Wälder von Pinus halepensis auf der
Halbinsel Lapad und der die Hauptmasse der dalmatinischen Pflanzendecke bildenden
Macchien - Vegetation , endlich Schilderung einer Beise in das Innere der Herzegowina,
einer Fahrt durch das endlose Überschwemmungstal Popovopolje und der weltentlegenen
Wälder von Pinus leucodermis (Schlangenhautkiefer) auf der Bjelasnica Planina, sowie
des stark orientalisch an mutenden Städtebildes von Mostar.
Zahlreiche Lichtbilder und einige Tafeln mit Charakterpflanzen der dalmatinischen
Macchie begleiten den Vortrag’. Wichtigste botanische Literatur:
Beck, G. : Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder.
Fünfte Sitzung am 1. Dezember 1910. Vorsitzender : Prof. Dr.
F. Neger. — Anwesend 62 Mitglieder und Gäste.
Hofrat Prof. H. Engelhardt legt ein reich illustriertes Werk vor:
Forrest Shreve, M. A. Chrysler, F. H. Blodgett and F. W. Besley:
The plant life of Maryland. Baltimore 1910.
Dr. 0. Pazschke zeigt eine stereoskopische Aufnahme eines
Hallimasch, photographiert von Lehrer W. Brinkmann in Lengerich i. V.
Hierauf hält Ingenieur B. Scheidhauer einen durch Zeichnungen,
mikroskopische Demonstrationen und Pflanzentafeln reich illustrierten Vor-
trag über die neueren Anschauungen über Humussäuren und Kol-
loide in den Hochmooren, wobei er sich hauptsächlich auf die Unter-
suchungen von Baumann, Paul u. a. (Mitteil, der K. Bayerischen Moorkultur-
anstalt zu München) stützt.
Kustos Dr. B. Schorler endlich hält einen Vortrag über Eisen-
bakterien, wobei er an seine früheren Ausführungen (vefgl, botanische
27
Sitzung am 27. Oktober 1904) anknüpft, neue Beobachtungen mitteilt und
eine kürzlich erschienene Arbeit von Mo lisch über den gleichen Gegen-
stand einer Kritik unterzieht.
Auch dieser Vortrag wird durch mikroskopische Demonstrationen und
gezeichnete Tafeln veranschaulicht.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Vierte Sitzung am 3. November 1910. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 69 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt vor:
Walther, J.: Lehrbuch der Geologie von Deutschland. Leipzig 1910;
Fr aas, E.: Der deutsche Petrefaktensammler. Ein Leitfaden zum Sammeln
und Bestimmen der Versteinerungen Deutschlands. Stuttgart 1910.
Hofrat Prof. H. Engelhardt berichtet über seine Untersuchung der
tertiären Pflanzenreste von Flörsheim im Mainzer Becken.
Dr. R. Schreiter gibt unter Vorlegung der wertvollen Neuerwerbungen
des Mineralogischen Museums eine zusammenfassende Darstellung der
Meteoriten, ihrer Struktur und Einteilung.
Wegen der vorgerückten Stunde kann der Vorsitzende den ange-
kündigten Bericht über den Internationalen Geologenkongrefs in
Stockholm nur ganz kurz erstatten; er verweist auf seine gedruckten
Referate :
Geographisches vom Internationalen Geologenkongrefs in Stockholm. Geogr.
Zeitschr. 16. Jhrg., 11. Hft. Leipzig 1910.
Formentypen der schwedischen Landschaft. Ebenda 17. Jhrg. , 2. Hft.
Leipzig 1911.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Dritte Sitzung am 13. Oktober 1910. Vorsitzender: Hofrat Prof.
Dr. J. Deichmüller. — Anwesend 30 Mitglieder und Gäste.
Schuldirektor H. Döring bespricht folgende Schriften:
Pfau, W. 0.: Topographische Forschungen über die ältesten Siedelungen
der Rochlitzer Pflege. Mitteil, des Ver. für Rochlitzer Geschichte,
3. Hft., 1900;
Pfau, W. C.: Über urgeschichtliche Feuersteinwerkstätten in der Rochlitzer
Gegend. Rochlitzer Tageblatt 1910, Nr. 182 ff.;
Beltz,R. : Die vorgeschichtlichen Altertümer des Grofsherzogtums Meck-
lenburg-Schwerin. Mit 1 Karte und 70 Taf. Schwerin 1910.
Dr. K. Wanderer spricht über die Herstellung von Feuerstein-
geräten.
Es wird kurz das Material der Silexgeräte im Norden und Süden besprochen,
Herkunft, Alter, petrographische Eigenschaften, und dann auf die Methode der Bearbei-
28
tung eingegangen, unter Vorlage der bei der Herstellung der Geräte benutzten Werk-
zeuge. Ein Dreikanter dient als Ambofs, für feinere Retouchen tritt an seine Stelle
ein Meifselambofs in Holzfassung; zum Schlagen dient ein leichtes Hämmerchen mit
langem, dünnem Stiel und 1 — 2 cm grofsemHolz- oder Hirschhornkopf. Die Technik
des Schlagens ist folgende: der Silex wird fest gegen den Ambofs geprefst und dann
wird kurz hinter die Auflagestelle ein kurzer Schlag mit dem Hammer geführt; dabei
springt gerade soviel vom Silex ab, als Fläche dem Ambofs aufliegt. Der Schlagende
hat es damit in der Hand, gröfsere oder kleinere Splitter durch indirekten Schlag
abzuspalten und so dem Gerät die gewünschte Form zu geben. Mit dieser Methode ge-
lang es dem Vortragenden, alle wesentlichen Typen ziemlich originalgetreu nachzu-
ahmen, wie Schaber, Messer, Sägen, Pfeilspitzen u. a , die als Nachbildungen neben den
Originalen zur Vorlage gelangen.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller legt hierzu die Photographie eines
von einem englischen Arbeiter geschlagenen Feuerstein-Nukleus mit
den zugehörigen Spänen vor, und
spricht dann über vorgeschichtliche Funde im Untergrund des
Meifsner Doms.
Im Innern des Doms wurden bei der Freilegung der Grundmauern zweier älterer
Kirchenanlagen verschiedene Gegenstände gefunden, die zum Teil bis in die vorgeschicht-
liche Zeit zurückreichen: einzelne Trümmer von Gefäfsen des jüngeren Lausitzer Typus
und des Burgwalltypus der Slawenzeit, vor allem aber solche der deutschen Kolonisations-
zeit, nebst zahlreichen Tierknochen. Unter dem Fufsboden der ältesten Kirchenanlage
aus dem 10. Jahrhundert wurde eine in den Löfsboden eingegrabene Herdgrube mit
slawischen Scherben durchschnitten. Diese Funde zeigen, dafs der Domberg schon wäh-
rend der jüngeren Bronzezeit und später wieder in der slawischen Zeit besiedelt war.
Ob der Berg damals durch einen Wall geschützt war, ist infolge wiederholter Bebauung
und Durcharbeitung des Bodens seit der Ansiedelung deutscher Kolonisten nicht mehr
festzustellen. Vgl. Neues Arch. f. Sächs. Geschichte und Altertumskunde XXXI, 1910,
S. 377.
Derselbe berichtet weiter über Spuren neolithischen Leichen-
brandes in Sachsen.
Schon 1905 hat A. Teetzmann in den Abhandlungen unserer Gesellschaft auf einen
Fund kalzinierter Knochen zusammen mit Gefäfsen des Hinkelsteintypus und einem durch
Feuer zerstörten Steinbeil in einer Wohngrube der Ansiedelung in Lockwitz bei
Dresden hingewiesen. Im Frühjahr 1910 ist auf derselben Lokalität ein zweiter Fund
gemacht worden, ein mit gebrannten Knochen gefülltes Gefäfs des Hinkelsteintypus.
Dasselbe ist leider von den Arbeitern zertrümmert worden ; einzelne Reste mit noch an-
haftenden Knochen wurden , wie der erste Fund , der K. Prähistorischen Sammlung in
Dresden übergeben.
Dahin gelangte auch ein ähnlicher Fund, den Lehrer E. Peschei in Nünchritz 1910
auf der neolithischen Ansiedelung am Vogelberg bei Grödel, östlich von Riesa,
machte. Schon vor einigen Jahren hat derselbe dort in einem zusammengedrückten
Gefäfs des Hinkelsteintypus kalzinierte Knochen, denen Feuersteinspäne mit Brandspuren,
ein Steinbeil und flache, knopfartige Steinperlen beigegeben waren, gefunden. Dieselben
befinden sich im Besitz des Generaloberarztes Dr. Wilke in Chemnitz. In dem späteren
Funde lagen die kalzinierten Knochen zwischen Scherben von Gefäfsen jenes Typus
unter einem Mahlsteine, dabei Feuersteinspäne, ein durch Feuer zermürbtes Steinbeil
und ein gebrannter Knochenpfriemen.
Ob die kalzinierten Knochen aus diesen vier Funden vom Menschen herstammen
oder Reste von Tierleichen sind, läfst sich mit absoluter Sicherheit der Kleinheit der
Bruchstücke wegen nicht feststellen, verschiedene erhaltene Schädelreste aber sprechen
für er stere Annahme.
Auf der steinzeitlichen Siedelung von Leippen, südlich von Lommatzsch, wurde
1910 ein Gefäfs der Spiralmäanderkeramik ausgeackert, das nach Angabe des Finders
mit Knochen gefüllt war. Leider ist der Inhalt des zerschlagenen Gefäfses von dem-
selben vernichtet worden, das Gefäfs befindet sich im Dresdner Museum.
Vorgelegt wird noch ein durchlochter Hammer aus Hornblende-
schiefer aus der Lehmgrube der Ziegelei Kleinluga, Bez. Dresden.
29
Rechtsanwalt Dr. J. Langen h an berichtet über seinen Besuch der
Höhle von Combarelles im Vezeretal, Dordogne, unter Vorlage von
Abgüssen der in derselben befindlichen Wandzeichnungen.
Oberbaurat H. Wiechel ergänzt diesen Bericht durch einige von ihm
in dieser Höhle gemachte Beobachtungen.
Vierte Sitzung am 15. Dezember 1910. Vorsitzender: Hofrat Prof.
Dr. J. Deichmüller. — Anwesend 45 Mitglieder und Gäste.
Lehrer G. Dutschmann spricht über Spinn- und Webwerkzeuge,
unter Berücksichtigung einer Schrift von
Kimakowicz-Winnicki, M. von: Spinn- und Webwerkzeuge. Würzburg 1910,
in welcher die bisher allgemein als Spinnwirtel und Webstuhlgewichte bezeichneten vor-
geschichtlichen Gegenstände andere Deutungen erhalten. Zeichnungen und Fundstücke
aus der K. Prähistorischen Sammlung dienen zur Erläuterung des Vortrags.
Geh. Hofrat Prof. E. Bracht spricht über die ältesten nacheis-
zeitlichen Steingeräte Rügens, an der Hand seiner reichhaltigen Auf-
sammlungen bei Sellin, Vilm, Lietzow u. a. Orten auf Rügen.
Y. Sektion für Physik und Chemie.
Viert© Sitzung am 10. November 1910. Vorsitzender: Prof. H. Reben-
storff. — Anwesend 68 Mitglieder und Gäste.
Direktor des Städtischen Chemischen Untersuchungsamtes Prof. Dr.
A. Beythien hält einen Vortrag über Würzen und Gewürze.
Nach einer kurzen Besprechung der physiologischen Bedeutung des Würzens für
die menschliche Ernährung gibt der Redner einen Überblick über die Abstammung, sowie
die botanischen und chemischen Eigenschaften der gebräuchlicheren Gewürze. Weiter
bespricht er an der Hand von Demonstrationsobjekten und Experimenten die hauptsäch-
lichsten Verfälschungen und die zu ihrem Nachweise geeigneten Methoden.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Fünfte Sitzung am 7. Juli 1910 (im Hörsaale des physikalischen
Laboratoriums der K. Forstakademie zu Tharandt). Vorsitzender: Prof.
Dr. A. Witting. — Anwesend 8 Mitglieder.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Ph. Weinmeister spricht über höhere Evo-
luten. (Vergl. Abhandlung VII.)
Sechste Sitzung am 13. Oktober 1910. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Witting. — Anwesend 35 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende gedenkt in warmen Worten des am 27. August
1910 verschiedenen Geh. Hofrats Dr. phil. J. Philipp Weinmeister, weil,
ord. Professors an der Forstakademie Tharandt, und
30
begrüfst die als Gäste erschienenen Mitglieder des Dresdner Vereins
akademisch gebildeter Lehrer für Mathematik und Naturwissen-
schaften an den höheren Schulen.
Prof. Dr. H. Lohmann spricht über die stereographische Pro-
jektion, eine Übung aus dem Gebiete der darstellenden Geo-
metrie in der Schule.
Der Vortragende geht von dem Satze über den schiefen Kreiskegel aus: „Ein
Kegel, welcher einer Kugel einbeschriehen ist, wird von jeder Ebene, die auf dem Radius
zur Spitze senkrecht steht, in einem Kreise geschnitten.“ Dieser Satz gilt auch für den
Fall, dafs die Grundfläche des Kegels von der
Ebene geschnitten wird. In der Figur ist Ä B
der Durchmesser des Grundkreises vom Kegel
SAB und CB der Durchmesser des Kreises,
in dem der teilweise verlängerte Kegelmantel
von der Ebene EE1 geschnitten wird. Da es
sich hei der stereographischen Projektion darum
handelt, die Längen- und Breitenkreise der Erde
von irgendeinem Punkte der Erdkugel auf eine
Ebene zu projizieren, die auf dem Durchmesser
zum Projektionszentrum senkrecht steht, so ist
die stereographische Projektion nur eine An-
wendung jenes Satzes. Die Spitzen S der
Kegel sind dabei bei der Polarprojektion ein
Erdpol, .bei der Äquatorprojektion ein Punkt
auf dem Äquator und bei der Meridianproj ektion
ein Punkt eines beliebigen Meridians. Diese drei Fälle der stereographischen Projektion
werden vom Vortragenden konstruktiv durchgeführt und zwar unter Anwendung der
Methoden der darstellenden Geometrie. Diese Methode ermöglicht es, durch Einführung
geeigneter Hilfsebenen die Längen- und Breitengrade und die stereographischen Pro-
jektionen der Längen- und Breitenkreise in wahrer Gröfse darzustellen.
Zum Schlüsse legt der Vorsitzende die in Deutschland erschienenen,
durch die Internationale mathematische Unterrichtskommission
veranlafsten Abhandlungen vor und gibt ausführliche Erläuterungen dazu.
Siebente Sitzung am 8. Dezember 1910. Vorsitzender: Prof. Dr,
A. Witting. — Anwesend 13 Mitglieder und Gäste.
Baurat Dr. A. Schreiber spricht zur Integration der Differen-
tialgleichung der barometrischen Höhenmessung.
Die bekannten barometrischen Höhenformeln beruhen mit Ausnahme einer einzigen,
die aus thermodynamischen Erwägungen bei Annahme adiabatischen Gleichgewichts-
zustandes der Atmosphäre hergeleitet wird, auf der Differentialgleichung
dh = — RT —
P
(h Höhe, B = 29,27 Gaskonstante für Luft, p Luftdruck, T = 273-\-t absolute Luft-
temperatur); diese Gleichung drückt den aerostatischen Gleichgewichtszustand der Atmo-
sphäre aus, der dadurch gekennzeichnet ist, dafs die an einem Luftteilchen in beliebiger
Höhe angreifende Schwerkraft durch den Auftrieb dp äquilibriert wird.
Der Vortragende unterscheidet physikalische und mathematische Barometerformeln
und versteht unter physikalischen Barometerformeln solche, bei denen behufs Integration
der obigen Differentialgleichung eine bestimmte Annahme über die Abhängigkeit zwischen
T und p oder zwischen T und h in Form einer wohldefinierten und leicht integrablen
Funktion gemacht wird. Der Vortragende weist aber bei dieser Gelegenheit auch darauf
hin, dafs das Problem in Wirklichkeit noch viel verwickelter ist, weil man sich T als
Funktion von h und p gleichzeitig oder noch allgemeiner T und p als Funktionen des
Raumes vorzustellen hat.
Eine physikalische Barometerformel ergibt sich beispielsweise, wenn man in obiger
Differentialgleichung T= T0 — och (Tn abs. Temp. an der unteren Station, a Gradient
31
der Temperaturabnahme) einsetzt, d. h. Temperaturabnahme proportional der Höhe vor-
aussetzt. Man erhält dann die zuerst von General Beyer aufgestellte Barometerformel
(p0 und p1 Luftdrücke an der unteren, bezw. oberen Station), die im wesentlichen mit
der eingangs erwähnten thermodynamischen Barometerformel identisch ist.
Unter mathematischen Barometerformeln werden solche verstanden, bei denen ein
bestimmter physikalischer Zusammenhang zwischen T und p oder zwischen T und h nicht
vorausgesetzt wird, bei denen vielmehr das bestimmte Integral
durch Anwendung der Mittelwertsätze der Integralrechnung näherungsweise darge-
stellt wird.
Aus dem 1. Mittelwertsatze
J' f (#) dx = (b — a) f (£)
( f(x ) eine stetige Funktion, | ein im allgemeinen nicht bekannter mittlerer Wert zwischen
T
a und b) fliefst, wenn man f(x) = — setzt, die Barometerformel
(1) + ~ )
2 Vj)„ VJ
( T0 und T1 abs. Temp. an der unteren, bezw. oberen Station), wobei also für /7£) als ein-
T
fache Annahme das arithmetische Mittel zwischen den Werten der Funktion an der
p
unteren und an der oberen Station genommen ist. Diese Formel gibt, wie die Erfahrung
gelehrt hat, im allgemeinen zu kleine Werte. Man kann aber auch, wenn f dieselbe
Bedeutung wie vorher hat,
f (|) = ?«+ T'
Po+Pl
setzen, denn nach einem bekannten, von Cauchy angegebenem Satze ist der Ausdruck
T T
rechter Hand ein Mittelwert zwischen — und — , wenn nur p0 und px positiv sind, und
Po V 1
es ergibt sich dann die bekannte Babinetsche Barometerformel
(2) fe = B(7’0+rt)'?-0-T^ä,
P o+i’i
die bis zu Höhenunterschieden von 1000 m ebenso zuverlässige Werte liefert, wie andere
Barometerformeln. Bei gröfseren Höhenunterschieden gibt sie nach den vorliegenden
Erfahrungen zu kleine Werte.
Nimmt man schliefslich f(x)—T und setzt wieder für f(|) das arithmetische Mittel
zwischen den Werten von T an der unteren und oberen Grenze des Integrals, so bekommt
man die allgemein bekannte Laplace-Bauernfeindsche Barometerformel
(3) h = BT-^-nognpp°,
die zurzeit noch und zwar mit Hecht unter den einfachen Barometerformeln als beste
und zuverlässigste auch für grofse Höhenunterschiede angesehen wird.
Der 2. Mittelwertsatz der Integralrechnung lautet
b g b
J ' cp (x) 4>(x) dx = \p ( a ) J cp (x) dx -J- \[> (b) J cp ( x ) d x
a a $
(xp (x) eine monotone Funktion, | ein im allgemeinen nicht bekannter mittlerer Wert
zwischen a und b). Nimmt man hierin cp (x) — 1, ip (x) = — und für den mittleren Wert |
das geometrische Mittel \Zp0pv so erhält man die neue Barometerformel
w h=BT^ -Vö+^Vfu1)-
32
Diese Formel ist der Laplaceschen Formel unter (3) als gleichwertig an die Seite
zu stellen; nach den Erfahrungen des Vortragenden schliefst sie sich sogar den Sollwerten
der berechneten Höhenunterschiede noch etwas besser an als jene.
Der Vortragende kommt sodann auf die zuerst von R. Rühlmaun klar erkannte
Periode der barometrisch bestimmten Höhenunterschiede zu sprechen und bezeichnet es
als das Ziel seiner Untersuchungen, Barometerformeln zu finden, bei deren Anwendung
diese Periode soviel wie möglich überdeckt oder wenigstens in ihrer Amplitude abge-
schwächt erscheint.
Man gelangt z. B. zu solchen Formeln, wenn man, wie auch Herr Hugershoff (Die
periodischen Fehler barometrisch bestimmter Höhenunterschiede in der inneren Tropen-
zone. Dresden 1910. Mitteil. d. Ver. f. Erdkunde zu Dresden, Habilitationsschrift) vor-
geschlagen hat, in die Barometerformel nur die Temperatur an der unteren Station oder
nur die an der oberen Station einführt. Die Temperatur T0 mufs dann beispielsweise
als Funktion von Tt dargestellt werden, und es mufs dabei irgendein den meteorologischen
Beobachtungen im Jahresmittel entsprechendes Gesetz für die Veränderlichkeit der
Temperatur in der Vertikalen zugrunde gelegt werden. Setzt man z. B. in Formel (4)
nach dem Peisseaschen Gesetze
und nimmt für die gemäfsigte Zone fc = — , was einen mittleren Temperaturgradienten
^ = entspricht, so bekommt man die neue Formel
Diese Formel gibt, wenn man mit Jahresmitteln rechnet, etwa dieselben und im
allgemeinen an die Sollwerte noch besser anschliefsende Höhenunterschiede als die
Laplacesche Formel (3). Bei Berechnung aus Monatsmitteln gibt Formel (5) eine Periode,
die selbst bei Höhenunterschieden zwischen 2000 und 3000 m nur etwa halb so grofse
Amplitude hat, wie die bei Formel (3) auftretende Periode. Die Phasenverhältnisse sind
etwa die gleichen.
Studienrat Prof. Dr. R. Heger spricht über Teilungsgruppen auf
Kurven 3. Ordnung.
VII. Hauptversammlungen.
Am 28. September 1910 wurde, anstatt der Hauptversammlung, die
Orientalische Tabak- und Zigarettenfabrik Yenidze in Dresden-
Fr. unter Führung von Beamten derselben besichtigt. An dieser Besich-
tigung nahmen 19 Mitglieder und Gäste teil.
Siebente Sitzung am 27. Oktober 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. Fr. Förster. — Anwesend 51 Mitglieder.
Nach Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten findet eine gemein-
schaftliche Sitzung mit dem elektrotechnischen Verein statt, in der
Privatdozent Dr. H. Dember über die Anschauungen und Auf-
gaben der neueren Physik spricht.
Achte Sitzung am 24. November 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. Fr. Förster. — Anwesend 102 Mitglieder und Gäste.
Für das Jahr 1911 werden die auf Seite 35 verzeichneten Beamten
der Gesellschaft gewählt.
33
Privatdozent Dr. W. König spricht über die bisherigen Erfolge
auf dem Gebiete der Eiweifssynthese.
Nach kurzer Debatte berichtet
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky über den Erdgasbrand von
Neuengamme bei Hamburg und führt mehrere Lichtbilder der brennen-
den Gasquelle vor.
Neunte Sitzung am 22. Dezember 1910. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. Fr. Förster. — Anwesend 55 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende hält einen Vortrag über Neuerungen im Akku-
mulatorenwesen.
Es gelangen an der Hand eines gröfseren Demonstrationsmaterials sowohl eine
Beihe Neuerungen an Bleisammlern zur Besprechung, als auch wird der Edison-Akku-
mulator näher erläutert.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 4. April 1910 starb in Mailand, 73 Jahre alt, der Botaniker Pro-
fessor Dr. Francesco Ardissoni, korrespondierendes Mitglied seit 1880.
Am 10. Juli 1910 starb im 99. Lebensjahre Geh. Regierungsrat Dr.
Johann Gottfried Galle in Potsdam, früher Professor der Astronomie
an der Universität Breslau, Ehrenmitglied seit 1866.
Am 24. Juli 1910 verschied im 76. Lebensjahre der Ortsrichter Karl
August Weise in Ebersbach i. Sa., korrespondierendes Mitglied seit 1881.
Am 27. August 1910 verschied in Tharandt Geh. Hofrat Prof. Dr.
Philipp Wein meist er, Professor der Mathematik und Physik an der
dortigen Forstakademie, wirkliches Mitglied seit 1900.
Nachruf s. S. V.
Am 13. November 1910 starb der frühere langjährige Bibliothekar der
Isis, der Privatmann Karl Schiller in Dresden, wirkliches Mitglied seit
1872.
Nachruf s. S. XIII.
Am 17. Dezember 1910 verschied in Dresden Staatsminister a. D. Dr.
jur. et phil. Paul von Seydewitz, Ehrenmitglied seit 1903.
Gestorben ist Oberberghauptmann Valerian von Möller, Kais.
Russ. Staatsrat in Petersburg, korrespondierendes Mitglied seit 1869.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Beyer, Otto, Prof., Dr. phil., Schulrat, Seminardirektor in
Dresden-Pl.,
Brandes, Gust. Herrn., Dr. phil., Professor an der K. Tier-
ärztlichen Hochschule und Direktor des zoologischen
Gartens in Dresden,
Gleitsmann, Alb , Regierungsbaumeister in Dresden,
Gumprecht, Otto, Prof., Dr. phil., Studienrat, Realschul-
direktor a. D. in Dresden,
Lakon, G., Dr. phil., Assistent am botanischen Institut der
K. Forstakademie in Tharandt,
am
22. Dezember
1910;
am
27. Oktober
1910;
34
Lochner, Hugo, Assistent am miner. -geologischen Institut der K. Tech-
nischen Hochschule in Dresden, am 22. Dezember 1910;
Pfeifer, R. A., Dr. phil., Seminaroberlehrer in Dresden, am 27. Oktober
1910;
Schneider, Elsa, Frl., in Dresden,
Stahel, Rud., Dr. phil., Chemiker in Dresden,
am 22. Dezember 1910.
Neu ernannte korrespondierende Mitglieder:
Gäbert, C., Dr. phil., Geolog in Leipzig,
Schröder, Max, Dr. phil., Apotheker in Gera,
am 24. November 1910.
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse
zahlten: Prof. Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk. ; Prof. Dr. Bachmann, Plauen
i. V., 3Mk.; Oberbergrat Prof. Dr. Beck, Freiberg, 3Mk.; K. Bibliothek,
Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Blasckka, Hosterwitz, 3 Mk.;
Apotheker Capelle, Springe, 3 Mk.; Privatmann Eisei, Gera, 3Mk.;
Geolog Dr. Gäbert, Leipzig, 3 M.; Chemiker Dr. Haupt, Bautzen, 3 Mk.;
Prof. Dr, Hibsch, Liebwerd, 3 Mk.; Bürgerschullehrer Hofmann, Grofsen-
hain,3Mk.; Lehrer Hottenroth, Gersdorf, 3 Mk. ; Kais. Geolog Dr. Mann,
Kamerun, 9 M.; Prof. Dr. Müller, Pirna, 3 Mk.; Prof. Naumann, Bautzen,
3 Mk. 5 Pf.; Sektionsgeolog Dr. Petrascheck, Wien, 6 Mk. 5 Pf.; Ober-
lehrer Dr. Rathsburg, Chemnitz, 3 Mk. 5 Pf.; Dr. Schlaginhaufen,
Dresden, 6Mk.; Oberlehrer em. Seidel, Niederlöfsnitz, 4Mk.; Privatmann
Sieber, Niederlöfsnitz, 6 Mk.; Prof. Dr. Sterzei, Chemnitz, 3 Mk.; Dr.
med. Thümer, Karlshorst, 3 Mk.; Zoolog Dr. Verhoeff, Cannstadt, 3 Mk.
10 Pf. — In Summa 85 Mk. 25 Pf.
G. Lehmann,
Kassierer der „Isis“.
35
Beamte der Isis im Jahre 1911.
Vorstand.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Direktorium.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Als Sektionsvorstände:
Prof. Dr. J. Thallwitz,
Prof. Dr. F. Neger,
Oberlehrer Dr. P. Wagner,
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller,
Prof. H. Rebenstorff,
Prof. Dr. E. Naetsch.
Erster Sekretär: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Sekretär: Direktor A. Thümer.
Yerwaltungsrat.
Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Mitglieder: Geh. Kommerzienrat L. Guthmann,
Sanitätsrat Dr. P. Menzel,
Fabrikbesitzer E. Kühnscherf,
Zivilingenieur R. Scheidhauer.
Geh. Hofrat Prof. H. Fischer,
Bankier A. Kuntze,
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Bibliothekar: Privatmann A. Richter*).
Stellvertreter: Privatmann E. Richter,
Privatmann A. Voigt.
Sekretär: Direktor A. Thümer.
Sektionsbeamte.
I. Sektion für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. J. Thallwitz.
Stellvertreter: Lehrer H. Viehmeyer.
Protokollant: Realschullehrer K. Sauer.
Stellvertreter: Lehrer G. Schönfeld.
II. Sektion für Botanik.
Vorstand: Prof. Dr. F. Neger.
Stellvertreter: Kustos Dr. ß. Schorler.
Protokollant: Prof. Dr. A. Saupe.
Stellvertreter: Lehrer E. Herrmann.
:) Gestorben am 8. Januar 1911 ; an seine Stelle ist Privatmann E. Richter getreten.
36
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Oberlehrer Dr. P. Wagner.
Stellvertreter: Dr. K. Wanderer.
Protokollant: Dr. R. Sehr eit er.
Stellvertreter: Oberlehrer A. Geifsler.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Direktor H. Döring.
Protokollant: Oberlehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Lehrer Kl. Vogel.
V. Sektion für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. H. Rebenstorff.
Stellvertreter: Direktor Prof, Dr. A. Beythien.
Protokollant: Privatdozent Dr. H. Thiele.
Stellvertreter: Fabrikbesitzer R. Jahr.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. E. Naetsch.
Stellvertreter: Baurat Dr. A. Schreiber.
Protokollant: Gymnasiallehrer E. Sporbert.
Stellvertreter: Realschullehrer B. Preller.
Redaktionskomitee.
Besteht aus den Mitgliedern des Direktoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Sekretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1910 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
(Die tauschende Gesellschaft ist verzeichnet, auch wenn im laufenden Jahre keine
Schriften eingegangen sind.)
I. Europa.
1. Deutschland.
Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. — Mitteil., n. F.,
Bd. 14. [Aa 69.]
Annaber g - Buchholz : Verein für Naturkunde. — XII. Bericht, 1904 — 1909.
[Aa 50.]
Augsburg: Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg : Naturforschende Gesellschaft.
Bautzen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. — Sitzungsber. 1906
bis 1909. [Aa 827.]
Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jahrg.51.
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 61, Heft 4;
Bd. 62, Heft 1 — 8; Monatsberichte 1909, Nr. 8 — 12; 1910, Nr. 1 — 6.
[Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Zeitschrift für Ethnologie, 41. Jahrg., Heft 6; 42. Jahrg., Heft 1 — 5.
[G 55.]
Bonn : Naturhistorischer V erein der preussischen Rheinlande und Westfalens.
— Verhandl., 66. Jahrg., 2. Hälfte. [Aa 93.] — Sitzungsber., 1909,
2. Hälfte. [Aa 322.]
Braunschiveig: Verein für Naturwissenschaft. — 16. Jahresber., 1907 —1909.
[Aa 245.]
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XX, Heft 1.
[Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 87. Jahresber.
[Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Danzig: Naturforschende Gesellschaft.
Darmstadt: Verein für Erdkunde, und: Grossherzogi. geologische Landes-
anstalt. — Notizblatt, 4. Folge, 30. Heft. [Fa 8.]
Donaueschingen : Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landesteile.
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber. 1909 — 1910.
[Aa 47.]
Dresden: K. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“.
— Sitzungsber. und Abhandl., n. F., Jahrg. 14. [Ca 26.’
Dresden: Verein für Erdkunde. — Mitteil., Heft 10. [Fa 6.'
r 38
Dresden : K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Archiv für Sachs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XXXI. [G 75.]
Dresden : Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mitteil.
1909—1910. [Ha 9.]
Dresden : K. Mineralogisch -geologisches Museum.
Dresden : K. Zoologisches und Anthrop.-ethnogr. Museum.
Dresden : K. Oeffentliche Bibliothek.
Dresden: K. Tierärztliche Hochschule. — Bericht für das Jahr 1909, n. F,,
IV. [Ha 26 b.] — Bericht über das Veterinärwesen in Sachsen, 54. Jahrg.;
Generalregister für 1856 —1905. [Ha 26.]
Dresden: K. Sächsische Technische Hochschule. — Verzeichnis der Vor-
lesungen und Uebungen samt Stunden- und Studienplänen, S.-S. 1910.
[Je 63.] — Personalverzeichnis Nr. XLI. [Je 63b.]
Dresden : K. Sächs. Landeswetterwarte. — Deutsches meteorolog. Jahrbuch
für 1905, II. Hälfte; 1906 und 1907, I. Hälfte. [Ec 57.] — Dekaden
Monatsberichte, Jahrgang XII. [Ec57c.J
Dürkheim: Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
Mitteil. LXVI, Nr. 25. [Aa56.]
Düsseldorf : Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld: Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft.
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrbücher,
XXXV. Heft. [Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch-medizinische Sozietät. — Sitzungsberichte, 41. Bd.
[Äa 212.]
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — 41. Be-
richt, Heft 1 — 4. [Aa 9 a.]
Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresbericht für 1908 — 1909.
[Eb 35.]
Frankfurt a. O.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt.
Freiberg: K. Sächsische Bergakademie. — Programm für das 145. Studien-
jahr. [Aa 323.]
Freiburg i. Br.: Badischer Landesverein für Naturkunde. — Mitteil.,
Nr. 245—250. [Aa 346.]
Fulda: Verein für Naturkunde.
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. - — Jahres-
bericht 51 u. 52. [Aa 49.]
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — 5. Be-
richt der medizinischen Abteil.; Bericht der naturwissensch. Abteil.,
Bd. 3; Register zu den Bänden 1 — 34. [Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften.
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu- Vorpommern und Rügen.
— Mitteil., 41. Jahrg. [Aa 68.]
Greifsivald: Geographische Gesellschaft.
Greiz: Verein der Naturfreunde.
Guben: Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte.
Güstroiu: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg.
39
Halle a. S.: Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S. : Kais. Leopoldino-Carolinische Deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XLVI. [Aa 62.]
Halle a. S.: Sächs.-Thüring. Verein für Erdkunde. — Mitteil., 33. u. 34. Jahr-
gang. [Fa 16.]
Hamburg-. Wissenschaftliche Anstalten. — Jahrbuch, XXVI. Jahrg. mit
5 Beiheften. [Aa 276.]
Hamburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., n. F., I — IV.
[Aa 293.] — Abhandlungen, Bd. IV, 2.-4. Abt.; Bd. V, 2. u. 3. Abt.;
Bd. VI, 2. u. 3. Abt.; Bd. VIII, 1.— 3. Heft; Bd. IX., 1. u. 2. Heft.
[Aa 293b.] .
Hamburg : Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde. — Be-
richte 1903— 1909. [Aa 30.]
Hannover: Naturhistorische Gesellschaft. — 58. u. 59. Jahresbericht. [Aa 52.]
Hannover: Geographische Gesellschaft. — 6. Nachtrag zum Kataloge der
Stadtbibliothek. [Fa 18.]
Heidelberg: Naturhistorisch -medizinischer Verein. — Verhandl., Bd. X,
Heft 3—4. [Aa 90.]
Hof: Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde.
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd. 22. [Aa88.]
Karlsruhe: Badischer zoologischer Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde.
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschrift,
Bd. 44. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. XIV, Heft 2. [Aa 189.]
Köln: Redaktion der Gaea.
Königsberg i. Pr.: Physikalisch - ökonomische Gesellschaft.
Königsberg i. Hr.: Altertums -Gesellschaft Prussia.
Krefeld: Verein für Naturkunde. — Mitteilungen 1910. [Aa 329.]
Landshut: Naturwissenschaftlicher Verein.
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft.
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-phys. Klasse, LXI. Bd., Heft 4 — 5; LXII. Bd.,
Heft 1. [Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung.
Leipzig: Städtisches Museum für Völkerkunde. — Jahrb. , Bd. 3; illustr.
Führer durch die Prähistor. Abteilung. [G 155.] — Veröffentlich, des
Städt. Mus. für Völkerkunde, Heft 1 — 3. [G 155 a.] — Die Insel Ma-
deira, Reliefkarte. [De 256.]
Lübeck: Geographische Gesellschaft, und: Naturhistorisches Museum. —
Mitteil., 2. Reihe, Heft 24. [Aa 279b.]
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Museum für Natur- und Heimatkunde, und: Naturwissenschaft-
licher Verein. — Abhandl. u. Berichte, Band II, Heft 1. [Aa 342.]
Mainz: Römisch -germanisches Centralmuseum. — Mainzer Zeitschrift,
Jahrg. 1908. [G 145 a.] — Röm.-germ. Korrespondenzbl., 2. Jhrg. [G 153.
Mannheim: Verein für Naturkunde. — Jahresber. 73, 74 u. 75. [Aa 54/
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften.
— Sitzungsber., Jahrg. 1909. [Aa 266.]
40
Meissen : Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. — Mitteilungen aus
den Sitzungen der Vereinsjahre 1908 — 1910. [Aa 819.] — Zusammen-
stellung der Monats- und Jahresmittel der Wetterwarte Meilsen im
Jahre 1909. [Ec 40.]
München : Bayerische botanische Gesellschaft zur Erforschung der hei-
mischen Flora. — Mitteil., Bd. II, Nr. 14. [Ca 29b.]
München'. Deutscher und Oesterreichischer Alpenverein. — Mitteil., Jahrg.
1910. [Fa 28.] — Zeitschrift, Bd. XLI. [Fa 28b.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst.
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“.
Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft. — Abhandlungen, Bd. XVIII. [Aa5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde.
Osnabrück: Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau: Naturwissenschaftlicher Verein.
Posen: Deutsche Gesellschaft für Kunst u. Wissenschaft.
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Berichte, Heft XII. [Aa295.J
Regensburg: K. Bayer, botanische Gesellschaft.
Reichenbach i. V.: Verein für Natur- u. Altertumskunde.
Reutlingen: Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein. — Mitteil., Heft 6. [Aa 236.]
Stettin: Ornithologischer Verein.
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 66, mit 1 Beilage. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertums verein.
Tharandt: Redaktion der landwirtschaftlichen Versuchstationen. — Land-
wirtschaftl. Versuchstationen, Bd. LXXII; Bd. LXXIII; Bd. LXXIV,
Heft 1 u. 2. [Ha 20.]
Thorn: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mitteil.,
17. Heft. [Aa 145.]
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen.
Tübingen: Universität. — Württembergische Jahrbücher für Statistik
und Landeskunde, Jahrg. 1909, Heft II; Jahrg. 1910, Heft I. [Aa 835.]
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahresheft 14.
[Aa 299.]
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. - — Mitteil., n. F., Heft 26 u. 27.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 63.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medizinische Gesellschaft. — Sitzungsberichte,
Jahrg. 1909. [Aa 85.]
Zerbst: Naturwissenschaftlicher Verein.
Zwickau: Verein für Naturkunde.
2. Österreich-Ungarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz: Gewerbelehrlingsschule. — XXXIV. u. XXXV. Jahresber. [Je 105.]
Brünn: Naturforschender Verein. — VerhandL, Bd. XLVII. [Aa 87.]
Brünn: Lehrerverein, Klub für Naturkunde.
41
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXXIX.
köt., 6. — 12. f uz. ; XL. köt., 1. — 4. füz. [Da 25.]
Budapest : K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften. — Berichte, Bd. 24 u. 25. [Ea 37.] —
Dr. Lörentheg: Die Fauna der Kreide der Fraska Gora. [Dd 155.]
Graz : Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mitteilungen,
Jahrg. 1909. [Aa 72.]
Hermannstadt: Siebenbür gischer Verein für Naturwissenschaften. — Ver-
handl. u. Mitteil., Jahrg. XXXVI u. LIX, 1886 u. 1909. [Aa 94.]
Iglo : Ungarischer Karpathen -Verein. — Jahrb., Jahrg. XXXVII. [Aa 198.]
Innsbruck : Naturwissenschaftlich-medizinischerVerein. — XXXIII. Bericht.
[Aa 171.]
Klagenfurt: Naturhistorisches Landesmuseum für Kärnten. — Jahresbericht
1909. [Aa42.] — Carinthia II, Mitteil., Jahrg. 99, Nr. 6; Jahrgang 100,
Nr. 1 — 4. [Aa 42b.]
Laibach : Musealverein für Krain.
Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — Jahres-
bericht 37 u. 38. [Aa 213.]
Linz : Museum Francisco -Carolinum. — 68. Bericht nebst der 62. Lief, der
Beitr. zur Landeskunde von Österreich ob der Enns. [Fa 9.]
Olmütz: Naturwissensch. Sektion des Vereins „Botanischer Garten“. —
II. Bericht 1905—1909. [Aa 339.]
Hag: Deutscher naturwissenschaftlich -medizinischer Verein für Böhmen
„Lotos“. — Naturwissenschaft]. Zeitschr. „Lotos“, Bd. 57. [Aa 63.]
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.- naturwissensch. Kl., 1909. [Aa 269.] — Jahresber. für 1909
[Aa 270.]
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Bericht 1909.
[Aa 272.] — Pamätky archaeologicke , dil. XXIIJ. ses. 7 — 8; dil. XXIV,
ses. 1. [G 71.] — Starozitnosti zeme ceske, dil. III, svaz. 1. [G 71b.]
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — 61. Bericht.
[Ja 70.]
Prag: Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Rozpravy, trida II,
rocnik XVIII. [Aa 313.] — Bulletin international, XIV. annee. [Aa 313b.]
— J. Velenovsky: Groonäväci Morfologie, dil. III. [Cc 75.]
P'eßburg: Verein für Heil- und Naturkunde. — Verhandl., Bd.XX. [Aa 92.
— Festschrift zur Feier des 50jähr. Bestehens (ungarisch). [Aa92b.
Peichenberg: Verein der Naturfreunde.
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mitteil., Bd. XLIX
u. L; Festschrift aus Anlafs des 50jähr. Bestehens. [Aa 71.]
Temesvar: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. • — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XXXIV. evol., füz. 1 u. 2. [Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Komitates.
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1909. [Aa 11.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. L; Festschrift 1910. [Aa 82.]
Wien: K. k. naturhist. Hofmuseum. — Annalen, Bd. XXIII, Nr. 3 — 4.
[Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft.
42
Wien: K. k. geologische Reichsanstalt, — Verhandl., 1909, Nr. 10 — 18;
1910, Nr. 1 — 12. [Da 16.] — Jahrbuch, Bd. L1X, Heft 3 — 4; LX,
Heft 1 — 3. [Da 4.] — Geolog. Karte der Oesterr.- Ungar. Monarchie,
Lief. 9, u. Geolog. Detailkarte von Süd- Dalmatien. [Da 33.]
Wien: K. k. zoologisch -botanische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. LIX.
[Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität. — Mitteil., VII.
u. VIII. Jahrg. [Aa 274.]
Wien: K. k. Zentral -Anstalt für Meteorologie und Geodynamik.
3. Rumänien.
Bukarest: Observatoire astronomique et meteorologique de Roumanie.
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft. — Mitteil., XI. Heft.
[Aa 317.]
Basel : Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XX, Heft 3; Bd. XXI.
[Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mitteil., Nr. 1701 — 1739. [Aa 254.]
Bern: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft XVIII u.
XIX. [Ca 24.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der
92. Jahresversammlung. [Aa 255.]
Cliur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — 52. Jahresber. [Aa51.]
Frauenfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft. — Mitteil., Heft 19.
[Aa261.]^
Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. — Bulletin] vol.XVII.
[Aa 264.] — Memoires: Zoologie, Bd. I, Heft 2; Mathematik u. Physik,
Bd. I, Heft2; Geologie u. Geographie, Bd.V, Heft 3; Bakteriologie, Bd.I,
Heft 2 u. 3. [Aa 264b.]
St. Gallen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — Jahrbuch für 1908
u. 1909. [Aa 23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 5. ser.,
vol. XLV, no. 167—168; vol. XLVI, no. 169 — 170. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe Neuchäteloise des Sciences naturelles. — Bulletin, tome
XXXVI. [Aa 247.]
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitteil.,
Bd. XII, Heft 1. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. — Bul-
letin, fase. XXXV. [Ca 13.]
Winterthur: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — Mitteil., Heft 8. [Aa331.]
Zürich: Natur forschende Gesellschaft. — Vierteljahr sehr., Jahrg. 54,
Heft 3 — 4; Jahrg. 55, Heft 1 — 2. [Aa 96.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France. — Memoires, tome XII.
[Aa 252 b.]
43
Bordeaux : Societe des Sciences physiques et naturelles. — Memoires,
ser, 2, tome I, II u. III, cah. 1 u. 2. [Aa 253.] — Proces-verbaux, annee
1908 — 1909. [Aa 253b.] — Observations pluviometriques et thermo-
metriques; Bulletin de la Commission meteorologique du departement
de la Gironde 1908. [Ec 106.]
Cherbourg : Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques.
Dijon : Academie des Sciences, arts et belles lettres.
Le Mans : Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe.
Lyon : Societe Linneenne. — Annales, tome LVI. [Aa 132.]
Lyon: Societe d’agriculture, Sciences et industrie. — Annales 1908. [Aa 133.]
Lyon: Academie des Sciences, belles-lettres et arts. — Memoires, tome X,
ser. 3. [Aa 139.]
Poris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXXIV. [Ba 24.]
Toulouse : Societe Frangaise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel : Societe royale zoologique et malacologique de Belgique. — Annales,
tome XLIV. [Bi 1.]
Brüssel : Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 53. [Bk 13.]
Brüssel : Societe Beige de geologie, de paleontologie et d’hydrologie. —
Proces-verbaux, tome XXIII, fase. 7 — 12; tome XXIV, fase. 1 — 7.
[Da 34.]
Brüssel : Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome 46.
[Ca 16.]
Gembloux : Institut chimique et bacteriologique.
Lüttich : Societe geologique de Belgique. — Annales, tome XXXVI,
livr. 4; tome XXXVII, livr. 1 — 3. [Da 22.] — Memoires, tome II,
livr. 2. [Da 22 b.]
7. Holland.
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Groningen \ Natuurkundig Genootschap. — Verslag 109. [Je 80.]
Hartem: Musee Teyler.
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises des
Sciences exactes et naturelles, ser. II, tome XV, livr. 1 — 4. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg: Institut grand-ducal. — Archives trimestrielles 1909, fase. 1 — 4;
1910, fase. 1. [Aa 144.]
Luxemburg: Gesellschaft Luxemburger Naturfreunde.
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1909. [Aa 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — Atti, ser. V, vol. II.
[Aa 149.] — ßollettino, 1909, 2. ser., fase. 10—13. [Aa 149b.]
Florenz : Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XL, trimestre
III— IV. [Bk 193.]
Mailand: Societä Italiana di scienze naturali.
44
Mailand'. R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XLII, fase. 16 — 20; vol. XLIII, fase. 1 — 16. [Aa 161.] — Memorie,
vol. XXI, fase. 1 — 4. [Aa 167.]
Modena : Societä dei naturalisti e matematici. — Atti, ser. IV, vol. T XI.
[Aa 148.]
Padua: Accademia scientifica Veneto-Trentino-Istriana. — Atti, ser. III,
anno 2. [Aa 193.]
Palermo: Societä di scienze naturali ed economiche. — Giornale, vol. XXVII.
[Aa 334.]
Parma: Redaktion des Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
anno XXXV, no. 5 — 12; anno XXX VI, no. 6 — 9. [G 54.]
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol. XVIII,
no. 5 — 6; vol. XIX, no. 1 — 4; Memorie, vol. XXV. [Aa 209.]
Rom: Accademia dei Lincei. — Atti, Rendic., vol. XVIII, 2. sem., fase.
11 — 12; vol. XIX, 1. sem.; 2. sem., fase. 1 — 4, 6 — 10; Rendiconti dei
5. giugno 1910. [Aa 226.]
Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bolletino bimensuale, vol. XXIX,
no. 1 — 6, 10 — 12; vol. XXX, no. 1 — 2; Bolletino meteorologico e geo-
dinamico dell’osservatorio dei Real Collegio Carlo Alberto, Moncalieri,
1909, Sept.— Dez., 1910, Jan. — Juni; Osservat. sismiche 1910, no. 1—5.
[Ec 2.]
Venedig : R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d’agricoltura, scienze, lettere, arti e commercio di
Verona. — Atti e Memorie, ser. IV, vol. X e 1 append. [Ha 14.]
10. Grrofsbritannien und Irland.
Dublin: Royal Irish academy. — Proceedings, vol. XXVIII, sect. A, no. 1 — 3;
sect. B, no. 1 — 8. [Aa 343.]
Dublin : Royal geological society of Ireland.
Edinburg: Geological society. — Transactions, vol. IX, special part. [Da 14.]
Edinburg: Scottish meteorological society.
Glasgow: Natural history society. — The Glasgow naturalist, vol. I u. II.
[Aa 244.]
Glasgow: Geological society.
Manchester: Geological and mining society.
Neivcastle-upon-Tyne: Natural history society of Northumberland, Durham
and Newcastle -upon-Tyne. — Transactions, vol. III, p. 2. [Aa 126.]
11. Schweden.
Stockholm: Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Ärg. 30.
[Bk 12.]
Stockholm: K. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. — Forn-
vännen meddelanden 1909. [G 135 c ]
Upsala: Geological Institution of the university. — Bulletin, Vol. IX u. X;
Index zu Vol. I — X. [Da 30.]
12. Norwegen.
Bergen: Museum. — Aarbog 1909, 3. Heft, 1910, 1.— 2. Heft; Aarsberet-
ning 1909. [Aa 294.]
45
Christiania : Universität.
Christiania : Foreningen til Norske fortidsmindesmärkers bevaring.
Christiania : Redaktion des Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. — Nyt
Mag., Bind 47, Heft 4; Bind 48. [Aa 340.]
Tromsoe : Museum. — Aarshefter 30; Aarsberetning 1908. [Aa 243.]
13. Rufsland.
Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles.
— Bulletin, tome XXIX. [Aa 259.]
Helsingfors : Societas pro fauna et flora fennica.
Kharkoff : Societe des Sciences physico-chimiques. — Travaux, tome XXXVI
u. XXXVII. [Aa 224.]
Kieiv: Societe des naturalistes. — Memoires, tome XX, no. 4; tome XXI,
no. 1 — 2. [Aa 298.]
Moskau : Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, 1908 u. 1909.
[Aa 134.] ,
Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie.
Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, tome
XXVI, fase. 2; XXVII, fase. 3; tome XXVIII, fase. 3. [Ca 10.]
Petersburg : Comite geologique. — Bulletins, XXVIII, no. 1 — 8. [Da 23.] —
Memoires, nouv. ser., livr. 40, 51 u. 52. [Da 24.]
Petersburg : Physikalisches Zentralobservatorium.
Petersburg : Academie imperiale des Sciences. — Bulletins, Jahrg. 1909,
Nr. 18; Jahrg. 1910, no. 1—18. [Aa 315.]
Petersburg: Kaiserl. mineralogische Gesellschaft. — Verhandl., Bd. 46,
Lief. 2. [Da 29.]
Riga: Naturforscher-Verein.
II. A m e r i k a.
1. Nordamerika.
Albany: University of the state of New-York. — State Museum report,
no. 62, p. 1—4. [Aa 119.]
Baltimore : John Hopkins university. — University circulars, vol. XXIII,
no. 219 — 224. [Aa 278.] — American journal of mathematics, vol. XXXI,
no. 4; vol XXXII, no. 1 — 2. [Ea 38.] — American Chemical journal,
vol. 42, no. 2 — 6; vol. 43. [Ed 60.] — Studies in histor. and politic.
Science, ser. XXVII, no. 8 — 12. [Fb 125.] — American journal of philo-
logy, vol. XXX, no. 3—4; vol. XXXI, no. 1. [Ja 64.] — Maryland geo-
logical survey, vol. 7 u. 8. [Da 35.] — Maryland weather Service,
vol. III. [Ec 95.]
Berkeley: University of California. — Department of geology: Bulletin,
vol. V, no. 18 — 29. [Da 31.] — Botany, vol. IV, pag. 75 — 120. [Da 31c.]
— Physiology, vol. III, pag. 101 — 197. [Da31e.]
Boston: American academy of arts and Sciences, — Proceedings, new ser.,
vol. LXV, no. 3 — 21; vol. LXVI, no. 1 — 9. [Aa 170.]
46
Boston : Society of natural history. — Proceedings, vol. 34, no. 5 — 8.
[Aa 111.] — Occasional papers, vol. VII, no. 11. [Aa 111b.
Buffalo : Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. IX, no. 3. [Aa 185.]
Cambridge : Museum of comparative zoology. — Bulletin, vol. LII, no. 14 - 17;
vol. LIV, no. 1; annual report 1908 — 1909. [Ba 14.]
Chicago : Academy of Sciences.
Chicago : Field museum of natural history. — Publications, no. 136, 140.
[Aa 324.]
Davenport: Academy of natural Sciences.
Halifax: Nova Scotian institute of natural Science. — Proceedings and
transactions, vol. XII, p. 2. [Aa 304.]
Lawrence: Kansas university. — Science bulletin, vol. V, no. 1 — 11.
[Aa328.] — Geolog, survey: Report on lead and zink, vol. IX. [Aa328b.]
Madison : Wisconsin academy of Sciences, arts and letters.
Mexiko: Sociedad cientifica ,, Antonio Alzate“. — Memorias y Revista,
tomo XXV, no. 9 — 12; tomo XXVII, no. 4 — 10. [Aa 291.]
Milwaukee: Public museum of the city of Milwaukee. — Bulletin, vol. I.
[Aa 233 a.] — Annual report 27. [Aa 233b.]
Milwaukee: Wisconsin natural history society. — Bulletin, new ser.,
vol. VII, no. 3—4; vol. VIII, no. 1-3. [Aa 233.]
Montreal: Natural history society.
New -Häven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
vol. XVI, pag. 1 — 116. [Aa 124.]
New- York: Academy of Sciences. — Annals, vol. XIX, p. 1 — 3. [Aa 101.]
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. LXI, p. 2 — 3;
vol. LXII, p. 1—2. [Aa 117.]
Philadelphia: American philosophical society. — Proceedings, vol. XL1X,
no. 193-196. [Aa 283.]
Philadelphia: Wagner free institute of Science. — Transactions, vol. VII.
[Aa 290.]
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 38. [Ba 22.]
Pochester: Academy of Science.
Pochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. XX; vol. XXI,
no. 1 — 3. [Aa 28.]
Salem: Essex Institute.
San Francisco: California academy of Sciences. — Proceedings, 4. ser.,
vol. III, pag. 49—72. [Aa 112.]
St. Louis: Academy of Science.
St. Louis: Missouri botanical garden. — Annual report 1909. [Ca 25.]
Topeka: Kansas academy of Science. — Tansactions, vol. XXII. [Aa 303.
Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. VIII, p. 4. [Aa 222b.
Tafts College. — Studies, vol. III, no. 1. [Aa 314.]
Washington: Smithsonian institution. — Annual report 1908 u. 1909.
[Aa 120.] — Report of the U. S. national museum 1909. [Aa 120c.]
Washington : United States geological survey. — Annual report, no. XXX.
[De 120.] — Bu
432. [De 120b.
Water - supp
letin, no. 386, 390 — 391, 393, 395—418, 420 — 428,
— Professional papers, no. 64—68. [De 120e.]
y papers, no. 232, 235, 237, 239, 242 — 252.
[De 120 f.] — Mineral resources of the United - States, 1908, p. I u. II.
[Db 81.]
Washington: Bureau of education,
47
2. Südamerika.
Buenos- Aires: Museo nacional. — Anales, ser. 3, tomo XI u. XII. [Aa 147.]
Buenos- Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo LXVIII, entr.
2—6; tomo LX1X, entr. 1 — 4. [Aa 230.]
Cordoba: Academia nacional de ciencias.
La Plata: Museum. — Revista, tomo XVI. [Aa 308.]
Montevideo: Museo nacional. — Anales, vol. VII (Flora Uruguaya, tomo IV,
entr. 2). [Aa 326.]
Rio de Janeiro : Museo nacional.
San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa Rica.
Säo Paulo : Commissäo geographica e geologica de S. Paulo. — Carta geral
do Estado de S. Paulo. [Aa 305 a.] — Dados climatologicos , ser. 2,
no. 8—11. [Aa 305 b.]
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein.
III. Asien.
Batavia : K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 69. [Aa 250.]
Calcutta : Geological survey of India. — Memoirs, vol. XXXVII, p. 4; vol.
XXXVIII, p. 4; vol. XXXIX. [Da 8.] — Records, vol. XXXVIII, p. 3-4.
[Da 11.] — Palaeontologia Indica, new ser., vol. III, no. 1; vol. IV,
no. 2; vol, VI, no. 2. [Da 9.] — Annual report of the board of scientific
advise for India, 1908 — 1909. [Da 18b. |
Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. —
Mitteilungen, Bd. XII, Teil 2. [Aa 187.]
IV. Australien.
Melbourne : Mining department of Victoria. — Annual report of the secretary
for mines 1909; 8 Bl. geol. Karte von Victoria. [Da 21.]
B. Durch Geschenke.
Aquila , Zeitschrift für Ornithologie, Jahrg. XV u. XVI. [Bf 68.]
Centralblatt , botanisches: Beihefte, Bd. XXIV, Abt. 2, Heft 3; Bd. XXV,
Abt. 1, Heft 1-3 und Abt. 2, Heft 1—3; Bd. XXVI, Abt. 2, Heft 1-3.
[Ca 30.]
Chapel Hill : Elisha Mitchell scientific society. — Journal, vol. XXV,
no. 3 — 4; vol. XXVI, no. 1 — 2. [Aa 300.]
Drude, O . : Führer durch den K. Botan. Garten in Dresden. [Cd 136.]
Ducloux, E.\ La ensenanza de la Qufmica en la universidad nacional de
La Platar [Je 125.]
Engelhardt, H.\ Novi Prilozi poznavanju fosilne tereijarne flore Bosne.
[Dd 94 ee.]
Freiberg i. -S .: Geologische Gesellschaft. — 3. Jahresber. [Da 36.]
Fries, Th.: Bref och skrifvelser af och tili Carl v. Linnee, IV. Teil,
[Jb 99.] .
48
Geinitz, E. : XXI. Beitrag zur Geologie Mecklenburgs. [De 217v.]
Hentschel, Wz Zucht, eine Lebensfrage für die weifse Kasse. [Bd 36.]
Jagerskjöld , L.\ Results of the Swedish zoolog. expedit. in Egypt and
the White Nile 1901, p. III. [Bb 71.]
Jentzsch, A. : Die Geologie in der Schule. [De 259.]
Kasan : Publication de Fobservatoire Engelhardt de Funiversite imperiale,
no. 2. [Ea 83.]
Lima: Cuerpo de ingenieros de minas del Peru. — Boletin 76. [Aa 337.]
Ludwig. F. : Entomologische Mitteilungen. [Bk 253.]
Ludivig, Fr. Der Weidenbohrer und die Pilzflüsse der Bäume, insbesondere
der gährenden Eichen. [Bk 252.
Ludwig, Fr. Die Wasserhornmilbe, ihre amphibische Lebensweise und ihr
Verhalten im Zimmeraquarium . [Bl 48.]
Ludwig, F. : Baumälchen und andere pflanzenbewohnende Aale. [Bm 70.]
Monaco : Musee oceanographique. — Bulletins 154 — 184. [Aa 336.]
Naturschutzpark -Verein: Ein Mahnwort an das deutsche Volk. [Ab 97.]
Ostermaier, Jr. 10 Kunstblätter Alpenblumen, Vegetationsbilder nach Auf-
nahmen der freien Natur. [Cd 135.]
Reichsanstalt, K. Ungar., für Meteorologie und Erdmagnetismus. — J. Hegy-
foky : Die jährliche Periode der Niederschläge in Ungarn, Bd. VIII.
[Ee 113.] — J. Hegyfoky: Regenangaben aus Ungarn f. d. Zeitraum
1851 — 1870. [Ec 113b.]
Schreiber, Hr. Die Moore Vorarlbergs und des Fürstentums Liechtenstein.
[Ha 42 b.]
Upsala : Universitet. — Ram ström : Swedenborgs investigations in natural
Science and the basis for his statemans concerning the functions of
the brain. [Bc 60.]
Washington : Library of Congress — Report 1901 — 1908; want list 1909,
no. 1 — 3; publications issued since 1897. [Ja 124.]
Wichmann, Ar. Adolf Bernhard Meyers Reise nach Neu-Guinea i. J. 1873.
[Fb 153.]
Zickmantel, O. und Fauli, Gr. Der Klosterberg und seine Umgebung.
[Fb 152.]
C. Durch Kauf.
Abhandlungen der Senckenbergischen naturforsch. Gesellschaft, Bd. XXXI,
Heft 1; Bd. XXXIII, Heft 1 — 2; Festschrift zum 70. Geb. v. W. Kobelt.
[Aa 9.]
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, n. F., Bd. XI, No. 3 — 4;
Bd. XII, No. 1. [G 1.]
Anzeiger, zoologischer, Bd. XXXV, No. 11 — 26; Bd. XXXVI, No. 1 — 26.
[Ba 21.]
Berichte des westpreufsischen botanisch-zoologischen Vereins. — Bericht 32.
[Aa 341.]
Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs, Bd. III (Molluska), Lief.
109 — 112; Suppl. (Tunicata), Lief. 88 — 94; 2. Abteil., Lief. 4 — 5; Bd. VI,
Abt. 1 (Pisces), Lief. 32 — 33. [Bb 54.J
Centralblatt, biologisches, Bd. XL. [Aa 344.] (Vom Isis- Lesezirkel.)
49
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz : Ueber Berg und Thal, Jahrg. 1910.
[Fa 19.]
Hediuigia, Bd. 49, No. 4 — 6; Bd. 50, No. 1 — 3. [Ca 2.]
Heimatschutz, Sächsischer, Landesverein zur Pflege heimatlicher Natur,
Kunst und Bauweise. — Mitteilungen, Heft 11 — 12. [Fb 148.]
Jahrbuch des Schweizer Alpenklub, Jahrg. 45 und 4 Karten. Repertorium
zu XXI — XLIV. [Fa 5.]
Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie
und Urgeschichte, Jahrg. XLI. [G 160.]
Mannus , Zeitschrift für Vorgeschichte, Bd. I, Heft 3 — 4. [G 157.]
Palaeontographical Society, vol. L1X u. LX. [Da 10.]
Prähistorische Zeitschrift, Bd. I, Heft 2—4; Bd. II, Heft 1. [G 156.]
Prometheus , No. 1054 — 1105. [Ha 40.]
Wochenschrift , naturwissenschaftl., Bd. XXV. [Aa 311.] (Vom Isis -Lese-
zirkel.)
Zeitschrift für wissenschaftl. Insektenbiologie, Bd. VI. [Bk 245.] (Vom Isis-
Lesezirkel.)
Zeitschrift für die Naturwissenschaften, Bd. 81, No. 5 — 6. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 27. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Jahrg. XXVI, No. 3 — 4;
Jahrg. XXVII, No. 1 — 3. [Ee 16.]
Zeitschrift, Oesterreichisclie botanische, Jahrg. 60. [Ca 8.]
Zeitung, botanische, Jahrg. 68. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 31. Dezember 1910.
E. Richter,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
„Isis“ ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grofse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1910,
I. Rückblick auf die letzten 25 Jahre des Bestehens
der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“.
Ansprache bei der Feier des 75jährigen Bestehens der Gesellschaft
am 26. Mai 1910.
Yon Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Foerster.
Hochgeehrte Festversammlung!
Am 14. Mai dieses Jahres waren 75 Jahre verflossen, seit den Be-
gründern unserer Isis die Genehmigung ihres ersten Statuts durch das
Königliche Kultusministerium bekannt wurde, ihr Wunsch, zur Pflege
der Naturwissenschaften in Dresden eine Vereinigung zu schaffen, voll
verwirklicht war. Wenn es auch nicht Gebrauch ist, Vierteljahrhundert-
feiern mit dem gleichen Glanze auszustatten, welchen man der 50- oder
100-jährigen Wiederkehr wichtiger Gedenktage zu geben pflegt, so wäre
es doch eine Verkennung des Wertes rückblickender Erinnerungsfeiern
auch im Leben grofser Vereine, wollte man nicht die seltene und schöne
Gelegenheit der 75. Wiederkehr des Stiftungstages wenigstens zu einer
schlichten Feier benutzen. Eine stattlichere Ausgestaltung der auf den
heutigen Tag angesetzten Hauptversammlung war für eine solche der ge-
gebene Kähmen.
Die Isis darf sich glücklich schätzen, dafs eine grofse Zahl hoch-
verehrter Gönner und Freunde ihrer Bestrebungen den zur heutigen Fest-
sitzung ergangenen Einladungen gefolgt ist. Sr. Exzellenz den Minister
des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Herrn Staatsminister Dr. Beck,
hier begrüfsen zu dürfen, ist uns eine hohe Ehre und Freude. Mit auf-
richtigem Danke ist sich die Isis stets bewufst, dafs sie sich seit den
ersten Zeiten ihres Bestehens des fortdauernden, bei mannigfachen An-
lässen bekundeten Wohlwollens des Königlichen Kultusministeriums er-
freuen durfte. An der Seite Sr. Exzellenz begrüfse ich die Herren
Ministerialdirektor Geheimen Rat Dr. Kretzschmar und Geheimen Re-
gierungsrat Dr. Schmaltz und danke auch Ihnen für Ihr gütiges Erscheinen.
Seitdem am 22. Februar 1866 zum ersten Male eine Sitzung der Isis
in Räumen der Königlichen Polytechnischen Schule abgehalten war, haben
sich allmählich immer engere, im Jahre 1877 auch vertraglich festgelegte
Beziehungen unserer Gesellschaft zum Königlichen Polytechnikum ent-
wickelt, welche es gestatten, dafs die Isis alle ihre Versammlungen in
den Räumen dieser Anstalt abhielt und hier auch ihre Bibliothek zu
öffentlicher Benutzung aufgestellt hat. Für die Arbeiten und Bestrebungen
4
der Isis sind diese ihr dauernd jede Sorge um das äufsere Gewand ihrer
Sitzungen abnehmenden Beziehungen von fördersamsten Einflufs gewesen.
Sie sind die alten geblieben, auch nachdem das frühere Polytechnikum
im Laufe der letzten 25 Jahre zur Technischen Hochschule sich ausgestaltet
hat. Dafs auch von deren Seite die alten Bande zur Isis freundlich ge-
pflegt und wert gehalten werden, beweist uns die Gegenwart Sr. Magnifizenz
des Rektors dieser Hochschule und zahlreicher Mitglieder des Professoren-
kollegiums. Als einen Ausdruck der Gemeinsamkeit unserer wissenschaft-
lichen Bestrebungen begrüfse ich es, dafs auch die Tierärztliche Hochschule
zu unserer Feier einen Vertreter entsendet hat.
Herzliche Freundschaft hat die Isis auch in den letzten 25 Jahren mit
ihren Schwestergesellschaften, der Isis in Bautzen und derjenigen in
Meifsen, verbunden, und gegenüber Dresdner Vereinen von verwandten Be-
strebungen hat sie mit dem hiesigen Verein für Erdkunde, dem Verein für
Natur- und Heilkunde, der Oekonomischen Gesellschaft, der Königlichen
Gartenbaugesellschaft Flora, dem Entomologischen Verein Iris und dem
Dresdner Lehrerverein für Naturkunde stets freundschaftliche Beziehungen
unterhalten. Diese auch von Seiten dieser Vereine heute durch Ent-
sendung ihrer Vertreter oder durch freundliche Glückwunschschreiben
betont zu sehen, ist uns eine freudige Genugtuung.
Ich heifse Sie alle unsere verehrten Gäste und nicht zuletzt die
Damen, welche unserer Feier ihr Interesse entgegenbringen, namens der
Isis herzlich willkommen und sage Ihnen für Ihr Erscheinen verbind-
lichsten Dank.
Rückschauend auf das durchwanderte letzte Vierteljahrhundert darf
die Isis bekennen, dafs diese Jahre eine einzige Kette ungestörten, ruhigen
Fortschreitens auf der von den Begründern unserer Gesellschaft vorge-
zeichneten Bahn waren. Die aus Erfahrungen vergangener Jahrzehnte
für das äufsere Leben unserer Gesellschaft entwickelten Formen, wie sie
im Statut von 1866 festgelegt und in der Organisation der wissenschaftlichen
Tätigkeit der Gesellschaft zum Ausdruck gelangten, haben sich auch im
vergangenen Vierteljahrhundert so trefflich bewährt, dafs sie bis auf kleine
Neugestaltungen, wie z. B. der seit 1887 bestehenden Einrichtung mehr-
facher gemeinsamer Sitzungen der zoologischen und der botanischen
Sektion oder der Einführung von Floristenabenden bei der letzteren,
überall die alten geblieben sind.
Dafs viele der um die Ausgestaltung dieser Organisation und um
die Betätigung in ihr hochverdienten Männer in den vergangenen 25 Jahren
der Isis durch den Tod entrissen wurden, liegt im natürlichen Verlauf
der Dinge. Der letzte überlebende Stifter der Gesellschaft, Dr. med.
Theile wurde ihr vor 11 Jahren genommen. Ihm folgte sehr bald Pro-
fessor Geinitz, der langjährige Ehrenpräsident der Gesellschaft, der vor
25 Jahren an eben dieser Stelle auf grofse Teile der Entwicklung der
Isis als auf ein schönes Stück seines eigenen umfassenden Lebens-
werkes zurückschauen konnte. Die dankbare Anerkennung der Isis für
Geinitz’ auch in der Folgezeit um sie erworbenen Verdienste kam in
schöner Weise zum Ausdruck an der zu seinem 80. Geburtstage ver-
anstalteten Festsitzung und bei der nach seinem Hinscheiden vor 10 Jahren
abgehaltenen Gedenkfeier. Von denen, die einst dem wisschaftlichen Leben
der Isis das Gepräge gaben und ihre Arbeitskräfte ihr zur Verfügung
stellten, sind der langjährige Kassierer der Isis Warn atz, der verdienst-
5
volle Vorsitzende des Verwaltungsrates Raspe, die Prähistoriker Caro
und Fräulein von Boxberg, die Mineralogen und Geologen Purgold,
Stelzner, Stübel, Zschau, der Botaniker Maler Seidel, die Zoologen
Nits.che, Vetter, Schneider, Reibisch, der Technologe Hartig, der
Mathematiker Harnack, der Chemiker Schmitt, sind es Zeuner,
Friedrich Siemens und viele andere, deren Wirksamkeit in diesem
Kreise wir heute dankbar und voll Wehmut gedenken. Manch einer
schied auch von uns, weil sein Beruf ihn an andere Wirkungstätten führte;
wir gedenken dabei der schönen Abschiedsfeier, welche die Isis dem um
sie hochverdienten Mathematiker Professor Rohn bereitete.
Froh dürfen wir aber auch sein, dafs viele unter uns sind, die schon
seit Jahrzehnten mit regem Eifer am Leben unserer Gesellschaft teil-
nehmen. Nicht weniger als 6 unserer wirklichen Mitglieder, 8 unserer
korrespondierenden und 3 unserer Ehrenmitglieder schauen auf eine Zu-
gehörigkeit von 45 und mehr Jahren zu uns zurück. Die Beschäftigung
mit den Aufgaben der Isis ist also eben keine ungesunde.
Die Mitglied erzähl der Isis, welche 1885 214 wirkliche, 181 korre-
spondierende und 70 Ehrenmitglieder betrug, beläuft sich heut auf 274
wirkliche, 110 korrespondierende und 17 Ehrenmitglieder. Verglichen mit
der Tatsache, dafs im Jahre 1895 die Zahl der wirklichen Mitglieder auf
180 herabgegangen war, seitdem aber ein stetiges Ansteigen auf den
heutigen Höchstbetrag aufweist, darf man diese Zahlen als nicht ungünstig
ansprechen. Bedenkt man aber, dafs die Isis 1869 schon 262 wirkliche
neben 257 korrespondierenden und 126 Ehrenmitgliedern zählte, und seitdem
Dresden seine Einwohnerzahl verdreifacht hat, so wird man, bei aller
Würdigung der mannigfachen, dem allzu langsamen Anwachsen unserer
Gesellschaft zugrunde liegenden Momente, doch den Wunsch begreiflich
finden, dafs auch in weiteren Kreisen unserer Stadt die auf die Verbreitung
naturwissenschaftlicher Kenntnisse gerichteten Bestrebungen unserer Ge-
sellschaft in ihrer Bedeutung besser bewertet würden.
Bei der Feier des 50 jährigen Bestehens der Isis betonte Geinitz das
dringende Bedürfnis, dafs das damals insgesamt etwa 10000 Mark be-
tragende Vermögen der Gesellschaft auf mindestens den dreifachen
Betrag anwachse, damit die Isis ihren wissenschaftlichen Aufgaben voll
gerecht werden könne. Diese sehr berechtigte Forderung ist zurzeit
noch nicht erfüllt; denn einschliefslich 3466 Mark Reservefonds ist das
Gesellschaftsvermögen erst auf 22894 Mark angewrachsen. Seine Zinsen
zusammen mit den Mitgliederbeiträgen genügen gerade, die laufenden Aus-
gaben der Gesellschaft, welche zum überwiegenden Teile durch die Heraus-
gabe ihrer Sitzungsberichte und Abhandlungen und durch die Pflege ihrer
Bibliothek veranlafst sind, zu decken.
Die in diesen Veröffentlichungen erscheinenden Abhandlungen,
deren Zahl von 1886 bis 1909 235 betrug, dienen in erster Linie der
naturwissenschaftlichen Erforschung Sachsens. Ihre wissenschaftliche Be-
deutung sichert unseren Mitteilungen einen in weiten Kreisen anerkannten
Wert. Nicht weniger als 276 Gesellschaften und Institute des In- und
Auslandes sind es, welche heut im regelmäfsigen Schriftenaustausch mit
der Isis stehen.
So ist in Dresden eine zumal auf den geologischen und biologischen
Gebieten selten vollständige, in dieser wie anderer Hinsicht auch die
Bibliothek der Technischen Hochschule in willkommenster Weise ergänzende
6
Bücherei entstanden, welcher die „Isis“ ihre gröfste Aufmerksamkeit
zuwendet. Da der vorhandene Katalog aus dem Jahre 1870 stammt, war
eine neue Katalogisierung dringend erforderlich. Seit dem vorigen Jahre
ist sie in Angriff genommen. Während noch 1869 der damalige Sekretär
der „Isis“, Apotheker Bley, die Ausarbeitung des Bibliothekskatalogs unent-
geltlich übernehmen konnte, ist dies heute angesichts einer Zahl von
3490 Nummern nicht mehr möglich, und erhebliche Geldopfer sind zur
Durchführung der notwendigen Neubearbeitung unerläfslich. Sie würden
die Kräfte unserer Gesellschaft wahrscheinlich übersteigen, wenn nicht wie
in früheren Jahren so auch jetzt opferfreudige Männer uns geholfen hätten,
und wie wir hoffen, sich auch in Zukunft noch finden werden. Nichts er-
läutert besser als dieses die Dichtigkeit von Geinitz’ oben erwähnter
Forderung.
Nur selbstverständlich ist es, dafs eine Gesellschaft wie die „Isis“
stets auch da, wo öffentliche Interessen mit naturwissenschaftlichen Fragen
in Beziehung traten, ihre Wünsche zu Gehör kommen zu lassen bemüht
sein mufs. Hierzu bot sich in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt
Gelegenheit. In Gemeinschaft mit dem Königl. Sächs. Altertumsvereine zu
Dresden wurde 1897 eine Denkschrift ausgearbeitet und dem Ministerium
des Innern unterbreitet, in welcher Mafsregeln zum Schutz vorgeschichtlicher
Altertümer erbeten wurden; einer hierauf erfolgten Aufforderung zum
Entwurf einer Belehrung über die den vorgeschichtlichen Altertümern zu
widmende Fürsorge wurde im Jahre 1898 von der „Isis“ entsprochen.
Die weitere Verfolgung dieser Angelegenheit hat zu der vom Königlichen
Ministerium des Innern bestimmten Inventarisierung der vorgeschicht-
lichen Altertümer in Sachsen geführt, mit welcher seit 1901 unser
Professor Deichmüller beschäftigt ist. Freudigen Widerhall und eifrige
Mitarbeit fanden die Bestrebungen des 1904 ins Leben getretenen Bundes
für Heimatschutz in der „Isis“. Die folgenden Jahre brachten lebhafte
Aussprachen zur Reform des mathematischen und naturwissen-
schaftlichen Unterrichts an den höheren Schulen; die Frage der
Einführung des biologischen Unterrichts wurde in einer dem König-
lichen Kultusministerium überreichten Denkschrift eingehend behandelt.
Den Bestrebungen, billige Karten der Heimat zu erlangen, um
damit die Freude an Wanderungen in unserer schönen Natur zu erhöhen,
fanden in der „Isis“ eifrige Unterstützung. Nicht unerwähnt darf auch
bleiben, dafs eine Anregung unserer „Isis“ der Ausgangspunkt war, als
im vorigen Jahre alle den Naturwissenschaften dienenden Vereinigungen
Sachsens sich zum ersten Mal zu gemeinsamem Handeln vereinigten, um
der Landesuniversität zu ihrem 500-jährigen Bestehen ihre Glück-
wünsche darzubringen.
Immerhin treten diese Teile der Arbeiten der „Isis“ stark zurück im
Vergleich mit ihrer rein wissenschaftlichen Tätigkeit. Getreu den
Bestrebungen unserer Gesellschaft nach Erweiterung und Verbreitung
naturwissenschaftlicher Kenntnisse hat die „Isis“ sich bemüht die Fort-
entwicklung der grofsen Züge der ganzen Naturwissenschaft in ihrer
wissenschaftlichen Arbeit widerzuspiegeln. Dafs ihr dies gelungen ist,
des geben die Sitzungsberichte aus den Hauptversammlungen und Sektionen
ein beredtes Zeugnis.
Die letzte gröfsere Erinnerungsfeier der „Isis“ vor jetzt 25 Jahren
fiel in eine Zeit, in welcher die Naturwissenschaft, gewissermafsen Atem
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holend nach gewaltigem Siegeslauf, sich zu neuen gröfseren Triumphen
anschickte, deren Zeugen wir im letzten Vierteljahrhundert gewesen sind.
Insbesondere auf den Gebieten der Physik und Chemie und ihrer
Anwendungen sind hervorragende Fortschritte zu verzeichnen. Werfen
wir, um auch dem wissenschaftlichen Gepräge der letzten Vergangenheit
der Naturforschung wenigstens nach einer Seite gerecht zu werden, einen
flüchtigen Blick auf die eben genannten Wissensgebiete.
Schon ihre grundlegenden Denkmittel, die Atom- und die Molekular-
theorie, haben aufserordentliche Festigung und Vertiefung erfahren. Die in der
Elektronentheorie zusammengefafste Erkenntnis, dafs auch die Elektrizität, ja
vielleicht die Energie überhaupt, aus begrenzten Elementarqnanten besteht,
also atomistisch aufgebaut ist, brachte auch der älteren chemischen Atom-
lehre neuen Nutzen. Die Molekulartheorie wurde durch die der Lösungen
und der elektrolytischen Dissociation wesentlich erweitert. Waren dort die
Entdeckung der radioaktiven Stoffe und tiefgreifende Beobachtungen der
Strahlungserscheinungen die Grundlagen für die Erweiterung unserer Vor-
stellungen über die Masse, so waren es hier die Ergebnisse der Forschungen
in der theoretischen Elektrochemie. Ihnen gesellen sich in der jüngsten
Zeit in der Kollo'idchemie gewonnene Erkenntnisse bei, um wichtige Stützen
der Molekulartheorie zu leihen.
Die Physik lernt die Beziehungen der Licht- und Wärmestrahlen zur
Temperatur und damit die Mittel zur Messung auch der höchsten Tem-
peraturen kennen. Die Entdeckung der elektrischen Wellen im Raume
erweitert das Gebiet der elektrodynamischen Wellen weit über das Infra-
rot hinaus. Die Röntgenstrahlen werden entdeckt und damit die Chirurgie
mit einem Hilfsmittel von höchstem Wert beschenkt, und den altbekannten
Kathodenstrahlen gesellen sich die positiven Strahlen zu.
In der Chemie schreitet die Synthese fort zu den Zuckern, den Harn-
säureabkömmlingen und Alkaloiden und nähert sich schon erfolgversprechend
dem Aufbau der Eiweifsmoleküle, und höchst merkwürdige, neue gasförmige
Elemente, das Helium und seine Verwandten, werden in der atmo-
sphärischen Luft gefunden.
Und wie gewaltig sind die Nutzanwendungen, welche diese und vor
allem die Erkenntnisse der vorangehenden Zeit in diesem Vierteljahr-
hundert finden. Man vergifst es leicht, dafs ein grofser Teil der Ent-
wickelung der Elektrotechnik, insbesondere die Ausbildung der Fortleitung
und Verteilung von Energie durch den elektrischen Strom, den letzten
25 Jahren angehört, von der drahtlosen Telegraphie ganz zu schweigen,
für die auch die wissenschaftliche Grundlage erst in dieser Zeit geschaffen
wurde. Auch der Explosionsmotor ist erst in den beiden letzten Jahr-
zehnten zur vollen Entfaltung seiner Fähigkeiten gelangt und hat damit
einerseits die Benutzung der Hochöfen der Eisenindustrie als gewaltige Kraft-
quellen, andererseits das Automobilwesen und den köstlichsten Triumph der
jüngsten Zeit, das lenkbare Luftschiff und den Flugapparat, ermöglicht. Tem-
peraturen, die 1000 bis 2000° höher liegen als die früher erreichbaren, hat
man im elektrischen Ofen, solche, welche um mehr als 200° unter den Ge-
frierpunkt des Wassers herabgehen, durch die sichere Handhabung der
Verflüssigung der Luft und des Wasserstoffs beherrschen und benutzen ge-
lernt, so dafs heut kein Gas mehr der Verflüssigung entgangen ist. Das viel
bearbeitete Problem der photographischen Wiedergabe der natürlichen
Farben darf als seiner Lösung sehr nahe geführt betrachtet werden.
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In der anorganisch -chemischen Grofsindustrie treten ganz neuartige
Arbeitsweisen an die Seite oder die Stelle der in jahrzehntelangem Ge-
brauch trefflich ausgestalteten, aber doch einseitigen älteren Verfahren.
Das auf der Anwendung der Katalyse beruhende Kontaktverfahren ge-
staltet die Schwefelsäurefabrikation um, die Elektrolyse erobert die
Herstellung des Chlors und der Ätzalkalien, und der elektrische Licht-
bogen verspricht, der vorauszusehenden Erschöpfung der Salpeterlager zu
begegnen und durch Verbrennung des Luftstickstoffes eine unerschöpfliche
Quelle der zur Fruchtbarhaltung unserer Acker erforderlichen salpeter-
sauren Salze zu liefern.
Auf dem Gebiete der organischen Chemie sehen wir vor etwa zwei
Dutzend Jahren die Herstellung der rauchschwachen Pulver sich vollziehen,
eine tiefe Umgestaltung der ganzen Kriegstechnik nach sich ziehend.
Die technische Gewinnung des künstlichen Indigo gelingt mit solchem
Erfolge, dafs die Tage des natürlichen gezählt erscheinen, und in der
künstlichen Seide liefert die Chemie der Textilindustrie den erst selbst-
erzeugten Faserstoff.
Und welche Fülle von wichtigen Erkenntnissen ist gereift auf den
Gebieten solcher Naturvorgänge, an denen kleinste Lebewesen beteiligt sind.
Die Reinzüchtung der Gährungserreger gewährt den Gährungsgewerben
gesteigerte Sicherheit, während in der Bekämpfung mancher gefährlichen,
in dieser Zeit auch erst erkannten Krankheitserreger die Serumbehandlung
schönste Erfolge erzielt hat. Zugleich hat die theoretische Erforschung die
fruchtbarste Anregung erfahren durch die Erkenntnis, dafs die Träger der
Wirkungen der kleinsten Lebewesen weniger diese selbst als gewisse ihrem
Stoffwechsel entstammende Enzyme sind, welche als noch geheimnisvoll
arbeitende Katalysatoren physiologische Vorgänge in dieser oder jener Rich-
tung auszulösen oder zu beschleunigen vermögen. Ein aufserordentlich viel
versprechendes'Zusammenwirken der physiologischen und der physikalischen
Chemie mit der Kollo'idchemie nimmt jetzt hier seinen Ausgangspunkt und
läfst uns für die Zukunft vielleicht die ersten tieferen Einblicke in die uns
noch so unbekannten Lebensvorgänge erhoffen.
Bei diesem nur allzu flüchtigen Rückblick auf das nur in einem kleinen
Teil der Naturwissenschaft Erreichte will es dem Beschauer kaum in den
Sinn, dafs ein kurzes Vierteljahrhundert, ja oft eine viel kürzere Zeit erst
vergangen ist, seit Wissenschaft und Technik der bezeichneten Fortschritte
sich erfreuen dürfen.
Aber wir lassen uns dadurch nicht zu stolzer Selbstgewifsheit ver-
locken. Gerade der Naturwissenschaftler kennt am besten die Bedingt-
heiten und Begrenztheiten seines Wissens auch auf den Gebieten, welche
hier und dort schönste Blüten hoher, für das äufsere Leben der Menschen
wohltätiger Erfolge zeitigen.
Vor Überschätzung der gegenwärtigen Leistungen bewahrt auch die
historische Betrachtung der Entwickelung dieser und jener als fruchtbar
erkannten Reihe von Gedanken und Beobachtungen und zeigt oft dem
Forscher, wie kurz der Schritt war, der schliefslich zum Erfolge führte,
und welche Zufälligkeiten oder einst verbreitete Irrtümer die Ursache
waren, dafs ein schöner Erfolg nicht schon längst von anderen gewonnen
wurde.
Gerade solche Erwägungen der Dankesschuld an die Arbeiten ver-
gangener Zeiten sind bei einem Feste wie dem unsrigen die besten Früchte,
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welche aus dem gewifs erfreulichen Rückblicke auf die Ruhmestaten der
Naturwissenschaften im letzten Vierteljahrhundert geerntet werden sollen.
Froh und dankbar der Vergangenheit gedenkend schreitet unsere alte
aber doch ewig junge „Isis“ rüstig weiter zu neuer Arbeit und neuer Freude
am Fortschreiten und Blühen der Naturwissenschaft.
Diese Worte darf ich aber nicht schliefsen, ohne der besonderen
Dankespflicht der „Isis“ an mehrere ihrer Mitglieder Ausdruck geliehen zu
haben. Nicht ohne dafs Einzelne in hingebender Weise gewisse zum
Wohle des Ganzen erforderliche Aufgaben auf sich nehmen, kann dieses
freudig gedeihen. So gebührp unser Dank dem ständigen Sekretär der
„Isis“, Herrn Hofrat Professor Dr. Deichmüller, welcher die ganzen letzt-
vergangenen 26 Jahre hindurch dieses Amt mit unermüdlichem Eifer treu
verwaltet hat; er gebührt Herrn Hofbuchhändler Lehmann, welcher seit
elf Jahren die Kassengeschäfte der Gesellschaft führt, sowie unserem lang-
jährigen Bibliothekar Herrn Schiller und dem seit 1906 an seine Stelle
getretenen Herrn Richter. Die „Isis“ weifs ihnen allen herzlichsten Dank
für ihre aufopfernden Dienste.
Seit 45 Jahren ist unser derzeitiger zweiter Vorsitzender, Herr Hofrat
Professor Engelhardt, Mitglied der „Isis“. Seine weit über Deutschlands
Grenzen hinaus bekannten Forschungsergebnisse auf dem Gebiete der Kunde
über die Pflanzen vergangener Erdepochen hat er der „Isis“ stets zuerst
mitgeteilt; mehr als zwölf Jahre führt er nunmehr das Amt des zweiten
Vorsitzenden und den Vorsitz im Verwaltungsrat unserer Gesellschaft. Die
„Isis“ ehrt sich nur selbst, wenn sie einen Teil der Dankesschuld für diese
grofsen ihr geleisteten Dienste dadurch abzutragen sucht, dafs sie bei
dieser feierlichen Gelegenheit den von uns allen hochverehrten
Herrn Hofrat Professor Hermann Engelhardt
zum Ehrenmitgliede ernennt.
II. Geologie und Phantasie.
Vortrag bei der Feier des 75jährigen Bestehens der Naturwissenschaftlichen
Gesellschaft „Isis“ am 26. Mai 1910.
Von Geh. Hofrat Prof. Dr. Ernst Kalkowsky.
Vor 125 Jahren lehrte Abraham Gottlob Werner in Freiberg zum
ersten Male Geologie als besondere Wissenschaft, getrennt von Mineralogie;
er nannte seine Wissenschaft Geognosie, weil sie eine Beobachtungs- und
Erfahrungswissenschaft sein sollte. Zugleich gilt Werner als Vater des
Neptunismus, der Lehre, dafs bei der Umbildung der Erde nur Vorgänge
in Betracht kämen, bei denen das Wasser eine wesentliche Rolle spielt.
Wir würden heute deshalb vielleicht sagen dürfen, Werner sei ein ein-
seitiger Phantast gewesen, die Geologie aber stehe von Anfang an im
Bunde mit der Phantasie. Und stutzig mufs es uns machen, dafs heute
ein rastlos tätiger, hervorragender Geologe in einem Werke „subjektive
Phantastereien“ zum Besten gegeben haben soll, so dafs Forscher mit
anderer Richtung der Gedankenarbeit mit ihrer ernsten Mifsbilligung
nicht zurückhalten.
Beobachtung und Erfahrung als Urquellen der Geologie sind schon
vor Werner gefordert worden; der deutsche Arzt Füchsel in Rudolstadt
wies zuerst darauf hin; aber wenn er seine für seine Zeit höchst be-
rechtigten Sätze mit der Behauptung schlofs: „etwas anderes wissen wir
nicht“, so schofs er über das Ziel hinaus: diese letzte Behauptung ist
falsch, weil wir durch reine Gedankenarbeit auch weiter kommen können,
auch auf geologischem Felde. Nach Werner verhalt der Engländer Lyell
dieser Auffassung, dafs die Vorzeit nach den Erscheinungen in der Gegen-
wart zu beurteilen sei, zum Siege. Als Aktualismus wird wohl diese
Richtung der geologischen Forschung bezeichnet. Lyell war zugleich einer
der ersten, die der Entwickelungslehre die Wege bahnten; der Begriff der
Entwickelung läfst sich folgerichtig auch auf den Zustand der Weltkörper
und die darauf herrschenden Kräfte anwenden, und dann erweist sich der
Aktualismus im strengen Sinne als unzureichend.
Wir dürfen eben über Naturkräfte nachdenken auch über die unmittel-
bare Erfahrung hinaus, wir dürfen darüber auch phantasieren.
Nicht selten spricht man tadelnd und zugleich halbwegs beschönigend
von luftigen Hypothesen, von schwachen Theorien; ich spreche hier nicht
als Philosoph, sondern als einfacher Geolog und will ein besonderes
Mäntelchen beiseite lassen und das Kind beim rechten Namen nennen.
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Phantasie ist es zu nennen mit dem alltäglichen Begriff voll der Unbe-
stimmtheit, die einem Fremdwort anhaftet. In Wahrheit, in der Geologie
steckt auch heutzutage Phantasie, die sich jedoch stofflich und der Stufe
nach von der Phantasie z. B. der Künstler unterscheidet.
Gewifs ist die Geologie gelegentlich durch den Anteil der Phantasie
in Verruf gekommen, aber eben nur, weil von Zeit zu Zeit dicke Bücher
von Unberufenen geschrieben werden, für die das Ei des Columbus nicht
teurer ist als alle Eier auf dem Wochenmarkt; man könnte es bedauern,
dafs phantastische Spielerei mit den Ergebnissen der Arbeit anderer nicht
unter den Unfugsparagraphen gestellt werden kann; dieser ist leider im
Getriebe der Wissenschaft nicht zulässig. Nur der kenntnisreiche Forscher,
der seine Lebensarbeit der Geologie gewidmet hat, darf die Phantasie ihr
Spiel treiben lassen, denn es handelt sich bei ihrer Verwendung um die
höchsten Aufgaben dieser Wissenschaft.
Seine Sinne verschärfen kann der Geologe nicht oder seine Gegen-
stände umwandeln, wie der Physiker Vorgänge und Kräfte umwandeln
kann, so dafs seine Sinne genügen; ultraviolette Strahlen können wir
durch Photographie oder durch Fluoreszenzerscheinungen sichtbar machen;
wer weifs, ob nicht einmal Zwiegespräche der Ameisen phonographisch
aufgenommen und durch Vertiefung der Töne hörbar gemacht werden
werden — dagegen kann uns die Physik kein Fernrohr liefern, mit dem
wir im Stande wären, uns die Vergangenheit nahe zu bringen. Deshalb
arbeiten wir mit der Phantasie, von der mehr in der Geologie steckt, als
man bei einer zunächst auf Beobachtung und Erfahrung beruhenden
Wissenschaft auf den ersten Blick vermuten sollte.
Mit Phantasie arbeiten, im Gegensatz gegen die Arbeit mit dem
Hammer, heifst nicht gegen die Würde der Wissenschaft verstossen, einge-
denk dessen, dafs was heute Hirngespinnst ist, morgen Tatsache sein kann:
das haben wir doch wohl in der letzten Zeit zur Genüge erlebt. —
Und in der Tat, jeder Geologe arbeitet mit Phantasie, bedient sich
ihrer als Hilfsmittel, als Werkzeug, und zwar um so mehr, je höhere Ziele
er verfolgt. Zunächst sieht der Geologe ja gar nicht alles, er
kann nicht alles beobachten, worüber er arbeitet. Er kann nämlich die
Gegenstände seiner Forschung nicht in ihrem ganzen Umfange beobachten.
Fruchttragender Boden und Wald, Wüstensand und öder Schutt, das
Meer und das Eis verschleiern das Antlitz der Erde. Der Geologe ist
beständig auf der Jagd nach Aufschlüssen, nach Stellen, wo er wirklich
etwas sehen kann, und ihm dient alles vom Maulwurfshaufen bis zur
unersteiglichen Felswand in den Alpen. Er vereinigt dann die Beobach-
tungen an den Aufschlüssen zu einem Gesamtbilde, er legt Schnitte durch
die Erdkruste und setzt seine Linien oft genug in die Luft fort: alle
geologischen Profile enthalten Phantasie, und wie sehr erinnert doch der
gewöhnliche geologische Ausdruck „Luftsattel“ an phantastische Luft-
schlösser !
Man hat gesagt, für das Auge des Geologen seien die Gebirge durch-
sichtig wie Kristallglas; er kann im Geiste vor dem Ingenieur den Berg
durchbohren, wenn es auch für den Praktiker dann noch ein langer Weg
ist, „bis Spitzhacke auf Spitzhacke schlägt“, wie der Ausdruck in der
Siloah- Inschrift in Palästina schon vor 2600 Jahren lautete. Doch liefert
ein durch die Form bekannt gewordenes Beispiel dafür, was der Geologe
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durch Phantasie erkennen kann, die Wette zwischen dem Geologen Stapft
und dem Ingenieur Favre, dem kühnen Bezwinger des St. Gotthards für
den Verkehr. Schwarze Tonschiefer stehen gleich oberhalb des Urner
Loches im Reufstale an und weiterhin an der Oberalpstrafse; Stapft be-
hauptete, sie würden auch von dem Tunnel angetroften werden, und er
gewann glänzend die Wette gegen Favre.
Hier am St. Gotthard handelte es sich um Schiefer in der Lagerungs-
form der Schicht; die Aufgabe war es, festzustellen, welchen Verlauf diese
Schichten in der Tiefe, im Innern der Berge, nehmen werden. Schicht
ist nun einer der ersten dem Anfänger beizubringenden Begriffe, in ganzen
grofsen Abschnitten der Geologie wird fortlaufend von Schichten gesprochen,
Schicht ist die Lagerungsform eines Gesteins, das sich durch Absatz im
Wasser gebildet hat, Schichten sind die steinernen Blätter in dem Ge-
schichtsbuche der Erde — und doch, so widersinnig es auch klingen mag,
kein Geologe hat jemals eine Schicht gesehen. Denn was sehen wir in
Wirklichkeit? Hier und da ein Stückchen von einer Schicht, Querschnitte
durch dieselbe an einzelnen Stellen; man versuche es doch einmal in der
Sächsischen Schweiz oder etwa an der Steilwand des Saleve bei Genf
eine Schicht, eine und dieselbe, zu verfolgen, es wird nicht weit gehen.
Das was wir in schulmäfsigen Querschnitten durch ein paar gleichlaufende
Striche als Schicht anzudeuten pflegen, soll eine Platte sein — ja, aber
wie weit reicht eine solche Platte, welches ist ihr Umrifs? Auf die
letztere Frage geben unsere Lehrbücher geradezu gar keine Auskunft.
Nie hat jemand eine ganze Schicht gesehen, immer nur Stückchen davon
hat er vor Augen gehabt, und das Ganze ist in jedem einzelnen Falle
nichts als ein Phantasiegebilde. Der Begriff der Schicht, meine ich,
steht somit etwa auf derselben Stufe, wie der des Atoms, dessen heilige
Einheit eben jetzt durch die Radiumforschung angetastet wird.
So wenig wie eine ganze Schicht beobachten, ebensowenig kann der
Geologe überhaupt irgendein Einzelwesen zur Untersuchung vornehmen,
wie das dem Zoologen und dem Botaniker möglich ist. Die Gegen-
stände der geologischen Forschung haben meist, ja fast immer, keine
scharfen Grenzen. Was uns an einer Stelle als eine Schicht von Sand-
stein entgegentritt, wer weifs ob das Ding nicht langsam übergeht in eine
Tonschicht, die an einer anderen Stelle sichtbar ist, ohne dafs eine scharfe
Grenze zwischen beiden Gesteinsarten vorhanden ist.
Was ist für den Geologen ein Berg? Eine scheinbar überflüssige
Frage, die aber sogleich ein ganz anderes Aussehen erhält, sobald wir
einmal Auskunft darüber haben wollen, wie weit nun der Berg in die
Tiefe reicht, wie weit seine Wurzel reicht. Und wenn wir einmal einen Berg
als wurzellos bezeichnen, flugs ist uns doch die Phantasie durch eine Lücke
in das Gehege unserer Beobachtungswissenschaft geschlüpft.
Beobachten soll der Geolog die Vorgänge der Veränderung der Erde
in der Gegenwart; allein er beschäftigt sich auch und mufs sich be-
schäftigen mit Vorgängen, die er nicht beobachtet hat, oder nicht
beobachten kann. Kehren wir einen Augenblick zu dem Begriff der Schicht
von Sandstein zurück. Sie bildete sich im Meere durch allmählige Zufuhr
und Anhäufung von Sandkörnchen, so sagen wir; allein am Ufer des
Meeres stehend ergibt uns die unmittelbare, einfache Beobachtung herzlich
wenig, und ganz gewifs nirgends und niemals sehen wir die Form, den
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flachen Umrifs der ganzen Schicht, auch wenn wir alle Künste der Technik
zu Hülfe nehmen wollten.
Bei Brunnen am Vierwaldstätter See erscheinen die beiden Mythen in
ihrer Umgebung wie vom Himmel gefallen, wenn sie ihrem Aufbau nach
geologisch, nicht blofs geographisch untersucht werden; wie „Mythen“ er-
scheinen uns dann diese Mythenstöcke. Wir können mit grofser Sicherheit
sagen, dafs es wurzellose Berge sind, denn ihre Grundlage ist geologisch
jünger als sie selbst, der Boden ist für diese Bauten gelegt worden, als
das Dach schon fertig war. Andere Berge schliefsen sich dort den
Mythen ihrer Entstehung nach an, und .dieselbe Erscheinung kehrt wieder
in der Provence, in Nordschottland, in Skandinavien, und wahrscheinlich
ist das ganze grofse Gebirge der Alpen wesentlich dadurch entstanden,
dafs Stücke der Erdkruste auf wenig geneigter Fläche hinüber-, vorgeschoben
wurden über andere, dafs eine Falte von Gesteinsschichten nach der
anderen sich als liegende Falte über die ältere hinüberlegte, hinüberscbob.
Eine grofse Anzahl von Geologen ist gegenwärtig, man kann fast sagen
überall in den Hochgebirgen, damit beschäftigt, diese noch neue Lehre
von den gewaltigen Überschiebungen durch immer gründlichere Beob-
achtungen zu stützen, und schon kommt einer von ihnen und zwar einer
der an Erfahrung reichsten und läfst seine Mitteilungen über die Alpen
in einem leisen Zweifel an der Richtigkeit dieser Lehre ausklingen. Warum
wohl? Die Überschiebung ist in sehr vielen Fällen über allen Zweifel
hinaus an einzelnen Aufschlüssen nachgewiesen worden; die Beobachtung
der tatsächlichen Lagerung des Alteren über dem Jüngeren liegt vor: den
Vorgang selbst der Überschiebung haben wir nicht beobachtet oder können
wir überhaupt nicht beobachten; der mechanische Vorgang, wie sich
horizontal übereinander liegende F^alten starrer Gesteinsschichten auch
noch immer weiter um- und vorwärtsgewälzt haben sollen, entzieht sich
noch dem Verständnis: die Beobachtung des tatsächlichen Ergebnisses
liegt vor, den Vorgang sucht die Phantasie zu begreifen.
Leopold von Buch behauptete einst, vulkanische Berge könnten ent-
stehen durch Aufblähung des Erdbodens durch Kräfte, die aus dem Erd-
innern her senkrecht nach oben wirkten; von „exakten“ Forschern wurde
er später beinahe verspottet wegen seiner Erhebungskrater — ungenügende
Beobachtung! tönte es von allen Seiten. Heute, ja heute heifsen die Dinge
Lakkolithen und sind hoch modern. In Nordamerika zeigte es sich, dafs
Berge durch Eindringen von glutflüssigen Gesteinsmassen in Haufen zwischen
Schichten sedimentärer Gesteine entstanden sein müssen, aber die Beob-
achtung des Vorganges einer derartigen Anhäufung vulkanischer Gesteins-
massen fehlt bisher völlig — Phantasie, hilf uns!
Unser Erzgebirge ist von ungeheuren gleichmäfsigen Massen von
Granit durchsetzt; ihre Lagerungsform ist anscheinend derart, dafs sie
mit Fug und Recht mit den Lakkolithen verglichen werden können; sie
werden auch als einstige Anhäufungen glutflüssigen Gesteinsmateriales
nahe, aber nicht auf der Erdoberfläche angesehen. Allein so bunt und
lang auch die Reihe aller Gesteine ist, die wir an wirklichen Vulkanen,
an tätigen, an erloschenen, an fossilen Vulkanen der Vergangenheit beob-
achten können, vor unseren Augen wenigstens bildet sich kein Granit, die
Bildung von Granit durch vulkanische Tätigkeit der Erde ist nie beob-
achtet worden. Darf ich nur behaupten, mancher Granit sei nicht aus
einer schmelzflüssigen Masse erstarrt? Ich höre schon ein anathema sit,
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der Scheiterhaufen ist für dich geologischen Ketzer bereit. Phantasie
ist jede Erklärung der Entstehung von Granit, aber natürlich, die be-
treffende Phantasie mufs hübsch Mode sein.
Phantasie liegt vor, nicht mehr Beobachtung, wenn der Geologe sich
mit Dingen beschäftigt, die nicht mehr da sind, die also nicht mehr
beobachtbar sind. Vor den Toren der Stadt haben wir hier solche Aufgaben
in Fülle. Bei Coschütz und Döltzschen flutet das Meer nicht mehr an einer
Küste hoch über dem Plauenschen Grunde; ein schlechter Geologe, der dort
blofs Gesteine und Versteinerungen sieht und nicht den ewigen Pulsschlag
des ruhelosen Meeres an der Brandung fühlt, dem die Phantasie nicht die
Vergangenheit zur Gegenwart macht. Und schauen wir dort von der Höhe
über die Talaue der Elbe hinweg, wir sehen die hohen „Steine“ emporragen,
wir wissen, dafs noch bei Pirna die Elbsandsteinmassen eine grofse Mächtig-
keit besitzen, uns aber gerade gegenüber auf der Lausitzer Granitplatte
fehlt uns die Fortsetzung dieser Sandsteinmassen. Wir wissen zwar, dafs
Granit und Sandstein uns schräg gegenüber, weiter talaufwärts, an einer
grofsen, weithin verfolgbaren Kluft aneinanderstofsen, an der Stücke der
Erdrinde gegeneinander verschoben sind, aber wir sind doch noch weiter
neugierig. Dafs die Sandsteine zur Zeit ihrer Bildung bei Pirna nicht
plötzlich endeten, unterliegt keinem Zweifel; allein wie weit reichten sie
einst auf dem Lausitzer Granit nach Nordosten, wie mächtig waren sie,
wann wurden sie von dort fortgeschafft. Eine ernsthafte Erforschung
dieser Verhältnisse, bei der die Beobachtung auf der Lausitzer Granit-
fläche gar nichts hilft, ist bisher nicht in Angriff genommen worden, aber
ohne Mitwirkung der Phantasie wird sie nie möglich sein, weil das was
nicht mehr da ist, der Gegenstand unserer Forschung sein soll.
Im Vergleich mit dem bifschen verschwundenen Sandstein ist es eine
viel grofsartigere Aufgabe für den Geologen, wenn er das erforschen soll,
was er „erloschene Gebirge“ nennt, Gebirge, die nicht mehr da sind als
Erhebungen, Gebirge, von denen nur noch die Wurzeln übrig sind. Zur
Ausstellung in Brüssel in diesem Jahre fährt man im belgischen Land im
Schnellzuge sausend dahin: einst erhob sich dort ein Gebirge von alpinem
Charakter, denn die übrig gebliebenen Wurzeln desselben zeigen eine solche
Lagerung der Gesteine, dafs dort einstmals ganz ähnliche Kräfte in der
Erdkruste mechanische Umwälzungen hervorgerufen haben müssen in
weit zurückliegender Vergangenheit, wie in jüngeren Zeiten in den Alpen.
Es ist durchaus unsere Aufgabe, dieses erloschene Gebirge nach Möglich-
keit in unserer Phantasie wieder herzustellen, weil es sich dabei nicht nur
um die Entzifferung des Baues des belgischen Landes mit seinen Schätzen
an Steinkohlen handelt, sondern weil ein solches Gebirge auch einstmals
eine Wasserscheide gebildet haben wird, weil seine durch fliefsendes Wasser
und durch Brandung zerstörten, zertrümmerten Gesteinsmassen die jüngeren
Gesteinsschichten in den angrenzenden Landen bilden halfen. Aber sicher-
lich, wie schön dieses Gebirge war, darum kümmert sich unsere Phan-
tasie nicht.
Erloschen sind auf der Erde auch viele Geschlechter von Tieren und
Pflanzen. Aus den Schichten der alten, silurischen Zeit sind uns drei
Skorpione erhalten, aus der jüngeren Jurazeit sind uns auf deutscher Erde
drei Exemplare des ältesten uns bekannten Vogels zu Gesicht gekommen,
dabei von einem nur eine einzige kleine Feder. Aber welche Heerscharen
von Tieren und von Pflanzen zaubert uns unsere Phantasie für jene Zeiten
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hervor schon einzig und allein deshalb, weil es sich um luftatmende Tiere
des festen Landes handelt. Was frafsen die Skorpione, wer waren die
befiederten Genossen der Archaeopterix, wie viel Geschöpfe gab es damals
noch, von denen wir keine Kunde durch Beobachtung erhalten haben oder
je erhalten können, weil sie nicht oder nur schlecht erhaltungsfähig, ver-
steinerungsfähig waren.
Wozu doch diese Phantasiegebilde von organischen Wesen im Kopfe
eines exakten Geologen, fragt man vielleicht mit Verwunderung. Die Ant-
wort ist leicht; sie müssen beachtet und gewürdigt werden, wenn wir
wirklich die Geschichte der Erde schreiben wollen, die Veränderungen der
Erdoberfläche in palaeogeographischen Karten wiedergeben wollen, denn alle
lebenden Wesen sind von Bedeutung auch für die Veränderungen im Reiche
der leblosen Steine. Wieder müssen wir die Phantasie zu Hilfe rufen,
auch wenn es eben eitel Phantasie ist.
Aber es steht noch ärger mit dem angeblich exakten Forscher, dem
Geologen, sträflicherweise beschäftigt er sich auch mit Dingen,
die überhaupt nie da gewesen sind, er studiert das Nicht, das Nichts,
wenn ich mich etwas übertrieben ausdrücken darf. In einer Schichten-
gruppe liegt eine Schicht über der anderen, je getrennt von der unteren
und von der darüber liegenden durch eine Kluft, eine Trennungsfläche.
Zwischen einer Schicht und der unmittelbar darüber folgenden liegt
„nichts“, eine Schicht hat ihren Abschlufs nach oben gefunden, ehe die
obere, jüngere sich zu bilden begann: das „nichts“ zwischen den beiden
Schichten, bedeutet es Jahre oder Jahrhunderte oder Jahrtausende oder
gar Jahrmillionen, wie wohl oft in dem Falle sog. ungleichförmiger Über-
lagerung. Von Revolutionen in der Erdgeschichte, ein Begriff, der wieder
aufleben darf, erzählt uns das Nichts.
In Böhmen ist die Silurformation in einem bunten, an Versteinerungen
überaus reichen Schichtensystem entwickelt; bei uns in Sachsen, hier in
Dresdens weiterer Umgebung, ist das Silur nur äufserst kärglich ver-
treten, kaum mit Spuren von Versteinerungen; ein beide Gebiete trennendes
Erzgebirge, wie es jetzt ist, gab es zur Zeit des Silurs nicht: warum fehlen
nun hier und im Vogtlande und in Thüringen die mächtigen fossilienreichen
Kalksteine und die Fossilien in anderen Schichten? Sie sind nicht da,
und doch hat sich der Geologe darum zu kümmern.
Mächtige weifse Kalksteine setzen in Deutschland und sonst in Mittel-
europa, noch mächtigere schwarze Kalke in den Alpen die obere Stufe der
Juraformation zusammen; in jeder Entwickelungsperiode der Erde, so
wird gelehrt, bilden sich Kalksteine, Sandsteine, Tongesteine gleichzeitig,
und Festlandsmassen hatten wir zur oberen Jurazeit auch im Gebiete
Deutschlands — uns fehlen die Schuttmassen, die Sande, die vom Fest-
lande überall ins Meer hinausgeschafft werden. Hat es wirklich eine Zeit
gegeben, in der sich, umgekehrt, in Mitteleuropa nur Buntsandstein bildete
und kein petrefaktenreicher Kalkstein? ist das Fehlen des einen oder
anderen Gesteines nur scheinbar, weil wir es in viel gröfserer Entfernung
suchen müfsten, oder ist unser System der geologischen Schichtenfolge
falsch? Zu beobachten ist da kaum noch viel, die Phantasie soll uns das
Fehlende aufsuchen helfen, die damaligen Grenzen von Land und Wasser
festlegen helfen; ohne die Phantasie kommen wir zu keinem Ziele.
Mit knappen Worten heifst es in unseren Lehrbüchern, in dem Mittel-
alter der Erdentwickelungsgeschichte herrschte im Gebiete Mitteleuropas
16
Ruhe in den vulkanischen Kräften. Wirklich und unzweifelhaft gab es
damals hier keine Vulkane, und doch traten damals auch hier Ver-
schiebungen in den Grenzen zwischen Festland und Meer auf, wackelte
der Boden gelegentlich auch hier. Also keine Vulkane in Deutschland
zur Jura- und Kreidezeit; aber eben weil wir noch recht wenig wissen
über die Verteilung der Vulkane auf der Erde, über die Ursachen der
zeitweilig stärkeren vulkanischen Tätigkeit der Erde, eben deshalb ist das
Nichtvorhandensein von Vulkanen in einer bestimmten Zeit und einem
bestimmten Gebiete ein Gegenstand unserer Untersuchung. Nun, ist das
auch noch eine Aufgabe für den, der es mit der Beobachtung der Natur-
körper, mit der Welt des Vorhandenen, durch unsere Sinne Erkennbaren,
zu tun haben soll?
Welchen Abschnitt auch der Geologie wir näher betrachten, überall
finden wir bei genauerem Hinsehen Dinge und Verhältnisse, die wir nur
durch unsere Phantasie bemeistern können, bei denen es nichts zu be-
obachten, nichts zu erfahren gibt. Es lohnte sich vielleicht doch, einmal
einen Teil solcher Gedanken zu vereinigen, um sich Rechenschaft zu
geben, wie viel etwa an der Geologie Beobachtungs- und Erfahrungs-
wissenschaft ist, und wie viel die Phantasie daran Teil hat. —
Nötig ist die Phantasie dem Geologen, Nutzen und Gefahren hat
sie in ihrem Gefolge. Die nackte, nüchterne Beobachtung ist die Grund-
lage aller Geologie, und die Kärnerarbeit dafür ist unumgänglich; ihr
darf sich niemand entziehen, wenn er ein echter Naturforscher sein will.
Man klagt über ungeheure Anhäufung des wissenschaftlich durchforschten
Stoffes, da es sich ja um die Erforschung der ganzen, für uns doch recht
grofsen Erde handelt, und immer schwerer wird es, aus diesem Stoff ein
Körnchen tieferer Erkenntnis herauszupicken. Da heifst es wohl, das
Genie erkenne durch seine Phantasie oft Gesetze ohne volle Berücksich-
tigung des ungeheuren Beobachtungsstoffes. Gewifs, das Genie scheidet
daraus leicht Unwesentliches aus, aber mit Phantasie allein lockt man in
der Geologie keinen Pudel hinter dem Ofen hervor.
Heuristische Methoden sind Wege der Phantasie im Reiche der reinen
Gedankenwelt wie in der Geologie, aber Träume ohne Selbstbewufstsein
sind dabei ausgeschlossen.
So wenig wie das Genie Shakespeare ohne den Naturforscher Bacon
ein höchstes Wissen von Naturerscheinungen offenbaren konnte, so wenig
kann ein geologisches Genie ohne reiches Wissen und eigene reiche Er-
fahrung für unsere Wissenschaft etwas leisten.
Phantasiearbeit braucht der Geologe, zunächst weil ihm die Beobach-
tung nicht genügt, da durch sie ein uns innerlich befriedigender Zusammen-
hang der Erscheinungen nicht erkannt wird. Wenn neuerdings Tolstoi
mit dem Verzicht des Alters alle unsere heutige Naturwissenschaft als
„nicht wahre Wissenschaft“ bezeichnet, so wird er bei der Jugend mit
diesem Gedanken kein Glück haben. Unser Forschersinn läfst sich nicht
unterdrücken, eher kann er noch zur Leidenschaft werden. Und dann
kommt die Ungeduld, die grofse Schwäche der Gegenwart, und verführt
den Geologen, der Phantasie bei weitem den Vorrang vor der mühseligen
Beobachtung zu geben. Überdies fällt ja auch vielen der erste Satz aller
Wissenschaftlichkeit unsäglich schwer, der Satz: „ich weifs es nicht“.
Der eine behält geduldig weiterarbeitend seine Phantasien für sich,
vielleicht aus Scheu, durch Blender berühmt zu werden, der andere rückt
17
kecker mit seiner Phantasie heraus; das alles hängt von einem sich jeder
Kritik entziehenden Gefühl ab. Irrtümer aber sind bei der Arbeit mit
Phantasie von vornherein geradezu zu erwarten, weil unsere Erkenntnisse
durch Beobachtung und Erfahrung beständig wachsen. Wohl kaum wird
der mit einem Male aufgetauchte Transhimalaya sich dem Gedankengange
unserer hervorragendsten Erforscher des geologischen Baues Asiens ohne
weiteres einreihen lassen, bevor er geologisch durchforscht worden ist.
Phantasiegebilde sind vergänglich, bedenklich werden sie erst, wenn die
Phantasie sich auf einer Klippe festrennt und alles, was ihr nicht in den
Kram pafst, für falsche Beobachtung hält. Und leider ist der Narrheits-
bazillus gefährlicher, als andere niedliche Geschöpfe, und die allmächtige
Göttin Mode herrscht leider auch in der Geologie.
Die Phantasie soll mit schärfster Kritik gepaart sein und nicht irr-
lichtern. Goethe, den wir Geologen auch als einen der unseren verehren,
gab die Regel: „Bei Betrachtung der Natur im Grofsen wie im Kleinen
hab’ ich unausgesetzt die Frage gestellt: Ist es der Gegenstand oder bist
du es, der sich hier ausspricht?“ Geht man über die Beobachtung hin-
aus zur Theorie, Hypothese oder eben zur Phantasie, dann heifst es vor
allem fragen, ob die Phantasiegebilde nach dem Stande unseres Wissens
möglich sind; unbeabsichtigte Sprünge, Lücken in der Schlufskette sind
auch im Gebiete geologischer Forschung eine häufige Erscheinung. Aber
mit der Möglichkeit allein ist es noch nicht getan, es tritt vielmehr die
viel schwerere Aufgabe hinzu, zu bestimmen, ob nicht auch noch etwas
anderes möglich ist. Man mufs zur Überzeugung kommen, dafs diese Auf-
gabe bei geologischen Untersuchungen, die über den Bereich der Be-
obachtung hinausgehen, in weitaus den meisten Fällen übersehen worden
ist. Wer irgendwo aufgelaufen ist, dessen Schiff lein ist schwer wieder
flott zu machen. Leider findet er noch Gefolgschaft; der in der Wissen-
schaft ganz anders als etwa in Ethik oder Politik zu bewertende Autoritäts-
glaube kann lange als Hemmschuh auch fremder Forschung sich geltend
machen. Es ist eben bequemer und es verspricht manchmal mehr äufsere
Erfolge, wenn man der Autorität folgt, als wenn man sich nach dem Satze
der Alten richtet, hic Rhodus, hic salta — hier ist Rhodus, hier springe hoch!
Im ganzen, Geologie ist keine exakte Wissenschaft; es ist nötig,
die Phantasie ohne Mafs und ohne Zahl, aber am Zügel der Kritik walten
zu lassen, auch wenn dann Leidenschaft immer noch leicht der Ruhe der
Beobachtung einen Streich spielen kann.
Liegt es nun nicht nahe, Geologen und Künstler nebeneinander
zu stellen? Letztere, hervorragend mit Phantasie begabt, beobachten ja
auch, Beobachtung und Erfahrung bilden ja auch die unumgängliche Grund-
lage ihres Schaffens. Geologe und Künstler können sich auch begegnen,
wenn auch der Künstler die Natur wesentlich in Beziehung zur Seele des
Menschen zu setzen hat. In einem versteckten Winkel der Bürgerwiese
steht das Gebilde Zwei Mütter: das ist nicht blofs ein gepeinigtes Menschen-
herz, sondern zugleich auch das geologische Phänomen der Überflutung
— wie oft hat sich wohl dieser Vorgang im Kampfe ums Dasein im Tier-
reich abgespielt, der hier für den Menschen zur Darstellung gelangt ist
und auf uns eben deshalb packender und ergreifender wirkt. Geologie
und Phantasie in einem Bildwerke, wenn auch wohl nicht so gemeint.
Unterschiede sind vorhanden zwischen der Phantasie des Geologen
und der des Künstlers. Der Geolog mufs sich hüten, sich mit in dieser
*
18
Welt unmöglichen Dingen abzugeben; unsere Drachen sind viel erstaun-
licher und auch schöner, als die künstlerischen Wirbeltiere mit sechs
Gliedmafsen, die für uns nur unschöne, lebensunfähige Krüppel sind. Seht
doch hin, ihr Künstler, es gibt mehr Dinge und hat mehr Dinge unter
dem Himmel gegeben, als eure Phantasie sich träumen läfst. Die Phan-
tasie des Geologen zieht ihre Darlegungen nicht so bei den Haaren herbei,
wie im Schahnameh des persischen Dichters Firdausi die Maid den Ge-
liebten an ihren Zöpfen zu den Zinnen der Burg emporklettern läfst: wer
so in der Geologie arbeitet, verliert das Recht auf Beachtung, während
dem Dichter solche Phantasie wohl ansteht. Unsere Phantasie ist gesund,
sie drängt sich niemandem auf, sie ist kalt wie Stein und kann niemals
zum Kitzel mifsbraucht werden, wenn sie auch einige schwache Köpfe ver-
drehen kann; die Phantasie in der Geologie trägt Früchte in jedem Fall,
während die Kunst nur eine taube Blüte der Kultur ist, die ihre schönste
Entfaltung in sinkenden Zeiten aufweist, eine Erfahrung, die auch ein
Schiller nicht hat beseitigen können.
Wie der Kunst die Wissenschaft, so werden den Naturwissen-
schaften die Geisteswissenschaften entgegengestellt; wenngleich diese
Trennung zunächst nur eine äufsere Teilung der Wissensgebiete bedeuten
sollte, so haftet ihr nun doch ein Beigeschmack an. So wie Menschen-
geist als Beherrscher der Natur, ja als von ihr unabhängig hingestellt wird,
so gilt er mehr. Und doch ist kein Unterschied in dem Werte der
Wissenschaften vorhanden. Und sind wir armen Geologen etwa nicht
Geistesforscher, weil wir auch noch die schwerste körperliche Arbeit unter
allen Naturforschern leisten müssen mit Laufen, Klettern, Steineschleppen;
sind wir Geologen keine Geistesforscher, weil wir das gemeinste Hand-
werkzeug, den Hammer, gebrauchen, auf den wir Geologen so stolz sind,
wie der Krieger auf sein Schwert.
Leicht wäre es, das Verhältnis zwischen Naturwissenschaften und
Geisteswissenschaften in einem anderen Lichte zu zeigen, umzuwerten, denn
was ist mehr, Menschenwort oder Gotteswerk? Gotteswerke, die sich uns
als Wunder der Wunder überall darbieten, deren Erforschung uns mit
der höchsten Lust erfüllt, oder Menschenworte, die Grundlagen aller
Geisteswissenschaften: Torheiten und aber Torheiten derselben Art, so lange
es Menschen gibt, und mangelhafter Ausdruck menschlicher Gedanken in
Sprache und im geschriebenen Wort, von denen es hiefs, sie seien dem
Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.
In weiten Kreisen herrscht immer noch eine höhere Bewertung der
Geisteswissenschaften gegenüber den Naturwissenschaften, weil letztere
angeblich nur Beobachtungswissenschaften sind, während sie doch auch mit
Phantasie arbeiten, auch über Dinge arbeiten, die nur im Geiste bestehen;
über dieses hinaus aber haben sie noch die gesunde Grundlage der Beobach-
tung mit gesunden Sinnen an Dingen, die der Mensch nicht erschaffen hat.
Wir Naturforscher sind milderen Herzens, wir erkennen neidlos auch alle
sogenannten Geisteswissenschaften an, wir können das um so leichter, als
alle Naturwissenschaften durch den Anteil der Phantasie in Wirklichkeit
den Geisteswissenschaften gleichstehen: die Beobachtung allein ist un-
fruchtbar in beiden Gebieten.
Ich bin wohl unversehens von der Geologie zu den Naturwissenschaften
im allgemeinen gekommen; doch jeder meiner Kollegen würde in gleicher
Weise für sein Gebiet die Phantasie in Anspruch genommen haben. Reu-
19
mütig kehre ich zum Schlüsse zur Geologie zurück, aber kampfbereit gegen
den Satz, den VVundt mit völliger Verkennung des wahren Verhältnisses
1895 hinschrieb: „Die Naturwissenschaften haben ihre Blüte hinter sich,
die Geisteswissenschaften gehen ihr entgegen“. Nein, und abermals nein!
Wir Geologen wünschen allen Geisteswissenschaften unzählige Blüten, aber
wir sind von der Erfüllung unserer Aufgabe der Erforschung der ganzen Erde
in allen Zeitaltern noch unabsehbar weit entfernt. Man möchte die Jugend
beneiden um die Entdeckungen, welche ihr Vorbehalten sind, sagte Eduard
Suess. Könnte ich doch nach 300 Jahren noch einmal mich der Geologie
widmen, auf weitere Wiederholungen des Schauspiels wollte ich gern ver-
zichten. Jetzt schaut nur unsere Phantasie weiter aus und läfst uns in
sehr verschwommenen Umrissen die Geschichte der Erde sehen, erkennen,
wie Meer und Land ihre Plätze wechselten, wie Berge entstanden und
vergingen, wie Feuer und Flut alles ummodelten, wie das Leben kämpfte,
bis der Geist entstand, der alles das zu begreifen trachtet. Für die
Geologie heifst die Losung noch alle Zeit: Vorwärts!
III. Über Diplopoden: 18. (38.) Aufsatz.
Die nordböhmisch - sächsische Fauna und ihre Bedeutung für die
Zoogeographie Mitteleuropas.
Von Dr. Karl W. Verhoeff in Cannstatt.
[.Rückblick und Inhaltsübersicht am Schlufs des Aufsatzes.]
I. Vorbemerkungen.
(Gliederung Deutschlands in zoogeographische Provinzen und
Gaue. Einflufs der geologischen Form ationen auf die Zusammen-
setzung der Elbgau - Fauna.)
Im 6. (26.) Aufsatz über Diplopoden*) habe ich zum ersten Male eine
zusammenhängende Darstellung einer Diplopoden - Fauna Branden-
burgs gegeben, meist auf Grund von mehrjährigen eigenen Exkursionen.
Ich suchte das tatsächlich Vorkommende festzustellen, die Lebensweise,
die Konstanz oder Variabilität der einzelnen Formen und die Beziehungen
zu verschiedenen bereits untersuchten Nachbarländern. Aufserdem bin
ich mehreren Formen über ein weites Gebiet gefolgt, wie z. B. Polydesmus
illyricus Verh. und Brachyiulus projectus Verh., um mit ihrer Ausbreitung
zugleich die Gliederung in ünterformen (Rassen und Varietäten) zu studieren.
Unter den besprochenen Nachbargebieten befand sich auch das Königreich
Sachsen, von welchem ich in der Übersicht auf Seite 270 bereits 23 Arten
namhaft gemacht habe, obwohl das nur eine vorläufige Mitteilung war,
da ich damals erst einige Monate in Sachsen tätig gewesen war.
Vorliegende und eine Reihe anderer ähnlicher Untersuchungen dienen
zunächst der Bereicherung unserer Kenntnisse von den Diplopoden
überhaupt, zweitens der Vermehrung der besonderen Landes-Zoologie,
drittens der vergleichenden Tiergeographie, für welche die Diplopoden
nicht nur eine grofse, sondern geradezu eine fundamentale Bedeutung
haben, aus Gründen, die ich im 26. und anderen Aufsätzen bereits be-
sprochen habe. Inzwischen unternahm ich noch mehrere Forschungsreisen
durch Südwestdeutschland und konnte damit meine zoogeographischen
Untersuchungen zu einem gewissen Abschlufs bringen.
In einem andern Aufsatz werde ich die Zoogeographie Mitteleuropas
an der Hand der Diplopoden zusammenfassend darstellen, hier will ich
wenigstens schon hervorheben, dafs ich in der Richtung von Norden nach
Süden Deutschland in drei Provinzen einteile, nämlich:
*) Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin, III. Bd., 3. Hft., 1907.
21
I. Norddeutschland als das Gebiet der norddeutschen Tiefebene,
ohne anstehendes Gestein, aufserhalb der Mittelgebirge gelegen und deren
Verlauf entsprechend, namentlich im Westen in stark gebuchteter Weise
begrenzt, und hier und da, wie z. B. bei Rüdersdorf, Trümmer zerriebener
Gebirgsteile enthaltend.
II. Mitteldeutschland, im Osten durch Oder und March, im Westen
durch die Maas begrenzt, im Süden durch die Donau und von der Gegend,
wo sie teilweise gegen den Rhein versickert, weiter durch die Rhein linie
vom Bodensee bis Basel und schliefslich die Burgunder Klause.
III. Süddeutschland, im wesentlichen das Gebiet der Nordalpen,
also im Norden von der eben genannten Linie begrenzt, im Osten von der
ungarischen Tiefebene, im Süden von den mittleren Alpen-Urgebirgen, im
Westen von Genfersee und Rhonedurchbruch. Die schwäbisch -bayrisch-
österreichische Hochebene, an Diplopoden ärmer als die Nachbargebiete,
schliefst sich anscheinend mehr an Süd- als Mitteldeutschland an.
Die weitere Gliederung dieser drei Provinzen in Gaue wird an anderer
Stelle vollständiger besprochen werden. Wie in der Richtung von Norden
nach Süden können wir Deutschland nämlich auch in der Richtung von
Westen nach Osten gliedern und gerade hierdurch kommen die Gaue zustande.
Das Königreich Sachsen gehört also der mitteldeutschen Pro-
vinz an, und deshalb will ich hinsichtlich der Gaugliederung Mitteldeutsch-
lands hier wenigstens so. viel bemerken, dafs wir mindestens
a) einen doppelten innerdeutschen \
b) einen westdeutschen Mittelgau
c) einen ostdeutschen J .
zu unterscheiden haben, deren Abgrenzung annähernd durch Rhein, sowie
Elbe und Thüringer Wald erfolgt, ich sage aber ausdrücklich annähernd,
denn die Grenze zwischen a und c ist auch im Norden entschieden etwas
westwärts der Elbe zu ziehen und die Grenze zwischen a und b wenigstens
im Bereich des rheinischen Schiefergebirges etwas ostwärts des Rheines.
Für die Charakteristik des innerdeutschen, namentlich aber ost-
deutschen Mittelgaues sind die Untersuchungen im sächsischen und nord-
böhmischen Elbgebiet von entscheidender Bedeutung, und will ich dieselben
daher zunächst genauer darlegen.
Für wenige Tiergruppen sind die geologischen Verhältnisse von
solcher Wichtigkeit wie für die Diplopoden, was ja schon durch die
Abgrenzung der nord- und mitteldeutschen Provinz in auffälligster Weise
zum Ausdruck kommt. Ich habe daher auch den geologischen Verhältnissen
der Elbgebiete einige Worte zu widmen. Gerade bei Dresden, in dessen
Nachbarschaft ich die meisten Exkursionen unternommen habe, stehen die
beiden Talseiten in schroffstem Gegensatz. Ostwärts tritt an die Elbe,
von Pillnitz bis Loschwitz ihr genähert, das grofse Lausitzer Granitgebiet
heran, von einer Reihe lieblicher, kleiner Bachschluchten durchschnitten,
hier und da auch noch mit Felsgruppen hervorschauend. Westwärts
dagegen tritt der Granit nur in zerrissenen Inseln noch zu Tage, während
als herrschende Formationen neben dem Rotliegenden, welches zu beiden
Seiten der mittleren Weifseritz ausgedehnt ist, paläo- und mesozoische
Schichten in Betracht kommen, welche mit Ausnahme des Quadersand-
steins mehr oder weniger kalkreich sind. Besonders verdient hier der
Pläner genannt zu werden, welcher auf die Entfaltung der Diplopoden-
Fauna des sächsischen Elbgaues von sehr günstigem Einflufs gewesen ist.
22
Er zieht sich als ein mehr oder weniger schmaler Streifen auf dem linken
Elbtalrande ungefähr von Schlofs Scharfenberg bis gegen Pirna.
Von diesen Formationen der so verschiedenen Talseiten der Dresdner
Flufsrinne unterscheidet sich das weltberühmte Elbsandsteingebirge wieder
auffallend genug, äufserlich in seinen imposanten Felsgestalten und
klaffenden Spalten, innerlich in dem geringeren Kalkgehalt, wenigstens
gegenüber dem Pläner. Durch kalkreichere Einschlüsse, wie z. B. die
versprengten Jurateile bei Hobnstein u. a., wird allerdings dem Kalk-
mangel hier und da abgeholfen.
Hinter den paläo- und mesozoischen Schichten der linken Elbtalseite
sitzen, als Gegenstück zu der Lausitzer Granitmasse, ebenfalls Urgebirgs-
massen, Gneis, Porphyr, Granit und Granitporphyr, hier und da von
Basaltkaminen durchbrochen.
Das nordböhmische Elbgebiet weicht abermals von den vorigen in
seinem geologischen Aufbau völlig ab, tertiäre Schichten sind mit aus-
gedehnten Basaltmassen vergesellschaftet, letztere von Phonolith durch-
brochen.
Soweit meine Forschungen reichen, haben wir es also mit folgenden
geologischen Gebieten zu tun, denen ich die hauptsächlichsten von mir
untersuchten Fundplätze, beisetze:
I. Urgebirge rechts der Elbe: Höhenzug von Loschwitz bis
Pillnitz und Dresdner Heide bei Klotzsche.
II. Urgebirge links der Elbe: In den unteren Gebieten bei
Tharandt und Kreischa, in den oberen (Erzgebirge) bei Geising,
hier zugleich am Geisingberg eine Basaltkuppe.
III. Paläo- und mesozoische Schichten links der Elbe:
Niederwartha, Schonergrund, Lockwitz, Dohna, Weesenstein.
IV. Paläozoische Schichten rechts der Elbe: Rödertal bei
Radeberg.
V. Elbsandsteingebirge: Pirna, Königstein, Rathen, Polenz-
tal, Lilienstein, Pfaffenstein.
VI. Quartäres Elbtalgebiet: Bachläufe mit Weiden und Elbufer
oberhalb Blasewitz.
VII. Tertiär- und Basaltgebiet Nordböhmens: Aussig und
Umgebung.
Dafs ich keine vollständige Diplopoden- Fauna Sachsens liefern will
und kann, ist für jeden Einsichtigen selbstverständlich, es ist auch gar nicht
unwahrscheinlich, dafs namentlich einerseits im oberen Spree- und Neifse-
gebiet, andererseits in den westlichen Teilen Sachsens die eine oder die
andere neue Form noch auffindbar ist. Dennoch kann es keinem Zweifel
unterliegen, dafs ich sowohl die wichtigsten Teile Sachsens untersucht
habe, als auch die Hauptmasse der Diplopoden-Fauna festgestellt, so dafs
die Grundzüge und der eigentliche Charakter dieser Fauna klar vor
Augen gebracht sind.
Auf die hydro- und orographischen Verhältnisse brauche ich im all-
gemeinen nicht einzugehen. Dafs der Wald bestand dieser Elbgebiete
streckenweise arg gelichtet ist, kann bei der Bevölkerungsdichtigkeit
nicht in Erstaunen setzen. Im Gegenteil mufs man es als Naturforscher
und Mensch dankbar und freudig anerkennen, dafs selbst in der Nähe
Dresdens noch so ausgedehnte Waldreviere wie diejenigen der Dresdner
Heide, des Moritzburger und Tharandter Forstes erhalten sind. Aber
23
selbst wenn wir uns diese gröfseren Waldreviere ganz wegdenken wollen,
kommen doch noch zahlreiche kleinere Waldbestände in der Nachbarschaft
Dresdens in Betracht, welche dem Forscher für seine Tätigkeit als vor-
treffliche Unterlage dienen. Besonders gedenke ich hier der zahlreichen
bandartigen Waldbestände, welche den Bändern der Flufs- und Bach-
tälchen folgend meist his zur Hochfläche reichen, während diese selbst
der Landwirtschaft dient. Diese zahlreichen bewaldeten Tälchen, unter
denen ich östlich nenne den Losch witzgrund, Wachwitzgrund, Moosleite,
Helfenbergergrund und Friedrichsgrund, westlich den. Tännig- und Amsel-
grund, Weifseritz-, Lockwitz- und Müglitztal, sind nicht nur durch Be-
waldung und Bewässerung, sondern an manchen Stellen auch durch Stein-
geröll für Diplopoden als Wohnsitz wertvoll. Während im Urgebirge
namentlich östlich der Elbe Nadelwald vorherrscht, findet sich in den
Schluchten der westlich der Elbe befindlichen Sedimentgesteine vorwiegend
Laubwald. Dennoch fehlt derselbe auch östlich der Elbe auf dem Granit-
höhenzuge Loschwitz-Pillnitz durchaus nicht und ist namentlich einerseits
an den der Elbe zugekehrten, sonnigen Abhängen z. B. mit Eichen ver-
treten, andererseits in den Schluchten mit Erlen, die ja auch in sonst
reinen Nadelholzdistrikten an den Bachläufen nicht fehlen (Dresdner Heide-
wald). Reine Kiefernwälder, wie wir sie im Granitgebiet nicht selten
finden, können als die an Diplopoden ärmsten Waldgebiete bezeichnet
werden, da man in ihnen bisweilen, namentlich wenn es sich um Jungholz
handelt, sich vergeblich nach irgendeinem Tausendfüfsler umsieht. Die
an Diplopoden viel reicheren Laubwälder auf Pläner und Silur da-
gegen sind auch botanisch viel reichhaltiger. Aufser Eichen und Buchen
erwähne ich noch Eschen, Rosen, Brombeeren, Hollunder, Kirschen, Weifs-
dorn, Bryonia , Hedera. Wegen gröfseren Pflanzen- und namentlich Hölzer-
reichtums und reichlicherer Belichtung sind kleine Talwäldchen an Diplo-
poden meist reicher als ausgedehnte, namentlich an Unterholz arme und
im Laufe der Zeit durch Abholzung noch dazu stark wechselnde, weite
Waldreviere. Doch hängen reichere oder ärmere Fauna im übrigen sehr
von Boden-, Fels- und Wasserbeschaffenheit ab. Durchschnittlich findet
man im Granitgebiet viel schwerere Felsstücke als in den Kalkformationen,
so dafs dementsprechend auch die Schlupfwinkel für die Bodentiere geringer
sind. Es gibt aber Gebiete, in welchen durch den Menschen die Granit-
stücke zu kleinerem Geröll zerschlagen sind, z. B. am Loschwitz-Pillnitzer
Höhenzug an verschiedenen Stellen. Hierdurch ist den Bodenkerfen die
Existenz einmal ausnahmsweise verbessert worden, wenigstens da wo
sich in der Nähe solchen zerschlagenen Granits die nötige pflanzliche
Nahrung und Wasser vorfindet. Die Schlupfwinkel sind den Tieren an
solchen Stellen vervielfältigt worden, so dafs trotz des Granits eine reiche
Fauna zur Entfaltung gelangt, soweit die sonstigen Existenzerfordernisse
gegeben sind. Jedenfalls hängt bei den kalkbedürftigen Diplo-
poden das Auftreten einer nach Formen und Individuen reichen
Gesellschaft keineswegs vom Vorhandensein einer Kalkfor-
mation ab.
Im Elbsandsteingebirge ist der Wald sehr verschieden gemischt, im
allgemeinen aber der Tannenwald viel reichlicher vertreten als in den
tieferen Elbgeländen. Tief eingeschnittene Schluchten sind nicht immer
günstig, denn wenn die nötige Feuchtigkeit und dementsprechend Pflanzen-
wuchs nicht vorhanden sind, kann man selbst in tiefen Klüften eine öde
24
Sandablagerung vorfinden. Umgekehrt sah ich z. B. in der Nähe von
Rathen einen nicht besonders tief eingeschnittenen, verlassenen Holzpfad,
der gröfstenteils zwischen Nadelwald hinlief und völlig von Sphagnum und
anderen Moosen überzogen war, so dafs man auf ihm wie auf einem dichten
Teppichbelag Hunderte von Metern weit dahinwandelte. Die Flufs- und
Bachtälchen des Elbsandsteingebirges sind bekanntlich besonders am
rechten Ufer vertreten und haben sich ein beträchtliches Gefälle schon
deshalb erhalten, weil sie meist im Oberlauf dem Granit angehören. An
den Ufern dieser Wasseradern, z. B. der Polenz, tritt mannigfaltiges Ge-
hölz auf, an gut belichteten Stellen auch reichlich Unterholz und Kräuter.
Dort gibt es also auch Plätze, welche der Entwickelung der Diplopoden
besonders günstig sind, indem sich mit Feuchtigkeit, Licht und Pflanzen-
abfällen Pflanzenschutz und eventuell auch noch Steingeröll vereinigt.
Für einen Teil des Elbsandsteingebirges sind bekanntlich die Tafelberge
oder „Steine“, wie Lilienstein, Königstein u. a. charakteristisch. Sie stellen
die Überreste eines höheren Gebirgsstockwerks vor und lassen an ihrem
Grunde, wo sich eine mehr oder weniger ausgedehnte Hochebene an-
schliefst, Geröllmassen entstehen, welche je nach den sonstigen Umständen
für Bodentiere mehr oder weniger günstig sind. Die emporragenden
„Steine“ selbst dagegen habe ich arm an Bodenkerfen gefunden, besonders
den Lilienstein, an welchem mir überhaupt kein Diplopode aufgestofsen
ist, während solche, deren Oberfläche mehr zerklüftet ist, wie der Pfaffen-
stein, in den Einschnitten und Gruben einiges Leben an Tausendfüfslern
aufweisen. Von vornherein ist es ja klar, dafs sich am Fufs der Tafel-
berge namentlich im Sommer eher Feuchtigkeit halten kann als oben und
an den Abhängen, zumal wenn die Schattenwände in Betracht gezogen
werden.
Hinsichtlich der Urgebirgsmassen links der Elbe möchte ich noch
daran erinnern, dafs in den tieferen Gebieten, wo sich bei Kreischa (und
am Wilisch) und in der Gegend von Tharandt sowohl Laub- als auch
namentlich Nadelholzwälder vorfinden, Elbsandsteininseln beigelagert sind.
Im Erzgebirge habe ich leider die höchsten Distrikte nicht kennen gelernt,
immerhin habe ich zweimal auf mehrere Stunden den Geisingberg, d. h.
Gebiete von 700 bis 820 m Höhe durchsucht. Wir haben auch dort ge-
mischten Wald, in welchem Nadelholz vorherrscht. Auf Waldblöfsen ist
Himbeergestrüpp sehr reichlich. Am Waldrande, welcher ungefähr der
Basis der emporragenden Basaltkuppe entspricht, finden wir aufser Busch-
werk, ( Corylus , rotbeerigen Sambucus ) hier und da Acer und Ebereschen,
aufserdem Himbeeren, Urtica , Galeopsis. Auf der Kuppe des Geising-
berges sind die grofsblumigen Impatiens noch ausschliefslich vertreten,
während sie in den tiefen Gebieten des Elbtales fast allenthalben von
dem kleinblumigen Eindringling verdrängt worden sind.
II. Verzeichnis der im sächsisch -nordböhmischen Elbgebiet von mir
nachgewiesenen Diplopoden.
1. Polyxenus lagurus aut. 10
2. Glomeris pustulata Latr. x ca. 200
3. — conspersa C. K. ( genuina ) 90
4. — hexasticha bavarica Verh. x 62
25
5. Glomeris hexasticha marcomannia Verh. 64
[6. — connexa alpina Latz.] 0
7. Geoglomeris subterranea Verh. 11
8. Gervaisia costata Latz. u. Verh. 11
9. Strongylosoma pallipes Latz, x ca. 400
10. Polydesmus denticulatus C. K. x 325
11. — coreaceus Porath. x 6
12. — illyricus Verh. var. austriacus Verh. 12
13. Brachydesmus superus Latz, (gen.) x 54
14. Orthochordeuma germanicum Verh. 137
15. Orobainosoma flavescens Latz. 43
16. Craspedosoma simile germanicum Verh. x 87
17. Ceratosoma karoli Rothenb. (gen.) x 6
18. Heteroporatia vihorlaticum albiae Verh. 23
19. — bosniense Verh. x ca. 20
20. — simile eremita Verh. 1
21. Mastig ophorophyllon saxonicum Verh. 54
22. Nopoiulus palmatus Nem. 5
23. — palmatus caelebs Verh. 17
24. Typhloblaniulus. guttulatus Gerv. x 15
25. Isobates varicornis (C. K.) Latz, x 11
26. Leptophyllum nanum Latz, x 36
27. Schizophyllum sabulosum (L.) Latz, x 33
28. Brachyiulus projectus kochi Verh. x 92
29. — unilineatus C. K. x 2
30. Microiulus laeticollis Por. 3
31. Leptoiulus ciliatus Verh. 49
32. bükkensis Verh. x 4
33. Julus ligulifer Latz. u. Verh. x 73
34. Cylindroiulus occultus C. K. x 21
35. — londinensis Leach var. saxonicus Verh. 38
36. Oncoiulus foetidus C. K. x 236
37. Polyzonium germanicum Brandt. — x ca. 100
Hinter den einzelnen Arten habe ich die Zahl der von mir in Sachsen
und Deutschböhmen gesammelten Individuen angegeben, wobei jedoch die
Mehrzahl der 1900 bei Aussig gefundenen Stücke nicht mitgerechnet worden
ist. Es finden sich also 8 Arten, welche in 50 — 100 Individuen und aufser-
dem 6 Arten, welche in mehr als 100 Individuen beobachtet worden sind,
während ich im ganzen ungefähr 2400 Stück untersucht habe.
III, Die nordböhmisch- sächsischen Elbgaugebiete untereinander
verglichen.
In der vorhergehenden Übersicht sind die 20 mit einem X bezeichneten
Arten in Nordböhmen bei Aussig nachgewiesen. Von ihnen habe ich in
Sachsen nirgends aufgefunden:
1. Heteroporatia bosniense ,
2. Brachyiulus unilineatus ,
3. Leptoiulus ciliatus bükkensis ,
4. Cylindroiulus occultus.
26
Nr. 2 und 4 sind kalk- und wärmebedürftige, östliche Tiere, welche in
ihrem Vordringen nach Norden durch die engeren und kühleren Strecken des
Elbsandstein- Flufspasses recht wohl aufgehalten sein können. Nr. 1 wird
in Sachsen durch Het. vih. alhiae , Nr. 3 durch den typischen ciliatus ersetzt.
Es bleiben somit 16 Diplopoden, welche ich als Sachsen und Nordböhmen
gemeinsam nachgewiesen habe. Von den 17 aus Nordböhmen noch nicht
erwiesenen Arten kann Polyxenus jedenfalls erwartet werden, Orthochor-
deuma germanicum habe ich bereits für das östliche Böhmen (Nachod)
festgestellt, Glomeris marcomannia und alpina für den bayerisch-böhmischen
Wald. Gervaisia costata ist von Haase und mir ebenfalls in den Sudeten
aufgefunden. Polydesmus illyricus kann im Bereich Nordböhmens noch er-
wartet werden, da er nach allen Richtungen hin auftritt, wenn auch in
zum Teil verschiedenen Varietäten. Auch Orohainosoma flavescens kann in
Böhmen erwartet werden, nachdem er dem sächsischen Elbgebiet und den
Ostalpen gemeinsam ist. Nopoiulus palmatus wurde sogar zuerst aus Böhmen
bekannt gemacht, ob palmatus caelebs in Böhmen vorkommt, ist noch
zweifelhaft. Es bleiben somit noch übrig Nr. 7, 18, 20, 21, welche nach
den bisherigen Erfahrungen auf Sachsen beschränkt sind und schliefslich
Glomeris conspersa , Microiulus laeticollis und Cylindrohdus londinensis,
welche auf Grund ihrer übrigen Verbreitung nicht mehr in Nordböhmen
erwartet werden können*). Glomeris conspersa ist zwar durch den gröfsten
Teil der Alpenländer verbreitet, geht aber westlich im allgemeinen bis zum
Rhein und nördlich der Donau nicht über die Elbe hinaus. Microiulus
laeticollis ist aus dem südlichen Schweden bekannt und besonders in der
nordostdeutschen Tiefebene zu Hause. Er ist schon in Sachsen selten
und scheint bei Dresden einen seiner südlichen Ausläufer zu erreichen.
Cylindroiulus londinensis ist ein westeuropäisches Charaktertier, welches
in Österreich nördlich der Donau niemals gefunden wurde. Vermöge seiner
Vorliebe für niedere und offene Gelände ist es in Norddeutschland weiter
nach Osten vorgedrungen als in Mittel- und Süddeutschland. Es bietet
ein interessantes westliches Gegenstück zu den östlichen Iuliden Brachyiulus
unilineatus und Cylindroiulus occultus. Eine weitgehende fauni-
stische Verwandtschaft zwischen Nordböhmen und Sachsen ist
also zweifellos erwiesen und dürfte noch mehr zum Ausdruck kommen,
wenn die besonders schwer aufzufindenden Ascospermophora noch besser
bekannt sind. Diese Verwandtschaft gründet sich zum Teil ohne Frage
auf die im östlichen Böhmen und im sächsischen Elbgelände weit aus-
gedehnten Kreideformationen.
In Sachsen selbst konnte ich einen bemerkenswerten Unterschied
zwischen den beiden Elbseiten feststellen, insbesondere zwischen dem
Loschwitzer Granithöhenzug rechts und den kalkreichen Gebieten des
unteren Müglitztales links der Elbe. Während ostwärts Glomeris pustulata
sehr häufig war, begegnete sie mir westwärts niemals (links der Elbe fand
ich pustidata überhaupt nur einmal bei Niederwartha). Umgekehrt fand
ich Gl. conspersa im Müglitztal verbreitet und noch am Geisingberg häufig,
ostwärts überhaupt niemals. Auch die kleinen Glomeriden des Müglitz-
talgebietes (also Geoglomeris und Gervaisia) fehlen im östlichen Granit-
gebiet. Die Gl. hexasticha- Formen sind in beiden Revieren ziemlich gleich-
*) lm Böhmerwald habe ich Glomeris conspersa als häutig bei Neuern an der
Ruine Beyereck erwiesen.
27
mäfsig vertreten. Diese geringeren Ansprüche an die Gesteinsbeschaffen-
heit bei hexasticha hängen offenbar mit ihrer weiten Verbreitung und
grofsen Variabilität zusammen.
Auf beiden Elbseiten reichlich vertreten habe ich erwiesen: Oncoiulus
foetidus , Schizophyllum sabulosum , Polydesmus denticulatus , Brachydesmus
superus, Orthochordeuma, Orobainosoma, Craspedosoma. — Strongylosoma
und Brachyiulus kochi sind zwar auf beiden Elbseiten vertreten, aber im
westlichen Kalkgebiet bedeutend reichlicher als auf dem Granit. Dasselbe
dürfte gelten für Leptophyllum und Iulus ligulifer , die ich bisher aller-
dings nur im westlichen Kalkgebiet tatsächlich auffand. Ceratosoma meidet
die tieferen Gebirgslagen, fehlt daher auf beiden Elbseiten und findet sich
erst weiter im Innern des Gebirges, was für Heteroporatia eremita wahr-
scheinlich in noch höherem Mafse gilt. Leptoiidus ciliatus und Microiulus
bilden den Gegensatz zu ligulifer , insofern ich sie nirgends im Kalkgebiet
nachweisen konnte, vielmehr ausschliefslich im östlichen Granitgebiet,
ciliatus dann aber auch wieder im Elbsandsteingebirge. Merkwürdig ist
das Auftreten des Cylindroiulus londinensis, welcher sonst entschieden kalk-
haltige und schwere Böden bevorzugt, hier aber gerade in den Schluchten
des rechtsufrigen Granitzuges häufig auftritt, während er mir in dem so
oft durchsuchten Dohna- Revier niemals zu Gesicht gekommen ist, ver-
einzelt aber bei Kalkgestein im Schonergrund und bei Lockwitz. Ich
habe den Eindruck erhalten, dafs das Elbgelände bei Dresden ein Stück
des Arealrandes des londinensis vorstellt und dafs er in diesem Gebiet im
langsamen Vorrücken begriffen ist. Es wäre späteren Forschern also be-
sonders das linke Ufergebiet hinsichtlich des londinensis zur Beachtung
zu empfehlen, namentlich die Strecke zwischen Lockwitz- und Müglitztal.
Dafs londinensis im sächsischen Elbgebiet ein neuer Eindringling ist,
beweist auch der Umstand, dafs er nur in niederen Talgebieten angetroffen
wurde, während andere im Gebiet reichlich verbreitete Formen auch an
hohen Punkten, wie namentlich am Geisingberg Vorkommen, so Orthochor-
deuma;, Polyzonium , Strongylosoma , Oncoiidus , Schizophyllum , Iulus ligu-
lifer, Polydesmus denticulatus. Jedes Lebewesen sucht sich im Raum aus-
zubreiten, was bei den Diplopoden langsam und schrittweise geschieht.
Wenn also in einem Eaunengebiet ein derartiges Bodentier reichlich ver-
breitet ist und auch hohe Plätze bevölkert hat, dürfen wir es als einen
alten Bürger des Reviers in Anspruch nehmen, im Gegensatz zu londi-
nensis und Glomeris pustuläta . Dabei müssen wir allerdings festgestellt
haben, dafs diese letzteren Arten in anderen Ländern auch an hohen Plätzen
Vorkommen und dem Klima rauherer Lagen gewachsen sind. Es sei deshalb
daran erinnert, dafs ich londinensis z. B. am Titisee im Schwarzwald und
pustulata z. B. nicht weit vom Arbersee im Böhmerwald festgestellt habe,
also beide an Plätzen, welche sich noch etwa 100 m über der höchsten
Kuppe des Geisingberges befinden. Treffen wir sie dagegen im Elbgebiet
nur an tief gelegenen Plätzen, so lehrt uns das, dafs sie bei ihrer lang-
samen Ausbreitung noch nicht Zeit gehabt haben, sich überallhin und
namentlich weiter ins Innere und nach oben auszubreiten. Das Elbtal
ist als eine Hauptwandei strafse ja von vornherein nicht zu bezweifeln, in
ihm ist londinensis von Nordwesten, pustidata von Südosten hergekommen.
Während nun Glomeris pustulata nach meinen Untersuchungen auf das
Elbtal oder vielmehr seine Ränder beschränkt geblieben ist, konnte ich
Cyl. londinensis auch im Rödertal nördlich von Radeberg nachweisen, ein
28
Vorkommen, welches uns hinüberführt nach Brandenburg, wo ich die Art
mehrfach nachgewiesen habe. Im Gegensatz zu pustulata sind Glomeris
hexasticha und conspersa weit ins Binnenland*) vorgedrungen, erstere bis
zum Wilisch, letztere bis auf den Geisingberg.
Ein Bürger der Elbtalränder ist auch Heteroporatia vihorlaticum albiae,
ein Tier, welches Haase wahrscheinlich bei seiner „var. fasciatum “ von
verschiedenen Teilen Schlesiens Vorgelegen hat. Als Talform schliefst
sich dieses Tier übrigens an das Vorkommen des verwandten bosniense an.
Brachydesmus superus , Polydesmus coreaceus und Microiulus laeticollis
sind ebenfalls nur von den Elbtalrändern oder deren nächster Nachbar-
schaft zu verzeichnen, wieder im Zusammenhang mit ihrem sonstigen Auf-
treten. Br. superus ist von der norddeutschen Tiefebene abgesehen z. B.
am Rhein, auch nur an Flufsrändern beobachtet, desgleichen Pol. coreaceus ,
während laeticollis als Tieflandtier schon genannt wurde.
Polyzonium germanicum ist im Gebiet weit verbreitet und kommt
sowohl in tieferen als auch höheren Lagen vor. Um so auffälliger ist es,
dafs ich diesen Diplopoden in den Schluchten des Loschwitz-Pillnitzer
Granitzuges so selten angetroffen habe. Es sind somit als
a) abseits von den Elbtalrandgebieten und nur weiterim Innern
auftretend beobachtet worden
1. Ceratosoma karoli , 2. Heteroporatia simile eremita\
b) nicht im Innern und nur an den Elbtalrandgebieten ver-
breitet aufgefunden wurden
1. Glomeris pustulata , 2. Heteroporatia vihorlaticum albiae ,
3. Brachydesmus superus , 4. Polydesmus coreaceus , 5. Mi-
croiulus laeticollis , Q.Nopoiulus palmatus caelebs und 7. Typhlo-
blaniulus. —
Nopoiulus ist schon durch das Leben unter Weidenborke auf eine
Verbreitung längs der Flufsläufe angewiesen und Typhloblaniulus gehört
zu den Arten, welche namentlich in Westeuropa als Kulturschädlinge sich
bemerkbar gemacht haben.
Fragen wir nach den Gründen für die auffallende Verschiedenheit
in der Zusammensetzung der Diplopoden -Fauna der beiden Elbtalseiten
unterhalb Pirna, so kommen wir mit den biologischen Verhältnissen allein
nicht weiter. Ich möchte hier den allgemeinen Leitsatz einfügen, dafs
je geringer die Verbreitungsmittel einer Tierklasse sind, um so
gröfser die Notwendigkeit wird, noch andere als biologische Ver-
hältnisse zur Erklärung der tatsächlichen Verbreitung heran-
zuziehen. Die andern Verhältnisse können aber nur historische sein.
Die Verbreitung der Diplopoden mufs biologisch und historisch
aufgefafst werden. Ist das aber für eine Tierklasse völlig klar, so mufs
gefolgert werden, dafs auch alle anderen Tierklassen in ihrer Verbreitung
durch die grofsen historischen Erdprozesse mehr oder weniger beeinflufst
worden sind.
Wenn also pustulata im Loschwitzer Granitzug häufig ist, im Dohna-
Kalkgebiet dagegen fehlt, so könnte man das entweder auf die Vorliebe
für Urgebiete oder auf die besonders sonnige Lage zurückführen. Aber
beide Erklärungen befriedigen mich noch nicht. Allerdings hat mir die
*) Als Binnenland sind diejenigen Länderstrecken gemeint, welche aufserhalb des
Elbtales und seiner Ränder liegen.
29
Häufigkeit der pustulata auf Urgebirge ihre Vorliebe für dieses sowohl
in Südtirol als auch im Böhmerwald bewiesen, aber sie meidet das
Kalkgestein durchaus nicht. Wenn man nämlich dem Auffinden
einzelner Individuen auf demselben keine Bedeutung beimessen will, so mufs
das doch dann geschehen, wenn sich pustulata wiederholt auf Kalk gesellig
herausgestellt hat. Diesen Nachweis aber konnte ich im letzten Herbst
sowohl im südlichen Baden als auch im nördlichen Schweizer Jura, als auch
am Ipf bei Nördlingen führen. Allen diesen Vorkommnissen gemeinsam
ist das Vorhandensein fester, nicht in kleine Brocken zerfallender
Steintrümmer, zwischen welchen weite Lücken für eine bequeme
Bewegung übrig bleiben; ob Kalk oder Urgebirge ist dagegen
nebensächlich. Für andere Glomeris, wie z. B. conspersa , gilt übrigens
dasselbe. Dafs conspersa ebenfalls handliche bequeme Lücken lassende
Felstrümmer liebt und nicht auf die Formation sieht, zeigt ihr Vor-
kommen in den Sedimenten bei Weesenstein und im Basaltgeröll am
Geisingberg. Sie lebt ferner in reinem Urgebirge, wie ich am Titisee im
Schwarzwald feststellen konnte, ebenso im Kalkgeröll, z. B. des Jura.
Bei Dohna finden wir ein ausgedehntes Plänergebiet. Der Plänerkalk
bildet aber breite, manchmal sogar schieferartige Tafeln, welche
weit mehr als gedrungene, vieleckige Stücke geeignet sind, kugelige Tiere
wie Glomeris zu zerdrücken. Sie bieten ihnen also nicht die günstigen
Schlupfwinkel wie Urgebirgsgeröll und klumpiges, festes Kalkgeröll. In
einem derartig flache Plänerkalkstücke enthaltenden Wald habe ich daher
zwar Gervaisia und Geoglomeris , niemals aber Glomeris angetroffen,
trotz vieler Exkursionen, denn erstere können in den kleineren Gesteins-
zwischenräumen sich halten vermöge ihres kleinen Körpers an Stellen, wo
die viel gröfseren Glomeris zermalmt werden würden. Noch auffallender
ist die Tatsache, dafs ich auf meinen Wanderungen in dem sächsiclien
Elbsandsteingebirge niemals eine Glomeride zu Gesicht be-
kommen habe, ein Umstand, der für die mechanische Bedeutung der
Gesteine als Unterschlupf für bestimmte Tiergruppen sehr ins Gewicht
fällt. Die Erklärung für diese Glomeriden-Öde des Elbsandsteins
suche ich einmal darin, dafs dieses Gestein in seinen Brocken weder so
schöne Löcher darbietet wie häufig Kalkgestein oder Basalt, noch den
günstigen muscheligen Bruch vieler Urgebirgsbrocken aufweist. Ferner
verwittert es in einer für Glomeride n (die hinsichtlich ihrer Bewegung
besonders sefshaft sind) besonders unangenehmen Weise, indem die vielen
feinen Eerfallkörner, welche oft ganze Sandschichten entstehen lassen, den
Tieren einerseits direkt unangenehm sind beim Laufen und dadurch, dafs
sie beim Einrollen in die Kugel gelangen können, andererseits sowohl
Geröll als auch Humus und Blätterschichten durchsetzen und damit sowohl
die Aufnahme der Nahrung erschweren als auch den Aufbau der Humus-
kügelchen, mit welchen jedes einzelne Ei umhüllt werden mufs. Ob nun
dem Elbsandsteingebirge wirklich die Glomeriden völlig fehlen, mögen
weitere Untersuchungen lehren; dafs sie dort mindestens ungewöhnlich
spärlich sind, kann nicht mehr zweifelhaft sein.
In dem eben genannten Plänergebiet bei Dohna fand ich hier und
da auch Elbsandsteintrümmer, über deren Herkunft ich mir anfangs, als
ich in der Nachbarschaft nur anstehenden Plänerkalk gesehen hatte, den
Kopf zerbrach, bis ich in einem verlassenen benachbarten Steinbruch einen
schönen Aufschlufs bemerkte, der eine Schicht Quadersandstein mitten im
30
Verband des Pläners aufgedeckt hat. Von dieser stammen also die um-
hergestreuten und zum Teil auch im benachbarten Wald befindlichen Sand-
steinstücke. Obwohl nun diese Sandsteine nicht so massig sind, dafs sie
den dort reichlichen Laubwaldhumus sandig durchsetzt hätten, habe ich
doch auch unter ihnen keine Glomeris auffinden können. Wohl aber fand
ich die hexasticha im benachbarten Steinbruch, wo eine Bodenversandung
durch das Überwiegen des Pläner verhindert wird. In den Plänerstein-
brüchen am Schonergrund gab es überhaupt keine Glomeriden.
Die mechanische Beschaffenheit der Gesteine und, die Art
ihrer Zertrümmerung sind somit auf die Verbreitung der Diplo-
poden von grofsem Einflufs.
Dafs nun aber pustulata nicht im Müglitztalgebiet auftritt und um-
gekehrt conspersa nicht im östlichen Granitgebiet, kann nicht durch die
Beschaffenheit der Gesteine erklärt werden — auf Grund dieser könnte
sowohl conspersa im Loschwitzer Höhenzug als auch pustulata bei Weesen-
stein und Geising Vorkommen — sondern ergibt sich aus historischen
Vorgängen. Glomeris conspersa ist in Mitteldeutschland eine ausge-
sprochen westliche Form und tritt nur deshalb westlich der Elbe auf,
weil sie von Westen gekommen ist und für ihre weitere Ausbreitung
nicht nur im Elbtal, sondern anscheinend auch im Elbsandsteingebirge
ein Hemmnis gefunden hat. Glomeris pustulata dagegen ist mehr als
südliche Form anzusprechen, doch kann es nicht so bestimmt wie bei con-
spersa gesagt werden, von welcher Dichtung sie gekommen ist. Wahr-
scheinlich aber ist sie entweder von Nordböhmen, wo ich sie ja am
Schreckenstein nachgewiesen habe, dem Elbtal entlang nach Norden vor-
gerückt (und dann müfsten wir sie im Elbsandsteingebirge wenigstens an
günstigen Plätzen der Talrinne noch auffinden), oder sie ist durch die
Gebirge des westlichen Sachsens an die Elbe gelangt.
Wenn ich soeben betont habe, dafs für die Glomeris- Arten bestimmte
mechanische Verhältnisse der Gesteine viel wichtiger sind als deren
chemische Zusammensetzung, so darf daraus nicht geschlossen werden,
dafs die letztere für alle Diplopoden geringe Bedeutung habe. Es gibt
nämlich auch ausgesprochene Kalktiere und als solche kommen hier in
Betracht die kleinen Glomeriden Geoglomeris und Gervaisia. Die Geo-
glomeris habe ich überhaupt nur unter Plänerplatten gefunden. Selbst
da, wo dieselben mit Sandsteinstücken vermischt waren, habe ich an
letzteren niemals eine Geoglomeris gesehen. Gervaisien habe ich «an so
zahlreichen Plätzen in Italien, Österreich-Ungarn und Bosnien-Herzegowina
immer nur auf Kalkstein beobachtet, dafs sie als ausgesprochene Kalk-
tiere gelten können. Dabei sitzen sie jedoch häufiger in dem den Kalk-
steinen benachbarten Humus als an diesen selbst. Das Fehlen der
Gervaisien im ostelbischen Granitgebiet und im Elbsandsteingebirge
hängt also nicht etwa mit einer Herkunft von Westen zusammen, sondern
entspricht den biologischen Erfordernissen. Diese und andere kleine
Glomeriden, welche zu den sefshaftesten aller existierenden
Organismen gehören, betrachte ich als Reste einer einst reicher
entfalteten, uralten Tiergruppe, welche nur geringe geo-
graphische Verschiebungen erfahren und die Eiszeit da oder
wenigstens in der Nähe derjenigen Plätze überdauert hat, an
welchen sie sich noch heute befindet,
31
In Mitteleuropa kennen wir Gervaisien nur südlich der Linie
der glazialen nordischen Geschiebe, und es ist gewifs recht interessant,
dafs ich Geoglomeris und Gervaisia bei Dohna gemeinsam an einer Stelle
nachweisen konnte, welche sich in der Nähe der nordischen Ge-
schiebegrenzlinie befindet. Insofern haben wir bei diesen Glomeriden
des unteren Müglitztalgebietes den vereinten Ausdruck historischer
und biologischer Verhältnisse. Sehr bemerkenswert ist es, dafs ich
am Geisingberg eine Gervaisia costata unter einem Basaltstück auffand.
Der Basalt ist nicht so kalkarm wie das Urgebirge. Da nun ein breites
Stück Gneisgebirge den Geisingberg von dem unteren Müglitzkalkgebiet
trennt, im Granit- und Gneisgebiet aber nie eine Gervaisia gesehen worden
ist, so möchte ich die Gervaisien des Geisingberges als solche ansehen,
welche die Abnagung der an den oberen Erzgebirgshängen einst vor-
kommenden und auch jetzt noch in einigen Inseln vorhandenen, paläo-
zoischen Kalkmassen überdauert haben.
Glimmerschiefer ist für Gervaisia ein Untergrund, auf dem sie
zwar auch nicht gern zu leben scheint, aber wenigstens existieren kann,
denn ich habe bei Lindewiese im Altvatergebirge in einem auf Glimmer-
schiefer stehenden Buchenwald vier Stück von costata erbeutet.
Neben solchen absoluten oder fast absoluten Kalktieren können
Brachyiulus und Strongylosoma als relative Kalktiere angesprochen
werden, indem sie auf den kalkarmen Gebieten selbst an Plätzen, die
hinsichtlich der übrigen Existenzverhältnisse so günstig sind wie einige
des Loschwitzer Granithöhenzuges, ganz auffallend individuenärmer er-
scheinen als an Kalkplätzen der anderen Talseite, wie Dohna, Weesenstein,
Lockwitz, Niederwartha. Trotzdem diese Brachyiulus und Strongylosoma
südöstlicher Herkunft sind, zeigen sie sich im westlichen Elbgelände reich-
licher entwickelt.
Bemerkenswert ist aber auch im Hinblick auf den Geisingberg und
die Gegend von Aussig, dafs Brachyiulus auf Basalt viel besser gedeiht
als auf Urgestein.
Dafs Microiulus nur ostwärts beobachtet wurde, entspricht seiner
nördlich-östlichen Herkunft vollkommen. Ebenso wurde Ceratosoma nur
westlich der Elbe nachgewiesen, entsprechend seiner südwestlichen
Herkunft.
Dafs ich Polyzonium auf Granit und Sandstein selten fand, hängt
mit der Vorliebe dieser Gattung für kalkreichen Boden zusammen, ohne
dafs dieselbe an das Vorkommen von Gestein gebunden wäre, wie ihre
weite Ausbreitung in Nordostdeutschland anzeigt.
Leptoiulus ciliatus ist insofern merkwürdig, als er innerhalb Deutsch-
lands die kalkreichen Gesteine meidet, in Siebenbürgen dagegen in Kalk-
gebirgen häufig vorkommt, während ich ihn in der Tatra sowohl in dem
Granit- als auch Kalkgebiete derselben häufig antraf. Da diese ausge-
sprochene Karpathenform offenbar von Südosten nach Nordwesten in die
Sudeten sich ausgebreitet hat, scheint es, dafs sie von der Granittatra an
ihre alte Vorliebe für Kalkgebiete aufgegeben hat, ohne dafs damit eine
merkbare Rassentrennung zustande gekommen wäre.
Die tatsächliche Ausbreitung der Diplopoden im Elbgebiet erklärt
sich also teilweise aus den Ansprüchen an die natürlichen Existenz-
32
Verhältnisse, teilweise ist sie die Folge grofser historischer Vor-
gänge. Aus dem speziellen Teil wird man ersehen können, in welcher
Weise auch bei allenthalben vorkommenden Arten sich ein Einflufs der
Formation bemerklich macht.
IV. Das nordbölimisch- sächsische Elbgaugebiet im Vergleich mit
andern Teilen Mitteleuropas.
Hiermit kehre ich zurück zu der schon einleitend besprochenen
Gliederung der mitteldeutschen Provinz in mehrere Gaue. In west-
östlicher Richtung zeigt uns Mitteleuropa in der Diplopo den- Fauna er-
staunliche Gegensätze, von denen ich jetzt nur die wichtigsten hervorheben
will, soweit sie sich nämlich auf Gattungen und Untergattungen erstrecken:
Westdeutschland:
Ostdeutschland:
1. Gervaisia ,
2. Polyzonium.
3. Mastig ophorophyllon,
4. Heteroporatia ,
5. Oncoiulus ,
6. Brachyiulus,
7. Leptoiulus: ciliatus- Gruppe,
8. Microiidus.
1. Chordeuma,
2 . Microchordeuma,
3. Macheiriophoron,
4. Craspedosoma mit Ausnahme des
Cr. simile und transsilvanicmn ,
5. Tachypodoiulus,
6. Cylindroiulus, Gruppe
Ypsiloniulus,
7. Leptoiidus ohne ciliatus- Gruppe,
8. Geoglomeris*).
Diese 8 westlichen Gruppen fehlen also in mehr oder weniger aus-
gedehntem Bereich Ostdeutschlands, während umgekehrt diese 8 östlichen
Gruppen mehr oder weniger weit in Westdeutschland fehlen, und zwar kann
jetzt schon so viel bestimmt gesagt werden, dafs alle 8 westlichen
Gruppen östlich der Elbe völlig fehlen, während die 8 östlichen
Gruppen westlich des Rheins nicht mehr vorhanden sind, wobei
aber aufser dem linksrheinischen Deutschland an Belgien und Nordfrank-
reich zu denken ist (nicht Südfrankreich), ferner im Osten der Elbe an
die Gebiete nördlich der Donau.
Da ich hier nur Mitteldeutschland besprechen will, habe ich be-
sondere süddeutsch -alpine Gruppen aufser Betracht gelassen. Die ge-
nannten 8 und 8 Gruppen dienen also zur Charakterisierung des we st-
und ostdeutschen x\littelgaues.
Von der Art und Weise, wie die ost- und westdeutschen Formen mit
ihren Arealen in der Mitte getrennt bleiben oder sich übereinander schieben
von entgegengesetzten Richtungen aus, hängt die Abgrenzung eines oder
mehrerer mittlerer innnerdeutscher Gaue ab.
Wollen wir eine Hauptlinie 1. Ordnung als Grenze für West- und
Ostdeutschland und zwar zunächst für die Länder nördlich der Donau
festsetzen, so kann ich nach eingehender Prüfung bisher bekannt gewordener
Tatsachen die folgende ziehen:
*) Durch neue Forschungsreisen habe ich Geoglomeris inzwischen für den schwä-
bischen Jura und den fränkischen Muschelkalk erwiesen.
Im Norden zwischen Elbe und Weser beginnend folgen wir
der Wasserscheide bis zum Harz, gehen von diesem zwischen den
Flufsgebieten von Elbe und Weser weiter zum Thüringer Wald
und dem Fichtelgebirge und erreichen der Rednitz und Pegnitz
entlangziehend bei Regensburg die Donau an der Grenze von
Jura und Urgebirge.
Diese Linie wird von Westen her nicht überschritten von Ypsiloniulus ,
Macheiriopkoron und Craspedosoma (ohne simile und transsilvanicmri), nur
wenig (nämlich nach den jetzigen Kenntnissen bis ins Saalegebiet) wird sie
überschritten von Chordeuma , Micro chordeuma und Tachypodoiulus , während
Leptoiulus alemannicus noch bis in den Böhmerwald gelangt ist. Umgekehrt
wird diese Linie von Osten her nicht überschritten von der Familie Mas -
tigophorophyllidae, von Gervaisia , Strongylosoma , Microiulus und Poly-
zonium und von der ciliatus- Gruppe. Da nun der Lauf des Rheines von
Basel an ebenfalls eine wichtige geographische Linie ist, so haben wir einen
westlichen mitteldeutschen Mischungsgau
zwischen der eben beschriebenen Hauptlinie und der Rheinlinie. Die Haupt-
linie kann auch kurz als Harz -Regensburger Linie bezeichnet werden.
Dafs sie innerhalb Norddeutschlands westlich der Elbe verläuft, ist
durch den Bestand der Diplopoden -Fauna der Niederelbe sichergestellt.
Zwischen dem Fichtelgebirge und Regensburg kann südlich der Pegnitz
die Grenze zwischen Urgebirge und Kalkformationen als mafsgebend
betrachtet werden. Am unsichersten bleibt vorläufig noch die Strecke
zwischen Braunschweig und dem Fichtelgebirge, weil die Fauna des west-
lichen Sachsens noch ganz unbekannt ist.
Einen östlichen mitteldeutschen Mischungsgau erhalten wir
zwischen der Elbe und dem Elbsandsteingebirge im Osten und der Harz-
Regensburger Linie im Westen. Auf diesen östlichen Mischungsgau führen
mich insbesondere meine vorliegenden nordböhmisch -sächsischen Unter-
suchungen. Sie liefern mir im Verein mit dem, was aus Thüringen,
Böhmer wald und Schlesien bekannt geworden ist, folgende Charakteristik:
Ostdeutscher Mittelgau:
1. Glomeris fagivora ,
2. Gervaisia ,
3. Scotherpes mamillatum ,
4. Polydesmus constrictus ,
5. Mastig ophorophyllon saxoni-
cum,
6. Heteroporatia vihorlaticum
albiae ,
7. Orohainosoma fiavescens ,
8. Cylindroiulus luridus,
9. — occultus,
10. Brachymlus unilineatus,
11. Leptoiulus ciliatus ,
12. — ciliatus bükkensis.
Östlicher mitteldeutscher
Mischungsgau:
1. Glomeris conspersa,
2. — marginata ,
3. Geoglomeris ,
4. Chordeuma silvestre ,
5. Micro chordeuma voigti*),
6. Craspedosomn alemannicum
bavaricum,
7. — alemannicum brevilobatum ,
8. Tachypodoiulus albip es,
9. Leptoiulus belgicus ,
10. Orobainosoma germanicum,
11. — pinivagum ,
12. Ceratosoma karoli germanicum ,
13. Leptoiulus alemannicus.
*) Eine Mitteilung über das Vorkommen von Chordeuma und Micro chordeuma
voigti im Saaletal verdanke ich Herrn Wernitz sch in Jena.
34
Wahrscheinlich mufs von diesen beiden Gauen noch ein dritter südöst-
lich-mitteldeutscher getrennt werden, für welchen als Charaktertiere Nr. 10
bis 13 rechts gelten können, etwa als markomannischer zu bezeichnen.
Er würde den Böhmerwald, die südwestlichen Teile Böhmens und die
nördlichen Oberösterreichs umfassen und sich im wesentlichen auf die in
diesen Gebieten verbreitete Urgebirgsmasse beziehen. Endlich ist es
möglich, dafs wir für einen grofsen Teil Mährens*) und den Norden Nieder-
österreichs einen vierten Gau aufzustellen haben, was sich aber erst dann
entscheiden läfst, wenn in diesen Gebieten genauere Untersuchungen durch-
geführt werden. Vorläufig handelt es sich darum, festzustellen, dafs wir
überhaupt in Mitteleuropa eine ganze Reihe origineller Tier-
gebiete unterscheiden können, analog den für die ganze Erde auf-
gestellten Regionen und Subregionen. Wie diese einzelnen Tiergebiete genau
abzugrenzen sind, und wie weit wir in der Gliederung solcher Gebiete
gehen können, hängt von der fortgesetzten Vervollkommnung unserer
Kenntnisse ab, und an ihr werden noch viele Arbeiten und Arbeiter mitzu-
wirken haben.
In einem andern Aufsatz wird die zoogeographische Gliederung Mittel-
europas eingehender behandelt; hinsichtlich der drei obengenannten
Provinzen Nord-, Mittel- und Süddeutschland will ich aber wenig-
stens an der Hand der Ascospermophora Folgendes als inhaltliche
F ormen - Charakteristik feststellen :
A. Norddeutschland ist das an Ascospermophoren auffallend
arme Gebiet, über welches sich nur einige Rassen des Craspe-
dosoma simile Verh. ausgebreitet haben, während östlich der
Oder an einigen Punkten auch noch Heteroporatia , wahrschein-
lich vihorlaticum beobachtet worden ist.
B. Mitteldeutschland ist viel reicher mit Ascospermophoren
besiedelt und nenne ich die Gattungen Orthochordeuma , Micro-
chordeuma, Chordeuma, Orobainosoma , Ceratosoma , Craspedo-
soma , Macheiriophoron , Heteroporatia , Mastig ophorophyllon.
C. Süddeutschland wird von Orthochordeuma und Mastigo-
phorophyllon nicht erreicht, hat sonst die vorigen Gattungen
mit Mitteldeutschland gemeinsam und ist besonders charakterisiert
durch folgende süddeutsch-alpine Gattungen : Orthochordeumella ,
Trimerophoron , Prionosoma , Orotrechosoma und Rhiscosoma.
V. Besondere Mitteilungen über die Diplopoden- Fauna von Nord-
böhmen und Sachsen.
1. Polyxenus lagurus aut.
Dieser einzige Vertreter der Pselaphognatha ist besonders unter
Rinden zu Hause, unter diesen aber in Sachsen von mir nie beobachtet,
allerdings auch nur wenig von mir gesucht worden, weil ich von vorn-
herein den Rindentieren als den am weitesten verbreiteten weniger Be-
obachtung geschenkt habe.
*) Vier östlich-mitteldeutsche Gaue können wir also bezeichnen als Thüringer Gau,
Sudeten-Gau, markomannischen Gau und mährischen Gau.
35
25. Juli in der Moosleite eine Larve mit 8 Beinpaaren unter Stein.
Am Geisingberg fand ich am 12. September 9 Erwachsene unter Basalt-
stücken, davon 7 unter einem Ahorn, 2 unter einer Eberesche.
2. Glomeris pustulata Latreille var. proximata- C. Koch.
Nachdem ich in Sachsen bereits einige Exkursionen unternommen
hatte, ohne eine Glomeris zu Gesicht bekommen zu haben, begegnete mir
am 13. Juni 1906 die erste pustulata , welche in Sachsen wohl je gesehen
und erkannt worden ist, nach mehreren vorangegangenen Begentagen in
dem kleinen Hohlweg, welcher oberhalb Wachwitz bei „Königs Weinberg“
ins Tal führt unter einem Granitstück. Bald gelang es mir dann diese
schöne Glomeris als eine häufige Bürgerin des Loschwitz-Pillnitzer Granit-
Höhenzuges festzustellen, die aber immer nur da vorkommt, wo sich fol-
gende Bedingungen erfüllt finden:
1. zerstreute Gesteinsbrocken,
2. reichliches Licht und Wärme,
3. eine gewisse Feuchtigkeit.
Man wird das Tier nach Regenwetter also am ehesten auffinden können,
in einer Trockenperiode meist umsonst suchen. Die grofse Mehrzahl
meiner Objekte stammt aus der Moosleite, vom Staffelstein und dem
Berghang oberhalb Niederpoyritz.
7. Juli am 2. Tage nach Regen: 42 cf un d 37 9, eine Larve mit 3-f-8 Ter-
giten. Die Tiere haben hellgelbe bis gelblichweifse Flecke und zeigen
gröfstenteils die proximata- Färbung, bei einzelnen ist aber auch das
11. Tergit gefleckt, während sich einige finden, bei denen das 10. und
seltener auch das 9. Tergit ungefleckt sind.
9. Juli bei Regen 10 cf, 5 9, eine Larve mit 3-}- 9 und eine mit
3 + 8 Tergiten.
14. Juli sammelte ich bei feuchter Witterung nach langer Regenperiode
20 Stück, deren 11. und 12. Tergit ungefleckt sind.
25. Juli 6+, 5 9, 5 Larven und ältere Unreife.
5. August wieder 20 Stück , deren 10. Tergit meist recht deutlich
gefleckt ist; das kleinste Stück eine Larve von 43/4 mm mit 3 + 9 Ter-
giten.
5. November sammelte ich in einer Waldschlucht 1 cf, 9 9 meist an
einer umgestürzten, morschen grofsen Weide, in deren Nachbarschaft Granit-
geröll lag. Modernde Bäume vermögen die pustulata von ihren Geröll -
lieblingsplätzen durch die massige und erwünschte Nahrung zeitweise ganz
fortzulocken, wie mir auch im Böhmerwald eine morsche Buche bewies, in
der ich eine Gesellschaft von über 100 Stück aufheben konnte.
6. Oktober unter zahlreichen Stücken verschiedenen Alters nur eine
Larve mit 3 + 9 Tergiten. Die jüngeren, also epimorphotischen Individuen
und die älteren Larven haben im allgemeinen gröfsere, aber blässere Flecke
als die Erwachsenen, doch ist bei ihnen auch das schwarze Pigment noch
weniger ausgeprägt und namentlich an den Seiten der hinteren Tergiten
treten quere helle Felder auf. Die Flecke des Präanalschildes sind variabel,
meist rund und vom Hinterrande entfernt, bisweilen aber auch länglich
und bis zu diesem ausgedehnt.
36
7. Oktober 1 cf, 1 2.
17. Oktober unter Eilbus zwischen Geröll 4 cf , 4 2.
19. Oktober 2 cf , 5 2.
9. Oktober fand ich bei Niederwartha unter Salix -Borke das einzige
Stück, welches ich linkselbisch gesehen habe, ein cf von 9x/2 mm.
Bei allen in Sachsen beobachteten pustulata- Männchen fand ich die
Telopoden vollkommen hell, gelblich, ohne schwarzes Pigment,
ein Merkmal, welches offenbar charakteristischer für die var. proximata ist
als die Flecke des 10. Tergit. Bei württembergis chen pustulata fand
ich die Bänder der Telopodenglieder geschwärzt, während bei Süd-
tirolern die ganzen Telopoden geschwärzt sind.
Brustschildfurchen 1 -j- 2 oder 1 + 3 oder(l)+2, d.h. die durchlaufende
Furche ist bisweilen ein Stück unterbrochen.
Die Weibchen erreichen meist 12 — 13, seltener 14 mm Länge, während
ich unter den zahlreichen Männchen immer 9 — 11 mm gemessen habe.
Die Geröllmassen, welche der pustulata besonders Zusagen, befinden sich
an den Abhängen der nach der Elbe herunterfallenden Höhen meist in der
Nähe des Waldrandes oberhalb der Hang-Kulturen und sind offenbar teil-
weise im Laufe der Zeiten bei der Bestellung dieser von fleifsigen Händen aus-
gelesen und zusammengehäuft worden. Sie sind also besonders in der Nähe
von Einschnitten begünstigt, wenn sie sich zugleich neben Wald oder
wenigstens Buschwerk befinden, so dafs zwischen ihnen Zweiglein oder Blätter
vermodern und hier und da sich dunkler Humus ansammelt. Man findet bei
feuchter Witterung die Tiere aber auch an Granitstücken sitzend, welche
sich nicht gleich neben vegetabilischer Nahrung befinden, und in einem
Geröll, durch dessen Lücken sie von diffusem Licht erreicht werden
können. An solchen Stellen geniefsen sie einerseits Licht und Wärme,
andererseits finden sich dort die entwickelten Geschlechter. Dafs ich
pustulata an feuchten Felsen in Südtirol zahlreich frei im Sonnenschein
habe wandern sehen, berichtete ich schon vor Jahren.
3. Glomeris conspersa C. Koch ( genuina ).
Die sächsischen Funde gehören fast alle dem Müglitztalgebiet an.
2 cf , 8 2 sammelte ich am 14. Oktober bei Weesenstein unter Laub
und im lehmigen Humus im Walde unter vorragenden silurischen Fels-
partien.
8. September am Geisingberg, Waldrand der Basaltkuppe unter Laub,
Genist und Basaltstücken 4 cf, 15 2 und Junge. 12. September daselbst:
5 cf, 11 — 14 V2 mm lang 18 2, 13— 17x/s mm lang
10Ä6V,-10V, „ „ 5j.?,67-U72 - .
eine Larve mit 3+9 Tergiten.
Brustschild ohne durchlaufende Furche, der schwarze Mittelfleck ver-
schmilzt niemals zu einer Querbinde, sondern steht der Sprenkelung gegen-
über deutlich abgesetzt, meist vom Hinterrande entfernt bleibend. Bei
manchen Stücken (namentlich Männchen) finden sich Ansätze zu seitlichen
unregelmäfsigen schwarzen Fleckenreihen. Der schwarze Präanalschild-
fleck ist besonders bei jüngeren Stücken deutlich abgesetzt. Die grofse
37
Mehrzahl gehört zur var. marmorata C. K„ während ein cT vom Geisingberg
als der var. grisea Verh. zugehörig zu betrachten ist.
Tharandt, im Laubwald auf Porphyr 1 9, 18 x/2 mm lang, reichlich
dunkelgesprenkelt, das gröfste Stück, welches ich im Gebiete gesehen habe.
Weesenstein, 6. September 5 cf von 84/5 — 13 V2 mm«
2 Larven mit 3 -)- 9 Tergiten, 9 9 und j. 9 von 7 — 15 2/3 mm.
Bei diesen Individuen ist die Sprenkelung weniger dicht, aber an
den Seitenlappen der Medialsegmente stehen auffallende dunkle Schrägstriche.
1Ä 19 von Weesenstein sind dagegen reichlicher gesprenkelt und lassen
keine dunklen Schrägstriche hervortreten.
Hemianamorphose*): Am 8. und 12. September am Geisingberg:
Eine Larve von 21/s mm mit 3 — 6 Tergiten, ganz unpigmentiert.
Eine Larve von 21/2 mm mit 3 7 Tergiten mit einer Medianreihe
schwarzer Flecke und seitlich schwacher, spärlicher brauner Sprenkelung.
Eine Larve von 4 mm mit 3 + 8 Tergiten, die Sprenkelung viel
deutlicher.
Eine Larve von 4x/2 mm mit 3 + 9 Tergiten, kräftige Sprenkelung.
Ein j, 9 von 6x/2 mm 3 + 10 Tergiten.
Diese Larven mit 9, 10 und 11 Tergiten können wir gleichzeitig als
Larve II, III und IV unter den Larven überhaupt, als 1., 2. und 3. aber
der Freilebenden bezeichnen. Von ganz besonderem Interesse ist die
Larve II mit 9 (3 + 6) Tergiten hinsichtlich ihres Brustschildes, indem sich
an diesem noch kein Schisma in den Seitenteilen vorfindet, vielmehr eine
ziemlich kurze, ganz vom Seitenrand getrennte, ein gut Stück nach
innen gerückte Längs rippe. In einem späteren Aufsatz werde ich auf
diese Larven näher eingehen.
4. G-lomeris hexasticha marcomannia Verhoeff.
5. Glomeris hexasticha havarica Verh. var. schrechensteinensisYe rh.
Vgl. den 4. (24.) Aufsatz über Diplopoden: Zur Kenntnis der Glome-
riden usw. Berlin 1906, Archiv f. Nat. 72. S., 1. Bd., 2. Hft., S. 107 — 226.
Die zahlreichen sächsischen hexasticha- Individuen waren ein wert-
voller Beitrag zur weiteren Klärung des Verhältnisses dieser beiden Rassen
und zeigten mir, dafs wir es trotz übereinstimmender Telopoden mit durch-
gehends gut unterschiedenen Formen zu tun haben. Zugleich ergab sich,
dafs die Form holeti nicht als eigene Rasse geführt werden kann, sondern
nur abweichende Individuen der marcomannia- Rasse vorstellt. Das be-
merkenswerteste Unterscheidungsmerkmal der Rassen marcomannia und
havarica , nämlich die verschiedene Zeichnung des Präanalschildes, liefs
mich niemals in Zweifel kommen:
*) Die Hemianamorphose wurde 1905 von mir begründet in den Zoolog. Jahr-
büchern, Suppl. VIII, Festschrift für K. Möbius: Ueber die Entwicklungsstufen der
Steinläufer, Lithobiiden, und Beiträge zur Kenntnis der Chilopoden, S. 195 — 298,
dazu 3 Tafeln. (Vergl. insbesondere S. 205!) — 1906 im Archiv für Naturgesch., S. 107
bis 226, über Diplopoden 24. Aufsatz, zur Kenntnis der Glomeriden, habe ich den
Nachweis geführt, dafs die Hemianamorphose auch für diese Diplopoden Gültigkeit
hat. S. 199 findet man die Definitionen für Status antecedens, Pseudomaturus
und Maturus junior et senior.
38
hexasticha marcomannia Verh.
(nebst var. boleti )
Die schwarze Zeichnung des
Präanalschildes ist pilzförmig, also
vorn stark ausgebreitet, in der Mitte
stielartig verschmälert und hinten
bis zum Hinterrand ausgedehnt,
dabei an ihm mehr oder weniger
verbreitert, die Mediane ist also voll-
kommen verdunkelt.
Helle Fleckenreihe IV gewöhnlich
vollständig fehlend, seltener vorhan-
den und schmal (var. boleti Ye rh.) und
dann am Präanalschild auch fehlend.
ßrustschildseiten wie bei bava-
rica , aber die dunklen, dreieckigen
Zipfel springen weiter gegen die hel-
len Seitengebiete vor.
Die Individuen der hexasticha bavarica, welche ich in Sachsen ge-
funden habe, gehören alle, ebenso wie die nordböhmischen, zur var. schrecken-
steinensis. Die andern bavarica -Varietäten besitzen nicht alle die hier
beschriebene Präanalschild -Zeichnung, worauf ich aber erst in einer be-
sonderen Glomeris- Arbeit zurückkommen kann.
a) hexasticha bavarica var. schreckensteinensis Verh.
(Vgl. S. 91 im XVIII. Aufsatz der Beiträge, wo hexasticha von Aussig
für beide Seiten der Elbe angegeben ist.)
11. September Dohna im Plänersteinbruch 5 cf , 2 2, davon 1 cf ohne
die helle Fleckenreihe IV. (var.) 17. Juli bei Kreischa in einem Walde auf
Gneis 1 9.
14. Oktober bei Weesenstein unter Laub 1 cf , 1 j. cf und ein besonders
helles $.
Die Hauptmasse habe ich wieder in den benachbart gelegenen Ge-
bieten von Niederpoyritz, Moosleite und Staffelstein gesammelt, deren
Beschaffenheit bei pustulata besprochen wurde:
7. Juli nach Regen 1 cf , 1 2.
9. Juli bei Regen 1 cf.
15. Juli 1 j. cf.
5. August 3 2, 1 j. cf, 1 Larve mit 3 + 9 Tergiten.
6. Oktober 2 2, 1 j. 2, 2 j. cf, 7. Oktober 3 2 und eine Larve 3 + 9
Tergiten.
28. Oktober 2 2. 3. November in Granitgeröll mit Spartium und Rubus
9 cf von 6Y2 — mm, 20 2 von 7 — 15 1/2 mm.
2 j. von 5y2 mm mit 3 + 9 (10) Tergiten.
b) hexasticha marcomannia Verh.
Aus Nordböhmen nicht bekannt geworden.
Im Juli und August bei Niederpoyritz 1 cf, 5 2, 2 j.
5. Oktober 1 cf , 1 2 mit Andeutung medianer Aufhellung 1 2 Rufino.
hexasticha bavarica Verh.
var. schreckensteinensis.
Die schwarze Zeichnung des
Präanalschildes ist weniger ausge-
dehnt und nicht pilzförmig, sie reicht
nach hinten bis zur Mitte oder noch
etwas darüber hinaus, bleibt aber stets
weit vom Hinterrand getrennt.
Hinten ragen zwei durch einen
spitzen Einschnitt getrennte, dunkle
Zipfel ins Helle, so dafs also auch
die Mediane hinten ganz aufgehellt
ist.
Helle Fleckenreihe IV stets aus
deutlichen, mehr oder weniger breiten
Flecken bestehend.
39
3. November daselbst 20 2, 21 cf und 1 j 5]/3 mm mit 3 + 9 (10)
Tergiten, 2 Larven mit 3+9 Tergiten, 32/3— 42/3 mm.
17. Juli bei Kreischa in einem Walde auf Gneis 1 + überführend zur
var. boleti, Weesenstein, 6. September drei Larven mit 3 + 9 Tergiten,
4l/a mm. 11. November Dohna im Plänersteinbruch 2 cf, 3 2; von diesen
ein cf ohne Reihe IV., die andern mit sehr schwacher Andeutung derselben,
die 3,2 mit sehr schmalen Streifen IV, also überleitend zu var. boleti.
Es verdient noch besonders ausgesprochen zu werden, dafs die Prä-
analschildunterschiede deutlich sind auch bei denjenigen Stücken,
welche hinsichtlich der Fleckenreihe IV zu Zweifeln Anlafs geben können,
desgleichen deutlich schon bei den älteren Larven.
Vermifst habe ich beide hexasticha-Ra,ssen im Rödertal, im Elbsand-
steingebirge, im Schonergrund und am Geisingberg.
6. Glomeris connexa alpina Latzei.
Nach den bisher bekannt gewordenen Vorkommnissen dieser Art halte
ich sie für einen Eiszeitrelikten, den wir einerseits über ein ver-
hältlich weites Gebiet zerstreut finden, andererseits an Stellen, welche
entweder durch ihre hohe Lage noch heute ein kühles Gebirgsklima be-
sitzen oder wie das tief eingeschnittene Annental bei Eisenach lokal be-
sonders begünstigt sind. Da ich die alpina aus dem Böhmerwald,
Thüringen, Württemberg, Baden und Oberbayern einerseits, Karpathen und
Tatra andererseits nachgewiesen habe, halte ich ihr Vorkommen im Erz-
gebirge für so wahrscheinlich, dafs ich sie hier aufgeführt habe, obwohl
ich sie in Sachsen noch nicht zu Gesicht bekam.
7. Geoglomeris subterranea Verhoeff n. g., n. sp.
Die Entdeckung dieses überaus merkwürdigen Diplopoden im Pläner-
gebiet von Dohna kann wohl als der überraschendste meiner sächsischen
Funde bezeichnet werden, zugleich als einer der auffallendsten in Deutschland
überhaupt. Am 9. Juni 1908 fand ich das erste Stück unter einer grofsen
Plänerkalkplatte und nahm es mit in dem Glauben, eine recht junge
Glomeris-L&YYe gefunden zu haben. Die eigentümliche, im Leben etwas
trübweifse Farbe und der Umstand, dafs ich in dem betr. Pläner-Laubwald
niemals eine Glomeris zu Gesicht bekommen, machten mich stutzig.
Am 12. Juni wurde mein erneutes Forschen durch sieben Stück
belohnt, welche alle sich an etwas tief gelegenen Waldstellen befanden,
davon fünf wieder unter grofsen Kalkplatten, zwei zwischen solchen in
dunkler Erde.
Die Tiere erinnern etwas an grofse Schneckeneier, sind aber trüber
weifs und etwas der Gesteinsfarbe angepafst. Während meines Sammelns
tropfte der Wald vom unmittelbar vorangegangenen Gewitterregen und
bald folgte ein zweiter. Zwei Stück fand ich wieder unter Kalkplatten
am 11. Juli, wo die gesteigerte Sonnenwärme offenbar schon auf das
Zurückdrängen der Tiere von Einflufs gewesen war. Eins derselben liefs
einen grünlichgelben Darm durchschimmern. Am 11. September konnte
ich in demselben Walde bei Dohna trotz angestrengten Suchens kein
Stück mehr auftreiben, nur in einem benachbarten Steinbruch fand ich
eins unter einer Plänerplatte, nahe an einem Gebüsch und zwar in Ge-
40
Seilschaft einer Myrmica- Kolonie. Es ist jedenfalls beachtenswert, dafs
das einzige Stück, welches ich überhaupt aufserhalb des Waldes aufge-
spürt habe, sich in Gesellschaft von Ameisen befand, während alle im
Walde vorkommenden sich aufserhalb jeglicher Ameisen hielten. Sep-
tember 1908 in Nr. 12 des zoologischen Anzeigers, Seite 415 habe ich für
diese Glomeride folgende vorläufige Beschreibung gegeben:
Gatt. Geoglomeris n. g.
„Rumpf wie bei Glomeris aus 14 Segmenten bestehend, also mit
13 Tergiten (3 + 10), 2 mit 17 Beinpaaren, + unbekannt. Mundteile
denen von Gervaisia sehr ähnlich. Kopf völlig ohne Ocellen. 6. An-
tennenglied verdickt, so lang wie das zweite und dritte zusammen, das
7. Glied auffallend grofs, etwa 2/5 der Länge des sechsten erreichend.
Schläfenorgan ungewöhnlich stark entwickelt, bis an die Aufsen-
wand der Kopfkapsel ausgedehnt, länglich in der Querrichtung und in
dieser reichlich iya mal so lang wie der Durchmesser der Antennen-
Gelenkgruben. Der Raum zwischen den Antennengruben ist noch nicht
so breit wie jede derselben. Die Kopfkapsel springt aufsen vor dem
Schläfenorgan etwas eckig vor, und ein abgerundeter Vorsprung findet
sich aufsen neben dem Clypeus-Seiteneinschnitt. Hyposchismalfeld schmal
wie bei Glomeris , das am Seitenrande unten gelegene Schisma ist (ähnlich
Xesto glomeris) wenig abgehoben in der Seitenansicht und liegt etwas vor
der abgerundeten Hinterecke. Tergite reichlich mit kurzen Tastborsten
bekleidet. Körper ohne Hautpigment. Präanalschild des 2 ohne besondere
Auszeichnung.
Geoglomeris subterranea n. sp. Körper 272 — 24/5 mm lang, gelblichweifs
bis weifs, der dunkle Darm durchschimmernd. Collum mit zwei durch-
laufenden Querfurchen. Brustschild mit einer durchgehenden Randfurche
und drei eigentlichen durchlaufenden Furchen, zwei abgekürzten aufser-
dem, die eine vor, die andere hinter jenen. An den Seitenlappen der
Medialsegmenttergite zwei nach aufsen divergierende Furchen, welche am
Präanaltergit vor dem Hinterrand abbiegen und ihn begleiten. Die feine
Beborstung ist auf allen Tergiten reichlich entwickelt, auch am Kopf und
Collum. Die querovalen bräunlichen Vulven des 2 mit 1 + 3 ziemlich
langen Tastborsten und einer Gruppe Drüsenporen hinter denselben.
Myrmecomeris unterscheidet sich durch die starke Entwicklung der
Hyposchismalfelder von allen andern Gattungen der Glomerinae auffallend
genug. Geoglomeris nähert sich am meisten Glomeridella, unterscheidet
sich aber von dieser Gattung durch den pigmentlosen, blinden Körper,
das wohl ausgebildete 12. Rumpfsegment, die sehr grofsen Schläfenorgane,
die stark genäherten Antennen und die Vorsprünge an den Seiten der
Kopfkapsel. Durch die Telopodenzangen und die Verkümmerung des
12. Rumpfsegmentes bietet auch Myrmecomeris eine beachtenswerte An-
näherung an Glomeridella , doch ist zu berücksichtigen, dafs das 12. Tergit
bei letzterer Gattung keineswegs fehlt, sondern nur im Mittelteil abge-
schwächt ist.“
Die 11 von mir aufgefundenen Geoglomeris sind erwachsene Weibchen,
Männchen scheinen hier ebenso zu fehlen wie bei Gervaisia costata. Eine
genauere Beschreibung nebst Abbildungen erscheint 1910 in dem 11. — 15.
(31. — 35.) Aufsatz über Diplopoden, Halle in den Nova Acta.
41
Inzwischen entdeckte ich die Glomeris subterranea in wenigen weib-
lichen Stücken auch im schwäbischen Jura bei Neuffen und auf Muschel-
kalk bei Hall.
8. Gervaisia costata Latzei und Verhoeff.
(Vergl. Über Diplopoden den 5. (25.) Aufsatz, zur Kenntnis der Gattung
Gervaisia. Zoologischer Anzeiger 1906, Nr. 24, S. 790 — 822, und den
9. (29.) Aufsatz daselbst 1908, Nr. 18, S. 521 — 536).
Im Laubwald bei Dohna auf Pläner 11. Juli ein Stück unter Stein-
platte, zwei im Humus eingewühlt, alle in einer Mulde, welche teils
Fagus- Laub enthielt, teils Epheu, 11. September daselbst im Humus
7 Stück und zwar 6 2 von 4 — 4J/3 mm Länge und 1 j. 2. 6. September
bei Weesenstein auf Silur unter Laub in einem namentlich Eichen ent-
haltenden Laubwald 1 2. Ein unter Basalt des Geisingberg am 12. Sep-
tember gefundenes Stück wurde schon oben erwähnt. Ich sammelte es
also bei etwa 720 m Höhe bei nasser Witterung, indem der vorhergehende
Tag ein Regentag gewesen und auch am 12. bei kühler Luft zeitweise
klatschende Regenschauer das Erzgebirge durchtobten.
9. Strongylosoma pallipes Latzei.
Eine der individuenreichsten Arten des Gebietes, in Böhmen und
Sachsen häufig und von den Tälern bis in die höheren Gebirgslagen ver-
breitet, am häufigsten aber an kalkreichen, feuchten Plätzen.
Man kann drei Farben Varietäten unterscheiden, welche aber nicht
lokalisiert sind und auch so allmählich ineinander übergehen, dafs ich sie
nur mit Buchstaben bezeichnen will, obwohl die Extreme aufser ordentlich
voneinander abweichen.
var. a: Dunkelbraune bis braunschwarze Tiere mit gelbbraunen Flecken
in Reihen, welche beim c? kleiner sind als beim Q-
var. b: Heller gelbbraune bis rotbraune Tiere mit gelblichen Gebieten
über und unter den Seitenkielen.
var. c: Ganz hellweifslichgelbe Tiere, ohne rotbraune Zeichnung, welche
man auch als larval gefärbt bezeichnen kann, da sie den durchgehends
hell gefärbten Entwickelungsformen ähnlich, sehen.
Die Varietäten a und b sind häufig, während c mehr vereinzelt unter
ihnen auftritt.
Der Vorliebe für kalkreiche Plätze entsprechend habe ich pallipes
nirgends reichlicher vertreten gefunden als in dem Pläner- Waldgebiet
von Dohna. Für dieses gebe ich zunächst folgende Funde:
16. April von var. a 2 c?, 1 2.
31. Mai 12 Stück der var. a, mehrere Kopulae beobachtet, 1 c? var. c.
9. Juni sehr zahlreich, 8 Kopulae beobachtet, 2 Stück var. c, sonst
alle var. a.
8 Larven mit 15 Rumpfringen, 3‘2/3 mm lang,
32 Larven mit 19 Rumpfringen, 10 — 12 mm lang.
12. Juni 25 Erwachsene der var. a.
4 Larven mit 19, 15 Larven mit 15 Rumpfringen.
Ein 2 war nur 14 mm lang, gehört zu var. c, während sonst alle $5
18 mm lang sind.
42
7. Juli 7 Erwachsene der var. a.
11. Juli 8 Erwachsene und noch 2 Kopulae beobachtet.
7 Larven mit 15 Rumpfringen, 31/2 mm lang,
2 Larven mit 17 Rumpfringen, 43/4 und h1/2 mm lang,
6 Larven mit 19 Rumpfringen.
22. Juli eine Larve mit 19 und eine mit 18 Rumpfringen.
11. September abermals sehr zahlreich. Geprüft wurden von var. a
9 9, 10 cf, von var. b 1 9j 1 cf. Larven von 83/4 mm Länge mit 18 Rumpf-
ringen, Larven von 121/2 mm Länge mit 19 Rumpfringen.
Diese beiden Larvenstufen sind zahlreich vertreten.
Wieder fand ich 1 9 der var- c von nur 142/3 mm Länge.
20. Oktober 2 cf, 1 9. —
21. April bei Lockwitz, im Laubwald, nahe einem Bach 9 Stück der
var. a. 6 von diesen (cf, 9) nahm ich lebend mit und setzte sie in eine
Glaskapsel. Sie starben in der ersten Hälfte des Mai jedoch alle. In der
ersten Hälfte des Juni aber schlüpften aus Eiern, welche sie unbemerkt
in der Erde abgelegt hatten, zahlreiche Larven, welche zum Teil schon
bald in das zweite Larvenstadium übergegangen waren.
15. Juli Moosleite an morscher Weide neben Rinnsal 1 9 der var. a.
9. August in einem Plänersteinbruch des Schoonergrundes ein 9.
12. August daselbst 2 Larven von ll3/4 mm mit 19 Ringen.
19. August im Elbtal bei Aussig zwischen Basaltgeröll mit Gebüsch
häufig, ebenso die Larven mit 19 und 18 Ringen. Meistens gehören sie
der var. b an, 2 9 der var. a, 1 9 ebenfalls, besitzt aber einen braunen
Rückenstreifen. 1 cf , 1 9 der var. a am Schreckenstein.
21. August im Polenztal von var. b 5 9, 3 cf, nur 1 9 zu der sonst
fehlenden var. a überführend, 2 9 zu var. c überführend, von var. c 3 cf .
7 Larven mit 18 Rumpfringen.
5. September Niederpoyritz in einer Schlucht mit Gebüschen unter
Laub 2 Larven mit 18 Ringen.
6. September Weesenstein, var. a 2 cf , 1 9, 1 9 von b zu c überführend.
8. und 12. September am Waldrand der Basaltkuppe des Geisingberges
nicht selten und zwar var. a und b. Einige von b zu c überführend.
Während ich die normalen 99 21 mm lang fand, erreichte 1 9 der var. c
nur 17 mm Länge.
10. September im Rödertal bei Radeberg 1 dV 4 9 von var. a und b,
eine Larve mit 18 Ringen.
9. Oktober Niederwartha unter Alnus-Laub in einer Schlucht an
feuchten Plätzen (var. a fehlend). 8 cf, 9 9 der var. b, 3 9 überführend
zu c, 1 9 der var. c.
14. Oktober Weesenstein im Laubwald auf Silur gemein unter Laub
und im Humus, namentlich unter Quercus und Heer, var. b rotbraun, bei
weitem vorherrschend, nur einzelne Stücke überführend zu a oder c. Trotz
der grofsen Menge, die ich nicht gezählt habe, sah ich keine Larven.
Diese von über 20 Exkursionen verzeichneten Funde geben uns einen
Einblick in die Lebens Verhältnisse der Entwickelungsformen.
Wie bei den meisten anderen Diplopoden leben auch bei Strongylosoma
die Larven verborgener als die Erwachsenen; im April, Mai und
Oktober wurden im Freien nur Erwachsene gefunden.
43
| | Die übereinstimmenden Funde des 9. und 12. Juni zeigen uns Larven
mit 15 und 19 Rumpfringen nebeneinander, während die Stufen mit 17
und 18 Ringen fehlen, welche erst im Juli auftraten*).
Im Verein mit der Eiablage und Larvenentwickelung in der Gefangen-
schaft und dem Absterben der im April gesammelten Entwickelten schliefse
ich aus der Verschiedenheit der Julilarven, dafs die mit 19 Ringen
überwintert haben, die mit 15 Ringen dagegen aus Frühjahrs-
eiern stammen.
Die in den einzelnen Monaten beobachteten Stufen möge die folgende
Übersicht veranschaulichen:
April A cT $
Mai A Jüngste Larven
A Kopulae
Juni
X 15
19
Kopulae
Juli A 15
xl7
18
19
Kopulae
August A (17)
x 18
19
September
A 18
x 19
Oktober
A (19)
xcT Q
April
A cT 9
[Die fetten Zahlen bezeichnen die Ringzahl der in den betr. Monaten tat-
sächlich aufgefundenen Larven.]
Da die jüngsten Larvenstufen schnell durchlaufen werden, wie mir
deren Aufzucht gezeigt hat, könnten wir annehmen, dafs aus diesen
jüngeren Larven des Mai im Juli die Larven mit 15 Ringen geworden
sind, die im August 17, im September 18 und im Oktober 19 Ringe er-
halten, so dafs aus ihnen im nächsten April wieder entwickelte Tiere ent-
stehen würden, welche Ende April bis Anfang Mai wieder zur Kopula
schreiten würden. Ist dieser Entwickelungsgang, welcher in der Übersicht
mit A angezeigt worden ist, richtig, dann macht Strongylosoma pallipes
seinen Lebenslauf in ungefähr einem Jahre durch. Es mufs aber
nachgeprüft werden, ob die Anfang Mai den Eiern entschlüpfenden Lärv-
chen bis zum Juli wirklich löringlig werden, weil mir meine Objekte im
zweiten Stadium zugrunde gingen. Einen zweiten Entwickelungsgang deutet
die mit x bezeichnete Stufenfolge an, bei welcher mit der Kopula im
Herbst gerechnet werden müfste. Die im Juli von mir beobachteten
Kopulationen fielen in das Jahr 1908, das einen abnorm regenreichen
Sommer besafs, so dafs mit der Möglichkeit zu rechnen ist, dafs diese
Kopulationen im Hochsommer in normalen Jahren ausbleiben.
Jedenfalls ist der Umstand von Interesse, dafs im Juli, abgesehen
von den Kopulationen, vier verschiedene Larvenstufen beobachtet
worden sind, nebeneinander an demselben Platze. Eine grofse
Variation in der Entwickelungsweise hinsichtlich der zeitlichen
Folge ist auch von verschiedenen anderen Diplopoden schon bekannt
geworden. Bei pallipes kommt die zeitliche Variation aber nicht allein in
dem Nebeneinander von vier Stufen im Juli zum Ausdruck, sondern
auch in dem Nacheinander einer Stufe, nämlich mit 19 Ringen im
*) Trotz der vielen von mir beobachteten Strongylosomenist zur Verfolgung der
Entwickelung das Vorhandene doch noch zu lückenhaft, um eine vollständige Klärung
zu gestatten. Das Vorkommen von Larven allein mit 15 und 19 Ringen im Juni ist
nur von Dohna festgestellt, während von allen anderen Plätzen vor Juli keine Larven
gesammelt sind.
44
Juni, Juli, August und September. Aus diesen Tatsachen mufs man auch
schliefsen, dafs das Auftreten von Geschlechtsreifen von April bis Oktober
noch kein Beweis dafür ist, dafs durch alle diese Monate ein einzelnes
Individuum fortlebt. (Vergl. aber weiterhin die Mitteilungen über Poly-
desmus denticulatus.) Besonders hinweisen will ich schliefslich noch auf
die drei ihrer Färbung nach zu var. c gehörigen Weibchen mit 20 Eingen,
welche ich von Dohna und dem Geisingberg erwähnt habe und dadurch
merkwürdig sind, dafs sie um 3Y? — 4 mm kleiner sind als die übrigen
zugleich mit ihnen gesammelten Weibchen. Weitere Funde müssen lehren,
ob sich hier etwa ein Entwickelungsstadium mit 20 Ringen vorfindet, oder
ob es sich nur um ein Individuum handelt, bei welchem durch kümmerliche
Ernährung eine Zwergform entstand. Über die Möglichkeit einer mehr-
jährigen, statt der zunächst ins Auge gefafsten einjährigen Lebensdauer
vergleiche man denticulatus und die Ascospermophora.
10. Polyclesmus denticulatus C. Koch.
Im Vergleich mit Stronyylosoma pallipes ist denticulatus räumlich
noch reichlicher in unserm Gebiet ausgebreitet und von mir auf etwa
36 Exkursionen beobachtet worden. Dementsprechend ist auch die unten
zusammengestellte Übersicht der Larvenstufen noch vollständiger über die
Monate des Sommerhalbjahres ausgebreitet, während die jüngeren Ent-
wickelungstufen infolge ihrer sehr versteckten Lebensweise wieder fehlen.
Im Plänergebiet von Dohna habe ich folgende Funde verzeichnet:
31. Mai 13 cT, 13 9, 1 j. 19, 2 j. 18 Ringe.
9. Juni 13 cT, 10 9, 3 j. 19 Ringe (2 cT, l9).
12. Juni 12 c?, 6 9, 1 j. 18, 2 j. 17, 3 j. 15 Ringe.
11. Juli 10 d", 10 9, 2 j. 19, 17 j. 18, 3. j. 17 Ringe.
22. Juli 1 (J1.
11. September 13 cT, 8 9, 13 j. 19, 1 j. 18 Ringe.
20. Oktober 1 j. 18 Ringe.
Am Elbufer bei Laubegast an Stellen, welche mit zähen Lehm-
schichten versetzt sind, teils zwischen diesen in Spalten, teils im Uferkies
unter Genist und Kräutern. Der Uferlehm stammt wohl gröfstenteils
aus den benachbarten Plänerrevieren und paläozoischen Schichten.
6. Juni 2 cT, 2 9. 5 Juli 1 cT. 1. August 1 cT, 8 9.
Im Loschwitz-Pillnitzer Granitgebiet (Wachwitzgrund, Niederpoyritz,
Moosleite, Staffelstein u. a.) verzeichne ich folgendes:
3. Mai 1 j. 18 Ringe.
7. Juni 1 j. 18, 1 j. 19 Ringe. 30. Juni 1 cf, 1 9, 1 j. 17 Ringe.
9. Juli bei Regen 2 cT, 6 9, 10 j. 19, 3 j. 18, 2 j. 17 Ringe.
12. Juli 3 cT (darunter ein Albino). 15. Juli 4 9, 4 j. 18 Ringe.
20. Juli Königspark 1 j. 18 Ringe. 3. August Pillnitz (Waldschlucht)
1 j. 19, 1 j. 18 Ringe. .
5. September an morscher Weide 2 cf, 3 9, 1 j. 18 Ringe.
6. Oktober 1 j. 17 Ringe. 7. Oktober 1 j. 19 Ringe. 19. Oktober 3 j.
18 Ringe. —
9. Mai Königstein 1 j. 18, 1 j. 17 Ringe. 16. August Pfaffenstein 1 9,
1 j. 19, 1 j. 18 Ringe.
20. August bei Rathen unter faulenden Gräsern 1 cT, 7 j. 19, 2 j. 18 Ringe.
21. August im Polenztal 1 cf, 4 9, 6 j. 19, 2 j. 17 Ringe.
45
17. Juli bei Kreischa auf Gneis im Walde 1 cf, 3 9, 1 j. 18 Ringe.
9. Oktober Niederwartha unter Buchenborke 1 9.
10. September im Rödertal 1 j. 19 Ringe.
11. Mai am Schreckenstein 1 cf, 3 9.
17. August oberhalb Aussig im Elbtal mit Basaltgeröll, 10 cf, 22 9 und
j. mit 19 Ringen.
18. August am Marienberg in Tertiärkalk-Steinbruch 1 cf, 1 9, 1 j. 19,
1 j. 18 Ringe. Geisingberg zwischen Basaltgeröll am Waldrand 8. September
3 j. 19 Ringe.
12. September daselbst 4 cf, 1 9, 6 j. 19 Ringe. 27. Oktober Tharandt
3 9 im Laubwald.
6. September Weesenstein, Silur 2 cf, 2 9, 1 j. 19 Ringe. Lockwitz,
21. April 1 j. 18 Ringe in Lindenhumus.
Die Körperlänge habe ich von einer Reihe verschiedener Plätze
zusammengestellt und auffallende Unterschiede gefunden:
cf 9
Lehmiges Elbufer IS1/« — 15 7* 12—127 2
Dohna 13—17 ' 12-14
Granithöhen 14 1/2 — 19 15 72
Elbsandsteingebirge 1572 — 172/» 15 xl2 — 172A
Geisingberg 16 — 17 13
Weesenstein 14 7 2 — 18 14 72
Gesamte Gröfsen - Variation cf 13 — 19, 9 12 — 172/3 mm.
Die durchschnittlich geringere Gröfse der Weibchen habe ich
auch von anderen Polydesmus- Arten, z. B. complanatus , testaceus und collaris
nachgewiesen. Die verschiedenen Gröfsenschwankungen im Bereich ver-
verschiedener Formationen lassen den Schlufs gerechtfertigt erscheinen,
dafs Polydesmus denticulatus , obwohl auf kalkreichen und kalkarmen
Formationen häufig, auf den kalkärmeren sich dennoch durch-
schnittlich kräftiger entwickelt als auf den kalkreicheren, überein-
stimmend in beiden Geschlechtern.
Für die im Freien von mir beobachteten Larvenstufen gebe ich wieder
eine auf die einzelnen Monate verteilte Übersicht:
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
+ (jüngste Larven) 18
+ (12) A (15) 17 18 (2) 19
+ 15 A 17 (2) 18 (2) 19 (2) Kop. 12. u. 30. Juni
+ 17(2) A 18 (5) 19(3) Kop. 11. Juli
17 +18(4) A 19 (6)
(17) 18 (2) + 19 (4) A Kop. 11. September
17 18(2) 19 +cf9
Wir sehen also, dafs die Larvenstufen mit 17, 18 und 19 Rumpfringen
durch das ganze Halbjahr von Mai, oder schon April, beobachtet werden
können, wobei die eingeklammerten Zahlen anzeigen, auf wie viel Exkursionen
ich das betreffende Stadium aufgefunden habe.
Wahrscheinlich können die Larven mit 15 und vielleicht auch die mit
12 Ringen ebenfalls in allen diesen Monaten beobachtet werden. Viermal
(vergl. die vorige Übersicht!) wurden von mir in Sachsen Kopulationen
des denticulatus und zwar zum Teil mehrmals festgestellt, nämlich im
Juni, Juli und September. Nun habe ich in den Diplopoden Rhein-
46
preufsens, Verh. nat. Yer. Rheinl. u. Westf. 1896, 53. J., S. 250, für Poly-
desmus complanatus , innerhalb eines Gebietes, dessen Klima von dem des
Elbgeländes nur wenig ab weicht, Kopulationen schon für Mitte März und
bei günstiger Witterung sogar Mitte Dezember feststellen können. Im
Hinblick auf diese grofsen Verschiedenheiten in der Jahreszeit
sowohl bei den Kopulationen als auch beim Auftreten der einzelnen
Entwickelungsformen schliefse ich, dafs bei Polydesmus die
Fortpflanzung an keine bestimmte Jahreszeit gebunden ist,*)
sondern sich in allen Monaten abspielt, soweit dieselben nicht
durch extreme Witterung ausgezeichnet sind, also durch Hitze,
häufig Juli und August, und durch Kälte, Dezember, Januar, Februar.
Tatsächlich vorhanden aber sind die entwickelten Tiere zu allen
Jahreszeiten, auch wenn sie durch Hitze oder Kälte in Schlupfwinkel ge-
trieben werden. Hierin bezeugt sich aber ein auffallender Gegensatz zu
den weiterhin zu besprechenden Ascospermophora, denen eine Sommer-
periode ohne Reifetiere zukommt.
Es liegt auf der Hand, dafs sich bei Tausendfüfslern einer derartigen
Entwicklungsweise abnorme Jahre wie das von 1908 und 1909 bemerkbar
machen müssen. Schliefslich sei noch hervorgehoben, dafs ich bei P. com-
planatus Larven mit 15 Rumpfringen im März, November und Dezember
beobachtet habe. ?
In der obigen denticulatus - Übersicht habe ich durch -f~ und A die
aufeinanderfolgenden Stufen angezeigt und angenommen, dafs durch-
schnittlich für jede Stufe ein Monat in Betracht komme. Diese Annahme
mufs jedoch durch Zuchtversuche erst weiter bekräftigt werden. Angesichts
der wesentlich klarer liegenden, zeitlichen Entwickelungsverhältnisse der
Ascospermophora mufs mit der Möglichkeit gerechnet werden, dafs auch
die Polydesmen mehrjährig sind. Aufserdem habe ich in meiner ersten
Diplopodenfauna Siebenbürgens, Verh. zool. bot. Ges. Wien 1897, S. 11, über
Polydesmus spelaeorum aus dem Banat auf Grund eines Zuchtversuches
bereits mitgeteilt, dafs zwei Larven mit 17 Rumpfringen von mir in diesem
Stadium „17 Monate hindurch lebend beobachtet worden sind“. Wenn
diese Zeit auch durch die mangelhafte Ernährung der Versuchstiere aus-
gedehnt worden sein mag, so mufs doch angenommen werden, dafs dieses
Entwickelungsstadium auch unter natürlichen Verhältnissen wenigstens ein
Jahr innegehalten wird und damit kommen wir auf mehrjährige Tiere
nach Art der Ascospermophora. Ferner wäre es sehr interessant zu er-
fahren, wie weit das Auftreten der einzelnen Stufen der Polydesmen
im Mittel- und besonders im Hochgebirge durch die mehr und mehr
verringerte, der Fortpflanzung zuträgliche Jahreszeit beeinflufst wird.
11. Polydesmus coreaceus Porat.
\
Im Gebiet ziemlich selten .und mir nur von Dohna bekannt geworden,
wo er unter Laub und Steinen im Plänergebiet vorkommt.
9. Juni 1 d 123/5 mm, auffallend graugelblich.
7. Juli 3 9? 1 j. d 19 Ringe. 11. Juli 1 j. d 18 Ringe, fast weifs.
*j Bei Strongylosoma pallipes v^ird sich voraussichtlich derselbe Schlufs ergeben;
schon nach meiner obigen Übersicht für diese Form kaun das als sehr wahrscheilich
gelten.
47
12. Polydesmus illyricus var. austriacus Verh.
pflm Kalkgebiet des Müglitztales habe ich diese gröfste ostdeutsche
Polydesmus-krt ebensowenig angetroffen wie im ost- oder westelbischen
Urgebirge. Nur im Elbsandsteingebiete begegnete sie mir, was gegenüber
dem Fehlen der Glomeriden recht auffallend ist, aber mit der Eier-
versorgung zusammenhängt, welche vom Humus unabhängig ist.
20. August teils im Polenztale an der östlichen Sonnenseite unter
faulenden Kräutern, teils unter Laub und abgewelkten Pteris- Wedeln in
den weiter östlich gelegenen Sandsteinschluchten. Bei dem einzigen 9
von 24 ya mm und 33/4 mm Breite in der Mitte sind die vorderen Seiten-
flügel nicht aufgekrämpt. 10 cf von 231/2 — 27 mm Länge zeigen die
Seitenflügel des 2.-4. Rumpfringes meist deutlich aufgekrämpt, bei
einigen aber schwächer, welche dadurch zu var. marcomannius überführen,
bei allen aber ist die dritte Collumreihe deutlich gehöckert. lj.9 mit
19 Ringen.
13. Brachydesmus superus Latzei (genuinus Verh.).
(Vergl. den 7. (27.) Aufsatz über Diplopoden: Europäische Polydesmiden.
Zoolog. Anzeiger 1907, Nr. 12/13, S. 337—354, mit 20 Abb.)
Br. superus ist ein noch junger Eindringling des Gebietes, da er sich
ausschliefslich im Bereich der Elbtalrinne gezeigt hat. Aussig im Elbtal
in Gebüschen mit Basalt schon 1901 von mir verzeichnet und auch neuer-
dings im August wieder beobachtet.
19. Oktober in der Moosleite unter Rubus zwischen Granitstücken 1 9,
1 cf ' 9 Y3 mm.
17. Oktober daselbst 1 j. cf mit 18 Ringen. 25. November 3 j. mit
18 Ringen.
Alle übrigen Funde stammen aus dem Laubwaldgebiet auf Pläner bei
Dohna, nämlich:
24. April 1 9.
31. Mai 1 cf, 3 9 unter Steinen auf liumöser Erde. (Eine Kopula.)
gl 9. Juni 19 Stück (cf 9) zwischen Steinen und Laub.
1 J 12. Juni 2 9. 7. Juli 1 cf, 1 9 1 j.
11. Juli an humösen Stellen 7 cf, 3 9.
8 S 20. Oktober unter Steinen und im Lehm darunter 4 cf (972 mm) 2 9,
2 j. 18, 1 j. 17 Ringe.
14. Orthochordeuma germanicum Verhoeff
ist ein ausgesprochenes Waldtier und gehört zu denjenigen Diplopoden,
welche auf allen Bodenformationen fortkommen und im Urgebirge fast
ebenso gut gedeihen wie im Kalkgebiet oder Sandsteingebirge. Vergl. aber
unten die genauere Tabelle.
18. April bei Rochwitz neben einem Bach im gemischten Walde 2 cf, 1 9.
24. April Dohna im Wald auf Pläner 1 cf, dessen Gonopoden ein
braunes Kappenspermatophor tragen. 1 j. mit 26 Ringen. 31. Mai daselbst 1 9.
21. April bei Lockwitz neben einem Bach im Walde 2 cf, 2 9, 1 j.
28 Ringe.
3. Mai im Wachwitzgrund unter Laub 1 cf, 1 9, 1 j. 26 Ringe.
9. Mai am Königstein unter Laub 3 cf, 3 9, 1 j. 28, 1 j. 26 Ringe.
48
9. Juni Dohna l2, 1 j. 26 Ringe. 12. Juli daselbst 1 cf, 14 junge mit
26 und 2 j. mit 23 Ringen.
7. Juli Dohna 1 9, 9. Juli Moosleite 3 j. 28, 2 j. 26 Ringe.
17. Juli Kreischa im Walde, auf Gneis unter Laub 5 j. 28 Ringe.
22. Juli Dohna 3 j. mit 28 Ringen.
5. August Moosleite 1 j. 28 Ringe. 16. August Pfaffenstein unter Laub
und Genist 4j. 28, 2 j. 26 Ringe.
20. August Rathen unter faulen Gräsern 5 j. 28 Ringe.
21. August Polenztal 1 j. 28 Ringe.
6. September Weesenstein unter Laub 4 cf, 2 2, 1 j. 28 Ringe.
8. und 12. September Geisingberg 1 cf , 7 2. 10. September Rödertal
unter Laub 4 9, 3 j. 28 Ringe.
11. September Dohna im Walde 2 cf, 3 2. 6. Oktober Moosleite zwischen
Granitstücken neben Buschwerk 1 cf, 1 j. 28 Ringe.
9. Oktober Niederwartha im Tännigtgrund an morscher gefallener
Buche unter Rindenstücken, die teilweise am Boden lagen, 3 cT, 7 2 (cf 14 V8
bis 171/2 mm lang).
14. Oktober Weesenstein unter Laub von Quercus , Carpinus, Acer,
Tilia 6 cf, 4 2.
19. Oktober Moosleite unter Alnus-Laub 2 9.
20. Oktober Dohna unter Laub und Steinen 3 cf, 6 2.
27. Oktober Tharandt im Laubwald mit Porphyrgeröll 2 cf, 6 9, 1 j.
26 Ringe.
Übersicht nach den Monaten:
April
26,
28,
9 cf
Mai
26,
28,
9' cf
Juni 23,
26,
28,
(9 cf)
Juli
26,
28,
(5)
August
26.
28,
September
26,
28,
9 cf
Oktober
26,
28,
9 cf
Im scharfen Gegensatz zu den oben besprochenen Polydesmiden
macht sich hier eine grofse sommerliche Unterbrechungszeit im Er-
scheinen der Entwickelten bemerkbar. Während im Frühling und
Herbst beide Geschlechter häufig sind, werden sie im Juni nur noch ver-
einzelt angetroffen, im Juli und August aber fehlen sie vollständig, nur
Anfang Juli wurde in einem nassen Jahre ein einzelnes 9 noch angetroffen.
Im Laufe des Juni erfolgt also das Sterben der Entwickelten.
Im Zusammenhang mit der folgenden Gattung werden diese Verhältnisse
noch in deutlicheres Licht treten.
15. Craspedosoma simile germanicum n. subsp.
Die Charakterisierung dieser mit Sicherheit bisher nur aus Sachsen
bekannten Rasse erfolgt in der Verb. d. Ges. nat. Fr. Berlin 1910 im Zusammen-
hang mit anderen Craspedosomiden Mitteleuropas.
ln unserm Gebiet zeigt Craspedosoma eine fast ebenso allgemeine
Verbreitung wie Orthochordeuma , scheint jedoch im Elbsandsteingebirge
ziemlich spärlich aufzutreten. Aufserdem habe ich Orthochordeuma als
eine Form kennen gelernt, welche an Wärme und Belichtung nur geringe
Anforderungen stellt, so dafs man sie auch in kalten nach Norden gelegenen,
49
von cler Sonne nur sehr spärlich getroffenen Schluchten antreffen kann.
Craspedosoma simile germanicum dagegen verlangt günstigere Plätze mit
reichlicherem diffusen Licht und entsprechend auch höherer Wärme. Dieses
Tier gedeiht daher vortrefflich an feuchten, aber sonnig gelegenen Plätzen
des Granitgebietes am rechten Pfibufer, während ich es am Geisingberg
vergeblich gesucht habe. Aber auch in demselben Granitgebiet war es an
ungünstiger gelegenen Plätzen, sowie in dem Dresdner Heidewald nicht
zu finden.
Craspedosoma simile ist übrigens eine von Sachsen aus nach allen
Himmelsrichtungen so weit verbreitete Art, dafs ihr Fehlen an ungünstig
gelegenen Plätzen nicht etwa auf eine spätere Einwanderung geschoben
werden kann, wie z. B. bei Glomeris pustulata.
11. Mai am Schreckenstein zwischen Basalt unter Quercus-Laub 8 j. 28,
1 j. 26 Ringe.
17. Juli Kreischa im Walde auf Gneis 1 j. 28 Ringe.
15. Juli Moosleite unter Erlenborke 5 j. 19 und 6 j. mit 23 Ringen.
5. August Moosleite 2 j. 26 Ringe. 17. August Aussig im Elbtal in
Gebüsch 1 j. 26 Ringe.
20. August im Polenztal unter faulenden Kräutern an sonniger Stelle
3 j. 26 Ringe.
5. September Niederpoyritz unter Laub zwischen Granit 9 j. 28 Ringe.
6. September Weesenstein unter Laub 3 j. 28 Ringe.
11. September Dohna in Pläner-Steinbruch 2 j. 28 Ringe.
6. Oktober Moosleite unter Rubus zwischen Granitgeröll 2 cf. 17. Ok-
tober daselbst cf 2 in Kopula.
19. Oktober Moosleite unter Ainus- Laub 1 cf , 4 9. Ein 2 safs 1 1/2 111
hoch unter Erlenrincle und hatte sich ebenso wie ein Leptoiulus mit dem
hinteren Körperdrittel auf einen grofsen Limax gesetzt.
28. Oktober Moosleite 2 cf, 1 2. 11. November unter Steinen und
Ainus- Borke 2 cf, 2 2.
7. Oktober am Staffelstein zwischen Granit bei Rubus , Quer aus , Pteris ,
TJrtica 3 cf, 2 2.
9. Niederwartha unter Granitstücken 2 cf.
14. Weesenstein unter Laub 6 cf, 5 2.
10. Oktober Wachwitzgrund 5 cf, 2 2. 18. November 1 9-
27. Oktober Tharandt, Laubwald 3 cf, 1 2.
In der folgenden Übersicht der Jahreszeiten habe ich aufser den
sächsisch-nordböhmischen Funden auch noch diejenigen aus Brandenburg
aufgenommen, welche im 6. (26.) Aufsatz über Diplopoden verzeichnet
sind, Mitt. zoolog. Museum in Berlin, 1907; desgleichen die in den Diplo-
poden Rheinpreufsens vermerkten, Verh. nat. Ver. Rheinl. Westf. 1896, S. 253.
März (19)
April
(23)
(26)
(28)
<? 2
cf 2 Kop.
Mai
26,
28,
11. Mai cT 2, 16. Mai 1 cf
Juni
(26)
(28)
—
Juli 19,
23,
26,
28,
—
August
26,
(26) ,
28,
(d1 2)
September
28,
Oktober
November
Dezember
23,
(26)
(28)
cf 2 Kop.
cf 2
cf 2
*
50
Vergleichen wir die monatlichen Übersichten von Orthochordeuma und
Craspedosoma , so tritt uns ein bemerkenswerter Unterschied entgegen,
indem die sommerliche Unterbrechungszeit bei Craspedosoma
schärfer ausgeprägt ist dadurch, dafs die geschlechtsreifen Craspedo-
somen im Frühjahr noch ungefähr einen Monat eher verschwinden
als die entwickelten Orthochordeumen. Wir sehen Orthochordeuma
im Mai noch häufig, durch den Juni mehr vereinzelt auftreten, aber doch
noch bis Anfang Juli. Craspedosoma dagegen tritt schon im Mai spär-
licher auf und wurde im Juni überhaupt nicht mehr entwickelt beobachtet.
Hiervon abgesehen herrscht jedoch eine weitgehende Übereinstimmung,
so dafs wir zur Gewinnung einer Einsicht in die zeitliche Entwickelung
der Ascospermophora beide gemeinsam verwenden können.
Die sommerliche Unterbrechungszeit in der Existenz entwickelter
Ascospermophora gestattet an der Hand der Exkursionstatistik eine viel
klarere Einsicht in die Lebensdauer der Entwickelungsformen, als es bei
den oben besprochenen Polydesmiden möglich ist. Die Entwickelten
sterben also im Mai oder Juni, spätestens Anfang Juli ab, und es bleibt
eine Zwischenperiode, in welcher es nur Entwickelungsformen
gibt. Diese Zwischenperiode dauert zwei bis vier Monate, eine Zeit,
die uns lehrt, dafs innerhalb derselben die Larven mit 28 Ringen keine
Verwandlung erfahren können. Solche Larven mit 28 Ringen kommen
aber in allen Beobachtungsmonaten vor und sind wahrscheinlich über-
haupt immer vorhanden, nur in den kälteren Monaten, wo sie sich in die
Erde verkriechen, noch nicht gefunden worden. In einem Fall sind aber die
Larven wenigstens mit 23 Ringen für den Dezember im Winterquartier
unter Moos nachgewiesen. Berücksichtigt man, dafs eine Verwandlung
der 28ringeligen Larven, wenn sie überhaupt im Frühjahr erfolgen sollte,
nur frühzeitig vonstatten gehen kann, also jedenfalls vor Mitte April, da
für Umwandlung, Erhärtung, Kopulation und Eiablage, bis zu der Zeit, wo
Entwickelte nicht mehr vorhanden sind, immerhin einige Wochen erforder-
lich werden, so kann man die Zwischenperiode, in welcher die 28ringe-
ligen Larven sich aus äufseren Gründen nicht verwandeln können, auf
fünf Monate erhöhen. Eine mindestens fünfmonatliche Lebens-
dauer der 28ringeligen Larven folgt also schon aus der Zwischenperiode.
Nun habe ich die Kopulationen bei Craspedosoma simile viermal
beobachtet, zweimal im April in Brandenburg, einmal im April in Rhein-
preufsen und einmal im Spätherbst (17. Oktober) in Sachsen. Ein zweites
Mal sah ich Kopulationen im Spätherbst (Ende Oktober und Anfang No-
vember) auch bei rheinischen Tieren, welche ich im kalten Zimmer ge-
fangen hielt.
Ich schliefse aber aus diesen Beobachtungen, dafs die Eiablagen im
Frühjahr erfolgen und zwar etwas zeitiger, März bis April, wenn die Kopula
bereits im Spätherbst erfolgte, später aber, April bis Mai, wenn die Tiere
erst im Frühling zur Begattung gelangten. Jüngste Larven können wir
also im April, Mai oder Juni erwarten. (Tatsächlich habe ich auch in
diesen Monaten die jüngsten Larven aufgefunden, allerdings in anderen
Ländern und von anderen Gattungen.) Mithin folgt schon aus dem
einfachen Nachweis von Larven mit 26 und 28 Ringen im April
und Mai, dafs dieselben überwintert haben, da sie doch aus den
durch mehrere Stufen von ihnen getrennten jüngsten Frühjahrslärvchen
nicht abgeleitet werden können.
bi
Alle im Herbst auftretenden Entwickelten entstehen aus der Ver-
wandlung der 28 ringeligen Larven und zwar meist im September. Da
nun im Spätherbst die 28 ringeligen keineswegs verschwinden, so müssen
diese im September oder Oktober aus 26 ringeligen entstehen, und da auch
diese wieder im Oktober nicht fehlen, so müssen die 26 ringeligen aus
23 ringeligen entstehen, so dafs der September für die Entwickelten, die
älteren und mittleren Entwickelungsstufen die grofse Umwandlungs-
periode darstellt. Ob für die jüngeren Larven, deren Beobachtung in
der freien Natur selten ist, dasselbe gilt, kann natürlich vorläufig nicht
gesagt werden, es ist aber wahrscheinlich, dafs sie, analog den von mir
gezüchteten Polydesmus und Strongylosoma , sich schneller entwickeln als
die älteren Stufen. Dafs die im Herbst aus 26 ringeligen entstandenen
28 ringeligen Larven im April sich verwandeln sollten, ist höchst unwahr-
scheinlich, denn
1. ist bereits im Herbst eine Menge Entwickelter entstanden, und
2. müssen diese 28 ringeligen Larven, um sich verwandeln zu können,
erst einmal einen neuen Vorrat Reservestoffe ansammeln, wozu die
kurze Zeit, welche sich zwischen Beginn des Vorfrühlings und Beginn der
Frühjahrs-Kopulationszeit ausdehnt, also vielleicht lx/2 Monat, kaum aus-
reicht.
Wir müssen demnach schliefsen, dafs die im Herbst entstandenen
28ringeligen Larven im Winter sich nicht umwandeln wegen des Klimas,
im Frühjahr wegen der eben genannten Umstände, während ihre Ver-
wandlung im Sommer aus den oben genannten Gründen eine Unmöglich-
keit ist. Mithin ergibt sich, dafs die Lebensdauer der 28 ringeligen
Larven ungefähr ein Jahr beträgt, diejenige der Erwachsenen
8 — 9 Monate.
Die 26 ringeligen Larven sind vom Winter abgesehen durchs ganze
Jahr beobachtet worden, die 23 ringeligen habe ich für Juli und Dezember
festgestellt, so dafs sie ebenfalls in den übrigen Monaten erwartet werden
können, die 19 ringeligen habe ich bisher nur für den Juli verzeichnet.
Es ist aber nicht anzunehmen, dafs sie aus Eiern desselben Frühjahres
stammten, so dafs wir auch diese 19 ringeligen für alle Monate erwarten
können.
Demnach ist es wahrscheinlich, dafs analog den 28 ringeligen Larven
auch die 19, 23 und 26 ringeligen je ein Jahr in ihrer Stufe verharren,
und dafs aus den im Frühjahr gelegten Eiern sich erst im Herbst Larven
mit 19 Rumpfringen entwickeln. Ich habe also auf Grund der bisherigen
Beobachtungen von der zeitlichen Entwickelung bei Orthochgrdeuma ,
Craspedosoma und vielen anderen Ascospermophora folgende Übersicht
erhalten :
Von der Eiablage im Frühjahr bis zu 19 ringeligen \ K M ,
Larven im Herbst ) 4 bis 5 iVlonate,
von den 19 ringeligen Larven im 1. Herbst bis zu
den 23 ringeligen im 2. Herbst
von den 23 ringeligen im 2. Herbst
26 ringeligen im 3. Herbst
von den 26 ringeligen im 3. Herbst bis zu den
28 ringeligen im 4. Herbst
von den 28 ringeligen im 4. Herbst
Erwachsenen im 5. Herbst
bis
bis
zu
zu
den
den
12
12
12
12
52
von den Erwachsenen im 5. Herbst bis zu deren Tod im i Q K ö ** ,
Mai, Juni oder Anfang Juli des nächsten Jahres J ö 1S 1 ona e’
Mithin ergibt sich eine Lebensdauer von 60 bis 62 Monaten. Die
Annahme, dafs die 26 ringeligen Larven analog den 28 ringeligen einjährig
sind, hat nichts Unwahrscheinliches an sich. Wollte man nämlich an-
nehmen, dafs sie bereits im Sommer aus 23 ringeligen entständen, dann
dürften wir nicht, wie es doch tatsächlich geschehen ist, 26 ringelige
Larven bereits im Mai oder gar April antreffen! Ferner dürften wir nicht
23 ringelige mitten im Winter auffinden, wenn die Annahme richtig wäre,
dafs noch im Jahre der Eiablage die 23 ringeligen im Sommer aus 19 ringe-
ligen entstanden wären. Ich sehe somit die gefundene ca. 5jährige Lebens-
dauer eher als ein Minimum wie ein Maximum an.
Werfen wir einen Rückblick auf die oben behandelten Polydesmiden,
so zeigt sich, dafs deren Kopulationen vollständig zwischen den Kopu-
lationszeiten von Craspedosoma liegen, also über die Zwischenperiode der
Ascospermophora ausgedehnt sind, wodurch eben die gröfsere Unklarheit
über die Sterbezeit der Polydesmiden erzeugt wird. Haben wir einmal
wie hier die Einsicht gewonnen, dafs die Ascospermophora mehrjährige
Tiere sind, dann werden wir auch bei den Polydesmiden von der anfäng-
lichen Annahme der Einjährigkeit, mit Rücksicht auf den oben genannten
Zuchtversuch, Abstand nehmen und auch die Angehörigen dieser Gruppe
als mehrjährig betrachten.
16. Orobainosoma flavescens Latzei.
Ob 0. flavescens (genuin.) und flavescens helveticum Verh. untereinander
und von diesen sächsischen Tieren abweichen, ist zurzeit leider noch nicht
sicher feststellbar, weil ich augenblicklich keine flavescens aus den Alpen
zur Verfügung habe. Es war mir aber überhaupt eine Überraschung,
diese Art in Mitteldeutschland noch anzutreffen, zumal ich aus dem
Böhmerwald zwei andere Arten bekannt gemacht habe, welche erheblich
abweichen.
(0. flavescens helveticum Verh .—flavescens setosum Roth.)
11. September im Plänerwald bei Dohna unter Steinen und Laub und
Genist 1 cf, 15 j. mit 28 und 2 j. mit 26 Ringen.
5. August Moosleite in Geröll 4 j. 23, 1 j. 19 Ringe.
5. September daselbst an faulenden Pteris 5 j. 28 Ringe.
8. und 12. September am Geisingberg zwischen Basalt unter Ahorn 3 j.
28 Ringe.
10. September im Rödertal, gemischter Wald 2 j. 28 Ringe.
6. Oktober Moosleite, im Humus zwischen Geröll 1 j. 9 28 Ringe,
63/4 1 j- 9 26 Ringe, 5V2 mm’
17. Oktober daselbst unter Rubus im Geröll 1 9 9 x/2 mm lang mit
vorgestülpten Vulven.
28. Oktober daselbst 1 9.
9. Oktober bei Niederwartha, unter Borkenstücken neben gefällter
Buche 1 cT 11 mm, 5 .9 9 V2 bis 11 mm, alle mit 30 Rumpfringen.
An den vorderen Gonopoden endet der Nebenast des gesägten Blattes
mit einfacher Spitze, wie bei helveticum.
53
17. Heteroporatia vihorlaticum albiae Verh. n. subsp.
Yergl. die vorläufige Beschreibung im Zoologischen Anzeiger 1909,
Nr. 18/19, Juli, über einige Mastigophorophylliden und Craspedoso-
miden. Die ausführliche Charakteristik nebst Abbildungen findet man
1910 im 11. — 15. (31. — 35.) Aufsatz in den Nova Acta der L. K. D. Akad.
d. Nat., Halle.
20. August bei Rathen unter faulenden Gräsern 2 j. 28 Ringe.
21. August im Polenztal 2 j. 28 Ringe (cf 9),
5. September oberhalb Niederpoyritz am Waldrand neben oder zwischen
Granitstücken, teils unter Laub, teils an modrigen ifo^s-Zweiglein, 3 cT
und 8 j. 9 mit 28 Ringen, also ausgesprochene Proterandrie!
6. Oktober Moosleite in Granitgeröll mit Humus 1 9 18 mm.
19. Oktober Moosleite, unter Älnus-Lsmb 1 9 17 mm.
28. Oktober Moosleite 1 9 und 11. November daselbst 2 9 unter Alnus-
Laub.
7. Oktober am Staffelstein zwischen Granit und Humus und Genist
1 9 18 V2 mm.
18. November Wachwitzgrund 1 9.
9. Oktober Niederwartha auf Pläner 1 9 17 mm, unter Jimts-Laub.
Orohainosoma flavescens :
Heteroporatia vihorlaticum albiae:
August 19, 23,
28,
September 26, 28, cf
28, cf
Oktober 26, 28, cT 9
9
November
9
IIS Die Übersicht über das Auftreten von Orohainosoma und Hetero-
poratia lehrt, dafs bei beiden übereinstimmend zuerst nur Entwickelungs-
formen vorhanden sind, die Entwickelten aber mit Proterandrie er-
scheinen. Im übrigen sind diese Gattungen Beispiele für einen dritten
Entwickelungsmodus innerhalb der Jahreszeiten insofern, als ge -
schlechtsreife Tiere nicht nur im Sommer fehlen (wie bei Craspe-
dosoma und Orthochordeuma ), sondern auch im Frühjahr niemals
beobachtet worden sind. Das gilt jedoch nicht allein für unser nord-
böhmisch-sächsisches Gebiet, sondern auch für andere Gegenden Mittel-
europas. So habe ich z. B. im Böhmerwald alle Entwickelten von
Orohainosoma stets nur im Herbst und zwar meist sogar im Spätherbst
gefunden, in anderen Jahreszeiten nur unreife Tiere. In Österreich-Ungarn
aber sind mir von Heteroporatia im Frühjahr niemals Geschlechtsreife
vorgekommen, so zahlreich auch die im Herbst von mir erbeuteten Ent-
wickelten waren. Aus diesen Beobachtungen folgt also, dafs die Ent-
wickelten von Orohainosoma und Heteroporatia ein auffallend kurzes
Leben haben im Vergleich mit denen vieler anderer Diplopoden, wie
z. B. Craspedosoma. Genaueres läfst sich über die Lebensdauer der
Orohainosoma- Entwickelten allerdings noch nicht sagen, da wir bei der
Seltenheit dieser Diplopoden noch von keiner Art eine breitere stati-
stische Unterlage besitzen und nicht wissen, wie weit in den Winter hinein
sie existenzfähig sind und ob sie nicht vielleicht den Winter überstehen
und sehr zeitig im Frühjahr absterben. Einige Heteroporatia- Arten sind
allerdings an manchen Orten häufig, bisher habe ich auf dieselben im
zeitigen Frühjahr aber noch nicht fahnden können. (Siehe auch Nr. 19.)
54
18. Heteroporatia simile eremita Verh. n. subsp.
Vergl. die Literaturangaben bei Nr. 17.
Das einzige männliche Stück von 12 1/2 mm Länge entdeckte ich am
Waldrand der Geisingberg-Basaltkuppe zwischen Basaltstücken unter Acer-
Laub am 8. September. Auf einer zweiten Exkursion am 12. September
habe ich besonders nach diesem Tier gesucht, ohne es wieder finden zu
können, obwohl die regnerische Witterung dafür günstig war. Bisher war
H. simile nur in einem einzigen weiblichen Stück vom Arbersee bekannt,
der Kasse nach also zweifelhaft. Von Herrn Wernitzsch (Jena) erhielt
ich 2 2 des simile aus Thüringen und eine Skizze der Gonopoden des cT.
Nach dieser zu urteilen würde dort simile carniolense Verh. Vorkommen.
19. Heteroporatia bosniense Verhoeff.
Um den 10. Oktober 1900 wies ich diese Art für unser Gebiet zum
erstenmal aus dem Elbtal südlich von Aussig nach. Am 17. und 18. August
1908 habe ich dieselben Plätze wieder besucht, welche im Angesicht des
Schreckensteins gelegen sind und aus Gebüschstreifen mit Basaltgeröll
zwischen Eeldern bestehen. Es war noch kein einziges entwickeltes Tier
zu finden, dagegen brachte ich neun Jugendliche der 28 ringeligen Stufe
mit, welche damals im Oktober fehlten. So belegt uns auch diese Art den
oben geschilderten Entwickelungsmodus. In Sachsen ist mir bosniense
nirgends vorgekommen. Dagegen fand ich in einer Schlucht am Land-
grafenberg bei Jena vor einigen Jahren ein leider defektes Stück von
Heteroporatia. Herrn Wernitzsch machte ich hierauf aufmerksam und
gelang es ihm alsdann, bosniense bei Jena mehrfach aufzufinden.
20. Ceratosoma karoli Rothenbühler ( genuinum ).
Dafs diese Art in Sachsen ganz typisch auftritt, verdient um so mehr
betont zu werden, als ich aus dem Böhmerwald etwas abweichende Indi-
viduen nachgewiesen habe, karoli germanicum.
17. Juli am Wilisch bei Kreischa in bemoostem Gneisgeröll bei einem
wasserarmen Bächlein 1 j. 28 Kinge.
6. September Weesenstein unter Laub 2 j. 28 Kinge.
8. September am Geisingberg 1 j. 28 Kinge.
27. Oktober bei Tharandt im Laubwald, Porphyrgeröll mit Laub, 2 cT
von 1 1 a/2 mm Länge.
21. Mastigophorophyllon saxonicum Verh. n. sp.
(Untergatt. Mastigophorophyllon , Sektio Foliopenniferi Verh., vergl. Bei-
träge 8. Aufsatz.)
Die Beschreibung nebst Abbildungen findet man 1910 in den genannten
Aufsätzen der Deutsch. Akad. d. Nat. Halle.
Diese Art ist zunächst verwandt mit AI. bohemicum Attems aus
Böhmen, ein Tier, dessen näheres Vorkommen leider unbekannt ist. Sie
unterscheidet sich von bohemicum aber zweifellos auch dann, wenn man
annimmt, dafs die Federanhänge der vorderen Gonopoden von Attems
übersehen wurden. Sehr abweichend ist u. a. die Bucht zwischen den
hinteren Gonopoden und der zurückgebogene Haken am Ende der vorderen.
55
Auch das dritte und vierte Beinpaar des cf weichen etwas ab von der
Beschreibung des bohemicum.
20. August im Polenztal an der östlichen Talseite unter faulen
Kräutern 1 cf1, 1 j. 28 Ringen.
21. August daselbst an der westlichen Talseite, oberhalb der Walters-
dorfer Mühle 18 2, 34 cf, teils unter Pteris- und AAzes- Abfällen, teils unter
Himbeeren und Brombeeren, teils unter Urtica und an Humushaufen mit
Borkenstücken. Angesichts dieses häufigen Auftretens im Polenztal dürfen
wir erstaunt sein, dafs mir dieser interessante Diplopo de sonst auf keiner
meiner Exkursionen begegnet ist.
22. Nopoiulus palmatus Nemec. ( genuinus ) Yerh.
27. Mai Seidnitz bei Dresden an Kopfweiden neben einem Wasser-
graben 1 cf mit 48 Ringen, 12 mm. 1 2 mit 45 Ringen, 12 x/4 mm lang.
Körper braun, Ozellen und Drüsen schwarz, Kopf und 1. bis 3. Rumpfring
dunkelrötlich.
9. Mai Königstein, in der Nähe der Festung, ebenfalls unter Kopf-
weidenborke 2 cf1, 1 j. cf, erstere mit 39 und 46, letzteres mit 39 Rumpf-
ringen.
23. Nopoiulus palmatus caelebs Verb. var. salicis m.
Vergl. im 6. (26.) Aufsatz über Diplopoden, Mitt. Zoolog. Museum in
Berlin, 1907, S. 281, III. Bd., 3. Heft.
9. Oktober Niederwartha auf Pläner unter Salix-Borke 11 2, 6 j. 2.
2 11 Yg bis 122/3 mm lang mit 39 und 40 Rumpfringen, j. 2 mit 36 und
38 Ringen. Im Alkohol geben sie einen auffallend stark weinroten Saft
aus den Wehrdrüsen, der sie anfangs mit einer Wolke umhüllt. Der echte
palmatus ist bei cf und 2 meist nicht nur segmentreicher, sondern zugleich
auch auffallend schlanker als der gedrungenere caelebs , obwohl ein caelebs
2 von 122/3 mm Länge mit 40 Ringen, also gröfser ist als ein 45 ringeliges
des palmatus. Dennoch ist der Segmentunterschied kein ganz durch-
greifender, wie das erwähnte reife cf des palmatus mit 39 Rumpfringen
beweist.
24. Typhi oblaniulus guttulatus (Gervais).
7. August im Elbtal bei Aussig in Gebüschen mit Basaltgeröll 1 j. 2,
142/3 mm mit 47 Rumpfringen, einfarbig grauweifs.
11. September in einem Plänersteinbruch bei Dohna unter Steinen neben
Gebüsch 1 cf, 10 2, 2 j. 2, ebenfalls alle einfarbig grauweifs, im Alkohol
zum Teil nachdunkelnd. 2 15 mm mit 51 Rumpfringen, cf 12 2/3 mm,
47 Ringe. Die Beine und Gonopoden des cf stimmen mit denen der
westdeutschen Tiere überein bis auf unbedeutende, wohl individuelle Varia-
tion der Spitzchen an den hinteren Gonopoden.
T. guttulatus ist als Gartenschädling in Westeuropa schon oft genannt
worden. Ich halte diese Art nicht für einen ursprünglichen Bürger
Deutschlands, sondern für ein in Frankreich heimisches, durch die
Kultur uns zugeführtes und durch Düngstoffe und Mistbeeterde (analog
dem Isopoden Haplophtlialmus) verbreitetes Tier. In Deutschland habe
ich es niemals in gröfseren Wäldern beobachtet und überhaupt
niemals aufserhalb des Bereiches grofser Flufstäler oder Kultur-
56
gebiete. In meinen Diplopoden Rheinpreufsens konnte ich es 1896 aus
Freiland nur in zwei Stück verzeichnen, obwohl ich bald feststellte, dafs es
bei Bonn in manchen Gärten geradezu massenhaft vorkommt. Da dieser
Tausendfüfsler auch tote Tierkörper verzehrt und z. B. durch zerquetschte
Schnecken leicht geködert werden kann, ist es wahrscheinlich, dafs er
auch durch menschliche Friedhöfe verbreitet wird.
Die beiden hier genannten Fundorte lagen in der Nähe von Äckern,
so dafs der guttulatus vielleicht auch hier durch den Dünger, welcher auf
den Feldern verstreut wird, in deren Nachbarschaft sich festgesetzt hat.
Nicht verschweigen möchte ich übrigens, dafs ich in Österreich-Ungarn
zweimal, nämlich bei Afsling in den Karawanken und bei Broos in Sieben-
bürgen einige Stücke eines Typhloblaniulus im Waldhumus erbeutet habe,
welche äufserlich wie guttulatus aussehen. Da ich bisher aber kein cf
aus diesen Gebieten untersuchen konnte, wäre es übereilt, sagen zu wollen,
hier läge ebenfalls der gemeine guttulatus vor.
25. Isolates varicornis (C. K) Latze!.
9. Mai Königstein bei der Festung unter Salix- Borke 2 cf, 1 j. c?,
1 j. 9. Gröfstes cf 72/3 mm mit 35 Rumpfringen.
3. August Pillnitz an morschem Carpinus- Stamm 1 j. cf 6Y3 mm,
30 Ringe, 2 9, 2 j. 9, eine Larve.
15. Juli Moosleite unter Salix- Borke 1 9 7]/2 mm, 35 Ringe.
19. Oktober Moosleite unter Salix- Borke 1 9 93/4 mm, 39 Ringe.
26. Leptophyllum nanum Latzei.*)
11. Mai am Schreckenstein unter Quercus- Laub 1 9.
11. Juli Dohna, Laubwald im Humus 1 cf.
21. August Polenztal teils unter Laub, namentlich aber in humöser
Erde 11 cf, 17 9, 2 j. cf 11 1/2 bis 1373 mm mit 79, 81 und 85 Bein-
paaren, 4 oder 5 beinlosen Endsegmenten. Verschiedene Individuen waren
weich von überstandener Häutung, bei 7 cf waren die Gonopoden weit
ausgestülpt, auch die Cyphopoden bei einigen Weibchen.
14. Oktober Weesenstein unter Quercus- Laub im Humus m 12,
2 j. 9. cf 10 V2 mm mit 45 Ringen, 83 Beinpaaren und 6 beinlosen End-
segmenten. 9 13 mm.
27. Schizophyllum sabulosum (L.) Latzei.
var . punctulatum Fanz. 7. Juni Wachwitzgrund an sonnigem Platz 1 cf,
19. cf 20 V3 mm, 77 Beinpaare, 3 Endsegmente.
12. Juli daselbst unter Steinen 3 9, 31 bis 33 J/2 mm mit 89 und 91
Beinpaaren.
var. bilineatum C. K. 9. Mai Königstein 2 9 22 mm, 11. Mai Schrecken-
stein 2 9.
31. Mai Dohna 1 9 3472 mm, 91 Beinpaare, 2 Endsegmente beinlos.
7. Juni Wachwitzgrund 3 9, gröfstes 23 mm, 79 Beinpaare.
9. Juni Dohna 1 cf 27 72 mm, 83 Beinpaare. 17. Juli Kreischa 1 $
32 1/2 mm, 95 Beinpaare, 3 Endsegmente.
*) Hinsichtlich der Varietäten des L. nanum vergl. meinen 39. Aufsatz: Juliden
und Ascospermophora, 1910 in den Jahresh d. Ver. f. vaterl. Naturk. Württemberg.
57
20. Juli Königspark 1 j. cf, 1 $ 421/ 2 mm, 95 Beinpaare. Das gröfste
im Gebiet beobachtete Individuum.
20. August Polenztal unter faulenden Kräutern 1 9 2 j.
5. September Niederpoyritz 1 j. 12. September am Geisingberg, Wald-
rand der Basaltkuppe 10 j., welche zum Teil zur var. bifasciatum über-
führen. 1 Schalt cf 242/3 mm, 87 Beinpaare. 20. Oktober Dohna 1 j. 9
21 mm.
Da die beobachteten Männchen 77 und 83 Beinpaare besitzen, das
Schalt cf 87, so ist ein entwickeltes Grofs-cf nicht beobachtet worden.
28. Bracliyiulus projectus kochi Verhoeff.
Die zahlreichsten Funde stammen aus dem Laubwaldgebiet von Dohna:
24. April unter Corylus -Laub und zwischen von Humus durchsetztem
Geröll 1 d”, 32 mm, 87 Beinpaare. 31. Mai ebenda 3 cf, 2 9, 1 j., auch eine
Kopula beobachtet.
9. Juni 1 (9, 2 9, 4 j. und abermals Kopula. cf ganz schwarz, also
der sexuelle Farbendimorphismus sehr ausgeprägt.
4 j. 9 74 — 17 mm, mit 49 — 69 Beinpaaren, 6—8 beinlosen Endsegmenten.
12. Juni 1 9, 11. Juli 1 cf, 2 9, 1 j. cf lO1/^ mm, 67 Beinpaare, 6 End-
segmente.
11. September 2 9, 2 j. 20. Oktober 1 cf 35 mm, 93 Beinpaare.
17. August im Elbtal bei Aussig in Gebüschen mit Basaltgeröll häufig,
3 cf, 4 9, 43 Junge aus zahlreichen Stufen. Von den Männchen ist eins
grau, am Rücken mit schwarzen Medianstreifen, ein anderes ebenso, zeigt
aber zugleich schwache graugelbliche Rückenseiten binden. An allen übrigen
Plätzen trat koclvi spärlicher auf:
9. Juli Moosleite 1 j. 9 bei Regen. 5. September Moosleite 1 j. cf mit
45 Ringen.
21. August im Polenztal 1 9, 2 j. 5. September Moosleite zwischen
Geröll 1 9.
6. September Weesenstein 2 9, 2 j.
8. September Geisingberg, am Waldrand der Basaltkuppe 2 cf.
cf 28l/2 mm, 87 Beinpaare, 3 beinlose Endsegmente, am Rücken zu
Seiten der schwarzen Medianlinie mit Andeutung graugelblicher Längsbänder.
cf .25 mm, 81 Beinpaare, 4 Endsegmente, Rücken mit deutlich grau-
gelben Längsbinden neben der schwarzen Medianlinie.
12. September Geisingberg 5 9, 1 j., 1 cf, dieses von Häutung noch
etwas weich, kaum 22 mm lang, mit 87 Beinpaaren, ebenfalls hellrückig.
29. Bracliyiulus unilineatus C. Koch.
In Sachsen nicht beobachtet. Bei Aussig habe ich dieses Charakter-
tier der ungarisch - rumänischen Tiefebenen bereits 1900 festgestellt.
19. August fand ich im Basaltgeröll bei Aussig nur ein cf, 251/ 2 mm lang,
mit 79 Beinpaaren. Die Art scheint also im nordböhmischen Gebiet ziem-
lich selten zu sein.
30. Microiulus laeticollis Porat.
3. Mai im Wachwitzgrund, an humöser Stelle mit Granittrümmern im
Laubwald 3 9 141/ 4— 14x/2 mm, mit 65 und 69 Beinpaaren.
58
31. Leptoiulns ciliatus Verhoeff.
18. April bei Rochwitz an einem Bache 1 9 m gemischtem Walch
22. April in Eichwalcl bei Pillnitz unter Laub 2 2.
3. Mai Wach witzgrund in von Urtica durchwachsenem und von Laub
und Humus durchsetztem Granitgeröll im Laubwald 3 2 37 — 37 7 2 mm,
2 cf, 28y 2- — 307 2 mm, 93 und 95 Beinpaare.
9. Mai Königstein unter Laub 1 cf 27 1/2 mm, 91 Beinpaare, 3 End-
segmente.
30. Juni Moosleite 1 j. cf 18 1/2 mm, 83 Beinpaare, noch weich von der
üb erstandenen Häutung.
1 j. 2 1372 mm) 1 j. 2 9 mm (53 Beinpaare) daselbst, 6. Oktober.
15. Juli daselbst unter Weidenborke 1 j. 2 17 mm.
9. Juli an einem sonnigen Hang am Staffelstein 1 2 3572 mm. mit
vorgestülpten Vulven 1 j. cf 1672 mm, 73 Beinpaare, 7 Endsegmente. 1 cf
26 72 mm, mit 89 Beinpaaren, 3 Endsegmente. Diese befanden sich bei
Regen unter Pteris , Lathyrus und Himbeeren zwischen Steinen und
Eichenlaub. Laub und Steine waren nur von oben befeuchtet, die tieferen
Lagen waren dagegen völlig ausgetrocknet. Die Tiere hatten also die
trockene Zone passiert und in der Tiefe, aus der sie hervorgekommen
waren, die oberflächliche Feuchtigkeit empfunden.
17. Juli bei Kreischa 2 2*
6. August auf dem Pfaffenstein, oben im gemischten Wald in Felsen-
kesseln bei Pubus und Pteris unter Laub und Genist, 1 cf frisch gehäutet.
5 2, 3 j. cf, j. cf 1972 mm, 79 Beinpaare, 5 Endsegmente. Von den jungen
Männchen nahm ich einige zur Aufzucht lebend mit und erzielte am
20. September 2 reife cf 2872 mm, mit 95 Beinpaaren.
20. August Polenztal 1 cf (gehäutet), 2 2, 1 j. 2* cf 32 mm, 93 Bein-
paare, 2 beinlose Endsegmente.
5. September Moosleite 5 2, 3 j. 2, 4 cf. 3 cf 24— 2572 mm, 85 und
87 Beinpaare, 2 Endsegmente. 1 cf 25 mm, 91 Beinpaare.
7. Oktober am Staffelstein zwischen Granitstücken 2 cf, 1 j. 2.
cf 297 2 — 3272 mm, 91 und 93 Beinpaare, 3 beinlose Endsegmente.
27. Oktober Tharandt, im Laubwald 1 cf.
In Österreich-Ungarn beobachtete ich ciliatus- Männchen mit 91 — 99
Beinpaaren, in der Tatra auch mit 89.
Am Altvater fand ich 85 Beinpaare.
Im sächsischen Gebiet habe ich für das cf festgestellt: 89, 91, 93 und
95 Beinpaare, einmal sogar 85 und 87.
32. Leptoiulus ciliatus bükkensis Verhoeff.
ln Sachsen nicht beobachtet.
19. August im Elbtal bei Aussig, in Gebüschen mit Basaltgeröll 2 2,
1 cf 22 mm, 89 Beinpaare, 2 Endsegmente. 1 j. cf 18 mm.
33. Julus ligulifer Latz. u. Verh. (genuinusY).
9. Mai Königstein unter welken Pteris und Laub von Quercus , Fagus
1 c?, 1 9.
*) Über die V ariabilität des ligulifer vergl . den 89. Aufsatz : J u 1 i d e n und A s c 0 s p e r -
mopbora in den Jahresheften d Ver. f. vat. Naturk. i. Württemberg 1910, Abschnitt All.
59
10. Mai am Kuhstall in gemischtem Wald 1 $.
11. Mai Schreckenstein unter Quercus- Laub 3 j. 9? 2 jüngere Larven,
im Elbtal bei Aussig 15 2, davon 4 frisch gehäutet und mit ausgestülpten
Vulven, 4 j. cf 18 — 19 mm, deren 2. Beinpaar schon kräftige Fortsätze er-
kennen läfst. (Kein entwickeltes cf.)
9. Juli Moosleite bei Regen 1 j. 2, 1 j. cf.
17. Juli Kreischa 1 j. 2, 1 j. cf.
20. August bei Rathen unter faulenden Gräsern 1 2.
21. August Polenztal 1 j. Q.
5. September Moosleite 1 cf, 1 j. cf, 3 9> 1 j. 2. cf 24 mm, 93 Bein-
paare. Aufser dem cf sind alle liellrückig. 6. September Weesenstein 3 2.
10. September im gemischten Wald des Rödertales auf Silur 1 cf, 1 j. cf,
3 2, 1 j. 2. cf 2373 mm, 87 Beinpaare, 2 Endsegmente (1 cf, 1 2 sind
liellrückig).
8. September Geisingberg eine jüngere Larve, 1 j. 2 frisch gehäutet,
1 cf 2472 mm, 85 Beinpaare.
12. September Geisingberg 3 cf, 7 2, 4 Halbwüchsige, eins gehäutet.
14. Oktober Weesenstein unter Laub von Carpinus und Tilia 3 cf, 1 2.
2 32 mm, 93 Beinpaare, cf 2572 — 26 mm, 89 Beinpaare.
17. Oktober Moosleite 2 2. 27. Oktober Tharandt, Laubwald 1 cf , 2 2.
In den Monaten Juni, Juli, August wurde mithin kein entwickeltes cf
beobachtet.
34. Cylindroiulus occultus C. Koch (= Cyl. coerulans Nemec).
Aus Sachsen nicht bekannt geworden.
17. August im Elbtal bei Aussig in Basaitgeröll, in Humus -Gekrümel
dazwischen und an faulenden Gräsern. Grauweifs bis graubraun, mit
schwarzen Drüsenflecken. 14 2, 4 j., 3 cf.
2 13 mm mit 89 Beinpaaren, 3 beinlosen Endsegmenten,
cf 10 72 mm mit 81 Beinpaaren, 3 beinlosen Endsegmenten.
35. Cylindroiulus londinensis Leach. var. saxonicus Verb.
Im Loschwitz-Pillnitzer Granitgebiet nach meinen Beobachtungen inner-
halb Sachsens am stärksten vertreten, also in Schluchten mit leichtem,
vorwiegend von Granitsand durchsetztem Boden. Hierdurch ergibt sich
ein Gegensatz zu den übrigen bisherigen Beobachtungen, wonach londinensis
schweren lehmigen Boden oder kalkreiche Gesteine bevorzugt. Diese Granit-
gebietfunde zeichnen sich aber alle insofern aus, als sie geschützt, sonnig
und zugleich feucht gelegen sind, im Bereich von Laubwald oder reich-
lichem Gestrüpp oder in dessen nächster Nachbarschaft.
7. Juni 3 2. 15. Juni 5 cf, 4 2, 1 j. 2, 3 j. cf. 2 31 — 31 72 mm,
79 Beinpaare, j. cf 12 mm, 53 Beinpaare, cf 24 mm, 73 Beinpaare, cf 25 mm,
71 Beinpaare.
27. Juni 1 2 3P/2 mm, 83 Beinpaare, 1 j. cf 17 mm, 63 Beinpaare viel
heller als die Erwachsenen.
12. Juli 3 cf, 2 2. 15. Juli 1 j. cf 19 mm, 65 Beinpaare. 5. August 1 j.
5. September 2 2 mit bräunlichem Kollum.
6. Oktober 1 j. cf 18 mm. 17. Oktober 1 2, 1 j. 2.
Im Bereich der Kalkformationen sah ich nur wenige Stücke, nämlich:
60
21. April im Laubwald bei Lockwitz unter Laub 8 2 29 x/2 — 37 72 mm.
Das gröfste 2 mit 87 ßeinpaaren, 1 cf 26 mm, 75 Beinpaare.
9. August in einem Plänersteinbruch am Schonergrund 1 2.
10. September im gemischten Wald des Rödertales 2 2, 1 cf. cf 2372mm,
71 Beinpaare, 3 Endsegmente.
36. Oncoiulus foetidus C. Koch
kann als der gemeinste Julide unseres Gebietes bezeichnet werden,
welcher auf keiner Formation und in keinem Walde desselben fehlt.
In den Laubwäldern bei Dohna auf Pläner verzeichn ete ich folgende
Beobachtungen:
24. April 2 cf, 2 2. 31. Mai 1 cf, 2 2. 9. Juni 1 cf, 3 2 und 6 j.,
welche durch ihre grauweifsliche Farbe von den dunklen Erwachsenen sehr
auffallend abstechen, j. 9 14r2/3 mm, 59 Beinpaare, 4 beinlose Endsegmente.
12. Juni 3 cf, 12 2, 1 j. 11. Juli 13 2, 7 j., 1 cf. j. cf 21 mm, 69 Bein-
paare, 2 Endsegmente, cf 25 mm, 69 Beinpaare, 2 Endsegmente. 22. Juli 4 2.
11. September 10 cf, 1 j. cf, 33 2, 7 hell gefärbte Jugendliche.
5 cf 22 — >2473 mm, 69 Beinpaare, 2 Endsegmente.
1 cf 20 mm, 65 Beinpaare, 2 Endsegmente.
1 cf 2H/2 mm, 67 Beinpaare, 2 Endsegmente.
1 cf 2272 mm, 71 Beinpaare, 2 Endsegmente.
j. cf 20 mm, 62 Beinpaare, 2 Endsegmente.
Die folgenden Funde stammen aus dem Granitgebiet zwischen Losch-
witz- Pillnitz:
15. Juni 1 j. 9 18 mm. 27. Juni 3 j. 19 — 20 mm.
30. Juni 2 2, 1 j. 12. Juli 1 2, 1 j. cf. 15. Juli 1 j. 2 grau.
3. August 1 2. 5. September 2 2, 1 j. weifslich.
6. Oktober 1 cf, 1 2. 17. Oktober 1 j. 2.
Aus dem Bereich anderer Formationen nenne ich:
21. April Laubwald bei Lockwitz 4 cf, 3 2. 2 24— 26 73 mm, 71 Bein-
paare. cf 21 72 — 22 mm, 67 und 69 Beinpaare.
9. Mai Königstein unter welkem Pteris -, Quercus- und Fagus-Ldub
3 cf, 3 2.
10. Mai am Kuhstall in gemischtem Wald 3 cf , 2 2:
11. Mai am Schreckenstein unter Quercus- Laub 10 Erwachsene, 1 j.
17. Juli Kreischa 1 2. 6. August am Pfaffenstein 1 cf.
12. August im Schoonergrund 1 j. cf 1572 mm> 63 Beinpaare.
17. August Aussig im Elbtal, Büsche mit ßasaltgeröll, 10 Erwachsene
und 8 Halbwüchsige grauweifs.
20. August bei Rathen unter faulenden Gräsern 8 2, 1 j. 2, 2 cf,
1 weifsliche Larve.
21. August Polenztal 6 2, 7 cf. cf 217 2 mm> 67 Beinpaare.
6. September Weesenstein 1 cf , 4 2, 1 j. 2, 3 weifsliche Larven, unter
diesen ein j. cf 14 mm, 59 Beinpaare, 3 beinlose Endsegmente.
8. September Geisingberg 2 2. 12. September daselbst 6 cf, 6 2.
10. September im Rödertal 3 cf , 3 2. cf 23 mm, 69 Beinpaare, 2 End-
segmente.
9. Oktober Niederwartha 1 cf. 14. Oktober Weesenstein unter Laub
von Carpinus , Tilia, Acer 4 2, gröfstes 28 mm, 71 Beinpaare (41 Rumpf-
ringe), 1 j. 2 grauweifs, 1172 mm> 35 Ringe.
ei
Die von mir im nordböhmisch - sächsischen Gebiete untersuchten
236 Stück des Oncoiulus foetidus verteilen sich auf die Formationen in
folgender Weise (32 Exkursionen):
^Dohna^^^ ^ } 109 Stück von 7 Exkursionen, Durchschnitt: lö1/^ Stück
Andere Kalkge- l
biete J
29
11
» 6
11
„ 5
ii
Basalt
43
5?
„ 4
55
» 11
ii
Elbsandstein
37
11
» 5
11
» 7 Vs
ii
Granit und Gneis
18
n
„ 10
11
,, kaum 2
ii
Der aufserord entliehe Gegensatz zwischen dem Auftreten des foetidus
im Urgebirge einerseits und auf Basalt und Plänerkalk andererseits zeigt
aufs deutlichste, wie günstig diese Art in den letzteren Gebieten gedeiht.
Mit den andern Kalkformationen der Gruppe 2 ist hauptsächlich Silur
gemeint, das an meinen Sammelplätzen wohl hauptsächlich deshalb sich
weniger günstig erwies, weil es sowohl bedeutend weniger Steintrümmer
als Schlupforte darbot, als auch in den einzelnen Steinbrocken weniger
günstig ist, indem es weder sehr flache, noch besonders löcherige oder
muschelartig gebrochene Stücke aufweist, sondern klumpige, oft mit Lehm
verklebte. Die Fundplätze des Elbsandsteins würden zweifellos noch weniger
vorteilhaft dastehen, wenn sie nicht durch Wasser- und Pflanzenreichtum
ausgezeichnet wären.
Dafs sich foetidus im Urgebirge am spärlichsten entwickelt,
harmoniert mit dem Umstande, dafs er in den oberen Böhmerwald nicht
eingedrungen ist , während er in den mitteldeutschen Kalkgebirgen schon
viel weiter nach Westen vorgedrungen ist, nämlich bis ins Taubertal und
Wiesbaden. Dennoch ist das Urgebirge keine Schranke für diesen Juliden,
sondern lediglich ein Revier, durch welches seine Ausbreitung langsamer
als anderwärts erfolgt.
Von Polydesmus denticulatus wurden im Gebiet 325 Stück auf 33 Ex-
kursionen gesammelt. Sie verteilen sich auf die Formationen folgender-
mafsen:
^Dohn^^ ^ } 190 Stück von 10 Exkursionen, Durchschnitt: 19 Stück
Andere Kalkge- \
biete / '
Basalt 50
Elbsandstein 28
Granit und Gneis 60
Die Verteilung auf die Formationen zeigt also mit der des Oncoiulus
foetidus die gröfste Ähnlichkeit, namentlich wieder die bedeutende Be-
günstigung durch Basalt und Pläner gegenüber dem Urgebirge. Dafs
jedoch die Einzel-Individuen in den kalkärmeren Formationen durch-
schnittlich gröfser werden, wurde schon oben nachgewiesen.
37. Polyzonium germanicum Brandt.
Auch dieser einzige Colobognathe des Gebietes war am reichlichsten
in Dohna vertreten, wo ich ihn im Pläner- Laubwald auf folgenden Ex-
kursionen beobachtete :
3
4
4
12
»v, »
12 „
V „
5
62
24. April 2 2 von 9 mm. 9. Juni unter Laub 1 2 127a mm.
12. Juni 1 cf.
11. Juli an humusreichen Plätzen, z. T. im Humus eingewühlt 8 Er-
wachsene, von denen das gröfste Stück ein 2 von 127g mm, 24 j. von
41/2— 5 mm, durch hellgelbliche Farbe von den Erwachsenen unterschieden,
2 noch jüngere Larven.
11. September 8 Erwachsene. 20. Oktober 1 cf, 3 2. 22. Juli 2 cf, 2 2.
18. April bei Rochwitz an einem Bach 1 2 in gemischtem Wald.
9. Mai in Laubwald am Königstein an humöser Stelle 3 cf, 4 9.
2 14 Vg mm lang, 21/g mm breit, mit 47 Rumpfringen.
2 1772 mm lang, 22/5 mm breit, mit 52 Rumpfringen (dies das gröfste
im Gebiet beobachtete Stück).
cf 972 mm lang mit 41 Rumpfringen.
cf 10 Y2 mm lang mit 42 Rumpfringen.
Durchgehends sind die Männchen erheblich kleiner als die Weibchen.
10. Mai bei Schandau 2 2 in gemischtem Wald.
17. Juli am Wilisch 3 Stück unter Laub.
17. August bei Aussig war Polyzonium in den faunistisch sonst so
reichhaltigen Talgebüschen mit Basalt nirgends zu finden, nur in einem
Laubwald unter Laub von Carpinus erbeutete ich 1 cf.
6. September bei Weesenstein 10 Stück unter Laub.
10. September im Rödertal bei Radeberg, gemischter W7ald, 7c?, 6 9.
Die Männchen zeigen alle, trotz recht verschiedener Gröfse, kräftig
entwickelte Gonopoden.
8. September am Geisingberg im Basaltgeröll abermals fehlend, nur
im Tannenwald der höchsten Kuppe 1 2.
9. Oktober bei Niederwartha auf Granit, unter Quercus- Laub 1 cf
10 mm. 1 2 1 27a mm 42 Rumpfringen.
14. Oktober Weesenstein, die Erwachsenen unter Laub und die Jugend-
lichen im Humus von Quercus 1 cf, 2 2, 2 j. 2.
Gröfstes 2 17 mm lang, 274 mm breit mit 49 Ringen.
Gröfstes cf 14 2/s mm lang mit 49 Rumpfringen.
17. Oktober 1 cf in der Moosleite.
Auf 18 Exkursionen wurde Polyzonium germanicum also in etwa
100 Stück gefunden, welche sich in folgender Weise auf die Formationen
verteilen :
Plänergebiet bei
Dohna
Silur- Kalk
Urgebirge
Sandstein
Basalt
Der auffallende Gegensatz im Auftreten des Oncoiulus foetidus im
Kalkgebiet einerseits und Urgebirge andererseits wiederholt sich also bei
Polyzonium , nur mit dem Unterschiede, dafs der Gegensatz dem Silur
gegenüber viel auffälliger ist, was damit zusammenhängt, dafs für Polyzonium
die mechanische Beschaffenheit der Steintrümmer viel weniger in Betracht
kommt, da dieser Diplopode fast immer in Laub oder Humus sitzt, viel
63
seltener aber an Steinen angetroffen wird. Dem Umstand, dafs ich auf
den zahlreichen Ausflügen ins Granitgebiet östlich der Elbe nur zweimal
je ein Stück des Polyzonium auffand, spricht gegenüber den zahlreichen
Funden an den Kalkplätzen eine so deutliche Sprache, dafs die weit
günstigere Entwickelung an diesen keinem Zweifel unterliegen kann. Hin-
sichtlich der Häufigkeit nehmen Polyzonium , Polydesmus denticulatus
und Oncoiulus im Elbsandsteingebirge in gleicher Weise eine Mittelstufe
ein zwischen Urgebirge und Plänerkalk. Sehr abweichend von Oncoiulus
verhält sich Polyzonium nur hinsichtlich des Basalts. Ich erkläre mir
das Fehlen der Polyzonien in den Gebüschen mit Basaltgeröll durch
ihr lichtscheues Wesen und den Umstand, dafs sie mehr als die meisten
andern Diplopoden auf vermoderndes Laub und Laubhumus angewiesen sind.
Schliefslich seien zum Vergleich noch zwei Arten hinsichtlich ihrer
Verteilung auf die Formationen beigefügt:
Auf 22 Exkursionen wurde Orthochordeumob germanicum beobachtet:
Pläner
Silur
Urgebirge
Sandstein
Basalt
37 Stück von 6 Exkursionen, Durchschnitt: 6 Stück
24
21
20
8
Auf 18 Exkursionen fand ich folgende Bracliyiulus projedus koclii :
Pläner 24 Stück von 7 Exkursionen, Durchschnitt: 3 Y2 Stück
Silur
4
55
„ 2
,
5 5
55
~ / %
2
Urgebirge
3
55
„ 3
55
55
1
Sandstein
3
55
» 3
55
55
1
Basalt
59
55
„ 3
5 5
55
20
Die fünf besprochenen Diplopoden liefern also folgende Exkursions-
Durchschnittszahlen :
Polydesmus
denticulahis
Ortho-
cliordeuma
germanicum
Oncoiulus
foetidus
Brachyiulus
proj. Tcochi
Polyzonium
germanicum
Pläner
(51 V.)
+ 19
6
+ 1572
31/,
77*
Silur
(26 V3)
2 Vs
8!
5
2
9!
Basalt
(48)
12
4
11
20!
1!
Sandstein
(25)1
7
5
772
1
47.
Urgebirge (12 V2)
5
3
2
1
17*
Während der Pläner für die Entwickelung dieser Diplopoden also
absolut am günstigsten dasteht, schwankt das Maximum zwischen der
1., 2. und 3. Formation, fehlt in der 4. und 5., wobei das Urgebirge sich
als absolut am ungünstigsten erweist. Dafs das nicht für alle Diplopoden
gilt, wurde schon oben angeführt. Für manche Arten liegen aber die Ver-
hältnisse so einfach, dafs eine tabellarische Übersicht unnötig ist, man
vergl. z. B. Glomeris pustidcita. Um jedoch für alle Diplopoden des Ge-
bietes, mit Ausnahme der Rinden- Juliden, die Beziehungen zu den For-
mationen im Zusammenhang hervortreten zu lassen, gebe ich noch eine
Übersicht über die Zahlen der überhaupt beobachteten Individuen:
64
Artenzahl
Pläner-
Kalk
Silur
Basalt
Elb-
sand-
stein-
ge-
birge
Urge-
birge
Zahl der
Exkur-
sionen,
auf denen
das Genus
gefunden
Exkur-
sions-
Durch-
scbnitts-
zakl
1
Polyxenus ....
_
9
1
2
5
4
Glomeris
13*)
34
62
—
{307
19
21
2
kleine Glomeriden . .
{20
1
1
—
—
6
37s
1
Strongylosoma . . .
{ca. 220**)
ca. 60
ca. 40
ca.20
3
22
16
3
Polydesmus ....
{196
7
50
40
60
33
io7s
1
Brachydesmus . . .
{48
—
—
6
8
7
1
Orthochordeuma . .
37
24
8
20
21
25
4
1
Craspedosoma . . .
2*)
14
10
3
{58
18
5
1
Orobainosoma . . .
{24
2
3
— .
14
10
4
3
Meter oporatia . . .
1
—
10
4
{18
12
3
1
Ceratosoma ....
—
2
1
—
3
4
17»
1
Mastig ophorophyllon .
—
—
—
{54
—
2
27
1
Leptophyllum . . .
1
4
1
{30
—
4
9
1
Scliizophyllum . . .
3
—
13
5
12
11
3
2
Brachyiulus . . . .
24
4
{61
3
3
16
6
1
Microiulus ....
—
—
—
3
1
—
2
Leptoiulus ....
—
— .
4
14
{33
16
3
1
Julus
—
10
{41
5
15
14
5
2
Cylindroiulus ...
1
7
21
—
30
13
47s
1
Oncoiulus . . . .
109
29
43
37
18
32
77b
1
Polyzonium . . . .
{54
28
2
9
6
18
57s
Summa:
753
226
380
244
611
33 Max.
Die durch eine Klammer ausgezeichneten Zahlen geben die Fälle an,
in welchen die betr. Art in der betr. Formation stärker als in allen übrigen
zusammengenommen vertreten ist.
Zur richtigen Beurteilung dieser Übersicht will ich übrigens bemerken,
dafs ich im Bereich des Pläners und des Urgebirges ungefähr gleich
intensiv gesammelt habe, erheblich weniger aber in den drei übrigen For-
mationen. Wenn daher in dieser eine Form trotzdem besonders auffällig
vertreten ist, so darf dieser Feststellung erhöhter Wert beigelegt werden.
Die absoluten Gesamtzahlen für Pläner und Urgebirge belegen das, was
ich weiter oben bereits ausgeführt habe.
VI. Rückblick.
1. Auf Grund der Diplopoden -Verbreitung teile ich Deutschland in der
Richtung von Norden nach Süden in die drei Provinzen Nord-, Mittel-
und Süddeutschland ein, zwischen Nord- und Ostsee einerseits und den
Urgebirgsmittelzügen der Alpen andererseits.
*) Hier wurden die betr. Individuen nicht im Plänerwalde und überhaupt nicht
im reinen Plänergebiet gefunden, sondern in einem durch Sandsteinklötze gemischten
Plänerbruch.
**) Strongylosoma müfste eine noch erheblich höhere Zahl ergeben, wenn ich die
Individuen, welche ich sah, alle gesammelt hätte, was mir nicht immer möglich war
65
2. Mitteldeutschland teile ich in der Richtung von Westen nach
Osten zunächst in zwei Hauptgebiete ein, mittleres West- und Ostdeutsch-
land, deren jedes eine Anzahl charakteristischer Gruppen (nicht nur
Arten) besitzt. Für eine weitergehende Gliederung kommen neben der
Harz*Regensburger Linie Rhein- und Elbtal in Betracht. Östlich der Harz-
Regensburger Linie sind drei oder wahrscheinlich vier mitteldeutsche Gaue
zu unterscheiden, Thüringer Gau, Sudeten-Gau, markomannischer Gau und
mährischer Gau. Von diesen sind der Sudeten-Gau und mährische Gau aus-
gesprochen östlichen Gepräges, während der markomannische und Thüringer
Gau mehr den Charakter von Mischungsgebieten aufweisen.
3. Aus dem sächsisch-deutschböhmischen Elbgebiet sind 37 Diplopoden
in etwa 2400 Stück nachgewiesen worden.
4. Zwischen der Fauna Sachsens und Deutschböhmens herrscht eine
weitgehende Übereinstimmung, doch besitzt letzteres Gebiet einige südöst-
liche, ersteres einige nordwestliche Formen, welche dem andern Gebiet
fehlen.
5. Im Dresdener Elbgelände macht sich ein starker Gegensatz zwischen
der östlichen und westlichen Talseite bemerkbar, welcher teils aus örtlichen
(biologischen), teils aus historischen Verhältnissen hervorgeht. Glomeris
pustulata z. B. ist für die östliche, conspersch für die westliche Gegend
charakteristisch.
6. Im Elbsandsteingebirge sah ich nirgends Glomeriden, ein Umstand,
welcher nicht mit der chemischen, sondern der mechanischen Beschaffenheit
des Gesteins, namentlich der krümeligen Verwitterung in Zusammenhang
steht. Die mechanische Beschaffenheit der Gesteine und die Art ihrer
Zertrümmerung sind überhaupt von grofsem Einflufs auf Verbreitung und
Häufigkeit der Diplopoden.
7. Dennoch ist die chemische Beschaffenheit der Gesteine, namentlich
ihr Kalkgehalt durchaus nicht belanglos, was
a) sich daraus ergibt, dafs manche Arten und selbst Gattungen
ausschliefslich oder fast ausschliefslich auf kalkreichen Forma-
tionen leben,
b) auch bei manchen Arten, welche scheinbar gleichmäfsig über alle
Formationen verbreitet sind, statistisch durch ein mehr oder weniger
auffallendes prozentuales Überwiegen in den Kalkgebieten
nachgewiesen werden kann.
8. «Mit Ausnahme der unter Borken lebenden Diplopoden zeigen die
Entwickelungsformen namentlich in den kühleren Jahreszeiten eine ver-
borgenere Lebensweise als die Erwachsenen.
9. Bei Strongylosoma und Polydesmus denticulatus wurden im Juni
und Juli aufser den Entwickelten vier Entwickelungsformen nebeneinander
beobachtet.
10. Bei Polydesmus denticulatus wurden die Larvenstufen mit 17, 18
und 19 Rumpfringen in 6 — 7 aufeinanderfolgenden Monaten beobachtet,
nebeneinander und nacheinander.
11. Bei Polydesmus und Strongylosoma (und noch vielen andern Diplo-
poden) gibt es Geschlechtsreife zu allen Jahreszeiten. Die Fortpflanzung
ist daher an keine bestimmten Jahreszeiten gebunden, sondern spielt sich
in allen Monaten ab, deren Witterung nicht durch Frost oder starke Wärme
extrem ist.
66
12. Für Diplopoden habe ich drei wesentlich verschiedene zeit-
liche Entwickelungsweisen feststellen können, nämlich
a) Kopulation in F rühling, Sommer und Herbst, ohne Verschwinden
der Entwickelten im Sommer, so z. B. bei Polydesmus.
b) Kopulation im Frühling oder Herbst, bei Absterben, der Ent-
wickelten, früher oder später im Spätfrühjahr oder Frühs'ommer,
z. B. bei Craspedosoma im Mai, bei Orthochordeuma im Juni.
Hier kommt also eine namentlich für Juli und August geltende
sommerliche Unterbrechungszeit zustande, innerhalb welcher
entwickelte Tiere nicht existieren. [Vergl. auch Julusligulifer, No. 33.]
c) Kopulation im Herbst und überhaupt nur herbstliches Auf-
treten der Geschlechtsreifen, so bei Orobainosoma und Peter o-
poratia, wo dieselben also im Vergleich mit den Diplopoden
unter a kurzlebiger sind.
13. Orthochordeuma und Craspedosoma haben eine Lebensdauer von
mindestens fünf Jahren, wobei 4— 5 Monate auf die jüngsten Stufen, je
ein Jahr auf die Larven mit 19, 23, 26 und 28 Rumpfringen zu rechnen
sind und 8 — 9 Monate auf die Erwachsenen.
14. Zu den häufigen und über alle Formationen verbreiteten Diplo-
poden des Gebietes gehören Polydesmus denticidatus , Orthochordeuma
germanicum, Oncoiulus foetidus , Brachyiulus kochi und Polyzonium ger-
manicum. Dennoch verhalten sich dieselben nach statistischen Feststellungen
den Formationen gegenüber zum Teil recht verschieden. Während bei allen
gemeinsam der Plänerkalk viel mehr Individuen birgt als das Urgebirge,
ist das bei Polydesmus und Oncoiulus doch ganz besonders auffallend.
Während sich der Basalt für die Entwickelung dieser Diplopoden nächst
dem Pläner am günstigsten zeigt, ist er für Polyzonium am wenigsten
geeignet, für Brachyiulus kochi am allergünstigsten. Im Gebiete der
paläozoischen Sedimente finden Orthochordeuma und Polyzonium ihr
Optimum. Diesen fünf Formen gemeinsam ist jedenfalls die reichlichere
Entwickelung auf den kalkreicheren Formationen.
Inhaltsübersicht :
I. Vorbemerkungen: Gliederung Deutschlands in zoogeographische
Provinzen und Gaue. Einflufs der geologischen Formationen auf die Zu-
sammensetzung der Elbgau-Fauna. Notizen über die sonstige natürliche Be-
schaffenheit der Länder.
II. Verzeichnis der im sächsisch -nordböhmischen Elbgebiet von mir
nachgewiesenen Diplopoden. Zahl der beobachteten Individuen.
III. Die nordböhmisch -sächsischen Elbgaugebiete untereinander ver-
glichen.
IV. Das nordböhmisch-sächsische Elbgaugebiet im Vergleich mit andern
Teilen Mitteleuropas.
V. Besondere Mitteilungen über die Diplopoden -Fauna von Nord-
böhmen und Sachsen. Vorkommen, Lebensweise, Lebensdauer, Arten der
zeitlichen Entwickelung.
VI. Rückblick.
Cannstatt, 8. Januar 1910.
IV. Über die Annäherung einer Ellipse durch ihre
Scheitel - Kriimmungskreise.
Von W. Ludwig in Dresden.
§ 1. Einleitung.
Bei der Konstruktion einer Ellipse aus ihren Achsen benutzt man mit
Vorteil ihre Scheitel- Krümmungskreise; jedoch ist meines Wissens noch
nicht untersucht worden, bis auf welche Entfernungen von den Scheiteln
die Ellipse durch Bögen der Krümmungskreise mit genügender Annäherung
ersetzt werden darf*). Ferner ist bei der Ausführung der Konstruktion
leicht die Beobachtung zu machen**), dafs man eine bessere Annäherung
erhält, wenn man statt der Krümmungskreise an den Scheiteln der grofsen
Achse ein wenig gröfsere Kreise und an den Scheiteln der kleinen Achse
ein wenig kleinere Kreise nimmt.
Im folgenden soll untersucht werden, welches die Grenzen der An-
näherung einer Ellipse durch ihre Scheitel-Krümmungskreise und wie grofs
die Radien der Kreise sind, die eine bessere Annäherung liefern.
Teil I: Die Scheitel der grofsen Achse.
§ 2. Ansatz.
Wenn uns eine Ellipse durch ihre Achsen gegeben ist, so betrachten
wir sie zunächst in der Nähe des einen Scheitels A der grofsen Achse und
nehmen auf dieser zu derselben Seite von A, zu der sich der Krümmungs-
mittelpunkt Ko von A befindet, einen Punkt K an. Um diesen schlagen
wir mit dem Radius r = KA den Kreis und erhalten dabei nicht den
mathematischen Kreis &r, der K zum Mittelpunkt und r zum Radius hat,
sondern einen Streifen von einer kleinen Breite d, den wir uns etwa durch
die mathematischen Kreise mit demselben Mittelpunkt K und den Radien
r — fd und r + (1 — s)d begrenzt denken können; hierbei ist s ein positiver
echter Bruch, dessen Wert sich nicht bestimmen läfst und dem wir infolge-
dessen den jeweils für uns bequemsten Wert zuzuschreiben berechtigt sind.
Im Innern dieses Kreisstreifens wird nun zu beiden Seiten von A ein ge-
wisses Stück weit die mathematische Ellipse verlaufen, und gerade so weit
dürfen wir unseren Kreisstreifen für die Herstellung des Streifens benützen,
*) Auf diese Frage bin ich zuerst durch Herrn F. Schur aufmerksam gemacht
worden.
**) Vergl. Müller, E.: Lehrbuch der darstellenden Geometrie, Bd. I, S. 158, Anm.
Leipzig 1908.
68
durch den wir beim Zeichnen die mathematische Ellipse ersetzen. Es
handelt sich also um die Länge des Bogens der mathematischen Ellipse,
der im Innern des Kreisstreifens liegt; aber diese Länge hängt auch von
der Gröfse von s ab, und deshalb wollen wir, um in allen Fällen gleichmäfsig
zu verfahren, s immer so wählen, dafs der Bogen möglichst lang wird.
Wenn wir im folgenden von Kreis und Ellipse sprechen, so meinen wir
immer den mathematischen Kreis und die mathematische Ellipse. Wir
nehmen nun einen Punkt P unserer Ellipse und schneiden die Gerade KP
mit dem Kreise kr\ die Strecke zwischen P und dem ihm nächsten der
beiden Schnittpunkte bezeichnen wir als den kürzesten Abstand y des
Punktes P vom Kreise kr und geben y das positive oder negative Vor-
zeichen, je nachdem P aufserhalb oder innerhalb von kr liegt. Dann ist
die Potenz von P in bezug auf kr gegeben durch
y(y + 2r).
Ferner seien a und b {a~>b) die Längen der grofsen und der kleinen
Halbachse der Ellipse und # die exzentrische Anomalie des Punktes P. Dann
hat P in bezug auf die Achsen der Ellipse die rechtwinkeligen Koordinaten
a cos ^ und b sin 3', und wir finden für seine Potenz in bezug auf den Kreis
kr auch den Wert (1 — cos 3) [(a2 — b2) (1 — cos 3) -j- 2 (b2 — ar)].
Diese beiden Ausdrücke für die Potenz des Punktes P in bezug auf
den Kreis kr führen zu der Gleichung
(1) y (y -j- 2 r) = (1 — cos 3) [(a2 — b2) (1 — cos tf>) + 2 {p2 — ar )],
durch die der Zusammenhang zwischen 3 und y bestimmt ist. Wir müssen
nun erstens die Grenzen aufsuchen, in die 3* gebannt ist, wenn der absolute
Wert von y die gegebene Gröfse d nicht überschreiten soll, und zweitens
den Wert von r ermitteln, für den diese Grenzen möglichst weite sind.
§ 3. Umformung und geometrische Deutung der Gleichung (1).
Im Scheitel A hat die gegebene Ellipse den Krümmungsradius
b2
Wir setzen
r ~ ro + Q
und führen statt 3 eine neue unabhängige Veränderliche
x = r0 (1 — cos 3)
ein, von der für uns nur die Werte zwischen 0 und 2 r0 in Betracht kommen :
0 <,x <.2 r0 ;
hiermit nimmt die Gleichung (1) die folgende Gestalt an:
(2) [( a 2 — b2) x2 — - r02 y2 — 2 r03 y] — 2 q [b2 x + r02 y] = 0.
Die Gleichung (2) ist, wenn wir x und y als rechtwinkelige Koordinaten
deuten, die Gleichung eines Kegelschnittes, der durch den Koordinaten-
ursprung hindurchgeht; betrachten wir von ihm den Bogen, der vom
Koordinatenursprung aus sich bis zur Geraden x — 2 r0 erstreckt, so sind
die Ordinaten seiner Punkte gerade gleich den kürzesten Ab-
ständen der Punkte unserer Ellipse von dem Kreise kr. Infolge-
dessen können wir das Verhalten der Ellipse gegen den Kreis
kr an dem Verhalten des Kegelschnittes (2) gegen die sc-Achse
studieren.^
69
Wir wollen aber nicht nur einen bestimmten Kreis kr ins Auge fassen,
sondern alle, die die Ellipse im Scheitel A berühren und auf derselben
Seite der zugehörigen Scheiteltangente liegen wie der Krümmungskreis;
r kann also alle möglichen positiven Werte annehmen, und wir brauchen
auch die negativen nicht auszuschliefsen, die uns die Kreise liefern, die
auf der andern Seite der Scheiteltangente liegen. In unserer Gleichung (2)
ist also q — r — r0 ein Parameter, der alle Werte zwischen — oo und
-f- oo annehmen kann ; zu jedem Werte von q gehört vermöge der Gleichung (2)
ein Kegelschnitt cQ , und alle diese Kegelschnitte bilden einen Büschel,
der in der erwähnten Beziehung als eine Abbildung des Büschels der
Kreise ~kr dienen kann. Deshalb wollen wir den Kegelschnittbüschel (cf)
zuerst untersuchen.
§4. Der Kegelschnittbüschel (c?).
Die sämtlichen Kegelschnitte cQ gehen durch vier reelle Punkte, nämlich
durch den Koordinatenursprung, durch den Punkt (# = 2r0, y = — 2a)
und durch die beiden unendlich fernen Punkte des Geradenpaares, dessen
Gleichung (a2 — b 2) x2 ■ — r0 2 y2 — 0 lautet. Sie sind deshalb Hyperbeln
und zerfallen in zwei Gruppen derart, dafs je zwei Hyperbeln derselben
Gruppe einander ähnlich sind und dafs von zwei Hyperbeln aus ver-
schiedenen Gruppen jede der konjugierten der anderen ähnlich ist. Den
Übergang zwischen beiden Gruppen bilden zwei Geradenpaare, die sich
yi
für q — + Va2' — b 2 ergeben; wir bezeichnen als erste Gruppe
a
diejenige, für die
a2 — b2 „ /-s a2 — b2
- V«2 - b2 < Q <
+ V«2 — i 2
a a
ist und der immer die Hyperbel für q — 0 angehört.
Die Mittelpunkte der Hyperbeln cQ haben die Koordinaten x
y = — (ro -f- q) und erfüllen eine Gerade mit der Gleichung
b2
a -
b2'
(3)
X
— r,
b2
m
y
i;
0 a2
auf dieser Geraden finden wir auch die Doppelpunkte D1 und D2 der
beiden zum Büschel gehörigen Geradenpaare, und auf der Strecke zwischen
diesen liegen die Mittelpunkte der ersten Gruppe der Hyperbeln.
Die Hyperbeln der ersten Gruppe haben ihre reellen Hauptachsen
parallel zur y- Achse; ihre Scheitel erfüllen eine Ellipse mit der Gleichung
2 7 2
(4) (a* — b‘2)x2 + r02 y2 - f 2r„2-^-p — xy+ 2rosy = 0,
die im Koordinatenursprung die x- Achse berührt. Die Hyperbeln der zweiten
Gruppe haben ihre reellen Hauptachsen parallel zur rr-Achse; ihre Scheitel
liegen auf einer Hyperbel mit der Gleichung
(5) (a2 — b2) x2 + r02 y2 + 2 b2 x y + 2 r0 b2 x — 0,
die im Koordinatenursprung die y -Achse berührt. Die beiden Kegelschnitte
(4) und (5) gehen auch durch die oben erwähnten Punkte i)3, Z>2 und
aufserdem noch durch den Punkt (pc = 2 r0, y — — 2 a)\ sie haben einen
70
gemeinsamen Mittelpunkt M mit den Koordinaten x~r0l y — — a, der
auf der Geraden (3) liegt, und der zu dieser Geraden konjugierte Durch-
messer ist bei (4) zur y- Achse parallel und trägt eine Sehne von der Länge 2b,
während er bei (5) zur x- Achse parallel ist.
Jetzt können wir uns ein Bild von dem Büschel der Hyperbeln cQ
machen; dieses entspricht, da ja stets a > b > r0 ist, immer der Fig. 1;
denn das Wesentliche in der Lage der wichtigen Kurven (3), (4), (5) gegen
das Koordinatensystem bleibt erhalten, auch wenn sich der Wert des Ver-
hältnisses — zwischen 0 und 1 ändert.
a
§ 5. Bestimmung des günstigsten Wertes von q.
Von den Hyperbeln cQ brauchen wir für unsern Zweck nur die Bögen?
die vom Koordinatenursprung ausgehen und sich bis zur Geraden x — 2 r0
erstrecken; wir müssen denjenigen unter ihnen herausfinden, der sich mög-
lichst eng an die x -Achse anschliefst, der also auf eine möglichst grofse
Strecke innerhalb eines die x- Achse enthaltenden Streifens 2 von der
Breite d verläuft. Diesen Streifen 2 begrenzen wir durch die beiden
Geraden y = ■ — s ö und y == (1 — s)d, wobei s so zu bestimmen ist, wie
wir es in § 2 angegeben haben. '
Bei dieser Untersuchung handelt es sich, wie wir sofort erkennen,
nur um Bögen der Hyperbeln der ersten Gruppe. Wir müssen also q vom
Werte
a2-b 2
a~
b 2
+ V
w
V a2 — b2 bis zum Werte
a v a
lassen; dabei haben wir drei Intervalle zu unterscheiden, je nachdem
a2 — b2 I m t-o a2 — b2
achsen
a
— V a2 — b2 <q < 0, 0 < q <
b2
<Q<
b2
+v<
b2
ist. Im ersten Intervall liegt der Mittelpunkt von cQ auf der Geraden (3)
links von der y- Achse (siehe Fig. 1) und folglich der in Frage kommende
Bogen von ergänz oberhalb der x- Achse; infolgedessen müssen wir e = 0
nehmen und den Streifen 2 durch die x -Achse und die Gerade ?/=d
begrenzen. In diesem Streifen hat diejenige Hyperbel cQ den längsten
Bogen, deren zwischen der ?/~Achse und der Geraden x — 2 r0 liegender Schnitt-
punkt Q mit der Geraden y = d die gröfste Abszisse hat. Da nun die
Gerade y = 6 die Ellipse (4) nicht schneidet und somit von keiner Hyperbel
cQ berührt wird, zeichnet der Büschel der Hyperbel cQ in sie eine elliptische
Punktinvolution ein, deren Mittelpunkt auf der Hyperbel c^, d. h. auf der
Geraden ax -f- r0 y = 0 liegt; hieraus erkennen wir, dafs Q sich stetig
in der Dichtung der wachsenden x bewegt, wenn wir q das erste Intervall
durchlaufen lassen, und die gröfste Abszisse x0 für q = 0 annimmt. Im
ersten Intervall also erhalten wir für e — 0 die Hyperbel, die
sich der a;-Achse auf die längste Strecke anschliefst, und die
Länge dieser Strecke ist die Abszisse x0 desjenigen Schnitt-
punktes der Hyperbel mit der Geraden y=ö, der auf der posi-
tiven Seite der z/-Achse liegt. Es ist
71
(6)
= r» a ’\/ + Ä)
worin der positive Wert der Quadratwurzel zu nehmen ist.
Im zweiten und dritten Intervall liegt der Mittelpunkt von cQ auf der
positiven Seite der ?/-Achse, und infolgedessen tritt der in Frage kommende
Fig. 1.
Y
Bogen von cQ auch in das Gebiet unterhalb der x -Achse (siehe Fig. 1),
wobei sein tiefster Punkt der eine Scheitel SQ von cQ ist. Deshalb werden
wir den Streifen 2 so begrenzen, also s den Wert sQ beilegen, dafs die
Gerade y = — sQS die zu SQ gehörige Tangente von cQ ist. Lassen wir nun
q von 0 an wachsen, so bewegt sich SQ vom Koordinatenursprung aus-
gehend auf der Ellipse (4) nach rechts und entfernt sich dabei immer
mehr von der x- Achse; weil aber der Streifen 2 die x- Achse enthalten mufs
und deshalb sQ höchstens gleich 1 sein darf, brauchen wir q nur so weit
wachsen zu lassen, bis SQ in den rechts der y- Achse liegenden Schnitt-
72
punkt Sm zwischen der Ellipse (4) und der Geraden y — — d hineinfällt.
Die Abszisse von Sm und zugleich die Abszisse des Mittelpunktes der
Hyperbel cm unseres Büschels, deren Scheitel Sm ist, finden wir gleich
a 2 0 a V a — r0\ 2 a)
worin der positive Wert der Quadratwurzel zu nehmen ist; infolgedessen
ist der Wert von q: für den sich die Hyperbel cm ergibt,
(a — r0)S_ ,
a T
in Betracht,
(7)
Es kommt also für uns nur das Intervall 0<qSQ>
und dieses dürfen wir stets als vollständig in dem zweiten unserer oben
a2 £2
genannten Intervalle enthalten voraussetzen: Für q = rückt näm-
a
lieh der Mittelpunkt von Cg in den Punkt M , so dafs SQ die Ordinate
— (a — b) erhält; wir dürfen aber stets a — fr>d annehmen, da sich
sonst die Ellipse mit den Halbachsen a und b nicht merklich von einem
Kreise unterscheiden würde. Also ist sicher qm < — .
Wenn wir nun q das zweite Intervall von 0 bis qm <
b 2
durch-
laufen lassen, so müssen wir den Wert von q aufsuchen, für den die
Hyperbel Cg die Gerade y = (1 — in einem Punkte Qq mit möglichst
grofser positiver Abszisse schneidet. Die Abszisse von Qq setzt sich nun
aus zwei Teilen zusammen: Der eine Teil ist die Abszisse von Sg und wächst
mit q. Der andere Teil ist die Hälfte der Sehne, die von der Hyperbel
Cg aus der Geraden y = (1 — Sg)6 ausgeschnitten wird; diese Sehne liegt
immer im Abstande d vom Scheitel Sg und wächst ebenfalls, während q
das zweite Intervall durchläuft, weil dabei sich immer ähnlich bleibt,
aber zugleich eine immer gröfsere reelle Halbachse (gleich der vertikalen
Strecke zwischen der Geraden (3) und dem oberen Bogen der Ellipse (4)
erhält. Infolgedessen nimmt in unserem Intervall die Abszisse von Qq mit
wachsendem q zu, und wir erkennen hieraus, dafs qm der gesuchte Wert von q ist.
Für q — qm wird der Streifen 2 begrenzt durch die Gerade y = — d
und y — 0; mithin ist dann Qg der zweite Schnittpunkt Qm der Hyperbel
cm mit der a:-Achse. Die Abszisse von Qm ist doppelt so grofs wie die
von Sm, also .
= + 2 r0 - \/-— (i - J-\
a u a V a — r0 \ 2 a)
(8)
x,
Hiernach haben wir das folgende Ergebnis: Wenn wir für q den in
Gleichung (7) gegebenen Wert qm wählen, so erhalten wir die
Hyperbel, die sich — für ein bestimmtes d — der a>Achse auf die
längste Strecke anschliefst; die Länge dieser Strecke können
wir aus Gleichung (8) entnehmen.
§ 6. Verwertung des Ergebnisses für die Ellipse.
Gehen wir nunmehr wieder zu den Kreisen über, von denen die
Ellipse in einem Scheitel der grofsen Achse berührt wird, so haben wir
für q = 0 den Krümmungskreis. Wir sehen zunächst:
73
Bei gegebener Striclibreite d nähert in jedem Scheitel der
grofsen Achse einer Ellipse der Krümmungskreis die Ellipse besser
an als jeder kleine Kreis, aber schlechter als die gröfseren
Kreise, deren Radien die Gröfse rm nicht überschreiten;
der Kreis mit dem Radius rm liefert die beste Annäherung.
Wir bezeichnen mit &0 und die exzentrischen Anomalien
der Punkte der Ellipse, bis zu denen sie durch den Krümmungs-
kreis und durch den Kreis mit dem Radius rm angenähert wird.
Dann haben wir
■■■ d
(6 a)
und
cos
0 _ 1 r0 ~ 1 a V o - r0 V + 2 rj
X ,
= i — 2 - — 2 -y— ~ (i — mi
a a v a — rn\ 2 a)
(8 a) COS 'd'm = 1
r° w/ w - w f 0
worin wieder die positiven Werte der Quadratwurzeln zu nehmen sind.
An die Stelle der Gleichungen (6a), (7), (8a) können wir einfachere
Näherungsformeln setzen, die einer konstruktiven Ausnützung zugäng-
lich sind, nämlich:
T
(6b)
(7b)
COS
V:
8 (« — r0)
Qm
(q— ro)>)T| fe-t /
a L a V )
(8b)
8(a — r0)
cos — 1
b \f 2 3
= 1 — y (p ,
a v a —r0
(, , 8 \-£ S\f 8
— ~y 2 8 (a — r0) -f
b
<Pv
8 (a — r0Y
2h-
a
< <P 2<
yz!
V a —
(a — r0)8
a
~ ^3’
ri_&V :i.
L «V S(a—r0)V
26 \
a
[> - ‘VK(. -äi <* < ”[> -:
Wenn wir zu der bereits gemachten Annahme, dafs a — b> 6 sein
soll, die Voraussetzungen hinzufügen, dafs a>2 6 und r0 > d, also
b > '^d ist, so haben wir a — 6 > r,
0’
(a t0) t0 ($ d) d,
^ i / 6 — a ^ d / a
b V 8(a — r0) ft 1 8(a — r0) r0^ a V 8 (a — d)
und erkennen, dafs die angegebenen oberen Grenzen für die Fehler, die man
bei der Anwendung der Näherungsformeln machen kann, kleiner als — , bezw,
ct
d, bezw. -—sind. Da d die Breite eines Striches, also die kleinste in
Gj
Betracht kommende Strecke ist, sind diese Fehler ohne Belang, wenn nur
a eine Strecke von endlicher Gröfse ist. Allerdings sind, wenn - sehr
a
klein ist, auch die vorletzten Glieder der rechten Seiten der Formeln (6 b),
74
(7b), (8b) sehr klein; aber wir befinden uns dann an der unteren Grenze
dessen, was wir noch konstruieren können, und haben mit verhältnismäfsig
sehr bedeutenden Genauigkeitsfehlern zu rechnen, die in gleicher Weise
den Nutzen der exakten Formeln wie den unserer Näherungsformeln illu-
sorisch machen.
62
Wenn wir in den Formeln (6 b), (7b), (8b) r0 = — einführen, so er-
ß
kennen wir, dafs die in ihnen angebenen, bezw. aus ihnen folgenden Aus-
drücke für cos #0, — , cos d'm sowohl, wie die zugehörigen Fehlergrenzen
ct
allein von den Verhältnissen — und — abhängen. Diese Bemerkung er-
möglicht es, eine einfache Tabelle für die Gröfsen cos #0, — , cos nach
Ct
den Näherungsformeln (6b), (7b), (8b) auszurechnen; dabei nehmen wir bei
einer Ellipse, deren halbe grofse Achse a = 5 cm ist, eine Strichbreite
4 = 0,1 mm, also d = 0,002 a an und bestimmen auch die Fehler, die
durch die Benutzung dieser Formeln entstehen; wir finden, dafs durchweg
die obere und die untere Fehlergrenze bis zur dritten Dezimale überein-
stimmen, und erhalten die Tabelle:
b
a
1 0,1
1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
P TO
a
0,006
0,012
0,019
0,023
0,027
0,030
0,032
0,030
0,025
Fehler
+ 0,002
+ 0,002
+ 0,002
+ 0,002
+ 0,001
+ 0,001
+ 0,001
+ 0,001
+ 0,000
cos %
0,994
0,987
0,979
0,972
0,964
0,953
0,938
0,916
0,869
Fehler
— 0,000
— 0,000
— 0,000
— 0,000
— 0,000
— 0,000
— 0,000
— 0,000
— 0,000
$o*)
6°
9°
12°
14°
16°
18°
20°
24°
30°
cos 3 m
0,987
0,974
0,958
0,945
0,927
0,905
0,882
0,831
0,739
Fehler
— 0,004
- 0,004
— 0,004
— 0,004
— 0,004
— 0,004
— 0,004
— 0,004
— 0,004
Sr to*)
9°
13°
17°
19°
22°
25°
00
©
34°
42°
— hat für — = = ein Maximum.
a a y 2
Nach den Näherungsformeln können wir #0, qm konstruieren; in
Fig. 2 ist die Konstruktion für a = 5 cm, — = 0,6, d = 0,1 mm ausgeführt,
ct
und es wird zu ihrer Erläuterung folgendes genügen: MA und MB sind
*) % und sind stark abgerundet. Der Fehler der Näherungsformel ist hei %
durchweg und hei für — >0,4 ganz ohne Belang; er steigt hei bis zu 1°20',
a
ist also auch in seinem Maximum nicht von grofsem Einflufs.
75
die beiden Halbachsen der Ellipse; K0 ist der in üblicher Weise gefundene
Krümmungsmittelpunkt für den Scheitel A, so dafs F0 A = r0 und MK0
= a — r0 ist Dann ist K0D = 3 mm aufgetragen und somit Kn E
= y iKZo . Kq D = V(ä — r0) 30 6 oder angenähert K0 E= 4 ]/2S (a— rö) ;
ferner ist K0 T= V4 K0 E und TKm || C K0, mithin Km K0 = ^K0 T,
d. h .KmK0 = Qm Also ist Km der Mittelpunkt des günstigen Kreises,
Fi g. 3.
dessen Radius rm= r0 + Qm = A ist. — Ist ferner K0' der Krümmungs-
mittelpunkt für den Scheitel B und H der Schnittpunkt von K0' Km mit
BC, so ist HC — — - — Qm und folglich MF=BH=a( 1 )
ci Tq ' ci r0/
= a . cos i9-0 ; ebenso ist, wenn wir AG = 2 AF machen, M G = a . cos
Auf den Loten, die wir in F und G auf MA errichten, liegen also die
Punkte P0 und Pm bis zu denen die Ellipse durch den Krümmungskreis
und durch den Kreis mit dem Mittelpunkt Km ersetzt werden kann.
76
Teil II: Die Scheitel der kleinen Achse.
§ 7. Wiederholung der Überlegungen von § 2 bis § 5 für die
Scheitel der kleinen Achse.
Wenn wir dieselbe Untersuchung für die Scheitel der kleinen Achse
der gegebenen Ellipse anstellen, müssen wir die Überlegungen des I. Teiles
mit den notwendigen Abänderungen wiederholen. Wir erhalten dann statt
der Gleichung (1) die Gleichung
(9) y{y- h 2r) — (1 — sin d) [(b2 — a2) (1 — sin &) + 2 (a2 — br)]
und formen sie um in die — der Gleichung (2) entsprechende — Gleichung
(10) [(a2 — V) x1 + r'0 y* -f 2 r'0y\ — 2 o' [a2 x + r\ y\ — 0,
indem wir den Krümmungsradius
, _ a2
T°~~b
der Ellipse in den Scheiteln ihrer kleinen Achse ein führen und
r = rf o - q',
x = r'0 (1 — sin $j, (0<x<2 r'0)
setzen. Die Gleichung (10) wird uns wieder durch einen Büschel von
Kegelschnitten (<y) veranschaulicht, wenn wir gf als Paramenter auffassen;
aber diese Kegelschnitte sind jetzt ähnliche Ellipsen, deren Hauptachsen
parallel den Koordinatenachsen sind, und zwar ist das V erhältnis der zur
x- Achse parallelen Hauptachse gleich
y a2 — b2
Von den Grundpunkten
des Büschels (<y) sind zwei endlich und reell (x = y = 0 und x = 2 r'0,
y = — 2b) und zwei unendlich fern und imaginär (gegeben durch (a2 — b2)x2
2
-|- r'0 y2 = 0). Der Mittelpunkt einer Ellipse cQ’ hat die Koordinaten
x ~ a2 — V
und liegt stets auf der Geraden
<"> T-V
r
y = — (r'0— ?')
h^r = l.
— r
0 a2
b2
Die Scheitel der zur sc-Achse parallelen Hauptachsen der Ellipsen cQ> er-
füllen die Gleichung
(12) (a2 — &2) x1 — r'0 y2- f 2 r'0 xy — 2 r'0 y = 0
(aj
und die Scheitel der anderen Hauptachsen die Gleichung
(13) ( a 2 — b2) x2 — r'0y2 — 2 a2 xy — 2 r'0 a2x = 0;
diese beiden Gleichungen stellen zwei Hyperbeln dar, deren gemeinsamer
Mittelpunkt M (x = r'0, y = — b) auf der Geraden (11) liegt, die in den
Punkten (x = y = 0) und (x = 2r'0, y = — 2b) zur x-, bezw. «/-Achse
parallele Tangenten haben und deren zur Geraden (11) konjugierte Durch-
messer zur «/-Achse, bezw. zur rr-Achse parallel sind.
Da das Wesentliche in der Lage des Büschels der Ellipsen cy gegen
die Koordinatenachsen bei den verschiedenen Werten von - zwischen 0
a ■
77
und 1 ungeändert bleibt, gibt Fig. 3 ein immer gültiges Bild von den
Lageeigenschaften dieses Büschels.
Es handelt sich jetzt — genau wie in § 5 — darum, den Wert von
q' zu finden, für den die zugehörige Ellipse <y zwischen der ?/-Achse und
der Geraden x — £r'0 möglichst lange in dem Streifen 2 zwischen den
beiden Geraden y = — € d, y = (1 — e) d, [.0 < s < 1], verläuft. I s t q' < 0,
so müssen wir e—\ wählen und finden, dafs wir für q' = 0 die
Ellipse erhalten, die die Gerade y — d in einem Punkte Qr0 mit
Fig. 3.
'0 schneidet. Es ist
möglichst grofser positiver Abszisse x
<141 -
worin der positive Wert der Quadratwurzel zu nehmen ist.
Ist(/>0, so bestimmen wir s so gleich sQ’, dafs die Gerade y=(l —
Tangente der Ellipse ist, und es kommen für uns nur die Werte von q'
in Betracht, die kleiner sind, als der — mit positiver Quadratwurzel zu
berechnende — Wert
(15) g', fr — (/° 73+ f ]/ - b)(l + ^).
für den = 0 ist. Wie in § 5 dürfen wir — unter der Voraussetzung
78
a 2 _ £2
a — b > ü — immer annehmen, dafs Qfm — ist, d. h. kleiner als der
Wert, für den der Mittelpunkt der Ellipse cy in den Punkt M hineinfallt.
Aber wir können nicht in der Weise, wie in § 5, schliefsen, dafs Qfm der
günstigste Wert von q' ist:
^2 2
Lassen wir nämlich q' das Intervall von 0 bis qfm < — durch-
laufen, so besteht die Abszisse des Punktes Q in dem die Ellipse <y von
der Geraden y= — eQ>d auf der Seite der positiven x geschnitten wird,
wiederum aus zwei Teilen, aus der Abszisse p des Scheitels Sj von c p
(siehe Fig. 3) und aus der halben Sehne q , die durch cy in die um 6 von
Sq' entfernte Gerade y = — eingeschnitten wird; jedoch wächst dabei
nur p, während q kleiner wird, weil die kleine Halbachse t der Ellipse <y
von rf0 bis tm> a abnimmt. Wir können also ohne weiteres nichts über
das Verhalten von p -J- q aussagen, sondern müssen uns folgend ermafsen
helfen :
t ist Funktion von p und nimmt von r'0 bis a ab, wenn p von 0
bis zum Werte r'0 wächst, für den t ein Minimum besitzt; mithin ist
o>^ ry
— dp — L dp
y = — f und aus der Gleichung (12) y = t'\ so ist da nun
dt ' g2 — b2 , rdf'l A . , n A • i r [dtl
und — — — 0 ist, so finden wir, dals -=—
ldpjp = 0 ldpJp = o
m . Berechnet man für x = p aus der Gleichung (11)
L Ct P J n = 0
dp a
__ g2 — b2
a 2
und t besitzt,
und
ist. Ferner ist, da die Ellipse cQ> die Halbachsen
ff =
r'0t
Vtt2 — b2
d q
a*-b*y U2 )zt — S'
d t
wobei immer der positive Wert der Quadratwurzel zu nehmen ist, weil
g2 g2
q mit t zugleich abnimmt und wächst. Wir haben nun 0 < ^ — 1 < ^2,
_ b2
r > a, —r,
ü und deshalb auch
g
\/( g2 \ 6 V-i/aa 6 a/ ö
v U! V2 1 - <5 ^ V b*2a — S *2 r_rf<1
und
0<
d q
dt
b2'
Mithin ist in dem von uns betrachteten Intervall 0 > > — 1, ^ > 0
dp dp
und auch ^ ^ ^ > 0; also nimmt die Abszisse p -J- q des Punktes Qq>
fortwährend zu, und wir haben — ähnlich wie früher — den Satz:
79
Wenn wir für q' den in Gleichung (15) gegebenen Wert q'm
wählen, so erhalten wir die Ellipse <y, die sich — für ein be-
stimmtes ö — der a:- Achse auf die längste Strecke anschliefst.
Die Länge dieser Strecke ist die Abszisse des zweiten Schnitt-
punktes jener Ellipse mit der :r-Achse und gegeben durch
(16)
x
b + V r’—b\ + 2b)’
worin der positive Wert der Quadratwurzel zu nehmen ist.
§8. Folgerungen für die Ellipse.
Wir schliefsen aus den Ergebnissen des § 7 ähnlich wie früher das
Folgende:
Bei gegebener Strichbreite 6 nähert in jedem Scheitel der
kleinen Achse einer Ellipse der Krümmungskreis die Ellipse
besser an als jeder gröfsere Kreis, aber schlechter als die
kleineren Kreise, deren Radien nicht kleiner sind als r'm= r\ —
der Kreis mit dem Radius r'm liefert die beste Annäherung.
Wir bezeichnen mit #'0 und &’m die exzentrischen Anomalien
der Punkte der Ellipse, Ms zu denen sie durch den Krümmungs-
kreis und durch den Kreis mit dem Radius r'm angenähert wird.
Dann haben wir:
sin »'m= 1 -%r = 1 + 3 \ - 2| V?^!1 + Ä)’
(14a).
und
(16 a)
worin ebenfalls die positiven Werte der Quadratwurzeln gelten.
An die Stelle der Gleichungen (14a), (15), (16a) setzen
Näherungsformeln:
= 1 — * V?~h +
wir
die
(14b)
sin
-V
a V
8(r’0-b)
<
- <*l/ 4 r ä \-l
2 r’J ’
(15 b)
(r'0— &)dr a a/
b L b V i
(16b)
e'„, = |y2 4(r'0-6) -y'2,
(r\-b)S\ «4 / ~S (
b V 8(r'o — b)\
8 (/„-&)
sin i)'„,
«*2<
1 +
2 b
n
2 d\
b
[>- - Bfe] <*■.<%- +&-*]■
Aus ihnen rechnen wir unter denselben Voraussetzungen wie in § 6, d. h. für
= 0,002 a, die Tabelle:
^ 31
80
b
ci
0,1
0,2
0,3
1
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
p'm
a
1,990
0,693
‘ 0,368
0,229
0,155
0,109
0,077
0,053
0,032
Fehler
- 0,188
- 0,046
— 0,019
— 0,010
— 0,006
— 0,0 4
— 0,002
— 0,001
— 0,000
sin Sr'0
0,799
0,856
0,879
0,891
0,897
0,898
0,894
0,882
0,857
Fehler
+ 0,000
+ 0,000
+ 0,000
+ 0,000
+ 0,000
+ 0,000
+ 0,000
+ 0,000
+ 0,000
y„*)
53°
59°
62°
63°
64°
64°
63°
62°
59°
sin Sr rm
0,598
0,711
0,758
0,782
0,793
0,796
0,789
0,764
0,694
Fehler
4- 0,038
+ 0,019
+ 0,013
+ 0,010
+ 0,008
+ 0,007
+ 0,006
+ 0,005
+ 0,004
Srf7 n *_)
37 o
45°
49°
51°
52° |
53°
52°
50°
44°
Weil (/TO, sin d'o, sin &'m aus cos #0, cos &m im wesentlichen durch
Vertauschung der Halbachsen a und b entstehen und weil in beiden Tabellen
— als unabhängige Veränderliche genommen wurde, ist in dieser Tabelle
Cb '
der Verlauf der Funktionen anders als in der ersten; hier haben sin#'0
b 1
und sin #'m Maxima für —
Wir können qrm und die Punkte P'0 und P'm, bis zu denen die Ellipse
durch die Kreise mit den Radien r'0 und r'0 ■ — q'm ersetzt werden darf,
mit genügender Annäherung nach den Formeln (14b), (15 b), (16 b) kon-
struieren; dies geschieht genau analog, wie es in § 6 angegeben wurde,
und ist ohne weiteres aus Fig. 2 zu erkennen.
*) Auch hier sind Sr'0 und S'm stark abgerundet. Der Fehler der Näherungsformel
ist bei %'m bedeutend gröfser als bei SmV.er beträgt etwa 1° für — = 0,3 und etwa 3°
Q)
für - = 0,1.
a
:n« •; i.; :*H'f t
i [ ' * i r i .
VII. Hauptversammlungen S. 11. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 14 und 15.
— Wahl eines Verwaltungsrats- Mitgliedes S. 14. — Kassenabschlufs für 1909 S. 12,
13 und 16. — Voranschlag für 1910 S. 12. — Geschenk für die Bibliothek S. 13. —
Vertretung der Isis auf dem 5. Internationalen Ornithologenkongrefs S. 13. - Aufruf
zum Sammeln und Registrieren paläontologischer Funde aus Sachsen S. 14. — Ein-
ladung zu dem Vortrage von A. Heim über Neuseeland S. 12 — Feier des 75jährigen
Bestehens der Isis S. 13. — Bergt, W.: Der Vesuv und seine Veränderungen
S. 13. — Deichmüller, J.: Gründung eines Lokalvereins „Dresden“ der Deutschen
Anthropologischen Gesellschaft S. 12. — Hentschel, W.: Das züchterische Element
in den älteren Kulten, insbesondere im Dionysoskult S. 13. — Schanz, F. und Stock-
hausen, K.: Die Wirkungen der kurzwelligen Lichtstrahlen auf das Auge S. 11. —
Wislicenus, A.: Faserstruktur und Holzbildung vom Standpunkte der neueren
Kolloidchemie S. 12. — Besichtigung der Fabrik von H. Ernemann, Aktien-
Gesellschaft für Camera-Fabrikation S. 14.
B. Abhandlungen.
Foerster, F.: Rückblick auf die letzten 25 Jahre des Bestehens der Naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft „Isis“. S. 3
Kalkowsky, E.: Geologie und Phantasie. S. 10.
Ludwig, W.: Über die Annäherung einer Ellipse durch ihre Scheitel-Krümmungskreise.
Mit 3 Abbildungen. S. 67.
Verhoeff, K. : Über Diplopoden: 18. (38.) Aufsatz. Die nordböhmisch-sächsische Fauna
und ihre Bedeutung für die Zoogeographie Mitteleuropas. S. 20.
Die Verfasser sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich, eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1910.
September. 29. Hauptversammlung.
Oktober. 6. Zoologie. 13. Prähistorische Forschungen. — Mathematik. 20. Botanik.
27. Hauptversammlung.
November« 3. Mineralogie und Geologie. 10. Physik und Chemie. 17. Zoologie.
.24. Hauptversammlung.
Dezember. 1. Botanik. 8. Mathematik. 15. Prähistorische Forschungen. 22. Haupt-
versammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdachsche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8. . . . . . . 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 . . . 8 M. — Pf*
Schneider, 0.: Näturwissensch. Beiträge zur Kenntnis der
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . . 6 1. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 . ... 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang. . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember . . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und '868, der Jahrgang. . . 8 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember . . . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember 31. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni . . . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1909, der Jahrgang . . . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungnn. Jahrgang 1910, Januar-Juni 2 M. 20 Pf
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proz. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der Sitzungsberichte
werden von dem ersten Sekretär der Gesellschaft, d. Z. Hofrat
Prof. Dr. Deichmüller, Dresden -A., Zwingergebäude, K. Mineral.-
geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmäfsige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereins-
kasse oder gegen Austausch mit anderen Schriften, worüber
in den Sitzungsberichten quittiert wird.
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Königl. Sachs. Hofbuchhandlung
I H. Burdach ~ —
Schlofsstrafse 32 DRESDEN Fernsprecher 152
empfiehlt sich
zur Besorgung wissenschaftlicher Literatur.
Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung in Dresden.
/ vv
/
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
resden.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1910.
.Xixli bis Dezemb
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Mit 1 Tafel und 6 Abbildungen im Text.
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Dresden.
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Bur dach.
1911.
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Redaktionskomitee für 1910.
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. F& Fo erster.
Mitglieder: Prof. Dr. E. Lohr mann, Prof. Dr. F. Neger, Oberlehrer Dr. P. Wagner,
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller, Prof. H. Rebenst<$jrff und Prof. Dr. A. Witting.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Ü
4m .
Sitznngskalender für 1911.
Januar. 12. Mineralogie und Geologie. 19. Physik üßü Chemie. 26. Hauptversammlung.
Februar. 2. Zoologie und Botanik. 9. Mathematik. 16. Botanik. 23. Hauptver-
sammlung.
März. 2. Mineralogie und Geologie. 9. Mathematik. 16. Prähistorische Forschungen.
23. Physik Und Chemie. 30. Hauptversammlung.
April. 6. Zoologie. 20. Botanik. 27. Hauptversammlung.
Mai. 4. Mineralogie und Geologie. 11. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
18. Hauptversammlung. 25. Exkursion.
Juni. 1. Physik und Chemie. 15. Zoologie. 22. Botanik. 29. Hauptversammlung.
September. 28. Hauptversammlung.
Oktober. 5. Mineralogie und Geologie-. 12. Mathematik. 19. Physik und Chemie.
26. Hauptversammlung.
November. 2. Prähistorische Forschungen. 9. Zoologie. 16. Botanik. 23. Mineralogie
und GeologieJfcßO. Hauptversammlung.
Dezember. 7. Physik und Chemie. 14. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
21. Hauptversammlung.
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1910.
V. Beiträge zur Ermittelung der Tragkraft und Bewegung
eines Freiballons mit Hilfe von Logarithmenpapier.
Von Dr. Paul Schreitoer.
Mit 1 Tafel.
I. Die Beziehungen zwischen Höhe, Barometerstand und Temperatur.
Bei den nachstehenden Untersuchungen vernachlässige ich die Ein-
wirkung des Wasserdampfgehaltes der Luft und der Abnahme der Schwer-
kraft mit der geographischen Breite und der Höhe, nehme aber an, dafs
an den durch Quecksilberbarometer bestimmten Werten des Luftdruckes
die Schwerekorrektion angebracht sei.
Dann gilt für das spezifische Gewicht der Luft die Formel
p b
PTT- iTT’
worin
y das Gewicht von 1 cbm Luft in Kilogrammen,
p den Luftdruck in Kilogrammen pro qm,
b den Barometerstand im Millimetern Hg- säule,
T die absolute Temperatur,
P == 29,272 die Luftkonstante bei Rechnung mit p ,
P= P: 13,596 = 2,153 bei Rechnung mit b
bedeuten. Es ist p = 13,596 b.
Die Differentialgleichung, welche das Gesetz der Abnahme des Druckes
mit der Höhe h angibt, ist
dp db dh
p ~ b ~ PT
1. Die Lufttemperatur nimmt proportional mit der Höhe ab.
Es sei r das Temperaturgefälle in Celsiusgraden pro Meter Höhe,
T0 die Temperatur der Erdoberfläche. Dann ist die Temperatur in der
Höhe h
(1) ^ ^ T=T0-rh.
Alsdann liefert die Integration der Differentialgleichung
r . P (log b0 — log b) = log T0 — log T= — log (l — ~ Tij’
Ich setze
1c — i • P und
i
i
*
(2)
84
Weiter schreibe ich
A log b = log b0 — log b A log T— log T0 — log T
und erhalte einfach
k • A log b = A log T= — log (1 — q h).
2. Die Lufttemperatur ist in allen Höhen gleich.
Diese Formel versagt, wenn r = Null ist, also in allen Höhen T= T0
angenommen werden darf. Dann liefert die Integration
Alog&=
worin M= 0,43429 den logarithmischen Modul bedeutet.
Ich setze
(2a) m = l°7iW
und erhalte
10 7 A log b = m h.
Die Formeln sind also
(I) T= To — t h,
k Mlog b — A log T= — log (1 — q li) (t ^ 0)
10TAlog^ = m/z (t — 0).
Die Gröfsen k und q sind durch x und T0 bestimmt, m ist nur eine
Funktion von T0 und ergibt sich aus der nachstehenden Tabelle.
Die Temperaturzahlen m
T
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
200
742
739
735
731
728
725
721
00
t-
714
711
210
707
704
701
697
694
691
688
685
681
678
220
675
672
669
666
663
660
657
654
652
649
2B0
646
643
640
638
635
632
630
627
624
621
240
619
616
614
611
609
606
604
601
599
596
250
594
592
589
587
585
583
580
578
576
573
260
571
569
567
565
563
561
558
556
554
552
270
550
548
546
544
542
540
538
536
534
532
280
530
529
527
525
523
521
519
518
516
514
290
512
510
509
507
505
504
502
500
498
497
300
495
493
492
490
489
487
486
484
483
482
Man erkennt, dafs die Gleichungen (I) sich auf die Formen
log b = a ß- • log T oder
log b = a -f- ß • h {a und ß Konstante)
bringen lassen. Man kann also zu der praktischen Rechnung das Loga-
rithmenpapier von Carl Schleicher & Schüll in Düren (Rheinland), welches
mein Herr Namensvetter Dr. ing. A. Schreiber im Jahrgang 1909 der
Sitzungsberichte der Isis, Seite 28, beschrieben hat, verwenden. Ich be-
nutze dazu die Fabrikationsnummer S671/2 und 875 4/a, bei denen ein
Mantissenbereich der logarithmischen Teilung 25 cm lang ist.
85
Beispiel. Es sei b0 = 750 mm, T0 = 300°, r = 0,01, 1c = 0,293
Dann folgt aus (1)
T= 300 — 0,01 h,
0,293 (log 750 — log b) — log 300 — log T.
Wird hierin b — 100 mm angenommen, so ergibt sich T= 166,3°.
h =
300 — 166,3 133,7
= ~~~ = 13370 m.
0,01 0,01
Der Barometerstand 100 mm findet dort statt, wo T= 166.3° ist, und
dies mufs nach der Annahme r = 0,01 in der Höhe 13370 m sein.
Würde aber bei b0 = 750 mm, T0 = 300°, r= Null sein, so wäre m— 495, also
10 7 (log 750 — log b) = 495 • h.
Für b = 100 mm ergibt dies
h = 17677 m, also über 4300 m mehr.
In der warmen Atmosphäre nimmt der Druck langsamer ab als in
der kalten.
Nun kommt das Logarithmenpapier in Anwendung und zwar das mit
doppelter logarithmischer Teilung (ich will dies kurz ,, Doppelpapier“ nennen)
versehene, wenn x einen endlichen positiven oder negativen Wert hat, und
das „Einfachpapier“, wenn t = Null ist.
In dem Doppelpapier gibt man mit den Koordinaten
T0 = 300 0 b 0 = 750 mm
T = 166,3 b = 100
die zwei Punkte an, welche in Tafel I, Fig. 1 durch Doppelringe kenntlich
gemacht worden sind.
Zwei derartige weitere Punkte werden im Einfachpapier mit den
Koordinaten
h == 0 b 0 = 750 mm
h = 17 677 m b = 100 mm
eingetragen, wie dies Fig. 2 zeigt.
In Fig. 1 wurden nun die zwei eingetragenen Punkte durch eine Gerade
verbunden, für welche die Gleichung
0,293 (log 750 — log blc) — log 300 — log T
gilt. Sie stellt sonach b als Funktion von T bei r = 0,01 dar; man kann
ihr mit gegebenen T das zugehörige b entnehmen und dann auch nach
T= 300 — 0,01 h die zugehörige Höhe h berechnen. Ist h gegeben, so
berechnet man erst T oder entnimmt dies einer einfachen graphischen
Darstellung in gewöhnlichem Koordinatenpapier.
Will man die Barometerstände für li = 0, 1, 2, 3 usw. Kilometer kennen,
so hat man die Schnitte der F unktionsgerad en mit den Abszissen 300°,
290°, 280°, 270° usw. anzustechen und kann dann die b sofort ablesen.
Um auch Werte von b unter 100 mm finden zu können, müfste man
ein zweites Formular unten an fügen und die Funktionsgerade über dieses
verlängern. Statt dessen kann man den Schnitt T= 166,3° mit b = 100
heraufprojizieren und eine Parallele zu der ersten Geraden ziehen. Für
diese behalten die Abszissen denselben Wert, die Ordinaten sind aber Ein-
zehntel der Ordinaten der ersten Geraden. So könnte man weiter fort-
86
fahren und in demselben Quadrat alle beliebigen Koordinatengröfsen be-
rücksichtigen.
In Fig. 2 stellen die Funktionsgeraden die Gleichung
10 7 (log 750 - log bw) = 495 • h
dar, gestatten also, bw mit gegebenen Werten von h oder umgekehrt ab-
zulesen.
h
T
h
bw
Ab
h
T
h
bw
Ab
km
0
mm
mm
mm
km
O
mm
mm
mm
0
300
750
750
0
10
200
188
240
— 52
1
290
667
668
— 1
11
190
157
214
— 57
2
280
591
594
— 3
12
180
132
191
— 59
3
270
524
530
— 6
13
170
109
171
— 62
4
260
461
471
— 10
14
160
89,0
152
— 63
5
250
401
421
— 20
15
150
71,0
137
— 66
6
240
350
377
— 27
16
140
56,0
122
— 66
7
230
302
337
— 35
17
130
43,8
108
— 64
8
220
260
299
— 39
18
120
33,3
95,5
— 62
9
210
221
268
— 47
19
110
24,7
85,8
— 61
10
200
188
240
— 52
20
100
17,6
76,7
— 59
In der vorstehenden Tabelle wurden die Resultate zusammengestellt.
bk ist der Barometerstand in der kalten Atmosphäre («- = 0,01), bw der
Wert, welchen das Barometer bei gleicher Höhe in der warmen Atmo-
sphäre ( r = 0) zeigt. Die Differenzen erreichen bei 15 bis 16 Kilometer
Höhe ihr Maximum und nehmen dann wieder ab.
Nun ist es klar, dafs der Fall ^ = 0,00 in der Natur nur bis zu
geringen Höhen Vorkommen kann. Die Abnahme der Temperatur um 10°
pro Kilometer (das sogenannte adiabatische Temperaturgefälle) kann eher
bis zu gröfseren Höhen vorhanden sein. In kleineren Höhen werden auch
noch gröfsere Temperaturgefälle zeitweise vorhanden sein können und bei
Inversionen wird man sogar mit negativen t zu rechnen haben. Im all-
gemeinen werden aber die wirklich in einer Höhe li herrschenden Baro-
meterstände zwischen den Werten b k und bl0 liegen. Kennt man das Tem-
peraturgefälle, so wird man also — wenigstens angenähert — den Baro-
meterstand aus bk und bw mittels Interpolation herleiten können. Um dies
zu erleichtern, kann man die aus den beiden Figuren ersichtlichen gra-
phischen Darstellungen sich ohne jede besondere Mühe machen. In Fig. 1
wurden aus Fig. 2 die bw für die Höhen 0, 1, 2, 3 usw. Kilometer als
Ordinaten über der Abszisse T=300° aufgetragen. Es wurden dann
durch punktierte Gerade die zusammengehörigen bk und bw verbunden.
Diese Geraden werden — wenigstens ungefähr — die Barometerstände
für irgendein zwischen 0,00 und 0,01 liegendes x ergeben.
In Fig. 2 wurde nach Fig. 1 die Kurve eingetragen, welche den Ver-
lauf der bk ergibt. Je nach der Natur der Aufgabe wird man die eine
oder andere dieser Darstellungen verwenden. Ich glaube, dafs diese An-
gaben genügen und dafs es nicht nötig ist, hier noch auf die Einzelheiten
weiter einzugehen.
87
II. Der Zustaudsfaktor rj uud der Bewegungsfaktor £.
In allen den Formeln, bei denen es sich um Zustandsänderungen der
Luft selbst oder eines in ihr befindlichen Körpers an irgendeiner Stelle
der Atmosphäre handelt, tritt die Funktion
b
auf, während bei Bewegungsvorgängen die Funktion
*=Vr
erscheint. Man kann kurz rj als den Zustandsfaktor, £ als den Bewegungs-
faktor bezeichnen.
Ist rj o = der Zustandsfaktor an der Erdoberfläche, rj = ~ der
Wert dieses Faktors in der Höhe h, so findet man nach (I)
(II) A log rj = log rj0 — log 7j = (1 — k) A log b = - A l°g T
= — 1 /(. log (1 (< 70 JT > 0
und analog
(UI) A log £ = log £0
= A log b = 10“ 7 m h
log? =
1 —k
= + L2l”l0g(1-eÄ)
2
A log 6 = — -gj— A log T
T = 0
^0
= — A log 5 '= — 1 10 ~7mh. t = 0
Zweck und Anwendung dieser Formeln werden sich aus dem Folgenden
ergeben, es möge hier nur noch eine Eigenschaft der Funktion rj erörtert
werden.
Es sei rjjt wieder der Wert, den rj in der Höhe h erreicht, wenn das
Temperaturgefälle r einen endlichen positiven Wert hat und rjw die Gröfse
von rj, welche in derselben Höhe h bei r B 0 stattfinden müfste. Nach
(1), (II) und (2) erhält man
log Vo — log log (1 — Q h) = — l—j7- M ■ ln (1 — Q h)
log % — log rjw — 10 ~7 m h = h = h
also
(3) u = log rjk- log r,w=MQT{li+ M ■ ln (1 - q h) = fy
(4a) y = q h ( 1 — k) ln (1 — q h)
(4b) = q h k — (,1 — Ti)qh h + ^ h2 + . . .J-
Aus (4b) folgt, dafs u bei kleinen Werten von h einen positiven Wert
hat, also rjk > rjw ist. Diese Differenz erreicht bei einer gewissen Höhe ein
88
Maximum. Bei gröfseren Höhen nähert sich u wieder der Null und wird
darüber hinaus negativ.
Die Differentiation von (4 a) ergibt
dy ( 1 1 — k \
. Th ^ Q { 1 — 1
es wird das Maximum von u also bei
(5) hmx = 1j=T0P=H
liegen und sonach nur von der Temperatur an der Erdoberfläche abhängen.
Da T0 zwischen 200 und 300° liegt, wird
h = 5850 bis 8800 m betragen.
u wird gleich Null, wenn
1 ln (1 — q h)
1 — k q h
i + & + p = i + |a + £a* + . ... .
geworden ist. Hieraus findet man als erste Annäherung
(6 a) Jiu- o = 2 R
und damit als zweite Annäherung
(6b) 7*„ = o = 2jffjl-^/c
III. Die Tragkraft TI eines motorlosen Ballons.
Unter einem motorlosen Ballon soll ein mit irgendeinem Gas ge-
füllter Ballon verstanden werden, dem keine Geschwindigkeit durch irgend-
welchen Motor erteilt wird. Ist ein solcher vorhanden, so soll er in Ruhe
sein. Unter Tragkraft soll dann die Differenz zwischen dem Auftrieb
durch die verdrängte atmosphärische Luft und dem Gewicht des Füllgases
verstanden werden. Ich bezeichne mit
Va das Volumen der verdrängten Luft in cbm,
Vi das Volumen des Füllgases in cbm,
ya das spezifische Gewicht der verdrängten Luft in kg pro cbm,
Yi das spezifische Gewicht des Füllgases.
A ist der Auftrieb, F das Gewicht des Füllgases. Dann ist
(7) A — Va ya F= Vi Yi, also die Tragkraft TT
(8) n= A — F= VaYa— ViYi.
Sind um den Ballon herum b der Barometerstand und T die absolute
Temperatur, so ist
y — J- — Tl
ya ET E
E — 2,153.
Im Ballon sei
bi = b ~V Ab die Spannung und
Ti — T-j- A T die Temperatur des Füllgases,
6 soll die Dichte des Füllgases bezogen auf
Luft von gleichem Drucke und gleicher Temperatur sein. Wird noch
89
(9)
so erhält man
(10)
Ab
= ß
A T
T
# gesetzt,
V 1 -f“ ß 0 ^
<=-&■— WOrln
E 1 + 77
a = l±tä
1 + ^
die Dichte des Füllgases bezogen auf die den Ballon umgebende Luft
bedeutet.
Sonach ist
(IV)
77
(Ta-Vi«).
A. Der pralle und unten offene Stoff-Ballon.
Besteht die Ballonhülle aus einem nicht ausdehnbaren Material (Stoff
im Gegensatz zu Gummi), ist der Ballon voll mit Gas gefüllt und unten
offen, so dehnt sich das Füllgas während des Aufsteigens aus und es ent-
weicht ein Teil desselben. Sonach wird F immer kleiner, das Volumen
bleibt jedoch konstant, es wird aber A b als Null betrachtet werden dürfen,
und es können auf die Differenz a — d nur Temperaturverschiedenheiten
einwirken. Meist wird man Va = V}=V annehmen dürfen und erhält dann
nach (IV)
V V
n = £ (1 — <0 V = ß V-
worin ^ die Dichtendifferenz bedeutet. Hieraus folgt
n .r
r,~ V ß
Alogr/ = Alog^r = Alog-,
da in der logarithmischen Differenz alle als Faktoren auftretenden und
konstant bleibenden GrÖfsen weggelassen werden dürfen.
Geht man nun auf das Gleichungssystem (II) zurück, so erhält man
A log r) = A log — = (1 —k) A log b = - 7 -- A log T
/i
= — log (1 — Q Ä) ^ 0
= A log b = lO^ 7 m h r = 0
Man wird stets je zwei dieser Ausdrücke zusammennehmen können,
je nachdem die Aufgabe lautet und es zweckmäfsig erscheint.
2. Beispiel. Die Zustände der Atmosphäre sollen wie im 1. Beispiel
sein. Es soll ein praller Ballon aufsteigen, der 2000 cbm Gas fafst. Das
Gas habe die Dichte ö = 0,1. Man hat also
90
b0 = 750 mm
T0 = 300°
r = 0,01
r = 0,00
R = 2,153
Hieraus
Jc = 0,293
495
0,464
(1 — k) = 0,707
Vo:
1 — k
= 2,5
= 2,41
1
30000
m-
1
R
findet man
JJ0 = 0,464
Ilo 2088
= 2000
2000 X 0,9
2320.
öV. = d
0,1
^0 = 0,9.
2,5 = 2088 kg
1% °>9
Das eiserne Gewicht, welches der Ballon unter allen Umständen mit
in die Höhe nehmen mufs — Hülle, Netzwerk, Gondel usw. — kann man
bei einem derartigen Ballon zu 500 — 600 kg rechnen. Sonach wird die
Belastung höchstens 1500 kg betragen dürfen, wenn der Ballon aufsteigen
soll. Da 4 = 0,1 angenommen wurde, können auch ziemlich grofse Werte
von A & nur sehr geringe Änderungen in a bewirken, man kann a = 4
in allen Höhen als konstant betrachten. Dann erhält man einfach
A log rj = log 2088 — log IIk = 0,707 (log 750 — log b)
= 2,41 (log 300 - log T) = - 2,41 log (l - -XX) * = 0,01
A log 7] = log 2088 — log Ilw = log 750 — log b
= 10-7- 495-/2. * = 0,00
Bei der kalten Atmosphäre rechnet man am besten mit der absoluten
Temperatur, da diese sofort die Höhe ergibt und hat sonach
3,3197 — log nlc = 2,41 (2,4771 — log T)
3,3 197 — log TIW = 10 - 7 • 495 . h.
Um die Funktionsgeraden*) in beiden Arten des Logarithmenpapieres
ziehen zu können, hat man für jede Gerade einen, besser zwei Punkte
nach diesen Gleichungen zu berechnen. Man findet
T=
300°
2T = 0,01
221°
100°
300
t = 0,00
300
300
h =
0
7900
20000
0
6495
20000
11 =
2088
1000
148
2088
1000
214.
Die graphische Arbeit gestaltet sich genau so wie im 1. Beispiel.
Man kann an den beiden Funktionsgeraden direkt ablesen:
h
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
n]c
2088
1770
1480
1220
980
775
602
453
329
229
148
nw
2088
1670
1330
1060
840
668
530
422
338
269
214
nie —
0
T-loo
4-150
4-160
14- 140
4- 107
4-72
4-31
— 9
— 40
- 66
*) Die Reproduktion dieser graphischen Darstellungen war wegen zu hoher Kosten
nicht möglich. Denjenigen Lesern, welche sich für diese Sache besonders interessieren,
wird empfohlen, die graphischen Darstellungen seihst zu machen, und kann hierbei be-
merkt werden, dafs die Firma Carl Schleicher & Schüll in Düren (Rheinland) Blocks in
den Handel bringt, welche vier der zweckmäfsigsten Formulare in je einem Block
(50 Bogen) vereinigt enthalten. Der Preis eines Blockes stellt sich auf 4 bis 5 Mark.
Ich bin zur Vermittelung des Bezuges dieser Formulare bereit. Schreiber.
91
Hier tritt die Eigenschaft der Funktion rj hervor. In der kalten
Atmosphäre ist bis zu zirka 15 km Höhe die Tragkraft gröfser als bei
gleicher Höhe in der warmen Atmosphäre. Das Maximum der positiven
Differenz liegt bei h = 6 — 8 km, darüber hinaus werden die Differenzen
kleiner und dann negativ. Der graphischen Darstellung kann man sofort
jede gewünschte Auskunft entnehmen. Steigt der Ballon leer, hat also
nur das eiserne Gewicht von etwa 550 kg zu tragen, so kann er in der
kalten Atmosphäre bis zu T— 193°, h — 12700 m, in der warmen bis zu
11700 m steigen.
Beträgt die Gesamtbelastung 1100 kg, so gelangt der Ballon in
der kalten Atmosphäre bei T— 230°, h = 7000 m, in der warmen bei
5700 m in die Buhelage, es wird diese also je nach der Gröfse des wirk-
lich vorhandenen Temperaturgefälles zwischen diesen beiden Grenzwerten
liegen. Man wird erkennen, dafs es leicht ist, aus den Funktionsgeraden
den Einflufs der Gewichtsvermehrung des Ballons durch Regen und Schnee,
oder der Gewichtsverminderung durch Ballastausgabe auf die Steighöhe
zu entnehmen.
B. Der schlaffe Sto ff- Ballon.
Einen aus nicht ausdehnbarem aber weichem Material bestehenden
Ballon hat man nur zum Teil gefüllt und zugebunden. Steigt dieser
Ballon auf, so dehnt sich die Füllung aus, der Füllungsgrad vermehrt
sich, bis der Ballon prall geworden ist. Dann mufs man ihn aber öffnen,
um dem Platzen vorzubeugen, es hat sich dann der schlaffe Ballon in
einen unten offenen prallen Ballon verwandelt. Das Wesentliche bei diesem
Vorgang ist, dafs bis zum Prall werden das Gewicht des Füllgases konstant
bleibt.
Ich bezeichne mit V das Volum des prallen Ballons, mit a den Fül-
lungsgrad, welcher zwischen 0 und 1 schwanken kann. Man hat dann in
den früheren Formeln aV statt V zu schreiben und erhält
(7 a)
V V
Aq = CCq Yjo F0 = ri r/o ö*(
b
£7-
8
i MKi
9
S'
8
I
Da F bis zu
ct = 1 konstant bleibt, mufs
(ii)
a rj (T = ct0 rj0 a0 = konstant
sein. Daraus folgt weiter
(IVa) n— n0 = A — A0= ~ (fit t) — a„ </0 ) = Ä0 a
Ist der Stoff genügend weich, die Dichte des Füllgases d klein, und
treten nicht gar zu grofse Werte von A T auf, so ist
cr0 = er = 6'
und sonach 77 = 770? die Tragkraft bleibt konstant, bis der Ballon prall
geworden ist.
Es wird dann auch nach (11)
Ct 71
(11 a) a r\ = aQ rj0 rj = — ^ A log rj = — A log a.
92
3. Beispiel. Der Ballon soll unter denselben Verhältnissen, wie in
den beiden ersten Beispielen angenommen wurden, nur zu 40% seines
Fassungsvermögens gefüllt und zugebunden worden sein. Es ist
«o ; 0,4
V 2000
n0 = -= «0 p0 ri0 = — — X 0,4 X 0,9 X 2,5 = 2088 X 0,4 = 835 kg.
Jx 2,loo
Weiter ist nach (11a)
& log V 1 log aic — log 40= 2,41 (log 300 — log!7) r = 0,01
log aw — log 40 = 10“ 7 • 495 • h v = 0,00.
Hieraus findet man
« = 100% bei T= 205° h = 9500 m x = 0,01
«=100% 7940 r = 0,00.
Diese Resultate müssen mit den Rechnungen im 2. Beispiel überein-
stimmen. Steigt der pralle offene Ballon mit 835 kg Gesamtbelastung
auf, so erreicht er nach den Funktionsgeraden des 2. Beispiels die Gleich-
gewichtslage
bei T= 205° h = 9500 m r = 0,01
h = 8000 r = 0,00.
Die Lagen der Funktionsgeraden hätten hier ohne jede Rechnung
gefunden werden können. Man liest aus ihnen ab:
Änderung des Füllungsgrades mit der Höhe
h= 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 km
«* = 0,01 40% 43,5 47,3 51,9 56,8 62,2 68,8 76,0 84,4 94,5%
aw = 0,00 40% 45,0 50,8 56,8 63,3 71,1 79,5 89,0 100 — %
Sonach wird ein schlaffer Ballon um so rascher prall, je" geringer
das Temperaturgefälle ist.
IV. Die Geschwindigkeit des Aufstieges eines motorlosen Ballons.
Hat irgendein Ballon die relative Geschwindigkeit w gegen die um-
gebende Luft, so ist der Widerstand W, welchen die Luft dieser Bewegung
entgegensetzt, abhängig von der Dichte der Luft, die durch rj gegeben
ist und dem Querschnitt des Ballons, d. h. der Projektion des Ballons
in der Richtung der Bewegung. Aufserdem kommen noch in Frage die
Gestalt des Ballons, die Bewegungsverhältnisse der Luft um denselben
und andere Einzelheiten. Ist X ein Zahlenwert, q der Querschnitt, so
rechnet man gewöhnlich nach der Formel
(12) W = X • q . r] • w1.
Über den Zahlenwert X gehen die Ansichten weit auseinander, ich
nehme hierfür vorläufig X = 1/81 an.
Befindet sich ein Ballon an irgendeiner Stelle der Atmosphäre im
vertikalen Gleichgewicht, so mufs die Tragkraft TI des Ballons gleich der
Gesamtbelastung sein. Wirft man P Kilogramme Baiast über Bord, so ver-
mindert sich die Gesamtbelastung um diesen Betrag und erreicht einen
93
Wert G. Es mufs dann beim Beginn der Bewegung durch die bewegende
Kraft P
(13) n=G + P
sein. Nimmt bei dem weiteren Aufstieg II ab und wirft man keinen
weiteren Ballast aus, so vermindert sich P, bis es zu Null geworden ist
und damit der Ballon eine neue Gleichgewichtslage erhält. Bleibt aber
II konstant und wird G nicht geändert, so bleibt auch die bewegende
Kraft unverändert.
Die Bewegung ist anfangs eine beschleunigte, sie wird dann aber umso-
mehr eine gleichmäfsige, je mehr P=W geworden ist. Meist läfst man die
Vorgänge während der ersten Zeit der Bewegung unberücksichtigt und
rechnet einfach nach der Formel
(V) P=W=X-q- rj -w\
Näheres findet man hierüber in den Illustrierten Aronautischen Mit-
teilungen 1909, S. 635 ff. und S. 1116 ff.
A. Der pralle unten offene Stoff-Ballon.
Nach (IV), (13) und (V) ist
H — G -j - P= rj
Hieraus folgt
(14)
1
1 [ Vfi
P=w=l
q • rj
iw
?2==^=g VT-^2
Alog? = !AlogI(^>-W)
4. Beispiel. Der Ballon soll mit der konstanten Geschwindigkeit
w = 5 m/s aufsteigen. Es soll berechnet werden, in welcher Weise der
Ballonführer den Ballast auszugeben hat.
Wenn ft, V und q als konstant angenommen werden dürfen und w
konstant bleiben soll, ist der ganze Klammerwert konstant und nur G
variabel. Sonach erhält man aus (14) und (III)
A log £ = — 1 A log G = - log T= — ~ 10
oder
2 k
r Sä 0
1 — k
7 m h
T == 0
log G0 — log Gk = - j-- (log T0 — log T) r Js 0
log G0 — log Gw = 10 - 7 m h r = 0.
Die Zahlenrechnung wird erst dann ausgeführt werden können, wenn
G0 bekannt ist. Ein Ballon von 2000 cbm Volumen hat einen Durch-
messer von 15,6 bis 15,7 m, wonach q = 192 qm anzunehmen ist. Dies
ergibt bei w = 5 m/s und X =
ol
w0 = X q r]0 10 2 =
192 X 2,5 X 25
149 kg.
81
94
Im 2. Beispiele wurde als Tragkraft UQ — 2088 kg gefunden. Soll
der Ballon mit 5 m/s ansteigen, so mufs also
Go = no — = 2088 — 149 = 1939 kg sein.
Dies ergibt
log 1939 — log Gi = 2,41 (log 300 — log T) t = 0,01
log 1939 — log Gw = 10 ~ 7 • 495 . h t= 0,00.
Rechnung ist hier nicht nötig. Man legt durch G = 1939 Parallele
zu den Funktionsgeraden für JJ , welche durch i70 = 2088 gehen und kann
dann sofort die Werte von G ablesen, welche der Ballon in den verschie-
denen Höhen haben mufs, wenn w = 5 m/s bleiben soll.
Die Resultate sind folgende:
h
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
6r k
1939
1780
1620
1480
1360
1240 j
1120
1010
900
810
720
ui
2088
1930
1770
1620
1480
1350
1220
1100
980
880
775
Pi
149
150
150
140
120
110
j 100
90
80
70
55
A Gi
—
159
160
140
120
120
120
110
110
90
90
Gw
1939
1730
1540
1380
1230
1100
985
' 875
780
698
622
Hw
2088
1870
1670
1490
1330
1180
1060
940
840
748
668
Pw
149
140
130
110
100
80
75
65
60
50
46
A Gtv
—
209
190
| 160
150
130
115
110
95
82
76
Steigt der Ballon in der kalten Atmosphäre (r = 0,01) auf, so müssen
zwischen 0 und 1000 m A Gi = 159 kg Ballast ausgeworfen werden, um
w = 5 m/s zu erhalten, während in der warmen Atmosphäre hierzu 209 kg
nötig sind. Je höher der Ballon kommt, umso weniger Ballastausgabe
ist in den einzelnen Kilometerstrecken nötig und zwar in der kalten
Atmosphäre bis zu 7 — 8 km Höhe weniger, darüber hinaus mehr als
in der warmen Atmosphäre. Die zur Erzielung einer gegebenen Geschwin-
digkeit nötige bewegende Kraft wird umso kleiner, je höher der Ballon
steigt. In der kalten Atmosphäre ist sie bis zu 10 km gröfser als in der
warmen nötig.
Hört man in irgendeiner Höhe mit Ballastausgabe auf, so vermindert
sich die Geschwindigkeit, und der Ballon kommt in der Höhe zu Ruhe,
für welche J1 = G geworden ist.
Es soll das eiserne Gewicht und die Bemannung des Ballons zusammen
gerade 900 kg betragen. Der Ballon steigt dann mit
1939 — 900 = 1039 kg Ballast auf.
Ist die Atmosphäre kalt, so ist bei h = 8000 m aller Ballast ver-
braucht, bis zu dieser Höhe wird w = 5 m/s bleiben können, dann ver-
mindert sich w und wird bei T= 212°, h = 8800 m zu Null. In der
warmen Atmosphäre mufs die Ballastausgabe schon bei li = 6750 m auf-
hören und der Ballon kann nur bis 7400 m steigen. In den tieferen
Schichten kann der Ballon noch zirka 1000 m über die Stelle steigen, bei
der man mit Ballastausgabe aufgehört hatte.
95
5. Beispiel. Wenn der Ballon mit 900 kg Belastung ohne jeden
weiteren Ballast aufgelassen wird, so wird er mit einer sehr grofsen An-
fangsgeschwindigkeit aufsteigen. Diese Geschwindigkeit nimmt mit der
Höhe ab und der Ballon wird in den früher ermittelten Höhen zur Ruhe
kommen. Es ist nach (14)
Hierin sind 6r, F, /r, P, X und q als konstant zu betrachten.
Setzt man
V y .
u — — g Xqw
so wird u eine Funktion von w und £ sein.
Setzt man weiter
y = X qw* = — u,
so erhält man
Sonach hat man
w =
X q
1 1
A log ^ = 2 A l0g ~G = ä A lo§ u
1 y 1
Alogw = g Alog^= g A log y.
In dem 2. Beispiel wurde die Tragkraft 770 = 2088 kg gefunden. Da
die konstante Gesamtbelastung 900 kg betragen soll, ist die bewegende
Kraft beim Beginne des Aufstieges P0 = 2088 — 900 — 1188 kg. Es
mufs also
1
W0 — 1188
X-q-rj 0.<-^Xl92X2,5XV
sein, was
iv0 = 14,16 m/s ergibt.
Man erhält weiter
und
y0 = = ±2 = 47 5,2
70
Es ist sonach
2000 X 0,9
2,153
475,2 = 835,2 - 475,2 = 360.
A log § = r- (log 360 — log uk)
- X 2,41 (log 300 — log T) t = 0,01
2
1 (log 360 — log u,o) = — \y. 10-7 X 495 X h
2 2
log 14, 16 — log w = g (log 475,2 — log y)
x = 0,00
96
Zur Konstruktion der Funktionsgeraden für u. welche hier ebenfalls
ohne Rechnung erfolgen könnte, da diese parallel zu den «-Geraden im
3. Beispiel verlaufen, dienen die Koordinatenpaare
r == 0,01
T0 = 300 T= 196
h0 = 0 h= 10400 m
uQ = 360 u= 1000
v — 0,00
T0 = 300 T= 300
hQ =0 h — 8970
u0 = 360 u = 1000.
Um die Geraden für y zu finden, verwendet man am besten die
K o o r din at en p aar e
y = 100 w = 6,48
y = 10 iv = 2,05.
Hat man diese Linie gezogen, so sind nur noch zwei Parallelen nötig,
um alle vorkommenden Werte von w finden zu können. Der Vorgang ist
dann folgender:
Mit gegebenem h ( T ) sucht man aus den tt- Geraden die zugehörigen u.
Diese liefern y = 835 — u, und mit dem y sucht man aus den i/- Geraden
die zugehörigen w.
So wurden die folgenden Resultate erhalten:
h
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
H
360
394
429
468
510
561
620
688
762
850
yii
475
441
406
367
325
274
215
147
73
— 15
Wk
14,2
13,7
13,1
12,4
11,7
10,8
9,5
7,8
5,5
—
Uw
360
402
450
508
570
639
716
800
895
_
yw
475
433
385
327
265
196
119
35
-60
—
ii'w
14,2
13,5
12,7
11,7
10,6
9,0
7,0
3,8
—
1
Es ist daraus zu ersehen, dafs die Geschwindigkeit des Aufstieges
des Ballons in den unteren Schichten nur sehr langsam abnehmen würde,
namentlich in der kalten Atmosphäre, ln den Höhen von zirka 5 km
würde w immerhin noch 10 m/s betragen, u kann nur bis 835 anwachsen,
und es ist dann y — 0. Die Funktionsgeraden für u ergeben 835 bei
T= 212° oder h = 8800 m in der kalten und bei h = 7350 m in der
warmen Atmosphäre übereinstimmend mit Beispiel 4. In diesen Höhen
wird w = Null.
B. Der schlaffe Stoff-Ballon.
Wenn die Dichte a des Füllgases als konstant angesehen werden
kann, bleibt die Tragkraft II des Ballons ebenfalls konstant, bis der Ballon
prall geworden ist. Tritt auch keine Änderung in der Belastung ein, so
mufs auch die bewegende Kraft konstant bleiben, und man hat dann ein-
fach nach (V)
P= W= l • q • rj • w2, woraus
97
(15)
l q iv2
~P~
Ä log £ = A log --^p - = ~ A log g «t;2
folgt.
Bei dem schlaffen Ballon wird stets die Gröfse von q Schwierigkeit
machen. Ist der Füllungsgrad sehr gering, so wird wohl q kleiner sein
als bei prall gefülltem Ballon, es wird wachsen in dem Mafse, als der
Füllungsgrad zunimmt, müfste also variabel in Rechnung gebracht werden.
Kann man annehmen, dafs q sich nur wenig ändert und nahezu den durch
V gegebenen Wert hat, so erhält man einfach nach (15) und (11a)
A log S — A log w
A log rj = — A log a.
6. Beispiel. Der Ballon soll soweit nur gefüllt werden, dafs er hei
900 kg gesamter Belastung mit 5 m/s Anfangsgeschwindigkeit aufsteigt.
Kann man also q = 192 qm rechnen, so ergab sich als bewegende
Kraft für iv0 = 5 m/s
P0 = 149 kg.
Sonach wird JJ0 = G + P() = 900 + 149 = 1049 kg sein müssen. Da
bei praller Füllung 770 = 2088 kg gefunden worden war, erhält man den
Füllungsgrad
«0 = 1049 : 2088 = 50,8 %.
Man hat also
A log f = log 5 — log Wh = — ~ X 2,41 (log 300 — log T) x = 0,01
= log 5 — log«;,, = — A 10-7 X 495X 7» % = 0,00
2
A log rj = log aje — log 50,3 = 2,41 (log 300 — log T) x = 0,01
= log aw — log 50,3 = 10 ~ 7 • 495 • Ji * x = 0,00.
Zur Konstruktion der Funktionsgeraden findet man hieraus die Koordi-
natenpaare
T=
T =
300
0,01
T=
169
X
T= 300
= 0,00
T=
300°
h =
0
h =
13100
1 1 0
h = 12160 m
IV =
5
IV —
10
iv = 5
IV =
10 m /
T=
300
T=
225
T= 300
T=
300°
h =
0
h =
7500
h — 0
h =
6020 m
a =
50,3
a =
100
«= 50,3
a =
100%.
Aus den hiermit gezogenen Geraden kann man ablesen:
h
0
i
2
3
4
5
6
7
8
Wh
5,00
5,22
5,45
5,70
5,96
6,25
6,57
6,91
7,30
IVlV
5,00
5,29
5,60
5,92
6,29
6,67
7,01
7,43
7,89
CCJc
50,3
55,0
60,0
65,0
71,0
78,0
86,0
95,2
—
Ciw
50,3
56,5
63,2
71,0
79,5
89,0
100,0
—
—
98
Wie man hieraus ersieht, nimmt die Geschwindigkeit des Aufstieges
eines schlaffen Ballons beständig zu und zwar in der warmen Atmosphäre
rascher als in der kalten. In der er steren erreicht der Ballon aber auch
rascher den Prallzustand.
In der Höhe, wo a = 100% wird, mufs der schlaffe Ballon genau dieselbe
Geschwindigkeit haben, wie der pralle unten offene Ballon mit gleicher
Gesamtbelastung. Ist « = 100% geworden, so mufs der Füllansatz ge-
öffnet werden und der Ballon steigt dann wie ein praller wreiter.
VI. Zur Flechtenflora des Frankenwaldes.
Yon Prof. Dr. E. Bachmann, Plauen i.Y.
Der Frankenwald, das Bindeglied zwischen Thüringerwald und Fichtel-
gebirge, ist meines Wissens lichenographisch noch nicht erforscht worden.
Das folgende Yerzeichnis ist weit davon entfernt, diese Aufgabe zu erfüllen,
es bildet nichts als den ersten Anfang dazu; denn es umfafst nur meine
Beobachtungsergebnisse aus einem ganz kleinen Teile des Frankenwaldes
und kann auch für diesen auf Vollständigkeit keinen Anspruch erheben.
Es ist durch Absuchen der Umgebung des oberfränkischen Städtchens
Lichtenberg während eines zweimaligen Sommeraufenthaltes von je vier
Wochen in den Jahren 1906 und 1908 entstanden. Veranlassung dazu gab
mir der Wunsch, einen Vergleich mit der Flechtenflora Plauens i. V. an-
stellen zu können, dessen Umgebung mit der Lichtenbergs landschaftlich
und geologisch auffallend übereinstimmt.
Der Grund und Boden ist an beiden Orten hauptsächlich aus kam-
brischen, sibirischen , devonischen, weiterhin auch unterkarbonischen Ge-
steinsschichten zusammengesetzt. Kalk tritt sehr zurück; das Vorkommnis
von Marxgrün, etwa eine Stunde von Lichtenberg entfernt, ist in dieser
Zusammenstellung nicht berücksichtigt worden. Hier wie dort ist der
Diabas mit seinen verschiedenen Abarten das einzige Eruptivgestein.
Ähnlich wie bei Plauen wird die harte und zähe Grünsteinbreccie von
mehreren tiefen Tälern schluchtenartig durchbrochen, dem der Selbitz und
des Lohbachs. Jenes, gewöhnlich Höllental genannt, läfst sich dem Trieb-
tal und Steinicht, dieses dem Syratal zwischen Holz- und Poppenmühle
an die Seite setzen. Aber während es sich in den vogtländischen Tälern
um Höhenunterschiede von 60, höchstens 70 m handelt, wird im Höllental
die Talsohle von den beiderseitigen Talgehängen im Süden um 100, am
nördlichen Ausgang um etwa 200 m überragt, denn „König David“ hat
634 m, das an seinem Fufse liegende Etablissement „Blechschmiedehammer“
431 m absolute Höhe.
Der relativ gröfseren Enge der beiden oberfränkischen Täler ent-
spricht eine gröfsere Feuchtigkeit, die in der Flechtenvegetation deutlich
zum Ausdruck kommt: zwischen den Moospolstern der mit mooriger Erde
reichbedeckten Felsblöcke am Drachen fels wächst Cladonia digitata L.
(Hoffm.) in mächtigen, grofsblättrigen Exemplaren, wie man sie in den
vogtländischen Tälern vergebens sucht. — Die Lagerstiele von Cladonia
cenotea (Ach.) Schaer. werden bis 95 mm lang, nähern sich also der Form
exaltata Nyl. — In den kräftigen Rasen von Cladonia cornuta (L.) Schaer.
100
sind die gröfsten Podetien oft mit Bechern ausgestattet und übertreffen
die bei Plauen gesammelten an Länge um das Doppelte. — Hier ebenso
wie im Lohbachtal tritt Cladonia squamosissima Floerk., die üppigste aller
Formen der vielgestaltigen Cladonia squamosa (Scop.) Hoffm. auf und einmal
habe ich sogar die Form multibrachiata Floerk. gefunden. — Dasselbe wie
die Cladonien bezeugt auch die Gattung Peltigera , von der die an trockenen
Standorten wachsenden Arten (, spuria D. C., rufescens Hoffm.) fehlen, wäh-
rend. die grofsblättrigen, besonders canina (L.) Hoffm. und aphthosa (L.)
Hoffm. in Rosetten von mehr als 20 cm Durchmesser gefunden werden,
viel gröfser als ich die letztgenannte Art im Vogtlande gesehen habe. —
Endlich sei noch hervorgehoben, dafs im Selbitztal drei Collema- Spezies
auftreten, darunter die grofsblättrige C. granosum (Scop.) Schaer., im
Triebtal und Steinicht aber nur eine, während im Syratal gar keine ge-
funden worden ist.
Von dem in der Richtung Süd-Nord verlaufenden Höllental erstreckt
sich das Land als ein flachwelliges Tafelland nach West und Ost. Der
westliche Flügel, an dessen Nordostecke Lichtenberg liegt, steigt allmählich
nach Nord west an, erreicht in Rumpelsbühl, etwa 3 km von Lichtenberg
entfernt, 663 m und in dem 6 km entfernten Kulm 736 m absolute Höhe.
Im Norden des Ortes, vom linken Ufer der Thüringer Muschwitz an, die
sich in die Selbitz ergiefst, treten zusammenhängende Fichtenbestände auf.
Bis dahin, im Süden bis Bad Steben, im Westen bis über den Rumpels-
bühl hinaus ist das ganze Tafelland von Feldern und Wiesen bedeckt.
Letztere sind in der Nähe von Teichen sumpfig, werden in der Nähe des
Rumpelsbühl aber so trocken , dafs Calluna vulgaris L., zwischen dessen
Büscheln der aufmerksame Beobachter die rosenroten Köpfchen von
Baeomyces roseus Pers. hervorlugen sieht, die Hauptpflanze bildet.
Laubwald fehlt, wie im Vogtlande auch, gänzlich. Was von Laub-
bäumen vorhanden ist, beschränkt sich auf die gewöhnlichen Obstarten,
Erlen längs der Wasserläufe und Wegbäume, unter denen an den Strafsen
nach Marxgrün, Lobenstein und Bad Steben bei weitem die Eberesche
vorwiegt und nur einige alte Exemplare von Fraxinüs und Acer durch
Gröfse sich auszeichnen.
Aus dieser einförmigen Landschaft erhebt sich kein einziger Fels von
hartem Gestein, der gleich dem vogtländischen Wendelstein und Hohen-
stein, Jahrhunderte lang alle Bäume der Umgebung überragend, Wind und
Wetter trotzend, von reichlichem Flechtenwuchs bedeckt wäre. Wo am
Rumpelsbühl der nackte Fels zwischen der Heide hervorguckt, besteht er
aus losem Geröll, das von den gemeinsten Steinflechten (Biator a co -
arctata Ach., Lecidea crustulata (Ach.) Kbr., L. macrocarpa Ach.,
Acarospara fnscata Arn.) bewachsen ist. Deshalb fehlen der Flechten-
flora von Lichtenberg alle Gyrophora- und Sph aerophorus -Arten, die
seltenen Farmelia- und Lecidea- Spezies, die gröfseren Stereo-
caulon- Arten, Cladonia sylvatica (L.) Hoffm. f. condensata (Floerk.)
und andere das Vogtland auszeichnencle Flechten. Von den Arten, die
Drude*) als montane heraushebt, sind nur solche aus der „nieder-mon-
tanen Gesellschaft“, der Umbilicarien-Fazies vertreten, nämlich Lecanora
hadia Ach., L. sulphurea Ach., L. polytropa Schaer., Lecidea
*) Drude, 0.: Der Hercynische Florenbezirk. Leipzig 1902, S. 208— 209 und 334.
101
crustulata Kbr., L. macrocarpa Th. Fr., Rliizocarpon geographi -
cum D. C., Haematomma coccineum Kbr., Parmelia saxatilis Fr.
und Placodium saxicolum Kbr., also mit einer Ausnahme sehr häufige,
ja fast gemeine Arten. Dagegen kommen bei Lichtenberg einige Krusten-
flechten vor, die man in höherem Grade montan nennen darf als die eben-
genannten, da sie um Plauen nicht auftreten, sondern erst im oberen
Vogtlande, um Schönberg und Hammerbrücke; das sind Lecidea cine-
reoatra Ach,, L. alb ocaerules eens (Wulf.) Schaer., L. speirea Ach.,
L. silvicola Fw. und Lecanora cenisia Ach. Völlig fehlen die auf
Seite 334 zusamraengestellten montanen und die subalpinen Arten
(S. 254), von denen doch das Vogtland an Orten von fast gleicher absoluter
Höhe eine Anzahl beherbergt.
Umso bemerkenswerter ist das reichliche Vorkommen von Letharia
vulpina (L.) Wainio = Evernia vulpina (L.) Ach., weil diese Bewoh-
nerin des Nordens und des Hochgebirges in den Alpen nach Stein*) nicht
unter 5000 Fufs = 1416 m herabsteigt und innerhalb Deutschlands nur
von wenig Punkten des Riesengebirges bekannt ist, die Stein jeden einzelnen
mit Nennung des Sammlers und des Jahres, in welchem sie gesammelt worden
ist, aufzuführen für nötig hält. Am tiefsten unter den schlesischen Fundorten
liegt Grünberg, wo sie auf dem Dache einer Weinbergshütte als ein „2,5 cm
langes, gelbgrünes, von schmutziggrünen Soredien umstarrtes“ Pflänzchen
beschrieben wird. Aufserclem ist durch Arnold**) auch ein Fundort aus
der Umgebung von München bekannt geworden. In den Erläuterungen
zu den Lichenes Monacenses exsiccati sagt er von diesem Funde: „Ver-
einzelt und dürftig an einem Brette an der Westseite des Grünewalder
Parkzaunes: specimen 4 centim. altum, ramosum, virenticitrinum“. Des-
wegen betrachtet er sie offenbar nicht als Vollbürger der Münchener Flechten-
flora; denn in den vergleichenden Zusammenstellungen mit der engli-
schen, skandinavischen und anderen Floren führt er sie immer nur in
Klammer an***).
Bei Lichtenberg überzieht sie die westliche Hälfte der Nordwand
dreier alter Holzscheunen von oben bis unten in solcher Menge, dafs man
einen ganzen Sack voll davon nach Hause tragen könnte, wenn man alles
abkratzen wollte. Von diesen drei ist sie in einigen Exemplaren auch
schon auf eine vierte, neuere Scheune übergegangen. Nie habe ich sie in
der Schweiz in solchen Massen beisammen wachsen sehen, obschon sie
dort durch ihr leuchtendes Gelb viel mehr in die Augen fallen müfste als
die grüngelben Lichtenberger Exemplare, an denen ich im ersten Jahre
meines dortigen Aufenthaltes öfters vorbei gegangen bin, ohne sie über-
haupt zu bemerken, die ich ihres fremdartigen Aussehens halber zunächst
nicht erkannt habe, bis Herr Dr. A. Zahlbruckner in Wien die Güte hatte,
sie zu bestimmen. Letharia vulpina fehlt in England, in dem an alpinen
Flechten so reichen Harz, kommt innerhalb Frankreichs blofs in den
Alpen -Departements vor, nicht aber in den Granitbergen der Bretagne.
Das Lichtenberger Vorkommnis ist deshalb ein ganz vereinzeltes und mufs
wohl ebenso erklärt werden wie das Münchener, von dem Arnold*)*) an-
*) Stein, B.: Kryptogamen-Flora von Schlesien. Die Flechten. Breslau 1879, S. 38
**) Arnold, F.: Zur Lichenenflora von München, 1891, S. 11.
***) Ders.: Zur Lichenenflora von München, 1898, S. 4, 13, 23.
f) Ders.: Zur Lichenenflora von München, 1900, S. 7.
**
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nimmt, dafs es sich dabei ebenso wie bei Sticta scrobiculata Scop. und
Lobaria amplissima Scop. um Überreste aus den grofsen Eichenwäldern
handle, die früher Südbayern bedeckten, von 500 n. Chr. an ausgerodet
wurden und jetzt bis auf geringe Reste verschwunden sind. — Den Ge-
danken, die Flechte sei von den Alpen aus eingewandert, weist er an
anderer Stelle*) zurück, wo er ausdrücklich betont, dafs die. Flechten der
Waldbäume in den Alpen kein originelles Gepräge zeigen, dafs an den
Lärchen und Zirben bis an den obersten Waldessaum kein Umschwung
der Flechtenflora verglichen mit dem Alpenvorland eintrete, dafs man beim
Besuch der Alpenwälder den Eindruck erhalte, die rinden- und holzbe-
wohnenden Arten müssen von aufsen eingewandert, keineswegs aber von
den Alpen ins Flachland vorgedrungen sein.
Nimmt man noch hinzu, dafs Letharia vulpina von Martius in
seiner Flora Erlangensis 1817 als Bürger der Flora von Erlangen ange-
führt wird, dafs die Ortsnamen Unter-Eichenstein 3 7 2 km und Eichen-
stein 5 km von Lichtenberg entfernt auch auf eine grofsere Verbreitung
der Eiche in der Umgebung dieses oberfränkischen Städtchens in alten
Zeiten schliefsen lassen, dann darf man wohl mit Arnold annehmen, dafs
die in Rede stehende Flechte früher in Deutschland viel weiter verbreitet
gewesen ist als jetzt und wahrscheinlich an manchem abgelegenen Ort
noch der Entdeckung harrt.
Hervorhebenswert ist für Lichtenberg ferner das Vorkommen von
Cladonia turgida (Ehrh.), die nach Sandstede**) aus dem nördlichen
Europa, aus der Schweiz und aus Schlesien bekannt ist. In letzterem ist
sie nach Stein***) auf sonnigen Plätzen, besonders auf Lehmboden, an
Wegrändern, Sand usw. von der Ebene bis zur Bergregion gefunden worden.
Bei Lichtenberg habe ich diese eigenartige Säulenflechte blofs an einem
Punkte angetroffen, auf einem sonnigen Waldwege zwischen dem Lohbach-
tal und dem Drachenfels. Die reichlich fruchtenden Lagerstiele sind nicht
über 4 cm hoch, während die in Schlesien bis 5 cm hoch Vorkommen.
Zschackef) erwähnt sie in seinen Beiträgen zur Flechtenflora des Harzes
nicht mit unter seinen Funden, und zwei andere Sammler, Ofswald und
Quelle ff), führen sie zwar für Nord -Thüringen und Harz an, aber mit
Fragezeichen.
Noch auffallender als der Fund dieser doch nur vereinzelt vorkom-
menden und an anderen Orten Mittel -Deutschlands wahrscheinlich nur
übersehenen Flechte ist das massenhafte Auftreten von Haematomma
coccineum (Dicks.) Kbr. In Schlesien wird sie nach Steinfff) nur hier
und da gefunden, meist an Sandstein, in der Sächsischen Schweiz aber
ist sie nach Rabenhorst *f) die gemeinste aller felsenbewohnenden Flechten
und kommt nach demselben Verfasser auch in Thüringen und Böhmen vor.
*) Arnold, F. : Zur Lichenenflora von München, 1898, S. 37.
**) Sandstede, H. : Die Cladonien des nordwestdeutschen Tieflandes und der
deutschen Nordseeinseln. Abh. Nat. Ver. Bremen 1905, Bd. XVIII, Heft 2, S. 432.
***) Stein, B., a. a 0. S. 48.
f) Zschacke, H. : Beiträge zu einer Flechtenflora des Harzes. Hedwigia, Bd. 48.
ff) Ofswald, L., und Quelle, F.: Beiträge zu einer Flechtenflora des Harzes und
Nord -Thüringens. Mitteil. d. Thüring. Botan. Ver., n. F., Heft 22. Weimar 1907.
fff) Stein, B., a. a. 0. S. 145.
*f) Rabenhorst, L.: Ki7ptogamen-Fiora von Sachsen, der Ober-Lausitz, Thüringen
und Nordböhmen. II. Abteilung: Die Flechten. Leipzig 1870, S. 210.
103
Aus dem Gebiete Nord -Thüringen und Harz erwähnen sie Ofswald und
Quelle, leider ohne Angabe über die Menge, in der sie dort auftritt.
Die Art ihrer Verbreitung um Lichtenberg erinnert am meisten an das von
Rabenhorst für die Sächsische Schweiz geschilderte; denn wenn die
Diabaswände auch nicht ,, klafterweit“ mit dem weifsen, niemals schwefel-
gelben Staub der Haematomma bedeckt sind, mehr als quadratmetergrofse
Thalli sieht man hier und da, kleinere fast allerwärts. Schöne Früchte
habe ich nur in einer Spalte am Drachen fels gefunden. Im Erzgebirge
scheint sie ganz zu fehlen. Wie erklärt sich nun die grofse Lücke zwischen
zwei ihrer Hauptverbreitungsgebiete?
Ganz vereinzelt und eigenartig ist das Vorkommen der Abart sab-
carnea (Sw.) Th. Fr. von Lecanora sordida (Pers.) Th. Fr. , einer der
häufigeren Krustenflechten sowohl des Vogtlandes als auch der Lichten-
berger Umgebung. Allein so oft und in soviel Exemplaren ich die Stamm-
form schon gesehen habe, die durch ihre rosa gefärbten Apothezien aus-
gezeichnete Varietät habe ich noch nie gefunden aufser auf dem König
David, wo sie eine senkrechte Felswand fast einen halben Quadratmeter
weit bedeckt und so dicht mit Früchten besetzt ist, dafs sie sofort ins
Auge sticht. Zschacke*) führt sie aus dem Harz an, wo er sie im
Bodetale unter dem Hexentanzplatze einmal gefunden hat.
Wie die bisher angeführten, so sind auch noch einige andere Flechten
des nachfolgenden Verzeichnisses durch gesperrten Druck herausgehoben
worden als solche, die im Vogtlande noch nicht gefunden oder wie JRino-
dina poly spora Th. Fr. noch nicht wieder entdeckt worden sind. Ihre
Zahl ist so gering, dafs sich als erstes Hauptergebnis dieser Untersuchung
eine auffallende Übereinstimmung der beiden benachbarten
Flechtenfloren, der Plauens und Lichtenbergs, zeigt. Freilich kann
das nicht Wunder nehmen, wenn man bedenkt, dafs Arnold**) beim Ver-
gleich der grofsen und weit auseinandergelegenen Florengebiete Süd-
Bayern (München), England und Skandinavien in bezug auf ihre Strauch-
und Laubflechten ebenfalls den Eindruck fast völliger Übereinstimmung
gewonnen hat. Für Plauen und Lichtenberg erstreckt sich diese
aber auch in hervorragendem Grade auf die Krustenflechten,
wie eine Durchsicht der beiden Verzeichnisse und im besonderen folgendes
Beispiel zeigt: Pertusaria lactea (L.) Wulf f . cinerascens Nyl. kommt
auf dem Diabas des Syratals und vor allem des Steinichts, sowie der
Höhen, die von ihm nach Cossengrün zu liegen, so reichlich vor, dafs ich
an Arnold eine grofse Kiste voll flacher Steinstücke, alle mit dieser
seltenen Flechte bedeckt, als Frachtgut für seine Lichenes exsiccati
schicken konnte. Auf dem Grünstein des Höllen- und Lohbachtals habe
ich sie ebenfalls ziemlich häufig gesehen.
Zweitens lehrt unser Vergleich, dafs die Flechten fl ora von Lich-
tenberg zwar wesentlich ärmer als die des ganzen Vogtlandes,
aber kaum ärmer als die Plauens ist, und dafs weder die eine
noch die andere reich genannt werden kann. Das ist dasselbe Ur-
teil, welches Drude***) über die Flora der Blütenpflanzen und Gefäfs-
kryptogamen des Frankenwaldes fällt.
*) Zschacke, H., a. a. 0. S. 37.
**) Arnold, F.: Zur Lichenenflora von München, 1898, S. 13 und 23.
***) Drude, 0., a. a. 0. S. 545.
104
Pyrenocarpeae.
Yerrucariaceae.
1. Verrucaria calciseda D. C. An Weg- und Grenzsteinen aus Kalk
zwischen Marxgrün einerseits, Lichtenberg und Bad Stehen ander-
seits.
2. V. rupestris Schrad. Ebenda.
3. V. papillosa Flrk. ( V. Floerkeana nob.). An Grünsteinblöcken im Loh-
bachtal.
4. V. aethiobola Wahlenb. Auf Diabastuff am Wege von Lichtenberg nach
Lobenstein.
5. V. nigrescens Pers. An Felsen, Blöcken, umherliegenden Steinen aller
Art sehr häufig.
6. V. Velana Mass. An kalkführendem Diabas des Lohbachtales.
7. Spliaerompliale fissa (Taylor) Arn. Auf einem Grünsteinblock im
Lohbachbett.
Dermatocarpaceae.
8. JDermatocarpon hepaticum (Ach.) A. Zahlbr. Felsspalten im Höllental.
9. D. miniatum (L.) Mann. An Felsen und Felsblöcken der Täler und
Höhen verbreitet. An sonnigen Standorten, z. B. unterhalb der
Scheune des Kohlenhändlers Jungkunz, reichlich fruktifizierend, an
schattigen, z. B. im Höllental, meist nur Pykniden bildend.
10. D. tiuviatile (Weis) Th. Fr. Felsblöcke im Höllental, ober- und unter-
halb von Wiedes Holzschleiferei.
Pyrenulaceae.
11. Pgrenula nitida Ach. An Sorbits, Corylus , Ainus verbreitet.
Gymnocarpeae.
Coniocarpineae: 1. Calicieae.
12. Calicium chlorinum (Ach.) Kbr. Grofse Flächen der Felswände mit
der ,, Schwefelflechte“ bedeckt, von der der Volksmund sagt, sie
„blühe“ im Winter. Immer steril.
Graphidineae : 1. Arthoniaceae.
13. Arthonia radiata Pers. An Acer platanoides bei Lichtenberg, an
Sambucus racemosa beim Drachenfels.
2. Graphidaceae.
14. Xylographa parallela (Ach.) Fr. Baumstumpf im Lohbachtal und beim
Drachenfels.
15. Opegraplia atra Pers. Fichte am Fufs des König David.
16. 0, varia Pers. An Ainus bei Marxgrün.
17. Graphis scripta Ach. An Fagus bei Lichtenberg.
105
Cyclocarpineae : 1. Diploschistaceae.
18. Diploschistes scruposus (L.) Norm. Auf allerlei Felsen sehr ver-
breitet.
19. D. hryophilus (Ehrh.) Zahlbr. Auf Moospolstern im Lohbach- und
Höllental.
2. Lecideaceae.
20. Lecidea fumosa (Hoffm.) Ach. Auf Diabas der Elisenhöhe.
21. L. grisella Flk. Ebenda, im Lohbach- und Höllental.
22. L. speirea Ach. Diabas der Elisenhöhe.
23. L. platycarpa Ach. Auf Felsen aller Art, Kalk ausgenommen, ver-
breitet.
24. L. cinefeoatra Ach. Diabas der Elisenhöhe.
25. L. alb ocaerules eens (Wulf.) Schaer. Diabasbreccie in der Nähe der
„Schutzwand“ im Höllental.
26. L. crustulata (Ach.) Kbr. An Felsen, Blöcken, Steinen aller Art, Kalk
ausgenommen, gemein.
27. L. silvicola Fw. Diabastuff am „Teufelsteg“ im Höllental.
28. L. lithopliila (Ach.) Th. Fr. An Felsen und Blöcken im Höllental,
zwischen „Wolfsbauer“ und Bad Steben.
29. L. turgidula (Fr.) f. pityophila Smrft. Baumstumpf im Lohbach tal.
30. L. latypaea Ach. An Felsen und Blöcken im Höllen- und Lohbach tal.
31. L. enteroleuca Ach. = goniophila (Flk.) Kbr. An Weg- und Grenz-
steinen aus Kalk bei Lichtenberg und Marxgrün,
f . pungens (Kbr.) Diabas der Elisenhöhe. Schiefer zwischen Wolfs-
bauer und Bad Steben.
32. L. parasema Ach. Sehr verbreitet an der Rinde von allerlei Laub-
bäumen.
33. L. olivacea Hoffm. An Acer beim Wolfsbauer.
34. L.pulveracea Flk. Baumstumpf im Lohbachtal.
35. L. lucida (Ach.) An Lesesteinen am Wege nach Lobenstein, jenseits der
Buttermühle.
36. L. granulosa (Ehrh.) Schaer. Auf Erde und Moos zwischen Schweden-
schanze und Drachenfels.
37. L. coarctata Ach. An allerlei Felsarten verbreitet.
f. elachista (Ach.) Th. Fr. Mit soraleartigen Bildungen. Grünstein
im Lohbachtal.
38. L. ambigua Mass. An Fraxinus unterhalb der Harmonie bei Lichten-
berg.
39. L. mollis (Whlnbg.) Th. Fr. Diabas der Elisenhöhe.
40. L. lithinella (Nyl.) Kst. Fichtenwurzel in der Nähe der Schweden-
schanze.
41. L. asserculorum (Ach.) Arn. Baumstumpf im Lohbachtal, beim
Drachenfels.
42. L. uliginosa (Ach.) Fr. Vermoderter Baumstumpf im Lohbach-, im
Höilental, beim Drachenfels.
43. L. fidiginea (Ach.) Fr. Baumstumpf zwischen Lohbachtal und Drachen-
fels.
44. L. ostreata (Hoffm.). Am Fufse alter Kiefern nach Bad Steben und
Rumpelsbühl zu.
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45. Catillaria Ehrhartiana (Ach.) Th. Fr. Spermogonienform. An einem
Baumstumpf zwischen Lohbachtal und Drachenfels.
46. C . micrococca (Kbr.) Th. Fr. Morscher Baumstumpf beim Schweden-
stein.
47. C. synothea (Ach.) Th. Fr. Baumstumpf im Lohbachtal.
48. Bacidia inundata (E. Fr.) Kbr. Grünsteinblöcke im Lohbachtal.
49. B. Beckhausii Kbr. Fichtenzweige bei Leupoldsruhe bei Lichtenberg.
Der olivengrüne Farbstoff des Epitheziums wird, wie bei den vogt-
ländischen Exemplaren, durch K intensiver grün, nicht violett
gefärbt.
50. B. Nitzschkeana Lahm. Baumstumpf im Lohbachtal.
51. Scoliciosporum umbrinum (Ach.) = Bacidia umbrina (Ach.). Auf Diabas
des König David.
52. Rhizocarpon geographicum (L.) D. C. Auf allerlei Felsarten verbreitet.
53. Rh. distindum Th. Fr. Wie vorige.
54. Rh. obscuratum (Schaer.) Kbr. Vereinzelt an Diabas im Lohbach- und
Höllental.
3. Cladoniaceen.
55. Baeomyces byssoides (L.) Schaer. Auf Fels und Erde sehr verbreitet.
f. sessilis (Nyl.) Kst. Auf Erde am Bumpelsbühl.
56. B. roseus Pers. Auf sandigem Boden bei Bad Steben.
57. Cladonia rangiferina (L.) Web. Auf sandigem Boden sehr häufig,
seltener auf Felsblöcken und an Baumstümpfen im Lohbachtal und
auf der Höhe nach dem Drachenfels zu.
58. CI. silvatica (L.) Hoffm. Ebenda, aber seltener.
f. tenuis Floerk. Waldblöfse hinter der Buttermühle.
59. Ci. Papillaria (Ehrh.) Hoffm. Auf trockenem Boden beim Rumpelsbühl.
m. papillosa Fr. Wallr. Ebenda. Reichlich Pyknokonidienbehälter
vorhanden. Lagerstiele sehr spärlich.
60. CI. bacillaris Nyl. Fichtenwälder zwischen Lohbachtal und Drachen-
fels, selten.
61. CI. macilenta (Hoffm.) Nyl. Ebenda, verbreitet.
f. syncephala Wallr. Einmal, beim Drachenfels gefunden.
62. CI. digitata L. (Hoffm.). Auf moosig-feuchten Steinblöcken in der Nähe
des Drachenfels.
63. CI. coccifera (L.) Willd. In den Fichtenwäldern des Gebiets verbreitet.
64. CI. deformis (L.) Hoffm. Auf Erde in der Nähe des Drachenfels.
65. CI. furcata (Huds.) Schrad. Im ganzen Gebiete häufig.
var. racemosa (Hoffm.) Floerk. Im Lohbachtal auf moosigen Blöcken,
f. corymbosa (Ach.) Nyl. Lohbach-, Höllental, Nähe des Drachen-
fels.
racemosa ad foliolosa Del. Im Lohbachtal tellergrofse zusammen-
hängende Lager auf moosbedeckten Felsblöcken bildend,
var. pinnata (Floerk.).
f. foliolosa Del. Zwischen Lohbachtal und Drachenfels und im
Lohbachtal selbst auf moosigen, feuchten Felsblöcken,
var. palamaea (Ach.) Nyl. Auf Erde an Wegen, Feldrändern, auf
sonnigen Felsen verbreitet.
107
var. scabriuscula (Del.) Coem. Nähe des Drachenfels, zwischen
Moos.
f. surrecta (Floerk.) Wain. An sonnigen Stellen im Lohbach- und
Höllental nicht selten.
66. Cladonia rangiformis Hoffm. Auf Erde des Waldrandes am Wege
nach Lobenstein, Lohbachtal.
67. CI. squamosct (Scop.) Hoffm. Sehr verbreitet.
a) f. denticollis (Hoffm.) Floerk. Bemooste Felsblöcke Lohbachtal
bis Drachenfels, Höllental.
m. squamosissima Floerk. Im feuchten Moos des Lohbachtals und
am Drachenfels.
m. asperella Floerk. Bemooste Felsblöcke Lohbachtal bis Drachen-
fels.
b) f. muricella (Del.). Ebenda, aber seltener.
c) f. multibrachiata Floerk. Auf torfiger Erde zwischen Moos beim
Drachenfels.
68. CI. cenotea (Ach.) Schaer. Bis 95 mm hoch, zum Teil reichlich fruchtend,
Apothezien traubig angeordnet. Auf Erde und Felsblöcken, die
gröfseren Exemplare zwischen Moos. Lohbachtal bis Drachenfels.
crossata (Ach.) Nyl. Nicht fruchtend gefunden. Auf einem morschen
Baumstumpf beim Drachenfels.
69. CI. caespiticia (Pers.) Floerk. Auf sonnigen Felsen im Höllental.
70. CI. gracilis (L.) Willd. In den Fichtenwäldern durch das Gebiet ver-
breitet.
f. chordalis (Floerk.) Schaer. Ebenda, häufiger als weitbecherige
Formen. Zwischen feuchtem Moos im Lohbachtal mit podetium-
artig verlängerten Apothezien (1 mm dick, 10 mm lang) gefunden.
71. CI. cornuta (L.) Schaer. Auf Erde in den Fichtenwäldern bei Elisen-
höhe, oberhalb des Lohbachtals, beim König David. Mit Bechern
beim Drachenfels.
72. CI. degenercms (Elk.) Spreng. Durch das Gebiet verbreitet.
a) euphorea (Ach.) Floerk. Höhe zwischen Lohbachtal und Drachen-
fels, König David.
b) dilacerata Schaer. Ebenda.
c) pliyllophora (Ehrh.) Flot. Ebenda.
73. CI. verticillata Hoffm. Kurzrasiger Waldweg vom Schwedenstein nach
dem Drachenfels.
Mit a) mesotlietiim Wallr.
b) perithetum Wallr.
74. CI. pgxidata (L.) Fr. Durch das Gebiet verbreitet.
chlor ophaea Floerk.
m . prolifera Arn. Zwischen Schwedenstein und Wolfsbauer im
Fichtenwald.
m. costata Floerk. Waldweg beim Drachenfels.
75. CI. fimbricita (L.) Fr. Im Gebiete häufig.
a) simplex (Weis.) Flot. An sonnigen Stellen der Talgehänge und
an Waldrändern verbreitet.
f. prolifera (Retz.) Wain. Auf Erde und verwittertem Fels im
Lohbachtal.
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b) cornutoradiata Coem.
f. radiata (Schreb.) Coem. Sonniger Abhang im Lohbachtal,
Drachenfels.
f. capreolata (Floerk.) Flot. Ebenda und am König David.
76. Cladonici coniocraea (Floerk.) An Baumstümpfen im Lohbachtal und
am Weg nach dem Drachenfels,
m. phyUostrata (Floerk.) Wain. Ebenda.
77. CI. turgida (Ehrh.) Hoffm. Kurzrasiger Waldweg auf der Höhe zwischen
Lohbachtal und Drachenfels.
78. CI. foliacea (Huds.) Schaer. Auf Erde und verwittertem Fels im Ge-
biet nicht selten.
alcicornis (Lightf.) Schaer. Häufiger als die Stammform und an
gleichen, nur etwas sonnigeren Standorten.
79. Stereocaidon nanum Ach. Felswände am ,, Katzensteg“ kurz vor Blanken-
berg und im Höllental.
4. Acarosporeae.
80. Acarospora fuscata (Schrad.) Arn. Auf Diabasfels des Lohbach- und
Höllentals, auf Lesesteinen am Rumpelsbühl.
5. Collemaceae.
81. Collema flaccidum Ach. An Felsblöcken im Bette der Selbitz (Höllental).
82. C. furvum Ach. Ebenda.
83. C. granosum (Scop.) Schaer. Feuchte Felsblöcke an der Strafse im
Höllental.
6. Pannariaceae.
84. Parmeliella micropkglla (Swartz.) Müll. Arg. Diabasblöcke an der
Strafse im Höllental.
7. Peltigeraceae.
85. Peltigera horizontalis (L.) Hoffm. Auf bemoosten Felsblöcken im Höllen-,
Lohbachtal und beim Drachenfels.
86. P. canina (L.) Hoffm. Im ganzen Gebiete häufig.
87. P. polydactgla (Neck.) Hoffm. Waldweg auf der Höhe zwischen Schweden-
stein und Drachenfels.
88. P. malacea (Ach.) E. Fr. Ebenda.
89. P. aphthosa (L.) Ach. Auf bemoosten, schattigen Felsblöcken nahe der
Schutzwand im Höllental.
8. Pertusariaceae.
90. Pertusaria communis D. C. An Rinden von allerlei Laubbäumen weit
verbreitet.
91. P. amara Ach. An der Rinde von Acer beim Wolfsbauer, an Fichten-
rinde hier und da.
92. Variolaria lactea Wulf f. cinerascens Nyl. An Diabasfelsen im Loh-
bach- und HÖllental häufig.
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9. Lecanoraceae.
93. Lecanora cinerea Ach. Grünsteinblöcke im Bett des Selbitzbaches,
Höllental.
94. L. gibbosa (Ach.) Nyl. An allerlei Felsarten, Kalk ausgenommen, nicht
selten.
f. laevata Ach. An Grünstein: Weg nach dem König David.
95. L. sordicla (Pers.) Th. Fr. An allerlei Felsarten, Kalk ausgenommen,
häufig.
f. subcarnea (Sw.) Th. Fr. Felsgipfel des König David. Ihre röt-
lichen Apothezien sehen im frischen Zustande wie die von Baeomyces
roseus Pers. aus.
96. L. cenisia Ach. Auf Diabas nahe der ,, Schutzwand“ im Höllental.
97. L. atra Huds. Auf allerlei Felsarten, ausgenommen Kalk, im Höllen-
tal und anderwärts nicht selten.
98. L. sulphurea (Hoffm.) Ach. Auf Diabas der Elisenhöhe und im
Höllental.
99. L. subfusca (L.) Ach. Im ganzen Gebiete gemein.
var. allophana Ach. Sorbus an der Strafse nach Lobenstein,
var. campestris Ach. An Diabasblöcken im Höllen tal.
var. similis Mass. Sorbus und Acer an der Strafse nach Marx-
grün.
100. L. intumescens Rebentisch. An Acer platanoides unterhalb der
„Harmonie“ in Lichtenberg.
101. L. pällida (Schreb.) Schaer. An Salix , Sorbus , Popidus und anderen
Laubbäumen ziemlich häufig.
102. L. Hagenii Ach. An Fichtenzweigen bei „Leupolds Ruhe“.
103. L.polytropa (Ehrh.) Schaer. Auf allerlei Felsarten, ausgenommen
Kalk, verbreitet.
var. illusoria Ach. Auf Felsen, Blöcken, Lesesteinen noch ver-
breiteter als die Stammform.
104. L. varia Ach. Auf Holzplanken - und brettern im Gebiet ver-
breitet.
105. L. metaboloides Nyl. Baumstümpfe im Lohbachtal und am Wege nach
dem Drachenfels. Spermatien gerade, 1 g dick, 6 g lang.
106. L. symmidera Nyl. Baumstumpf im Lohbachtal.
107. L. baclia (Pers.) Ach. Auf Diabas des König David.
108. L. munde Schreb. = Placodium saxicolum lvbr. An allerlei Felsarten
durch das Gebiet verbreitet.
109. IBaematomma coccineum (Dicks.) Kbr. Meist steril, liand- bis
quadratmetergrofse Flächen der Felswände des Lohbach- und Höllen-
tals weifs überziehend. Nur am Drachenfels fruktifizierend ge-
funden.
110. Candelariella vitellina (Ehrh.) Müll. Arg. Auf Diabas, Schiefer und
anderem Gestein verbreitet.
10. Parmeliaceae.
111. Candelaria concolor (Dicks.) Wain. Strafsenbäume zwischen Lichten-
berg und Bad Steben.
112. Parmeliopsis ambigua (Ach.) Nyl. An Fichtenwurzeln nicht selten.
110
113. Farmelia tubulosa Bitt. An Acer und Sorbus am Weg nach Marx-
grün und Lobenstein, an Ficlitenzweigen im Lohbachtal und bei
Elisenhöhe. Auf Diabasblöcken an der Strafse nach Marxgrün (nur
zwei Exemplare). Viel häufiger als bei Plauen.
114. F. physodes (L.) Ach. Gemein an Zweigen, Stämmen, Wurzeln, be-
arbeitetem Holz, Felsen durch das ganze Gebiet.
f. stigmatea Wallr. An Acer am Weg nach Marxgrün nur einmal
gefunden.
115. F. vittata Ach. An einem feuchten Felsen beim Friedrich-Wilhelm-
stollen.
116. F. conspersa (Ehrh.) Ach. An allerlei Felsarten, ausgenommen Kalk,
durch das Gebiet verbreitet, ausnahmsweise auf Wurzeln.
117. F. acetabulum (Neck.) Duby. An Strafsenbäumen zwischen Lichten-
berg, Marxgrün und Lobenstein nicht selten, oft fruktifizierend.
118. F. olivacea (L.) Nyl. Auf Felsen und Bäumen verbreitet.
119. F. fuliginosa (Fr.) Ny]. An Ainus, Sorbus und anderen Laubbäumen
nicht selten.
120. F. verruculifera Nyl. An Sorbus bei Marxgrün und Blankenberg.
121. F. aspidota Ach. An Strafsenbäumen zwischen Lichtenberg, Marxgrün
und Lobenstein verbreitet.
122. F. exasperata (Ach.) Nyl. An Felsen im Lohbachtal, an Firus malus
bei Lichtenberg.
123. F prolixa (Ach.) Nyl. Auf Diabas des König David.
124. F. sorediata (Ach.) Th. Fr. Ebenda.
125. F. saxatilis (L.) Ach. An allerlei Felsarten sehr häufig.
var. sulcata (Tayl.). Sorbus an der Strafse nach Lobenstein.
126. F. omphalodes L. Ach. var. panniformis Ach. Felsen vor der Butter-
mühle.
127. P. tiliacea (Hoffm.) Ach. An den Strafsenbäumen der Umgebung ver-
breitet. Lager handteller- bis mehr als handflächengrofs, oft mit
Apothezien.
128. Cetraria glauca (L.) Ach. An Stämmen und Zweigen verschiedener
Bäume und an bearbeitem Holz verbreitet.
129. C. pinastri (Scop.) Fr. An Fichtenwurzeln, -Stämmen und -zweigen,
zuweilen auf Gestein ziemlich verbreitet.
130. C. saepincola (Ehrh.) Ach. Am Fufs von Fichten am Weg auf die Höhe
des König David.
131. C. islandica (L.) Ach. In trockenen Wäldern (Fichten und Kiefern) nach
Lobenstein und Bad Steben zu; scheint in dem Diabasgebiet des
Höllentals bis nach Lichtenberg zu fehlen.
132. C. aculeata (Schreb.) Fr. Auf trockenem Boden, an sonnigen Stellen
verbreitet.
11. Usneaceae.
133. Evernia prunastri (L.) Ach. An Strafsen-, seltener an Waldbäumen
durch das Gebiet verbreitet, häufiger als bei Plauen, aber weniger
häufig als :
134. E. furfuracea (L.) Mann. Auf den verschiedensten Baum- und Strauch-
arten, auf bearbeitetem Holz, zuweilen auch auf Gestein, im ganzen
Gebiet sehr häufig.
111
135. Letliaria vulpina (L.) Wainio. An den Brettern einiger alter
Scheunen am Wege nach dem Rumpelsbühl. Gelblichgrün, dicht-
ästig, bis 7 cm hoch.
136. Älectoria jubata (L.) Nyl. An Fichtenstämmen und -zweigen, sowie
an bearbeitetem Holz sehr häufig, seltener an Strafsenbäumen.
137. A. implexa (Hoffm.) Ach. Wie vorige.
138. A. cana Ach. Wie vorige, aber weniger häufig.
139. Ramalina calicctris (L.) Fr. An Strafsenbäumen ( Sorbus , Acer , Fraxi-
uus) zwischen Lichtenberg, Marxgrün und Lobenstein.
140. R. fraxinea Ach. An Strafsenbäumen (Fraxinus und Acer) zwischen
Lichtenberg, Lobenstein und Marxgrün häufig,
var. ampliata Schaer. Ebenda,
var. fastigiata Ach. Ebenda.
141. R. farinacea Ach. Ebenda, aber selten.
142. R. pollinaria Ach. Auf Diabas der Elisenhöhe, des König David.
143. TJsnea hirta (L.) Hoffm. An Wald- und Strafsenbäumen durch das
Gebiet verbreitet.
144. U. äasypoga Ach. An Fichten in den WTäldern nach Loben-
stein zu.
145. U. florida (L.) Hoffm. An Wald- und Strafsenbäumen durch das Ge-
biet verbreitet.
12. Caloplacaceae.
146. Blastenia caesiorufa Ach. Auf Grünstein der Elisenhöhe, des Schweden-
steins und Höllentals.
147. Caloplaca variabilis (Pers.) Th. Fr. Wegsäulen aus Kalk zwischen
Marxgrün und Bad Stehen.
148. C. aurantiaca (Lightf.) Th. Fr. Ebenda.
149. G. citrina (Hoffm.) Th. Fr. Mörtel an einer Scheune im oberen Teil
von Lichtenberg.
150. C. murorum (Hoffm.) Th. Fr. An Wegsäulen aus Kalk zwischen Lichten-
berg und Marxgrün.
13. Theloschistaceae.
151. Xanthoria parietina (L.) Th. Fr. An Bäumen und Felsen im ganzen
Gebiete gemein.
i.polycarpa Ehrh. Strafsenbäume zwischen Lichtenberg und Marx-
grün.
14. Buelliaceae.
152. Buellia myriocarpa (DC.) Mudd. An allerlei Rinden von Laubbäumen
im Gebiet verbreitet.
153. Rinodina polyspora Th. Fr. An einem Baumstumpfe am Wege
vom Lohbachtal nach dem Drachenfels.
15. Physciaceae.
154. Physcia stellaris (L.) Nyl. An allerlei Laubbäumen im Gebiete sehr
verbreitet.
112
155. Physcia aipolia (Ach.) NyL An Sorbus am Weg nach Marxgrün und
Lobenstein.
156. Ph. tenella (Scop.) Nyl. An Diabas im Lohbachtal. An Kalkweg-
säulen zwischen Bad Stehen und Marxgrün.
157. Ph. caesia (Hoffm.) Nyl. An Grünsteinblöcken im Lohbachtal ver-
einzelt.
158. Ph. albinea (Ach.) Nyl. An allerlei Felsarten im Gebiet verbreitet.
159. Ph. orbicularis (Necker) Th. Fr. Auf Schieferplatten von Mauern und
Dächern, an Kalkwegsäulen an der Strafse nach Marxgrün, an einer
Scheune bei Leupoldsruhe.
160. Ph. pulverulenta (Hoffm.) Nyl. Strafsenbäume (Heer, Fraxinus , Sorbus)
zwischen Lichtenberg, Marxgrün und Lobenstein.
161. Anaptychia ciliaris (L.) Mass. Ebenda.
VII. Über höhere Evoluten.
Yon f Ph. Weinmeister.
Mit 5 Abbildungen.
Die hier veröffentlichte Arbeit gibt den Inhalt eines Vortrages wieder,
welchen der am 27. August 1910 verstorbene Geh. Hofrat Prof. Dr. Philipp
Weinmeister in der Sitzung der mathematischen Sektion der Isis am
7. Juli 1910 gehalten hat. Es fand sich hierüber in dem Nachlasse eine
stenographische Niederschrift vor, daneben hatte ich brieflich von dem
Verstorbenen eine kurze Darstellung des kinematischen Teiles des Vortrages
erhalten.
Das stenographische Manuskript ist zuerst von Herrn Gymnasiallehrer
Rudolf Weinmeister zu Leipzig bearbeitet und in gewöhnliche Schrift
übertragen, sodann hat Herr A. Carl, Studierender der Mathematik an
der hiesigen Technischen Hochschule, auf Grund der genannten Unter-
lagen die vorliegende Redaktion der Arbeit gegeben, die sich, von einzelnen
Fortlassungen und Ergänzungen abgesehen, streng an die vorhandenen
Darstellungen anschliefst.
Dresden, den 23. Oktober 1910.
M. Krause.
Ist eine Kurve gegeben, und hat man dann zu jedem ihrer Punkte
den Krümmungsmittelpunkt konstruiert, so füllen diese eine zweite Kurve
an, die bekanntlich die Evolute der gegebenen Kurve genannt wird. Ebenso
entsteht die Evolute durch Einhüllung der Normalen. Konstruiert man
zur Evolute wieder die Evolute, von dieser abermals usw., so erhält man
die höheren Evoluten, eine unendliche Reihe von Kurven, die die Mutter-
kurve gemeinsam haben. Ist daher diese durch ihre Gleichung gegeben
und aufserdem die Ordnungszahl n der höheren Evolute, so mufs man die
Gleichung der letzteren finden können. Ich will Ihnen heute diese Auf-
gabe zunächst allgemein lösen und dann das Ergebnis auf einzelne Kurven
und auf die Lehre von den Bewegungen anwenden.
Es fragt sich zunächst: Welches Koordinatensystem soll genommen
werden? Nun, das kommt darauf an, ob man die Evolute als Krümmungs-
mittelpunktkurve auffassen will oder als die Umhüllungskurve der Nor-
malen. Im ersteren Falle nimmt man Punktkoordinaten, im letzteren Linien-
koordinaten. Ich nehme Linienkoordinaten. Die Linienkoordinaten wurden
bekanntlich im Jahre 1828 von Julius Plücker in Bonn in die analytische
Geometrie eingeführt. Die Abschnitte auf den Achsen setzen wir — in seinem
114
Sinne, denn er hat homogene Koordinaten eingeführt
1
gleich und
u
gleich
Wir wollen aber andere Koordinaten wählen, nämlich r,
Fi g. 1.
die polaren Koordinaten des Fufspunktes des vom Anfangspunkt auf die
Gerade gefällten Lotes. Dann ist ru = — cos # und rv — — - sin Diese
beiden Formeln führen aus einem System in das andere.
Ist eine Gleichung zwischen r und # gegeben, so stellt diese demnach
zwei Kurven dar, je nachdem man die Koordinaten r, & als Linien- oder
als Punktkoordinaten auffafst. Von diesen beiden ist immer die letztere
die Fufspunktkurve der ersteren für den Koordinatenanfangspunkt als Pol.
Es seien uns jetzt gegeben eine Gerade r & und ein Punkt x y . Dann
ist r — x cos & — y sin = p der Abstand des Punktes x y von der
Geraden r
In den Anfangsgründen der analytischen Geometrie nimmt man x, y
als Veränderliche; dann stellt diese Gleichung eine Gerade dar, die parallel
der Geraden r & ist und vom Anfangspunkt die
Entfernung r — p hat.
Hier ist aber r & veränderlich, also ist:
r — x cos # — y sin & = p die Gleichung eines
Kreises mit dem Mittelpunkt x y und dem Ra-
dius p.
Ist jp = 0, so erhalten wir r — x cos# —
y sin d' = 0, die Gleichung eines Punktes.
Anwendungen. Satz: Bewegt sich eine Gerade so, dafs die Summe
ihrer Abstände von n Punkten ungeändert bleibt, so hüllt sie einen Kreis
ein. (NB. Dieser Satz hat schon vor hundert Jahren in Gergonnes Annalen
gestanden.)
Beweis: Die n Punkte seien x1 yv x2 y2, . . . . xn yn\ die Summe der Ab-
stände von der sich bewegenden Geraden sei j), dann folgt
r — cos # — y1 sin &
xx cos &
x2 cos
_l_ r
+ r — xn cos &
y2 sin ^
yn sin &
=i>»
oder
#1 + X2 +
x*
n
cos &
ÄMsraä=!.
n n
Das ist aber die Gleichung eines Kreises, der den Massenmittelpunkt
V
der Punkte xtyv xn yn zum Mittelpunkt hat und — zum Radius.
Nun seien zwei Punkte F1 und F2 mit den Koordinaten xv yx resp.
Xcp y2 gegeben. Ihre Abstände von der Geraden r & sind dann r — x± cos &
— yt sin & bez. r — x2 cos & — y2 sin Bewegt sich nun die Gerade so,
dafs die Abstände der Punkte F± und F2 von ihr ein konstantes Ver-
hältnis haben, so folgt r (c ■ — 1) — (c x2 — x^) cos & — (c y2 — y^ sin & — 0,
die Gleichung eines Punktes. Bewegt sich also eine Gerade so, dafs die
Abstände zweier Punkte von ihr ein konstantes Verhältnis haben, so dreht
sie sich um einen Punkt.
Bedenkt man, dafs das Produkt der Lote, welche von den Brenn-
punkten einer Ellipse bez. Hyperbel auf eine bewegliche Tangente dieser
115
Kurven gefällt werden können, gleich dem Quadrate der kleinen bez. imagi-
nären Halbachse ist, so erhält man analog als Gleichungen der Ellipse
und Hyperbel
(r — x± cos & — y1 sin #) (r — x2 cos & — y2 sin #) = + &2>
wobei xv yx und y2 die Brennpunktskoordinaten und b bez. i b die kleine
bez. imaginäre Halbachse bedeuten.
Wir nehmen nun noch die Parabel. Zunächst soll sie in ihrer ein-
fachsten Lage dem Koordinatensystem gegenüber gegeben sein. Die Parabel-
achse soll Koordinatenachse sein, der Brennpunkt soll der Anfangspunkt sein,
die Scheiteltangente soll den Abstand ~ vom Anfangspunkt haben. Nun gilt
der Satz: Der Ort der Fufspunkte der vom Brennpunkt auf die Parabel-
tangenten gefällten Lote ist die Scheiteltangente.
Dann folgt sofort als Parabelgleichung r cos & =
P
Jetzt nehmen wir die allgemeine Lage: die Brennpunktskoordinaten
seien x0, y0. Der Winkel zwischen Parabelachse und Systemachse sei co. Dann
ist nach dem genannten Satze
(r — x0 cos & — y0 sin #) cos (#
X P
») = ä
Fig. 2.
die Gleichung der Parabel.
Dieses Koordinatensystem hat wie jedes andere seine Licht- und
Schattenseiten. Ich möchte hier auf erstere aufmerksam machen. Zunächst
die leichte Koordinatentransformation. Rechtwinklige Punktkoordinaten
verschieben sich leicht, drehen sich schwer, polare Punktkoordinaten
drehen sich leicht, verschieben sich schwer, polare Linienkoordinaten aber
drehen sich leicht und verschieben sich leicht. — Dann die sehr einfache
geometrische Deutung der Konstanten der Kegelschnittsgleichung.
Ich gehe jetzt zur eigentlichen Aufgabe über.
Es sei gegeben eine Kurve in polaren Linienkoordinaten r = f(&).
Wir wollen zunächst den Berührungspunkt B der Tangente mit der
Kurve bestimmen, dann die Normale, hierauf die Evolute und endlich die
Evolvente. Wir fragen uns, wo der Be-
rührungspunkt B liegt. Derselbe ist auf-
zufassen als Schnittpunkt zweier benach-
barter Tangenten.
Wie aus Fig. 2 ersichtlich, ist nun
OP' — r + ä r = r cos d & + B P sin d
i r 4- dr — r cos d &
also B P = — 7 —
sin a P
d r ,
~ d$ ~ T 1
also ist JB P = r'.
Dies ist der Kernpunkt meines heutigen Vortrags.
Die Koordinaten des Punktes B sind
x = r cos & — r’ sin
y == r sin & -f- r' cos <#.
Jetzt wollen wir die Normale bestimmen.
116
Dieselbe hat zu Koordinaten rf und # +
n
Fig. 3.
r = f’{
^ — -
Hat demnach die Mutterkurve die Glei-
chung r = f( i^), so ist die Gleichung der
Evolute
-)
%>
Betrachtet man nun diese Kurve für sich
und nicht im Zusammenhang mit der ersteren,
so kann man die Achse um einen rechten Winkel
drehen; dann ist r = ff (-#) die Gleichung der
Evolute; also r = f^(xf) die Gleichung der wten Evolute, wenn die Achse
um n rechte Winkel gedreht worden ist.
Hiermit ist die gestellte Aufgabe gelöst.
Anwendung auf den Krümmungsmittelpunkt K:
Dieser ist der Berührungspunkt der Normalen mit der Evolute. Man
erhält ihn also, indem man vom Anfangspunkt 0 auf die Normale das
Lot OP' fällt und BP ' um r" verlängert, also sind die Koordinaten des
Krümmungsmittelpunktes K :
x = — rf sin & — r" cos #,
y = r' cos & — r" sin
Der Krümmungsradius selbst ist
BK=q = v + t "
Anwendungen.
1. Die Logarithmische Spirale.
In Punktkoordination lautet ihre Glei-
chung r = a • ^ (p.
Wir untersuchen nun zunächst die Kurve,
welche dieselbe Gleichung in Linienkoordi-
naten besitzt.
Für sie ist
r'
-=f9V-
Verbinde ich den Anfangspunkt 0 mit dem
Berührungspunkte B der Tangente an die
Kurve, so ist hiernach ^ BO P— cp = Kon-
stante. Der Radiusvektor des Berührungspunktes B sei R.
Dann ist
r a -O-tgff a tg (p (&+_(p — (p^
Fig. 4.
R =
COS (f COS (f
a tg<p(d_+j)
COS (f
Da nun <£ XOB = # -f- (f die Winkelkoordinate des Punktes B ist, so
sehe ich nach einer Drehung der Achse um cp, dafs die Kurve in Punkt-
koordinaten eine Gleichung von derselben Form hat. Diese Kurve hat
also die merkwürdige Eigenschaft, dafs ihre Gleichungen in Punkt- und
Linienkoordinaten dieselbe Form haben.
Es folgt also: die Fufspunktkurve der logarithmischen Spirale ist eben-
falls eine logarithmische Spirale, ebenso ihre Evolute, wie sich sofort durch
Differenzieren ergibt.
117
2. Die gemeine Parabel.
Ihre Gleichung war
r = ~ : cos & = ^ sec ^ •
2 2
Also ist die Gleichung der ntm Evolute
r
p dn sec #
2 d^n '
Die Entwickelung dieses wten Differential quotienten ist nicht einfach,
wenn man independente Form wählt.
Ich habe ihn in der Form erhalten
dn sec# cos &
dö
2 n — 1
¥
+
n\ " ' 6
280 ns — 2604 n2+ 6914 n
2^ +
-4377
20 n2 — 72 72+43
360 • 126
tgn
360
^ +
tgn
4 <1
Die absoluten Glieder sind sogenannte Sekanten-Koeffizienten, da sie
in der Entwickelung der sec-Reihe Vorkommen. — Führt man die Plücker-
schen Koordinaten u, v ein, so erkennt man, dafs die Kurve von der
(n+2)ten Klasse ist. Für n = 0, also für den Fall der Parabel, ergibt
sich eine Kurve 2. Klasse. Die Neilsche Parabel ist also von der dritten
Klasse usw.
Ich gehe jetzt zur Evolvente über.
Ist eine Kurve in polaren Linienkoordinaten gegeben durch
so ist nach dem Vorangegangenen die Gleichung der Evolvente
r = J f{&) d & + Konstante.
Wir erhalten also unendlich viele Kurven, die, wie sich hier ergibt,
Parallelkurven sind.
Beispiel: Der Kreis, welcher den Koordinatenanfang als Mittelpunkt
und h zum Halbmesser hat.
Seine Gleichung ist r = h.
Mithin lautet die Gleichung der ersten Evolventenschar r = h • # + <x,
d. h. die Fufspunktkurve der Kreisevolvente ist die Archimedische Spirale.
Drehen wir für ein bestimmtes a die Koordinatenachse um so er-
li
scheint die Gleichung der Archimedischen Spirale in der Form r — h-&.
Die n te Evolvente hat die Gleichung
Diese Gleichung enthält n unbestimmte Parameter.
Anwendung auf die Kinematik.
Diese Anwendung ist es gewesen, welche mich veranlafst hat, meinen
Vortrag in dieser Weise auszugestalten. Vor mehreren Wochen hat Herr
Geheimrat Krause in der Isis einen Vortrag gehalten, in dem er für einige
Sätze aus der Bewegungslehre, welche Reinhold Müller in Darmstadt auf-
gestellt hat, neue und zwar analytische Beweise brachte. — Ich bitte um
**
118
die Erlaubnis, einen Teil dieses Vortrags übersetzen zu dürfen aus der Sprache
der Punktkoordinaten in die der Linienkoordinaten.
Es handelt sich um die ebene Bewegung eines starren Systemes. Man
setzt voraus, dafs ein bestimmtes Bewegungsgesetz existiert, ohne näher
auf dieses Gesetz einzugehen.
Im ruhenden System wählen wir irgendeine Koordinatenachse und
auf ihr einen Anfangspunkt. Im beweglichen System wählen wir ebenfalls
eine Koordinatenachse mit dem Anfangs-
punkt 0'. Beide Achsen seien gegenein-
ander geneigt unter dem Drehwinkel x.
Die rechtwinkligen Koordinaten des An-
fangspunktes des beweglichen Systemes
im festen System seien a, b. a und b
sind als Funktionen des Drehwinkels ge-
dacht. Hat nun eine Gerade des beweg-
lichen Systemes in diesem die Koordinaten
p, «, im ruhenden System dagegen die
Koordinaten r, #, so gelten die Beziehungen
3 = x + w und V = a cos 3 + b sin 3 -f- p.
Die letztere Gleichung ist die Gleichung der von der Geraden p co
umhüllten Kurve. Die Gleichung ihrer wten Evolute ist
dn(a cos 3) d n (b sin 3)
r~ d&n ' ’
wo in a und b die Gröfse x durch 3 — co ersetzt ist.
Die Gröfse p fällt heraus; das ist natürlich, denn eine Schar paralleler
Kurven hat eine einzige Evolute.
Bei der Ausführung der auftretenden Differentialquotienten er-
halten wir
r = u cos 3 -f- v sin
wobei gesetzt ist
dn a . dn~1b dn~2a dn~*b .
u ' Wl ~ n*dlpt=* ~~ Uz JW-* + ’
dnb ‘ dn~1a dn~zb , dn~3a ,
v ~ HF" ~~ n 1 d/i«-1 — ”2 + ”3 +
Die Gröfsen u, v sind nur vom Bewegungsgesetz abhängig, denn a
und b sind Funktionen von x — 3 — oo. Ändern wir w, so ändert sich auch
3, so dafs 3 — w immer gleich x ist. Es sind also u, v unabhängig von
p , co, d. h. von der Wahl der Geraden im beweglichen System.
Aus r — u cos 3 + v sin 3 folgt, dafs die Tangenten der wten Evolute
durch den Punkt u v, den (n — l)ten Rückkehrpol, gehen.
Die Koordinaten des Berührungspunktes der Tangente r — u cos 3
+ v sin 3 sind
x = r cos 3 — r' sin 3, y — r sin 3 + r' cos 3.
Da nun r = u cos 3 -f- v sin 3 ist, wobei u und v die angegebenen
Ausdrücke bedeuten, folgt
x = u — (uf cos 3 -f- vf sin 3) sin 3, y — v- (- (uf cos 3 + v' sin 3) cos 3.
Eliminiert man aus beiden Gleichungen 3 , so ergibt sich
(x — u )2 + (y — v )2 = — v- (x — u)-\- u' ( y — v).
Fig. 5.
119
Das ist die Gleichung eines Kreises, der den Mittelpunkt xm
u'
y m + J
hat.
Es liegen also in jedem Augenblick die Berührungspunkte der Tangenten
der wten Evolute mit denselben auf einem Kreis, dem (n — l)ten Rück-
kehrkreis.
Die Koordinaten des wten Rückkehrpoles TJ. V werden bestimmt mittelst
der Gleichung der (n + l)ten Evolute. Diese finden wir wiederum, indem
wir die Gleichung der nten Evolute
r = u cos & + v sin
differenzieren und & durch # — — ersetzen.
2 <* '
Wir finden also als Gleichung der (n + l)ten Evolute:
r
oder
= — u sin ^ + v cos ) + u' cos + v' si' n
r = (u — v') cos d + (v + u ') sin & = TJ cos & + Fsin
Die Koordinaten des T^ten Rückkehrpoles sind also
U=u — vr, V — v + u'.
Die Koordinaten des Mittelpunktes der Verbindungslinie des (n — l)ten
und des 7^ten Rückkehrpoles sind
x
u + (u — vf)
u~*y
v + (v + u’) , ur
— == v -i
2 ^ 2
Das sind jedoch auch die Mittelpunktskoordinaten des nten Rückkehr-
kreises. Also hat der nte Rückkehrkreis die Verbindungslinie des (n — l)ten
und des wten Rückkehrpoles zum Durchmesser. Er geht also auch durch
den 7iten Rückkehrpol hindurch.
VIII. Ein fossilführender Kalksinter im Gebiet der
Wilden Sau.
Yon Albert Vollland, Lehrer in Leipzig.
I.
Die Wilde Sau, ein Nebenflüfschen der Elbe unterhalb Dresdens,
bat ihre Quellbäche an den Abhängen des Landbergrückens westlich von
Tharandt. Anfangs geht sie trägen Laufes in weitgeböschter Wanne durch
Löfslehmgebiet. Kurz unterhalb Wilsdruffs tritt sie in die Region des
,,Meifsner Massivs“. In einem etwa 50 m tiefen Tale hat sie die ihrem
Laufe vorgelagerte Syenitfelsenbarre in der Gegend von Klipphausen
durchsägt. Das Erosionstal wird bei der Neudeckmühle eng, die Wände
sind zu grofsen Blöcken zerklüftet und das Gestein ist zu grobem Grus
zerwittert. Erst in der Nähe von Konstappel wird das Tal wieder
weiter und mündet bald dahinter in die Elbe.
Bei Konstappel empfängt die Wilde Sau als linksseitigen Nebenflufs
den sogenannten ,, Regenbach“. Mit Ausnahme des Quellgebietes, das in
Röhrsdorf auf Löfsboden liegt, ist dessen Bett in Syenitfels einge-
graben. Das Tal ist besonders in seinem mittleren Teile sehr eng, teil-
weise von kahlen Felsen flankiert, vorwiegend aber mit prächtigem Laub-
wald geschmückt. Die Unterholz- und Krautvegetation ist an diesen
bewaldeten Hängen auffallend dürftig*). „Der Syenit ist hier gelockert und
zu Grus zersetzt, seine Hornblende ist in grüne, chloritische Masse um-
gewandelt, während der Orthoklas oft noch ziemlich unversehrt ist und
glänzende Spaltflächen besitzt.“ Erst im unteren Teile sind von den flacher
geböschten Talhängen, besonders der linken Seite, gröfsere Mengen von
löfs artigem Lehm herabgeschwemmt worden, so dafs hier die Vor-
bedingungen für eine ziemlich ertragreiche Wiesenfläche gegeben sind.
Kurz unterhalb der letzten Mühle von Röhrsdorf, an den Grenz-
linien der beiden Sektionen Wilsdruff und Kötzschenbroda der geologischen
Landesaufnahme von Sachsen, da, wo eben der Bach in den wilderen Teil
des Tales eintritt, findet sich ein Lager von Kalksinter. Der Bach
macht hier nach links eine Biegung und umgeht so eine wenige Meter
höher gelegene ovale Terrasse, die an die etwa unter 50° einfallende rechts-
seitige Talwand anstöfst. Darauf liegen zwei gröfsere Blöcke von Kalk-
sinter. Weit mehr, aber wesentlich kleinere Brocken dieses Kalksteins
*) Dalmer, K. und Beck, R.: Sekt, Wilsdruff- Potschappel d. Erläut. der geol.
Spezialkarte des Königreichs Sachsen. 1894.
121
liegen am Waldrande, dort wo Terrasse und rechte Talwand zusammen-
stofsen. Hierher wurden sie sicher durch Menschenhand zusammengetragen.
Nach mündlichen Berichten sollen früher weit mehr Kalkblöcke auf dem
Plateau gelegen haben. Man hegte die Absicht, einen Kalkbruch anzu-
legen, da gebrannte Proben einen sehr feinen, weifsen Putzkalk ergaben.'
Aber man hatte bald die Geringfügigkeit des Lagers bei der ersten ernst-
haften Untersuchung erkannt, das Kalkbruchprojekt aufgegeben und dafür
durch Ablesen der transportablen Stücke versucht, ein nutzbringendes Stück
Ackerland bez. Wiese zu schaffen. Aber die Humusschicht ist dünn, reich-
lich untermengt von Syenitgrus, dessen Muttergestein wenige Zentimeter
tief angetroffen wird.
Da die geologische Landesuntersuchung das Vorkommen weder auf der
Spezialkarte noch in den dazugehörigen Texterläuterungen der Sektion er-
wähnt, möge es kurz gekennzeichnet sein.
II.
Die Blöcke lagern direkt in primärer Lagerung auf dem Syenit auf*),
von dem sie bis faustgrofse Bruchstücke umschliefsen. Diese eingeschlos-
senen Massen sind lockergefügig und bröckeln leicht auseinander, es sind
typische Grusbrocken, wie sie überall in der Gegend angetroffen werden.
Im allgemeinen ist der Kalktuff flach-plattenförmig abgesondert, nur ver-
einzelt hat er sich zu stumpfkegelig-klotzartigen Massen ausgebildet. An
der Basis sind die gröfseren Blöcke sehr reich an Syenitbröckchen, die in
der Regel Erbsengröfse nicht überschreiten. Die Sintermasse ist dicht,
ohne jede Höhlung und aufserordentlich gleichmäfsig abgesetzt, in ihrem
äufseren Habitus erinnert sie an feinkörnigen Postelwitzer Quadersandstein.
Zuweilen finden sich scharf abgesetzte Bänder hellglänzender, dicker Plättchen
darin, die vielleicht aus Orthoklastrümmern bestehen.
Weiter nach dem Hangenden zu sind die Sintermassen deutlich
schalig abgesondert um rundliche bis faustgrofse Höcker, die in
der Regel von konzentrisch geordneten Partien vertikal durchzogen sind,
deren Innerstes die ersten feinen Röhrchen zeigt.
Die schaligen, aufserordentlich harten Lagen umschliefsen als liegendste
Schicht die ersten Schneckengehäuse, vorwiegend von Cochlicopa lubrica
Müller, Hyalinia pura Alder und Fruticicola liispida L.
Nach dem Hangenden zu wird dann die Sintermasse poröser und
weist ab und zu gröfsere Hohl räume auf, die zumeist von einer sehr
harten Sinterschicht überkrustet sind. Hier finden sich die meisten
Fossilien, meist in die harten Krusten eingebettet, teils in zahlreicher
Gesellschaft lose auf ihnen liegend, insbesondere grofse Mengen von
Carychium Minimum Müller. Die Decken der Höhlungen bilden zumeist
wieder schalig übereinandergelagerte Absonderungen, die dünne Lagen von
dichtgedrängten Schneckenschalen enthalten, die besonders aus den Spezies
Cochlicopa lubrica , Helix liispida , Hyalinia radiatula und pura , verein-
zelter aus Patula rotundata und Punctum pygmaeum bestehen.
*) Obgleich der Kalktuff nicht mit dem felsigen Untergrund verwachsen ist, so
handelt es sich trotzdem um eine primäre Lagerstätte, da ja der reichlich vorhandene
Syenitgrus ein Verwachsen mit dem Untergrund verhinderte.
122
Im ganzen ist das Gefüge der Sintermasse ziemlich dicht und der
oben gebrauchte Ausdruck „porös“ ist nur in dem Sinne zu verstehen, dafs
hier und da kleine Höhlungen und Röhren auftreten.
III.
Von Pflanzenresten ist in den Kalksinterblöcken wenig enthalten.
Vorwiegend treten dichte Lagen eines Lebermooses auf, vielleicht zu
Marchantia polymorpha gehörig. Ein Blattabdruck von Corylus avellana
und TJlmus campestris sind die einzigen Zeugen einer Laubwaldvegetation.
Leider gelang es nicht, diese beiden Abdrücke zu präparieren, da sie völlig
zerbrachen. Aufserdem enthielt ein Block in einer Höhlung die inkru-
stierten Überreste eines langstengligen Moosstandes und ein anderer
einen sauber ziselierten Röhrenabdruck eines Schachtelhalms.
IV.
Von tierischen Überresten wurden nur Schalen von Gastero-
poden gefunden, deren genauere Aufzählung und Beschreibung folgen mag.
I. Ordnung. Pulmonata Cuvier.
Unterordnung: Stylommatophora A. Schmidt.
1. Vitrinidae
Vitrina Draparnaud.
1. Vitrina pellucida Müller.
Gehäuse gedrückt kugelig, Umgänge 23/4, der letzte wenig erweitert,
mit deutlichen Radiärwülsten oder Wellen, so dafs die Kontur der Peri-
pherie schwach ausgebogt erscheint. Mund säum verletzt. D. 4, H. 3.
1 Exemplar.
*) Diese Schnecke bevorzugt kalte, feuchte Gründe usw. Sie ist sehr
empfindlich gegen Wärme wie die meisten Vitrinen, die ausgesprochene
Modertiere und stenotherm sind. Darum auch verlegen sie ihr Reife-
stadium in den Herbst und halten sich im Sommer tief im Waldmoder, in
hohlen Baumstümpfen usw. verborgen.
2. Zonitidae.
Hyalinia Agassiz.
2. Hyalinia pura Alder ( lenticula Held).
Gehäuse niedergedrückt, noch einen schwach gelblichen Schein, Unter-
seite hell, weifs; Ober- und Unterseite glänzend. Gröfstes Exemplar 3V2 Um-
gänge, der letzte nicht bedeutend erweitert, nicht herabgezogen. Nabel
weit, alle Umgänge zeigend. D. 3*/21 H. 2. 4 Exemplare — im Tuff häufig
— alle nicht ganz erwachsen.
Ihr dünnes, glänzendes Gehäuse befähigt sie wenig zum Aufenthalt
in der Wärme. Als fleischfressende Art hält sie sich meist im Waldmoder ver-
borgen, obwohl man sie auch vereinzelt im trockenen Heidewald finden kann.
*) Um die Funde recht würdigen zu können, macht sich eine kurze Schilderung
der Lebensverhältnisse und der Verbreitung bei einzelnen Arten nötig.
123
3. Hyalinia radiatula Gray.
Gehäuse gedrückt kugelig, Naht tief. Umgänge 4, auf der Oberseite
mit dichten feinen Rippchen, Unterseite glatt, porzellanweifs, glänzend.
Letzter Umgang nach abwärts gehend, Mündung schräg abwärts, länger
als breit. Nabel im Gegensatz zu pura eng und tief, nur die letzten Um-
gänge zeigend. D. 4y2, H. %1/2. 4 Exemplare — im Tuff häufig.
Diese kleine, schöngerippte Art zeigt eine aufserordentliche Anpas-
sungsfähigkeit an die verschiedengestalteten Örtlichkeiten bei sehr ver-
schiedenen Temperaturverhältnissen.
Vitrea Fitzinger.
4. Vitrea crystallina Müller.
Gehäuse schwach scheibenförmig, in der Mitte schildbuckelartig er-
hoben. Umgänge 4 Y2, gleichmäfsig zunehmend, letzter breiter als vorletzter,
Ober- und Unterseite glatt. Nabel eng, aber deutlich und tief. D. 372.
Sehr zahlreich.
Sie bevorzugt ganz entschieden feuchte, kühle Aufenthaltsorte.
Zonitoides Lehmann.
5. Zonitoides nitidus Müller.
Gehäuse wenig erhoben, etwas weitläufiger als in der Regel gestreift
und ganz entschieden nicht gerippt, wie es Bollinger an Baseler Exem-
plaren beobachtet hat*); darum dürfte Clessins Angabe „fein gestreift“**)
eben zu Recht bestehen, wie ehedem. Das schöne Gelbbraun rezenter
Schalen ist gänzlich verblichen, an seine Stelle ist ein glänzendes Por-
zellanweifs getreten. Umgänge 4ya, langsam, gleichmäfsig zunehmend,
im letzten Teil etwas herabsteigend. D. 43/4, H. 2 y2. 1 Exemplar.
Bewohnt vorzugsweise Bach- und Teichränder, ist ein ausgesprochener
Feuchtigkeitsbewohner und ist auch auf nassen Wiesen und Torfmooren
anzutreffen. Im Winter gräbt sie sich nicht ein, sondern ruht in starken
Genossenschaften oberflächlich.
3. Naninidae.
Euconulits Reinhardt.
6. Euconulus fulvus Müller.
Gehäuse kugelig -kegelig, Naht ziemlich tief. Oberseite noch hell-
bräunlich, wie poliert glänzend, mit feinen Radialstreifchen, unten sehr fein
spiralig gestreift. Umgänge 4 74, also nicht erwachsen, sehr langsam zu-
nehmend, dicht aufgewunden. JD. 272, H. 27 2- 2 Exemplare.
Die biologische Amplitude ist sehr grofs. Fast wahllos nimmt die
Art mit jeder Lokalität vorlieb, obgleich sie vorzugsweise an trockeneren
Stellen, ganz besonders unter starkem Papier, wie es leider in der Nähe
der Grofsstadt so oft den Waldboden ziert, gefunden wird.
*) Bollinger, Gr.: Zur Gastropodenfauua von Basel und Umgebung. In. -Biss.
Basel 1909, S. 52 und 57.
**) Clessin, S.: Deutsche Excursions Moll. -Fauna. 2. Aufl. Nürnberg 1884, S. 101
und 122,
t
124
4. Polyplaeognatha.
Pvnctum Morse.
7. Punctum pygmaeum Draparnaud.
Gehäuse aufserordentlich klein, sehr niedergedrückt, fast scheiben-
förmig. „Streifung“ fast verloren gegangen. Die vorliegenden Exemplare
bestätigen Bollingers*) Behauptung, dafs es sich hier nicht um eine
Streifung handelt, wie Clessin angibt, sondern um feine Rippung. Alle
Arten, die gestreift, d. h. mit vertieften Linien versehen sind, zeigen diese
Skulptur an den Röhrsdorfer Fossilen ganz besonders deutlich bei dem
Porzellanglanz der Schalen. Die Arten, die im Leben feine Rippung auf
der Oberfläche der Schalen trugen, zeigen davon nur ganz geringe Rudi-
mente, selbst die stark gerippte Vallonia costata ist fast glatt. Umgänge 4,
sehr langsam zunehmend, nicht gekielt. Farbe sehr zart hellgelb. D. 1 72,
H. etwa 3/4- Zahlreich, besonders in den festen, schaligen Lagen des
Sinters.
Liebt die Feuchtigkeit, flüchtet vor der Wärme.
5. Patulidae.
Vatula Held.
8. Patula rotundata Müller.
Gehäuse etwas erhoben, scheibenförmig. Ober- und Unterseite mit
soliden Rippchen besetzt, die auf der Oberseite sehr schräg nach innen (der
Windungsrichtung rücklaufend) gerichtet sind. In dem sehr weiten, tiefen
Nabel, der alle Umgänge zeigt, sind die Rippchen deutlich zu verfolgen.
Die für die Art charakteristischen Flecken im Konchyn sind ausgelöscht,
die Farbe des Gehäuses ist schmutziggelb. Gröfstes Exemplar 4 Umgänge;
alle unerwachsen. Umgänge langsam, gleichmäfsig zunehmend, stumpf ge-
kielt. D. 5 7g, H. 27^ Häufig.
Ist wenig wählerisch, doch bevorzugt sie den Schutz des Halden-
schuttes, lose anliegender Rinde, umgefallener Bäume und flacher Steine.
6. Helieidae.
Vallonia Risso.
9. Vallonia costata Müller.
Gehäuse klein, niedergedrückt, Umgänge 37 2> ziemlich gleichmäfsig
zunehmend, letzter im letzten Drittel rascher zunehmend, herabgebogen.
Offen und weit genabelt. Mündung schräg. Mundsaum mit starker, weifser
Lippe. Die für die Art charakteristische starke Rippung fast gänzlich ver-
loren. D. 27 2> H. 17 2« Zahlreich.
Obwohl sie auf Wiesen, in Wäldern und felsigen Orten gefunden wird,
zeigt sie doch eine besondere Vorliebe für warme, sonnenbestrahlte Berg-,
Halden- und Heidewiesen.
Fruticicola Held.
10. Fruticicola hispida L.
Flach halbkugelig, weit und offen genabelt, Behaarung völlig verloren,
hell bräunlich; bei dem gröfsten Exemplar Kielstreifen als weifse Binde
*) Bollinger, G. : Zur Gastropodenfauna von Basel und Umgehung. In.-Diss,
Basel 1909, S 52 und 57.
125
deutlich vortretend. Auf der Unterseite der Mündung eine deutlich aus-
gebildete Leiste. D. 8, H. 4. Kein unversehrtes Exemplar, sehr zahlreich.
Lebt mit Vorliebe auf Wiesen, an Schutthalden und in Buchenwäldern.
Sie ist eine kalkholde Art und deswegen überall da zu finden, wo Kalk
dem Boden reichlich beigemengt ist, wie im Löfsgebiet bei uns und an
Ruinenschutt.
Arianta Leach.
11. Arianta arbust orum L.
Beim Präparieren zerbrochen, Band deutlich, blafsviolett.
Sie liebt ganz besonders die Feuchtigkeit und ist ein Freund der küh-
leren Tage. Während man die unerwachsenen Tiere oft massenhaft an
Nesseln usw. antreffen kann, solange die Temperatur noch kühler ist, so
ist das Auftreten erwachsener Exemplare im Sommer immer vereinzelt.
Erst im vorgeschrittenen Herbst glückt es zuweilen, aufserordentlich grofse
Kolonien anzutreffen, wenn zuvor reichlicher Regen gefallen ist.
Tachea Leach.
12. Tachea hortensis Müller.
Nur 1V2 Windungen, oben flach, nach unten schräg abfallend mit
stumpfem Kiel. Nach der Gröfse der Embryonalwindung und nach dem
stumpfen Kiel zu T. hortensis gehörig.
7. Buliminidae.
Buliminus Ehrenberg.
13. Buliminus montanus Draparnaud.
Nur 2 Umgänge vom unteren Drittel. Durch grobe Streifung und
schwache enggestellte Spirallinien sehr deutlich gekörnelt, stumpf gekielt.
Liebt feuchten Laubwald und ist fast gar nicht von der Kälte ab-
hängig. An einigermafsen freundlichen Wintertagen kriecht sie umher.
Anfang April fand ich sie massenweise in Kopula, während Helix pomatia
um diese Zeit noch eingedeckelt und in Winterstarre lag. Obwohl feuchtig-
keitsliebend, trifft man sie doch auch oft genug in trockenen Laubwäldern,
wo sie sich gern unter gröfseren lockerliegenden Steinen aufhält.
14. Buliminus obscurus Müller.
Nur 272 Umgänge der oberen Hälfte, diese deutlich gestreift, ohne
die geringste Spur von Spirallinien.
In nassen Laub- und Tannenwäldern und feuchtem Steingeröll. Nur
bei nasser Witterung umherkriechend.
Acanthinula Beck.
15. Acanthinula aculeata Müller.
Gehäuse kreiselförmig, sehr klein, durchbohrt genabelt, Naht tief,
Umgänge 4, gleichmäfsig zunehmend. Von den bei rezenten Exemplaren
charakteristischen Epidermisrippen, die in der Regel einen Dorn in der
Höhe des Umgangs tragen, fehlt jede Spur. Dagegen zeigt die Oberseite
eine äufserst feine, enggestellte Streifung. D. 2, 11. 2. Zahlreich.
126
8. Cochlicopidae.
Cochlicopa Risso.
16. Cochlicopa lubrica Müller.
Gehäuse länglich eiförmig, glatt, glänzend. Umgänge 6, letzter beinahe
so grofs wie die übrigen zusammen. Im Vergleich zur folgenden aufge-
blasen, bauchig. D. 3, H. 6. Sehr häufig.
17. C. lubrica var. exigua Menke ( lubricella Ziegler).
Viel schlanker als die typische lubrica , zylindrisch, Mündung mehr
nach aufsen gerückt, der var. columna Clessin ähnelnd, jedoch zum Teil
noch in die Richtung der Gehäuseachse fallend. Da ein Übergangsexemplar
zur typischen lubrica vorliegt, handelt es sich hier nur um das Glied einer
Formenreihe, als welches exigua wohl überhaupt nur aufgefafst werden
kann. D. 2, H. 472 und 5.
9. Pupidae.
Orcula Held.
18. Orcula doliolum Brugiere var. tumida n.
Gehäuse kugelig-walzlich, viel aufgeblasener als der Typus; mit feinem,
schiefem Nabelritz. Rippung (ausnahmsweise gut erhalten) zart, regelmäfsig.
Wo das Konchyn abgerieben ist, da zeigt sich sehr feine Streifung. Um-
gänge nur 8, gegen 9 oder 10 des Typus. Die gröfste Dicke etwas mehr
nach der Mitte gerückt, dann rascher abnehmend, viel enger aufgewunden,
letzter Umgang bei der Mündung stark nach oben gezogen. Mündungs-
charaktere wie beim Typus. D. 2 1/2, H. 4. Mehrfach; erwachsen 2 Exemplare.
Die Verbreitung des Typus erfordert für sächsische Faunisten be-
sonderes Interesse. Ihre Verbreitung erstreckt sich über Mittel- und
Südeuropa bis Kleinasien. Sie fehlt in Spanien, England, den drei
nordischen Reichen und den bayrischen Alpen. Sie findet sich überall an
zerstreuten Fundpunkten in Württemberg, Taunus, Harz, Rheinprovinz,
Thüringen, Schlesien, Böhmen.
In Thüringen kommt sie nach Goldfufs*) vor an Schlofs Tenneberg
bei Waltershausen, Wachsenburg bei Arnstadt, Schlofsberg der Mühlberger
Gleiche, Höllental bei Kosen, Mühlhausen, Gleichen bei Göttingen, Rothen-
burg am Kyffhäusergebirge.
In Schlesien lebt sie nach Merkels**) Angaben in Setzdorf, alte Burg
bei Goldenstein, Mühlberg, Kitzelberg, Schweinhaus, Landskrone und am
Rotstein, sächsische Lausitz.
Die schlesischen Funde liegen alle an Örtlichkeiten kalkigen Substrates.
Die Annahme, dafs 0. doliolum eine kalkstete Art sei, bestätigt sich nach
den sächsischen Fundorten. Ehrmann wies die Schnecke in den neun-
ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts überhaupt zum erstenmale für
Sachsen nach aus der Schmortitzer Schlucht bei Golzern-Grimma. Ich
wies sie von der Rehbockschlucht (place de repos) am linken Elbtal-
gehänge unweit Schlofs Siebeneichen nach. In diesem Jahre fand ich den
dritten Punkt im Saubachtal, direkt unterhalb der Neudeckmühle in
der Nähe des im Volksmunde ,,Lilienflufs“ genannten Bächleins.
*) Goldfufs, 0.: Binnenmolluskenfauna von Deutschland nebst Nachtrag.
**; Merkel, K. : Molluskenfauna v. Schlesien. Breslau 1894,
127
Fossil führt sie Professor Engelhardt an vom Robschützer Kalktuff,
Sandberger*) aus-dem Löfs vonLeuben bei Lommatzsch, Priefsa beiMeifsen,
Wildberg bei Kobschütz (mufs heifsen bei Weifstropp). Jentzsch**) nennt
7 Löfsfunde ohne Ortsangabe. Alle Funde der Schnecke in Sachsen, die
also früher eine weit gröfsere Verbreitung hatte und heute relikten-
haft versprengt ist, sind auf kalkigem Substrat gemacht. Von den rezenten
lebt die Schmortitzer an einem sich heute noch bildenden Kalktuff. Die
Saubachschnecke ist streng gebunden an die Verbreitung von bis faust-
grofsen Brocken eines sich wahrscheinlich auch heute noch bildenden Kalk-
tuffes. Sie rettete sich bei uns vielleicht deswegen gerade aus der kalkreichen
Löfszeit, weil sie hier in engen Schluchten ihre beiden Hauptlebensbedin-
gungen — kühlere, gleichmäfsige Temperatur und Kalkreichtum — vorfindet.
Sandberger benennt die von Robschütz bekannte Form, die ihm nur
in einem einzigen Exemplar vorlag, var. uniplicata. Wie ich schon früher
vermutete, ist diese Varietät nicht haltbar. Die Diagnose gründet sich
auf das Fehlen der Spindelfältchen. Diese aber sind vorhanden, wenn
auch ein wenig kleiner als bei der heute lebenden Art der Gegend. Dies
liefse sich, wenn man die Bezähnungsbildung auf rein automatische Funk-
tion des Mantelrandes schieben will, als Folgeerscheinung***) ,, anderer
für den Organismus wichtiger Vorgänge“ so erklären, dafs die Ruheperiode
während trockener Zeitabschnitte in altalluvialen und vor allem diluvialen
Perioden eine viel kürzere war als heute f).
Ein wichtiges Charakteristikum für die fossile doliolum ist die viel
kürzere, sehr gedrungene, aufgeblasene Form, die geringe Zahl
der Umgänge. Damit weicht sie sehr von den heute in Sachsen leben-
den ab und ich schlage unter Vorbehalt genauer Nachprüfung die oben
angegebene Varietätsbenennung vor. Kreglinger ff) gibt von einem Fund-
orte bei Glince, Krain, an: ,, lange und kurze, schmale und dicke Abände-
rungen“. Wenn also das Formenspiel bei der Art auch grofs ist, so ist
unsere Art ohne alle Übergänge völlig konstant.
Clessins Angabe, dafs 0. doliolum meist vereinzelt vorkommt, gilt für
Sachsen nicht. Hier entwickeln sie sich zu vielzähligen Kolonien, nicht
wagend, über die enge Grenze ihres Tuskulums hinauszugehen.
Sphy vadium Charpentier.
19. Sp hyradium columella G. v. Martens.
Gehäuse zylindrisch, Umgänge 5. Ersten Umgänge rasch zunehmend,
3 — 5 gleichgrofs, nicht erwachsen, glänzend, glatt. 1 Exemplar.
In den höchsten Alpenregionen, heute nicht mehr bei uns.
*) Sandberger, F. : Die Land- und Süfswasserkonchylien der Vor weit. Wies-
baden 1870-75.
**) Jentzsch, A., a...a. 0.
***) Ehrmann, P. : Über einige alpine Schnecken. Jahresber. d. naturf. Ges. zu
Leipzig, 1892/93.
f) Da die wehrhaften Raub- und carnivoren Schnecken der Testacelliden , Vitri-
niden, Patuliden und die aufsteigenden Laubschnecken der Heliciden alle ungezähnt sind,
dagegen gerade die auf sehr feuchten Orten wohnenden, also nicht zur Trockenruhe ge-
zwungenenen Pupiden und die im Steingerölle lebenden Helix ( Trigonostoma , lsognomo-
stoma) Mundbewaffnung führen, so halte ich diese doch für einen Schutz gegen die boden-
ständigen Räuber aus dem Volk der Arthropoden.
ff) Kreglinger, C.: Systematisches Yerz. der in Deutschland lebenden Binnen-
Mollusken. Wiesbaden 1870.
128
Vertigo Müller.
Untergruppe Alaea Jeffreys.
20. Alaea substriata Jeffreys.
Gehäuse gedrungen eiförmig, mit deutlichem Nabelritz, mattgelb glän-
zend, deutlich, regelmäfsig eng gestreift. Letzter Umgang beinahe die
Hälfte des Gehäuses betragend. Je zwei Zähnchen an der Mündungs-,
Gaumen- und Spindel wand. Der Mundsaum ist gegen die aufgetriebene
Gaumenwulst durch ein enges, tiefes Tal abgeschnürt. D. 1, H. kaum 2.
I Exemplar.
Sie bewohnt die nord alpine und boreale Region. Unvermittelt tritt
sie im Kaukasus und Portugal auf. Es ist kaum anzunehmen, dafs
derartige Unterbrechungen tatsächlich bestehen. Schuld an der noch heute
beschränkten Zahl der Fundorte mag ja wohl die Seltenheit der Schnecke
haben, vor allem aber auch die Vorliebe der Schnecke für sehr feuchte
Waldwiesen, auf denen sich nicht gerade mit besonderem Erfolg nach
solchem Kleinzeug suchen läfst. Immerhin fällt ihre Hauptverbreitung
in den Norden: England, Dänemark, Schweden, Norwegen. Nach
Clessin*) hat sie ihre meisten Fundorte in Deutschland in Südbayern.
In den letzten Jahren hat der unermüdliche Stuttgarter Malakozoologe
Geyer**) das Schneckchen in Württemberg gefunden: Schlattstaller Tal,
Wendtal bei Steinheim, Zipfelbach (Randecker Maar), Sirchinger Wasserfall
bei Urach, Ummendorf (Biberach), Wolffegg, an der Nagold bei Station
Talmühle, an der Teinach, Hohenwittlingen, an der Rottum bei Ochsen-
hausen. Für den Fränkischen Jura wies er sie von Unterbürg bei
Nürnberg nach. Nach Schmidt***) dürfte sie im Zittauer Gebirge
bez. Isergebirge nicht allzuselten sein.
Nach Ehrmannsf) Zusammenstellung ist sie in Mitteldeutschland
ziemlich zerstreut. Im Osten hat sie die meisten Fundorte, nach Westen
zu scheint sie seltener zu werden. Von Sachsen führt sie Ehrmann an
von Rautenkranz im Pyratal, Erlabrunn im Schwarzwassertal und bei
Grimma (Dornau). Ich füge noch hinzu meinen mit Ehrmann gemeinsam
gemachten Fund bei Westewitz -Klosterbuch. Sämtliche liegen im Strom-
gebiet der Mulde. Sc hu mann ff) gibt für die Provinz Westpreufsen
II Fundorte an, mit der Bemerkung ,, nicht selten“. Müllerfff) fand sie
voriges Jahr in der Provinz Posen bei Gnin. Lindholm*f) gibt schliefs-
lich die Schnecke aus dem Gouvernement Petersburg an, wo sie in
Gemeinschaft mit Papa arctica und alpestris lebt. Überhaupt scheint
*) Clessin, S., a. a. 0.
**) Geyer, D.: Beiträge zur Mollf. Schwabens, I u. II. Jahrb. d. Ver. f. vaterl.
Naturk. in Württ. 1907 u. 1908. — Die Mollf. v. Nürtingen usw. Jabrb. d. Ver. f. vaterl.
Naturk. in Württ. 1904... — Die schalentragenden Moll, im fränk. Jura. (?)
***) Schmidt, A.: Über die Mollf. d. nördl. Böhmens. Mitt. d. Ver. der Naturfreunde
Reichenberg, XXXIX. Jahrg., 1909.
f) Ehr mann, P. : Beiträge zur Kenntnis d. Mollf. d. Königr. Sachsen. Bericht d.
Naturf. Ges. zu Leipzig, Jahrg. 1895 96.
ff) Schumann, E.: Verz. der Weichtiere d. Prov. Westpreufsen. 26. Ber. d. westpr.
Bot.-zool. Ver. Danzig, 1905.
fff) Müller, E. : Zur Mollf. der Umg. v. Grätz in Posen. Nachrichtsbl. d. Deutsch.
Malakoz. Ges., 1910.
*f) Lindholm, A.: Einige für die Fauna des St. Petersb. Gouv. neue Landschn.
Nachrichtsbl. d. Deutsch. Malakoz. Ges., 1910.
129
nach ihm Papa substriata zu den weitverbreitetsten Arten im europäischen
Rufsland zu gehören, die von Finnland bis an das Gebiet der mitt-
leren Wolga (Saratow) reicht. Darum ist der Zweifel Bollingers an
ihrem „quantitativ“ reicheren Auftreten im Norden sicher unberechtigt.
Fossil führt sie Geyer*) an aus den Kalktuffen von Ermstal bei
Urach, Seeburg, von Glems (sehr häufig) und Gütlingen, Hocker**) von
Brüheim bei Gotha.
Wenn diese Angaben auch keineswegs auf Vollständigkeit Anspruch
machen können, so geht doch daraus hervor, dafs wir es mit einer alpin-
borealen Art zu tun haben, deren hiesige Fundorte ein letztes Refugium
bedeuten.
21. Alaea alpestris Alder.
Gehäuse schlank, zylindrisch, sehr fein gestreift, hellgelblich. Gewinde
mit stumpfer Spitze. Umgänge 5, letzter Umgang reichlich x/3 der Ge-
samtlänge betragend. Mündung halbeiförmig mit vier Zähnen, wovon je
einer auf der Mündungs- und Spindelwand und zwei auf der Gaumenwand.
Der obere Zahn auf der Gaumenwand ist erheblich kleiner als der untere.
Mundsaum mit weifser Lippe, Nacken stark verschmälert, zusammenge-
drückt. D. 1, H. 2 und l4/5- 2 Exemplare.
Ist eine echte Felsenschnecke, die sich im Mulm und Moos der Fels-
wände und an den Hängen steiler Schluchten mit Vorliebe auf hält. Sie
lebt im nördlichen Europa und den höheren Gebirgen Mittel-
europas. Sie trägt entschieden Glazialcharakter. Im Norden reicht sie
bis zum 67. 0 nördlicher Breite in Lulea, Lappland, und in Sibirien bis zum
unteren Amur. In Sachsen wurde sie bisher nicht lebend gefunden.
Untergruppe Vertilla Moquin Tandon.
22. Vertilla pusilla Müller.
Gehäuse länglich eiförmig, links gewunden, hellgelb, fein gestreift.
Umgänge 5. In der Mündung stehen 6 Zähnchen, zu je zwei auf die drei
Wände verteilt. D. 1, H. 21/ 2. Zahlreich.
23. Vertilla angustior Jeffreys.
Elliptisch, nach beiden Enden stark verschmälert, links gewunden, mit
4 Zähnen, zwei auf der Mündungs- und je einer auf der Gaumen- und
Spindelwand und einer derNaht fast parallel laufenden langen, tiefen Nacken-
furche. Mündung fast herzförmig. Umgänge 5. D. 1, H. lx/2. 3 Exemplare.
Sie liebt alle schattigen Orte, bevorzugt aber die feuchten; gegen
Kälte ist sie ziemlich unempfindlich.
10. ClausiliicLae.
Clausilia Draparnaud.
Gruppe Clausil iastra v. Moellendorf.
24. Clausilia laminata Montagu.
1 Exemplar, beim Präparieren zerbrochen.
*) Geyer, D.: Zur Molluskenf. der Kalktuffe. Jahresh. d. Ver. f. vaterl. Naturk.
in Württ. 66. Jahrg., 1910.
**) Hocker, F. : Nachtrag zum Verz. der in der diluvialen usw. v. Brüheim hei
Gotha vorkommenden Conchylien. Nachrichtsblatt 1907.
130
Gruppe Alinda Böttger.
25. Clausilia biplicata Montagu.
Sämtlich zerbrochen, sehr schlank ausgezogene Spitzen, fein und dicht
gerippt. Nackenkamm deutlich sichtbar. Mündung schmal bimförmig.
Interlamellar ungefältelt. Unterlamelle gabelästig an den Mundsaum heran-
tretend. Mundsaum nicht mit Fältchen besetzt. Mehrfach.
Gruppe Pirostoma v. Vest.
26. Clausilia plicatula Draparnaud.
Gehäuse mit derben Rippen weitläufig besetzt. Mündung rund, grofs.
Mundsaum zusammenhängend, breit umgeschlagen. Interlamellar gefältelt.
Innencharaktere nicht erkennbar. Spitze abgebrochen. 1 Exemplar.
27. Clausilia ventricosa Draparnaud (?).
Nur die Spitze (Y3). Nach der Rippung (weit, niedrig, stumpf) und
der raschen Verdickung der untersten Umgänge (Ansatz zur bauchigen
Spindelform) gehört das Bruchstück der ventricosa an.
Lebt besonders gern in kühlen Waldschluchten und an buschigen Bach-
und Flufsufern.
11. Succineidae.
Succinea Draparnaud.
28. Succinea putris L.
Nur 2/s des letzten Umganges, doch deutlich hoch gewölbt, darum zu
putris gestellt. Letzter Teil plötzlich und stark eingezogen.
Gern an Flufsufern, Quellen, Gräben, Sümpfen, wo sie ein fast amphi-
bisches Lehen führt.
Unterordnung Basommatophora Keferstein.
I. Terrestria.
12. Auriculidae.
Carychium Müller.
29. Carychium minimum Müller.
Gehäuse winzig klein, hellweifs, turmförmig, fein gestreift. Umgänge 5,
Mundsaum erweitert umgeschlagen. Mündung gezähnt, je ein Zahn auf
Mündungs-, Gaumen- und Spindelwand. Verhältnis der Dicke zur Höhe
sehr variabel. Sehr häufig.
Andauernde Feuchtigkeit ist ihre wichtigste Lebensbedingung.
II. Aquatilia.
13. Planorfoidae.
Planorbis Guettard.
Gruppe Bathyomphalus Agassiz.
30. Planorbis contortus L.
Gehäuse klein, hoch scheibenförmig, wie ein „aufgerollter Riemen“.
Umgänge sehr langsam zunehmend, auf der Unterseite bedeutend über-
131
greifend, darum tief trichterförmig genabelt,*) ,,alle Umgänge deutlich sicht-
bar, mit scharfer, treppenartig abgesetzter Naht“. Alle Exemplare nicht
völlig erwachsen. Zahlreich.
In pflanzenreichen Gräben, stehenden oder langsam . fliefsenden Ge-
wässern.
II. Ordnung. Prosobranchia Milne Edwards.
Unterordnung Neurobranchia Keferstein.
14. Aemidae.
Acme Hartmann.
Subg. 'Platyla Mo quin Tandon.
31. Acme polita Hartmann.
Ein Exemplar erwachsen, aber völlig inkrustiert. 3 Exemplare bis
4t1 12 Umgänge, turmförmig mit sehr stumpfem Wirbel, glatt, glänzend, hell
bräunlich -gelb. Naht tief. Mundsaum und Deckel nicht untersuchbar.
H. 3, Br. 1.
Leider ist dieses zierliche Schneckchen in Sachsen nur ein einziges
Mal von Dr. Heller**) im Rabenauer Grunde lebend gefunden
worden. In der sehr gründlichen Arbeit Ehrmanns***) wird wieder-
holt auf das sehr hohe Alter der Gruppe der Acmiden hingewiesen,
zu der Acme polita gehört, da sie (Platyla) bereits im Vicentiner Eozän
auftritt. Während sich nach Ehrmann der von ihm zur Gattung erhobene
Stamm Pleuracme streng an die alpinen Gebirgszüge hält, mit seiner
Rippung eine erst mit der allmählichen Erhebung des Alpengebietes Hand
in Hand gehende Differenzierung neueren Datums darstellt, sind die auch
in die Ebene vordringenden glatten Arten schon seit alters signiert.
Da ich aus dem Kalktuff nur drei unerwachsene, im erwachsenen
Zustand nur ein völlig inkrustiertes Exemplar besitze, das ich nicht ver-
letzen möchte, so mufs ich mich damit begnügen, sie einfach zu polita zu
stellen, was ja nach den vorhandenen Untersuchungen über unsere deutschen
Acme - Platyla - Arten völlig korrekt ist.
Hauptlebensbedingungen sind Schluchten, feuchte, kühle Verstecke,
dichter Waldmoder.
V.
Von den 31 gesammelten Arten sind 28 Landbewohner:
Vitrina pellucida, Hyalinia pura, radiatula, Vitrea crystallina, Zoni-
toides nitidus, Conulus fulvus , Punctum pyymaeum, Patula rotundata,
Vallonia costata, Fruticicola hispida, Tachea hortensis, Arianta arbusto-
rum, Buliminus montanus, B. obscurus, Acantliinula aculeata, Cochlicopa
lubrica, C. exiyua, Pupa doliolum, P. columella, P. substriata, P. alpestris,
P. pusilla, P. angustior, Clausilia laminata, CI. biplicata, CI. plicatula,
CI. ventricosa, Acme polita,
*) Merkel, E.: Molluskenfauna von Schlesien, S. 171. Breslau 1894.
**) Wohlberedt, 0.: Molluskenfauna des Königreichs Sachsen. Nachrichtshlatt
1899.
***) Ehrmann, P. : Zur Naturgeschichte der Landschnecken - Familie Aemidae.
Sitzung sb er. d. Naturforsch. Ges. zu Leipzig, 35. Jahrg., 1908.
*
132
zwei vorwiegend amphibisch:
Saccinea putris , Carycliium minimum ,
und nur eine ist Wasser bewohner:
Planorhis contortus.
Dieses selbst für die vorgebirgige Gegend aufsergewöhnlich verschobene
Verhältnis 1 : 30 der Wasser- zu den Landbewohnern ist für die Deutung
der Entstehung des Tuffes von Wichtigkeit.
Nach der Lage des Kalktuffs mufs angenommen werden, dafs das enge
Erosionstal bereits beim Absetzen des Tuffes annähernd seine heutige Tiefe
erreicht und die Gestaltung seiner steilen Wände abgeschlossen hatte.
Aller Wahrscheinlichkeit nach trat auch schon damals die kleine Syenit-
terrasse in den Talgrund vor. Danach mufs es ausgeschlossen erscheinen,
dafs sich der Tuff etwa in einem Staubecken hätte absetzen können, zu
welcher Annahme man deswegen leicht kommen könnte, weil etwas talab-
wärts die sehr schmale Talfurche mehrere Windungen aufweist und so
alte Felsharren vermuten läfst, die das WTasser stauten und schliefslich zu
Umwegen zwangen. Die oben angeführte Zusammensetzung der Mollusken-
fauna des Kalktuffes erhärtet dagegen auf das bestimmteste die Annahme,
dafs es sich nicht um eine Absonderung in einem Staubecken handeln
kann. Wir würden dann mindestens die in der Gegend häufigen rezenten
Spezies Limnaea peregra , L. truncatala , L. stagnalis , Planorbis rotun-
datus , Ancylas (fluviatilis) und besonders lacustris vorfinden. Auch mufs
für die Gestaltung des Tales zur Zeit des Ober- Pleistozäns ins Gewicht
fallen, dafs bei geringer Entfernung von dem Kalktuffvorkommnis, nämlich
etwa 700 m talabwärts, der Löfs bis auf den hier beträchtlich tiefer
liegenden Talboden (bei der Pinkowitzmühle) herabreicht. Wenn nun auch
angenommen werden kann, dafs der Löfs von dem linksseitigen Talhang
in den Grund der Wanne (das Tal weitet sich hier bedeutend) geschlämmt
wurde, hier also auf sekundärer Lagerstätte ruht, so reicht doch seine
primäre Ablagerung bis hart an die Talsohle heran. War also im Ober-
Pleistozän der Teil des Tales fast bis zur heutigen Tiefe erodiert, so wird
auch das wenige hundert Meter aufwärts gelegene Talstück in demselben
entsprechenden Niveau gelegen haben.
Für die Bildung des Tuffes blieben noch zwei Möglichkeiten: Entweder
der Bach flofs damals über die vorspringende Terrasse, oder es
drangen Sickerwässer von oben herab (von der Talflanke nach der
Talsohle), die gelegentlich durch Frühjahrsfluten oder Regengüsse verstärkt
wurden.
Die erstere Annahme erweist sich als unhaltbar. Erstens konnte der
heutige Bach, selbst wenn er zur Bildungszeit des Tuffes in dem Niveau
der Terrasse flofs, nicht so viel Kalk abgesetzt haben; denn einmal mufs sein
Lauf jederzeit ein rascher gewesen sein, wie aus dem alten Gefälle auf
Grund des oben erwähnten Löfsvorkommnisses im unteren Teile des Tales
ohne weiteres hervorgeht. Alsdann hätte er aber gewifs nicht hier den
Tuff abgesetzt, sondern der Niederschlag des Kalkes wäre viel weiter tal-
aufwärts erfolgt (wenn wir nämlich annehmen wollen, dafs durch die leb-
hafte Berührung des sehr bewegten Wassers mit der Luft ein Teil der
Kohlensäure an diese abgegeben wurde). Zudem fliefst der Bach in einer
reinen Syenitmulde, also in einem Gestein, das ihm fast gar keinen Kalk-
gehalt zum Auslaugen und Wiederabsetzen darbietet. Er würde also nur
133
spärlich Kalk dem Löfsboden der sehr weit oberhalb gelegenen Quell-
wanne entzogen haben können.
Zweitens hätte der Bach die Schnelligkeit seines Wassers an der Ter-
rasse verlangsamen müssen, um ein breiteres Lager von Kalktuff bilden
zu können. Dem widerspricht die oben angeführte Tatsache von dem
Fehlen der Wasser Schnecken, die sich dann eingestellt hätten. Weiter
würde durch diese Annahme sich schwerlich die Tatsache erklären lassen,
dafs durch alle Lagen des Kalktuffs Landschnecken vorherrschen, auch
nicht das Vorhandensein schaliger Lagen im Kalktuff, die sich als durch
gröfsere Fluten, mit reichlich beigemengten Landmollusken, entstanden er-
weisen. Ein Bach von dem allgemeinen Gefälle des Regenbaches dürfte
vielmehr jederzeit bei gröfseren Überflutungen mit seinen mitgeführten
Kieseln die zarten Bildungen des Tuffes zerstört haben. Davon ist jedoch
nirgends etwas zu verspüren, vielmehr besteht eine grofse Regelmäfsig-
keit zwischen porösen Lagen und derber, schaliger Ausbildung des Kalk-
tuffes.
Um eine aus Flufsanspülungen sekundär entstandene Ablagerung
kann es sich ebenfalls nicht handeln, da das Lager an der konkaven
Seite des Flufslaufes liegt und nirgends gerollte Kiesel und Sandkörner,
welche für sekundäre Anschwemmungen charakteristisch sind, enthält.
Somit bleibt also nur noch anzunehmen, dafs von dem rechtsseitigen
Gehänge Wasser herabsickerte, welches reichlich Gelegenheit zur Aus-
laugung des Kalkes aus dem äolischen Löfs des Hochplateaus hatte.
Da der Löfs in seiner Hauptverbreitung besonders an den Lauf der Elbe
gebunden ist, da er ferner auf den Hochflächen jeglicher Schichtung ent-
behrt (aufser dem Liegendsten), so dürfte nach dem Vorgänge von Brock-
mann- Je rosch*) mit Recht anzunehmen sein, dafs er aus den glazialen,
pflanzenlosen Flufsschottern der Elbe von den besonders im Urstrombett
heftig wütenden Stürmen ausgeblasen wurde.
Das herabsickernde Wasser kam reichlich mit der Luft in Berührung,
verlor einen Teil seiner Kohlensäure und fällte auf dem kleinen Plateau,
wo es sich ausbreiten konnte, den Kalk aus. (Einen ganz analogen Vor-
gang kann man heute noch, wie an zahlreichen anderen Orten, so auch
am linksseitigen Saubachtal kurz unterhalb der Neudeckmühle beobachten.)
*) Brockmann-Jerosch, H.: Das Alter des schweizerischen diluvialen Löfses.
Vierteljahrsschr. d. naturforsch Ges. in Zürich, 54. Jahrg., 1909.
Verfasser weist darauf hin, dafs von 32 Löfsschnecken der Schweiz heute noch
14 auf demselben Gebiete leben, die übrigen lieben kältere, höher gelegene Gegenden,
drei Arten werden heute nur noch in arktischen oder alpinen Gegenden gefunden. Es
hätte also kaum ein wärmeres Klima herrschen können, das aber unbedingt zur Schaf-
fung von Denudationsflächen nötig ist, wie sie Grundbedingung zur Löfsbildung sind.
Nicht das Klima schuf Denudationsflächen, sondern die vegetations-
feindlichen diluvialen Ströme auf mechanischem Wege.
Wäre das Klima Ursache, so müfsten gerade die Hochflächen ausgeblasen und die
Talwannen erfüllt sein.
Wie uns besonders die von Wilhe Im Graf zu Leiningen**) genauer untersuchten
Erdpyramiden, die vorwiegend aus Moränenschutt und Blocklehm bestehen, beweisen,
findet ein Ausblasen der Moränenböden so gut wie gar nicht statt, sie sind zähe und
bindig. Es bleibt also vor allem die Zone der Flufsschotter als Herd der Löfsbildung
für unsere Gegend übrig, vorausgesetzt, dafs es sich um äolischen, nicht fluviatilen
oder lakustren Löfs handelt.
**) Leiningen, W., Graf zu: Über Erdpyramiden. Abh. d. naturhist. Ges. zu
Nürnberg, XVIII. Bd., Nürnberg 1909,
134
Ursprünglich wird der Hang und die Terrasse in der Gegend der
heutigen Kalktuffblöcke steril und entblöfst gewesen sein. Der dürre
Syenitgrus, der keine Krautvegetation aufkommen liefs, war also pflanzen-
und humusarm und entbehrte mithin auch aller Schnecken, die sich
nicht oder höchst vereinzelt nur in das unwirtliche Tal gewagt haben
dürften. So setzte sich der Kalktuff unmittelbar auf dem syenitischen
Untergründe ab, eine grofse Zahl Brocken, Bröckchen und Körnchen des
Syenitmaterials besonders an seiner Basis umschliefsend und zunächst
völlig frei von Mollusken bleibend.
Später siedelten sich die ersten Pflanzen auf dem Kalk an. Das
beweisen die senkrechten Hohl räume der unteren Lagen des Kalktuffs.
Um diese Pflanzen herum schied der Kalk in erhöhtem Mafse aus, da die
Pflanzen dem Wasser Kohlensäure entnehmen. So nur dürften die halb-
kugeligen Buckel zu erklären sein, die um diese senkrechten Kanäle sich
gebildet haben. Die Sickerwasser mögen sich nun zunächst an der Tal-
flanke eine flache Rinne geschaffen haben. Alsdann fand das Wasser schneller
den Weg hierher und brachte bei gröfseren Fluten vor allem Cochlicopa
lubrica , Hyalinia pura und Fruticicola hispida mit herab. Dann bildeten
sich die gestreckteren Schichtungen, also die dünn lagenförmigen Abson-
derungen des Kalktuffs , ,,wie sie bei Überschwemmungen der Flüsse“ in
noch gröfserem Mafsstabe entstehen*).
Nun überzogen Lebermoose, Laubmoose und Schachtelhalme
den vom Tuff gebildeten Grund und ermöglichten bei geschlosseneren Be-
ständen die Bildung von Hohlräumen in dem Kalktuff.
In den Hohlräumen siedelten sich in der Hauptsache feuchtigkeits-
liebende Sch necke hen an, so Vitrina pellucida , Vitrea crystallina ,
Zonitoides nitidus , Acanthinida aculeata , Fupa edentidum , P. sid) striata,
P. angustior , Clausilia ventricosa, Succinea pmtris, Carychium minimum.
In den kleinen schüsselgrofsen Lachen fristete Planorbis contortus ein
bescheidenes Dasein, und ganz verborgen, wie heute noch oder heute erst
recht, hielt sich Acme polita, deren vier Exemplare alle in derselben
Höhlung safsen und die ganz unzweifelhaft schon bei Lebzeiten ihr Asyl
darin hatten.
Auch für die kalkholden Arten Orcula doliolum und Helix (Frutici-
cola) hispida bot die Lokalität genügende Existenzbedingungen.
Das Fehlen der gröfseren bei uns jetzt überall vorkommenden kraut-
fressenden Arten wie Helix umbrosa, Fidota carduelis ( fruticum ), Tachea
nemoralis usw. ist wohl aus vergehendem ohne weiteres verständlich.
Auf das Vorhandensein von Laubbäumen weist aufser den gefundenen
Blattabdrücken unter Umständen Buliminus montanus hin, der ein pas-
sionierter Baumsteiger ist. Dennoch braucht er es nicht immer gewesen
zu sein. Dafs er in dieser Beziehung entwickelungsgeschichtlich interes-
sante Fortschritte macht, läfst sich in einem Walde der Leipziger Ebene
bei Zwenkau beobachten, wo er in der Regel auf Blättern sitzt. Die Kette
rückwärts wäre: Jongleur auf Blättern — Stammsteiger — Bodenbewohner.
Die übrigen Arten sind standortsvag wie: Conulus fidvus, Vallonia
costata, Arianta arbustorum, Bidiminus obscurus , Cochlicopa lubrica.
*) Geyer, D.: Zur Molluskenfauna der Kalktuffe, S. 1 (310). Jahrli. d. Ver. f.
vaterl. Naturk. in Württ., 66. Jahrg., 1910,
135
VI.
Hecht auffällig ist die Vorherrschaft der kälteliebenden Arten,
während xerophyle Typen vollständig fehlen. Besonders hervorzuheben sind
als kälteliebend Pupa substriata , P. alpestris, P. columella , Clausilia ven-
tricosa , Acme polita und nach ihrem Aufbau zu urteilen auch die heute
in Sachsen nicht mehr vorkommende Varietät von Orcula doliolum-tumida.
Es kann somit angenommen werden, dafs das Klima zur Bildungs-
zeit des Röhrsdorfer Kalktuffes kühler war, als es heute der Fall
ist. Freilich würde es wohl zu weit gegangen sein, von dem Vorkommen
einer bestimmten Art gleich auf das jeweilige Klima zu schliefsen. Ich
stimme vielmehr in diesem Punkte völlig mit den vortrefflichen Ausfüh-
rungen Bollingers*) überein, der betont, ,,dafs bei Rückschlüssen vom Vor-
handensein oder nicht Vorhandensein gewisser Tiere auf das Klima, trotz
vielfacher Abhängigkeit derselben von klimatischen Faktoren, äufserste
Vorsicht geboten ist, indem die Anpassungsfähigkeit der meisten Orga-
nismen recht grofs ist“. Das Abkommodationsvermögen der Schnecken
ist immerhin grofs und gewifs fanden Schnecken stenothermen Charakters
damals nicht wesentlich andere Verhältnisse vor, als sie heute noch an
bestimmten Örtlichkeiten walten.
Das Vorherrschen und die Häufigkeit kälteliebender Formen im
Röhrsdorfer Kalktuff dürfte aber immerhin die Annahme eines kühleren
Klimas rechtfertigen, da ja bekanntermafsen gerade diese Gegend heute
eine etwas höhere Durchschnittstemperatur hat, als andere Gegenden
Sachsens. Aber weiter mufs bedacht werden, dafs die Lokalität niemals
so beschaffen gewesen sein kann, dafs hier, ganz lokalisiert, ein tieferes
Jahresmittel bestanden haben sollte als in der weiteren Umgegend. Dann
aber steht nichts dagegen, anzunehmen, dafs dieser Kalktuff diluvialen
Ursprungs ist, und dafs seine Entstehung ins Ober-Pleistozän zu setzen
sei, in welchem die Kalktuffe Thüringens, die Rhein-Niederterrasse, die
Tuffe der fränkischen Schweiz entstanden. In jener Zeit war die Ab-
lagerung des echten Löfses abgeschlossen, aus dem sich durch Auflösung
und wieder Ausfällung des Kalkgehaltes (bis 10 % nach Dalmer und Beck)
der Röhrsdorfer Kalktuff bildete.
In unserm engeren Vaterlande hätte somit das Lager einen Zeit-
genossen in dem von Th. Reibisch**) beschriebenen Moormergel von
Cotta bei Dresden. Die Zeugen kälteren Klimas aus diesem Diluvial-
mergel sind die ovovivipare Helix lamellata , die ihre Jungen erst dann
dem Mutterleibe entläfst, wenn sie bereits hoch entwickelt und den rauhen
Bedingungen der Aufsenwelt besser gewachsen sind, ähnlich wie Pyrami-
dula rupestris oder Salamandra atra im Hochgebirge. (Da Reibisch die
Art zusammen vorkommend mit Acanthinula acideata anführt, ist ein
Irrtum wohl kaum möglich; immerhin könnten völlig abgeschliffene Exem-
plare, wie sie mir aus dem Röhrsdorfer Tuff vorliegen, zu einem Irr-
tum Anlafs gegeben haben.) Ferner zählt Reibisch auf Helix tenuilabris.
Diese Art führt Geyer ***) von Grällwitz und Passendorf bei Halle als
*) Bo lling er, G.: Zur Gastropodenfauna von Basel und Umgebung. In.-Diss.
Basel 1909.
**) Reibisdh, Th.: Verz. der bisher in den diluvialen Mergeln von Cotta bei
Dresden aufgefundenen Conchylien. Abhandl. d. Jsis in Dresden, 1892.
***) Geyer, D., wie oben a. a. O,
136
vielleicht subfossil an und zwar die Varietät saxoniana. Doch nach Wüsts*)
eingehenden Untersuchungen mufs saxoniana Sterki unbedingt als selb-
ständige Art aufgefafst werden, von der immerhin noch unbestimmt ist,
ob sie überhaupt rezent ist. Clessin**) erwähnt tenuilabris typ. von der
schwäbischen Alp bei Eyach, wo sie lebend gefunden worden sein soll;
sonst gibt er sie noch an aus Genisten der Donau bei Regensburg und
Günzburg, des Jagst bei Schöntal und der Saale bei Passendorf. Nach
der Beschreibung und der Angabe der Verbreitung handelt es sich hier um
Helix declivis Sterki ( adela Westerlund). Somit haben wir für die Be-
urteilung der H. ( Vallonia) tenuilabris in der oben zitierten Arbeit von
Wüst die besten Fingerzeige. Danach (S. 2) ist tenuilabris fossil und
wurde im Pleistozän des Saalegebiets nachgewiesen aus Flufskiesen teils
ohne teils mit nordischem Material von Süfsenborn, Grofs-Jena, Weimar,
Heldrungen, Rofsleben, Klein-Korbetha, aus Riedboden bei Zeuch fei d, aus
Sand- und Gehängelöfs von Vitzenburg, Wickerstedt, Sonnendorf, Rofsbach
bei Naumburg, Freiburg, Weifsenfels. Ferner fand Reibisch Pupa genesii
Gredler, die heute nur bei 1600 m Höhe in der Bozner Gegend gefunden
wird, und Papa columella. Diese Art lebt heute als gredleri in den
alpinen Regionen der Schweiz und Tirols. In Deutschland führt sie
Geyer***) nur von Genisten des Neckars und württembergischer Bäche
bei Urach an. Wüst hat dieselbe zufolge der oben genannten Arbeit nach-
gewiesen in der Gegend von Süfsenborn bei Weimar, Weimar, Heldrungen,
aus Sandlöfs von Vitzenburg und Gehängelöfs von Rofsbach bei Naumburg
sowie in dem Kalktuff von Weimar.
Somit liefsen sich anführen für ein kälteres Klima Helix ( Vallonia )
tenuilabris , Acanthinula lamellata, Pupa genesii , P. columella , P. alpestris ,
P substriata, ferner die Kümmerform von Orcula doliolum var. tumida.
Wenn es schon nach dem Molluskenbestande an sich unabweisbar ist,
dafs der Röhrsdorfer Kalktuff eine pleistozäne Bildung sei, so geht es
noch deutlicher aus einem näheren Vergleich mit den beiden Lagern
diluvialen Mergels von Cotta und dem Kalktuff von Robschütz
hervor.
VII.
Der Kalktuff von Robschütz fand eine sehr eingehende Würdigung
durch die gründliche Arbeit Engelhardtsf.) Sein Alter konnte noch nicht
sicher dokumentiert werden. Robschütz weist unter den 32 bekannt ge-
wordenen Mollusken 29 Land- und 3 Wasserschnecken auf.
Vor Röhrsdorf voraus hat Robschütz: Vitrina elongata , V.
diaphana , Vitrea diaphana , Vallonia pulchella , Fruticicola umbrosa , Fr.
strigella, Tachea. austriaca , Fulota carduelis , Helicogena pomatia , Caeci-
lianella acicula , Chondrula tridens, Pupa muscorum, Succinea pfeifferi ,
S. oblong a, Planorbis ovata , Limnaea palustris, Pisidium fontinale\ also
17 Arten oder 54 %•
*) Wüst, E.: Über Helix (Vallonia) saxoniana Sterki. Zeitsehr. f. Naturwissen-
schaften, Bd. 78, 1905 — 06.
**') Clessin, S.: Deutsche Exkursions -Mollusken -Fauna. 2. Aufl. Nürnberg 1884,
S. 131 flg.
***) Greyer, D.: Unsere Land- und Süfswassermollusken. Stuttgart 1909, S. 54.
f) Engelhardt, H.: Über den Kalktuff im allgemeinen und den von Kobschütz
mit seinen Einschlüssen insbesondere. Progr. d. Realsch. Dresden -Neust. 1872.
137
Dagegen hat Röhrsdorf voraus: Hyalinia pura, Zonitoides nitidus,
Conulus fulvus, Punctum pygmaeum , Vallonia costata, Acanthinula acu-
leata , Papa columella, P. substriata, P. alpestris, P. angustior, Clausilia
plicatula, Ci. ventricosa, Carychium minimum , Planorbis contortus, Acme
polita.
Dagegen hat der Cottaer Moormergel trotz seiner grundverschie-
denen Entstehungsweise und ganz anderen Lebensbedingungen mit dem
Röhrsdorfer Tuff 23 Arten gemein. (Die übrigen acht Arten erklären
sich aus der anders gearteten Beschaffenheit der Lokalität und machen
nur 26% aus.)
Da nun der Röhrsdorfer Kalktuff nach seiner geographischen Lage
das Mittelglied von Robschütz-Cotta bildet, so mufs uns die unge-
heure Differenz der Faunen zweier nahbenachbarter, fast gleicher
Lebensgebiete sehr auffallen, wie es zwischen Rob schütz-Röhrs-
dorf der Fall ist. Es erscheint hiermit völlig ausgeschlossen, dafs beide
zu gleicher Zeit entstanden sind.
Ist nun der Robschützer Kalktuff älter oder jünger als der Röhrs-
dorfer? Alter dürfte er entschieden nicht sein. Die von Jentzsch*) zu
einer Zeit, als die Diluvialforschung noch in den Kinderschuhen steckte
(1872), verfochtene primäre Auflagerung von Löfs in den unteren Partien
besitzt gar keine Beweiskraft für das Alter des Tuffes. Aller Wahrschein-
lichkeit nach handelt es sich hier um einen völlig umgelagerten Löfs. Wer
die Örtlichkeit besichtigt hat, wird mir zustimmen, dafs die Umlagerungs-
bedingungen äufserst günstige sind. Zudem ist zu berücksichtigen, dafs
seit dem Jahre 1590 der Kalk abgebaut wurde, das Terrain also keines-
wegs jungfräulich unberührt geblieben ist. Wenn in dem dem Kalktuff
aufgelagerten Löfs Arten gefunden wurden, die, wie besonders hervorge-
hoben wird, sonst dem Löfs fremd sind, wie Hyalinia nitidula, Helix
rotundata, H. hortensis, H. strigella , H. hyalina (diaphana), Succinea
putris, S. pfeifferi, so ist die Einschwemmung aus dem Kalktuff entschieden
ein Altersbeweis ganz im entgegengesetzten Sinne von Jentzsch. Der Tuff
dürfte kaum so schnell wieder zerfallen sein, dafs er schon wieder dem
,, primär“ lagernden Löfs eine solche Menge Konchylien zuführte. Aber das
könnte man immerhin noch zugeben. Doch die eingeschwemmten Arten
erzählen eine ganz andere Geschichte. Sie kommen wohl im Tuff vor,
sonst aber nicht im Löfs, darum gelangten sie aus dem Tuff gleichzeitig
mit dem viel früher abgelagerten echten Löfs in Frühjahrswässern auf die
flach konkave Talebene und wurden hier miteinander ahgesetzt, ja viel-
leicht sind es nicht einmal ausgeschwemmte Schalen, sondern Gehäuse
von Schnecken, die nach Abschlufs der Bildungszeit des Löfses und auch
des Tuffes im Terrain lebten und mit den Schlämmprodukten zum ersten
Male abgesefzt wurden. Gegen das hohe oder höhere Alter spricht auch
Helix pomatia. Nach Menzel**) ist sie im Pliozän von Deutschland
nicht bekannt geworden. Sie tritt in den interglazialen Kalktuffen von
Cannstatt, Taubach, Gräfentonna, Burgtonna bei Weimar und Schwaneheck
*) Jentzsch, A.: Über das Quartär der Gegend von Dresden und über die Bil-
dung des Löfs im allgemeinen. In.-Diss. Leipzig. Zeitschr. f. d. gesamten Naturwissensch.
Halle 1872.
**) Menzel, H.: Über das Vorkommen der Weinbergschnecke in Deutschland.
Naturw. Wochensch. N. F. VIII. Bd., Nr. 85, 1909.
138
bei Halberstadt, wie auch im Diluvium von Paris auf, fehlt aber den
übrigen diluvialen Lagern Mittel- und Norddeutschlands.
Während Robschütz eine Reihe xerophyler Arten aufweist, wie
Fruticicola strigeUa , Caecilianella acicula, Chondrula tridens, Helix
austriaca , und mehrere Freunde reicher Krautvegetation, wie Helix
umbrosa , H. austriaca , H. pomatia , TI. carduelis (■ fruticum ), fehlen ihm
alle jene Formen ohne Ausnahme, die oben als Bewohner besonders kühler
Gegenden genannt und von Cotta und Rohrs dorf angeführt wurden.
Aus dem allen darf der Schlufs gezogen werden, dafs der Tuff von
Röhrsdorf entschieden diluvialen Ursprungs ist, dafs wir es aber
in dem Robschützer Tuff mit einer wesentlich jüngeren Ablagerung zu
tun haben. In diesem Sinne sei auch die in einer früheren Arbeit*) aus-
gesprochene falsche Ansicht über das Alter des Robschützer Tuffes kassiert
und richtig gestellt. Er ist eine alluviale Bildung, somit können auch
die darin gefundenen sechs menschlichen Schädel**) in keiner Weise
herangezogen werden zur Diskussion über die Verbreitung des diluvialen
Menschen in Deutschland; und darin hätte meines Erachtens der Schwer-
punkt für die wissenschaftliche Bewertung des Robschützer Tuffes gelegen.
Ergebnisse.
1. Der Röhrsdorfer Kalktuff verdankt seine Entstehung der
auslaugenden und wieder absetzenden Tätigkeit der aus dem
Löfs der Hochfläche herabgekommenen Sickerwässer.
2. Der Tuff nimmt auf Grund der Vergleichung verschiedener Fossil-
faunen der Gegend dieselbe Stellung ein, wie der Cottaer Sumpf-
Mergel, ist also im Pleistozän entstanden und unterscheidet sich
auf das schärfste vom Robschützer Tuff, der alluvial ist.
3. Die Schneckenfauna ist eine reiche Landschneckenfauna,
die zum gröfsten Teil im engsten Tuffgebiet ansässig war.
4. Orcula doliolum unterscheidet sich in ihren Schalen
so sehr vom lebenden Typus, dafs sie als Varietät aufgefafst
werden mufs.
Schlufsbemerkung.
Der Röhrsdorfer Kalktuff ist vom geologischen Standpunkte aus be-
trachtet, eine so unbedeutende Ablagerung, dafs sie kaum der Erwähnung
würdig ist. Trotzdem, oder gerade deswegen habe ich mich bemüht, zu
zeigen, dafs selbst solche Ablagerungen wichtige Erkenntnisse fördern
helfen und geeignet erscheinen, helle Streiflichter auf viel weittragendere
Fragen zu werfen.
Die kleine Anzahl Arten der im Kalktuff von Röhrsdorf gefundenen
Konchylien erlaubt uns Schlüsse auf die Verhältnisse während bez.
*) Vohland, A. : Die Land- und Süfs Wassermollusken des Triebiscli - Flufs - und
Bachgebietes usw. Sitzungsber. d. Naturf. Ges. zu Leipzig, 1907.
**) Engelhardt, H., a. a. 0.
Jentzsch, C. A.: Über das Quartär der Gegend von Dresden usw. In.-Diss.
Leipzig. Halle 1872, S. 93. „Diese Schädel sind zum Teil verloren gegangen. Im
Dresdner Museum befinden sich : Ein Gehirnschädel, von dem Os frontis, Ossa parietalia,
Os occipitis und Os temporum vorhanden sind. Ferner ist dort aufbewahrt: ein Unter-
kiefer, ein Os sacrum, ein Os femoris und eine Fibula, sowie einige Schädelbruchstücke.“
189
kurz nach der letzten Eiszeit in unserem engeren Yaterlande zu
ziehen. Gerade das durch eine gewisse Bodenständigkeit ausgezeichnete
Volk der Mollusken ist in unserer Zeit mehrfach Eideshelfer zu wichtigen
Theorien über die Eiszeit und für die Wissenschaft der mit der Geologie
sich verschwisternden Zoogeographie gewesen. Ich erinnere nur an die
vorzüglichen „Studien zur Zoogeographie“ von W. Kobelt*).
Auch die vom Dresdner P. Reibisch**) aufgestellte und von Sim-
roth***) mit unendlichem Fleifse ausgebaute Pendulationstheorie hat
durch die eingehendste Berücksichtigung der Mollusken aufserordentliche
Stützpunkte erhalten.
In Sachsen ist in der Erforschung diluvialer Konchylien noch wenig
geschehen. Wird dieser vernachlässigte Zweig der Wissenschaft bei uns
erst wieder zu Ehren gebracht sein, so werden wir auch ein gut Teil
vorwärts kommen in der Erkenntnis der diluvialen Verhältnisse unseres
Vaterlandes.
Es ist mir schliefslich angenehme Pflicht, Herrn Dr. C. Gäbert, Leipzig,
für liebenswürdig erteilte Ratschläge bei Abfassung vorliegender Arbeit
auch an dieser Stelle allerherzlichsten Dank zu sagen.
*) Kobelt, W. : Studien zur Zoogeographie. Wiesbaden 1897/98. An anderer
Stelle: „Erinnerungen eines Ooncho logen“ (Nachrichtsblatt der Deutschen Mala-
kozoologischen Gesellschaft, 42. Jahrg., 1910) sagt Kobelt: „Jedenfalls ist es gelungen,
den Binnenconchylien , die Wallace für ganz ungeeignet zu zoogeographischen Unter-
suchungen erklärt hatte, die ihnen gebührende Stellung an die Spitze der von den Zoo-
geographen zu berücksichtigenden Tierklassen zu erobern.“ S. 56.
**) Beibisch, P.: Ein Gestaltungsprincip der Erde. Yer. f. Erdk. Dresden 1901.
***) Simroth, H.: Die Pendulationstheorie. Leipzig 1908.
Abhandlungen der Isis in
Taf. I.
Formular 367 1/2
Abhandlungen der Isis in Dresden, 1910.
Fig. 1.
1 V V V u
V2 d. nat. Gr.
(J 7 !1 t ¥ 9 »
Formular 375 1/2
Taf. I.
Fig. 2.
Carl Schleicher & Schüll, Düren (Rheinland),
Formular 3671/2
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der ,, Isis welche durch die Burdachsche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 3 M. — Pf.
Schneider, 0.: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntnis der *
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 . . . . . . . 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang. . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, der Jahrgang . . . 3 Al. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September .... 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember ..... 31. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jalirgangl881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1910, der Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang ! 886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
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wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
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in den Sitzungsberichten quittiert wird.
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